M a l aysia I ndo nesien Trans port & Logisti k ch ina Rapid verspricht lukrative Aufträge Regierung vergrault ausländische Investoren Hotspots ziehen deutsche Firmen an Neue Freiheiten im Cash Management Asia Bridge Trends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 7/8:2015 vereinigt mit Au s l an d s e nts e n d u ngen ISSN: 1864-3752 Voneinander lernen In Zusammenarbeit mit aktuell ASIA ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 „Ein kleines Land verlässt eine Staatengemeinschaft, um seinen eigenen Weg zu gehen.“ Klingt vertraut? Gemeint ist aber sicherlich nicht das Trauerspiel rund um Griechenland, sondern eine beispiellose wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, die mit dem 9. August 1965 begann. An diesem Datum wurde Singapur offiziell gegründet. Vorher war es allerdings aus der Föderation mit Malaysia, Sabah und Sarawak (beides Teile von Borneo) hinausgeworfen worden. Wenn es zwei Erfolgsfaktoren gibt, dann sind es politische Kontinuität und eine klare wirtschaftliche Strategie. Erstere ist vor allem der Abwesenheit von politischen Alternativen geschuldet. Singapur ist weniger Demokratie als Autokratie mit leicht dynastischen Zügen. Lee Hsien Loong steht inzwischen der Regierung als Premierminister vor. Er ist der älteste Sohn des kürzlich verstorbenen Staatsgründers Lee Kuan Yew. Die Regierung ist es auch, die vorgibt, in welchen Sektoren strategisch investiert wird. War es früher das Ziel, globale oder zumindest regionale Headquarter durch günstige Steuersätze an die Straße von Malakka zu locken, steht inzwischen die Bio- und Nanotechnologie hoch im Kurs. Ob man eine solche Regierungsform mag oder nicht sei dahingestellt, wirtschaftlich scheinen die Regierenden des Stadtstaates alles richtig gemacht zu haben: Das Wirtschaftswachstum soll in diesem Jahr 4,5% betragen, im Staatshaushalt werden traditionell Überschüsse erzielt, die Bewohner umsorgt mit Geld und Sozialleistungen. Singapur verfügt über das dritthöchste Prokopfeinkommen weltweit. Und das ohne vom Schicksal, wie die beiden erstplatzieren Katar und Luxemburg, mit Öl beziehungsweise EU-Beamten beglückt zu sein. ::: Martin Brückner Chefredakteur ed ito r ia l 3 Asia in Focus. Yangon Shanghai Delhi-Gurgaon Kuala Lumpur Singapore Luther legal advice Luther Corporate Services Hits the mark. Luther. 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Er lebt seit über acht Jahren in Taiwan, hält einen MBA der National Chenchi Universität Taipei und war zuletzt als Geschäftsführer eines großen deutschen Handelshauses in Taiwan tätig. DEinternational Taiwan organisiert Geschäftsdelegationen und Markterkundungsreisen, vertritt deutsche Messegesellschaften und bietet Unterstützung beim bilateralen Markteintritt sowie Personalsuche, berufliche Fortbildungen, Office-in-Office und andere Dienstleistungen an. ::: Rödl & Partner, Shanghai ::: Die Anwaltskanzlei Rödl & Partner stellt sich in ihrer Niederlassung Shanghai neu auf. Das Rechtsanwaltsteam wird künftig von Sebastian Wiendieck geführt. Er übernimmt die Aufgabe von Alexander Fischer. Wiendieck kam im Februar 2007 zu Rödl & Partner nach Kanton und Beijing. Nach kurzer Unterbrechung und Tätigkeit für eine andere Anwaltskanzlei in Deutschland führt er seit Dezember 2012 die Niederlassung in Kanton. Vor seiner Tätigkeit für Rödl & Partner war er für internationale Kanzleien in Frankfurt, Hong Kong und Shanghai tätig. Das Team in Shanghai betreut überwiegend deutsche und europäische Unternehmen, die in China bereits vertreten sind oder vor Ort aktiv werden wollen. ::: Rutronik, Südostasien ::: An der Spitze von Rutronik Asia gibt es einen Wechsel: Gerhard Weinhardt hat als neuer General Manager die Verantwortung für Rutronik Asia übernommen. Er löst damit Lambert Hilkes ab, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Weinhardt kann gut 14 Jahre Vertriebserfahrung in der Elektronikbranche verzeichnen. Seit 2000 ist er in verschiedenen Positionen bei Rutronik tätig und hat im vergangenen Jahr die Stelle zum Sales Director Asia angetreten. Gleichzeitig verstärkt das Unternehmen seine Präsenz in China mit einer neuen Niederlassung in Xiang. ::: K O P F D E S M O N AT S 6 Direkter Draht zur Opposition ::: Mitte Juni war die burmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi auf Staatsbesuch in China. Empfangen wurde sie von Staats- und Parteichef Xi Jinping – trotz oder gerade wegen des angespannten Verhältnisses beider Länder. Denn der Partei der 70-Jährigen werden große Chancen auf einen Wahlsieg eingeräumt, wodurch Suu Kyi zu einer wichtigen Gesprächspartnerin der Chinesen wird. Diese sind immer noch die größten Investoren in Myanmar und wollen ihren Einfluss auf keinen Fall verlieren. Dies gilt gleichermaßen für das burmesische Militär: Gewinnt die Opposition im November die Wahlen, verfügt es kaum noch über Möglichkeiten, um auf demokratischen Wegen an die Macht zu gelangen. Suu Kyi befürchtet deshalb, dass die unsichere politische Lage der Regierung als Vorwand dienen könnte, um die Wahlen zu verschieben. Somit muss die Politikerin vor allem in ihrem eigenen Land um Autorität kämpfen. ::: Parlamentarischer Freundeskreis Berlin–Taipei ::: Eine sechsköpfige Delegation des Parlamentarischen Freundeskreises Berlin–Taipei besuchte auf Einladung des Ministry of Foreign Affairs Anfang Juni Taiwan. Während des Besuchs wurde Delegationsleiter Klaus-Peter Willsch vom taiwanischen Außenminister David Y.L. Lin die Friendship Medal of Diplomacy verliehen. Willsch ist Mitglied des Deutschen Bundestags und seit 2010 Vorsitzender des Parlamentarischen Freundeskreises Berlin–Taipei. Die Auszeichnung würdigt sein langjähriges Engagement für die Weiterentwicklung der deutsch-taiwanischen Beziehungen. ::: Zhongde Metal Gruppe, Stuttgart ::: Zum 1. Juli hat Mike de Vries die Geschäftsführung der Zhongde Metal Gruppe übernommen. Diese ist Betreiberin der chinesisch-deutschen Sino-German Metal Eco City (SGMEC). Die ökologisch ausgerichtete SGMEC ist das erste industrielle Großansiedlungsprojekt Chinas, das von der Wirtschaft initiiert und von der Regierung unterstützt wird. De Vries hatte seit Juni 2012 die Führung von Heidelberg Marketing inne. Zuvor war er Geschäftsführer der Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft „Deutschland – Land der Ideen“. ::: NUTZEN SIE UNSER SPECIAL FÜR ABONNENTEN DER ASIA BRIDGE! MBI-Konferenz 10. Stahl Tag 2015 30.9.-1.10.2015, Frankfurt am Main Diskutieren Sie über diese Themen mit Branchenexperten und Kollegen: rChina, Russland/Ukraine: Einfluss wichtiger Märkte auf die deutsche Stahlindustrie rIndien: +5>?/66/Entwicklungen und deren Auswirkungen für den deutschen Stahlmarkt rStahlmärkte vor dem Hintergrund von Überkapazitäten rLieferantenqualität: Herausforderungen des globalen Beschaffungsmanagements rPreisentwicklung: wie lange bleiben die Preise noch im Keller? rZwischen Kostendruck und Haftungsrisiko: Zulieferer in der Zwickmühle rDer Edelstahlmarkt auf Bewährungsprobe Hören Sie u.a. folgende Branchenexperten: Dr. Henrik Adam, Tata Steel Europe Limited Dr. Heinz-Jürgen Büchner, IKB Deutsche Industriebank AG Dr. Jörg Hilker, DB Schenker Rail Hans-Jürgen Kerkhoff, Wirtschaftsvereinigung Stahl Ralf Maier, M+./7+UG Gisbert Rühl, Klöckner & Co. SE Eugen Weinberg, Commerzbank AG Dr. Thomas Windberger, SMR - Steel & Metals Market Research Informationen zum Special und Anmeldung unter [email protected] oder +49 (0) 69 2710760-15 Sponsor: P o l iti k : Hong Kong ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Eine Stadt schirmt sich ab Eine gescheiterte Abstimmung über ein neues Wahlrecht von Beijingss Gnaden treibt die politischen Pole in der Stadt weiter auseinander. Von Christoph Hein ::: Das hatten sich die Hierarchen in Beijing anders vorgestellt. Mitte Juni stürzten die chinesischen Aktien am Finanzstandort Hong Kong dramatisch ab. In nur fünf Handelstagen verlieren die festlandchinesischen Papiere gut 13% an der Börse der chinesischen Sonderverwaltungszone. Viel schmerzlicher aber: Die Hongkonger wenden sich unübersehbar gegen die Einflussnahme Beijings. Auf dem Papier sah alles so einfach, so wohlwollend aus. Erstmals offerierte die mächtige Partei im fernen Beijing ihrem Satelliten Hong Kong, den obersten Verwaltungschef der Stadt frei zu wählen. Seitdem Hong Kong 1997 von den Briten an China übergeben worden war, hat ein Komitee den Führer der Stadt ernannt. Es war, daran gibt es keinen Zweifel, von Beijing bestimmt. Nach einem Jahr heftiger Auseinandersetzungen über die politische Zukunft der Stadt sollten nun aber die Bürger 2017 ihren obersten Vertreter erstmals selber wählen können. Das Problem: Zur Auswahl hätten ausschließlich Kandidaten gestanden, die 1.200 von Peking ernannte Wahlmänner und -frauen zuvor bestimmt hätten. Die Wahl wäre so zur Farce geworden. Dazu wurde nun allerdings die Abstimmung über die Annahme des Verfahrens. Als in der gesetzgebenden Versammlung Hong Kongs über den Vorschlag entschieden werden sollte, zogen jene Abgeordneten aus, die der Beijing-nahen Fraktion zuzurechnen sind. Damit wollte diese die Abstimmung verhindern, weil einer ihrer Abgeordneten noch fehlte. Sie verlangte nach einer Zweidrittelmehrheit. Freilich hatte sie sich verrechnet: Der verbliebene Rest der Abgeordneten nämlich stimmte ohne die Beijing-Treuen ab. So kam es zu einem Nein von 28 Abgeordneten, nur 8 stimmten der Vorlage zu. Aufgrund des Einschätzungsfehlers seiner Vertrauten wurde der Vorstoß Beijings unter den denkbar peinlichsten Umständen für die Kommunistische Partei abgelehnt. „Die Entscheidung entsprach nicht dem, was wir sehen wollten“, räumte der Sprecher des Außenministeriums in Beijing anschließend ein. Nachgeben aber will Beijing nicht. So berichteten die staatlichen Medien nach der Niederlage der Partei, das bisherige Wahlsystem bliebe dann erhalten. Wenn es Änderungen gäbe, dann nur in Richtung des durchgefallenen Plans. Die Kommunisten in Beijing und die Demokraten in Hong Bild: Pasu Au Yeung, Flickr 8 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Die Demonstranten in Hong Kong senden ein klares Signal nach Beijing: Sie fordern eine wirkliche Wahl. Kong schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu: „Eine Minderheit von Abgeordneten lehnte den Plan zu einer allgemeinen Wahl ab, um daraus persönlichen Gewinn zu ziehen. Damit blockieren sie die Fortschritte in Hong Kongs demokratischer Entwicklung“, hieß es beim staatlichen Nachrichtendienst Xinhua. „Dafür müssen sie die historische Verantwortung übernehmen.“ Die Widersacher hingegen verwiesen rasch auf die „weltweiten Standards“ für Demokratie: „Wir nutzen unsere uns heiligen Stimmen heute, um den Versuch eines gefälschten Wahlrechtes abzulehnen. Wir haben den Hongkongern geholfen, eine deutliche Botschaft nach Beijing zu senden, dass wir eine wirkliche Wahl haben wollen“, sagte Alan Leong, einer der demokratischen Abgeordneten. Die Abstimmung löste ein politisches Beben aus. So ermahnte sogar die Europäische Union im Anschluss „alle Parteien, sich in konstruktiven Diskussionen zu engagieren, die in eine baldige Wiederaufnahme des Reformprozesses des Wahlrechtes münden“. Das amerikanische „Wall Street Journal“ sprach von einer „beschämenden Lektion in Demokratie für Chinas Kommunistische Partei“. Singapur kritisiert wirtschaftliches Ungleichgewicht Natürlich schauen auch die Nachbarländer interessiert auf die Entwicklung in der Sonderverwaltungsregion. Die staatliche Singapurer Zeitung „The Straits Times“ kommentierte zunächst mit spürbarer Sympathie für Beijings Vorstöße. Und fuhr dann fort: „Seit der Übergabe 1997 von Großbritannien an China lag der Fortschritt der Stadt in einer fein austarierten, sich entwickelten Balance zwischen der Forderung nach ökonomischer Lebenskraft, politischer Stabilität und dem Erspüren der öffentlichen Meinung. Ohne eine dieser Zutaten wäre Hong Kong nicht die globale chinesische Stadt, die es heute ist. Ihre Verwaltung würde helfen, diese Balance aufrechtzuerhalten, wenn sie die wirtschaftlichen Ungleichgewichte adressieren würde, die die öffentliche Unzufriedenheit angeheizt haben, insbesondere über die steigenden Immobilienpreise.“ Die Ohrfeige für Beijing war der bisherige Tiefpunkt in einem Jahr des Widerstandes in Hong Kong. Die Bilder der Studenten, die sich über 75 lange Tage mit den gelben Regenschirmen der Opposition gegen das Pfefferspray der Polizisten wappneten, um den Verkehr in der Finanzmetropole zum Erliegen zu bringen, gingen um die Welt. Seit der Übergabe 1997 bemüht sich China, Hong Kong, aber auch die Casino-Insel Macau enger an sich zu binden. Politik : Hong Kong Immer wieder wird darüber spekuliert, dass die Sonderverwaltungsregion mit dem Ansatz der „Zwei Systeme, ein Staat“Politik ein erster Versuch sei, eine spätere Lösung auch zur Angliederung Taiwans zu finden. Fraglos haben Hong Kong und Macau wirtschaftlich enorm von Festlandchina und seinen Reisenden profitiert. So spüren sie aufgrund der wachsenden Abhängigkeit nun seit Monaten auch, dass in den Kadern aufgeräumt wird und Angst davor besteht, dass in den Casinos Macaus oder den Rolex-Geschäften Hong Kongs Schwarzgeld ausgegeben wird. Im ersten Quartal hatte sich die Wachstumsrate auf 2,1% abgekühlt, von den enormen Gewinnen an der Börse erreichte wenig die reale Wirtschaft. Stadt erwartet bei Wohnpreisen Eingriff Beijings Die ganzen Jahre aber hat sich in Hong Kong eine starke Oppositionsbewegung gegen Beijings Umarmung gehalten. Viele der aufgeklärten Hongkonger beklagten den weitgehenden Verlust von Englisch als Geschäftssprache, die Eingriffe Chinas bis hin zu den Schulbüchern. „Weiwen“, der Erhalt der Stabilität, ist auch und gerade in Hong Kong das oberste Ziel der Partei. Das aber wird schwieriger: Die Mehrheit der 18- bis 29-Jährigen in der Stadt betrachtet sich heute nach einer Untersuchung der University of Hong Kong zuerst als Hongkonger, erst danach als Chinesen. Das war noch während der Olympischen Spiele in Beijing 2008 ganz anders. Auch die explodierenden Immobilienpreise werden von vielen dem massiven Engagement von Festlandchinesen in der Stadt zugeschrieben. Dass die Regierung von Beijings Gnaden sie nicht bremst, wird ihr als Versagen vorgehalten. Die Auseinandersetzungen mit den Studenten haben zu einer neuen, allerdings völlig zersplitterten Demokratiebewegung in Hong Kong geführt. Sie ist breit aufgestellt und dennoch fragil, weil von Kleingruppen bestimmt. Noch ist völlig offen, wie weit sich ihre künftigen Auftritte gegen Beijing richten werden und wie weit die Kommunistische Partei dies noch zulassen wird. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, Stimmenfänger seien mit viel Geld in der Stadt unterwegs, um entweder die Demokratiebewegung zu fördern oder deren Gegner zu kaufen. Die Szenen auf der Straße und direkt nach der Abstimmung im Gesetzgebenden Rat sprechen Bände. Auf der einen Seite der doppelten Absperrgitter diejenigen, die für Beijing sind und nationalistische chinesische Lieder anstimmen, als die Ablehnung des Wahlgesetzes bekannt wird. Auf der anderen Seite die Demokratiebewegung mit ihren gelben Regenschirmen. Hier werden Reden geschwungen: „Das ist nur der Anfang“, ruft einer ihrer Sprecher. Und ein anderer fügt an: „Go Hong Kong, Go!“ Die Demonstranten stimmen in den Ruf ein. Nur die Richtung ist noch nicht klar. „Es wird für beide Seiten immer schwerer, unter einem politischen Rahmen, der für Beijing akzeptabel ist, einen Kompromiss zu finden“, warnt Peter Cheung, Politologe der University of Hong Kong. ::: Dr. Christoph Hein ist Asien-Pazifik-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Sitz in Singapur. 9 P o l iti k : News ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 singapur Bangladesch Reform des Gesellschaftsrechts kommt in Gang Entschädigung steht bereit ::: Die von Singapur verabschiedeten Änderungen des Companies Act werden nun umgesetzt. Ein erster Teil der Reformen trat am 1. Mai in Kraft, der zweite folgt im ersten Quartal des kommenden Jahres. Die Änderungen zielen auf eine Verminderung bürokratischer Pflichten vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) ab und erlegen Public Companies striktere Corporate-GovernancePflichten auf. Auch für ausländische, in Singapur in Form einer unselbstständigen Niederlassung tätige Unternehmen gibt es neue Regeln. Einige der KMU werden seit Juli von der Pflicht der Erstellung eines Jahresabschlusses entbunden. So müssen nun erst Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern, Buchwerten von mehr als 10 Mio. Singapur-Dollar (6,6 Mio Euro) und einem Umsatz von mehr als 10 Mio. Singapur-Dollar ein Jahres audit durchführen. Die Entbindung von diesen Pflichten gilt erstmals auch für KMU, die Bestandteil einer Holding sind, vorausgesetzt, die Unternehmens- ::: Mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch sind die geforderten 30 Mio. US-Dollar zur Entschädigung der Opfer beisammen. Die erforderliche Summe sei mittlerweile eingegangen, teilte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen mit. Damit könnten die noch ausstehenden Entschädigungen in den kommenden Wochen ausgezahlt werden. Beim Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza waren im April 2013 insgesamt 1.135 Menschen gestorben, mehr als 1.500 weitere wurden verletzt. Im Oktober 2013 wurde ein Entschädigungsausschuss gegründet, in dem alle beteiligten Akteure der Branche vertreten sind. Die ILO hatte vorgegeben, dass zu einer angemessenen Entschädigung der Opfer und ihrer Angehörigen insgesamt 30 Mio. Dollar nötig seien. Im April dieses Jahres waren mehr als 27 Mio. Dollar in dem Fonds, sodass der Ausschuss bereits rund 70% der zugesagten Entschädigungen an mehr als 2.800 Anspruchsberechtigte auszahlen konnte. ::: AFP gruppe erfüllt auf konsolidierter Basis mindestens zwei der drei Kriterien. Ab dem kommenden Jahr wird die singapurische Handelsregisterbehörde, die Accounting and Corporate Regula- tory Authority (ACRA), ein elektronisches Gesellschafterverzeichnis führen. Damit sind Private Companies nicht mehr verpflichtet, eine eigene Gesellschafterliste zu unterhalten. Nicht die seitens der Gesellschaft geführten Mitglieder- und Anteilsverzeichnisse werden nach Inkrafttreten der Änderungen verbindlich sein, sondern das Onlineregister der ACRA. Mustersatzungen wird die ACRA auf ihrer Website zur Verfügung stellen. ::: gtai Bangladesch EU-Kommission legt Vorschläge für ASEAN-Kooperation vor ::: Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und die Europäische Kommission haben Ideen für eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem südostasiatischen Staatenbund ASEAN präsentiert. „Vom Handel über Sicherheit, Klimawandel und Herrschaft des Rechts haben wir eine tiefe Kooperation. Für die Asien-Strategie der EU ist es entscheidend, die Zusammenarbeit mit der ASEAN zu vertiefen und zu erweitern“, erklärte Mogherini in einer Pressemitteilung. Als konkrete Schritte dazu zählt sie unter anderem ein Freihandelsabkommen, einen politischen Dialog zu Umwelt und Nachhaltigkeit sowie eine Verdopplung der EU-Hilfe für die weitere ASEAN-Integration. Die EU hat ein strategisches Interesse an der Stärkung ihrer Beziehungen zur ASEAN. Eine starke, geeinte und selbstbewusste ASEAN, die ihre eigene Integration fortsetzt, trage zu Stabilität, Wohlstand und Sicherheit in der gesamten Region bei. Dies schaffe neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit bei der Bewältigung regionaler und globaler Herausforderungen. Der Staatenbund ASEAN verbindet hohe Wachstumsraten mit einer ausgeprägten Bevölkerungsdynamik. Zusammengenommen bilden die ASEANMitgliedsstaaten die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Bis zum Jahr 2050 wird die ASEAN voraussichtlich auf den vierten Platz vorrücken. ::: Nordkorea Gesprächsangebot an den Süden ::: Nordkorea hat dem Süden ein an Bedingungen geknüpftes Gesprächsangebot unterbreitet. Es gebe „keinen Grund, einen Dialog und Verhandlungen zu vermeiden, wenn eine Atmosphäre des Vertrauens und der Versöhnung geschaffen wird“, hieß es in einer von nordkoreanischen Staatsmedien verbreiteten Regierungserklärung. Damit dies gelinge, müsse Südkorea „mutige“ Schritte gehen und etwa die gemeinsamen Militärübungen mit den USA beenden. Das südkoreanische Vereinigungsministerium reagierte mit Skepsis auf den Vorstoß. Pjöngjang müsse an den Verhandlungstisch zurückkehren, „ohne unangemessene Vorbedingungen zu stellen“. Zuletzt hatte es zwischen den beiden Ländern im Februar vergangenen Jahres ranghohe Gespräche gegeben. ::: AFP Bild: Nonwarit, Shutterstock 10 Foto: REUTERS/Navesh Chitrakar ERDBEBEN NEPAL BITTE HELFEN SIE 10 Euro sichern Trinkwasser, 70 Euro ein Nahrungspaket und 200 Euro die Notunterkunft für eine Familie. 100.000 Menschen wollen wir erreichen. Jetzt zählt jede Spende. Danke! www.care.de IBAN: DE 93 37050198 0000 0440 40 BIC: COLSDE33 12 c o v e r- st o ry : Auslandsentsendungen ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Daheim in der Fremde Obwohl es in Hong Kong zunehmend schwierig wird, Arbeitsvisa zu erhalten, bleibt die Metropole eines der beliebtesten Expatziele (S. 13). Inzwischen finden immer mehr Delegationen ohne die Familie statt (S. 14–15), aber sie können nach wie vor ein wichtiges Karriere-Sprungbrett sein (S.16–17). Vor der Abreise sollten sich Fimen genau über den Sozialversicherungsschutz der Delegierten informieren (S. 18–19). ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 cover- st ory : Auslandsentsendungen Dunkle Wolken im Expatparadies Arbeitgeber profitieren in Hong Kong von einem wenig regulierten Arbeitsmarkt. Aber auch bei Arbeitnehmern steht die Stadt hoch im Kurs. Bürokratische Hindernisse für Ausländer könnten diese Entwicklung allerdings bremsen. von Achim Haug, gtai ::: Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von über 40.000 US-Dollar gehört Hong Kong zu den reichsten Volkswirtschaften im Asien-Pazifik-Raum. Das verarbeitende Gewerbe hat in der Sonderverwaltungsregion schon lange kein Zuhause mehr: Die Produktion wurde ins benachbarte Perlflussdelta ausgelagert. Im vergangenen Jahr waren über 93% aller Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor angesiedelt. Seit der weltweiten Finanzkrise steigen die Beschäftigtenzahlen, laut neuesten Hochrechnungen des Census and Statistics Department (ECA) erneut um 2,2%. Allein im Außenhandels-, Transport- und Logistikbereich – dort sind zahlreiche ausländische und auch deutsche Unternehmen aktiv – waren Ende vergangenen Jahres gut 494.000 Menschen beschäftigt. Das entspricht 13% aller Erwerbstätigen. Die Unterbeschäftigungsquote liegt bei nur 1,6%. Über die Jahre hat sich die Arbeitsmentalität in Hong Kong stark gewandelt: Inzwischen wird mehr Wert auf qualitative Elemente gelegt. Dieses veränderte Arbeitsverhalten ist auch auf kulturelle Faktoren zurückzuführen. Zwar liegt das Gehalt immer noch auf Rang eins der bestimmenden Faktoren für die Arbeitgeberwahl, allerdings folgt inzwischen direkt dahinter die Work-Life-Balance. Die allgemeinen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten werden ebenfalls hoch eingeschätzt. Bild: XiXinXing, Shutterstock Ausländische Firmen sind als Arbeitgeber begehrt Internationale Unternehmen profitieren in Hong Kong von einem kaum regulierten Arbeitsmarkt. Sie können bei Geschäftserweiterungen problemlos und schnell neues Personal finden beziehungsweise im Fall einer Verschlankung dieses wieder freisetzen. Eine Anstellung bei einer ausländischen Firma ist bei der Bevölkerung sehr beliebt. Auch die Wege, auf denen Arbeitgeber und Jobsuchende zusammenfinden, sind in jüngster Vergangenheit vielfältiger geworden. So hat die Bedeutung von Onlinestellenbörsen – allen voran jobsdb. com – zugenommen. Für 44% der Personalverantwortlichen spielen sie als Rekrutierungsquelle die wichtigste Rolle. An zweiter Stelle kommen Personalvermittlungsagenturen mit 36%. Weiterhin sind auch persönliche Kontakte und Empfehlungen im Unternehmen mit jeweils einem Viertel der Nennungen wesentliche Bestandteile der Kandidatensuche. Social-Media-Kanäle haben einen hohen Stellenwert für die Recherche nach neuen Jobchancen. Ausländische Arbeitgeber zahlen in der Regel etwas mehr als einheimische Firmen, meist handelt es sich um einen Aufschlag von 5% bis 10%. Von größerem Interesse sind für lokale Angestellte jedoch die nicht monetären Vergünstigungen. So gewähren internationale Firmen tendenziell mehr Urlaub, verlangen weniger Überstunden, zahlen oftmals auch im Krankheitsfall und bieten darüber hinaus eine größere Arbeitsplatzsicherheit. Für internationale Unternehmen sind zumeist ausländische Angestellte der größte Kostenfaktor im Personalbudget. Zwischen einem Expatriate und einer einheimischen Kraft besteht ein starkes Lohngefälle, was sich insbesondere aus dem Mietzuschuss begründet. Die Immobilienpreise ziehen seit Ende 2009 in einem atemberaubenden Tempo an. Für Wohnungen über 60 qm Nettogrundfläche sind Nettokaltmieten von 50 Euro/qm keine Seltenheit. Hinzu kommen andere Leistungen wie Dienstwagen, Flugtickets für Heimatbesuche, Schulgelder oder Clubmitgliedschaften. Für die Entsendung einer Fachkraft muss daher mit einem vier- bis fünfstelligen Monatsbetrag kalkuliert werden. Gehalt orientiert sich am ortsüblichen Niveau Allerdings wird immer weniger ein volles Expat-Paket gewährt. Die Firmen setzen häufig auf Lokal-Plus-Verträge, bei denen sich das Gehalt am ortsüblichen Niveau orientiert, ein geringerer Mietzuschuss oder beispielsweise kein Schulgeld gewährt werden. Auch sind junge Kandidaten für kostengünstige Entsendungen beliebt, da für sie häufig kein Familienanhang zu Buche schlägt. Entsprechend sind die Gehaltspakete für das mittlere Management 2014 im Schnitt um 42.000 US-Dollar gefallen und liegen nun bei 273.000 USDollar und damit niedriger als in Festlandchina, so ECA. Seit 2013 ist es schwieriger geworden, entsandten ausländischen Arbeitnehmern ein Arbeitsvisum in Hong Kong zu verschaffen. Die Behörden sind nach außen zu keiner Stellungnahme bereit. Firmenvertreter berichten, dass für Kandidatenprofile, die früher kein Problem dargestellt hätten, nun das Visum verweigert würde. Problematisch sind beispielsweise ein fehlender Studienabschluss oder das Weglassen der Bezeichnung „Management“ in der Positionsbeschreibung. Eine Begründung von Sprachkenntnissen, zum Beispiel Deutsch, wird dagegen als unbedeutend zur Visums erteilung angesehen. Die Entwicklung ist insofern verwunderlich, da in Hong Kong ein Mangel an qualifizierten Kräften offen diskutiert wird und praktisch Vollbeschäftigung herrscht. Doch offensichtlich will die Regierung die Chancen der Einheimischen besonders für höher qualifizierte Positionen verbessern. Generell heißt Hong Kong ausländische Beschäftigte aber willkommen. Der Lokalisierungstrend findet sich nur bedingt. Dies liegt zum einen daran, dass in wichtigen Positionen eine direkte Bindung zum Mutterhaus erwünscht ist. Zum anderen sehen multinationale Firmen die zeitweise Entsendung als Personalentwicklungsinstrument. Im pulsierenden Herzen Asiens gelegen, ist Hong Kong hierfür sehr attraktiv. ::: 13 c o v e r- st o ry : Auslandsentsendungen ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Zwischen Karriere und Heimweh Obwohl die Familie bei Entsendungen eine tragende Rolle spielt, unterschätzen Unternehmen diesen Faktor häufig. Um bestmögliche Voraussetzungen für den Auslandsaufenthalt zu schaffen, sollten sie daher auch die Bedürfnisse der mitreisenden Angehörigen beachten. Der „Global Mobility Trends Survey“ zeigt jedes Jahr, welche Praktiken sich in den Mobilitätszentren internationaler Unternehmen wachsender Beliebtheit erfreuen. Eine der aktuellsten Tendenzen ist, dass Mitarbeiter immer öfter ohne ihre Familie ins Ausland entsendet werden. Während noch 2009 lediglich 14% aller in einer Partnerschaft lebenden Expatriates allein den Schritt in die Fremde gewagt hatten, entschieden sich im vergangenen Jahr bereits 22% für den Arbeitsplatz fern der Familie. Das entspricht einer Steigerung von über 50% innerhalb von nur fünf Jahren. Dabei sind vor allem Pendler-Regelungen, bei denen der Expatriate ohne Anhang ins Ausland geht, dafür aber vom Arbeitgeber regelmäßige Heimflüge spendiert bekommt, in internationalen Unternehmen momentan sehr beliebt. Verständlich, denn der Arbeitsort des Mitarbeiters wird zwar vorübergehend verlagert, Partner und Kinder können jedoch ihren gewohnten Alltag im vertrauten Lebensumfeld beibehalten. Das Modell klingt risikoarm, weniger aufwendig und vor allem sehr kosteneffizient. Doch wie wirkt sich diese Praxis eigentlich auf die Entsendungserfolge aus? von Constance Grunewald-Petschke ::: Familie ist eine wichtige Stütze Forschungsergebnisse zeigen, dass das seelische Wohlbefinden im Gastland bei Familien häufig höher ist als bei Alleinreisenden. Die Anwesenheit des Partners und gegebenenfalls der Kinder geben dem Neuling in der Fremde von Anfang an Sicherheit, Stabilität und einen vertrauten Rückzugsort. Der Mitarbeiter ist ausgeglichener, motivierter und stressresistenter. Eine Studie von Dr. Claudia Kuller an der University of Surrey mit deutschen alleinreisenden Expatriates belegt außerdem, dass der „fehlende“ Partner ein wichtiger Abbruchgrund sein kann. Entsandten ohne Partner oder Familie fällt die Veränderung oft besonders schwer. Sie führt dies darauf zurück, dass bei Familienentsendungen der mitreisende Partner im Ausland dafür sorgt, dass neue Kontakte entstehen – beispielsweise in der Expatgemeinschaft. So kann der Verlust des alten Freundes- und Bekanntenkreises schneller kompensiert werden und die Integration im Gastland verläuft problemloser. Abgesehen von den emotionalen Aspekten des Lebens fern der Familie fühlen sich alleinreisende Expatriates auch durch die doppelte Haushaltsführung gestresst. Denn oftmals führt häufiges Pendeln auf die Dauer nicht nur zu Entfremdung von der eigenen Familie, sondern auch zu ausgeprägten Stresssymptomen und Erschöpfung bis hin zum Burn-out. Dementsprechend sind Entsendungen ganzer Familien im Regelfall langfristiger als die von Alleinreisenden – und dürf- Immer mehr Auslandsentsendungen finden ohne die Familie statt. Im Austausch zahlt der Arbeitgeber regelmäßige Heimflüge. Was nach einem lohnenden Konzept klingt, kann auf Dauer aber zu Stress und Entfremdung führen. ten somit auch für das entsendende Unternehmen rentabler werden. Ein ausgeglichenes Familienleben lässt sich mit einer Waage vergleichen: In der einen Waagschale liegen mögliche Stressfaktoren, die im Familienalltag auftreten können: ein neuer Arbeitsplatz, ein Umzug oder ein Schulwechsel der Bild: Nadezhda1906, Shutterstock 14 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Kinder. In der anderen Waagschale liegen die Ressourcen, die der Familie zur Verfügung stehen, um den entstehenden Stress zu reduzieren: vertraute Rituale, gemeinsame Freizeit aktivitäten oder die Unterstützung durch das soziale Netzwerk. Im gewohnten Alltag besteht ein Gleichgewicht zwischen Stressfaktoren und Ressourcen – das Familiengefüge gilt als ausbalanciert. Ein Auslandsaufenthalt verändert praktisch alle Bereiche des Familienlebens und bedeutet eine geballte Ladung Stress für alle Familienmitglieder. Gleichzeitig brechen stabilisierende Ressourcen abrupt weg. Die sensible Balance gerät in Schieflage und die Angehörigen werden zum Risikofaktor für den Erfolg des Auslandseinsatzes. Susan Salzbrenner, Organisationspsychologin und Entsendungsexpertin erklärt: „Besonders die mitreisenden Partner leiden häufig unter der Veränderung ihres Alltags, einer ungewohnten Rolle oder dem Verlust ihrer Berufstätigkeit im Heimatland. Daraus entsteht Unzufriedenheit, und nicht selten sind familiäre Spannungen, Demotivation des Mitarbeiters oder sogar der Abbruch des Aufenthaltes die Konsequenz. Dramatisch nicht nur für die Familie selbst, sondern auch für die entsendenden Unternehmen, denn die Situation kann zur Fluktuation hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte führen und langfristig sogar die Mitarbeitermobilität verringern und das Unternehmensimage schädigen.“ Um dies zu verhindern, sollten Personalverantwortliche Familienentsendungen möglichst nachhaltig gestalten. cover- st ory : Auslandsentsendungen position ein. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitgeber unterstützt die mitreisenden Partner immerhin mit interkulturellen Trainings, und jedes dritte Unternehmen sponsert die Stellensuche im Gastland. Die aktuellen Studienergebnisse der anerkannten Entsendungsexpertin Yvonne McNulty zeigen jedoch, dass gerade die Maßnahmen, die bei Personalverantwortlichen am beliebtesten sind, von den Angehörigen als kaum relevant für die Zufriedenheit der Familie im Gastland eingestuft werden. Ihre Ergebnisse sind überraschend: So halten beispielsweise zwar 71% der Angehörigen vorbereitende Maßnahmen wie interkulturelle Trainings oder Sprachunterricht für wichtig. Ganze 85% der Befragten erachten diese jedoch erst dann als sinnvoll, wenn sie nicht nur zur Vorbereitung, sondern auch während des Auslandsaufenthaltes stattfinden. Nicht nur Vorbereitung, sondern Betreuung vor Ort Im Bereich Karriere empfinden 76% der mitreisenden Partner eine Unterstützung durch das Unternehmen grundsätzlich als wünschenswert. Davon favorisiert jedoch nur knapp die Hälfte eine finanzielle Hilfe für das Aufnehmen einer bezahlten oder ehrenamtlichen Tätigkeit. Dies scheint für die Zufriedenheit der Familien im Gastland nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nach Meinung von 90% der Befragten würde insbesondere ein ganzheitliches Coaching- oder Mentoren-Programm einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die erfolgreiche Eingewöhnung der Familie im Gastland haben. Gerade das ist aber in der heutigen Unternehmenspraxis eine absolute Seltenheit. McNultys Studie beweist, was viele Experten seit Langem wissen: Zur langfristigen Zufriedenheit benötigen entsendete Familien ein kontinuierliches, ganzheitliches und nachhaltiges Unterstützungskonzept. Angebote für mitreisende Partner gibt es viele. Eine Komplettlösung bietet das Düsseldorfer Unternehmen Abroad. Der Spezialist für internationale Mitarbeiterentsendungen bietet seit Januar unter www.how-to-create-my-life-abroad. com ein webbasiertes Coachingprogramm an, das mitreisende Partner während ihrer Auslandsentsendung begleitet und in allen Lebensbereichen umfassend unterstützt. Ein Team aus entsendungserfahrenen Coaches und Trainern begleitet mitreisende Partner mit interaktiven Selbstlerneinheiten, Onlineworkshops und länderspezifischen Einzelcoachings während des gesamten Auslandsaufenthaltes – und bei Bedarf sogar danach. Darüber hinaus ermöglicht eine weltweite Community den Austausch und hilft beim Kontakteknüpfen im Gastland. ::: Vom Sprachkurs bis zur Hilfe bei der Jobsuche Constance Grunewald-Petschke ist zertifizierte interkulturelle Trainerin Entsendende Unternehmen scheinen das Risiko auf den ersten Blick erkannt zu haben und treffen umfangreiche Vorkehrungen, um die mitreisenden Familien zu unterstützen. Dabei nehmen Sprachkurse seit Jahren die absolute Spitzen- und Coach. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Gyöngyi Varga sorgt sie dafür, dass eine Auslandsentsendung für mitreisende Angehörige zur bereichernden Erfahrung wird. Kontakt: [email protected], www.how-to-create-my-life-abroad.com 15 C o v e r- S t o ry : Auslandsentsendungen ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 „In die Führungsetage geht es nur übers Ausland“ Wer bei BASF eine zentrale Führungsaufgabe übernehmen will, benötigt internationale Erfahrung. Hans-Christian Marxen, Leiter der Personalabteilung von BASF in Asien-Pazifik, erklärt, warum ein Auslandsaufenthalt so wichtig für die Karriereentwicklung ist und wie das Unternehmen seine Mitarbeiter dabei unterstützt. chinesische Festland – gefolgt von Hong Kong und Singapur. Wenn es allerdings nach der Beliebtheit geht, liegen Hong Kong und Singapur als Delegationsziele aufgrund der Attraktivität der Standorte klar vorn. Wo liegen die geografischen Schwerpunkte von BASF in Asien? » Asien-Pazifik ist eine wichtige Wachstumsregion für BASF. Zu unserem Produktionsnetzwerk dort gehören mehr als 100 Standorte. Beispielsweise betreiben wir in Nanjing/China und Kuantan/Malaysia große Verbundstandorte. In der gesamten Region haben wir Kunden in mehr als 16 verschiedenen Märkten. Unser regionaler Hauptsitz in Asien-Pazifik befindet sich in Hong Kong. China mit Shanghai als Schwerpunkt ist der Standort mit den meisten Mitarbeitern. In China machen wir auch den größten Umsatz in der Region. Wie schätzen Sie die Bereitschaft der Mitarbeier ein, vorübergehend in einem anderen Land zu arbeiten? » Mobil zu sein ist für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überall eine Herausforderung, so auch in Asien. In Kombination mit klar kommunizierten Entwicklungsperspektiven sind die Mitarbeiter in den allermeisten Fällen aber bereit, in anderen Ländern Erfahrungen zu sammeln. Internationale Erfahrung ist mittlerweile eine Voraussetzung für obere Führungspositionen bei BASF und damit auch ein Schlüsselelement der Personalentwicklung. Schon vor der Delegation wird über „Mobilität ist überall mögliche Positionen nach der Rückkehr gesprochen oder diese bereits auf der Welt eine verbindlich festgelegt. Wo bewerben sich die meisten Mitarbeiter in der Region? » Die meisten asiatischen MitarbeiHerausforderung“ ter bewerben sich in China und hier Wann setzen Sie lokale Mitarbeiter wiederum in Shanghai. Dies liegt ein, wann Delegierte? allerdings auch auf der Hand, da – auf die gesamte Region » Grundsätzlich streben wir an, eine möglichst hohe Anzahl bezogen – mehr als ein Drittel unserer Mitarbeiter in China von lokalen Mitarbeitern zu haben. Ausnahmen gibt es zum arbeitet und hier insbesondere in den Ballungsgebieten. Auch Beispiel, wenn die internationale Entwicklung von Potenzialder Großteil unserer Kunden kommt aus China. Außerdem kandidaten im Vordergrund steht. Potenzialkandidaten sind haben wir mehrere Hundert Delegierte in Asien-Pazifik. Un- Mitarbeiter, denen wir zutrauen, eine obere Führungsposigefähr die Hälfte davon sind internationale Delegierte, das tion bei BASF zu übernehmen. Da sich diese Art der Nachheißt, die Mitarbeiter stammen aus anderen Regionen als wuchsförderung mehr und mehr zu einem globalen Ansatz Asien, insbesondere aus Europa. Die restlichen Mitarbeiter entwickelt und es auch in Asien entsprechende Kandidaten sind innerhalb der Region Asien-Pazifik an einen anderen gibt, gilt dies für beide Richtungen – das heißt, wir schicken Standort entsandt. Die meisten Delegationen gibt es auf das Potenzialkandidaten aus Asien in andere Regionen und vice Bild: BASF 16 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 versa. Auch wenn an einem Standort ein bestimmtes Wissen gefragt ist, für das es in einem anderen Land bereits Experten gibt, kann eine Delegation sinnvoll sein. cover- st ory : Auslandsentsendungen sowie bei Jobsuche und Weiterbildungsmaßnahmen für den Ehepartner. Auch ein Budget für Heimflüge und das Finden einer adäquaten Schule für die Kinder gehören zu unseren Leistungen. Von welchen Erfahrungen berichten Delegierte bei ihrer Rückkehr? Welche Hindernisse können Unternehmen bei der Perso» Wer eine Zeit lang ins Ausland geht, arbeitet dort mit Kol- nalsuche vor Ort erwarten? legen zusammen, die unterschiedliche Hintergründe und Er- » Wir haben bei BASF keine grundsätzlichen Probleme, offahrungen haben. Dadurch gewinnen die Mitarbeiter nicht fene Positionen zu besetzen. Aber natürlich haben auch wir nur Einblicke in die Geschäftstätigkeit im Gastland, sondern manchmal Schwierigkeiten, Spezialisten mit großer Erfahlernen auch andere geschäftliche Gepflogenheiten sowie die rung kurzfristig zu finden und an das Unternehmen zu binlokalen Bräuche und die Kultur vor Ort kennen. Delegationen den. In China haben Bewerber zum Beispiel oft ausschließlich geben Mitarbeitern die MöglichErfahrungen innerhalb ihres eigenen Lankeit, ihre persönliche Perspektive des gesammelt. Für bestimmte Positionen, „Wir fördern zu erweitern, ihr Netzwerk zu die globale oder regionale Erfahrungen vovertiefen und das BASF-Geschäft raussetzen, kann es daher sinnvoll sein, zudie Ausreise mit in anderen Ländern oder gar auf nächst einen Mitarbeiter aus Deutschland Familie nachhaltig“ anderen Kontinenten besser keneinzusetzen. Dessen Aufgabe ist es dann nenzulernen. Fast alle unserer unter anderem, einen lokalen Nachfolger Delegierten weltweit geben an, dass die Delegation eine wich- zu entwickeln. Gleichzeitig haben wir eine Vielzahl von Protige Erfahrung für ihre persönliche Entwicklung gewesen sei. grammen ins Leben gerufen, um Talente aus Asien-Pazifik zu Trotzdem kann es insbesondere zu Beginn einer Delegation identifizieren und für uns zu gewinnen. zu Problemen kommen, beispielsweise durch unterschiedliche Arbeitsweisen oder die Sprachbarriere. Wir versuchen, Können Sie ein Beispiel dafür nennen? dies durch geeignete Maßnahmen wie zum Beispiel interkul- » Ein Beispiel ist unser Traineeprogramm, das sich an Abturelles Training, Sprachkurse und Coaching weitestgehend solventen richtet: Hier bieten wir die Möglichkeit der JobRotation, das heißt, die Trainees werden in verschiedenen zu begrenzen. Einheiten und Teams eingesetzt und lernen so das UnternehWie bereiten sich die Mitarbeiter bei BASF auf einen Aus- men und unser Geschäft aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass Mitarbeiter landsaufenthalt vor? » Vor der Abreise wird zum Beispiel ein interkulturelles Trai- für kürzere Zeit ins Ausland gehen und in globalen oder rening durchgeführt, das Einblicke in Gemeinsamkeiten und gionalen Projekten mitarbeiten, um ihre Fähigkeiten und ihr Unterschiede zwischen Heimat- und Gastland ermöglicht. Unternehmensnetzwerk auszubauen. Wir ermutigen und unterstützen unsere Mitarbeiter auch, so früh wie möglich vor dem Auslandsaufenthalt mit dem Erler- Wie profitiert BASF von einem Auslandsaufenthalt der Mitnen der Sprache zu beginnen. Außerdem bieten wir unseren arbeiter? Delegierten zusammen mit ihrem Partner vor der Abreise » Es ist für uns als Unternehmen wichtig, dass sich unsere einen „look and see trip“ an, um mehr über die Arbeits- und Mitarbeiter auf internationalem Terrain bewegen und ErLebensbedingungen vor Ort herauszufinden und eine Unter- fahrungen in fremden Ländern sammeln. Die Mitarbeiter kunft sowie eine Schule für die Kinder zu finden. Weiterhin kommen mit neuen Ideen und einer globalen Perspektive im bekommen sie eine Unterweisung, um sich auf die Sicher- Gepäck zurück nach Hause. Das eröffnet neue Möglichkeiheitslage im Gastland einstellen zu können. Im Land bauen ten für ihre