Gabrielle d`Estrées - gerhard renker

Gabrielle d’Estrées
Um 1573 auf Schloss Bourdaisière oder Schloss Coeuvres geboren, gestorben in Paris in der Nacht
vom 9. auf den 10. April 1599, war seit 1591 die Maîtresse und Favoritin von Heinrich IV.
Gabrielle d’Estrées
Biographie
Sie war die Tochter von Antoine d’Estrées, Baron de Boulonnois, Vicomte de Soissons und Bersy,
Marquis de Coeuvres, Gouverneur der Île de France (und während einer kurzen Periode Großmeister
der Artillerie) und von Françoise Babou de La Boudaissière.
Am 19. Juni 1590, als sich die Belagerung von Paris in die Länge zog, wollte Roger de Bellegard dem
König seine Maîtresse Gabrielle d’Estrées vorstellen, worauf sie beide zum Schloss Coeuvres fuhren,
wo Gabrielle wohnte (ihr Vater war der Marquis de Coeuvres). Henri IV empfand für sie eine lebhafte
Leidenschaft. Gabrielle widerstand ihm aber mehr als sechs Monate, schließlich lenkte sie am 20.
Januar 1591 bei der Belagerung von Chartres ein.
Aus Sorge um die Konventionen verheiratete er sie an
Nicolas d’Amerval de Liancourt, Baron de Bedais,
dann bat er, dass das Paar sich scheiden ließe, um
sie freizubekommen, berief sie an den Hof, kreierte für
sie das Herzogtum von Beaufort und überhäufte sie
ihre beiden Eltern mit Ehrungen. Sie erhielt von Henri
IV die Titel der Marquise von Montceaux, dann der
Herzogin von Beaufort. Auf Schloss Montceaux in
Montceaux-les-Meaux (Seine-et-Marne) errichtete sie
neue Gebäude, insbesondere die vier Eckpavillons
Schloss Montceau
(pavillons d’angle).
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Das Heiratsprojekt, das Gabrielle d’Estrées mit Henri IV unternahm, wurde von Papst Clément VIII,
der der Verstoßung von Marguerite de Valois, Ehefrau des Königs seit 1572, ablehnend gegenüber
stand, verhindert. Gleichwohl wehrte sich Marguerite dagegen, obwohl sie seit langer Zeit vom König
getrennt war. Wissend, dass diese Entscheidung die Heirat von Henri IV mit Gabrielle d’Estrées
zwangläufig mit sich brächte und deren
ehebrecherische Beziehung bereits drei
Kinder hervorgebracht hatte, beunruhigte
sich der Heilige Stuhl wegen der möglichen
Folgeprobleme, die sich unter der außerehelichen
Nachkommenschaft
zeigen
könnten, die der Papst ebenso legitimieren
müsste wie die zukünftige Ehe des Königs,
ohne zu wissen wie.
Die Moral der Kirche sah sich in dieser
Gabrielle d’Estrées (rechts) und ihre Schwester, die Herzogin
von Villars, unbekannter Maler, Schule von Fontainebleau
Affäre sehr übel behandelt, zumal der König
am 23. Februar 1599, anlässlich eines Fests
im Louvre, seine Absicht kundgab, Gabrielle zu heiraten, indem er ihr seinen Krönungsring anbot. Die
„Beinahe-Königin“ wurde vom Volk ebenso wie vom Adel wegen ihrer zahlreichen Ausgaben (Kleider,
Schmuck, Hôtel de Schomberg gegenüber dem Louvre) verabscheut. Sie war Gegenstand vieler
Pamphlete, die ihr den Vornamen „Herzogin von Müll“ und „Nutte“ verliehen.
Der überraschende Tod der Favoritin setzte den Problemen ein Ende. Im vierten Monat schwanger mit
dem vierten Kind von Henri IV, bekam sie in der Nacht vom 9. auf den 10. April 1599 schwere
Krämpfe, nachdem sie bei dem Financier Sébastien Zamet reichlich diniert hatte (es gab manche
Anspielung auf eine von Gabrielle getrunkene Zitronade). Man hatte den Verdacht, sie sei vergiftet
worden. Aber die wahrscheinlichste Hypothese ist, dass sie Opfer eines schweren Schlaganfalls oder
des Kindbettfiebers (èclampsie puerpérale) wurde. Manche behaupten ebenso, dass sie vom Teufel
