Ausschreibung Deutschlandstipendium-Themenklasse 2016/17 am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung Die Schering Stiftung fördert 2016 zum dritten Mal eine Deutschlandstipendium-Themenklasse am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung. Der Cluster lädt Studierende aller Fachrichtungen, die sich für interdisziplinäre Forschung begeistern, herzlich zur Bewerbung um ein Deutschlandstipendium in der Themenklasse ein. Ab April 2016 werden die Basisprojekte des Clusters in vier thematischen Schwerpunkten gebündelt und weitergeführt. Die Schwerpunkte sind: 1. 2. 3. 4. Active Matter Formprozesse & Modellierung Architekturen des Wissens Bild & Handlung Nach erfolgreicher Bewerbung werden die Studierenden in einem der vier neuen Schwerpunkte des Clusters forschen. Bewerbung Die Studierenden bewerben sich für einen Schwerpunkt ihrer Wahl und können zwei weitere als Alternativen angeben. Für die Bewerbung ist eine der Aufgabenstellungen des erstgewählten Schwerpunkts auf maximal zwei DIN-A4-Seiten zu bearbeiten. Wie die Aufgabe bewältigt wird, ist – sofern in der Aufgabenstellung nicht näher beschrieben – den Bewerber_innen überlassen: Ob Essay, Forschungsexposé oder ein Entwurf für eine Visualisierung der Problematik im Rahmen einer Ausstellung – Sie entscheiden, welche Art der Aufbereitung Ihnen am sinnvollsten und geeignetsten erscheint, Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Deutlich werden sollten sowohl Ihre disziplinären Kompetenzen als auch die interdisziplinäre Ausrichtung des vorgeschlagenen Ansatzes. Voraussetzungen Voraussetzung für ein Deutschlandstipendium in der Themenklasse Bild Wissen Gestaltung ist die Umsetzung eines Projekts in einem der Schwerpunkte des Clusters und die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme am Themenklassen-Programm: • • • Workshops zu Studien-/Forschungs- und Präsentationstechniken, Präsentationen ein wöchentliches Kolloquium im Wintersemester Möglichkeit zur Mitarbeit an einer Publikation Zeitaufwand: circa 2 Zeitstunden pro Woche im SoSe2015 und WS 2015/2016 Schwerpunkt »Active Matter« Naturstoffe wurden immer schon als (Bau-)Materialien genutzt. Angesichts neuer digitaler Gestaltungsmethoden gewinnt jedoch die Frage nach dem formgebenden Beitrag des Materials an Relevanz. Vor allem Architekt_innen und Ingenieur_innen nutzen heute immer häufiger das aktive Potential verschiedenster Materialien, also etwa die Fähigkeit des Materials, auf Umwelt zu reagieren und Außenbedingungen in Eigenaktivität umzuwandeln. Dies wird häufig erst mit Hilfe von naturwissenschaftlichen und mathematischen Verfahren bzw. Instrumenten sichtbar. So ist zum Beispiel Holz ein faszinierendes Material. Unter verschiedenen klimatischen Bedingungen dehnt und krümmt es sich, öffnet und schließt seine Poren. Diese Eigendynamik und Anpassungsfähigkeit, Lernfähigkeit und Nachhaltigkeit sind Eigenschaften natürlicher Materialien, welche die bioinspirierte Forschung gemeinsam mit Ingenieur_innen und Gestalter_innen zur weiteren Anwendung untersucht und nutzt. Aufgabenstellungen: 1. Überlegen Sie sich ein Experiment, um das Verhalten eines Materials unter verschiedenen Umweltbedingungen zu untersuchen. 2. Überlegen Sie sich mathematische Verfahren, die geeignet sind, um aktives Material zu beschreiben. Ließe sich die Aktivität von Material als Code beschreiben oder in einem Code simulieren? 3. Kann man Wachstumsprozesse und Konstruktionsprozesse vergleichen? Erläutern Sie Ihre Position anhand eines Beispiels. Ansprechpartner_innen: Michael Friedmann, Karin Krauthausen Schwerpunkt »Formprozess & Modellierung« Der Mensch gestaltet und in der Natur gibt es Gestaltung: Tiere wie Menschen nutzen Werkzeuge und konstruieren Architekturen. Von Tieren geschaffene und natürliche Formen wie zum Beispiel Bienenwaben oder Flügel inspirieren seit jeher die Forschung. Heute nehmen sich Wissenschaftler Naturformen, die durch modernste Hochleistungsmikroskope auch im Nanobereich sichtbar sind, zum Vorbild. Der Schwerpunkt untersucht wie die Natur und/oder der Mensch Formen bildet oder schafft, indem die Voraussetzungen und Bedingungen ebenso wie die Prozesse oder Verfahren der Gestaltung von Formen betrachtet werden. (Formprozess) Der Schwerpunkt analysiert das Verhältnis von Form und Modell im Hinblick auf Gestaltung, Funktionalität und historischen Kontext. Jedes Modell hat eine Gestalt (Bild, dreidimensionales Objekt, Computersimulation) und einen Zweck (Vereinfachung, Visualisierung, Werbung). Jedes Modell steht in einem historischen Kontext (Wissen, Ästhetik, Gesellschaft, Politik). (Modellierung) Aufgabenstellungen: 1. Modelle können reale Formen darstellen, Ungesehenes sichtbar machen oder Vorstellungen veranschaulichen. Modelle sind entweder Repräsentationen von Sachverhalten oder Versuchsanordnungen. Entwickeln Sie ein Modell, mit dem Sie a. eine Aussage/ These überprüfen oder b. eine Annahme zur Anschauung bringen. 