Karneval in Venedig

Samstag, 11. Juli, 20 Uhr
Helmut List Halle
Karneval in Venedig
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Sinfonia für Streicher und Basso continuo in D, RV 125
Allegro – Adagio – Allegro
Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo in A,
RV 338
Allegro – Adagio – Allegro
Concerto für Violine, Orgel, Streicher und Basso continuo
in d, RV 541
Allegro – Grave – Allegro
Sinfonia für Streicher und Basso Continuo in F, RV 138
Allegro – Adagio – Allegro
Concerto für 2 Violinen, Streicher und Basso continuo
in C, RV 508
Allegro – Largo – Allegro
Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo
in d, RV 246
Allegro – Largo – Allegro
Sinfonia für Streicher und Basso continuo in g, RV 157
Allegro – Largo – Allegro
Concerto für 2 Violinen, Streicher und Basso continuo
in D, RV 513
Allegro molto – Andante– Allegro
Harmonie Universelle :
Florian Deuter & Mónica Waisman, Violine solo
und Leitung
Sara de Corso, Danylo Gertsev, Tomoe Badiarova,
Ava de Araujo Madureira, Violinen
Wolfgang von Kessinger, Viola
Balázs Máté, Violoncello
Christopher Scontney, Bass
Michael Dücker, Laute
Elisabeth Seitz, Salterio
Francesco Corti, Cembalo & Orgel
Konzertdauer:
Erster Konzertteil: ca. 42 Minuten
Pause: ca. 25 Minuten
Zweiter Konzertteil: ca. 31 Minuten
Karneval in Venedig
Um das pralle Leben in seiner ungehemmten Sinnlichkeit ohne Standesschranken
­genießen zu können, pilgerten die hohen
­Herrschaften aus ganz Europa im frühen
18. ­Jahrhundert nach Venedig. Im Karneval
stürzten sie sich in einen Taumel der Ge­
nüsse, zu ­denen auch die Concerti Antonio
Vivaldis gehörten. Im heutigen Programm
laden Florian Deuter und Mónica Waisman
mit ihrem Barockorchester „Harmonie universelle“ das geneigte Publikum sozusagen
in die Gondel ein: Auf den Wogen des
­vivaldischen Streicherklangs darf man sich
treiben lassen und gelangt zwanglos durch
die Kanäle der Lagunenstadt, um dem heiteren Treiben des „Carnevale“ zu lauschen.
Karneval in Venedig
Schon in den Zeiten eines Antonio Vivaldi war der Karneval
von Venedig die Jahreszeit der Masken – nicht bunt und kitschig wie heute, sondern schwarze Larven, die man sich aufs
Gesicht setzte, um sein Inkognito zu wahren. So konnten sich
regierende Fürsten aus Deutschland, Lords und Earls aus
England, die Comtes und Marquis aus Frankreich ungehindert
ins sinnliche Vergnügen stürzen. Im Ridotto verspielte man
sein Geld, abends ging man in die Oper, wobei man die Wahl
zwischen fünf Opernhäusern hatte. Danach zog man sich in
eine „Liebeshöhle“ zurück, mit einer Sängerin der Oper oder
einer Kurtisane im Arm. Am nächsten Morgen standen die
Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt auf dem Programm,
am Nachmittag durfte man auf keinen Fall das Konzert des
berühmten Mädchenorchesters im Ospedale della Pietà versäumen. In der Kapelle des Findlingshauses an der Riva degli
Schiavoni fand sich die vornehme Welt ein, um jenen geigenden Mädchen zu lauschen, die von ihrem Maestro Antonio
Vivaldi im Zusammenspiel perfekt gedrillt und zu virtuosen
Höchstleistungen angespornt wurden. Nach dieser besinnlichen Musikstunde in der Kapelle stürzte man sich wieder
ins Treiben auf den Gassen und Plätzen, den „Calli“ und „Campi“ Venedigs.
