... Abenteurer Japaner scheitert am Everest Panorama Der Promi des Tages Prinz Nicolas wird getauft Panorama Bayern 11 Montag, 12. Oktober 2015 AUSGABE NR. 234 Höhere Hürden für Nachwuchs-Lehrer Aufgefallen VON JOSEF KARG Zu Seehofer » [email protected] Bayern vor dem Feldzug? D Bildung Um den Bewerberüberschuss zu bremsen, will die Staatsregierung den Zugang zum Referendariat beschränken VON HENRY STERN München Der ohnehin schwierige Berufsstart für viele NachwuchsLehrer in Bayern könnte schon bald eine zusätzliche Hürde bekommen: Denn die CSU-Staatsregierung plant eine Zugangsbeschränkung für das Referendariat. Ein entsprechender Gesetzentwurf des Kultusministeriums ist offenbar bereits in der internen Abstimmung. Noch im Winter, so heißt es in der CSU, könnte die Neuregelung beschlossen werden. „Es geht nicht um eine Nicht-Zulassung zum Referendariat, es geht darum, die Zulassung besser steuern zu können“, erklärt Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung. So soll die Beschränkung zwar im Grundsatz für alle Fächer und Schularten gelten, aber nur in den Bereichen Anwendung finden, in denen deutlich mehr Bewerber als offene Stellen verfügbar sind – derzeit etwa in Deutsch oder Geschichte am Gymnasium oder für das Lehramt an den Realschulen. Auch künftig werde niemand am Abschluss der Lehrerausbildung gehindert, beteuert Spaenle. Diese umfasst nach einem vier- bis fünfjährigen Hochschulstudium ein zweijähriges praktisches Referendariat in den Schulen. Für viele Nachwuchs-Lehrer könnte es aber schon bald deutlich länger dauern, bis die Ausbildung fertig ist: Bislang garantiert der Freistaat nämlich jedem Absolventen direkt nach der Uni eine Stelle als Referendar. Künftig soll dagegen eine wohl maximal dreijährige Wartefrist möglich sein. 13 der 16 Bundesländer hätten bereits ähnliche Zugangsbeschränkungen, heißt es im Kultusministerium. Nur Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen garantierten bislang wie Bayern die nahtlose praktische Ausbildung. „Wir wollen niemandem vom Lehramtsstudium abhalten“, erklärt Spaenle den bayerischen Kurswechsel: „Wir wollen aber noch nachdrücklicher darauf hinweisen, dass bestimmte Fächerkombinationen wenig Chancen haben.“ Derzeit versucht das Ministerium, mit einer Bedarfsprognose die Studienwahl der künftigen Lehrer zu beeinflussen. Der Erfolg hält sich in Grenzen – wohl auch, weil die staatlichen Stellen- und Schülerzahl-Vorhersagen in den letzten Jahren wenig verlässlich waren. „Wir müssen einen gewissen Selbstschutz einbauen für die Studenten“, findet deshalb der CSUBildungsexperte Gerhard Waschler. Insider der bayerischen Bildungspolitik vermuten dagegen, dass es eher um einen Selbstschutz der Abgeordneten der CSU-Regierungsfraktion gehen könnte: Auf die prassle daheim in den Wahlkreisen nämlich immer wieder viel Kritik für die Nicht-Einstellung auch von EinserAbsolventen nieder, glaubt etwa die Vorsitzende des Lehrerverbandes BLLV, Simone Fleischmann: „Und davor hofft man sich durch die Neuregelung zu schützen.“ Um die Kluft zwischen freien Stellen und Junglehrern zu schließen, sei eine Zugangsbeschränkung aber die falsche Lösung: Nötig sei vielmehr eine flexiblere Ausbildung, die einen bedarfsgerechten Wechsel zwischen Fächern und Schultypen möglich mache, verlangt Fleischmann. Eine Forderung, die auch bei der Opposition im Landtag Zustimmung findet: „Ein Pfropfen vor dem Referendariat hilft nicht“, glaubt etwa Michael Piazolo (Freie Wähler). Stattdessen müsse schon der Zugang zum Studium besser reguliert und die Ausbildung flexibler werden. Die Zugangsbeschränkung sei „keine Problemlösung, sondern eine Problemverschiebung“, kritisiert auch der Grünen-Politiker Thomas Gehring. So sieht das auch Lisa Fuchs von der Referendar-Vertretung beim Bayerischen Philologenverband (bpv): „Statt einer wird es künftig zwei Wartelisten geben“, befürchtet sie. Zudem würden die beschränkten Referendar-Plätze wohl allein nach den Noten des ersten Staatsexamens vergeben: „Dabei sind die besten Theoretiker nicht immer die besten Pädagogen“, kritisiert Fuchs. „Wir werden auch in Zukunft die besten