Studenten suchen das Haar in der Suppe

SIGMARINGEN
Samstag, 23. Mai 2015
Zitat des Tages
„Ein lautes
Mitwirken ist
nicht hilfreich“,
Schwäbische Zeitung
Studenten suchen das Haar in der Suppe
In Sigmaringer Betrieben führen Studenten Hygienechecks und -schulungen durch
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Marktplatz
Von Anna-Lena Buchmaier
Von Anna-Lena Buchmaier
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sagt Vorstandsmitglied Günter
Bruttel über die Strategie des
HGV.
Frau fällt auf
Trickdieb herein
SIGMARINGEN (sz) - Unter dem
Vorwand, dass im Haus der Wasserdruck zu hoch wäre und von ihm
überprüft werden müsste, gelangte
ein angeblicher Handwerker am
Donnerstag gegen 17 Uhr in Laiz in
das Haus einer älteren Frau. Die Frau
begab sich zusammen mit dem
Handwerker in den Keller zur Wasseruhr. Weil er den Druck ohne Brille
nicht ablesen konnte, begab sich der
Mann vor das Haus und holte seine
Brille. Es folgten Anweisungen an die
Frau einen Wasserhahn aufzudrehen, um den Druck von der Leitung
zu nehmen. Kurze Zeit später verließ
der Handwerker, der als etwa 40 Jahre alter und rund 1,70 Meter großer
Italiener beschrieben wurde, das
Haus. Die Geschädigte musste feststellen, dass ihr ganzer Schmuck
fehlte. Offenbar schlich sich eine
zweite Person ins Haus, als die Frau
den Wasserhahn aufdrehte. Die Polizei weist darauf hin, dass die Wasseruhr lediglich den Verbrauch anzeigt.
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SIGMARINGEN - Dienstagnachmit-
tag im „Ristorante Lucio“: Hier werden heute keine Bestellungen entgegen genommen, sondern Studentinnen halten eine Präsentation ab. Die
Mitarbeiter lauschen gebannt. Franziska Müller und Silke Denzel studieren im Bachelor „Lebensmittel, Ernährung, Hygiene“ mit Schwerpunkt
Hygiene an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Im Zuge ihres
Studiums haben sie im sechsten Semester für das Modul „Reinigungsund Hygienemanagement“ einen
Hygienecheck im „Ristorante Lucio“
durchgeführt und darauf basierend
einen Vortrag erstellt. Geprüft wurden die Kategorien Personalhygiene,
Produkthygiene und die Produktionshygiene. Darunter fallen beispielsweise die korrekte Lagerung
der Lebensmittel, die Verarbeitungsplätze, der Zustand von Küche, Lager
und Gasthalle sowie die Schädlingskontrolle. Richtlinie war dabei eine
Checkliste, wie sie auch dem Veterinäramt des Landratsamtes vorliegt.
Je besser der Zustand, desto mehr
Punkte erhält der Betrieb – und umso
seltener schauen Lebensmittelkontrolleure vorbei.
In der Präsentation geben die Studentinnen Vorschläge, wie der hygienische Zustand der Gaststätte verbessert werden kann – Vorher-Nachher-Bilder veranschaulichen dies.
Nach dem Hygienecheck führen die
Studentinnen Saskia Strelow, Tamara Lechner und Laura Kurz eine Hygieneschulung mit den Mitarbeitern
durch. Den Angestellten wird dabei
gezeigt, wie Hände richtig gewaschen und desinfiziert werden, wie
man Wunden versorgt und mit
Krankheit umgehen soll, wenn man
Kontakt zu Nahrungsmitteln hat. Das
soll ein Bewusstsein für Hygiene
schaffen.