Sinfonia RV 125
Wenn man sich am Abend nach dem Konzert in der Pietà
für die Oper im Teatro Sant’Angelo entschied, traf man mit
größter Wahrscheinlichkeit wieder auf den „prete rosso“. So
nannten die Römer den rothaarigen Priester Vivaldi in Anspielung auf seine eigentliche Profession. Im Sant’Angelo
wurde aus „Don Antonio“ der „Maestro Vivaldi“. Das kleinste
venezianische Opernhaus, direkt am Canal Grande gelegen,
bot die ideale Bühne für seine zweite Karriere als Opernkomponist.
Seine Opern eröffnete er in der Regel mit einer dreisätzigen
Sinfonia für Streicher, wie es damals Mode war. Der erste Satz
beginnt fast stets mit rauschenden Streicherklängen, die das
geschwätzige Auditorium zum Schweigen bringen und in
den „Sog“ der Vivaldi-Klänge hineinziehen sollten. Wie wunderbar dies funktioniert, beweist der Anfang jener D-Dur-­
Sinfonia, die der dänische Musikforscher Peter Ryon unter
der Nummer RV 125 in sein Vivaldi-Verzeichnis einordnete.
Dort steht auch zu lesen, dass diese Sinfonia unvollständig
überliefert ist: Es fehlt der Basso continuo. Der Franzose Olivier Fourés hat ihn im Auftrag von Florian Deuter ergänzt,
um dieses hinreißend schöne Stück wieder spielbar zu machen.
Nach den rauschenden D-Dur-Klangwellen des Anfangs kippt
das Stück immer wieder nach Moll und in leise Echos – das
akustische Pendant zum flackernden Kerzenlicht des Opernhauses. Der Mittelsatz ist ein h-Moll-Adagio, das den Hörer
sofort mit der typischen Melancholie Vivaldis umfängt.­
Florian Deuter setzt hier im Bass die silbrigen Klänge eines
Salterios ein, eines Hackbretts, wie man es im Venedig des
Barock häufig und gerne spielte. Das tänzerische Finale lenkt
zur Opernhandlung hinüber. Obwohl man diese Sinfonia
keiner bestimmten Vivaldi-Oper zuordnen kann, ist sie unüberhörbar im Opernstil geschrieben.
Violinkonzert RV338 – von Vivaldi oder Meck?
Zwischen den Akten seiner Opern gab Vivaldi eigene Violinkonzerte zum Besten und erregte Aufsehen durch die unerhörten Schwierigkeiten, die er in seiner bizarren Violintechnik meisterte. Ob das Violinkonzert in A-Dur, das sich Florian
Deuter für den heutigen Abend ausgesucht hat, wirklich von
Vivaldi stammt, ist umstritten. In der ersten Auflage des
Ryon-Verzeichnisses erhielt es noch einen Platz unter den
authentischen Violinkonzerten (RV 338). In der Neuauflage
von 2007 wurde das Stück dagegen in den Anhang verbannt
(RV Anh. 65) und eindeutig dem Eichstätter Kapellmeister
Joseph Meck zugeschrieben. Dieser brachte 1720 in Vivaldis
Amsterdamer Verlag Roger zwei Bände mit je sechs Violinkonzerten heraus, die im reinen italienischen Stil geschrieben
sind. Vom besagten A-Dur-Concerto ist in Schwerin ein Stimmensatz mit der Zuschreibung an „Signor Meck“ erhalten. In
Schweden dagegen liegen zwei Handschriften, die dasselbe
Concerto Vivaldi zuordnen. Dies glaubte auch der englische
Verleger John Walsh, als er 1730 eine „Select Harmony“ mit
12 Concerti von Vivaldi druckte. Als Nr. 7 findet sich darin
das A-Dur-Konzert RV 338. Alle anderen Concerti dieser
­Sammlung stammen tatsächlich von Vivaldi. Dies zeigt
­zumindest, wie perfekt Joseph Meck den Stil seines Idols
imitieren konnte.