Lehrer in die Schulen bekommen“, hält Minister Spaenle dagegen. Und ja: Eine größere Flexibilität der Ausbildung sei neben der Zugangsbeschränkung „die zweite Seite der Medaille“. Für Eisenbahn-Fans gibt’s im Augsburger Bahnpark viel zu sehen: Diese italienische E-Lok zum Beispiel. Foto: Annette Zoepf Ein Bahnmuseum für Schwaben Richtfest Die Eisenbahnstrecke München-Augsburg ist ein wichtiger, zentraler europäischer Verkehrsweg VON STEFAN KROG Augsburg Der Augsburger Bahnpark soll weiter zum Eisenbahnmuseum ausgebaut werden: Am Wochenende fand parallel zum 175. Jubiläum der Bahnstrecke Augsburg – München das Richtfest am mehr als 100 Jahre alten Ringlokschuppen statt, der aktuell saniert wird. Das Gebäude mit imposanter Drehscheibe war in den vergangenen Jahren wegen seines maroden Zustands nicht mehr betretbar. Für 1,22 Millionen Euro – zum großen Teil finanziert aus Fördergeldern – wird dort eine neue Dachkonstruktion eingezogen. Auf dem Gelände des Mitte der 90er Jahre von der Deutschen Bahn aufgegebenen Bahnbetriebswerks sind seit etwa zehn Jahren mehrere ausrangierte Lokomotiven aus ganz Europa sowie Dampflokomotiven und Nostalgie-Fahrzeuge, etwa alte Schienenbusse, ausgestellt. Auch der „Gläserne Zug“ oder der Luxuszug TEE stehen dort. Rund 50 Bahnenthusiasten – vom Handwerker bis zum Rechtsanwalt – stemmen das Projekt in ihrer Freizeit. In diesem Jahr kamen rund 15 000 Besucher (geöffnet ist von Mai bis Oktober immer sonntags). „Wenn die Baustelle am Rundhaus abgeschlossen ist, dann rechnen wir mit mehr Besuchern“, so BahnparkGeschäftsführer Markus Hehl. Möglicherweise werden sich künftig der Bezirk Schwaben sowie die Stadt Augsburg und die beiden Landkreise Augsburg und Aichach- Friedberg verstärkt im Bahnpark einbringen. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert kündigte gestern an, dass es Gespräche über die Gründung eines Zweckverbands geben soll. Staatssekretär Johannes Hintersberger hob die Bedeutung der Eisenbahn in Schwaben hervor. Die Streckenreaktivierung Senden – Weißenhorn sei ein voller Erfolg gewesen. Die Staudenbahn zwischen Augsburg und dem Unterallgäu sei das nächste Projekt. Wichtig sei auch der Ausbau der Strecke Augsburg – Ulm für den Fernverkehr. Dann könnten Augsburg und Schwaben von ihrer Lage an der Europa-Magistrale Paris – Budapest besser profitieren. er Ministerpräsident hat das Kriegsbeil ausgegraben. Zumindest schreibt das die Süddeutsche Zeitung, deren samstäglicher Schlagzeile zufolge Horst Seehofer – so wörtlich – zum „Feldzug“ bläst. Per Definition gehört zu einem Feldzug nicht nur der Feldherr, also Seehofer, sondern auch eine Strategie. Welche taktische Ausrichtung wird der Seehofer’sche Feldzug nehmen? Die antike Phalanx – eine Schlachtreihe, die schwer und unbeweglich ist? Das würde dem Charakter der Kabinettsmitglieder entgegenkommen. Oder die Bogenschusstechnik asiatischer Steppenvölker, bei der der reitende Schütze in vollem Galopp nach hinten schießt. Diese Methode des dem Gegner In- denRücken-Fallens dürfte nicht nur CSU-Politikern vertraut sein. Alternativ könnte Seehofer wie Hannibal mit Elefanten die Alpen überschreiten, vielleicht nur dieses Mal in der anderen Richtung, um die Probleme direkt an den Rändern Europas zu lösen. Das bringt uns zur Frage der Absicht. Was hat Seehofer vor? Will er wirklich Merkel angreifen, wie es in der Zeitung steht? Schön blöd wäre er, seine Ziele verlautbaren zu lassen. Darum These eins: Es geht gar nicht um Merkel und die vielen Flüchtlinge, wie alle glauben. Seehofer will eigentlich Brüssel stürmen, weil sie dort seine Maut kassiert haben. These zwei: Seehofer will Betreuungsgeld aus Tieffliegern über der ganzen Republik abwerfen lassen. Durch diese Kamikaze-Aktion soll auch der letzten arbeitstätigen Mutter der Wunsch nach einem Job ausgetrieben werden. Vielleicht erklärt Feldherr Horst aber ja einfach nur Bayern zum Kriegsgebiet, damit es für Flüchtlinge kein sicherer Ort mehr ist. Der gebürtige Schanzer lässt von den Pionieren aus Ingolstadt, sofern es dort nach der Bundeswehrreform noch welche gibt, einen Stacheldrahtzaun um Bayern