25 Jahre SGB VIII & Junge Flüchtlinge

AUSGABE 20 | Dezember 2015
25 Jahre SGB VIII & Junge Flüchtlinge
Gelungener Start der Aktionswochen 2015 im Blitzlichtgewitter
Liebe Kolleginnen und Kollegen
in den Jugendämtern,
auch in diesem Jahr haben weit über 200 Jugendämter an
den Aktionswochen teilgenommen. Wir freuen uns, dass
der dritte Durchgang der Aktionswochen unsere Jugendämter immer noch mobil macht. Wir danken allen, die mit
ihrer Beteiligung den öffentlichen Blick auf die wichtige
und wertvolle Arbeit der Jugendämter gelenkt haben.
Große Beachtung fand der diesjährige Auftakt der bundesweiten Aktionen der deutschen Landesjugendämter
und Jugendämter in Münster beim Landschaftsverband
Westfalen-Lippe.
Junge Flüchtlinge standen im Fokus der bundesweit
beachteten Pressekonferenz. Erstmalig wurden hier von
uns Zahlen und Fakten zur Dimension unbegleiteter
minderjähriger Flüchtlinge und ihren Auswirkungen auf
die Jugendämter und Jugendhilfe benannt. Das von uns
gesetzte Wort „Mammutaufgabe“ bestimmte über mehrere Tage alle Medienberichte. Im Foyer des Landeshauses
präsentierten 10 Jugendämter beste Praxis zu den Schlagzeilen.
Dabei geriet das Aktionsmotto etwas in den Hintergrund,
nicht aber in den Schatten: „Groß werden mit dem Jugendamt“ war die griffige Formel, mit der die Jugendämter in diesem Jahr den 25jährigen Geburtstag des achten
Sozialgesetzbuches feierten. Immerhin ein kleiner Geburtstag in der Jugendhilfegeschichte, aber eine Weggabelung
mit großen Paradigmenwechseln, wie Dr. Robert Sauter
als früherer Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft
Landesjugendämter mit einem Blick in das Geschichtsbuch
zum Festakt feststellte.
Viele Jugendämter waren zur Jubiläumsfeier und zum
fachlichen Diskurs nach Münster gekommen (siehe Rubrik
„Termine“) – aber noch mehr feierten das Motto bundesweit mit. Das macht uns Lust darauf, mit Ihnen gemeinsam weiterzumachen.
Birgit Zeller, Andreas Gleis und Günther Uhrmeister
für die AG Öffentlichkeitsarbeit aus
Jugend- und Landesjugendämtern.
Fotos im Uhrzeigersinn: Kita-Kinder präsentieren die
Aktionswochen; gute Teilnahme bei der Auftaktveranstaltung; die Pressekonferenz platzte aus allen
Nähten; Birgit Zeller in der Tagesschau
DAS JUGENDAMT.
Unterstützung, die ankommt.
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Im Gespräch mit ...
Prof. Dr. Michael Böwer lehrt und forscht an der Katholischen Hochschule NRW in Paderborn zu
Theorien und Konzepten Sozialer Arbeit mit den Schwerpunkten Kinder- und Jugendhilfe und erzieherische Hilfen.
Herr Prof. Böwer, Sie verfolgen die Aktionswochen „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt." vor allem mit der Brille eines Forschers:
Welches Fazit ziehen Sie bisher?
Die Aktionswochen haben vielerorts dazu beigetragen,
dass die Vielfalt der Angebote und Leistungen der Jugendämter in die Öffentlichkeit gelangte und deutlich
wurde, welch gute und wichtige Arbeit sie im Interesse
der Kinder und Familien leisten. Dies hat mit dazu beigetragen, dem zum Teil auch bewusst von Interessensgruppen initiierten Negativimage medial etwas entgegenzusetzen. Inzwischen gibt es gute Beispiele einer
differenzierten Berichterstattung. Wie einseitig das oft
vermittelte Bild ist, zeigt sich auch in Seminaren mit
Studierenden, in denen wir zum Beispiel den ASD-Film
aus der Kampagne nutzen, um darüber zu diskutieren
und ein differenzierteres Verständnis zu entwickeln.