Das Thema des ersten Satzes ist so prägnant, dass es einem
Vivaldi gut anstehen würde. Der Dresdner Hofkapellmeister
Johann David Heinichen, der selbst Venedig besucht hat,
zitierte es in einem seiner Dresdner Concerti. Könnte dieses
Thema nicht doch von Vivaldi stammen? Die Solostimme
lässt an Virtuosität nichts zu wünschen übrig, und die Verzahnung mit dem dankbar bedachten Orchester ist meisterhaft gelöst. Auch der Klangteppich, mit dem die Streicher das
Adagio eröffnen, klingt nach reinem Vivaldi, nur das Geigensolo lässt Fragen offen. Das Thema des Finales ist dann eine
deutliche Spur zu deutsch und zu schematisch für Vivaldi,
dem man zwar gerne nachsagt, alle seine Violinkonzerte nach
„Schema F“ komponiert zu haben, der in Wirklichkeit aber
von spontanen Einfällen nur so überfloss, wie man seinen
Originalhandschriften unschwer ansehen kann.
Violinkonzert mit Orgel RV 541
Da Vivaldi für seine Konzerte mit dem Mädchenorchester der
Pietà in der Kapelle des Ospedale eine Orgel zur Verfügung
stand, kam der Maestro auf die glückliche Idee, in mehreren
Violinkonzerten zusätzlich zum Streichorchester auch noch
eine obligate Orgel als Gegenüber der Solovioline einzusetzen.
Das schöne d-Moll-Concerto RV 541 lotet die Möglichkeiten
dieser Konstellation geschickt aus: mit „rauschenden“ Duopassagen in den Ecksätzen und einem Geigensolo zu Orgelbegleitung als Mittelsatz. Den verwegenen Gedanken, den
beiden Solisten eine Kadenz zur Improvisation zu überlassen,
hat Vivaldi dagegen fallen lassen: Den Hinweis im Finale
„Hier wird angehalten, damit Geige und Orgel nach Gutdünken improvisieren können“ hat er wieder gestrichen.
Concerto a quattro RV 138
Wenn Vivaldi mit seinen weiblichen Zöglingen das perfekte
Zusammenspiel im „Tutti“ des Streichorchesters proben
wollte, gab es keine besseren Stücke als so genannte „Concerti a quattro“, also vierstimmige Konzerte für Streicher ohne
Solisten. Diese Stücke sind kurz und knapp, reich an anspruchsvollen Läufen und anderen technischen Hürden, wie
das F-Dur-Konzert RV 138 beweist. In nur sieben Minuten
werden hier Taktfestigkeit im ersten Satz, Intonationssicherheit in den seltsamen Harmonien des Adagios und Geläufigkeit in den rasenden Läufen des Finales erprobt.
Doppelkonzert RV 508
Für den Violinprofessor Vivaldi muss es ein besonderes Vergnügen gewesen sein, mit einer seiner hochbegabten Schülerinnen ein Doppelkonzert zu spielen – ganz so wie für einen
Yehudi Menuhin oder Pinchas Zukerman in unserer Zeit, die
häufig Bachs Doppelkonzert für zwei Geigen benutzten, um
besonders begabte junge Geigerinnen oder Geiger an ihrer ­Seite
vorzustellen. Vivaldis Doppelkonzerte für zwei Violinen sind
ungleich virtuoser als das Bach’sche: Im Concerto RV 508 legt
das Streichorchester zu Beginn einen Klanggrund aus lauter
Mordenten (Verzierungen mit der unteren Nebennote), bevor
die Solisten mit ihrem eigenen Thema einsetzen. Gleich ihr
erster „Auftritt“ ist gleichbe­rechtigt auf beide Solostimmen
verteilt, bis sie sich zu einer Art Riesengeige aus Doppelgriffen
und Passagen vereinen, während im Hintergrund die Tuttigeigen nur leise stützen. Nach der Wieder­-holung des Tutti-Themas
agieren die Sologeigen im nächsten Solo durchwegs parallel,
im dritten Solo steigen sie mit Laufkaskaden ein, um im vierten
Solo einen typisch flirrenden Vivaldi-Klang hervorzubringen
– wie das schimmernde Licht auf den Kanälen Venedigs. Zum
Schluss des Satzes wiederholen sie nochmals ihr erstes Thema,
­woran sich schönste kantable Momente anschließen.