Karriereentwicklung. Im vergangenen Jahr hatwir dann vor allem auf die Unterstützung und Hilfe durch ten etwa 83% unserer oberen Führungskräfte internationale erfahrene Kolleginnen und Kollegen vor Ort und die Betreu- Erfahrung – Tendenz steigend. ::: die Fragen stellte Annika ung durch unsere Personalabteilungen in den Regionen und Hartmann Joint Center for Innovation Resaearch Ländern. BASF in Asien-Pazifik Senden Sie Ihre Mitarbeiter in der Regel mit oder ohne die Familie ins Ausland? BASF ist seit 130 Jahren in Asien-Pazifik aktiv. Zwi» BASF ist davon überzeugt, dass unsere Mitarbeiter nur schen 2013 und 2020 investiert das Unternehmen dann ihre dauerhaft beste Leistung abrufen können, wenn rund 10 Mrd. Euro, um sein Produktionsnetzwerk in sie sich auch privat und während ihrer Freizeit wohlfühlen. der Region weiter auszubauen. Im vergangenen Jahr Daher unterstützen wir die Ausreise mit Familie nachhaleröffnete BASF zum Beispiel einen neuen Produktig. Prinzipiell sind alle Mitarbeiter, die über einen längeren tionsstandort in Dahej (Indien) und feierte die InbeZeitraum von mehr als einem Jahr im Ausland leben, mit ihtriebnahme der ersten Anlage der Pflanzenschutzren Familien dort. BASF unterstützt zum Beispiel beim UmSparte von BASF in Asien-Pazifik in Rudong (China). zug der Angehörigen, bei der Bereitstellung von Wohnungen 17 C o v e r- st o ry : Auslandsentsendungen ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Den Durchblick bewahren Um Mitarbeiter rechtssicher im Ausland einzusetzen und um ihre Fürsorgepflicht zu erfüllen, müssen Unternehmen das Sozialversicherungsrecht genau beachten. Von der chinesischen Renten- und Arbeitslosenversicherung kann der Entsandte meist befreit werden. VON Simone Richter und Omer ::: Grundsätzlich gelten bei der Sozialversicherung die Rechtsvorschriften des Beschäftigungsstaates, also im Falle eines Auslandseinsatzes in China die chinesischen Rechtsvorschriften. Fast alle deutschen Arbeitnehmer machen gegenüber ihrem Arbeitgeber den Verbleib in der deutschen Sozialversicherung zur zwingenden Voraussetzung, um eine Entsendung anzutreten. Dies vereinfacht die Rückkehr nach dem Auslandseinsatz – beispielsweise kann im Falle einer unverschuldeten Arbeitslosigkeit nach dem Auslandseinsatz der Mitarbeiter Arbeitslosengeld erhalten und im Falle der Erwerbsunfähigkeit Invalidenrente. Zwischen Deutschland und China besteht genau zu diesem Zweck ein Sozialversicherungsabkommen (SVA), das sich ausschließlich auf die Renten- und Arbeitslosenversicherung erstreckt. Die anderen drei Zweige – Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung – müssen gesondert betrachtet werden. Dotou Befreiung rechtzeitig beantragen Erfüllen Mitarbeiter deutscher Unternehmen während einer Beschäftigung in China die Voraussetzungen der Entsendung nach dem bestehenden SVA, so haben sie die Möglichkeit, sich für die ersten 48 Kalendermonate von der chinesischen Renten- und Arbeitslosenversicherung befreien zu lassen. Der Begriff Entsendung ist nach dem SVA nicht näher bestimmt, sodass hier die Bestimmungen des deutschen Sozialrechts gelten. Eine Entsendung liegt demnach dann vor, wenn sich ein Mitarbeiter auf Weisung seines deutschen Arbeitgebers vorübergehend für einen befristeten Zeitraum in ein anderes Land begibt und dort für diesen im Rahmen eines inländischen Beschäftigungsverhältnisses tätig wird. In diesem Fall können dann weiterhin die deutschen Rechtsvorschriften in der Renten- und Arbeitslosenversicherung der Mitarbeiter gelten. Um von die- Expatriates müssen sich nach den Rechtsvorschriften des Landes, in dem sie arbeiten, versichern. Aber auch Ausnahmen und Sonderabkommen finden sich im Versicherungsdschungel. ser Möglichkeit Gebrauch zu machen, muss der entsendende Arbeitgeber bei dem für den Arbeitnehmer zuständigen Träger (der gesetzlichen Krankenkasse oder dem Deutsche Rentenversicherung Bund) den Vordruck VRC/D 101 beantragen. Dieser ist zusammen mit dem Antrag auf Befreiung von der chinesischen Renten- und Arbeitslosenversicherung vom Arbeitgeber (bei entsandten Expatriates ist es der lokale, in China der niedergelassene Betrieb) bei der lokal zuständigen chinesischen Behörde innerhalb einer Frist von 30 Tagen nach Erhalt der Arbeitserlaubnis zu stellen. Nur dann ist die Befreiung von der Entrichtung der Beiträge in diesen beiden Zweigen rückwirkend zum Beginn der Be- Bild: qoppi, Shutterstock 18 cover- st ory : Auslandsentsendungen ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 schäftigungsaufnahme in China möglich. Wird der Antrag nicht innerhalb dieser Frist gestellt, wirkt die Befreiung erst vom Tag der Vorlage der Vordrucks VRC/D 101 an. Liegen die Voraussetzungen für eine Entsendung nicht vor, etwa weil das inländische Beschäftigungsverhältnis ruhend gestellt und ein Arbeitsvertrag mit der Gesellschaft in China geschlossen wurde oder die Entsendung länger als 48 Monate dauert, so kann eine Ausnahmevereinbarung gemäß Artikel 8 des deutsch-chinesischen SVA zur Weitergeltung der deutschen Rechtsvorschriften in der Renten- und Arbeitslosenversicherung beantragt werden. Folgende Kriterien müssen für eine Ausnahmevereinbarung erfüllt sein: • • • Die Entsendung ist zeitlich auf maximal fünf Jahre befristet (eine anschließende Verlängerung von maximal drei Jahren ist möglich), während der Beschäftigung des Arbeitnehmers besteht eine arbeitsrechtliche Bindung (zum Beispiel in Form eines ruhenden Arbeitsverhältnisses) zum Arbeitgeber in Deutschland fort und Arbeitnehmer und Arbeitgeber stellen gemeinsam einen begründeten Antrag für den Verbleib des Arbeitnehmers in der deutschen Sozialversicherung. Der Antrag auf die Weitergeltung der deutschen Rechtsvorschriften über soziale Sicherheit wird an den GKV-Spitzenverband, die Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland (DVKA), gerichtet. Diese entscheidet zusammen mit dem Chinesischen Ministry of Labor and Social Security über den Antrag. Zusammen mit dem Antrag muss eine Erklärung des Arbeitnehmers und gegebenenfalls eine Begründung der Beschäftigungsdauer eingereicht werden. Diese Begründung ist dann Bestandteil des Antrages, sollte der Arbeitnehmer in den letzten fünf Jahren vor Beginn des Antragszeitraumes im Ausland gearbeitet haben und inklusive des aktuellen Antragszeitraums länger als fünf Jahre im Ausland tätig werden. Für die Begründung der Beschäftigungsdauer gibt es keinen Vordruck, somit bleibt die Form dem Unternehmen überlassen. Wird dem Antrag stattgegeben, stellt die deutsche Krankenkasse das Formular VRC/D101 aus. Auch hier müssen Vordruck und Antrag auf Befreiung von der chinesischen Renten- und Arbeitslosenversicherung vom Arbeitgeber innerhalb einer Frist von 30 Tagen bei der lokal zuständigen chinesischen Behörde eingereicht werden. Neues Gesetz kann zu Doppelversicherung führen Die Entrichtung der Beiträge in den Sozialversicherungszweigen, die nicht vom Abkommen erfasst sind (chinesische Kranken-, Arbeitsunfall- und Mutterschaftsversicherung), ist durch das am 15. Oktober 2011 in Kraft getretene neue Sozialversicherungsgesetz in China unumgänglich. Unter Umständen kann es also zur Doppelversicherung kommen, da sowohl in China als auch in Deutschland für die nicht vom Abkommen erfassten Sozialversicherungszweige (auf deutscher Seite: Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung) Beiträge gezahlt werden müssen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn für den Expatriate parallel zur Versicherungspflicht in China auch die deutschen Rechtsvorschriften in diesen Sozialversicherungszweigen weiter gelten – sei es durch die sogenannte Ausstrahlung oder durch eine freiwillige Weiterversicherung in Deutschland. Eine Entsendung im Sinne der Ausstrahlung gemäß §4 SGB IV liegt unter folgenden Voraussetzungen vor: • • • Es handelt sich um eine Entsendung (der Arbeitnehmer wird auf Weisung des Arbeitgebers für diesen im Ausland tätig). Der Einsatz findet im Rahmen eines im Inland bestehenden Beschäftigungsverhältnisses statt (der Schwerpunkt der Beschäftigung liegt weiterhin in Deutschland, beispielsweise ist der Arbeitnehmer dort noch eingegliedert und sein Arbeitgeber hat weiterhin das Weisungsrecht über Ort, Dauer, Zeit und Art der Arbeit). Die Dauer des Einsatzes ist im Voraus zeitlich begrenzt. Sollte weder das SVA greifen noch dem Antrag auf eine Ausnahmevereinbarung stattgegeben werden, müssen hinsichtlich der Renten- und Arbeitslosenversicherung alternative Möglichkeiten gefunden werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Es kann für beide Sozialversicherungszweige unter Einhalten bestimmter Voraussetzungen ein Antrag auf ein Versicherungspflichtverhältnis gestellt werden, sodass der Mitarbeiter weiterhin Pflichtbeiträge in die Renten- und Arbeitslosenversicherung einzahlt. Eine andere Möglichkeit wäre, den Fall der Arbeitslosigkeit sowie die Rente privat abzusichern. Welche Lösung hier für den Mitarbeiter vorteilhafter ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte individuell geprüft werden. Da grundsätzlich für den Mitarbeiter im chinesischen Sozialversicherungssystem für die chinesische Kranken-, Arbeitsunfall- und Mutterschaftsversicherung Beiträge zu leisten sind, besteht in diesen Zweigen für den Mitarbeiter ein Versicherungsschutz in China. Inwieweit dieser für den Mitarbeiter ausreichend ist, hängt von der Situation und den Bedürfnissen des Mitarbeiters sowie den in den chinesischen Provinzen teils sehr unterschiedlichen Leistungen ab. Es sollte individuell geprüft werden, inwiefern dem Mitarbeiter der gebotene Schutz ausreicht; bei Entsendungen nach China kann es schnell zu Versorgungslücken kommen, die wiederum zur Haftung des Arbeitgebers führen können. Zur Prüfung des jeweiligen Sachverhalts sollten diesbezüglich Experten zurate gezogen werden. ::: Simone Richter ist Young Professional der Unternehmensberatung und Internationalen Mitarbeiterentsendung bei der BDAE Gruppe. Omer Dotou ist Leiter der Abteilung. Kontakt: [email protected], [email protected] 19 Bu sin e ss : Pakistan ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Nur wer Geld hat, kommt unters Messer Patienten zahlen ihre Behandlungen meist aus eigener Tasche. Die pakistanische Regierung will Defizite dieser Art nach und nach angehen und erhöht in diesem Jahr das Budget für Gesundheitsausgaben. Schritt eins: Ausbau und Modernisierung der Krankenhäuser. Von Ulrich Binkert, gtai ::: Nach Beobachtung von Technikanbietern baut das Militär seine Gesundheitseinrichtungen kräftig aus und auch die Privatwirtschaft investiert mehr. Die Behörden gingen den Nachholbedarf im Sektor absehbar entschlossener an, was besonders dem großen armen und schlecht versorgten Teil der Bevölkerung zugutekommen dürfte. Gleichzeitig gebe es mehr medizinische Nachfrage vonseiten wohlhabenderer Pakistani, die wegen Visaerschwernissen nicht mehr so leicht ins Ausland reisen könnten. Bei den Investitionen geht es eher um Erweiterungen und Modernisierungen als um den Bau großer neuer Krankenhäuser. So will das private Indus Hospital in Karachi die Zahl seiner Betten in drei Phasen auf 1.500 verzehnfachen. Die Regierung von Gilgit-Baltistan arbeitet an Ausbauplänen für die Krankenhäuser ihres Gebiets. Computertomografen (CT) kauft nach Brancheninformationen das Lahore General Hospital. Ausschreibungen für die Beschaffung solcher CT und anderer teurer bildgebender Systeme planen oder veröffentlichten bereits das Pakistan Institute of Medical Sciences in Islamabad, MSD Quetta, die Dow University of Health Sciences und andere Kunden. Kaum Mittel für Investitionen Die gesamten öffentliche Gesundheitsausgaben sind nach einem Tiefpunkt von 42 Mrd. Rupien laut Budgetplanung im Fiskaljahr 2013/14 immerhin wieder auf 102 Mrd. Rupien (rund 1 Mrd. US-Dollar) gestiegen. Etwa drei Viertel davon waren allerdings für laufende Ausgaben vorgesehen und kamen für Investitionen nicht in Betracht. Die Zentralregierung hat für das laufende Haushaltsjahr ein leicht gestiegenes Gesundheitsbudget ausgewiesen und auch die nach Bevölkerung zweitgrößte Provinz Sindh plant mit insgesamt 44 Mrd. Rupien ein Fünftel mehr ein. Um das Gesundheitswesen kümmern sich staatlicherseits hauptsächlich die Provinzen und nachgeordnete Behörden. Das zentrale Ministry of National Health Services Regulation and Coordination in Islamabad ist nach der Auflösung des Vorgängerministeriums 2011 operativ kaum tätig. Öffentliche Beschaffungen werden ausgeschrieben über die Public Procurement Regulatory Authority. Neben kostenintensiven Anschaffungen für Computertomografen und andere bildgebende Geräte erhöhen die Hospitäler auch die Zahl der Betten. Wichtigster bilateraler Geber unter den ausländischen Entwicklungsorganisationen dürfte die Agentur USAID sein. Sie weist für die fünf Jahre bis September 2014 eine Unterstützung des pakistanischen Gesundheitswesens durch insgesamt 236 Mio. Dollar aus. Die deutsche KfW Entwicklungsbank bezuschusst den Sektor mit jährlich rund 10 Mio. Euro. Rund ein Drittel davon fließt in die Beschaffung von Technik. In der Provinz Asad Jammu und Kaschmir unterstützt die KfW den Wiederaufbau von Einrichtungen nach dem Erdbeben von 2005. Dort sind drei Krankenhäuser in Muzaffarabad, Bagh und Kahuta im Bau. In einer zweiten, Bild: Military Health, Flickr 20 ru brik : Pakistan ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 mit 8 Mio. Euro finanzierten Projektphase sind die Ausstattung dieser Häuser und der Wiederaufbau eines Hospitals in Muzaffarabad geplant. Die Beschaffung der medizinischen Ausrüstung mit einem Budget von rund 2,5 Mio. Euro soll Ende 2015 ausgeschrieben werden. Krankenhäuser fragen deutsche Produkte nach Die Kfw wundert sich über das geringe Interesse deutscher Firmen an ihren Ausschreibungen, die auch die Beschaffung und Wartung teurer Geräte wie Kernspintomografen umfassen. Den Zuschlag sicherten sich meist pakistanische Handelshäuser mit Produkten verschiedener Hersteller. Zum Zuge kam in den vergangenen Jahren demnach Technik auch von GE, aber von keiner deutschen Firma – obwohl die pakistanischen Nutzer oft ausdrücklich deutsche Produkte wünschten. Daneben berät die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit pakistanische Behörden bei der Entwicklung des Gesundheitssystems und unterstützt sie bei den Themen reproduktive Gesundheit und Familienplanung. Hersteller von Medizintechnik aus Deutschland steigerten ihre Lieferungen nach Pakistan im vergangenen Jahr laut Eurostat um rund 23% auf 26,6 Mio. Euro. Auch die Branchenexporte aus anderen EU-Ländern legten zu, während die USA ihre einmal dominante Stellung bei elektrodiagnostischen und radiologischen Geräten noch nicht wieder ganz einnehmen konnten. Deutsche Anbieter verkaufen ihre Produkte vorwiegend über pakistanische Handelshäuser. Eine Ausnahme stellt Siemens dar. Khurram Jameel, Chef von Siemens Healthcare Pakistan and Afghanistan in Lahore, sieht sein Unternehmen als einziges der ganz Großen seiner Branche mit Direktvertrieb im Land. Der öffentliche Sektor trägt in Pakistan nur etwa 36% der gesamten Gesundheitsausgaben, so Angaben der National Health Accounts (NHA) zuletzt für das Fiskaljahr 2011/12. Die NHA basieren allerdings auf Makrodaten und Stichprobenbefragungen und kommen auf öffentliche Finanzierungen, die deutlich höher sind als die von den Regierungsbudgets ausgewiesenen Mittel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO beziffert den Anteil der privaten Dienstleister an der pakistanischen Gesundheitsversorgung auf 70% bis 80%. Von den gesamten öffentlichen Gesundheitsausgaben fließt laut NHA lediglich ein Fünftel über zentralstaatliche Behörden und davon wiederum rund 40% über das Militär. Der Sektor privater Gesundheitsdienstleister ist in viele kleine Einheiten zersplittert, die WHO schätzt die Zahl „privater Kliniken“ auf 20.000. Die wenigsten davon können sich teure Technik leisten, es gibt allerdings auch große und moderne private Krankenhäuser. Studien bescheinigten privaten Einrichtungen im Schnitt – außer in der Hauptstadt Islamabad – eine bessere Qualität als staatlichen Häusern, etwa in Lahore. Als führender privater Gesundheitsdienstleister gilt die Aga Khan Foundation. Daneben zählt die WHO allein für die Provinz Sindh mit der Metropole Karachi 18 große NonProfit-Häuser wie das Indus Hospital. Laut einem landesweit tätigen Handelshaus für Medizintechnik kommen im modernen Sektor in Karachi vier private Krankenhausbetten auf ein öffentlich finanziertes. In Punjab sei das Verhältnis ausgewogen, in Islamabad gibt es etliche gut ausgestattete Militärhospitäler. Nur ein kleiner Teil der Kosten wird erstattet Rund 55% der gesamten Gesundheitsausgaben entfallen nach den NHA-Daten auf Selbstzahlungen der Patienten. „Wer unters Messer will, muss sein OP-Besteck selbst mitbringen“, erklärt ein Beobachter. Der Finanzierungsanteil privater Krankenversicherungen ist laut NHA mit nur 0,6% verschwindend gering, eine allgemeine öffentliche Versicherung gibt es noch nicht. Krankenversichert ist bisher nur ein kleiner Personenkreis, der beinahe ausschließlich aus städtischen Angestellten von Behörden und großen Betrieben besteht. Trotzdem erhoffen sich manche Beobachter von einer breiteren Abdeckung durch Versicherungen mehr Geld für das Gesundheitssystem. Tätig sind bislang nur einige Betriebskrankenkassen und private Krankenversicherungen. Dazu gehören die Firmen New Jubilee, Adamjee, Asia Care, Askari und Shaheen. Bereits seit 2000 ist das Joint Venture Allianz EFU am Markt; Alfalah und Pak-Qatar Family Takaful haben Anteilseigner vom Golf. Pakistans Gesundheitswesen rangiert in internationalen Vergleichslisten weit hinten und hinkt auch den Nachbarn in Südasien hinterher. Die WHO gibt die Lebenserwartung für 2012 mit 65 Jahren an und die Gesundheitsausgaben pro Kopf mit 77 Dollar, was lediglich 2,7% des BIP entsprach. Im Jahr 2013 waren 111.953 Betten in medizinischen Einrichtungen verfügbar oder 0,6 pro Einwohner. ::: Kontakte Public Procurement Regulatory Authority Tel.: +92-51-9205728 E-Mail: [email protected] Internet: www.ppra.org.pk KfW Entwicklungsbank Tel.: +49 (0)69-7431-4918 E-Mail: [email protected] Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de 21 Bu sin e ss : China ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Die Strukturen neu bemessen Häufen sich in China zu viele Tochtergesellschaften ausländischer Investoren, kann eine Verschlankung der Unternehmen ratsam sein. Welche Form des Zusammenschlusses gewählt wird, hängt vom Ziel der Fusion ab. VON Susanne Rademacher ::: Viele ausländische Investoren stellen nach ihrem teils langjährigen Engagement in China fest, dass nun eine Verschlankung der bestehenden Unternehmensstrukturen vor Ort geboten scheint. Oftmals hat sich über die Jahre, teils sogar über Jahrzehnte, ein Reihe von Tochtergesellschaften „angesammelt“, die nun aufgrund steigenden Kostendrucks, sinkender Margen und verbesserter nationaler Infrastruktur nicht mehr notwendig erscheint. Während die Schließung einzelner Einheiten eine Lösung sein kann, ist sie nicht in jedem Fall die einzige oder die beste Option, um die Unternehmensstruktur zu verändern. Ähnliche Anforderungen können sich aus einer strategischen Neuausrichtung ergeben, etwa durch eine Umstellung von einer produktions- auf eine entwicklungs- oder vertriebsorientierte Struktur. Neben dem Ziel, eine verschlankte Struktur der in China ansässigen Unternehmen zu erreichen, spielen oft auch andere Überlegungen wie etwa der Erhalt vorhandener chinesischer Lizenzen, Lieferantenqualifikationen oder konzerninterne Strukturen eine Rolle. Dazu kann auch die Bereinigung von „Altlasten“, wie zum Beispiel Compliance-Themen im Bereich Personal, Sozialversicherung und Steuern, ein wichtiger Faktor für die geplante Veränderung sein. Verschmelzung mehrerer Firmen Eine Restrukturierungsoption kann in diesen Fällen in einer Fusion von Unternehmen liegen, ob nun innerhalb der eigenen Konzerngruppe oder über Konzerngruppen hinweg. Derartige Zusammenschlüsse können in China in der Form erfolgen, dass ein oder mehrere Unternehmen auf ein anderes Unternehmen verschmolzen werden, sodass am Ende des Prozesses nur eine Firma erhalten bleibt. Parallel dazu können dann rechtlich unselbstständige Niederlassungen des fortgeführten Unternehmens errichtet werden, um den Geschäftsbetrieb der im Rahmen der Verschmelzung beendeten Unternehmen ganz oder teilweise weiterzuführen. Vor einer Fusion sollte eine Firma genauestens prüfen, ob sie durch den Zusammenschluss ihre chinesischen Lizenzen und Lieferantenqualifikation behält. Ein solcher Zusammenschluss eignet sich insbesondere dann, wenn die Geschäftsbereiche des fortgeführten Unternehmens und der darauf zu verschmelzenden Unternehmen gleich oder ähnlich sind. Sind sie unterschiedlich, sollen aber trotzdem in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben, ist zu prüfen, ob das fortgeführte Unternehmen rechtlich in der Lage ist, seinen Geschäftsbereich zu erweitern, sodass auch die Geschäftsbereiche der zu verschmelzenden Unternehmen übernommen werden können. Bild: XiXinXing, Shutterstock 22 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Rechtlich hat dieser Vorgang zur Folge, dass das fortgeführte Unternehmen alle Rechte und Pflichten der verschmolzenenen Firmen übernimmt. Falls sich das Unternehmen im Zuge dieses Prozesses dazu entscheidet sich von bestimmten