erwürgt worden sei, so fürchterlich war ihre Agonie und so entsetzlich ihre physische Erscheinung. Die
Zeugen erzählten, dass ihr Gesicht so ins Schwärzliche verzerrt war, dass sie völlig unkenntlich
wurde. Ihr Anblick war derart, dass man den König, als er auf dem Weg war, sie in Fontainebleau zu
sehen, wo er sich aufhielt, in Villejuif anhielt, um ihm diesen entsetzlichen Anblick zu ersparen. Ihre
Beisetzung fand in der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois mit allen ihrem Rang gebührenden Ehren
statt.
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Sie wurde im Chor der Abteikirche von Maubuisson
begraben, geleitet von ihrer Schwester Angelique
d’Estrées. Nach ihrem Tod kaufte Henri IV die Domäne
für seine Erben zurück und offerierte sie Marie de
Médicis anlässlich der Geburt des zukünftigen Louis
XIII.
Porträt
Henri IV und Gabrielle d‘Estrées
Gabrielle d’Estrées, die
„Beinahe-Königin“,
„blond,
golden, von bewundernswerter Figur und einem Teint
von strahlendem Weiß“ (Mademoiselle de Guise), „blond, mit blauen Augen, wunderbar gezeichneten
Augenbrauen, ansprechend und mollig“ (François Bluche), „sehr hübsch, ein wenig fade und ohne viel
Geist“ (Jean-Pierre Babelon). Sie hat, gerade wegen ihres tragischen Endes, worin manche eine
Vergiftung und die Hand des Dämons sehen wollten, ebenso die Zeitgenossen wie die
Nachgekommenen fasziniert. So auch Agrippe d’Aubigné, im Allgemeinen eher sparsam mit
Komplimenten, würdigte sie, dass sie den König dahin gedrängt habe, das Edikt von Nantes zu
redigieren und zu unterschreiben: „Es ist ein Meisterwerk, wie diese Frau von dieser extremen
Schönheit, ohne jede Laszivität, als Königin statt als Konkubine während all der Jahre hätte leben
können und mit so wenigen Feinden. Die Notwendigkeiten des Staates waren ihre einzigen Feinde.“
Jules Michelet, der im Kabinett Estampes der französischen Nationalbibliothek ihr Porträt in Kreide
von Daniel Dumonstier überprüft hat, schreibt: „Sie ist erstaunlich weiß und delikat, unwahrnehmbar
rosig. Die Augen haben eine Unentschlossenheit, eine Vagheit (vaghezza), die begeistern muss, die
dennoch nicht beruhigt.“
Am Tag nach ihrem Tod schrieb Henri IV: „Meine Betrübnis ist ebenso nicht zu steigern wie es das
Sujet war, das sie mir gab. Das Bedauern und Klagen werden mich bis ins Grab begleiten. Die Wurzel
meines Herzens ist tot und wird dies nicht mehr loswerden.“
Henri IV und Gabrielle d’Estrées hatten drei Kinder:

César de Bourbon - geb. 7. Juni 1594 in Coucy – gestorben 1665, Herzog von Vendôme (und
Begründer des bourbonischen Hauses Vendôme), Herzog von Beaufort, Mercoeur,
Penthièvre und Etampes, verheiratet mit Françoise de Lorraine-Mercoeur; 1651 zum
Großadmiral von Frankreich, 1655 zum Generalsuperintendenten für Schifffahrt ernannt.

Catherine Henriette – geb. 11. November 1596 in Rouen, gestorben 1663, genannt
„Mademoiselle de Vendôme“, verheiratet mit Charles II von Lothringen, Herzog von Elbeuf
und Graf von Harcourt;

Alexandre – geb. 19. April 1598, gestorben 1629, genannt „Ritter von Vendôme“, später
Großprior von Frankreich, unter Louis XIII Gesandter am Hof des Papstes Paul V.
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César de Bourbon, Herzog von Vendôme
Quelle:
www.fr.wikipedia.org, s. a.
www.de.wikipedia.org jeweils unter dem
Stichwort „Gabrielle d’Estrées“.
Übersetzung aus dem Französischen:
Dr. G. Renker
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