Öffentlichkeitsarbeit auch mit dem Ziel das Image
zu verbessern. Reicht es aus, über die Vielfalt der
Angebote und Leistungen zu informieren?
Nein. Ich denke, Öffentlichkeitsarbeit muss sich auch
nach innen richten. Ein gutes Image wächst sehr
wesentlich aus der Erfahrung mit dem ASD im Alltag.
Ein guter ASD richtet im Kinderschutz, wie in meiner
ASD-Studie deutlich wurde, seine Aufmerksamkeit
auf Abläufe im Fallgeschehen. Dort können neue und
positive Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht
werden. Sehr viele Eltern – auch jene, die in der Erziehung an ihre Grenzen kommen und eigentlich Hilfe
suchen – sehen zum Beispiel im Willkommensbesuch
ein hilfreiches Angebot. Gleichzeitig sehe ich aber
auch, dass es noch viel zu tun gibt. Bleiben wir weiter
bei der Arbeit des ASD. Es kann nicht sein, dass sich
Fachkräfte nicht trauen, ihre Unsicherheiten in einem
Fall im Team anzusprechen, weil man ja keine Fehler
machen darf. Eine andere Studie zeigt, dass drei von
zehn ASD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern keine
regelmäßige Supervision erhalten und dass Netzwerkarbeit nur einen Bruchteil der Arbeit ausmacht. Es ist
daher nötig, auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit
zu Qualität und Standards zu führen, auch über die
Institutionen hinaus.
„Öffentlichkeitsarbeit muss sich
auch nach Innen richten“
Michael Böwer
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Wie würden diese Öffentlichkeitsarbeit und der Austausch praktisch aussehen?
Ich würde mir wünschen, dass die Landesjugendämter,
Jugendämter und die Erziehungshilfe-Fachverbände näher
zusammenrückten, um jenseits von vielleicht auch konkurrierenden Fragen darüber nachzudenken, die Qualität
gemeinsamer dialogischer Arbeit mit Eltern zu fördern. Hier
und bei der Personalsituation im ASD sehe ich besonderen
Handlungsbedarf. Mit Blick auf die vielen jungen Berufseinsteiger und die erfahrenen Fachkräfte, die auch altersbedingt ausscheiden, ist eine engere Kooperation mit uns
Hochschulen möglich. In Zusammenarbeit mit öffentlichrechtlichen Sendern und Redaktionen ließen sich gute
Beispiele der alltäglichen Netzwerkarbeit vorstellen und der
Blick auf dringend erforderliche gute Arbeitsbedingungen
richten.
Müsste nicht auch die Zielgruppe der Kinder und
Jugendlichen, an die sich die Unterstützung ja maßgeblich wendet, nochmals speziell in den Fokus genommen werden?
Eindeutig. Die Begründerin des modernen Jugendamtes Ella
Kay hat einmal junge Menschen offensiv bestärkt, indem
sie ihnen sagte: „Du hast Rechte und dafür stehen die
Beamtinnen und Beamten, die Wohlfahrtsverbände und die
Jugendverbände ein und helfen dir, sie durchzusetzen und
zur Geltung zu bringen. Aber dafür musst du selber diese
Rechte kennen und sie selbstbewusst einfordern“. Das war
in den Nachkriegsjahren. Ich denke, es gibt auch aktuell
gute Gründe, mehr auf die Kinder und Jugendlichen selbst
zu schauen und sie über ihre Rechte aufzuklären. Alle jungen Menschen haben einen eigenen Hilfe- und Beratungsanspruch und sollen auf Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten in Einrichtungen treffen. Hierauf sollten die
Materialien der Kampagne meiner Meinung nach noch
deutlicher eingehen.
„Debatten über Standards und
Qualität der Jugendämter gehören auch zur Öffentlichkeitsarbeit.“
Und wie könnte das konkret aussehen?
Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. Die Flyer und Plakate der Aktionswochen könnten einen Beitrag dazu liefern,
in Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen zu kommen,
in dem sie textlich noch kind- und jugendgerechter gestaltet
werden. Fachlich sprechen wir ja immer von gelingender Kommunikation. Daher könnten die Poster und Flyer
beispielsweise zeigen, wie Kinder, Jugendliche und Eltern
mit Fachkräften in einen gemeinsamen Kontakt kommen,
sich ihre Situation verändert, und wie sich die Kinder und
Jugendlichen fühlen, wenn es ihnen gut geht.
Das Interview führte Sandra Thiemt
„Die Aktionswochen könnten
noch stärker Materialien für Kinder und Jugendliche anbieten.“
AUSGABE 20 | Dezember 2015
„Selbstbewusst groß werden“
Eine von vielen Veranstaltungen in den Aktionswochen 2015:
Das Jugendamt Recklinghausen präsentierte sich im Einkaufszentrum
Nicht nur das neue 6 Meter hohe Plakat weist in
Recklinghausen selbstbewusst auf die gute Arbeit des
Jugendamtes hin. Auch hier zeigte „das Amt“ an zwei
Aktionstagen deutliche Flagge: Der Fachbereich Kinder,
Jugend und Familie war an einem Wochenende im Oktober im Rahmen der bundesweiten Aktionswochen „Das
Jugendamt. Unterstützung die ankommt“ mit einem
Informationsstand im Shoppingcenter Palais Vest präsent.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Informationsaustausch mit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes
genutzt. Neben allgemeinen Fragen zu Familienthemen
standen im Mittelpunkt der Gespräche Kinderbetreuung,
Kita-Navigator, Aufnahme von Pflegekindern sowie Elternbriefe. Dicht umlagert von Kindern an beiden Tagen
waren der Luftballonartist und die Schminkkünstlerin.
Im Einkaufszentrum gingen die Jugendamtsbeschäftigten offen auf die Bürger
zu. Familien wurden mit Ballon- und
Schminkkunst an den Stand gezogen.
Eine Befragung von Besuchern hat ergeben, dass die
bisherigen Kontakte überwiegend sehr positiv bewertet
wurden. Kritik wurde punktuell auch angesprochen.
Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass die Arbeit der
Jugendämter in den Medien leider immer noch nicht so
dargestellt wird, wie sie ist, nämlich unterstützend, fördernd und begleitend.
Sehr zufrieden mit dem Ergebnis der beiden Aktionstage sind Fachbereichsleiter Volker Hülsmann sowie seine
Kolleginnen und Kollegen. „Wir wollten Präsenz vor
Ort zeigen, mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch
kommen“, so Volker Hülsmann. „Dies ist uns gelungen.
Wir werden solche Aktionen von Zeit zu Zeit sicherlich
wiederholen.“
Autor: Andreas Gleis
Das Jugendamt Recklinghausen
hat eines der Motive der diesjährigen
Aktionswochen in XXL am
Gebäude befestigt.
AUSGABE 20 | Dezember 2015
„Hurra, ich bin jetzt in der Kita!“
Ein kleines Büchlein für ein größeres Verständnis mit Aha-Erlebnissen
„Endlich ist es soweit! Ich bin groß genug für die Kita.
Alles ist neu, vieles ist lustig, spannend und total aufregend. (…) Vieles verstehe ich auch nicht und einiges
macht mir Angst. Deshalb liebe große Leute helft mir,
damit ich in meiner neuen Welt gut klarkomme!“
Mit diesen Worten aus Kindersicht sensibilisiert die wie
ein Pixi-Heft gestaltete Broschüre des Jugendamtselternbeirats Münster (JAEB) Mütter und Väter auf ansprechende Weise für die Wünsche und Nöte ihrer Kinder im KitaAlltag. „Erziehungspartnerschaft“ war das Schlüsselwort
für die Entstehung des Heftchens.
Mitglieder des JAEB Münster nahmen an einem gleichnamigen Workshop teil, zu dem sich Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Ausbilder, Träger sowie Vertreter des
Jugendamtes versammelten. Ziel war es, gemeinsam
herauszuarbeiten, was eine gute Beziehung zwischen
Eltern und Erzieherinnen ausmacht.