Unternehmensteilen, Unternehmenseigentum oder Mitarbeitern der nicht fortgeführten Unternehmen zu trennen, ist sorgfältig zu entscheiden, ob dies im Voraus geschehen soll oder erst dann, wenn das fortgeführte Unternehmen die Verschmelzung abgeschlossen hat. Weitere Überlegungen, die bei einer solchen Fusion relevant sein können, sind beispielsweise Fragen von Steuervorzugsbehandlungen. Falls etwa die zu verschmelzende Firma über den Status „High-New Technology Enterprise“ verfügt und das fortgeführte Unternehmen diesen Status nicht erlangt hat, ist zu prüfen, ob es diesen Status überhaupt erlangen kann, und wenn ja, wann, da eine (vorübergehende) Steuererhöhung das Betriebsergebnis beeinflussen wird. Ebenso ist bei Firmen, die nach dem Foreign Investment Guidance Catalogue den Status „gefördert“ genießen, zu prüfen, ob Produktionsmittel zur Eigennutzung im Rahmen dieses Status zollfrei eingeführt wurden und sich noch in der Zollüberwachungsphase befinden, da eine Verschmelzung unter Umständen zu einer nachträglichen Verzollungspflicht führen kann. Im Rahmen dieses gesamten Verfahrens ist unter anderem eine spezielle Verschmelzungsbilanz vorzulegen, die in der Regel bei Einreichung nicht älter als sechs Monate sein darf und den „aktuellen“ Zustand der Unternehmen widerspiegeln muss. Vorabgenehmigungen beachten Der Prozess des Zusammenschlusses richtet sich nicht zuletzt auch nach den lokalen Bestimmungen und der lokalen Verwaltungspraxis der beteiligten Behörden. Bestimmte Fusionen bedürfen der kartellrechtlichen Genehmigung beziehungsweise einer Vorabgenehmigung durch die lokal zuständige National Development and Reform Commission. Danach – oder als erster Schritt, falls der vorgenannte Punkt im Einzelfall entbehrlich ist – beantragt das nicht fortzuführende Unternehmen eine Vorabgenehmigung der Verschmelzung bei der lokal zuständigen Commerce Commission (CC). Sodann stellt das fortgeführte Unternehmen einen Antrag auf Genehmigung der Verschmelzung. Zuständig ist hierfür die ursprünglich für das fortgeführte Unternehmen zuständige CC, es sei denn, dass die Gesamtinvestitionssumme dieser Firma nach der Verschmelzung derart erhöht ist, dass eine höherrangige CC zuständig wird. Bu siness : China Wenn die CC der Verschmelzung grundsätzlich zustimmt, sind die Gläubiger aller beteiligten Unternehmen öffentlich zu unterrichten. Falls innerhalb der gesetzlich bestimmten Fristen kein Gläubiger Einwände gegen den Zusammenschluss erhoben hat, entscheidet die CC endgültig über die Genehmigung der Verschmelzung. Anschließend stellt das nicht fortzuführende Unternehmen einen Antrag auf Löschung bei der lokal zuständigen CC. Soweit beabsichtigt ist, dass das fortgeführte Unternehmen eine Niederlassung am Sitz des zu verschmelzenden Unternehmens gründet, muss geprüft werden, ob dies gemeinsam oder bereits vor diesem Löschungsantrag geschehen soll. Weitere Löschungsanträge sind darüber hinaus bei Steuerbehörden, Zoll und Banken erforderlich. Am Ende steht die De-Registierung bei der lokal zuständigen Administration of Industry and Commerce (AIC) mit der Rückgabe der Geschäftslizenz des verschmolzenen Unternehmens. Als letzter großer Meilenstein gilt dann die Registrierung der Verschmelzung bei der AIC am Sitz des fortgeführten Unternehmens mit der Erteilung der neuen Geschäftslizenz. Abhängig davon, ob und wenn ja, welches Unternehmensvermögen der zu verschmelzenden Firma übertragen wird, sind auch Umtragungen der entsprechenden Eigentumszertifikate notwendig. Bei Kündigungen fallen Abfindungszahlungen an In Bezug auf Personalthemen ist danach zu unterscheiden, ob Mitarbeiter im Zuge der Verschmelzung entlassen oder weiterbeschäftigt werden sollen. Erfolgt eine Weiterbeschäftigung, sind in der Regel keine Abfindungen zu zahlen, allerdings sind Dienstzeiten, die im abgewickelten Unternehmen angefallen sind, vom fortgeführten Unternehmen anzuerkennen. Soweit Entlassungen erfolgen sollen, kann eine Verschmelzung einen tauglichen Kündigungsgrund seitens des Arbeitgebers begründen, allerdings sind dann zwingend Abfindungen zu zahlen und teils auch sogenannte Employee Settlement Plans im Rahmen der Genehmigung der Verschmelzung vorzulegen. Eine Alternative zu Zusammenschlüssen kann die rein schuldrechtliche Übertragung einzelner Unternehmensvermögensgegenstände auf das fortgeführte Unternehmen sein, bei der anschließend eine formale Liquidation des aufzulösenden Unternehmens erfolgt. Diese Möglichkeit kann dann wünschenswert sein, wenn keine Übernahme aller Rechte und Pflichten des aufzulösenden Unternehmens durch das fortgeführte Unternehmen erfolgen soll oder keinerlei besondere Lizenzen im Namen des aufzulösenden Unternehmens bestehen, die erhalten werden sollen. Auch wenn es kein Problem darstellt, dass erhebliche Barzahlungen für die schuldrechtliche Übertragung einzelner Unternehmensvermögensgegenstände durch das fortführende Unternehmen zu leisten sind, kann diese Alternative sinnvoll sein. ::: Susanne Rademacher ist Partnerin der Kanzlei Beiten Burkhardt und leitet deren Büro in Beijing. Kontakt: [email protected] 23 b u sin e ss : ASEAN ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Mehr als nur niedrige Lohnkosten ... ... könnten Investoren bald in die ASEAN-Länder locken. Noch prägen zu viel Bürokratie und Korruption das Bild der deutschen Unternehmen, aber die Wirtschaftsunion AEC verheißt neue Geschäftsmöglichkeiten. Von Roland Rohde, gtai ::: Ende dieses Jahres startet offiziell die ASEAN Economic Community (AEC). Doch viele deutsche Unternehmen können mit diesem Begriff kaum etwas anfangen und wissen nicht genau, was sich zum Stichtag eigentlich ändert. Selbst Firmen innerhalb der zehn Mitgliedsländer sind nur bedingt vorbereitet. Tatsächlich wird sich zum Jahreswechsel kaum etwas ändern. Offiziell können zu dem Datum alle Waren innerhalb der sechs fortschrittlichsten Länder der AEC – den sogenannten ASEAN-6, bestehend aus Brunei Darussalam, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur und Thailand – komplett zollfrei gehandelt werden. Laut dem in Jakarta beheimateten ASEAN-Sekretariat lag jedoch Ende vergangenen Jahres die entsprechende Quote bereits bei 99%. Interessanter ist da schon die geplante sukzessive Öffnung der nationalen Dienstleistungssektoren. Investoren aus der ASEAN können sich künftig in 128 Sparten mit bis zu 70% an einem Joint Venture beteiligen, allerdings nicht gleich zum Stichtag. Betroffen sind zunächst der Finanz-, Tourismus-, Logistik- und Gesundheitssektor. Zudem soll es für acht Berufsgruppen eine großzügigere Niederlassungsfreiheit innerhalb der ASEAN geben. Beispielsweise könnte dann ein Arzt aus Singapur oder Malaysia in Indonesien praktizieren. Doch allzu einfach dürfte die Sache nicht werden, so müssen die Akteure vorher mehrere Prüfungen, unter anderem in der Landessprache Bahasa, erfolgreich absolvieren. den klassischen „Billiglohnländern“ Myanmar, Vietnam, Kambodscha und Laos sowie im immer noch relativ günstigen Indonesien neue Fabriken bauen beziehungsweise bestehende Kapazitäten ausweiten. Marktzugang dürfte leichter werden Deutsche Firmen hadern mit Rahmenbedingungen Bei den europäischen Unternehmen gab es in Sachen AEC noch keinen Ruck. Dies liegt unter anderem daran, dass sie in der Region im Vergleich zur japanischen Konkurrenz noch unterrepräsentiert sind. Doch die in Südostasien bereits vertretenen deutschen Unternehmen nehmen die Chancen, die sich aus der AEC ergeben, sehr genau wahr. Das ergab eine Studie der dortigen deutschen Auslandshandelskammern zusammen mit der Unternehmensberatung EY (früher Ernst & Young) und der Deutschen Botschaft in Jakarta. Laut Einschätzung der befragten deutschen Unternehmen wird die AEC die Attraktivität des ASEAN-Marktes durch erleichterte Marktzugänge erhöhen. Nach ihren Investitionsplänen gefragt, ergab sich ein sehr aussagekräftiges Bild: Die meisten Unternehmen wollen in Doch um die Rahmenbedingungen in der ASEAN steht es – mit Ausnahme von Singapur – derzeit nicht besonders gut. Die Länder leiden allesamt unter einer ausufernden Bürokratie und Korruption. Dabei gilt die Regel: je weniger entwickelt, desto korruptionsanfälliger. Im Corruptions Perception Index aus dem vergangenen Jahr liegen Kambodscha, Laos und Myanmar im weltweiten Maßstab auf den hintersten Rängen. Vietnam und Indonesien schneiden nur geringfügig besser ab. Thailand und die Philippinen tummeln sich im Mittelfeld. Die unsicheren politischen und administrativen Rahmenbedingungen werden in diesem Zusammenhang, wie auch die Korruption, von den deutschen Unternehmen als größtes Investitionshindernis in der ASEAN wahrgenommen. ::: Ausländische Unternehmen sind in der Region eher an den geringen Fertigungskosten als am Absatzpotenzial ihrer Produkte interessiert. Bild: ILO in Asia and the Pacific, Flickr 24 I ndus t rie p o l it ik Schi ffb au St äd t ep lan u n g Firmen sind skeptisch Werften investieren wieder Tokio im Sog von Olympia Asia Bridge SPECIAL Japan E n e rg ie m ix Die Erleuchtung lässt auf sich warten In Zusammenarbeit mit Gute Zeiten, schlechte Zeiten – www.asia-pacific-times.com © Times Media GmbH @ Bestellen Sie jetzt Ihr kostenloses Probeexemplar: info@asia-pacific-times.com Bestell-Code: 11620 ID09040 Wir informieren Top-Entscheider über Hintergründe und Entwicklungen aus Wirtschaft und Politik. AB-S pe cia l 7 / 8 :2 0 1 5 „Deutschland und Japan: Ferne Gefährten?“ ::: Das Verhältnis zwischen Deutschland und Japan wird immer wieder mit dem Begriff der „fernen Gefährten“ beschrieben. Doch trifft dieses traditionelle Bild noch zu? Regierungen und Unternehmen handeln selten nach Gefährtentum, sondern nach Interessen. Im Falle Japans liegen diese geostrategisch und wirtschaftlich vor allem im Pazifikraum; im Falle Deutschlands in der EU sowie in einigen Wachstumsmärkten wie China. Für Konsumenten und Lifestyle-Produkte gilt dies noch stärker: Hier zählen heute Marken, nicht nationaler Ursprung. Japan sucht durchaus die Nähe zu Deutschland, etwa in Sachen Technologie und Wissenschaft. Das liegt im Interesse von Regierung, Forschern oder Unternehmen. Schließlich laden gleiche Herausforderungen bei Energie, Mobilität, IT oder Demografie zur Zusammenarbeit ein. Eine gemeinsame Interessenlage besteht auch bei der Globalisierung. Japan verfolgt vehement Infrastrukturprojekte auf der „Großbaustelle Asien“, wachsende Zukunftsmärkte der Megacitys in der Region sowie den Ausbau seiner Rohstoff-, Lebensmittel- und Energieversorgung. Dies bedeutet zwar zunächst Wettbewerb, birgt aber auch großes Potenzial für Zusammenarbeit. Eindrucksvolle Beispiele belegen, dass das eine das andere nicht ausschließt. Eine Reihe von in Japan und Asien aktiven und erfahrenen deutschen Unternehmen hat dieses Zukunftspotenzial erkannt und neue Geschäftsmodelle dafür entwickelt. Titel: BartlomiejMagierowski, Shutterstock Oft wenig sichtbar, gibt es weit mehr Zusammenarbeit, als man wahrnimmt. Für diese Gefährten spielt auch die Entfernung heute keine Rolle mehr. ::: Manfred Hoffmann Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Japan SPECIAL : Japan III S p e c ia l : Japan AB - Sp ec ia l 7/ 8: 2015 Die Renaissance der Atomkraft Japan grübelt über künftigen Pläne zur Stromversorgung. Neben erneuerbaren Energien steht auch die Kernkraft wieder hoch im Kurs. Befürworter betonen neben Kostenvorteilen auch die überschaubaren Treibhausgasemissionen – und stoßen dabei auf Widerstand in der Bevölkerung. Von Michael Sauermost, gtai ::: Trotz der Einwände von Bürgern und Umweltorganisationen zieht die Regierung in Erwägung, im Jahr 2030 etwa ein Fünftel der Stromversorgung durch Atomkraft sicherzustellen. Offiziell gab ein Expertenteam unter der Federführung des Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) eine Zielvorgabe von 20% bis 22% am zukünftigen Energiemix bekannt. Dazu müssten etwa ein Dutzend der stillgelegten Kraftwerke wieder mobilisiert werden. Unter Beachtung der neuen Sicherheitsvorschriften ist dies möglich. Der Anteil des durch erneuerbare Energien erzeugten Stroms soll sich in diesem Zeitraum auf etwa 22% bis 24% mehr als verdoppeln. Die Solarenergie erhält in der für 2030 anvisierten Aufteilung 7% und damit knapp weniger als Wasserkraft mit 8,8% bis 9,2%. Unter den erneuerbaren Energien finden ferner Biomasse mit 4,6%, Windenergie mit 1,7% sowie Geothermie mit 1% bis 1,1% Berücksichtigung. Die fossilen Energielieferanten Erdöl und Erdgas könnten auf Anteile von jeweils über einem Viertel der gesamten Stromversorgung kommen. Ziel: CO2-Ausstoß um ein Viertel verringern Das METI geht davon aus, dass der angestrebte Energiemix die Treibhausgasemissionen Japans bis 2030 im Vergleich zu Bild: IAEA Imagebank, Flickr IV AB-S p e cial 7 / 8 : 2 0 1 5 2013 um 21,9% reduzieren könnte. Es sind sogar bis zu 26% im Gespräch. Für diese Zielmarke spielt das Festhalten an der Kernkraft eine entscheidende Rolle. Kritiker monieren, dass anstelle von 2013 ein viel früheres Datum als Referenzgröße genommen werden sollte, wie dies auch in anderen Industrienationen praktiziert wird. Ursprünglich hatte sich Japan darauf eingelassen, bis zu 80% der Treibhausgasemissionen von 2005 bis 2050 zu kappen. Vor der Dreifachkatastrophe von Fukushima hatte die japanische Regierung den Plan gehabt, den Kernkraftanteil im Energiemix von rund 29% auf 54% im Jahr 2030 zu erhöhen. Die damalige Zielvorgabe für die Erneuerbaren belief sich allerdings ebenfalls schon auf über 20%. Die geplanten Atomkraftanteile sollten mit einer Reduzierung in den Segmenten Erdöl und Erdgas einhergehen. Mehr Kohle für Kraftwerke Durch die Katastrophe im Jahr 2011 verschwand diese Zielvorgabe allerdings von der Agenda – nachdem von Atomkraft wieder verstärkt auf Kohle und Erdgas umgesattelt werden musste. Investitionen in neue Kohlekraftwerke werden wieder getätigt, auch wenn dabei umweltfreundlichere Technologien zum Einsatz kommen sollen. Diese Entwicklung ließ die Treibhausgasemissionen im Jahr 2013 um 1,2% gegenüber dem Vorjahr steigen. Der Kostenfaktor spreche ebenfalls klar für eine weitere Nutzung der Atomkraft, kalkuliert das METI. Eine Energie expertengruppe des Ministeriums hatte in einer Studie errechnet, dass im Jahr 2030 1 kWh Atomstrom für durchschnittlich 10,1 Yen (rund 0,08 Euro) erzeugt werden könne. Bei Kohle, Erdgas, Solarenergie, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft lägen die Kosten deutlich höher. Bei diesem Kalkül seien die notwendigen Investitionen der Kernkraftwerke für die künftig einzuhaltenden schärferen Sicherheitsstandards mit eingerechnet, heißt es. Im Durchschnitt veranschlagte das METI für erforderliche Sicherheitsmaßnahmen etwas mehr als 60 Mrd. Yen pro Anlage. Unberücksichtigt blieben jedoch weiterhin die Kosten für den erforderlichen Abbau, wird kritisiert. Bei den erneuerbaren Energien ist dagegen zu beachten, dass es sich um Durchschnittswerte handelt und die tatsächlich entstehenden Kosten maßgeblich von der Projektgröße abhängen. Kritiker bemängeln darüber hinaus, dass die Regierung einen landesweiten Stromverbrauch von 981 Mrd. kWh als Referenzgröße für 2030 zugrunde lege. Dabei blieben ein zukünftig steigendes Energiebewusstsein der Bevölkerung und die Verwendung energieeffizienterer Geräte und Produktionsanlagen unberücksichtigt. Tatsächlich könnten Energieeinsparungen in den kommenden Jahren zu einem Stromverbrauch in der Größenordnung von etwa 700 Mrd. kWh führen. Öffnungstendenzen am Energiemarkt Wie das METI berichtet, haben immer mehr Unternehmen, die ursprünglich nicht dem Versorgungsbereich angehörten, begonnen, sich im Stromsektor zu registrieren. Auslöser dafür ist die bevorstehende Liberalisierung des Energiemark- SPECIAL : Japan tes. Ab 2016 können neue Stromversorger für private und gewerbliche Kunden zugelassen werden. Für das vergangene Jahr meldete das Ministerium 468 Neuregistrierungen – mehr als zweieinhalbmal so viele wie noch im Vorjahr. Einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts Tokyo Shoko Research zufolge handelt es sich dabei zur Hälfte um Produzenten im Ausrüstungssegment. Ein Großteil davon seien kleinere Firmen beziehungsweise Zulieferer aus dem Bereich der Solarenergie. Generell ist im Bereich der Erneuerbaren eine Diversifizierung zu beobachten. Die Energiemarktöffnung erweitert die Geschäftsmöglichkeiten beträchtlich. Beispielsweise plant das Unternehmen Hitachi Zosen den Verkauf von durch Müllverbrennungsanlagen generiertem Strom an verschiedene lokale Regierungsbezirke. Die Verbrauchsgenossenschaft Co-op Sapporo will ab dem Fiskaljahr 2016 in das Geschäft mit sogenanntem grünen Strom einsteigen. Allerdings bleibt der Verkauf von umweltfreundlichem Strom in Japan weiterhin schwierig, nicht zuletzt aufgrund der hohen Durchleitungsgebühren, die für Privathaushalte rund 40% der Stromrechnung ausmachen können. Die großen Stromversorger wie Tepco beginnen, ihren Geschäftsbereich für erneuerbare Energien als separate Einheit zu organisieren. Problemlösungen im Bereich der Stromübertragung dürften im Zuge der Liberalisierung gefragt sein. Vor diesem Hintergrund einigte sich das schweizerische Unternehmen ABB mit Hitachi Ende 2014 auf eine technologische Partnerschaft. Gemeinsam sollen vor Ort Energieverteilungssysteme vertrieben werden. Dabei geht es unter anderem um die HGÜ-Anbindung (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) von erneuerbaren Energien. Zukunftstechnologie soll Erneuerbare fit machen Was das Problem der schwankenden Energieversorgung durch erneuerbare Energien angeht, wird fleißig an Zukunftslösungen gearbeitet. Beispielsweise öffnete das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology im vergangenen Jahr das Fukushima Renewable Energy Institute. In einem Industriepark in der Provinz Fukushima werden neue Möglichkeiten der Fluktuationsbekämpfung bei der Solar- und Windstromerzeugung über Brennstoffzellen erforscht. Überschüssige Energie soll durch ein Elektrolyseverfahren für die Erzeugung von Wasserstoff verwendet und dann in Flüssigform zwischengelagert werden. Weitere Fortschritte werden von Unternehmen im Bereich der drahtlosen Energieübertragung in Angriff genommen. Über neue Erfolge berichtet das Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) nach einer Testphase in einer Anlage der Kobe Shipyard and Machinery Works. Im Gegensatz zu der bislang meist verwendeten induktiven elektromagnetischen Übertragung will MHI mithilfe von Mikrowellen den Abstand zwischen Energiesender und -empfänger vergrößern. Diese kostenträchtigen Problemlösungen könnten sich allerdings erst in ferner Zukunft nachhaltig auf die effizientere Nutzung erneuerbarer Energien auswirken. ::: V S p e c ia l : Japan AB - Sp ec ia l 7/ 8: 2015 Auf den Lorbeeren ausgeruht Japans Industrieministerium galt als Inbegriff eines neuen Kapitalismus. Nach dem Platzen der Blasenwirtschaft verblasste der Glanz jedoch rasch. Mittlerweile halten viele Branchen eher Abstand zu ihm. Heutzutage konzentriert sich die Industriepolitik auf den Energiesektor und die Finanzierung von Unternehmensinitiativen. Von stafan lippert ::: In den 1980er Jahren als „almighty MITI“ gefürchtet und gefeiert, verlor Japans Industrieministerium nach dem Platzen der Bubble Economy 1991 rasch sein Renommee. Mitte der 1990er Jahre fand ein Paradigmenwechsel statt; an die Stelle von Staat und Planung traten Markt und Deregulierung. Globalisierung und Technologie wurden zu Schlüssel-Wachstumstreibern. Japan tat sich zunächst schwer mit der Anpassung an die neuen Umstände. Der 2000 publizierten, weltweit beachteten Studie „Can Japan Compete?