6 Best Practice
12/2013–01/2014 DER GEBÄUDE MANAGER
Vollintegrative Automation: Ein Modehaus zeigt vor, wie’s geht
Dank moderner Gebäudeautomatisierung ist das neue Modehaus Stöcker im oberösterreichischen Eferding heute nicht nur ein Musterschüler in Sachen Energieeffizienz: Indem alle Gewerke auf einer Software-Plattform zusammengefasst wurden, sind nun neben den gebäudetechnischen auch
alle sicherheitsrelevanten Vorgaben intuitiv einstellbar. Zahlreiche Synergien sind die Folge davon.
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e größer die Blöcke, desto größer auch die Zwischenräume“,
sagt Peter Stöcker. Der Chef des
Eferdinger Modehauses ist überzeugt, auch weiterhin „mit den
besseren Mitarbeitern“ gegen die
großen Handelsketten bestehen
zu können. Ja, mehr noch: Aktuell
stehen bei dem Familienunternehmen alle Zeichen auf Expansion. In
einem neuen im September eröffneten Modehaus wird auf mehreren Etagen nun eine Verkaufsfläche
von mehr als 5.000 m2 geboten, das
Personal hat Stöcker kurzerhand
verdoppelt. Die Pläne für das neue
Haus entstanden 2010: Da es für
eine innerstädtische Erweiterung
keine Genehmigung gab, fiel die
Wahl auf das letzte noch verfügbare Grundstück in der Eferdinger
Handelszone.
Klare Vorgaben des
Bauherren
Als Bauherr hat Stöcker den Architekten von F2 vier klare Vorgaben gegeben: 1) Entstehen sollte
eine reine Handelsimmobilie, die
2) mehrgeschossig angelegt ist. 3)
Zudem sollte das Modehaus auch
„eine Aussage treffen“, sich also gegenüber dem naheliegenden Fachmarktzentrum klar differenzieren.
Und: 4) Bei möglichst niedrigen
Betriebskosten sollte eine künftige
Nachnutzung bereits in der Planung – durch „die logische Trennung relevanter Regelkreise“ – vorweggenommen werden.
Hinsichtlich der technischen Ausstattung wollte Stöcker nicht nur
eine elegante Lösung hinsichtlich
der Gebäude-Klimatisierung. Ge-
© BEIGESTELLT (ALLE)
Im Modehaus Stöcker „spricht“ die Lichtsteuerung auch mit den Jalousien und regelt ebenso die Beleuchtung des Parkdecks. Zudem ist an das Zutrittssystem
auch eine Warensicherung gekoppelt.
wünscht wurde zudem eine überschaubare Gesamtlösung für die
Gebäudeautomation, das heißt ein
Building-Management-System,
„das ohne seitenlange Bedienungsanleitungen auskommt“, so der
Wunsch des Bauherrn, sondern
über einfache Grundrissgrafiken
intuitiv bedienbar ist.
Ermöglicht wurde ein solches
Building-Management-System auf
Basis der Software „XAMControl“
der steirischen evon GmbH, implementiert von der Linzer GTS
Automation.
GTS-Projektleiter
Christian Hennerbichler erklärt:
„Diese Plattform bietet nicht nur
die Möglichkeit einer intuitiven
Bedienoberfläche, sondern auch
die in der Branche der Gebäudeautomatisierung
einzigartige
Eigenschaft eines vollwertigen, redundanten Aufbaus in Form einer
Server-Client-Struktur. Die redundante Lösung war uns als Dienstleister für ein Komplettsystem ein
großes Anliegen, um stets eine
sicher funktionierende Anlage zu
haben.“ Entsprechend kann heute
im Modehaus Stöcker die Gebäudeautomation per PC oder Tablet
überall bedient werden, sofern der
jeweilige Mitarbeiter über die notwendigen Rechte dazu verfügt.
Das seit September eröffnete Modehaus Stöcker lädt in der Eferdinger Handelszone auf eine Verkaufsfläche von mehr
als 5.000 m2.
Software steuert alle
Heiz- und Kühlkreisläufe
Einzigartig beim Modehaus Stöcker ist auch, dass das komplette
Gebäude per Betonkernaktivierung
geheizt und gekühlt wird. Zwei
Wärmepumpen entziehen dabei im
Winter dem Grundwasser Wärme,
im Sommer wird das Grundwasser direkt zur Kühlung des Gebäudes verwendet. Peter Stöcker
erklärt: „Speziell im Handel sind
die Kühlanforderungen besonders
hoch. Hinzu kommt, dass in diesem Bereich eine vorhandene Zugund Umluft schnell problematisch
werden kann. Die Strahlungskälte
der Betonkernaktivierung kommt
uns daher mehrfach entgegen: Sie
beeinträchtigt unsere Kunden am
wenigsten. Und – nach dem Invest
– fallen nur noch die Kosten der
Umwälzpumpen an.“ Stöcker geht
davon aus, dass sich die Mehrkosten für die Betonkernaktivierung
in weniger als drei Jahren amortisiert haben werden. Freilich: Auch
das Haus selbst musste sich dieser
Art der Klimatisierung anpassen
– Glas- und transparente Flächen
wurden entsprechend nur nordseitig angebracht.