Der Wunsch nach Offenheit, Verständnis und Kommunikation zwischen Eltern und Erzieherinnen sowie mögliche
Reibungspunkte im Kita-Alltag stellten sich für die
Mitglieder des JAEBs als drängendste Themen heraus. Es
entstand die Idee der Schaffung eines kleinen Infobüchleins, um möglichst viele Eltern zu erreichen. Alljährlich
wiederkehrende Themen von Eltern wie Pünktlichkeit,
Krankheit, Teilhabe oder Informationsaustausch waren
schnell gefunden und lieferten die Textgrundlagen.
„Hurra, ich bin jetzt in der Kita!“ soll, aus Sicht des
Kindes, den gelebten und gefühlten Kindergartenalltag
widerspiegeln. Gleichzeitig werden Eltern humorvoll und
ohne erhobenen Zeigefinger angesprochen und zum
Nachdenken angeregt.
Die Idee und erste inhaltliche Vorstellungen stießen beim
Jugendamt der Stadt Münster auf offene Ohren und Unterstützung. Gleichzeitig verfügt der JAEB Münster über
ein von der Stadt genehmigtes und vom Jugendamt zur
Verfügung gestelltes Budget, welches professionelle Hilfe
für Gestaltung und Druck ermöglichte. Heraus kam eine
wunderbare Lektüre für Groß und Klein, die der JAEB
nun jährlich kostenlos an die neuen Kita-Eltern verteilt.
Bei der Versendung an die rund 180 Einrichtungen unterstützt das Jugendamt gern.
Mittlerweile erscheint das Büchlein in zweiter Auflage
und ist auch über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.
Einige Exemplare wurden bereits in andere Bundesländer
verkauft. Eltern berichten von Aha-Erlebnissen, Erzieherinnen und Erzieher von einer gelungenen und vor allem
ausgewogenen Themenauswahl sowie einer pfiffigen
Kommunikationsgrundlage. Mit diesem Zuspruch und
der allgemeinen Anerkennung arbeitet der JAEB bereits
an weiteren Themenbüchlein.
Oliver Elferich, Sandra Stürzl, Jugendamtselternbeirat
Münster, Hafenstr. 30, 48153 Münster, Kontakt: jaeb@
muenster.org, www.muenster.org/jaeb
Autorin: Dr. Monika Weber
Oliver Elferich und Sandra Stürzl sind stolz auf die
illustrierte Broschüre des Jugendamtelternbeirates
AUSGABE 20 | Dezember 2015
„Stadtgrenzenlos“ – ein Portal für junge Flüchtlinge
Ein Modell für alle Kommunen?
JA
„Partizipativ, befähigend, lebensweltorientiert, interdisziplinär“, so beschreibt Dr.
Klaus Graf von der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim sein Portal für junge Flüchtlinge. Der Großteil der jungen Flüchtlinge
besitzt ein Smartphone.
Das Portal liefert genau diese grundlegenden Informationen und kann darüber hinaus an die Strukturen einer
Kommune angepasst werden. Die Informationsvermittlung erfolgt mit Hilfe von Erklärvideos und Nachrichtenvorlagen, die in den jeweiligen Landessprachen vorgefertigt sind.
Genau hier setzt das Projekt an. Junge Flüchtlinge können sich eigenständig ihre Situation in Deutschland und
in ihrer Stadt erschließen, indem sie online auf das Portal
zugreifen. Es ist nicht nur auf unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge, sondern auch auf begleitete Minderjährige
zugeschnitten.
Das Portal ist frei zugänglich und geht im Januar 2016
zunächst in den Städten Köln und Bonn online. Derzeit
werden Möglichkeiten geprüft, die allgemeingültigen
bundesweiten Informationen auszubauen und eine Übertragbarkeit auf weitere Kommunen anzubieten.
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Nach ihrer Ankunft in Deutschland stehen die jungen
Menschen vor vielfältigen Herausforderungen: Entlang
von Sprachen, Kulturen, spezifischen Kenntnissen und
Informationen verlaufen unsichtbare Grenzen, die den
Einstieg in die Gesellschaft erschweren. Gerade während
den ersten Wochen müssen Perspektiven aufgezeigt
werden.