Der Mittelsatz ist ein Juwel unter den träumerischen lang­
samen Sätzen Vivaldis, ein Largo in e-Moll, das vom gehenden
„Bassetto“ der Geigen getragen wird, ohne Basso continuo.
Darüber entspinnen die Sologeigen einen Dialog in langen
Fiorituren. Unweigerlich entsteht daraus ein leichtes, gleichsam schwebendes Klangbild, das sich mit tiefer Melancholie
verbindet. Diese Schwermut wird im Finale durch tänzerischen
Dreiertakt und typische Vivaldi-Sequenzen verscheucht. Dem
Dresdner Konzertmeister Johann Georg Pisendel gefiel dieses
Doppelkonzert seines zeitweiligen Lehrers Vivaldi so gut, dass
er es mit dem Dresdner Orchester aufführte, wobei er dem
Streichorchester noch Oboen und Fagott hinzufügte.
Violinkonzert RV 246
Der Franke Pisendel spielt auch eine entscheidende Rolle bei
der Überlieferung des d-Moll-Violinkonzerts RV 246: Er hat
es für den Dresdner Hof abschreiben lassen, sicher bald nach
seiner Rückkehr aus Venedig 1717. Zu den prominenten­
Gästen aus dem Norden, die sich auf ihrer „Kavalierstour“ in
der Lagunenstadt einfanden, gehörte auch der Sohn Augusts
des Starken, Kurprinz Friedrich August von Sachsen. In seinem
Gefolge reisten 1716 mehrere Musiker der Dresdner Hofkapelle nach Venedig, so der Kontrabassist Jan Dismas Zelenka
und der Geiger Pisendel. Sie alle gerieten ins Vivaldi-Fieber,
besonders Pisendel, der beim „prete rosso“ Geigenstunden
nahm. Der Venezianer erkannte sofort seine Chance, mit den
zahlungskräftigen Gästen aus Sachsen ins Geschäft zu kommen: Er komponierte einige Violinkonzerte und Violinsonaten exklusiv für Pisendel, die dieser mit nach Dresden nahm
… der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die Dresden
zur Vivaldistadt machte.
Das d-Moll-Konzert RV 246 stammt sicher aus der ersten
Phase der dortigen Vivaldi-Begeisterung, es entspricht im Stil
den Violinkonzerten in Vivaldis Opus 4, „La Stravaganza“ von
1714. In den beiden Ecksätzen hört man noch sehr barocke
Themen, fest voranschreitend über dem gehenden Bass und
von Wiederholungsfloskeln geprägt. Die Geige steigt gleich
mit virtuosen Passagen ein, die aber die höchsten Lagen meiden. Der Mittelsatz beruht auf einem „Basso ostinato“, einem
ständig wiederkehrenden Bassmotiv, das aber nicht vom
Basso continuo, sondern eine Oktav höher von Geigen und
Bratschen gespielt wird. Im Barock nannte man das einen
„Bassetto“ oder auf Deutsch ein „Bassettchen“. Dieses „Bassettchen“ von vier Takten wird von der Violine im weiteren
Verlauf wunderschön ausgeziert.
Concerto alla francese RV 157
Eine französische Maske setzte sich Antonio Vivaldi immer
dann auf, wenn er den Palast des französischen Botschafters
betrat. Der Repräsentant der französischen Krone in den
1720er Jahren hieß Jacques-Vincent Languet Comte de Gergy
und war ein eifriger Förderer Vivaldis. Er hatte sein Domizil
ganz am Rand der Lagunenstadt aufgeschlagen, in einem
Palazzo neben der Kirche Madonna dell’Orto im Stadtteil
Canareggio. Heute wird dieser Palazzo als Luxushotel der
Boscolo-Gruppe genutzt. Dort führte Vivaldi seine „Vier Jahreszeiten“ auf, aber auch weltliche „Serenate“, also kleine
Opern, auf einer schwimmenden Bühne am Bootsanlager des
Palazzo. Concerti für reines Streichorchester ohne Solovioline
scheint der Comte de Gergy besonders geschätzt zu haben.