“ zufolge war Japans Industriepolitik größtenteils ineffektiv oder kontraproduktiv. Seit der Krise 2008/09 ist Industriepolitik jedoch wieder auf der Agenda. In den 1950er und 1960er Jahren wurde Japan zum Pionier des asiatischen Wachstumsmodells. Sowohl die vier Tiger Südkorea, Taiwan, Hong Kong und Singapur als auch China folgten Nippons Erfolgsmodell. Unter den asiatischen Flächenstaaten ist und bleibt Japan das einzige Land das auf Pro-Kopf-Basis zu den führenden Industrienationen des Westens aufschließen konnte. Auch ist Japan das einzige Land, in dem das für Industriepolitik zuständige Ministerium, das Ministry of International Trade and Industry (MITI; seit 2001 METI), ein weltweites Renommee aufbauen konnte. Der traditionelle Ansatz des MITI bestand darin, knappe Ressourcen – Kapital, Talent, Wissen, Kontakte – an ausgewählte Firmen und Branchen zu geben, um Japan einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Aufstieg des Landes schien unaufhaltsam Der Selbstorganisationsprozess des Marktes, so der verbreitete Glaube, war dazu nicht in der Lage; nur Elite-Bürokraten konnten sich einen objektiven Überblick verschaffen und rationale Entscheidungen treffen, die dem Ganzen dienten, ohne dem Einzelnen zu schaden. Der Fokus verschob sich in den 1970er Jahren zugunsten von wissensgetriebenen Industrien, insbesondere Halbleiter und Elektronik. In den 1980er Jahren, als Ezra Vogels Buch „Japan as Number One“ zum internationalen Bestseller avancierte, war das MITI eine weltweit hochangesehene Institution. Es stand für eine scheinbar neue Form des Kapitalismus: gelenkt und doch effizient, weniger aggressiv als Reaganomics und dynamischer, globaler als das rheinische Modell der alten Bundesrepublik. Japanische Firmen dominierten mehr und mehr weltweite Branchenrankings. Der Mythos des „almighty MITI“ fand globales Interesse. Japan schien die magische Formel gefunden zu haben, Die Zukunft der traditionellen Industriepolitik des Landes dürfte in der Energiepolitik liegen. Mit 900 Mrd. Yen stellt das Energiebudget den größten Ausgabenposten des METI dar. um die Wirtschaftsleistung des Westens – insbesondere der Vereinigten Staaten – nicht nur auf Pro-Kopf-Basis, sondern auch absolut zu überholen. Der Aufstieg schien unaufhaltsam zu sein, und Vergleiche mit einem wirtschaftlichen Tsunami, der die Welt zu überfluten drohte, machten die Runde. Hightechbranche nur Spitze des Eisbergs An den Abgrund getrieben von übermächtiger japanischer Konkurrenz, standen Hightech-Ikonen wie Intel und IBM kurz vor dem Aus. Vor dem Hintergrund der Japan-Hysterie, die an den China-Hype der Gegenwart erinnert, fanden aber Verschiebungen statt, die von Medien und Politik zunächst Bild: Sean Pavone, Shutterstock VI SPECIAL : Japan AB-S pe cia l 7 / 8 :2 0 1 5 nicht wahrgenommen wurden – weder in Japan noch im Westen. Die Fälle Intel und IBM bieten interessante Einsichten. Beide Firmen hatten den japanischen Wettbewerb lange Zeit nicht ernst genommen – wer konnte schon den amerikanischen Ikonen des Computerzeitalters das Wasser reichen? Doch als es fast zu spät war, als Intel und IBM die Geschäftsmodelle wegbrachen, gingen beide Unternehmen radikal neue Wege: Intel setzte auf Mikroprozessoren und ließ den DRAM-Markt den Japanern (und später Südkoreanern), IBM konzentrierte sich auf Systemlösungen und Beratung anstelle von MainframeComputern. Im Siegesrausch realisierten NEC, Hitachi, Toshiba, Fujitsu und das hinter ihnen stehende MITI nicht, dass sie die Schlacht gewonnen, den Krieg aber verloren hatten. Die Hightechbranche, von Japanern gern als „sangyô no kome“ (Reis der Industrie) bezeichnet, stellte nur die Spitze des Eisbergs dar. Zahlreiche andere Branchen, Industrie und Dienstleister, begriffen erst, als es zu spät war, dass billiges Kapital weder nachhaltige Wettbewerbsvorteile verschafft noch scharfes strategisches Denken und konsequentes Implementieren à la Intel und IBM ersetzt. Mitte der 1990er Jahre hatte das „almighty MITI“ seinen Glanz an die aufstrebenden Stars des Silicon Valley verloren. Japan, fokussiert auf die hinterlassenen Schuldenberge der Bubble-Zeit, tat sich zunächst schwer mit der Anpassung an die neuen Schlüsseltrends Globalisierung und Technologie, insbesondere das Internet. Wer in den 1990er Jahren in Japan war, weiß, wie hartnäckig sich das Faxgerät als StandardKommunikationstool hielt. Unternehmen sehen Industriepolitik skeptisch Richard Katz’ 1998 erschienene Studie „Japan: The System That Soured“ stand am Anfang einer Lawine von Publikationen, die erklärten, warum Japan Inc. nicht (mehr) funktionierte. International, aber auch in Japan selbst bildete sich langsam ein nüchterner Konsens heraus, dass die Industriepolitik der Nachkriegszeit teils vorteilhaft, teils ineffektiv und teils kontraproduktiv war. Die Frage ist natürlich, welche Prozentwerte konkret mit „teils“ gemeint sind, und hier schieden und scheiden sich die Geister. Weitgehend unumstritten ist, dass das MITI in der Nachkriegszeit Branchen wie Stahl, Schiffbau, Elektrik und Textil effektiv unterstützt und ihnen den Weg auf den Weltmarkt gebahnt, dann aber zu lange an ihnen festgehalten hat. In den Branchen, in denen Japan bis heute extrem wettbewerbsstark auf dem Weltmarkt ist – Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau, Halbleiterproduktionstechnologie, Spezialchemie, Optik – war der Einfluss des MITI eher begrenzt, und Gespräche mit Insidern indizieren, dass die Spitzenunternehmen in diesen Branchen, darunter viele „Hidden Champions“, Distanz zum Industrieministerium als Erfolgsfaktor sehen. Diese Spitzenunternehmen sehen Industriepolitik tendenziell skeptisch und wollen im Prinzip in Ruhe gelassen werden, um sich ganz und gar ihren Märkten und Technologien zu widmen. Seit dem Jahr 2001 heißt das MITI nun Ministry of Economy, Trade and Industry (METI). Die Industriepolitik des METI ruht auf vier Säulen: • • • • ·Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen (und damit im WTO-relevanten Bereich operieren), werden auf Branchenbasis unterstützt. Das METI nutzt primär die Branchenassoziationen als operative Plattform, um mit den – untereinander im Wettbewerb stehenden japanischen Firmen – zu kommunizieren. Die Schlüsselzielsetzungen dieses gern als „horizontal“ bezeichneten Ansatzes sind Innovationskraft und globale Wettbewerbsfähigkeit. ·Kleinere und mittlere Unternehmen werden als Branche aber auch individuell gefördert; das METI argumentiert, dass diese Unternehmen ausschließlich im Heimatmarkt tätig seien und daher nicht im internationalen Wettbewerb stünden. ·Der mit Abstand größte Einzelposten des METI ist die Energiepolitik. Nur die Sicherheitsprüfungen der Kernkraftwerke obliegen der administrativ zum Umweltministerium gehörenden Nuclear Regulation Authority. ·Seit 2011 ist das METI zuständig für die Dekommissionierung des Fukushima-Kernkraftwerks und für den Wiederaufbau der Fukushima-Region. Das Gesamtbudget des METI beläuft sich gegenwärtig auf rund 1,5 Bill. Yen (etwa 12,5 Mrd. Euro). Das Energiebudget stellt mit rund 900 Mrd. Yen den weitaus größten Posten dar. Diese Zahlen klingen moderat, repräsentieren aber nur die halbe Wahrheit, da Japans heutige Industriepolitik sich zunehmend auf die Finanzierung von Unternehmensinitiativen konzentriert, und diese läuft über finanzstarke Akteure: staatliche Banken – Japan Bank for International Cooperation, Development Bank of Japan und Shoko Chukin Bank – und halbstaatliche Investmentfonds – insbesondere Innovation Network Corporation of Japan und Regional Economy Vitalization Corporation of Japan. Die Zukunft der traditionellen Industriepolitik Japans dürfte primär in der Energiepolitik liegen. In allen anderen industriellen Sektoren wird Industriepolitik im Wesentlichen aus finanzieller Unterstützung durch staatlich kontrollierte Banken und Fonds bestehen. ::: Stefan Lippert ist Professor an der Temple University, Fox School of Business in Tokio. Kontakt: [email protected] VII S p e c ia l : Japan AB - Sp ec ia l 7/ 8: 2015 Partnersuche in China 40 Mrd. Yen wendet Japans größter Schiffbauer für ein neues Trockendock auf. Auch andere große Unternehmen investieren wieder. Dabei sind sie offen für Joint Ventures im Ausland, denn sie hoffen dadurch die Konkurrenz in Schach halten zu können. Von Michael Sauermost, gtai ::: Japans Schiffbauindustrie steuert nach einem durch die Finanzkrise ausgelösten mehrjährigen Gegenwind wieder erfolgreicheren Zeiten entgegen. Dies vermitteln zumindest die angekündigten Investitionspläne der Branchengrößen. Zwar zeichnet sich in der neuesten verfügbaren Statistik der Japan Ship Exporters’ Association bislang lediglich eine deutliche Erholung der Auftragseingänge im Tankersegment ab, und die Konkurrenzsituation mit China und Südkorea bleibt unverändert. Dennoch sehen die Aussichten weitaus besser aus als noch vor zwei Jahren. Der größte Hersteller, Imabari Shipbuilding, kündigte im Januar an, bis Oktober kommenden Jahres in Marugame, Präfektur Kagawa, mit einer Investitionssumme von 40 Mrd. Yen (rund 311 Mio. Euro) ein neues Trockendock zu errichten. Das Hafenbecken soll mit einer Hubkapazität von 3.600 t ausgestattet werden. Der derzeit schwache Yen und die damit verbundene gestiegene Wettbewerbsfähigkeit haben dem Vernehmen nach zu dieser Entscheidung beigetragen. Größtes Projekt seit mehr als 15 Jahren In der Anlage sollen elf 400 m lange Containerschiffe entstehen, die ab 2018 an den taiwanischen Konzern Evergreen Marine ausgeliefert werden. Der Gesamtwert dieses Auftrags beläuft sich Pressemeldungen zufolge auf insgesamt 210 Mrd. Yen. Das Trockendock stellt die erste Investition dieser Größenordnung des in Japan führenden Erzeugers seit 16 Jahren dar. Um der starken Konkurrenz von Werften aus China sowie Südkorea in Zukunft Paroli bieten zu können, sind heimische Firmen auch weiterhin an Joint Ventures im Ausland interessiert. So investiert beispielsweise Kawasaki Heavy Industries (KHI) bis Oktober 2017 insgesamt rund 30 Mrd. Yen in das seit 2007 in der chinesischen Hafenstadt Dalian existierende Joint Venture Dacks. Partner ist China Ocean Shipping (Cosco). Diese Investition ist die erste größere Kapitalanlage von KHI in diesem Segment seit 2008. Unter anderem geht es dabei um ein neues Hafenbecken und eine Stahlverarbeitungsanlage. Durch das neue Vorhaben soll die Produktion von Massengutfrachtern und Containerschiffen erhöht werden. Das jährliche Volumen von Dacks könne dadurch von 540.000 t im Jahr 2013 auf etwa 1,5 Mio. t steigen, heißt es vonseiten des Unternehmens. Darüber hinaus sollen LNG-Tanker zu- Bild: Studio, Shutterstock VIII SPECIAL : Japan AB-S p e cial 7 / 8 : 2 0 1 5 Der Zusammenschluss zahlt sich aus: Kawasaki Heavy Industries baut die Kapazitäten zu erhöhen. Ab 2017 sollen auf der Strecke zwischen Asien und Europa sechs neue Frachter unterwegs sein, die jeweils 20.000 20-Fuß-Container laden können. Bislang haben die größten für die Reederei im Einsatz befindlichen Schiffe ein Fassungsvermögen von 14.000 Containern. Dadurch könnten die jährlichen Transportkosten um etwa 30 Mrd. Yen gedrückt werden, heißt es. zusammen mit seinem Partner Cosco in China ein neues Hafenbecken und Auftrag für Containerschiffe geht nach Südkorea eine Anlage zur Verarbeitung von Stahl. Eine Gesamtsumme von rund 100 Mrd. Yen will MOL in die sechs Containerschiffe investieren – allerdings auf einer langfristigen Leasingbasis. Bestellungen erhielten Pressemeldungen zufolge die Imabari Shipbuilding sowie der südkoreanische Konkurrent Samsung Heavy Industries. Aus der Maßnahme lassen sich jedoch keinesfalls optimistische Geschäftserwartungen ableiten. Die größeren Schiffe sollen in erster Linie zur Energieeinsparung anstelle der bestehenden Flotte eingesetzt werden. Parallel kündigte MOL zu Jahresbeginn an, bis zu 50 Mrd. Yen in zwei LNG-Tanker zu investieren. Zu diesem Zweck wurde ein Joint Venture zu gleichen Anteilen mit dem Handelshaus Itochu etabliert. Die Tanker mit einer Kapazität von jeweils 180.000 cbm wurden bei der südkoreanischen Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering in Auftrag gegeben und sollen in der zweiten Jahreshälfte 2018 zur Verfügung stehen. MOL dominiert mit einer Flotte von derzeit 66 LNG-Tankern diesen Markt. Insbesondere in Erwartung einer steigenden Nachfrage von LNG-Verschiffungen nach Europa plant das Unternehmen, die Flotte bis 2020 auf mehr als 100 Tanker zu vergrößern. ::: künftig stärker in den Fokus rücken. KHI und Cosco betreiben bereits seit gut zehn Jahren ein ähnliches Joint Venture im chinesischen Nantong in der Provinz Jiangsu mit einem derzeitigen Fertigungsvolumen von jährlich etwa 1,3 Mio. t. Dieses soll sich allerdings in Zukunft verstärkt auf die Herstellung von kleinen und mittelgroßen Schiffen konzentrieren. KHI war 2013 mit einem Output von insgesamt circa 1,94 Mio. t im In- und Ausland der viertgrößte japanische Schiffbauer. Werften stocken die Produktion auf Auch Nomura Shipbuilding, derzeit drittgrößter Hersteller des Landes, will seine Produktion steigern. Im Fiskaljahr 2016 sollen 30 Schiffe die Werft verlassen. Das wären vier mehr als im vergangenen Jahr. Dies wird durch eine Kapazitätserweiterung bei Sasebo Heavy Industries (SHI) erfolgen, einem Unternehmen, das im vergangenen Jahr übernommen wurde. ModernisieExport-Auftragsbestand rungsinvestitionen und Technologietransfer seien erforderlich, um SHI in die Lage zu bringen, große Tanker herzustellen. Imari Shipyard & Works, die Hauptwerft Auftragsbestand Fiskaljahr 2013 von Nomura Shipbuilding, wird vorerst bei ihrer Kapazität von 20 Schiffen bleiben Neubestellungen Fiskaljahr 2014 und sich weiter auf kleine bis mittelgroße Auslieferungen Fiskaljahr 2014 Frachttransporter konzentrieren. Mitsui Engineering reagiert indes auf Korrekturen die steigende Nachfrage aus Südostasien Gesamt und will insgesamt 17 Mrd. Yen in die lokale Produktion von Hafenkränen und in Davon: Übergabe die Wiederinbetriebnahme eines Hafenbeckens investieren. Im Fiskaljahr 2014 Fiskaljahr 2015 gingen dem Vernehmen nach KranbestelFiskaljahr 2016 lungen im Wert von rund 50 Mrd. Yen ein. Das waren 20 Mrd. Yen mehr als noch zwei Fiskaljahr 2017 Jahre zuvor. In Indonesien engagiert sich Fiskaljahr 2018 hingegen die Tsuneishi Holdings. Dort sollen Wartungsarbeiten für Fähren und Conspäter als Fiskaljahr 2019 tainerschiffe, möglicherweise in Kooperati* Compensated Gross Tons = on mit der lokalen Kalla Group, angeboten gewichtete Bruttoraumzahl werden. Quelle: JSEA Derweil setzt die größte Reederei, Mitsui O.S.K. Lines (MOL), ihren Plan durch, (Stand: Ende März 2015) Anzahl Bruttotonnage (in 1.000 GT) Bruttotonnage (in 1.000 CGT*) 658 27.672,3 13.083,8 272 12.881,6 6.285,4 -282 -11.764,8 -5.461,5 -1.147,3 -408,8 632 27.641,7 13.498,9 298 11.586,6 5.829,7 184 8.088,4 3.868,5 126 6.268,1 2.852,8 23 1.555,6 845,4 1 143,0 102,5 IX S p e c ia l : Japan AB-Spec ia l 7 / 8 : 2 0 1 5 Am Puls der Zeit Tokio präsentiert sich mit Blick auf die Olympischen Spiele als innovative Weltstadt und investiert in verschiedene Vorzeigeprojekte. Ob Wasserstoffdorf, Magnetschwebebahn oder moderne Business-Hubs: Die Entwicklung der Metropole ist nicht zu bremsen. VON achim haug, gtai ::: Trotz einer leicht schrumpfenden Bevölkerung bleibt der Großraum Tokio mit rund 37,8 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Gleichzeitig wird der Metropole ein Vorzeigestatus in Sachen Funktionalität und Sicherheit attestiert. Vor allem das öffentliche Verkehrssystem gilt weltweit als einzigartig. Etwa 40 Millionen Passagiere nutzen täglich die U-Bahnen oder Regionalzüge der elf staatlichen und privaten Betreiber. Trotz überfüllter Züge während der Rushhour schätzen Fahrgäste die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der im Minutentakt verkehren- den Linien. Private Pkw oder Motorräder sind für Tokioter Berufspendler von vergleichbar minimaler Bedeutung. Günstiger Zeitpunkt zur Realisierung von Projekten Mit steigendem Druck bereitet sich Tokio auf die Austragung der Olympischen Sommerspiele sowie der Paralympics 2020 vor. Dabei geht es nicht nur um die mit dem Großevent direkt in Zusammenhang stehenden Baumaßnahmen. Auch Vorhaben, die sich unabhängig von der Olympiade in der Pipeline befinden, haben derzeit bessere Chancen, durchge- Bild: Sean Pavone, Shutterstock X AB-S p e cial 7 / 8 : 2 0 1 5 drückt zu werden. Tokio nimmt die Spiele zum Anlass, sich als technisch fortgeschrittene, innovative und internationale Metropole der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Im Zusammenhang mit den Olympia-Investitionen rechnen die Beteiligten mit unterschiedlichen Zahlen. Die Development Bank of Japan veröffentlichte im Juli vergangenen Jahres eine grobe Projektliste mit öffentlichen Vorhaben im Wert von 2,8 Bill. Yen (rund 20,9 Mrd. Euro). Das Mizuho Research Institute kalkuliert direkte und indirekte Kapitalanlagen im Wert von 12,3 Bill. Yen. Im Bereich der Ökotechnologien steht die zukünftige Etablierung einer sogenannten Wasserstoffgesellschaft im Vordergrund. Das Olympische Dorf für die Athleten, in Harumi in der Bucht von Tokio vorgesehen, ist dazu als ein Vorzeigeprojekt auserwählt. Dort sollen Strom und Warmwasser ausschließlich aus Wasserstoff generiert werden. Bis 2020 dürften rund 6.000 mit Wasserstoff betriebene Pkw sowie 100 Fuel-Cell-Busse auf Tokios Straßen unterwegs sein. Nach der Olympiade ist Harumi als Stadtbezirk für etwa 10.000 Bewohner eingeplant. Tokio zählt zu den speziellen Wirtschaftszonen (National Strategic Special Zones), die im Zuge des Reformprogramms der Regierung eingerichtet werden. Dort sollen bürokratische Hürden für internationale Investoren tiefer gelegt und Arbeitsbedingungen für ausländische Fachkräfte vereinfacht werden. Daneben locken Steuererleichterungen sowie weitere Subventionen. Insbesondere soll der Standort als asiatisches Headquarter oder als Forschungszentrum an Bedeutung gewinnen. Automatisch werde dann Tokio wieder als Finanzdrehscheibe Asiens wahrgenommen, wird spekuliert. Bis zum Fiskaljahresende 2016/17 könnten sich durch die für Investoren freundlichere Landschaft 500 ausländische Unternehmen zusätzlich in Tokio niederlassen, lauten die Erwartungen. Wirtschaftseinnahmen in der Größenordnung von 14,6 Bill. Yen sowie die Schaffung von 930.000 Arbeitsplätzen, so lautet das optimistische Kalkül. Zwar gibt es keine Begrenzung für Sektoren, jedoch liegen beispielsweise Prioritäten bei Medizintechnik, Chemie und Informationstechnologie. Von Tokio nach Osaka in nur 67 Minuten Tokio will in den kommenden Jahren zunehmend seinen Charakter als „Megalopolis“ unter Beweis stellen. Bis 2027 soll die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn zwischen Shinagawa und Nagoya im Einsatz sein, bis 2045 ist die Streckenerweiterung nach Osaka geplant. Die Distanz von etwa 440 km könnte dann in 67 Minuten bewerkstelligt werden. Auch in der Hauptstadt selbst wird das Schienennetz ausgebaut. Insbesondere soll der öffentliche Nahverkehr zwischen den internationalen Flughäfen Narita und Haneda und der Innenstadt weiter ausgebaut werden. Daneben existieren neue Bahnhofsprojekte, die in erster Linie mit vorhandenen städtischen Baumaßnahmen in Verbindung stehen. Zahlreiche städtische Entwicklungs- und Sanierungsprojekte befinden sich in der Umsetzungsphase. Neben dem Sky Tree, dem mit 634 m zweithöchsten Turm der Welt, der seit SPECIAL : Japan 2012 im Osten der Stadt in den Himmel ragt, entstehen weitere beeindruckende Wahrzeichen – wie beispielsweise im Sommer 2014 das 247 m hohe Toranomon-Hills-Gebäude im Geschäftsbezirk Toranomon. Modernere Business-Hubs sind in verschiedenen Stadtvierteln in der Umsetzungsphase. Anstehende Projekte mit den größten Volumina stehen in Hamamatsucho und vor allem rund um den Shibuya-Bahnhof an. Neue Richtlinien für „grünes“ Bauen Vier Trends dürften sich in Zukunft auf Bauvorhaben in Tokio auswirken. Zum einen sorgt die alternde Bevölkerung dafür, dass Projekte für altersgerechtes Wohnen sowie spezielle medizinische Einrichtungen entstehen. Zum anderen sollen zahlreiche Kindertagesstätten eingerichtet werden, um Frauen stärker in das Arbeitsleben zu integrieren. Außerdem werden sogenannte grüne Gebäude langsam zum Thema: Eine Verschärfung der Öko-Standards wird sich auf Bauprojekte nachhaltig auswirken. Sämtliche neuen gewerblich genutzten Vorhaben müssen mit Baubeginn ab 2017 MLIT-Plänen zufolge strengeren Energieeffizienzstandards genügen. Nicht zuletzt spielt bei den Baumaßnahmen in der erdbebengefährdeten Metropole auch der Katastrophenschutz eine entscheidende Rolle. Was die Entwicklung von Smart Grids anbelangt, so galt Japan bis zur Fukushima-Dreifachkatastrophe 2011 eher als Nachzügler. Mittlerweile wurden zahlreiche Initiativen unter Federführung des Ministry of Economy, Trade and Industry gestartet, die verschiedene Smart-City-Projekte beinhalten. Während der Großraum Tokio in dieser, von der Regierung angegangenen Entwicklungsphase noch nicht im Vordergrund steht, sorgte dort die Eröffnung der Panasonic Smart City im vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Die Fujisawa Sustainable Smart Town soll – circa 50 km westlich von Tokio in der Präfektur Kanagawa gelegen – nach Fertigstellung 2018 insgesamt 3.000 Einwohnern einen komplett nachhaltigen Lebensstil ermöglichen. Die Stromversorgung in Tokio dürfte sich merklich ändern, wenn die Deregulierung des Marktes zum Ende des Fiskaljahres 2016/17 vollzogen wird. Der Großraum Tokio macht schließlich in etwa ein Drittel des gesamten japanischen Stromverbrauchs aus. Derzeit werden dort Erzeugungskapazitäten von etwa 40.000 MW eingesetzt. Weiterer Investitionsbedarf ist gegeben, denn dem Vernehmen nach entfällt etwa die Hälfte davon auf Anlagen, die 35 Jahre alt oder älter sind. Durch die Marktderegulierung ist davon auszugehen, dass sich Investoren in diesem Bereich verstärkt auf die Erzeugung von Billigstrom konzentrieren. Bereits jetzt haben Energieunternehmen aus anderen Regionen begonnen, den Tokioter Raum ins Visier zu nehmen. So plant Kyushu Electric zusammen mit Idemitsu Kosan und Tokyo Gas die Errichtung eines Kohlekraftwerks in der Präfektur Chiba. Eine Summe von 200 Mrd. bis 300 Mrd. Yen soll investiert werden, um Kapazitäten von 1.000 MW bis 2.000 MW aufzubauen. Parallel will das Unternehmen Osaka Gas mit Marubeni Trading in der Präfektur Ibaraki circa 30 Mrd. Yen in ein kohlebefeuertes Kraftwerk investieren. ::: XI b u sin e ss : Malaysia ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Der Preis muss stimmen Endlich kommt der Raffinerie- und Petrochemiekomplex Rapid in die Bauphase. Bei dem Projekt in zweistelliger Milliardenhöhe hoffen deutsche Firmen auf lukrative Aufträge. Wettbewerbsfähige Angebote und Kooperationen erhöhen die Chancen. Von Rainer Jaensch, gtai ::: Angesichts des gefallenen Ölpreises stutzt Malaysias nationaler Energiekonzern Petronas seine Kapitalausgaben um 10% bis 15% und verschiebt einige Projekte. Das Raffinerie- und Petrochemie vorhaben Refinery and Petrochemicals Integrated Development Project (Rapid) in Pengerang am Südzipfel der Halbinsel ist jedoch davon nicht betroffen. Das derzeit größte Investitionsvorhaben geht nun von der