2. Natur- und Kulturphänomene können hinsichtlich ihrer Formen (Vogel und Flugzeug) und Strukturen (Oberflächen mit Lotuseffekt) verglichen werden. Entwickeln Sie ein Szenario, in dem Sie Phänomene der Natur auf Kultur bzw. der Kultur auf Natur übertragen. 3. Im Vergleich von Formen und Strukturen klassifizieren wir Natur- und Kulturobjekte. Dabei sind unsere Sinneswahrnehmungen zentral. Wir sehen, tasten, hören, riechen und schmecken Objekte und den Raum und leiten daraus unser Wissen darüber ab. Entwickeln Sie ein Szenario, das die Aufmerksamkeit auf ein Objekt oder einen Raum lenkt. Welche körperlichen Konstitutionen (Facettenaugen) und Medien (Eyetracking) steuern in Natur und Kultur die Wahrnehmung? Ansprechpartnerin: Sandra Schramke Schwerpunkt »Architekturen des Wissens« Dass Forscher und Forscherinnen aus Chemie und Physik in Laboren arbeiten, ist bekannt. Dass auch Kulturwissenschaftler_innen, Germanist_innen und Architekt_innen in Laboren zusammenkommen und dabei auf Forschende aus den Naturwissenschaften und der Medizin treffen, ist nicht selbstverständlich. Das Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung versteht sich nicht nur inhaltlich als Labor; auch räumlich werden in interdisziplinären Versuchsanordnungen unterschiedliche Wissensformen miteinander kombiniert, neue Erkenntnisse destilliert sowie kollaborative Prozesse erprobt. Diese Arbeitsformen und -räume sind heutzutage nicht mehr nur von ihrer gebauten Umwelt beeinflusst, sondern auch durch virtuelle Formen der Generierung, Speicherung und des Austauschs von Wissen geprägt. Der Schwerpunkt »Architekturen des Wissens» untersucht am Beispiel des Clusters das Zusammenspiel von Personen, Räumen und Gegenständen und hat dabei die Verknüpfung der virtuellen und realen Architekturen in einem stimmigen architektonischen Gesamtkonzept als zentrales Anliegen. Ein Themenfokus des Schwerpunkts ist das „Spiel“. Dabei geht es um Spielräume, die Kulturtechnik des Spiels, Motivationsdesign, digitale Spiele, Virtuelle Realität und Gamification. Raum wird hier nicht nur zum Gegenstand, sondern auch zum Objekt von Experiment und Gestaltung. Aufgabenstellungen: 1. Interdisziplinarität und Interaktion: Wie kommunizieren interdisziplinäre Teams und welche Schwierigkeiten bzw. Chancen tun sich dabei auf? Welchen Einfluss haben dabei die gebaute und die virtuelle Umwelt auf die Art und Weise, wie Kommunikation stattfindet? 2. Virtuelle Welten: Welche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Perspektiven tun sich durch Virtual-Reality-Brillen wie der Oculus Rift auf? 3. Welche Rolle spielen digitale Spiele und Gamification in unserer Gesellschaft? Ansprechpartner: Michael Dürfeld und Christian Stein Schwerpunkt »Bild & Handlung« Visualisierungen und Bildtechnologien gestalten unseren Alltag in vielen Lebensbereichen wie zum Beispiel in der Medizin oder im Gaming. Sie bestimmen in zunehmendem Maß die Möglichkeiten der medizinischen und therapeutischen Praxis. Operationen und therapeutische Maßnahmen werden auf Grundlage bildgebender Verfahren und computerbasierter Simulationen geplant, Patientenversorgung wird mittels Tablet-basierter Anwendungen strukturiert und Operationsroboter technisieren die Interaktion von Ärzt_innen und Patient_innen. In vielen Anwendungskontexten werden verschiedene Bildformen wie graphische Benutzerschnittstellen, Echtzeit-Videoaufnahmen oder digitale Modellierungen zu einer zentralen Schnittstelle, die Handlungen ermöglichen und steuern. Ferngesteuerte Drohnen beispielsweise liefern Bilder, die zur Grundlage militärischer Handlungen und so selber zu Agenten werden. Bildmedien sind damit mehr als nur Formen der Sichtbarmachung, sie wirken auf Körper, Akteur_innen, Raumgestaltungen und Arbeitsprozesse ein. Aufgabenstellungen: 1. Inwiefern verändern bildgeleitete Handlungen die Sicht auf den menschlichen Körper? 2. Welchen Beitrag kann eine historisch ausgerichtete Untersuchung a. der Gestaltung von Raumstrukturen, etwa eines Krankenhauses oder b. von Bildtechnologien, etwa zur Erfassung von Gesichtsausdrücken, Ihrer Meinung nach zu aktuellen Entwicklungen und Problemlösungsstrategien leisten? 3. Die Diskrepanz zwischen zweidimensionalen visuellen Darstellungen und deren Übertragung auf dreidimensionale Körper stellt die Handelnden vor vielfältige Herausforderungen. Beschreiben Sie diese Herausforderungen und skizzieren Sie mögliche Strategien zur Überbrückung der Diskrepanz. 4. Welchen Einfluss hat die zunehmende Trennung von Ärzt_innen und Patient_innen durch die fortschreitende Technisierung und Automatisierung von Behandlungen auf deren Verhältnis? Beschreiben Sie mögliche Auswirkungen dieser Trennung und skizzieren Sie Wege, dieses Spannungsfeld zu analysieren und ggf. zu überbrücken. Ansprechpartnerin: Kathrin Friedrich
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