Junge Flüchtlinge benötigen verständliche Informationen
über Deutschland, über die Kinder- und Jugendhilfe, ihre
rechtliche Situation und, wenn feststeht, in welcher Stadt
der junge Flüchtling künftig leben wird, Kenntnisse über
die jeweilige Kommune. Sie müssen wissen: Wie funktioniert Deutschland? Wie funktioniert meine Stadt?
Näheres zum Projekt kann per Mail an
[email protected] erfragt werden.
Autorin: Carina Hormesch
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Fortbildungen
Wir bieten Ihnen das notwendige Rüstzeug für eine erfolgreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Gut gerüstet im Krisenfall –
Grundlagen der Krisen-PR für Jugendämter
Lebhaftes öffentliches Interesse führt zu intensiver Berichterstattung über Krisen und Katastrophen aller Art. Ein solches
Medienecho erschüttert die Organisation, in der die Krise
auftaucht. Wie konnte das passieren? Wer ist schuld? Und
wer trägt die Verantwortung? Dies sind die Fragen, die die
Öffentlichkeit und die Presse bereits ab dem Moment, in
dem die Krise benannt wird, brennend interessieren. Hier ist
ein wirksames Krisenmanagement und eine zielgerichtete,
effiziente Pressearbeit gefragt.
Zusatztermine:
21.01.2016 in München, Veranstalter: Kommunalverband Jugend und Soziales
Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Zentrum Bayern Familie und Soziales - Bayerisches Landesjugendamt, Kosten: 160 € (ohne Verpflegung),
Details und Anmeldung unter:
https://www.kvjs.de/?id=219&kursnr=15-4-IN6-2
31.06.2015 in Münster, Veranstalter: LWL-Landesjugendamt Westfalen in
Kooperation mit dem LVR-Landesjugendamt Rheinland. Kosten: 175 € (inkl.
Getränke).
Details und Anmeldung unter:
http://tinyurl.com/zlufqvo
Hinweis: Für die Fortbildungen gilt: Anmeldungen aus den Jugendämtern in den Einzugsbereichen der jeweiligen veranstaltenden Landesjugendämter werden bevorzugt berücksichtigt, auch
Interessierte aus anderen Bundesländern sind aber herzlich willkommen. Bei großer Nachfrage
werden nach Möglichkeit Zusatzveranstaltungen angeboten.
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dabei. Gerne können Sie auch im Vorfeld der Gespräche
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verabredet haben. Ab jetzt sind die Pädagoginnen
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helfen Ihnen, Schritt für Schritt Ihre Ziele zu erreichen.
Das kann manchmal innerhalb weniger Monate gehen,
braucht häufig aber länger Zeit.
Fragen und Antworten
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Text: Dr. Monika Weber, Illustrationen: Ursula Pietsch, Layout: Andreas Gleis, Stand: Juni 2015
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„Groß werden mit dem Jugendamt - 25 Jahre SGB VIII“ am 29.09.2015 in Münster
Am 29. September 2015 war es wieder soweit: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter (BAG) gab
zum dritten Mal den Startschuss für die Aktionswochen 2015 „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt.“
Rund 150 Gäste und Journalistinnen und Journalisten waren
aus ganz Deutschland nach Münster gekommen. Im Fokus
standen das 25-jährige Jubiläum des SGB VIII und die Unterbringung und Versorgung der unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlinge.
Die wachsenden Zahlen bei den unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen, waren auch das Thema bei der stark besuchten
Pressekonferenz. Dort erläuterte die BAG - Vorsitzende Birgit
Zeller, dass sie bis Ende des Jahres mit der Ankunft von 20.000
bis 30.000 unbegleiteten Flüchtlingen rechne und forderte
mehr Personal für die Jugendämter. Denn, um die „minderjährigen Flüchtlinge, die ohne Eltern hier ankommen, wirklich gut
und qualifiziert aufzufangen und über Schule und Berufsförderung gezielt zu integrieren, brauchen wir mindestens 2000
neue Stellen in den Jugendämtern.“ Insgesamt zeigte sich Birgit Zeller aber optimistisch: „Das ist eine soziale, pädagogische
und menschliche Mammutaufgabe, die wir schaffen können.“
25 Jahre SGB VIII –
fachpolitische Entwicklungslinien
An den Zustrom junger unbegleiteter Flüchtlinge, ihre Inobhutnahme und ihre Unterbringung und Versorgung knüpfte
auch Dr. Robert Sauter als ehemaliger Vorsitzender der BAG
Landesjugendämter und früherer Leiter des Bayerischen Landesjugendamtes an. Es sei eine Aufgabe, welche die Leistungsfähigkeit vieler Jugendämter strapaziere und „nun schon über
Monate hinweg fast unmerklich, und von der Öffentlichkeit
leider auch fast unbeachtet, geschultert wird.“
In seinem Rückblick zeigte er auf, wie sehr sich die Jugendhilfe
mit der Einführung des achten Sozialgesetzbuches in den
letzten 25 Jahren gewandelt habe. Ein Paradigmenwechsel sei
gelungen - aus „Betroffenen“ seien „Leistungsberechtigte“
geworden, die in eine „neue Rolle als Mitwirkende und Mitentscheider mit eigenen Rechten und Ansprüchen“ geschlüpft
seien. Hier hob Robert Sauter zudem die Rolle der Fachkräfte
der Jugendhilfe hervor. Diesen sei es gelungen, das Gesetz
zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, „die den Kindern und
Jugendlichen, den Familien in unserem Land mehr denn je
die notwendige und hinreichende Unterstützung bringt, die
sie zum Aufwachsen, zum Erwachsenwerden in einer immer
komplizierter werdenden Gesellschaft brauchen.“ Die Aktionswochen, welche die Bundesarbeitsgemeinschaft seit 2011
zum dritten Mal organisiere, diene genau diesem Zweck: „die
Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe, und hier namentlich
der Jugendämter für die heranwachsende Generation zu
verdeutlichen, ihre Gesetzmäßigkeiten verständlich zu machen
und zu ihrer Inanspruchnahme zu motivieren.“
Jugendämter leisten gute Arbeit und
sprechen darüber
Zeugnis über die gute Arbeit und positive Rolle des Jugendamtes lieferten drei ehemalige Pflegekinder. Die jungen Erwachsenen Müjgen C., Tarek H. und Steffi S. erzählten über ihre
Vergangenheit und ihre eigenen Erlebnisse mit der Kinder- und
Jugendhilfe (siehe nächste Seite). Sie gaben einen bewegenden
Einblick in die Welt von Pflegekindern.
Bild oben: LWL-Direktor Matthias Löb (l.)
begrüßte die Gäste in Münster. Robert Sauter
(r.) brachte einen gelungenen Blick "zurück
nach vorn". Bild unten: An den Ständen der
Ideenbörse gab es regen Austausch zu jungen
Flüchtlingen.
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Auch Hermann Schwab, Leiter des Jugendamtes Osnabrück
richtete seinen Blick in die Vergangenheit. Eindrücklich schilderte er den „Osnabrücker Fall“ aus dem Jahr 1994 und die
Krise, in die das Jugendamt danach stürzte und welche Lehren
daraus gezogen wurden. Nach dem Tod eines Kleinkindes wurde gegen eine Sozialarbeiterin ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Nach der Einstellung des Verfahrens
begann im Osnabrücker Jugendamt ein großer Umstrukturierungsprozess. Zusammenfassend stellte Hermann Schwab fest,
„es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen aber kein
Patentrezept, um die Qualität des Handelns zu verbessern.
Das entscheidende Kriterium für die Optimierung der Arbeit
innerhalb des Jugendamtes sind aber die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter selbst.“
Jugendhilfe 2040 - Gut ankommen! Zukunftsfähig werden!