Davon zeugt noch heute eine Musikhandschrift in der französischen Nationalbibliothek in Paris: Vivaldi ließ seinen
Vater die Stimmen von 12 Streicherconcerti kopieren, die er
an den Botschafter verkaufte. So fanden sie ihren Weg nach
Frankreich. Nicht wenige davon hat er mit Anspielungen auf
den französischen Stil ausgestattet. Das g-Moll-Concerto RV
157 beginnt mit einer „Passacaille“, einer Variationenfolge
über den chromatisch absteigenden Bass. Die Franzosen
liebten diese Form, nicht nur im Dreiertakt, sondern auch
im hier benutzten geraden Takt. Der Mittelsatz zitiert die
pathetischen punktierten Rhythmen des französischen Stils,
während das Finale in mehr als nur einer Wendung an den
„Sommer“ aus den „Vier Jahreszeiten“ erinnert – eine sommerliche Sturmmusik, wie sie die Franzosen liebten.
Doppelkonzert D-Dur, RV 513
Vivaldi konnte auch Fugen schreiben – ein Umstand, den
seine vorlauten Kritiker gerne übersehen. Als nämlich am
Ospedale della Pietà die Stelle des „Maestro del Coro“ für ein
paar Jahre vakant war, übernahm der Violinprofessor Vivaldi dessen Aufgaben mit, indem er den Chor leitete und die
erforderliche Kirchenmusik komponierte. Welcher Violinprofessor an einer heutigen Musikuniversität könnte dies
leisten? Zur Kirchenmusik gehörten Chorfugen selbstverständlich hinzu, doch auch in seinen Concerti hat Vivaldi
gelegentlich mit der Gelehrsamkeit von Fuge und Kanon
geglänzt, etwa im Doppelkonzert D-Dur, RV 513. Es wurde
1736 gedruckt und wohl kurz zuvor komponiert, ist also­
„später Vivaldi“. Der erste Satz beginnt mit einem vierstimmigen Oktavkanon der Streicher, der Mittelsatz ist eine chromatische Fuge in e-Moll, unterbrochen von einem melancholischen Duo der beiden Solisten, das Finale beginnt über
stürmischen Läufen der Bässe wieder mit einem Kanon. Bei
so viel dicht gearbeiteter Orchestermusik hat Vivaldi die
beiden Solostimmen betont virtuos gehalten: Sie zählen zu
den schwierigsten Soli in seinem gesamten Schaffen. Beide
Solisten müssen gleich im ersten Solo eine Bariolage spielen,
einen speziellen Effekt beim Geigenspiel, diesfalls zwischen
der leeren A-Saite und den höchsten Lagen der E-Saite. Auch
später suchen sie konsequent die dreigestrichene Oktav auf,
wobei Vivaldi auf die schöne Idee kam, dem ersten ­Geiger im
ersten Satz ein langes Solo zu gönnen, das von der zweiten
Sologeige begleitet wird. Nach dem expressiven Mittelsatz
dürfen die beiden im Finale mit rauschenden P­ assagen im
Dreiertakt glänzen. Kurz vor Schluss aber hat Vivaldi eines
seiner berüchtigten „Capricci“ eingeschaltet, eine Kadenz im
geraden Takt, die aus nichts anderem als schwersten Passagen
für beide Solisten besteht.
Josef Beheimb
Die Interpreten
Harmonie Universelle
Licht und Schatten, Konsonanz und Dissonanz, Sanftheit
und Schärfe: mit einer überzeugenden künstlerischen Vision
und mit jugendlichem Elan erschließt das Ensemble Harmonie Universelle sich und seinem Publikum die vielgestaltige
Kammermusik aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Es lädt ein
zu einer Reise in jene Welt der Emotionen, die dieses Repertoire bei aller artifiziellen Rhetorik doch so unverwechselbar
bestimmen.