Alle Heiz- und Kühlkreise des
Systems sowie die Wärmepumpen selbst werden dabei mit Hilfe
von XAMControl geregelt. „Die
Überwachung und Bedienung der
gesamten HLK-Anlage sowie die
Weiterleitung von Störmeldungen
erfolgen somit über das Gebäudeautomations-System und das
Know-how von GTS Automation“,
so Hennerbichler. Detaillierte In-
formationen über die Wärmepumpen werden dabei via Modbus in
die Anlagengrafiken des Systems
übertragen. Innovatives Beleuchtungs-Konzept
Im Verkaufsbereich wurde eine von
LSG Building Solutions eigens für
dieses Projekt entwickelte Medienschiene eingesetzt, in der ein DreiPhasen-Beleuchtungskonzept angewendet wird. Jede einzelne Phase
der Schienen wird dabei, je nach
Positionierung, automatisch über
Zeitprogramme und Helligkeitssensoren gesteuert.
Als optischer Leckerbissen wird im
Eingangsbereich der Hintergrund
der angebrachten Bäume mit LEDStripes in kontinuierlichem Verlauf,
mit frei wählbaren Farben, geregelt.
Angebunden wurden die LEDBeleuchtungskörper mit Hilfe von
Beckhoff-Komponenten und dem
DALI-Protokoll. Geregelt und gesteuert wird die gesamte Beleuchtung über XAMControl. Zutritt & Zeiterfassung
mit nur einem Schlüssel
Ein weiterer Wunsch war, dass
sowohl die Zutrittssteuerung als
auch die Registrierung der Mitarbeiter am Zeiterfassungsterminal elektronisch erfolgen kann.
Als Ergebnis bewegt sich jeder
Mitarbeiter zum und innerhalb
des Gebäudes mit einem einzigen
elektronischen Schlüssel in Form
eines mifare-Transponders. Dieser
sperrt, je nach Berechtigung, so-
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an das Zutrittssystem auch eine
Warensicherung gekoppelt – an
den Ausgängen des Modehauses
werden nicht deaktivierte RFIDTransponder jederzeit erkannt
und können mit beliebigen Fol-
geaktionen gekoppelt werden.
Und dank verlässlicher BeckhoffHardware, in Verbindung mit dem
installierten „Hot Standby“, ist all
das in einer überaus hohen Verfügbarkeit garantiert, die mit her-
kömmlichen Systemen nicht erreicht werden kann.
[mz]
www.gts-automation.com
www.evon-automation.com
www.beckhoff.at/building
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LED-Beleuchtungskörper an den Wänden werden via DALI angesteuert und
wechseln entsprechend der Vorgabe kontinuierlich die Farben.
wohl die jeweiligen Zugangstüren
zum Gebäude als auch die digitalen Schließzylinder innerhalb des
Gebäudes. Als Draufgabe wird der
gleiche Transponder zur Registrierung am Zeiterfassungsterminal verwendet. Selbstredend, dass
auch die Zutrittssteuerung und die
Vergabe der Zutritts-Berechtigungen im System von GTS Automation vollintegriert ist.
Abgerundet wird das SicherheitsKonzept des modernen Modehauses durch eine Alarmanlage und
eine Videoüberwachung, die den
Verkaufs- und Bürobereich mit ausgeklügelter Technik für Einbrecher
mehr als unattraktiv macht. Auch
diese Gewerke sind vollintegriert
in die Gebäudeleittechnik von GTS
Automation.
Vernetzung pur
Peter Stöcker schätzt mittlerweile
die Vorteile, die es mit sich bringt,
die gesamte Automatisierung in
einem einzigen System zusammengefasst zu haben: „Dadurch
sind alle Gewerke übersichtlich in
vertrauten Grafiken und Bediensymbolen angeordnet und intuitiv bedienbar.“ Und: Es gibt einen
einzigen Ansprechpartner für alle
Gewerke der Automatisierung:
„Generell ist die Steuerung aller
Anlagen sehr kurzfristig und einfach möglich – etwaige Probleme
werden von GTS Automation per
Fernwartung jederzeit umgehend
behoben.“
Die Offenheit des auf Industriestandards basierenden XAMControl findet Stöcker „einfach
fantastisch“: „Dank der gänzlich
vernetzten und zentral aggregierten Gewerke wissen wir nun jederzeit, ob und, wenn ja, wo noch
Fenster oder Türen offen sind bzw.
ob und wo noch Licht brennt.“
Mehr noch: Die Lichtsteuerung
„spricht“ auch mit den Jalousien
und regelt ebenso die Beleuchtung des Parkdecks. Zudem ist
DAS PROJEKT IN ZAHLEN
1.200 Datenpunkte in 17 Unterverteilern
15 Zutrittsleser (über Modbus aufgeschaltet)
17 digitale Schließzylinder
2 Zeiterfassungsterminals
105 Transponder für Zutritt, Schließzylinder und Zeiterfassung
14 hochauflösende IP-Kameras
18 LED-Stripes (über DALI/DMX angesteuert)
2 redundante BMS-Server
1 SCADA-Server
3 Touchpanels (Windows 8 Tablets mit vollwertigen Grafik-Clients)
2 vollwertige Grafik-Clients auf Bürorechnern
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