DIE EISZEIT IM PFRONTENER LAND

DIE EISZEIT
IM PFRONTENER LAND
Angelika Reisinger
Der Lechgletscher
Auch im Ostallgäu gab es in allen Eiszeiten einen flachen Vorlandgletscher, der als LechWertach-Vorlandgletscher bezeichnet wird. Er wurde durch Eisströme genährt, die aus den
Tälern von Lech und Wertach ins Alpenvorland traten: Der Lech- und Wertachgletscher. In
den kältesten Abschnitten des Eiszeitalters, während der Mindel-Eiszeit, lag der Nordrand
des Lech-Wertach-Vorlandgletschers bei Buchloe. Vor ungefähr 20000 Jahren, als die letz-
Das Eiszeitalter
te Kaltzeit, die Würm-Eiszeit, ihren Höhepunkt erreicht hatte, stießen die Gletscher aller-
Den jüngsten und kürzesten Abschnitt der Erdgeschichte, der vor rund 2,4 Millionen Jah-
dings nur noch 30 km weit, etwas über Kaufbeuren hinaus, nach Norden vor. Bei Neugab-
ren begann, nennt man Eiszeitalter oder Quartär. In den gemäßigten Breiten und in den
Polargebieten war das Eiszeitalter durch ein insgesamt relativ kühles Klima und vereiste
Polkappen charakterisiert. Häufige und kräftige Klimaschwankungen führten in Europa
und Nordamerika teilweise zu einem dramatischen Anwachsen der Gletscher. Die kältesten
Abschnitte des Eiszeitalters werden als Kaltzeiten (Eiszeiten, Glaziale), wärmere Zeiten dazwischen als Warmzeiten (Interglaziale) bezeichnet.
Im Alpenraum lassen sich insgesamt mindestens 9 Kaltzeiten nachweisen, von denen die
letzten vier als Günz-, Mindel-, Riss- und Würmeiszeit bekannt geworden sind. In jeder
dieser Eiszeiten stießen Alpengletscher weit vor, füllten die Alpentäler mit Eis auf und verbanden sich innerhalb des Hochgebirges zu
einem geschlossenen Eisstromnetz, aus dem
Kaufbeuren
schließlich nur noch die höchsten Berggipfel herausragten. Aus vielen großen Alpentälern schoben sich Eiszungen weit ins Alpenvorland nach
Norden vor und breiteten sich hier fächerförmig
als breite und flache Vorlandgletscher aus.
Nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit begannen die Gletscher langsam wieder von ihren
Pfronten
Füssen
Vils
Maximalständen zurückzuschmelzen, anfangs zur
zögernd, dann immer rascher. Nur bei längeren
Stopps oder Wiedervorstößen der Eisränder entDie vergletscherten
Regionen
Südostgrönlands lassen
die Verhältnisse
während der
letzten Eiszeit
erahnen.
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standen immer neue Moränenwälle, die die Form der Gletscherzungen im Detail
nachzeichnen. Mit Hilfe dieser „Wallkränze” lassen sich die alten Eisränder genau rekonstruieren und das Rückschmelzen des Eises genau verfolgen. Vor etwa
14500 Jahren war das Eis aus dem Alpenvorland endgültig verschwunden. Am
Ende der Eiszeit, vor 10300 Jahren, als sich das Alpenvorland und die Alpentäler endgültig in ein großes Waldland verwandelten, hatten sich die Gletscher
längst in die Hochlagen der Alpen zurückgezogen.
Das Allgäu zur Zeit der maximalen Ausdehnung der Gletscher während der Würmeiszeit vor ca. 20 000 Jahren (Zustand im Sommer).
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