23. Trierer Empra - Kongress - 30.10.2015 -Eine visuelle SucheWie der Geschmacksinn unser Augenmerk lenkt Sarah Wagemann, Rabea Höke & Anne Armbruster Eine zentrale Fragestellung der allgemeinen Psychologie ist, inwiefern Reize der verschiedenen Modalitäten sich gegenseitig beeinflussen. Das heißt, ob z.B. auditive oder olfaktorische Reize die visuelle Aufmerksamkeit beeinflussen. Mit Hilfe des Paradigmas der visuellen Suche konnten Lucia Iordanescu et al (2008) nachweisen, dass semantisch kongruente Stimuli (z.B. Bellen eines Hundes) die visuelle Suche auf kongruente Objekte (z.B., Bild eines Hundes) erleichtern. Ferner erkannten Chen und Spence (2013), dass auch kongruente orthonasal präsentierte Gerüche die visuelle Suche erleichtern. Da gustatorische Reize teils über dieselben Rezeptoren verarbeitet werden wie orthonasal präsentierte Gerüche ,liegt der Schluss nahe, dass auch bei einem kongruenten Geschmack (z.B. durch Apfelsaft) die visuelle Suche eines kongruenten Objektes (Bild eines Apfels) erleichtert wird. Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich die folgende Forschungsarbeit. Experimentelles Design Unabhängige Variablen: - Kongruenz =Apfelsaft im Mund & Zielreiz Apfelsaft - Inkongruent = Apfelsaft im Mund & Zielreiz Pfefferminztee - Neutral = Wasser im Mund & Zielreiz Apfelsaft/Pfefferminztee Abhängige Variablen - RT - Fehlerrate Ergebnisse Die Mittelwertsunterschiede beim Faktor Kongruenz wurden mit einer einfaktoriellen ANOVA mit MW:F(2,34) = .024, p = .977, ηp²=.001nicht signifikant. Da kein Haupteffekt gefunden wurde, wurde eine zweifaktorielle ANOVA mit dem zusätzlichen Faktor „Stimuli“ ( Pfefferminz + Apfelsaft) durchgeführt. Hier ergab sich der HE „Stimuli“ und eine Interaktion der Faktoren. Da zudem in der Variablen Apfelsaft die RT rein deskriptiv der Hypothese entsprach, wurden im Anschluss eine separate ANOVA für jede Variable des Faktors „ Stimuli“ gerechnet. Bei der Variable „Pfefferminztee“ ergab sich ein signifikantes Ergebnis. Dahingegen wurde die Variabel „Apfelsaft“ in der ANOVA nicht signifikant, jedoch zeigten sich signifikante Helmertkontraste „kongruent“ gegen „inkongruent/neutral“. 2000 ms Mittelwerte der Rekationszeiten 1673 1500 ms 1706 1778 1330 Apfel + 1000ms Reaktion = Lokalisation des Zielreizes in dem entsprechenden Quadranten oben links oben rechts unten links unten rechts 500ms RTkongruent RTinkongruent Bis zur Reaktion RTkongruent 1278 RTikongruent RTneutral 1000 ms Trial Ablauf 1000ms RTneutral 1374 Hypothese RTkongruent < RTinkongruent = RTneutral 1l Stimulusmaterial: pro Trial Suchfenster mit 16 Reizen ( Distraktoren und Zielreiz, in Kontrolldurchgang ohne Zielreiz) Diskussion In unserem Experiment haben wir erwartet, dass die RT in der kongruenten Bedingung kürzer ist als in der inkongruenten- und neutralen Bedingung. Diese Erwartung wurde nur bei der Geschmacksvariablen „Apfelsaft“ deskriptiv erfüllt. Die Variable „Pfefferminz“ zeigt nicht das Reaktionszeitmuster der Hypothese. Die RT sind jedoch durchweg geringer als bei Apfelsaft. Pfefferminztee scheint also einen prägnanten Geschmack bzw. eine anregende Wirkung zu haben. Laut dem Feedback der Probanden war das Suchparadigma recht einfach(z.B. sind Pfefferminzblätter sehr leicht zu identifizieren), was das Ergebnis mit beeinflusst haben könnte. Zusammenfassend scheinen unsere Sinne besser zusammenzuspielen, wenn besonders der Geschmack eines Reizes prägnant und herausstechend ist. Literatur Chen, K., Zhou, B., Chen, S., He, S., & Zhou, W. (2013). Olfaction spontaneously highlights visual saliency map. Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences, 280(1768), 20131729. Iordanescu, L., Guzman-Martinez, E., Grabowecky, M., & Suzuki, S. (2008). Characteristic sounds facilitate visual search. Psychonomic Bulletin & Review, 15(3), 548-554.
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