jahrelangen Planungs- in die Bauphase über. Dazu gehören erste Grundsteinlegungen für Kraftwerksanlagen, Vorbereitungen der Grundstücke und die Arbeitsaufnahme großer Teams. Wichtigster Project Management Contractor ist das amerikanische Unternehmen Fluor Daniel International in einem Joint Venture mit der französischen Technip, das bereits stark vertreten ist. Zusammen koordinieren und überwachen sie mehrere asiatische und europäische Kontraktoren für Engineering, Procurement, Construction and Commissioning, kurz EPCC genannt. Diese wiederum sind für verschiedene Pakete des Projekts zuständig. Zusätzlich ist Fluor Daniel zusammen mit Technip in einem Joint Venture und in Kooperation mit Petronas für die Planung, die Beschaffung und den Bau der Versorgungs infrastruktur und der Einrichtungen außerhalb des eigentlichen Rapid-Vorhabens verantwortlich. Siemens baut Gaskraftwerk Das Gesamtprojekt – von der Versorgungs- und Logistik infrastruktur bis zum Raffinerie-, Cracker- und Petrochemie komplex – bietet umfangreiche Liefermöglichkeiten. Davon dürfte ein beträchtlicher Teil an deutsche Firmen gehen, schätzen Beobachter. Einen ersten Auftrag hat Siemens an Land ziehen können und hierfür bereits den Grundstein gelegt. Es ist das 1.220-MW-Gaskraftwerk, das in Pengerang zur Versorgung des Vorhabens gebaut wird. Das Kraftwerk namens Petronas Pengerang Cogeneration Plant wird neben Elektrizität auch 1.480 t Gas pro Stunde liefern. Auch der Bau der Versorgungsinfrastruktur ist bereits angelaufen. Dazu gehören neben Kraftwerken auch die Wasserund Gasversorgung sowie Hafeneinrichtungen. Zusammen mit Rapid bilden sie den Pengerang Integrated Complex. Bis Für die Petrochemieanlage ist Petronas auf hochentwickelte Technologie aus dem Ausland angewiesen. Aber auch Ingenieurdienstleistungen sind gefragt. zum ersten Quartal 2019 soll er fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten sind mit 27 Mrd. US-Dollar angesetzt. Davon entfallen rund 6 Mrd. auf die unterstützende Infrastruktur. Herz- und Kernstück ist Rapid mit Raffinerie, Cracker und Petrochemie-Anlage. Die Fläche umfasst 4,5 bis 6,5 qkm und wird zur Zeit für den Bau vorbereitet. Teuerste Komponente ist mit 9,5 Mrd. Dollar die Raffinerie mit einem Durchlauf von 300.000 t. Es folgt die Petrochemie mit 6 Mrd. Dollar. Die Versorgungseinrichtungen innerhalb des Areals schlagen mit rund 4 Mrd. und der Cracker mit 1,5 Mrd. Dollar zu Buche. Petronas lässt Kontraktoren weitgehend freie Hand Das Großvorhaben hat der Eigentümer Petronas nun in nahezu ein Dutzend Einzelpakete aufgeteilt, die dann wieder in kleinere Lots aufgebrochen werden. Die Beauftragungen hat der Konzern schon zum großen Teil an internationale EPCC-Kontraktoren vergeben. Jeder von ihnen wird für die Bild: BG Gov Photos, Flickr 26 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Beschaffung und die Installation von Maschinen und Anlagen im Wert von 1 Mrd. bis 3 Mrd. Dollar verantwortlich sein. Dabei hat er weitgehend freie Hand. Petronas hat den EPCC-Kontraktoren seine Lieferantenliste zur Verfügung gestellt. Auf dieser befinden sich alle namhaften Ausrüster, und aus ihrem Kreis wählen die Kontraktoren die Zulieferer. Die Aufträge erteilen sie direkt. Dabei ist es ihnen freigestellt, über Ausschreibungen oder Direktplatzierungen zu gehen. Lediglich bei dem Paket für Fluor und Technip, das beide zu gleichen Anteilen halten, erfolgt die Beauftragung in enger Kooperation mit Petronas. Die Auftragsvergaben für die Raffinerie und den Cracker gingen an die EPCC-Kontraktoren TR Engineering (Spanien), Chiyoda (Japan), Sinopec (China) und Petrofac (Dubai). Als Nächstes steht der Petrochemiekomplex an. Pumpen und Kompressoren sind gefragt In der Petrochemieanlage steckt viel hochentwickelte Technologie, sodass sie für deutsche Hersteller interessant sein dürfte. Im Hinblick auf die bisherigen Vergaben sollten sich diese am ehesten an den spanischen und den japanischen Kontraktor wenden. Von dem Gesamtkuchen können sich bu siness : Malaysia deutsche Unternehmen ein beträchtliches Stück sichern, wenn die Preise stimmen, schätzen Branchenkenner. Chancen sehen sie bei Pumpen und Kompressoren. Bei Hydrocarbon-Pumpen dürften Japan und Deutschland vorne liegen. Im Gegensatz zu amerikanischen und japanischen Firmen haben deutsche Produkte auch im Hinblick auf Kontrollund Steuerungssysteme Vorteile. Weitere Möglichkeiten bieten sich bei allen höherwertigen Fertigungsteilen. Im HighEnd-Bereich, vor allem bei Nischen- und Spezialprodukten, haben deutsche Erzeugnisse gute Chancen. Hierbei sind es aber nicht die großen Mengen, die angeschafft werden. Um den teuren deutschen Produkten neue Wege zu öffnen, bieten sich erweiterte Angebote an. Dazu könnten hochwertige Ingenieurdienstleistungen, Anlagen- und Sicherheitsmanagement sowie Wartung und Ausbildung gehören. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die reibungslose Ersatzteilversorgung vor Ort. Kooperationen mit einheimischen oder anderen asiatischen Unternehmen könnten darüber hinaus helfen, die Kosten zu senken. Schließlich zielt das Vorhaben stark auf Kosteneffizienz, ohne jedoch Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. ::: 27 Bu sin e ss : China ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Cash Pooling nicht nur für Banken Bisher wissen die wenigsten deutschen Firmen in der Shanghai Pilot Free Trade Zone von den neu gewonnenen Freiheiten im Cash Managment. Höchste Zeit, dies zu ändern! ::: Seit Kurzem ist es allen ausländischen Unternehmen in der Shanghai Pilot Free Trade Zone (SFTZ) erlaubt, Cash Pooling über ein besonderes Bankkonto, den Free Trade Bank Account, bei einer zugelassenen Bank zu betreiben. Das heißt, ein ausländisches Unternehmen in der SFTZ darf Geld aus dem Ausland leihen, sofern dieser Betrag nicht das eingezahlte Gründungskapital übersteigt. Möglich ist auch, Geld an verbundene Unternehmen im Ausland auszuleihen, wobei die Mittel jedoch nicht aus dem Gründungskapital oder durch die Aufnahme von Schulden stammen dürfen. Zusammen mit der regionalen Erweiterung der SFTZ ist heute eine große Anzahl deutscher Unternehmen zu dem grenzübergreifenden Cash Pooling berechtigt – so zum Beispiel auch alle Unternehmen, die im German Center Shanghai angesiedelt sind. Es gibt aber kaum deutsche Mittelständler, die davon wissen, geschweige denn davon Gebrauch machen. Denn deutsche Banken in China sind dazu nicht berechtigt und kommunizieren somit die neu entstandenen Freiheiten im Cash Management nicht. Bisher dürfen nur wenige internationale Großbanken, darunter HSBC, für ihre Kunden ein Cash-Pooling-Geschäft in China durchführen. Alle chinesischen Großbanken hingegen sind dazu berechtigt. Von Kuang-Hua Lin Entrusted Loan kann entfallen Auch das sogenannte Domestic Cash Pooling ist von Interesse, denn chinesische Gesetze verbieten die Vergabe von direkten Darlehen zwischen Unternehmen. Im Klartext bedeutet das für Firmen: Wenn ein deutsches Unternehmen in China zwei Tochtergesellschaften hat und eine Tochter ein Darlehen an die andere geben will, muss nach chinesischem Gesetz eine Bank dazwischengeschaltet werden. Dieser Vorgang nennt sich Entrusted Loan. Dabei gibt das kreditgebende Unternehmen das Geld der Bank. Diese gibt den Betrag Bankentürme von Pudong: Darlehen zwischen Unternehmen dürfen nach chinesischem Recht nicht direkt vergeben werden. Stattdessen muss ein Geldhaus den Vorgang regeln. In der Sonderwirtschaftszone gilt dieses Gesetz nun nicht mehr. an Kreditnehmer mit einem Zinsaufschlag beziehungsweise einer Gebühr weiter. Dieses indirekte Darlehen entfällt künftig, wenn eine der beteiligten Gesellschaften ihren Sitz in der SFTZ hat. Weitere Neuerungen Seit dem 27. April 2015 ist die SFTZ um die Distrikte Lujiazui (Financial District), Zhangjiang (High-Tech District) und Jinqiao (Fabrikstandort) erweitert worden. Dies bringt zwei bedeutende Implikationen für deutsche Unternehmen vor Ort mit sich. Zum einen ist in der Zhangjiang High-Tech Zone das German Center in Shanghai angesiedelt. Somit sind alle Mieter des German Center zu dem oben beschriebenen International and Domestic Cash Pooling zugelassen. Außerdem ist Jinqiao ein Standort, an dem auch Produktion erlaubt ist. In der SFTZ, beispielsweise im Distrikt Waigaoqiao, ist dies untersagt. Durch diese Erweiterung ist eine Fabrikgründung innerhalb der SFTZ nun ebenfalls möglich. ::: Kuang-Hua Lin ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung AsiaPacific Management Consulting GmbH, Kontakt: [email protected] Bild: Fuyu Liu; donvictorio, Shutterstock 28 Bu siness : Indonesien ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Schwierige Zeiten für Investoren Indonesiens Regierung bereitet es offenbar keine Probleme, internationale Firmen zu vergraulen. Das könnte sich als fatal erweisen, denn zwei Drittel aller Investitionen stammen aus dem Ausland. Von Roland Rohde, gtai ::: Seit Indonesiens Wirtschaft 2010 real um fast 7% zulegte, hat sich die Konjunktur langsam, aber stetig eingetrübt. Im vergangenen Jahr rutschte die BIPZunahme dann auf 5% ab. Dabei handelt es sich zwar immer noch um einen ansehnlichen Wert. Viele Staaten in Europa wären froh, wenn sie nur halb so schnell wachsen könnten. Doch im größten Land Südostasiens herrschen andere Maßstäbe.Noch gehen viele Prognosen davon aus, dass das BIP in diesem Jahr real um 5,2% bis 5,7% zulegt. Allerdings mehren sich Anzeichen dafür, dass wohl eher eine Vier vor dem Komma stehen wird. Unternehmen berichten seit Kurzem – noch unter vorgehaltener Hand – von einem jähen Umsatzrückgang und ersten Entlassungen. Allgemein herrscht seit Frühjahr – insbesondere unter ausländischen Firmen – ein Klima der Enttäuschung. Vom im Oktober angetretenen Präsidenten Joko Widodo hatte man sich ein wahres Reformfeuer verspochen. Stattdessen setzt seine Administration auf die Protektionismus-Karte. Verstärkt sind nationalistische Töne zu vernehmen. Diese finden ihren Ursprung in der Angst vor der zum Jahreswechsel startenden Zollfreiheitszone Asean Economic Community, AEC. Indonesische Firmen und Arbeitgeber fürchten sich vor der künftigen Konkurrenz. Sozusagen in letzter Minute werden neue Vorschriften erlassen, um das Land vom internationalen Wettbewerb ab- zuschirmen. So fällt ein neues Halal-Gesetz etwa strenger aus als in zahlreichen arabischen Ländern. Selbst Container zählen demnach, wenn sie nur ein einziges Mal Schweinefleisch oder Alkohol transportiert haben, für immer als nicht koscher. Autohersteller müssen demnächst nachweisen, dass die Ledersitze ihrer Kraftfahrzeuge „halal“ sind. Auch Anbieter aus der pharmazeutischen und Kosmetika-Branche sind von den neuen Regulierungen betroffen. Zum 1. Juli ist zudem ein Gesetz in Kraft getreten, demzufolge jeglicher inländischer Zahlungsverkehr in einheimischer Währung Rupiah abzuwickeln ist. Dabei handelt es sich um einen schweren Eingriff in die Vertragsfreiheit. Viele Unternehmen benutzen im täglichen Geschäft vorzugsweise den US-Dollar. Arbeitsvisa werden nur noch eingeschränkt vergeben Weitere Regelungen zielen auf einzelne Branchen. So dürfen etwa internationale Logistikfirmen in Zukunft ihre Luftfracht nicht mehr am Airport durchleuchten und kontrollieren. Möglicherweise dürfen Frachtflugzeuge dann auch nicht mehr in Europa oder in den USA landen. In ausländischem Besitz befindliche Banken und Versicherungen sollen zudem einen Teil ihrer bisherigen Anteile an einheimische Firmen verkaufen. Zudem fand die WidodoAdministration ein besonders effizientes Instrument, um internationalen Investoren einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen: Sie beschränkt die Anzahl der Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte. Diese Maßnahme wird von der einheimischen Bevölkerung durchaus begrüßt. Außerdem will man den Verkauf und Konsum von Alkohol weitgehend verbieten. Zynische Zungen behaupten nun, Widodo verbreite tatsächlich eine Aufbruchsstimmung. Womöglich werden sich seine Berater schon bald verwundert die Augen reiben: Wenn internationales Kapital ausbleibt, droht eine weitere Konjunktureintrübung. Schließlich kommen laut Investitionsbehörde BKPM zwei Drittel aller getätigten Investitionen aus dem Ausland. ::: Neue Gesetze belasten die Wirtschaft. Sogar für Container gelten die neuen Halal-Vorschriften. 29 Bu sin e ss : Indien ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Karnataka auf dem Weg nach oben Noch steht der südliche Bundesstaat im Schatten seiner Hauptstadt Bangalore. Damit sich das bald ändert, treibt die Region die Entwicklung von Investitionszonen voran. Dadurch könnte sie schon bald in die Mitte der „Make in India“-Kampagne rücken. Von Nishant Dixit ::: Karnataka zählt insgesamt 62 Millionen Einwohner und ist einer der industrialisierten Bundesstaaten Indiens. Die Stadt Bangalore dominiert die ausländischen Direktinvestitionen in Karnataka. Zwischen 1993 und 2005 haben sich dort 90% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen der Region konzentriert. Obwohl Karnataka am meisten für seine IT-Branche bekannt ist, verfügt der Staat auch über Fertigungskapazitäten in den Bereichen Elek tronik, Bekleidung, Luft- und Raumfahrt, Automobil, Biotechnologie und Stahlproduktion. Allerdings hat er in den vergangenen Jahren Investitionen an etablierte IndustrieBundesstaaten wie Maharashtra, Gujarat und Tamil Nadu verloren. Mit weniger als 1% wuchs das produzierende Gewerbe Karnatakas zwischen den Jahren 2005 und 2011 nur marginal. Industrieinfrastruktur soll Unternehmen anlocken Heute befindet sich die Region in der Aufholjagd mit anderen wichtigen Produktionszentren und setzt dabei auf eine groß angelegte Industrieinfrastruktur, um ausländische In- vestitionen anzuziehen. Gut 40.000 ha hat der Staat in seiner Hypothekenbank, die die Basis der industriellen Infrastruktur bilden soll. Karnataka steht in Indien an der Spitze der Entwicklung von Nationalen Investitions- und Fertigungszonen (National Investment and Manufacturing Zone, kurz NIMZ), die riesige Stadtgebiete darstellen und die Produktionen der Weltklasse fördern. Auch in Tumkuru, Bidar, Kolar und Kalburgi wird der Bundesstaat NIMZ einrichten. Die Regierung Karnatakas gab in ihrer Industriepolitik 2014–2019 bekannt, dass sie im Einklang mit der zentralen Fertigungspolitik die Zonen als integrierte Industriestadtgebiete mit hochmoderner Infrastruktur, Flächennutzungsplänen auf der Basis von Zoneneinteilung und Kompetenzentwicklungszentren entwickeln wird. Diese Maßnahmen sollen Investoren anlocken, die in der Regel vor Indiens schlechter Infrastruktur und schwierigen Grunderwerbsregelungen zurückschrecken. Kleine und große Hersteller arbeiten in den NIMZ nebeneinander. Dieser Aufbau dürfte eine einfache Zusammenarbeit zwischen Unternehmen in einer starken Wertschöp- Bilder: The World according to Marty; Asian Development Bank, Flickr 30 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Bu siness : Indien Zuletzt hat Karnataka Investoren an andere indische Regionen wie Maharasthra und Gujarat verloren. Nun möchte sich der Bundesstaat seinen Ruf als wichtiges Produktionszentrum zurück erobern. fungskette ermöglichen und dazu beitragen, die Kosten und Einführungszeit zu senken, Größenvorteile zu erzielen und den Technologietransfer fördern. KMU erhalten Unterstützung Auch bieten die NIMZ für Unternehmen eine Reihe von Vorteilen, wie beispielsweise zinsgünstige Darlehen und Investitionszuschüsse, staatlichen Vorzugserwerb sowie eine 50%-ige staatliche Unterstützung für internationale Patentanmeldegebühren. Weiterhin zählen die zentrale Zollanmeldung, Steuerbefreiungen wie eine Ausnahme von der Kapitalertragssteuer und Anreize für den Erwerb „grüner“ Technologie zu den Vorzügen Karnatakas. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) erhalten im Falle einer Entscheidung für umweltbewusste Alternativen einen Fonds für die Akquise von Technologie mit bis zu 2 Mio. Rupien – das entspricht rund 30.000 Euro. KMU sind ein wichtiger Teil der Fertigungslandschaft Indiens. Sie machen fast die Hälfte der indischen Industrieproduktion und 40% der Gesamtexporte aus. Die KMU-Landschaft in Karnataka wird von der Textilindustrie dominiert, dicht gefolgt von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Seit 2012 beträgt die Höhe der Investitionen im KMU-Sektor in Karnataka 22 Mrd. US-Dollar, wobei der Großteil in Bangalore angesiedelt ist. Um die Investitionen von KMU zu fördern, bietet Karnataka eine ganze Reihe von Anreizen, einschließlich der Kostensenkung für den Aufbau des Geschäfts, steigender Steuervorteile und garantierten Grund und Boden. Seit April hat der Staat die Anmeldegebühren für die Gründung eines Gewerbes um 50% gesenkt. Der aktuelle Gebührensatz reicht von 30.000 bis 3.000.000 Rupien. Darüber hinaus hat Karnatakas Ministerpräsident Siddaramaiah Steueranreize für KMU vorgeschlagen. Indien eröffnet 500 neue Gründerzentren Die aktuelle Industriepolitik des Bundesstaats reserviert ein Minimum von 20% bis 30% des belegten Lands für die industrielle Entwicklung der KMU. Darüber hinaus arbeitet Karnataka mit der Zentralregierung zusammen, um die Zahl der Gründerzentren im Land zu erhöhen. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass ihre Anzahl im Bundesstaat von vier auf zehn erhöht wird. Über die Grenzen von Karnataka hinaus werden etwa 500 Gründerzentren von der Regierung eröffnen. Auch ist die Region eines der wichtigsten Produktionszentren für die Verteidigungs- und Luftraumindustrie, denn der Staat produziert hier mehr als ein Viertel der indischen Flug- und Militärfahrzeuge. 70% der industriellen Aktivität im Verteidigungs- und Luftraumsektor finden in Karnataka statt. In diesem Sektor findet bereits eine Expansion außerhalb Bangalores statt. Die indische Hindustan Aeronautics Limited hat angekündigt, 64 Mio. US-Dollar in die Entwicklung eines leichten Mehrzweckhubschraubers in einer Produktionsanlage in Tumkuru zu investieren. Außerdem drängt Karnataka in der IT-Branche auf den Ausbau weniger entwickelter Städte. Die IT-Richtlinien des Staates bieten Anreize und Freistellungen für bereits existierende und neue Firmen, die Entwicklungszentren für Softoder Hardware in Städten wie Belgaum, Gulbarga, Hubli, Mangalore und Mysore errichten wollen. Sie beinhalten eine Stempelsteuerbefreiung, Zugeständnisse bei Stromgebühren und eine Befreiung von staatlichen Arbeitsgesetzen unter dem Industriebeschäftigungsgesetz. ::: Nishant Dixit ist Marketing Assistant bei Dezan Shira & Associates Delhi. Kontakt: Fabian Knopf, Co-Head of German Desk & Senior Associate International Business Advisory, [email protected] 31 Bu sin e ss : China ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Asien wurde zum Sprungbrett „Schi Fu“ – „Sieben Mal Glück“ – der chinesische Firmenname hat sich für den deutschen Werkzeug- und Formenbauer Siebenwurst ausgezahlt, ist er doch für das Unternehmen zum Programm geworden. Aber für den Geschäftserfolg in Fernost bedarf es mehr als nur einer glücklichen Fügung. Von Annika hartmann ::: Beratung, Wartung und Reparaturen der eigenen Werkzeuge: So lautete das Konzept der „Tool Doctors“, als Siebenwurst vor fünf Jahren den Schritt nach China wagte. Denn schnell war klar, dass die Firma aus Dietfurt vor Ort vertreten sein musste, wollte sie am Boom der asiatischen Länder teilhaben. Doch einmal vor Ort angekommen, kam alles ganz anders als erwartet. „Die Asiaten wollen nicht für Service bezahlen“, weiß Christian Walter, Geschäftsführer der Siebenwurst Asia Holding, heute. „Chinesen haben eine strikte Kostenvorlage. Geht ein Gerät oder eine Maschine kaputt, investieren sie in neue preisgünstige Anlagen, aber nicht in Dienstleistungen.“ So beschreibt Walter das Warten und Instandhalten von Werkzeugen rückblickend als ein sehr deutsches Phänomen. Erfolg bei der Entsendung von Spezialisten Nach vier Monaten mangelte es dem Formenbauer an Aufträgen vonseiten chinesischer Unternehmen. Stattdessen kamen immer mehr deutsche Firmen auf „Schi Fu“ zu und fragten Beratungen zu ihren Maschinen nach, die sie in der Heimat erworben hatten. Das Geschäftskonzept musste angepasst werden und eine Lösung war durch die enorme Nachfrage nach Serviceleistungen sogleich gefunden: Ob Ingenieur, Projektleiter für die Entwicklung eines neuen Autos, Konstrukteur oder Werkzeugmacher: Braucht der Kunde – insbesondere in der Anlaufphase – Unterstützung, stellt Siebenwurst ihm qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung. Inzwischen arbeitet ein Großteil der Siebenwurst-Angestellten direkt beim Kunden. „Hier in Deutschland hätten wir nie gedacht, dass dieser Bedarf überhaupt besteht, aber durch den Fachkräftemangel in China sind diese Leistungen sehr gefragt“, berichtet Walter. Während die großen deutschen Autobauer wie BMW, VW, Daimler und Audi schnell zu den größten Kunden Siebenwursts in China zählten, dauerte es hingegen vier Jahre, bis auch die chinesischen Automotive-Lieferanten überzeugt werden konnten. Als Schlüssel hierfür nennt Walter die chinesischen Mitarbeiter, die im Gegensatz zu den deutschen Arbeitskräften die Sprache und Denkweise ihrer Landesgenossen besser verstehen. Mittlerweile macht „Sieben Mal Glück“ allein in Asien 5 Mio. Euro Umsatz pro Jahr und beschäftigt 30 Mitarbeiter. Das Abenteuer in Fernost begann für die Firma zunächst in Shanghai, da dort die meisten potenziellen Kunden über eine Niederlassung verfügten und sich die Metropole somit gut als Plattform anbot. Doch durch die unerwartete, aber erfreuliche Entwicklung war schnell klar, dass Siebenwurst seinen Standort in Richtung seiner Auftraggeber verlagern musste. So weitete „Schi Fu“ seine Tätigkeiten zunächst nach Beijing und schließlich nach Shenyang aus. Um sein Netzwerk weltweit weiter auszubauen, ging Siebenwurst im vergangenen Jahr zudem eine Kooperation mit dem japanischen Formenbauer Tatematsu ein. Das Unternehmen verfügt neben Standorten in China und Japan auch über Niederlassungen in den USA, die nun gemeinschaftlich genutzt werden können. Siebenwurst nimmt Erfahrung mit nach Mexiko „Die Gründung in China hat in unserem Hause eine Kettenreaktion ausgelöst“, erklärt Walter. Siebenwurst hat sich zum Ziel gesetzt, noch stärker zu internationalisieren, und ist inzwischen auch in Mexiko vertreten. Die Geschäftsstrategie lässt sich auf den neuen Markt durchaus übertragen. Von einer Mastervorlage kann aber keine Rede sein: „Patentrezepte gibt es nicht. Man muss viele Kundengespräche führen und die Augen und Ohren offen halten.“ Dennoch lasse sich aus der Erfahrung lernen und Wissen übertragen: „Vor allem in rechtlicher Hinsicht sehen wir uns mit denselben Phänomenen wie vor unserem Markteintritt in China konfrontiert: Wie sieht es mit der Buchhaltung aus? Wie mit der Versteuerung? Diese Fragen nehmen wir jetzt mit nach Mexiko.“ Eines hat Siebenwurst aber gewiss schon gelernt und unter Beweis gestellt: die eigene Strategie an den lokalen Markt anzupassen. ::: Bild: Siebenwurst 32 bu siness : News ASIA BR I D G E 7 3 /:280:21021 5 China Japan BASF beginnt mit Bau der neuen World-Scale-Anlage Sharp plant Umstrukturierung ::: BASF hat den Grundstein für eine neue World-Scale-Anlage zur Herstellung von Chemiekatalysatoren am BASF-Standort auf dem Chemieindus triepark Shanghai in Caojing gelegt. Die neue Anlage – die erste Prozesskatalysatoren-Produktion von BASF im Raum Asien-Pazifik – wird Nichtedelmetallkatalysatoren, kundenspezifische Katalysatoren sowie Adsorbentien produzieren. Diese Katalysatoren kommen unter anderem bei der Herstellung von Fettalkoholen, Schwefelsäure und Butandiol sowie bei der Entfernung von Verunreinigung aus Olefinen zum Einsatz, gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt. „Die neue Anlage wird in unsere globale Infrastruktur für die Produktion von Chemiekatalysatoren eingebunden. Dadurch können wir der starken regionalen Nachfrage gerecht werden und gleichzeitig unsere Fertigungskapazität sowie Produktivität steigern“, sagte Detlef Ruff, Senior Vice President bei BASF. Mit Erreichen der vollen Produktionskapazität werden in der Anlage 75 Arbeitsplätze geschaffen. Das Anlagenkonzept sieht eine hochautomatisierte und energieeffiziente Produktionsanlage vor, die Mög- ::: Der angeschlagene japanische Elektronikkonzern Sharp hat einen Zeitplan für die vorzeitige Entlassung von 3.500 Beschäftigten in Japan vorgelegt. „Wir haben uns mit den Gewerkschaften geeinigt“, teilt das Unternehmen mit. Zwischen dem 27. Juli und dem 4. August soll das Entlassungsverfahren demnach eröffnet werden, das für die betroffenen Beschäftigten dann am 30. September wirksam werden soll. Die Maßnahme ist Teil einer großangelegten Umstrukturierung des Konzerns, um massiven Verlusten im vergangenen Geschäftsjahr zu begegnen. Im Zuge dieser Umstrukturierung ist auch die Streichung von weiteren Hunderten oder Tausenden Stellen im Ausland geplant, Details nannte Sharp bislang aber nicht. Konzernchef Kozo Takahashi hatte im Mai jedoch von einer geplanten Reduzierung der Belegschaft um 10% weltweit gesprochen. Sharp beschäftigt derzeit knapp 50.000 Mitarbeiter und ist ein wichtiger Zulieferer für den US-Technologiekonzern Apple und für dessen Bildschirme für Smartphones und Tabletcomputer. Das Unternehmen steckt jedoch in einer Krise, vor allem die FernseherSparte leidet unter der Billigkonkurrenz. ::: AFP lichkeiten für eine spätere Erweiterung bietet. Zudem gibt die Anlage BASF die Flexibilität, sich in den nächsten Jahren an neue kundenspezifische Produktionsanforderungen anzupassen. ::: China Schlemmer Group expandiert ::: Im Rahmen einer feierlichen Eröffnung hat Ningbo Schlemmer Automotive Parts seine erweiterten Produktionsflächen in Zhongshan in Südchina eingeweiht. Neben Schlemmer-CEO Josef Minster, CFO Christian von der Linde und dem lokalen Geschäftsführer Xianxiong Hu nahmen auch Verantwortliche der chinesischen Administration an der Feier teil. Auf rund 12.500 qm werden in dem Werk in Südchina jetzt Kabelschutzsysteme, medienführende Systeme und andere Komponenten hergestellt, hauptsächlich für die regional ansässige Automobilindustrie. ::: Indien Bild: BASF, Flickr Softbank will groß in erneuerbare Energien investieren ::: Der japanische Telekomkonzern Softbank will im indischen Wachstumsmarkt für erneuerbare Energien Fuß fassen. Dazu gründete Softbank mit der indischen Bharti Enterprises und dem Apple-Zulieferer Foxconn ein Gemeinschaftsunternehmen namens SBG Cleantech, das rund 20 Mrd. US-Dollar in Solar- und Windenergie investieren soll. Die Investments sollen in einer Stromerzeugung von insgesamt 20 GW münden. Indien will bis 2022 bis zu 100 GW Strom aus Solarenergie erzeugen. Gegenwärtig sind es gerade mal magere 3 GW. Softbank hat schon eine Reihe von Investments in Indien getätigt, darunter das Start-up Snapdeal.com. Nach den Worten von Softbank-Chef Masayoshi Son will der japanische Telekommunikations- und Internet-Gigant in den kommenden Jahren gut 10 Mrd. Dollar in Indien investieren. ::: Dow Jones Indonesien Garuda kauft Boeing-Maschinen ::: Die indonesische Fluggesellschaft Garuda will 60 Flugzeuge des USHerstellers Boeing kaufen. Das teilte die staatliche Airline mit Sitz in Jakarta auf der Pariser Luftfahrtschau mit. Der Auftragswert beläuft sich nach Listenpreis auf 10,9 Mrd. US-Dollar. Üblicherweise erhalten Kunden bei Großaufträgen großzügige Rabatte auf den Listenpreis. Garuda kauft demnach 30 Maschinen des Typs Dreamliner 787-9 und weitere 30 Flugzeuge des Typs 737Max. Laut Boeing hat die Airline eine entsprechende Kaufzusage abgegeben. Details müssten aber noch erarbeitet werden, hieß es. Die Auslieferung der Maschinen ist nicht vor 2020 geplant. ::: Dow Jones 33 m e sse n & k o ngr esse : Indien ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Die Not macht erfinderisch Die Weltbevölkerung wird nach Schätzungen der UN bis Mitte des Jahrhunderts um knapp drei Milliarden Menschen wachsen. 80% der Krankheiten in Entwicklungsländern sind laut der Organisation auf schlechte Wasserversorgung zurückzuführen. Auf der „Internationalen Fachmesse für Abwassertechnik“ (IFAT) in Mumbai stellen Firmen Technologien vor, mit deren Hilfe die Wasserqualität verbessert werden soll. ::: Technologien rund um die Trinkwassergewinnung und Abwasserbehandlung – und damit verbunden auch Pumpen aller Art – gehören zu den zentralen Ausstellungsbereichen der „IFAT India“. Die führende Umwelttechnologiemesse des Landes findet vom 13. bis 15. Oktober zum dritten Mal im Bombay Exhibition Centre in Mumbai statt und führt erneut Entscheider und Anwender mit den internationalen Anbietern moderner Produkte und Dienstleistungen zusammen. Organisator der Ausstellung ist die Messe München. Das Rahmenprogramm besticht insbesondere durch seine außerordentliche thematische Bandbreite. Erfahrene Praktiker, nationale und internationale Verbände sowie Behörden und Ministerien machen die Messe zu einem besonderen Highlight. Sie eröffnet laut den Veranstaltern wie keine andere neue Sichtweisen und Perspektiven, die für Messe- und Marktteilnehmer zukunftsweisend sind. Mit ihrem Rahmenprogramm ist die „IFAT India“ die Messe der Meinungen, Erkenntnisse und Erfahrungen, des Wissens und der Visionen. Bühne dafür sind die Foren mit Unternehmens- und Podiumsveranstaltungen, die Länderspecials, Fachdiskussionen und Sonderveranstaltungen. In diesem Jahr können Aussteller den Fachbesuchern zudem erstmals ihre Maschinen und Fahrzeuge im Rahmen von Live-Demonstrationen vorführen. Dafür wird in Angrenzung an die Ausstellungshalle eine zusätzliche Freifläche geschaffen. Hier können auch größere Exponate präsentiert werden. Von marian Pawelka Hohe Internationalität der Aussteller Im vergangenen Jahr nahmen rund 5.000 Fachbesucher an Indiens führender Umwelttechnologiemesse teil. Dabei betonten die Aussteller besonders die Professionalität der Besucher. Insgesamt präsentierten 123 Aussteller aus 18 Die German Water Partnership wird wieder mit einem Gemeinschaftsstand vor Ort sein. Ziel der Organisation ist es, das große Potenzial der deutschen Wasserbranche zu bündeln. Ländern ihre Produkte und Lösungen in den Segmenten Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling. Mit 5.000 qm Ausstellungsfläche war die Halle erneut gut belegt. Rund 63% der ausstellenden Firmen kamen von außerhalb Indiens, so zum Beispiel aus Großbritannien, Italien und den USA. Weiter zeichnete sich das internationale Interesse an der „IFAT India“ durch Länderbeteiligungen aus China, Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Experten sehen auf dem indischen Markt ein großes Wachstumspotenzial für Umwelttechnologien. Immerhin leben dort knapp 18% der weltweiten Bevölkerung. Das entspricht knapp 1,3 Milliarden Menschen. Trotzdem verfügt Indien nur über etwa 4% der Frischwasservorkommen. Bild: German Water Partnership 34 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 Es herrscht also eine erhebliche Inkongruenz zwischen der Nachfrage und dem Angebot. Wasserinfrastruktur gilt als Investitionsschwerpunkt Laut der indischen Regierung wird der Wasserbedarf bis zum Jahr 2025 sogar noch um 22% steigen. Aber nicht nur die fehlenden Vorkommen bringen Indien in eine prekäre Situation. Es mangelt zudem an einer intakten Wasserinfrastruktur. Ressourcen können aufgrund lückenhafter Versorgungsnetze und mangelhafter Technologien nicht in ausreichendem Maße gespeichert und verteilt werden. Besondere Investitionsschwerpunkte legt die indische Regierung deshalb auf die Bereiche Prozesstechnik, Flussreinigung und Wasseraufbereitung. Und genau hier bieten sich deutschen Unternehmen gute Geschäftschancen. Gerhard Gerritzen, stellvertretender Geschäftsführer der Messe München, weiß: „Im Hinblick auf Umwelttechnologien liegt in Indien viel Potenzial. Mit der neuen Regierung und den geplanten Investitionen in den Umweltsektor kann die Branche zuversichtlich nach vorne blicken“. Speziell asiatische Staaten werden daher einen bedeutenden Anteil an der zukünftigen Nachfrage nach modernen Pumpenlösungen haben. So geht das Beratungsunternehmen Frost & Sullivan zum Beispiel davon aus, dass die in China mit Verdrängerpumpen erzielten jährlichen Einnahmen von rund 1,19 Mrd. US-Dollar im Jahr 2013 bis zum Jahr 2018 auf etwa 2,01 Mrd. Dollar steigen werden. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 11%. Geschäftschancen durch neue Entsalzungsanlagen Für Indien prognostiziert das internationale Marktforschungs- und Consultingunternehmen TechSci Research bei den Wasserpumpen ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von 12% zwischen 2015 und 2020. Zu den wichtigsten Motoren dieser Entwicklung zählen die Analysten die indische Landwirtschaft, die für Bewässerungszwecke zunehmend auf Grundwasser zurückgreift. Weiterhin kurbeln die bereits erwähnten staatlichen Bemühungen um eine landesweite Verbesserung der Wasserinfrastruktur und der Trinkwasserversorgung das Geschäft an. Last, but not least sorgt auch der industrielle Sektor für eine merkliche Nachfrage auf dem Pumpenmarkt des Subkontinents, namentlich in Kraftwerken, Chemieunternehmen sowie Wasser- und Abwasseraufbereitungsanlagen. Der Report von TechSci nennt in diesem Zusammenhang die derzeit schnelle Verbreitung von Entsalzungstechnologien in Indien. Demnach sollen in den kommenden Jahren rund 15 entsprechende Anlagen in Betrieb gehen, bei denen leistungsstarke Pumpensysteme unverzichtbar sind. Der Pumpenmarkt in Indien birgt also durchaus gute Geschäftschancen – hervorragende Voraussetzungen für die Aussteller und Besucher der „IFAT India“. German Water Partnership mit Gemeinschaftsstand Um an diesem Wachstumsmarkt zu partizipieren wird die German Water Partnership wieder mit einem Gemeinschaftsstand vor Ort vertreten sein. In diesem Netzwerk haben sich mess en & kong ress e : Indien private und öffentliche Unternehmen aus dem Wasserbereich, Fachverbände und Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung zusammengeschlossen. Unterstützt wird diese Initiative von den Bundesministerien für Umwelt, Forschung, Entwicklung, Wirtschaft sowie dem Auswärtigen Amt. Ein Ziel ist es, die Wettbewerbsposition der deutschen Industrie im Ausland zu verbessern. Die Bundesregierung hat deshalb die Gründung dieser Plattform unterstützt, die sich mittlerweile zu einer internationalen Marke entwickelt hat und mehr als 330 Institutionen vereint. Die Organisation soll dabei helfen, das große Potenzial der deutschen Wasserbranche zu bündeln und im internationalen Wettbewerb zu nutzen. Zugleich will Deutschland damit einen Beitrag zur Lösung der weltweiten Wasserprobleme leisten. Außerdem wird die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit auf der Ausstellung zugegen sein. Die deutschen Firmen Macherey-Nagel, Brock Company Kehrtechnik sowie Trios Mess- und Datentechnik werden auf dem Gemeinschaftsstand ausstellen. Die Unternehmen RKW Agri und HAMMEL Recyclingtechnik sind mit einem eigenen Messestand vor Ort. Letztgenanntes ist seit über 20 Jahren in den Bereichen Zerkleinerungstechnik und Recyclinganlagen präsent. In diesem Jahr stellt HAMMEL Recyclingtechnik bereits zum zweiten Mal auf der Messe aus. Dadurch kann der Konzern die eigene Marke, die umfassende Produktpalette und die neuesten Entwicklungen öffentlichkeitswirksam präsentieren. Die Messe bietet der Firma darüber hinaus die Möglichkeit, Kontakt mit Kunden zu pflegen und neue mit na tionalen und internationalen Interessenten zu knüpfen. Dabei sammelte HAMMEL nach eigener Auskunft im vergangenen Jahr durchweg positive Erfahrungen auf der Messe, da die Teilnahme von den Kunden sehr begrüßt wurde. Grund dafür ist nach Unternehmensangaben das enorme Interesse an Zerkleinerungstechnik. Gerade der indische Markt ist für das Unternehmen von großer Bedeutung. So gebe es vor allem im Bereich Müllrecycling großes Potenzial, die eigene Technik zu platzieren. Der Konzern scheut sich aber auch nicht vor der asiatischen Konkurrenz. Durch das nach eigener Aussage weltweit bekannte „HAMMEL-ZweiWellen-Prinzip“ entwickelt das Unternehmen besonders leistungsfähige Maschinen. Die umfassende Produktpalette, mit individuellen Lösungen für die Kunden bietet einen entscheiden Vorsprung gegenüber Herstellern aus Japan oder China, teilte das Unternehmen mit. Und diesen Wettbewerbsvorteil will der Konzern mit der erneuten Teilnahme an der „IFAT India“ weiter zementieren. ::: IFAT India 13.–15. Oktober 2015 http://www.ifat-india.com 35 T rans p o rt & Lo gisti k : Asien ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Deutsche Firmen zieht es zu den Hotspots Um Zukunftsmärkte mit erheblichen Wachstumspotenzialen in Asien zu bedienen, sind viele regionsspezifische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Bei der Festlegung der richtigen Standortstrategie helfen Methoden und Vorgehen wie etwa der „Total Landed Cost (TLC)“-Ansatz, der alle Standortkriterien berücksichtigt. ::: Multinationale Unternehmen agieren in asiatischen Ländern mit unterschiedlichen Motiven. Hauptsächlich sind hierbei die Beschaffung von Rohstoffen beziehungsweise Produkten in Asien, die Bedienung der asiatischen Absatzmärkte und die kostengünstige Produktion in asiatischen Low-CostLändern anzuführen. Hinsichtlich der ausländischen Produktionskapazität deutscher Unternehmen belegt Asien derzeit hinter dem EU-Ausland Position zwei. Asiatische Märkte stellen einen Taktgeber des globalen Wirtschaftswachstums dar und ermöglichen zudem eine stetig wachsende Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Für Unternehmen mit globaler Wachstumsstrategie und globalem Footprint nimmt Asien eine immer wichtigere Rolle ein – sei es im Zuge der regionalen Marktbearbeitung oder reiner Sourcing-Strategien. Von Michal Riha und André Krysiak Qualitätsniveau der Wertschöpfung wird unterschätzt Hinsichtlich der Lokalisierung von Geschäftstätigkeiten lassen sich verschiedene Stufen unterscheiden. Häufig wird zunächst eine reine Vertriebsstrategie gewählt. Erst im nächsten Schritt werden einfache „Semi Knocked Down (SKD)“- oder „Completely Knocked Down (CKD)“-Montageumfänge von Follow-me-Produkten verlagert oder als zusätzliche Produktionskapazität etabliert. Das Qualitätsniveau der Wertschöpfung wird in einigen Branchen in Asien zum Teil unterschätzt. Beispiele hochqualitativer Wertschöpfung sind Halbleitertechnologien, Schienenfahrzeuge und Automotive Commodities. Die Herstellung solcher Produkte hat längst die Entwicklung von einem Standortrisiko zu einem Wettbewerbsvorteil bei der Erzeugung von Pionierprodukten vollzogen. Vielmehr steigt die Bedeutung Asiens bei der Verlagerung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeit deutscher Unternehmen. Studien des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung belegen, dass – bei weiterhin starker Heimatbindung – circa 50% solcher Verlagerungen das Ziel Asien haben. Insbesondere technologische Hotspots sind hierbei interessant. Neben den lokalen Geschäftstätigkeiten zur Bedienung asiatischer Märkte kann eine Global-Distribution-Strategie ebenfalls zu einer Standortentscheidung im asiatischen Raum führen. Im Zuge der Foreign Trade Policy wurden in Indien Sonderlogistikzonen, zum Beispiel nahe Mumbai, eingerichtet. Sie locken Unternehmen unter anderem mit Steuerund Zollvergünstigungen an. Je größer der Umfang der zu etablierenden Wertschöpfungsaktivitäten ist, desto wichtiger wird die Standortstrategie. Ein Kontinent, der etwa ein Drittel der gesamten Landmasse des Planeten einnimmt und circa 60% der Weltbevölkerung beheimatet, weist naturgemäß eine hohe Vielfalt auf. Neben kulturellen und politischen Aspekten trifft dies auch auf infrastrukturelle und wirtschaftliche Bedingungen zu, die in regionalen Provinzen eine gewisse Homogenität aufweisen. Diese regionsspezifischen Rahmenbedingungen sind bei der Ableitung von Standortstrategien zwingend zu berücksichtigen. Letztlich sind sie Ausprägungen von Entscheidungskriterien, die im Zuge der Bewertung von Handlungsoptionen zusammengeführt werden müssen. Logistikrelevante und regionsspezifische Rahmenbedingungen bilden hierbei eine Teilmenge und müssen im Zentrum der Betrachtungen stehen. Zu den politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen zählen unter anderem öffentliche Förderungen für die Ansiedlung, steuerliche Vergünstigungen, Anrei- Bild: KishoreJ, Shutterstock 36 T ransp ort & Log istik : Asien ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 ze für Investitionsgüter sowie Betriebs- und Qualifizierungsförderung. Auch Transportvorschriften wie die maximale Gesamtlast von Verkehrsmitteln sind hier anzuführen. Während in Indien beispielweise bis zu 14 t Lkw-Zuladung möglich sind, beschränkt China diese auf 10 t. Abgesehen davon ist es in China üblich, dass Lizenzen von Lkw-Fahrern nur für bestimmte Provinzen gelten. Zu nennen ist weiterhin der Grad an Wirtschaftsprotektionismus, der sich in regionalen Handelshemmnissen äußert, die wiederum direkte Auswirkungen auf die Logistikkosten haben. Gewählte Markteintrittsform (MEF) Zuordnung „Nicht-direktinvestive“ MEF „Direktinvestive“ MEF Sonstige Export 33,1% – – Repräsentanzen 20,0% – – Vertragliche Kooperation 7,7% – – 100% Tochter (WFOE*) – 25,4% – Joint Venture – 11,5% – Beschaffung – – 2,3% 60,8% 36,9% 2,3% Summe Quelle: Hanslik, Artus (2013): Internationaler Markteintritt von kleinen und mittleren Unternehmen in China. Eine transaktionskostentheoretische Modellierung; Springer Fachmedien, Wiesbaden. *WFOE: Wholy foreign-owned enterprise Steuern bei der Überschreitung von Provinzgrenzen Im Zuge der Foreign Trade Policy 2004–09 wurden in Indien Free Trade Warehousing Zones, zum Beispiel nahe Mumbai und Chennai, eingeführt, also Sonderlogistikzonen, die Steuer- und Zollvergünstigen bieten. In einigen Staaten Asiens sind ferner Steuern und Abgaben bei der Überschreitung von Provinzgrenzen zu beachten. Zu den regionalen Handelshemmnissen gehören unter anderem Local-Content-Anforderungen. Um diese zu erfüllen und damit Zollvergünstigungen für Importteile zu sichern, ist eine Beschaffungsstrategie mit lokaler Lieferantenstruktur auszugestalten. Diese birgt neben der Erreichung des originären Zieles, des Local Content, weitere Potenziale. Local Sourcing führt zu reduzierten Lieferzeiten und damit zu einer Reduzierung des Versorgungsrisikos. Zudem können Beschaffungskosten verringert werden – sowohl aufseiten der Logistikkosten als auch aufseiten der Material- beziehungsweise Produktkosten. Letzteres eröffnet zudem Möglichkeiten bei der Beschaffung für andere Unternehmensstandorte. Die infrastrukturellen Rahmenbedingungen stellen wichtige logistische Entscheidungskriterien dar, wirken sie sich doch im Falle der Verkehrsinfrastruktur direkt auf den Transport aus. Die Verkehrsnetze in Asien weisen beispielweise regional unterschiedliche quantitative