MESSTECHNIK Genaue Überwachung Sicherere Rauchgaswäsche durch Ultraschallmessverfahren Nur eine exakt definierte, kontinuierlich zugeführte Menge von Kalkmilch sichert den Wirkungsgrad eines RauchgaswäHalle 9.1 C25-C28 schers. Eine zu geringe Durchflussmenge kann zur Überhitzung des Wäschers und damit zu Reparaturen in Millionenhöhe führen. Die Messung des Volumenstroms ist nicht einfach, denn die Kalkmilch-Suspension ist in hohem Maße alkalisch und abrasiv. Keine (dauerhafte) Chance für mechanische Messsysteme, für Sensoren im Flüssigkeitsstrom. Die im RWE Kraftwerk Frimmersdorf an Rauchgaswäschern erfolgreich getestete Lösung: Messung mit Ultraschall. Bild 1: Für unterschiedliche Rohrleitungen sind zur Befestigung der US-Durchflussmessgeräte verschiedene Messkopfhalterungen verfügbar die Installation der Ultraschall-Durchflussmesser war so gut wie kein Aufwand erforderlich, da die Sensoren im Clamp-On-Verfahren, auf die vorhandenen Kalkmilchrohrleitungen aufgespannt werden. Die Installation der Ultraschall-Durchflussmessung dauert nur wenige Minuten und verursacht keinerlei Betriebsunterbrechung. Der Aufwand für eine Messstelle und damit auch die Kosten sind unabhängig vom Rohrdurchmesser, da mit dieser Technologie derselbe Sensor für verschiedene Durchmesser eingesetzt werden kann. Zusätzlich zu den Messdaten über den tatsächlichen Volumenstrom liefert das Messsystem auch Informationen über die beteiligten Pumpen. Pumpenredundanz kann entfallen Die Feststoffanteile in der Kalkmilchsuspension führen zu Verschleiß an den Pumpen mit dem Risiko, dass eine Pumpe ausfällt und damit Störungen im Wäscher auftreten. Deshalb wurden um den Kalkmilchzufluss zu den Düsen auch für diesen Fall zu gewährleisten sicherheitshalber zusätzliche Pumpenkapazitäten in die Anlage integriert. Mit der Ultraschall-Durchflussmessung lässt sich auch der Wirkungsgrad und damit der Zustand der Pumpen kontinuierlich überwachen, so dass sich ein etwaiger Pumpenausfall schon im Voraus langfristig per Messdaten ankündigt. Dank dieser Informationen lässt sich ein überdimensioniertes Pumpenpotenzial abbauen, was Kosten in Errichtung und Betrieb derartiger Anlagen einzusparen hilft. Gerade wegen der großen wirtschaftlichen Vorteile finden Ultraschall-Durchflussmesser immer häufiger auch in Kraftwerken Verwendung. Mit einem einzigen Gerät kann beispielsweise der Durchfluss von Wasser in Fallrohren mit maximal 5 m Bild 2: Die Montage der Messköpfe ist denkbar einfach , as zur RWE gehörende Braunkohlekraftwerk in Frimmersdorf betreibt insgesamt zwölf Rauchgaswäscher, um Schadstoffe wie Schwefel und dessen aggressive und umweltschädliche Verbindungen aus der Abluft zu filtern. Dazu werden die Rauchgase mit einer Kalkmilchsuspension bedüst. In dieser dünnen Aufschlämmung von Kalziumhydroxid, Ca(OH) in Wasser beträgt der Feststoffanteil zwischen 5 und 15 % je nach Schadstoffanteil im Rauchgas. Mit Hilfe der Kalkmilch werden die Schwefelverbindungen im Rauchgas zu CaSO" (Gips) gebunden, der durch die Bauindustrie weiterverarbeitet wird. Gemessen wird an den Hauptzuleitungen der Kalkmilch an Rohrnennweiten von 500 bis 800 mm. Die Stahlleitungen haben eine Innenauskleidung aus Gummi, aber diese Autor: Stefan Lingnau, Panametrics % stört das Ultraschall-Messverfahren keineswegs. Abzweigungen in Ringleitungen führen über 150-mm-Zuleitungen zu den einzelnen Wäschern. Aus acht Einspritzdüsen wird die Kalksuspension in das Rauchgas gesprüht. Dank der hohen Auflösung und Genauigkeit der eingesetzten Durchflussmesser lässt sich ein kritisches Verstopfen von gleichzeitig zwei oder drei Düsen erkennen, so dass auf die ursprünglich geplante Messung der Durchflussmengen zu den einzelnen Düsen verzichtet werden kann. Nahezu kein Installationsund Wartungsaufwand Der mehrmonatige Probebetrieb mit Messungen an den Hauptleitungen zweier Wäscher in Frimmersdorf überzeugte den Anlagenbetreiber in mehrfacher Hinsicht: Für Chemie Technik29. Jahrgang (2000), , Nr. 4 MESSTECHNIK Bild 3: Mit dem Stichprobenmessgerät lassen sich Durchflüsse direkt vor Ort bestimmen, wo immer es nötig ist... Durchmesser vor den Turbinen ebenso wie das Kühlwasser für die Anlage überwacht werden. Auch an Schmierleitungen von Generatoren mit Durchmessern von nur noch 12 mm- wird die Ultraschall-Durchflussmessung von außen zunehmend eingesetzt. Selbst die Messung von Wasserdampf bei Drücken bis 240 bar und Temperaturen bis zu 600 °C ist mit diesem Messverfahren sicher zu verwirklichen, ohne dass dabei Druckverluste in den Leitungen erzeugt werden. Herkömmliche Durchflussmessungen sind dagegen mit großem Installationsund Wartungsaufwand verbunden. Auf Dauer gesehen arbeiten daher moderne Ultraschall-Durchflussmesser sehr viel