fluidity - Kunstverein in Hamburg

 FLUIDITY
50 Years Later: The dematerialization of the art object from 1966 to 2016 is a cross-reference
show on the permanent state of transformation which surrounds us, focused on the so-called
conceptual art that questions the world we live in. A world in which the old forms—of work, of
behavior, of art—no longer fit and new forms have yet to be outlined.
Sarah Abu Abdallah, Heba Amin, Eleanor Antin, Darren Bader, Tyler Coburn, Simon Denny, Jason
Dodge, Maria Eichhorn, Dora Garcia, Liam Gillick, Melanie Gilligan, Goldin+Senneby, Pierre
Huyghe, Roberto Jacoby, Hanne Lippard, Lee Lozano, Mathias Poledna, Mladen Stilinovic,
UBERMORGEN
30.1. - 10.4.2016
Eröffnung: 29.1.2016, 19 Uhr
RednerInnen: Christoph H. Seibt, Nina Möntmann, Vanessa Joan Müller, Bettina Steinbrügge
Künstlergespräche
30.1.2016, ab 15 Uhr
Tyler Coburn im Gespräch mit Nina Möntmann
Darren Bader im Gespräch mit Vanessa Joan Müller
Weitere Gespräche und Präsentationen
9.2., 23.2., 8.3., 22.3., 5.4., 19 Uhr
Jeden Donnerstag um 17 Uhr Führungen
Die Ausstellung FLUIDITY betrachtet das Fluide als prägendes Merkmal heutiger gesellschaftlicher
Realitäten erstmals vor dem Hintergrund einer kunsthistorischen Diskussion des Phänomens der
Dematerialisierung. Ausgehend von dem kunsthistorisch bedeutenden Publikationsprojekt „Six Years –
The dematerialization of the art object from 1966 to 1972“ von Lucy R. Lippard (1973) zielt die
Gruppenausstellung FLUIDITY darauf ab, eine Aktualisierung internationaler konzeptueller Strategien
vorzunehmen.
Mit der Konzeptkunst veränderte sich in den 1970er Jahren der Kunstbegriff radikal, indem die
repräsentative Funktion des materiellen Objekts in Frage gestellt wurde – Ideen und Konzepte wurden zu
künstlerischen Formaten und Trägern von Raum, Zeit sowie nicht darstellbaren Strukturen. Grundlage
der Dematerialisierung als Form der Konzeptkunst war aber auch die künstlerische Auseinandersetzung
mit herrschenden Machtverhältnissen, Marktmechanismen und Warenformen. Diese Konzepte sollen
unter den aktuellen politischen, sozialen und ökonomischen Vorzeichen einer fluiden, hochtechnisierten
und digital vernetzten Welt jetzt auf ihre Relevanz überprüft werden.
Die Konzeptkunst, die sich in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren im urbanen Raum
Nordamerikas entwickelt hat, verstand sich nicht als Bewegung, etablierte Strömung oder Gegenkultur:
Vielmehr wurden spezifische Verhältnisse reflektiert, um den künstlerischen Rahmen zu erweitern, in
dem das Kunstobjekt nicht mehr als Resultat begriffen wird, sondern „dematerialisiert“ als Idee
Voraussetzung für einen dynamischen, gesellschaftlich relevanten Diskurs ist.
Heute haben sich die Kontexte verschoben: Mitte der 1990er Jahre bereits bemerkte Liam Gillick, dass
die Konzeptkunst eine Form von Kunst ist, die nach den 1960er und 1970er Jahren im Grunde nicht mehr
existent ist. Zugleich entstammen die Schlagworte des Politischen noch immer den 1960er Jahren und
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finden gegenwärtig weder Ausdruck noch Übersetzung, während der globale Kapitalismus das Kunstfeld
längst inkorporiert hat.
Momentan zeigt sich ein aktuelles Interesse der bildenden Kunst am Ephemeren, an künstlerischen
Strategien, die situationsbedingt argumentieren oder auf Flüchtigkeit und Erfahrung setzen. Dies scheint
symptomatisch zu sein für neue Allianzen und Perspektivwechsel in einer Gegenwartskunst, in der nicht
mehr die Dematerialisierung von Kunstobjekten als “Reaktion” auf politische Probleme erfolgt, sondern
Dematerialisierungstendenzen als Phänomene in der Gesellschaft von Künstlern reflektiert werden.
Verbunden mit der Frage, was Dematerialisierung für die Kunstproduktion und die damit verbundene
Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Kunstfeld und dem gesellschaftlich verankerten
Kunstverständnis bedeuten kann, geht es um eine Bestandsaufnahme konzeptueller Praktiken und ihres
Verhältnisses zur Materialität. Im Gegensatz zu der derzeit intensiv geführten Materialitätsdebatte
untersucht FLUIDITY jedoch die Dematerialisierung in der Konzeptkunst und ihre Konsequenzen. Wie
bereits bei Lippard deutlich wurde, ist die Konzeptkunst nicht ohne die politischen Fragestellungen ihrer
Zeit denkbar.
Das Ausstellungsprojekt wird kuratiert von Bettina Steinbrügge (Kunstverein in Hamburg), Nina
Möntmann (Royal Institute of Art, Stockholm) und Vanessa Joan Müller (Kunsthalle Wien). Zur
Ausstellung erscheint ein Reader.
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg.