Report (in german) - Hartmann Stampfer

 8. Noćni Marathon Novi Sad Serbien (SRB) 2015
Samstag, 27. Juni 2015 Start: 21:45 Uhr Wieder einmal eine neue Stadt besuchen, diesmal Novi Sad. Wobei jeder meiner Marathons meistens in einer neuen Stadt oder einem neuen Ort ist. Wieso Serbien? Natürlich könnte ich auch in meiner näheren Umgebung nach einem neuen Marathon suchen. Ich könnte mich z.B. wieder mal an einem Bergmarathon versuchen, oder eher hinaufquälen, würde ich sagen. Natürlich schaue ich am Vortag noch in Brixen beim Dolomitenmarathon vorbei und treffe einige Laufbekanntschaften. Dabei ergeben sich interessante Diskussionen über Marathons, die Die Festung Petrovaradin man liebt oder eben nicht. Da die Geschmäcker ja und die Varadin Brücke über die Donau bekanntlich sehr verschieden sind, ist reger Gedan‐
kenaustausch schnell gefunden. HaWe erzählt, er bekomme morgen einen Frühstart zur Plose hinauf. Ich: „Was soll das?“ ‐ Er: „Ja, ich will den Lauf genießen.“ ‐ Ich: „Auskosten kannst du einen Berglauf nur, wenn du ohne Startnummer das Ganze erwanderst, ohne Stress mit dem Zeitlimit, dich mal irgendwo länger als 1 Minute hinsetzen und den Ausblick genießen kannst.“ Oft höre ich von Ma‐
rathonsammlern, es käme ihnen nicht mal darauf an, dass sie in einer Wertung sind, sondern sie wollen einfach nur dabei sein. „Ah, deswegen der Frühstart also?“ Ich finde, unsere Berge sind zu schade, um nur hoch zu keuchen, kaum Zeit für eine Blick nach Der Verein ARK Fruška Gora links und rechts zu haben, immer nur die Stoppuhr zeichnet für den Lauf verantwortlich im Blick, und sich eventuell noch mit den Offiziellen herum zu ärgern, die dich aus dem Rennen nehmen wollen, weil du an den Kontrollpunkten über dem Zeitlimit bist. Oder meint es der Marathonläufer gar nicht so, wenn er sagt, ihm sei die Zeit nicht so wichtig? Braucht er die Bestätigung, immer ein Held zu sein, immer etwas geleistet zu haben? Braucht es nun auch Frühstarts, damit die Zeit etwas zurück‐
gedreht werden kann, die gute, alte Zeit. Jürgen meint, er würde wegen der aufkommenden Wärme hier in Brixen auch einen Frühstart benötigen. Genug der Meinungsvielfalt, ich fahre weiter nach Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens. Novi Sad liegt in der Vojvodina, hat ungefähr 350.000 Einwoh‐
ner und wird als Serbisches Athen bezeichnet. Zum 4. Mal bin ich hier in der näheren Umgebung von Belgrad. Der Verein ARK Fruška Gora veranstaltet bereits zum 6. Mal Ende Juni diesen Marathon. Mit der Entscheidung, alles spät am Abend über die Bühne zu bringen, ist das mit der Hitze kein Problem. Die Marienkirche und ihr Architekt Das Leichtathletikstadion im Universitäts‐Viertel und am Trg Slobode-Platz Copyright 2015 Hartmann Stampfer
Die 2,5 km lange, super angelegte Tartanbahn nach dem Wendepunkt, sie ist recht schmal für über 1000 Läufer Start und Ziel im Stadion Conny vom „Club Supermarathon Austria“ ist fast zeitgleich mit mir im Ziel ein toller, an der Donau angelegter, Rad‐ und Lauf‐
weg (mit Tartanbelag) ermöglichen diese Veranstal‐
tung, die über 6 Runden geht, fast problemlos. Die Anmeldegebühren sind mit dem Brixenmarathon nicht vergleichbar, es ist auch ein anderer Typ von Marathon. Massimo ist bereits 2014 hier gelaufen und kennt sich deshalb aus. Runden zu laufen ist für einen Ultraläufer wie ihn, der öfters 6, 12 und mehr Stunden läuft, kein Problem. Bei Nachtläufen kommt mehr das Gehör als das Sehen zum Tragen. Was ich von Novi Sad sehen will, gebe ich mir noch am Nachmittag vor dem Lauf: die Marienkirche in der Altstadt und auf der anderen Seite der Donau die gigantische Festung Petrovaradin. Später finden im Sportgelände Kleinfeld‐ und Hand‐
ballturniere sowie andere Wettbewerbe statt. Dieser letzte Juni‐Samstag ist in der Stadt etwas Spezielles. Mit dem Minimarathon über 7,2 km, der 2 Stunden vorher stattfindet, ist viel Bewegung im Innenfeld der Leichtathletikanlage. Start dann um 21:45 Uhr für ein Feld von 1200 Leuten, es wird eng, sehr eng beim Hinauslaufen aus dem Stadion. Auch am Radweg ist bis zum Wendepunkt viel los. Obwohl der Donaudamm gut beleuchtet ist, ist Vorsicht geboten. Vom anderen Ufer des einzigen Stromes, der durch 10 Länder fließt, gibt es Rock‐ und Popkonzerte. Aus der Sportzone klingt wieder andere Musik, so hebt sich der Musikgenuss fast auf, schade. Weniger ist auch hier manchmal mehr. Die wenigen Zuschauer feuern uns pausenlos an, ich nehme an, es sind die Angehörigen, die vorher ihre 7,2 km gelaufen sind. Endlich nach 3 Runden verlas‐
sen uns nach und nach die über 1000 Läufer, die den Halbmarathon absolviert haben. Es ist nach Mitternacht, endlich haben wir mehr Platz und wir können uns auf die Nacht bzw. unsere 2. Hälfte konzentrieren. Am Ende des Laufes lungern einige Marathonläufer am Donaudamm herum, sie haben bereits gefinisht, sind wahrscheinlich müde, für ein „give me five“ reicht es gerade noch. Jetzt ist es deutlich nach 2 Uhr und im Stadion ist nicht mehr viel los. Trotzdem werden wir gebührend empfan‐
gen, es wird nichts abgebaut, nichts weggeräumt. Im Ziel treffe ich Ernst und Conny, für sie ist nun ihre Unterkunft in Novi Sad die nächste Station. Ich hingegen mache mich wieder auf den Weg Richtung Dolomiten. Wer weiß, vielleicht wandere ich noch auf die Plose, so ganz ohne Stress? So sind wir Marathonsammler, jeder mit seinen ganz persönlichen Zielen und Vorlieben, aber Hauptsache wieder einer (bzw. bei mir ein Neuer) auf der Liste. Copyright 2015 Hartmann Stampfer