wirtschaftlicher. Im RWE-Werk Frimmersdorf wurde in der Testphase das handliche Stichproben-Messgerät PT 868 eingesetzt. Der mobile Ultraschall-Durchflussmesser nutzt für diese Messungen das patentierte Laufzeit-Korre- lationsverfahren. Im optional verfügbaren Transflection-Messmodus kann das Gerät selbst bei noch höheren Feststoffanteilen oder bei eventueller Schaumbildung eingesetzt werden. Im Normalbetrieb hat sich jedoch die Laufzeitdifferenzmesstechnik als ausreichend erwiesen. Laufzeitmesstechnik mit Korrelationsverfahren Das Verfahren zeichnet sich durch hohe Messsicherheit und -genauigkeit dank digitaler Signalcodierung und automatischer Signalsuche aus. Die Signalcodierung bewirkt eine eindeutige Erkennung des Nutzsignals mit Hilfe von Korrelationsfunktionen und schließt damit Fehlmessungen praktisch aus. Die automatische Signalsuche platziert das Empfangssignal optimal im Messfenster, was z.B. bei stärkeren Temperaturänderungen wichtig ist, um die höchstmögliche Genauigkeit zu erreichen. Das Laufzeit-Differenzverfahren misst die Differenz der Schalllaufzeit im Wasser. Zwei Ultraschallmessköpfe senden und empfangen abwechselnd die Ultraschallsignale, die durch die Rohrwand ins Wasser abgegeben werden. Ein Messkopf sendet die Impulse in Strömungsrichtung, der andere gegen die Strömungsrichtung. Sobald Wasser in der Leitung strömt, ist die Übertragungszeit des Signals in Strömungsrichtung kürzer als gegen die Strömungsrichtung. Die Differenz der Übertragungszeiten ist proportional zur Strömungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit. Aus den Rohrdaten und der Laufzeitdifferenz errechnet die Geräteelektronik den Volumenstrom. Das Messgerät erkennt auch die Strömungsrichtung und lässt sich von Gasblasen nicht verunsichern. Einfache Installation Bild 4: ... doch auch feste Installationen zur stationären Messung sind mit dem Transmitter XMT868 möglich %" Die Geräteinstallation ist denkbar einfach: Die Messkopfhalterung wird mit einer Kette von außen auf die Leitung aufgespannt. Als Dauer-Koppelmittel zwischen Messkopf und Rohr dient ein Teflonplättchen. Die Messköpfe werden nach der für die Messung sinnvollen Arbeitsfrequenz ausgewählt. Diese Arbeitsfrequenz wird im Wesentlichen von der Art der Rohrwand und Ultraschall-Durchflussmessung bei abrasiven Stoffen Die Ultraschall-Durchflussmessung erweist sich auch bei abrasiven Medien wie z.B. Kalkmilch als wirtschaftliches und zuverlässiges Messverfahren zur Überwachung der Leitungsnetze und zur Pumpenkontrolle. Die Installation durch Aufspannen der Messköpfe von außen auf die Rohrleitungen ist einfach und schnell. Keine bewegten Teile und die berührungslose Messung von außen garantieren Wartungsfreiheit und Langlebigkeit. Außerdem ist das Verfahren: ; schnell und kostengünstig an allen (auch an großen) Rohrdurchmessern nachzurüsten; ; durch das leichte Gewicht und den Akku unproblematisch vor Ort einzusetzen, um festinstallierte Messsysteme zu überprüfen; ; dank einer Alarmeinrichtung bzw. Grenzwertkontakten ein idealer Wächter z.B. bei Rohrbrüchen bzw. Düsenverstopfungen; ; schnell in der Lage Leckagestellen zu erkennen. der Beschaffenheit des zu messenden Mediums bestimmt; im vorliegenden Fall wurden 0,5 MHz-Messköpfe gewählt. Um die Geräteelektronik auf die Messbedingungen abstimmen zu können, müssen Wanddicke, Rohrmaterial und Durchmesser der Leitung als Parameter in die Messung einfließen, wobei die Rohrwanddicke sofern nicht ohnehin bekannt mit Hilfe des verwendeten Stichprobenmessgerätes dank optional verfügbarer Messköpfe schnell und zerstörungsfrei vor Ort gemessen werden kann. Aus dem Außendurchmesser und der Wanddicke lässt sich dann der Rohrinnendurchmesser errechnen. Auf diese Weise können alle Metallrohre (Stahl bis 76 mm Wanddicke), fast alle Kunststoffrohre und auch Rohre mit Innenbeschichtung aus Gummi oder Zement vermessen werden. Der Messbereich erstreckt sich im Laufzeitdifferenzverfahren von -12,2 bis +12,2 m/s. Die Messgenauigkeit ist bei einer vorhergehenden Kalibrierung mit ± 0,5 % bis ± 1 % (bei Strömungsgeschwindigkeiten über 0,3 m/s) vom Messwert und mit ± 0,01 % bei Strömungsgeschwindigkeiten unter 0,3 m/s für die alltägliche Messpraxis mehr als ausreichend. Ohne Kalibrierung erreicht das System mit den von außen aufspannbaren Messköpfen immerhin noch eine Genauigkeit von ±2 %. Für stationäre Messungen, stehen mit gleichen Leistungsdaten wie das PT868 das DF868 oder der Transmitter XMT868 zur Verfügung. Nach erfolgreichen Testmessungen mit dem PT868 werden die Transmitter auch die übrigen Rauchgaswäscher in Frimmersdorf künftig vor millionenteueren Überhitzungen schützen. Weitere Infos +6 $& Chemie Technik29. Jahrgang (2000), , Nr. 4
© Copyright 2025 ExpyDoc