In der abschließenden Talk- und Expertenrunde wurde die
Zukunft ins Visier genommen. Verena Göppert vom deutschen
Städtetag, Maria Loheide von der Diakonie Deutschland, Dolf
Mehring aus dem Jugendamt Bochum, Heinz Müller vom
Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbh und
Martin Lengemann aus dem LWL-Landesjugendamt diskutierten mit Birgit Zeller und Monika Weber vom LWL-Landesjugendamt über ihre Gedanken und Visionen. Übereinstimmend
wurde festgestellt, dass eine sorgfältige Planung sowie ein
gefestigtes Profil Indikatoren für eine erfolgreiche Kinder- und
Jugendhilfe seien. Der Maßstab aller Dinge blieben dabei aber
immer die Adressaten.
Den krönenden Abschluss der Veranstaltung bildete das Kabarettduo Funke & Rüther, ihnen gelang es als „Satiriker vom
Fach“, die schwere Kost „25 Jahre SGB VIII“ leicht verdaulich
zu machen und Leichtsinn mit Tiefgang zu verbinden.
Autorin: Renate Eder-Chaaban
Mucksmäuschenstille und Gänsehaut
im Münsteraner Plenarsaal des
Landeshauses.
Über dem Podium im Veranstaltungssaal titelt das Bundesmotto der deutschen Jugendämter zum Auftakt der bundesweiten
Aktionen, die das Silberjubiläum ihres Sozialgesetzbuches in
diesem Jahr feiern: „Groß werden mit dem Jugendamt!“
Darunter, auf dem Podium und auf dem Boden der Wirklichkeit von Kinderseelen in der Welt der Jugendhilfe, erzählen
drei junge Persönlichkeiten aus ihren jungen Leben. Sie erzählen davon, wie sie mit dem Jugendamt groß geworden sind,
davon, wie sich das angefühlt hat, in einer anderen Familie, in
einer Pflegefamilie, aufzuwachsen.
Zum Glück sind es Erfolgsgeschichten, alle drei. Sie werden
mutig und selbstbewusst erzählt, ohne Überschwang, ohne
sich selbst zu feiern, leise, bescheiden und zugleich kraftvoll
und lebensfroh. Diese mutigen Erfolgsgeschichten berühren
und gehen unter die Haut, auch den versammelten Profis der
Jugendämter.
Diese Momente sind am Rande der lauten Botschaften des
Tages der stille Höhepunkt. Birgit Zeller und Dr. Monika Weber
fragen nach, feinfühlig öffnen sie diese lebendigen Erfolgsgeschichten der jungen Erwachsenen, die mit Jugendhilfe groß
geworden sind. Und sie wollen mehr wissen, wollen daraus lernen. „Was war denn da nicht so gut, wenn ihr zurück denkt,
was hätte trotz aller guten Entwicklungen denn noch besser
sein können?“, so der selbstkritische Wendepunkt der Moderatorinnen. „Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass mir das
Jugendamt besser zu hört“, so Steffi S. Da sind sie wieder: Die
Stille und die Gänsehaut im Münsteraner Plenarsaal.
Autor: Günther Uhrmeister
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Nicht Medienscheu
Konsequenzen aus der überwältigenden
Medienresonanz zur Auftaktveranstaltung
Die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit der BAG zog
ihr Fazit zur diesjährigen bundesweiten Aktion. Das
Medien-Echo war ebenso überwältigend wie eindeutig: „Unbegleitete Flüchtlingskinder - Mammutaufgabe
für Jugendämter“ war dann auch der Tenor der Medienstichprobe, die das begleitende Journalistenbüro
Röhr & Wenzel der Arbeitsgruppe servierte.
Der bunte Blätterwald im Herbst, er bekam mit dem
bundesweit beachteten Aktionsauftakt in Münster
eine unübersehbare Jugendamtsfärbung in großen
und kleinen Gazetten, auch vor den laufenden
Kameras der Nachrichtensender, allen voran der ARDTagesschau.