Laut Infektionsschutzgesetz muss
jeder Betrieb, der mit Lebensmitteln
Auf der Jagd
Großküche statt Hörsaal: Die Studentinnen Silke Denzel, Franziska Müller, Tamara Lechner, Saskia Strelow und
Laura Kurz (von links) haben im „Ristorante Lucio“ einen Hygienecheck samt Schulung durchgeführt. FOTO: ABU
arbeitet, mindestens alle zwei Jahre
eine Hygieneschulung machen. Normalerweise führt dies das Landratsamt oder der Deutsche Hotel- und
Gaststättenverband (Dehoga) durch
– gegen Gebühr. Die Schulung durch
die Studenten ist hingegen kostenlos,
obwohl sie zertifiziert und von der
Lebensmittelüberwachungsbehörden ebenso anerkannt ist. „Das ist
toll, wir profitieren davon. Und die
Studenten können so ihr Praxiswissen erweitern“, sagt Fabio Sollazzo,
Sohn des Restaurant-Eigentümers.
Dozent Gerhard Winter ist Professor für angewandte Hygiene, Steriltechnik und Reinigungstechnik. Er
führt jedes Semester Hygiene-
checks- und Schulungen in verschiedensten Einrichtungen mit seinen
Studenten durch – seit mehr als zehn
Jahren. Nicht alle Betriebe sind einwandfrei und setzen die Vorschläge
konsequent um. Die meisten seien
aber dankbar für Tipps und würden
immer wieder mitmachen. Über eine
Verfügungsgewalt verfügen die Studenten und er aber nicht. Dafür wird
absolute Schweigepflicht gegenüber
Behörden und Dritten garantiert.
Insgesamt 20 Studenten, aufgeteilt auf sieben Gruppen, untersuchen dieses Semester die hygienischen Zustände in verschiedenen
Betrieben und geben Verbesserungsvorschläge. Das Bootshaus Sigma-
ringen, das Gasthaus zum Adler in
Leibertingen, die Seniorenwohnanlage Fideliswiesen in Sigmaringen,
die Bäckerei Rebholz in Sigmaringendorf aber auch die SHR-Klinik –
die Liste der Betriebe, die schon von
Studenten unter die Lupe genommen wurden, ist lang und landkreisübergreifend. Bis nach Ravensburg,
Aulendorf, Biberach und Königseggwald führte der Weg bereits. Und
manchmal auch zu später Stunde.
„Hygieneschulungen haben wir auch
schon um Mitternacht durchgeführt“, sagt Winter. Schließlich haben Gastronomie-Mitarbeiter erst
spät Feierabend und bei der Schulung sollen alle anwesend sein.
Da will man in der Innenstadt
shoppen, bis man alles hat.
Beutezug nennt das die Frau.
Die Ziele kennt sie ganz genau.
Esprit, Street One und C&A
noch kurz zur Volksbank,
doch: Was da?
So stößt die Jägerin grad’ heute
auf eine ganz spezielle Beute:
Ein Hirsch.
Doch der lässt sich nicht jagen.
Er leert sich Wein
in seinen Kragen.
Das Wappentier stillt
seinen Durst.
Wenn das wüsste unser Fürst!
Die Jägerin hält an und knipst.
Der Paarhufer
gibt sich beschwipst.
Der Fairness halber
wird beschlossen:
Auf Suffköpfe
wird nicht geschossen.
Hier helfen, bei aller Liebe,
nur noch die städtischen Betriebe.
Die Jägerin geht, lacht laut.
Der Hirsch hat
zu tief ins Glas geschaut.
Hirsch mit Durst
FOTO: ANNA-LENA BUCHMAIER
Bürgermeister Schärer: „Stecke nicht mit
dem Investor unter einer Decke“
Er weist die Kritik an seinem Verhandlungsstil zum Einkaufszentrum zurück
Von Michael Hescheler
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SIGMARINGEN - Der Bürgermeister
hat bei der Hauptversammlung des
Handels- und Gewerbevereins die an
ihm geübte Kritik zurückgewiesen.
Zum geplanten Einkaufszentrum
sagte er: „Es ist nicht fair, wenn behauptet wird, der Bürgermeister
steckt mit dem Projektentwickler
unter einer Decke.“ Zum jetzigen
Zeitpunkt gebe es lediglich Vorverträge mit Interessenten. Der Gemeinderat habe noch nicht grundsätzlich über den Bau des Einkaufszentrums entschieden. Sowohl Einzelhändler als auch Bürger hätten
außerdem die Möglichkeit, während
des planerischen Verfahrens mehrfach ihre Bedenken vorzubringen.
Dem Gemeinderat komme die Aufgabe der Abwägung zu.