Der Ensemble-Name ist Programm: Mit dem Namen Harmonie Universelle beruft sich das Ensemble auf die gleichlautende Schrift des französischen Gelehrten Marin Mersenne
von 1636. Besonders wichtig ist den Musikern das selbstgesteckte Ziel, ein Werk in der harmonischsten aller Interpretationen zu präsentieren. Für seine exzellenten Interpreta­
tionen unter der Leitung des Geigers Florian Deuter erntet
Harmonie Universelle großes Lob von der Fachpresse und
begeistert das Publikum. Harmonie Universelle setzt sich aus
europäischen und amerikanischen Musikern zusammen. An
der Spitze steht der deutsche Geiger Florian Deuter. Seiner
langjährigen Erfahrung als erster Violinist namhafter europäischer Ensembles wie beispielsweise Musica Antiqua Köln
und Les Musiciens du Louvre ist die besondere musikalische
Prägung von Harmonie Universelle zu verdanken.
Seit seiner Gründung 2003 ist Harmonie Universelle bei
führenden Musikfestivals und auf vielen maßgebenden Konzertpodien regelmäßiger Gast, so beispielsweise dem Utrecht
Festival of Early Music, dem Bachfest Leipzig, dem Musikfest
Bremen, dem Festival d’Ambronay, dem Festival de Música
Antigua de Barcelona, dem Concertgebouw Amsterdam, Versailles, der Kölner Philharmonie und vielen mehr. Im Januar
2014 gab die Harmonie Universelle ihr Debüt beim Kammermusikfestival in Frutillar/Chile und führte im Herbst zusammen mit Dorothee Mields die selten gespielte Kantate „Ino“
von Johann Christoph Friedrich Bach bei den Tagen Alter
Musik in Knechtsteden auf. Für 2015 steht unter anderem
das Debüt bei den Tagen Alter Musik in Regensburg auf dem
Programm.
Seit 2005 sind die herausragenden Interpretationen von
Harmonie Universelle auch auf diversen CD-Produktionen
des französischen Labels Eloquentia und des deutschen Labels
Accent nachzuhören. Die von der Kritik begeistert aufge­
nommenen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten
Aufnahmen beinhalten immer wieder auch Welt-Erstauf­
nahmen neu entdeckter Werke. Jüngste Veröffentlichungen
sind die CD „La Porta delle Muse“ mit Konzerten und Sinfonien von Antonio Vivaldi, das „Partiturbuch Ludwig“ sowie
2013 die CD „Corellimania“ mit Concerti Grossi Arcangelo
Corellis, bei denen die Geigenstimmen durch obligate Trompeten und der Basso continuo durch eine Posaune verstärkt
werden. Letzte Veröffentlichungen sind eine CD mit Kantaten
und Concerti von Giovanni Battista Ferrandini, deren Sopran-
part Olivia Vermeulen übernommen hat und die schon zweite CD mit Sonaten für zwei Geigen ohne Bass von Jean Marie
Leclair, jetzt mit den Sonaten op. 12 (Januar 2015).
Mónica Waisman, Violine & Leitung
Mónica Waisman absolvierte ihr Violinstudium am Oberlin
College im US-Bundesstaat Ohio bei Marilyn McDonald sowie
bei Elizabeth Wallfisch am Königlichen Konservatorium in
Den Haag. Sie begann ihre Kariere als Barock­geigerin bei einigen der bekanntesten europäischen Ensembles und Orchestern der Alten Musik, die sie auf Tourneen durch die ganze
Welt führten und mit denen sie an vielen verschiedenen
Aufnahmen des europäischen Standardrepertoires mitgewirkt
hat. Derzeit spielt sie neben Harmonie
Universelle regelmäßig Konzerte
in Europa, Nord- und Südamerika
mit dem Ensemble Musica Temprana, mit dem sie erst kürzlich
wiederentdeckte Schätze der
Musikliteratur des 18. Jahrhunderts aus Lateinamerika aufgenommen hat. Weiterhin ist sie
immer wieder als Kammermusikerin,
Konzertmeisterin und Solistin verschiedener Ensembles in Europa sowie Südamerika gefragt. 2003
gründete Mónica Waisman mit Florian Deuter das ­Ensemble
Harmonie Universelle. Mónica Waisman spielt auf einer
Violine von Matthieu Besseling, Amsterdam.