Funk und Fernsehen und natürlich auch in überregionalen Zeitungen. „Wir sind Türöffner für die Medien“,
beschreibt Zeller die Maklerrolle zwischen (Bundes-)
Medien und Jugendämtern. Die BAG filtert die Medienanfragen und vermittelt seriöse Partner auf beiden
Seiten. Umgekehrt können sich auch Jugendämter mit
Menschen und besonderen Projekten zu Jugendhilfethemen an die BAG verwenden, der ein breites
Netz zu überregionalen Medien zur Verfügung steht.
„Vor allem persönliche Kontakte helfen, Vertrauen zu
bilden“, sagen auch die Berater Röhr & Wenzel – auch
auf der örtlichen Ebene.
Vertrauen in die Medien ist notwendig, damit sich die
Jugendämter einer kritischen Öffentlichkeit öffnen
Mehr als hundert Seiten mit Schlagzeilen zum Akkönnen und sich und die Lebenslagen von Menschen
tionsauftakt sind zusammengekommen. „Aber wir
wollen uns nicht selbst feiern, viel wichtiger ist uns das erklären. Die bundesweite Aktion in diesem Jahr war
ein weiterer Meilenstein zur Werbung für die ÖffentMedienecho der beteiligten Jugendämter vor Ort“,
bilanzierte BAG-Vorsitzende Birgit Zeller. Und auch das lichkeitsarbeit in Jugendämtern, war sich die AG einig.
Autor: Günther Uhrmeister
konnte sich sehen lassen, wie Andreas Gleis aus den
Rückmeldungen der beteiligten Jugendämter ableitete.
Immer mehr wird die BAG Landesjugendämter zum
willkommenen Makler für Jugendamtsgeschichten in
Fotos von oben nach unten: Thomas Röhr (r.)
überreicht Birgit Zeller die Medienstichprobe; Die
Tagesschau war eigens mit Schnittwagen zur Auftaktveranstaltung in Münster angereist; Großes Medieninteresse auch an den Ständen der Ideenbörse
AUSGABE 20 | Dezember 2015
Für Jugendämter!
Von Jugendämtern!
Stark mit den Landesjugendämtern.
Auf Wunsch einer Vielzahl von Jugendämtern hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter die Aktionswochen „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt.“ ins Leben gerufen. Der konkrete
Wunsch lautete: „Startet eine Kampagne mit bundesweiter Wirkung
für das öffentliche Bild unserer Institution sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Dies hat die BAG Landesjugendämter
aufgegriffen und eine AG Öffentlichkeitsarbeit gegründet, in der
Vertreterinnen und Vertreter von Jugendämtern und Landesjugendämtern engagiert zusammenwirken und die Kampagne gemeinsam
mit Kommunikationsprofis planen und durchführen.
Was ist die Bundesarbeits­gemeinschaft Landesjugendämter?
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter ist der Zusammenschluss der 17 deutschen Landesjugendämter, die in der
Jugendhilfe überörtliche Aufgaben wahrnehmen. Sie entwickelt
gemeinsame Verfahrensweisen und Grundsätze in der Jugendhilfe im
Bundesgebiet. Sie nimmt zu Gesetzentwürfen im Bereich der Jugendhilfe im Bund Stellung und bringt dabei Anregungen und Vorschläge
aus ihrer Sicht in das Verfahren ein. Sie wendet sich mit Stellungnahmen, Empfehlungen und Arbeitshilfen an die Öffentlichkeit und die
Fachpraxis.
Impressum
©2015
Bundesarbeitsgemeinschaft
Landesjugendämter
www.bag-landesjugendaemter.de
c/o Landesamt für Soziales, Jugend
und Versorgung Rheinland-Pfalz,
Landesjugendamt
Postfach 2964, 55019 Mainz
Gesamtverantwortung: Birgit Zeller,
Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter
Geschäftsführung: Andreas Gleis,
LWL-Landesjugendamt Westfalen
Redaktion: Dagmar Jotzo, Birgit
Zeller, Andreas Gleis, Dr. Monika
Weber, Günther Uhrmeister, Carina
Hormesch, Sandra Thiemt, Renate
Eder-Chaaban
Fotos, Illustrationen: LWL, Holger
Göhl, Günther Uhrmeister, Dagmar
Jotzo, Stadt Recklinghausen, Privat
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