Zu potenziellen Mietern wie
H&M oder New Yorker sagte Schärer: „Wir können nicht regeln, dass
mit diesen Firmen Mietverträge abgeschlossen werden müssen. Da ist
der Investor frei.“ Die häufiger geäußerte Kritik, der Investor Ten Brinke
werde die Stadt über den Tisch ziehen, wies der Bürgermeister zurück.
Der Bürgermeister erklärte außerdem, warum die Diskussion über
eine Aufwertung der Innenstadt ins
Stocken geraten ist. Wie berichtet,
diskutieren Vertreter von HGV und
der Initiative Sympathisches Sigmaringen (ISS) zusammen mit weiteren
Akteuren wie Vermietern oder Wochenmarktbeschickern über eine
Stärkung der Innenstadt. „Da die Gespräche anfangs nicht in einem
freundschaftlichen Rahmen stattgefunden haben, sind Verzögerungen
entstanden“, sagte der Bürgermeister. Zwischenzeitlich hätten die Akteure eine Basis für Gespräche gefunden.
Der HGV blickt auf ein kräfteraubendes Jahr zurück.
FOTO: FXH
Die festgelegten Maßnahmen sollen von einer Agentur nun priorisiert
werden. Danach sollen sie der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Ich
weiß nicht, ob wir das vor der Sommerpause schaffen“, sagte er.
Im Rechenschaftsbericht der
HGV-Vorstände ist deutlich geworden, dass diese Diskussionen an den
Kräften zehrten. „Wir mussten uns
sehr stark mit uns selbst beschäftigen“, sagte Vorstandsmitglied Matthias Eisele. Unter anderem wegen
der neugegründeten ISS sank die
Zahl der Mitglieder um zehn auf 84,
erklärte Vorstandsmitglied Erwin
Riegger. Kein eindeutiges Meinungsbild ergab eine Befragung der Mitglieder zum Einkaufszentrum. „Deshalb war es schwierig für uns, eine
eindeutige Position zu finden“, sagte
Eisele. Der Vorstand versuche den
Verein über Zuverlässigkeit und
Kontinuität zu führen, sagte Vorstandsmitglied Günter Bruttel. Zur
anfänglichen Zurückhaltung des
Vereins gegenüber dem Einkaufszentrum sagte er: „Wir glauben
nicht, dass ein lautes Mitwirken hilfreich ist.“ Trotzdem habe der Vorstand die Botschaft vieler Mitglieder
verstanden: Sie erwarten hörbare
Stellungnahmen.
Einnahmen und Ausgaben halten
sich beim HGV die Waage. Auffällig
im Kassenbericht von Sigmar Rauser
waren die vielen nicht eingelösten
Einkaufsgutscheine. Es war von einer Summe in Höhe von mehr als
20 000 Euro die Rede. Für die beiden
ausgeschiedenen Kassenprüfer Bruno Dreher und Egon Zimmermann
springen Martin Bösch und Jörg
Heilmann ein.
Vorgestellt wurde die Idee eines
Rabattsystems, bei dem während eines begrenzten Zeitraums zehn Prozent gewährt werden. Der Rabatt soll
nicht vom Verkaufspreis abgezogen
werden, sondern in Form eines Einkaufsgutscheins gewährt werden,
der in vielen Sigmaringer Geschäften eingelöst werden kann. Ob das
System eingeführt wird, wurde in der
Versammlung nicht entschieden.
„Eine Pleite“
Die Händler äußerten sich unisono unzufrieden zu den Umsätzen des verkaufslangen Samstags anlässlich des Landestreffens des Schwäbischen
Albvereins. Zwischen 14 und 16
Uhr sei kein einziger Kunde
gekommen, deshalb sprach ein
Geschäftsmann von einer „Pleite“. Eine Geschäftsfrau kritisierte, dass die Aktion nicht richtig
beworben wurde. HGV-Sprecher
Erwin Riegger bestätigte aus
eigener Erfahrung: „Es war an
diesem Samstag nichts los.“
Deshalb wird der verlaufslange
Samstag zum Landeskinderturnfest am 25. Juli nicht wiederholt. (fxh)
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