ausrollen, um den Freistaat als Kriegsgebiet einzugrenzen. Sie merken, liebe Leser: Nix Gwies woaß ma no ned! Und das ist gut so. Denn ein erfolgreicher Feldzug braucht ein Überraschungsmoment. Alles Gute, Horst! Notizen aus der Region AUGSBURG Neue Merkwürdigkeiten zum Wiesn-Attentat Dokumentation Bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen sind nicht alle Zeugen mit der Arbeit der Polizei zufrieden VON MANUELA MAYR Hans Roauer leidet bis heute an den Folgen des Attentats. Foto: Archiv Augsburg Es hat fast 35 Jahre gedauert, bis der Zeuge Hans Roauer seine ordnungsgemäß protokollierte Aussage zum Oktoberfest-Attentat unterschreiben konnte. In diesem Frühjahr ist der heute 59-jährige Donauwörter im Zuge der Wiederaufnahme der Ermittlungen zum zweiten Mal vernommen worden – und bekam prompt vorgehalten, warum er denn das nicht schon gleich nach dem Anschlag vom 26. September 1980 ausgesagt habe. Roauer kam damals schwer verletzt ins Krankenhaus. Die Bombe war nur wenige Meter von ihm entfernt in einem Abfallbehälter detoniert. Irgendwann im Oktober sei dann ein Polizist an sein Kranken- bett gekommen, erinnert sich Roauer. Ihm habe er damals schon erzählt, dass er einen jungen Mann – wie sich später herausstellte, den Attentäter Gundolf Köhler – an einem dunklen Auto beobachtet hatte. Er habe gestikulierend durch heruntergelassene Scheiben mit Leuten im Inneren des Wagens gesprochen und sei dann abrupt abgedreht und mit einer Tüte in der Hand zu dem Abfallbehälter gegangen, in dem kurz darauf die Bombe hochging und 13 Menschen tötete. Roauer wurde so schwer verletzt, dass er trotz 90 Operationen bis heute an einer Gehbehinderung leidet und bis in die Gegenwart wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung therapiert wird. Doch zu Roauers Aussage findet sich in der Akte nichts. Opferanwalt Werner Dietrich, dessen wiederholt gestellter Antrag auf Wiederaufnahme der Ermittlungen im Dezember 2014 von der Bundesanwaltschaft endlich positiv entschieden wurde, hatte es immer wieder beanstandet. Roauer sagt, er habe damals kein Protokoll gezeigt bekommen, das er hätte unterschreiben können. Ob seine Aussage 1980 wissentlich oder aus Versehen unter den Tisch fiel, könne er nicht sagen. Es war jedenfalls eine der Merkwürdigkeiten der ersten Ermittlungen, die 1982 mit dem Ergebnis eingestellt wurden, dass der Student Gundolf Köhler ein Einzeltäter gewesen sei. Diesmal, so betont Roauer gegenüber dieser Zeitung, sei die Vernehmung und Protokollierung korrekt abgelaufen. Andere Zeugen, darunter ein Polizist, der ein bis heute verschwundenes Handfragment sichergestellt hatte, mussten offenbar andere Erfahrungen machen. Der Journalist Ulrich Chaussy und der Regisseur Daniel Harrich haben in einer neuen Dokumentation, die am Dienstagabend im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird, versucht, den bisherigen Verlauf der neuen Ermittlungen zu rekonstruieren – und stießen auf neue Merkwürdigkeiten. O Programm Das Bayerische Fernsehen wiederholt am Dienstag um 20.15 Uhr den Spielfilm „Der blinde Fleck“ und sendet um 22.45 Uhr die einstündige Dokumentation „Attentäter – Einzeltäter? Neues zum Oktoberfestattentat“ 27-Jähriger will Polizisten Dienstwaffe entreißen Eine Gruppe von fünf Männern hat sich in Augsburg am Sonntagmorgen so heftig gegen ihre Festnahme gewehrt, dass einige von ihnen und zwei Polizisten im Krankenhaus versorgt werden mussten. Nach Polizeiangaben war zwei Beamten kurz nach 3 Uhr in der Innenstadt eine Rangelei zwischen fünf alkoholisierten Männern aufgefallen. Als sie deren Personalien aufnehmen wollten, griff ein 27-Jähriger sie mit Fäusten und Ellenbogen an. Ein 28-Jähriger versuchte, einem der Polizisten den Schlagstock zu entreißen. Die Beamten riefen Verstärkung und setzten Pfefferspray ein. Vier Personen wurden festgenommen. Der 27-Jährige allerdings wehrte sich noch immer: Er versuchte, einem Polizisten die Dienstwaffe aus dem Holster zu reißen. Als dies nicht gelang, biss er zu. Gegen die 27 und 28 Jahre alten Männer wurde Anzeige erstattet. (AZ)
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