Florian Deuter, Leitung & Violine
Florian Deuter kann auf eine bemerkenswerte Karriere im
Bereich der historischen Aufführungspraxis zurückblicken.
Sie begann 1986 mit der Einladung durch Reinhard Goebel
zu Musica Antiqua Köln, wo er von 1994 bis
2000 auch die Konzertmeisterposition
einnahm. Sein herausragendes Talent und seine unstillbare Energie
brachten ihn schnell auch an die
Spitze anderer renommierter
Ensembles im Bereich der Alten
Musik. So wirkte er als Konzertmeister u. a. beim Gabrieli Consort unter der Leitung von Paul
McCreesh, bei der Chapelle Royale
und dem Collegium Vocale Gent unter
Philippe Herreweghe und bei Marc Minkowskis Musiciens
du Louvre. Hinzu kommen solistische Aufgaben und Konzertmeister-Positionen im Amsterdam Baroque Orches­tra
unter Ton Koopman, dem European Baroque Orchestra, Musica ad Rhenum und Capriccio Stravagante. 2003 gründete
Florian Deuter gemeinsam mit Mónica Waisman das Ensemble Harmonie Universelle, um mit ihm die Kammermusik- und
Orchesterliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts neu zu entdecken. Florian Deuter spielt auf einer Violine von Matthieu
Besseling, Amsterdam.
Der Witz des Tages
Was macht ein Bratschist im Baum?
Vom Blatt lesen.
von Florian Deuter
Der richtige Ton
zur richtigen Zeit.
Das ist Kommunikation.
KommuniK ation seit 1993
www.conclusio.at
Aviso
Dienstag, 14. Juli
Stefaniensaal, 20 Uhr
The Joke
Haydn: Streichquartett in Es, op. 33/2, Hob. III: 38, „The Joke“
Mozart: Streichquartett in Es, KV 428
Haydn: Streichquartett in G, op. 77/1, Hob. III: 81
Quatuor Mosaïques:
Erich Höbarth & Andrea Bischof, Violine
Anita Mitterer, Viola
Christophe Coin, Violoncello
Ein Handbuch der Scherze in Haydns Streichquartetten müsste
erst noch geschrieben werden. Das Es-Dur-Quartett aus Opus 33
schließt mit einem solchen „joke“ – kein Kalauer, sondern ein Witz,
den man auch noch nach 230 Jahren erzählen kann. Erich Höbarth
und seine Mosaïques-Mitstreiter tun es mit Wiener Humor und im
Originalklang. Mozarts „Haydnquartett“ in Es-Dur und Haydns
drittletztes Quartett runden den festlich-heiteren Abend im
­Stefaniensaal ab.
Tradition
am Puls der Zeit
Steirisches Volksliedwerk, Sporgasse 23, A-8010 Graz
Tel. +43 / 316 / 908635, Fax +43 / 316 / 908635-55
[email protected], www.steirisches-volksliedwerk.at
Aviso
Donnerstag, 23. Juli
Helmut List Halle, 20 Uhr
Ridente la calma
Mozart: Sinfonien in D, KV 196/121 und in A, KV 114
Arien aus „La finta giardiniera“, „Lucio Silla“ und
„La clemenza di Tito“ sowie Ridente la calma
Werke von Mysliveµek und Sacchini
Valer Sabadus, Countertenor
recreationBAROCK
Dirigent: Michael Hofstetter
Das Lächeln der Seele leuchtet aus den zarten Arien, die Mozart für
junge Kastraten seiner Zeit geschrieben hat. Valer Sabadus holt sie
mit Bravour hinüber ins Countertenor-Fach und zollt dabei auch
großen Vorbildern Mozarts seinen Respekt: Der Florentiner Antonio Sacchini war der Meister der schlichten schönen Melodien, der
Böhme Josef Mysliveµek ein Könner des blühenden Orchesterklangs.
Eine seiner Arien war so schön, dass man sie später Mozart zuschrieb:
„Ridente la calma“.
Flexibel im Format.
Unbeugsam im Inhalt.
KOMPAKT
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