und qualitative Ausprägungen auf. Staaten wie Japan, Südkorea, Malaysia oder Singapur verfügen über ein flächendeckend ausgebautes Straßennetz. In anderen Ländern sind insbesondere Metropolregionen beziehungsweise Wirtschaftszonen hervorragend infrastrukturell angebunden. Enorme Verkehrsinfrastrukturprojekte, vergleichbar mit der Golden Quadrilateral im Rahmen des National Highways Development Project Indiens, werden zukünftig zu signifikanten Verbesserungen im Transport führen. Zudem sind bei der geografischen Ansiedlung unter anderem die Erreichbarkeit von Lieferanten und Kunden, gegebenenfalls die Tauglichkeit baulicher Infrastruktur und die kontinuierliche Ressourcenversorgung zu bewerten. Auch Umweltbedingungen beeinflussen Standortentscheidungen. Neben klimatischen Verhältnissen und deren Auswirkung auf Transportgüter ist das Risiko von Naturka- tastrophen und Produktions- und Versorgungsausfällen zu berücksichtigen. Die Präsenz in Asien verbessert aber auch den Zugang zu Rohstoffen, was im Falle rohstoffabhängiger Wertschöpfung detailliert beleuchtet werden sollte. Um die Standortauswahl zu ermöglichen beziehungsweise eine Standortstrategie abzuleiten, müssen die oben angeführten Beispiele logistischer Rahmenbedingungen in ein Zielsystem überführt werden. Neben Punkt- und Nutzenbewertungsverfahren ist der TLC-Ansatz ein geeignetes Instrument. Ausgehend von einer detaillierten Analyse der Rahmenbedingungen entlang der Supply Chain werden die Distributionsprozesse an Kunden, die Vernetzung der Wertschöpfung sowie die Beschaffungsprozesse bei Lieferanten betrachtet. Die Wertausprägungen der einzelnen Handlungsoptionen werden monetisiert und zu Gesamtkosten zusammengefasst. Auf Basis der bewerteten Szenarien lassen sich nun Distributions-, Sourcing- und Standortstrategie ableiten. Neben den oben genannten Kriterien können weitere Faktoren, wie zum Beispiel der asiatische Logistiksektor, eine Rolle spielen. ASEAN treibt die wirtschaftliche Integration voran Asiatische Märkte werden auch in Zukunft wachsen. Dabei wird der Fokus nicht mehr auf dem Export liegen, sondern verstärkt auf der Binnennachfrage. China steht sinnbildlich für diese Entwicklung. Obgleich in einigen Ballungszentren heute schon nicht mehr von einem Niedriglohnniveau die Rede sein kann, überwiegen doch die Chancen. Regionale staatliche Kooperationen wie die ASEAN stehen für stärkere innerasiatischen Verflechtungen und wirtschaftliche Integration. Beachtliche Infrastrukturprogramme werden zu nachhaltigen Verbesserungen in Transport und Verkehr führen und bieten einigen Branchen überdies die Möglichkeit direkt in Form von Aufträgen davon zu profitieren. ::: Michal Riha ist Senior Manager und Mitglied der Geschäftsleitung der PROTEMA Unternehmensberatung. Kontakt: [email protected]; André Krysiak ist Senior Berater und Teamleiter der PROTEMA Unternehmensberatung. Kontakt: [email protected], www.protema.de 37 R e c h t & Steuer n : China ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Shanghai übernimmt die Vorbildfunktion Die fortschreitende außenwirtschaftliche Öffnung der Volksrepublik China wird vor allem anhand der ausgewiesenen Freihandelszonen an den Küsten des Landes deutlich. Im April wurden die neuen Rahmenbedingungen der Freihandelszonen in Guangdong, Fujian und Tianjin veröffentlicht. Besonders Guangdong überzeugt aufgrund der geografischen Lage. VON Joffre Castilla Breininger und Hanno Rademacher ::: Erst im Dezember genehmigte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang die drei neuen Wirtschaftsbereiche. Mit der Pilot-Freihandelszone in Shanghai, die nun auf das Finanzviertel in dem Disktrikt Lujiazui ausgeweitet werden soll, existieren nun vier Freihandelszonen. Jeder dieser neuen Distrikte verfügt über besondere geografische, regulatorische und wirtschaftsstrukturelle Besonderheiten. Bei der Festlegung der Rahmenbedingungen orientieren sich die Planer jedoch an der Pilot-Freihandelszone in Shanghai. Wesentliche Merkmale sind hierbei die Liberalisierung des Devisen- und Aktienhandels, die Senkung der finanziellen Schwellenwerte für ausländische Firmengründungen sowie Anreizsysteme für ausgewiesene Branchen. Einführung einer Negativliste Der wichtigste Punkt ist jedoch der Ansatz der sogenannten Negativliste. Sie basiert auf dem Handelskatalog für ausländische Investitionen und wurde im April veröffentlicht. Darin werden jene Wirtschaftszweige aufgeführt, in denen ausländische Investitionen nur unter Einschränkung oder gar nicht möglich sind. Für Unternehmen, deren Branchen und Geschäftsfelder nicht darin enthalten sind, ergibt sich ein vereinfachter Registrierungs- und Lizenzvergabeprozess, da sie wie chinesische Firmen behandelt werden. Konzerne, deren Branche sich auf der Negativliste wiederfindet, müssen allerdings weiterhin mit recht aufwendigen Prüfungsverfahren rechnen. Das bisher sehr zeitintensive und undurchsichtige Prüfungsverfahren wird durch verschiedene staatlichen Behörden nun unter dem Dach der Administration for Industry and Commerce (AIC) gebündelt und beschleunigt. Die Firmenregistrierung und der nachfolgende Schritt der Lizenzbeantragung können über die „One-step Application Processing Platform“ der AIC organisiert werden. Die besten Rahmenbedingungen bietet die Freihandelszone in Guangdong. Bei der Eröffnungszeremonie wies der Gouverneur der Provinz, Zhu Xiaodian, explizit auf die geografische Nähe zu Hong Kong und Macau als Standortvorteil hin. Nach Aussage des Gouverneurs haben sich bereits rund 6.500 ausländische Unternehmen aus diesen beiden administrativen Sonderregionen sowie aus dem Ausland bei der AIC registriert. Guangdong gilt als zentrales Element des außenwirtschaftspolitischen Makro-Konzepts der neuen maritimen Seidenstraße. Dazu wurden eine Vielzahl von Beschränkungen aufgehoben. So ist es nun zum Beispiel Dienstleistern erlaubt, internationale Transportunternehmen zu gründen. Des Weiteren dürfen Investoren aus Hong Kong oder Macau spezialisierte und hochwertige medizinische Dienstleistungen Bild: stherpoon, Shutterstock 38 Rech t & Steu ern : China ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 anbieten. Ein deutsches Unternehmen, das eine Holdinggesellschaft in Hong Kong für die Steuerung der China-Aktivitäten gründet, könnte so vom bevorstehenden Boom des medizintechnischen Marktes in China – mit einer stetig älter werdenden Bevölkerung – profitieren. Mit Blick auf die gleichzeitig vorangetriebene Integration des asiatischen Wirtschaftsraumes im Zuge des Freihandelsabkommens der Volksrepublik mit den ASEAN-Staaten, das die innerasiatischen Handelsbarrieren erheblich reduziert, ergeben sich vielfältige Chancen gerade für deutsche Unternehmen. Dies betrifft die Erschließung von Absatzund Beschaffungsmärkten und die grenzübergreifende Distribution von Gütern und Dienstleistungen. Gleichzeitig hat sich der Finanzsektor in Guangdong nach außen Die Öffnung des Finanzsektors in Qianhai umfasst zusätzlich folgende Punkte: • • • • · ankfremde Finanzinstitute können nun grenzüberB schreitende Zahlungen in Yuan durchführen. ·Zugelassene ausländische Kreditgeber können nun Banken eröffnen. ·Qualifizierte internationale Geldinstitute können ein Joint Venture mit chinesischen Unternehmen innerhalb der Freihandelszone gründen. ·Zugelassene Versicherungsunternehmen und Versicherungsvermittler mit Firmensitz in Hong Kong oder Macao können nun Zweigniederlassungen in Qianhai eröffnen.· Weiterhin gilt zu beachten, dass steuerliche Vorteile der einzelnen Entwicklungszonen nicht auf die gesamte Freihandelszone anwendbar sind. Unternehmen bestimmter Branchen, wie etwa dem Gesundheitswesen, müssen in der Zhuhai Die Freihandelszone in Shenzhen ist Hengqin New Area nur 15% statt der üblichen an das Modell Hong Kongs angelehnt. 25% Körperschaftsteuer zahlen. Ähnlich ist dies Sie setzt daher vor allem auf die in Qianhai. Hier sind es vor allem die Bereiche Finanzindustrie und den IT-Sektor. Technologie, moderne Logistik, Kultur- und Krea tivindustrie sowie Informationsdienstleistung, die bis zum Jahr 2020 in den Vorteil einer reduzierten hin geöffnet. Unternehmen Körperschaftsteuer kommen. Die Wahl des richtigen Standund Finanzinstitute können ortes hängt somit von der anvisierten Branche ab. nun Kredite in Yuan auch bei Übersee-Kreditgebern Weitere Sonderwirtschaftszonen sollen entstehen aufnehmen. Zusätzlich ist es Zusammenfassend ist es positiv zu betrachten, dass sich die für eine in Hong Kong oder Freihandelszonen über die Grenzen Shanghais entwickeln, Macao ansässige Mutterge- auch wenn für die nächste Zeit eine gewisse Unsicherheit besellschaft mit einer Tochter- züglich der Verwaltung von Gesellschaften in diesen Zonen gesellschaft in Guangdong bestehen bleiben wird. Durch den Anschluss der bestehenden möglich, Yuan-Anleihen Zonen Qianhai und Hengqin an die Freihandelszone in Guin China auszugeben. Die angdong soll die Verwaltung der Wirtschaftszonen in China Freihandelszone umfasst vereinfacht werden. Dadurch soll ein leichterer Zugang zum insgesamt eine Fläche von chinesischen Markt für ausländische Investoren ermöglicht 116,2 qkm und besteht aus werden. Die mittelfristige Entwicklung wird dahingehen, dass die drei bereits existierenden vier Freihandelszonen regulatorisch zunehmend als Einheit Entwicklungszonen. zu betrachten sind und weitere Freihandelszonen geschaffen werden. Bei einer integrierten Betrachtung der innerasiatiGrenzüberschreitende Zahlungen in Yuan möglich Dazu gehört zum einen die Guangzhou Nansha New Area, schen Freihandelsdynamik, der Außenwirtschaftsstrategie einschließlich des Zollhafens. Dort prosperieren hauptsäch- der Seidenstraße sowie des Netzwerks der Freihandelszolich der Transport- und Logistiksektor sowie die Finanz nen kann man feststellen, dass China wirtschaftlich gesehen industrie, der internationale Handel und die High-End-Fer- einen zukunftsweisenden Entwicklungsschritt durchführt. Deutschen Firmen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sei tigung. In der Zhuhai Hengqin New Area sind der Tourismus, die es nun für neue Marktteilnehmer oder für bereits etablierte Bildungsindustrie sowie die Produktion von hochtechnologi- Konzerne, die durch organisatorische Umstrukturierungen neue Potenziale nutzen können. ::: schen Gerätschaften die führenden Wirtschaftszweige. Die Finanzindustrie und den IT-Sektor besser mit Hong Kong zu verzahnen ist das Ziel der Entwicklungszone Qianhai in Shenzhen. Zu diesem Zweck können bankfremde Joffre Castilla Breininger ist Associate, International Business Advisory & Finanzinstitute, die dort ansässig sind, grenzüberschreitende Marketing der Unternehmensberatung Dezan Shira & Associates Zahlungen in Yuan durchführen. Hanno Rademacher ist Freier Redaktuer 39 40 s e rvic e : Termine ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 A k t u e l l e b u c h ti pps Um es gleich zu sagen: Dies ist kein Lehrbuch, sondern ein Buch über das Chinesische. Kurzweilig und pointiert erklärt die Sinologin nicht nur die grundlegenden Strukturen, sondern auch Fragen, die sich dem Lernenden unweigerlich stellen: Wie findet man ein Zeichen im Wörterbuch? Wieso birgt die Übersetzung ausländischer Namen so großes Fettnäpfchen-Potenzial? Und stimmt es, dass es im Chinesischen keine Grammatik gibt? Weil das Buch auf sperrige Fachbegriffe verzichtet, kann man es getrost auch in der Badewanne lesen. Françoise Hauser: Gebrauchsanweisung Chinesisch. So funktioniert die meistgesprochene Sprache der Welt, 12,95 Euro, 203 Seiten, Reclam Verlag, erschienen: Mai 2015 Jeder, der sich mit Delegationsbesuchen auseinandersetzen muss, wird für dieses Buch dankbar sein. Schon in der Frage, was ein gutes Hotel ausmacht, sind sich die Kulturen keineswegs einig: Lieber klein und fein? Oder groß und protzig? Wenn es gelingt, das Wohl der asiatischen Geschäftspartner in Deutschland durch die richtige Vorbereitung zu steigern, stehen auch die Verhandlungen unter einem guten Stern. Anders gesagt: Über Erfolg und Misserfolg wird nicht immer am Verhandlungstisch, sondern am Frühstücksbuffet entschieden. Celine Chang, Susanne Droux, Axel Gruner: Internationale Gäste, 32 Euro, 200 Seiten, Matthaes Verlag, erschienen: April 2015 China erlebt einen großen gesellschaftlichen Umbruch. Doch wer sind die Menschen, die dahinterstehen und was ist ihnen wichtig? Woran glauben sie? Lange Jahre berichtete Evan Osnos für den „New Yorker“ aus China, traf Self-made-Millionäre, Glücksritter, gesellschaftliche Auf- und Absteiger, Künstler und Dissidenten. Die daraus entstandenen Portraits sind unterhaltsam und tiefgründig zugleich – ein echtes Muss für sinophile Menschen. Evan Osnos: Große Ambitionen. Chinas grenzenloser Traum, 24,95 Euro, 533 Seiten, Suhrkamp Verlag, erschienen: April 2015 Asien-Termine 7.–10.09.2015, Singapur Geschäftsanbahnung Schlüsseltechnik Photonik Zentrale Elemente des Programms sind die fachbezogenen Unternehmenspräsentationen der deutschen Teilnehmer vor potenziellen Geschäftspartnern im Rahmen einer ganztätigen Präsentationsveranstaltung sowie die individuell vorbereiteten Erstkontaktgespräche der deutschen Unternehmen zur gezielten Geschäftsanbahnung. AHK Singapur Jens Martin Tel. +65 (0) 64-3353-40 [email protected] www.sgc.org.sg 14.–18.09.2015, Tokio Energieeffizienz in japanischen Gebäuden Die Informationsveranstaltung soll den Teilnehmern insbesondere den Energiemarkt, den Energieeffizienzmarkt sowie Marktpotenziale und -barrieren hinsichtlich des Energieeffizienzmarktes im japanischen Gebäudesektor darstellen. Ein Mitarbeiter der AHK Japan, ein japanischer Experte sowie ein Unternehmen, das erfolgreich im Zielmarkt aktiv ist, werden in Vorträgen von ihren Erfahrungen berichten. OAV Falk Woelm Tel. +49 (0) 403-57559-33 [email protected] www.oav.de 21.07.2015, Frankfurt am Main Effektive Zusammenarbeit mit chinesischen Lieferanten Das Seminar richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Einkauf und Global Sourcing. Ziel der Veranstaltung ist es, die chinesischen Lieferanten besser verstehen zu lernen, um so den Beschaffungserfolg in China zu optimieren. Die Teilnehmer erhalten wertvolle Tipps für ihre Verhandlung. 23.07.2015, Nürnberg Asien Pazifik Forum Bayern Im Mittelpunkt der Vorträge und Workshops stehen die Leitthemen „Trends erkennen“, „Global vernetzen“ und „Verantwortlich handeln“. Dabei spielt der Netzwerkgedanke eine zentrale Rolle. In Fachvorträgen aus der Praxis werden fachkundige Referenten wertvolle Impulse zu aktuellen Trends und Entwicklungen in Asien liefern. 23.–27.11.2015, Bangalore Dezentrale Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Die indische Regierung hat ein Programm verabschiedet, dass zu neuen Investitionen in Solaranlagen anregen soll. Eine Konferenzveranstaltung ist zu Beginn in Bangalore geplant. Anschließend werden vorab organisierte Gesprächstermine mit Unternehmen und Entscheidungsträgern stattfinden. BME Akademie Dorit Stelz Tel. +49 (0) 69-30-838-250 [email protected] www.bme.de IHK Nürnberg Melanie Kreß Tel.: +49 (0) 911-1335-424 [email protected] www.asien-pazifik-forum-bayern.de AHK Indien Julia Seibert Tel. +49 (0) 211-360-597 [email protected] www.export-erneuerbare.de service : Termine ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 f e i e rta g e im J u l i und August 2015 Hong Kong Indien Indonesien Japan Laos Malaysia Mongolei Myanmar Nordkorea Philippinen Singapur Sri Lanka Südkorea Thailand 1.7. Tag der Übergabe Hong Kongs an China 18.7. Idu’Fitr 15.8. Unabhängigkeitstag 16.–18.7. Ende des islamischen Fastenmonats 17.8. Unabhängigkeitstag 20.–21.8. Ende des islamischen Fastenmonats 20.7. Tag des Meeres Umi no Hi 13.8. Tag der freien Laos 18.–19.7. Ende des islamischen Fastenmonats 31.8. Nationalfeiertag 11–13.7. Nadaam 1.7. Waso Vollmond 19.7. Tag der Märtyrer 27.7. Waffenstillstandsvereinbarung 15.8. Unabhängigkeitstag 21.8. Ninoy-Aquino-Tag 31.8. Tag der Nationalhelden 17.7. Ende des islamischen Fastenmonats 19.8. Nationalfeiertag 1.7. Adhi-Esala Poya–Vollmondtag 18.7. Ramazan Festtag 31.7. Esala Poya-Vollmondtag 29.8. Nikini Poya–Vollmondtag 15.8. Unabhängigkeitstag 30.7. Asanha Bucha 12.8. Geburtstag der Königin Quelle: gtai Impressum www.maerkte-weltweit.de Herausgeber: MBM Martin Brückner Medien GmbH Rudolfstraße 24 60327 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69-665632-0 Fax +49 (0) 69-665632-22 In Zusammenarbeit mit Germany Trade and Invest Verlag: MBM GmbH Rudolfstraße 24 60327 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69-665632-0 Fax +49 (0) 69-665632-22 www.maerkte-weltweit.de HRB 89510, Amtsgericht Frankfurt Geschäftsführer: Martin Brückner Chefredaktion: Martin Brückner Tel. +49 (0) 69-665632-10 E-Mail: [email protected] Redaktion: Annika Hartmann Tel. +49 (0) 69-665632-16 E-Mail: [email protected] Marian Pawelka Tel. +49 (0) 69-665632-19 E-Mail: [email protected] Abonnenten-Service: Brigitte Siebler Tel. +49 (0) 69-665632-15 E-Mail: [email protected] Anzeigen-Service: MBM GmbH Rudolfstraße 24 60327 Frankfurt am Main Dagmar Hummel Tel. +49 (0) 69-665632-20 E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: Asia Bridge erscheint monatlich ::: Cover-Story Chemieindustrie ASIA BRIDGE Bild: kongsky, Shutterstock IM SEPTEMBER ::: China Deutsche Botschaft warnt vor Internetbetrügern ::: Taiwan Vernetzte Autos liegen im Trend Druck: Strube Druck & Medien OHG Stimmerswiesen 3, 34587 Felsberg Asia Bridge stützt sich neben umfangreicher Eigenbericht erstattung auch auf Dow Jones Newswires und weitere Nachrichtenagenturen sowie auf Berichte der gtai – Germany Trade and Invest, Bonn. Inhalt nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr. Alle Rechte vorbehalten. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass hinsichtlich der Inhalte Urheberschutz besteht. Kopien, Nachdrucke, Weitergaben im Umlauf, Bearbeitungen, Auswertungen oder sonstigen Vervielfältigungen jeglicher Art bzw. die Verbreitung oder Nutzung für Verbreitungen in allen Medien (gedruckt oder elektronisch) sind nur mit vorheriger, ausdrücklicher Genehmigung durch MBM GmbH gestattet. Zuwiderhandlungen werden rechtlich verfolgt! 41 t rav e l & l i fest y le : Sri Lanka ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 Der Zahn des Buddha Der Name erinnert an englische Süßigkeiten, doch Kandy hat in den vergangenen 200 Jahren auch bittere Momente erlebt. Heute ist die ehemalige Königsstadt ein Besuchermagnet auf Sri Lanka. Von Michael Scholten ::: Der historische Name Kanda-udapas-rata heißt übersetzt „das verborgene Königreich in den Bergen“, doch die britische Kolonialmacht machte daraus kurz und griffig den Namen Kandy. Der Ort, der fast in der geografischen Mitte Sri Lankas liegt, war die dritte königliche Hauptstadt der Insel, bis die Briten im Jahr 1815 den letzten König Sri Vikrama Raja Simha stürzten. Damit fand die 2300 Jahre währende Herrschaft der singhalesischen Dynastie ein Ende. Im Zentrum Kandys dominiert ein künstlicher See, der von einer weißgetünchten und mit Zinnen besetzten Mauer eingerahmt wird. Am Ufer steht der Tempel Dalada Maligawa, der heiligste buddhistische Ort Sri Lankas. Hier wird ein Eckzahn Buddhas aufbewahrt, der in einem mit Gold, Schmuck und Ketten verzierten Schrein liegt. Diese wichtigste Reliquie der Insel ist für die Öffentlichkeit nur zweimal am Tag zu sehen, wenn eine Puja-Zeremonie von frenetischem Trommeln und regelmäßigen Gongschlägen begleitet wird. Zuvor müssen Besucher mehrere Kontrollen passieren. Denn Sicherheit wird großgeschrieben, seit ein Mitglied der Tamilischen Tiger hier am 26. Januar 1998 einen Selbst- mordanschlag verübte. Er lenkte einen Lastwagen mit 250 Kilogramm Sprengstoff an Bord in die Tempelanlage. Acht Menschen starben und der Tempel wurde schwer beschädigt. Nur der Bereich rund um die Reliquie blieb weitgehend verschont. Ein jährlicher Festzug ehrt die Reliquie Einmal pro Jahr, Ende Juli oder im August, steht Buddhas Eckzahn im Mittelpunkt einer prunkvollen Prozession durch Kandy. Die sogenannte Esala Perahera ist das größte und bunteste Fest Sri Lankas und zugleich eine der größten buddhistischen Prozessionen der Welt. Elefanten, Tänzer, Akrobaten, Musiker und geistliche Würdenträger aus dem ganzen Land nehmen an diesem Festzug teil. Der Eckzahn beziehungsweise dessen Kopie, die inzwischen aus Sicherheitsgründen zum Einsatz kommt, wird zehn Tage und zehn Nächte lang auf dem größten der etwa 100 teilnehmenden, geschmückten Elefanten durch Kandy getragen. Vielleicht wird diese Ehre auch einem der Dickhäuter zuteil, die in Pinnawela, knapp eine Autostunde von Kandy entfernt, im Elefantenwaisenhaus leben. In der weltweit ein- Bilder: Michael Scholten 42 ASIA BR I D G E 7 / 8 :2 0 1 5 In einem Tempel am See wird das größte Heiligtum des Landes aufbewahrt. Es darf zweimal am Tag unter Trommelwirbeln von den Touristen bestaunt werden. T ravel & Lifest yle : Sri Lanka überhaupt kein Interesse an Sri Lanka hatten, werteten das als Zeichen, dass ihre Versorgungsschiffe angegriffen werden sollten, die auf dem Weg zur japanischen Armee in Burma waren. Deshalb griffen japanische Bomber am 5. und 9. April 1942 die Schiffe der Alliierten an. Vom Kriegsschauplatz zum Drehort maligen Einrichtung, die 1975 von der Regierung ins Leben gerufen wurde, leben derzeit circa 90 Elefanten. Anfangs wurden nur die Jungtiere hierhergebracht, die ihre Mutter oder den Anschluss an die Herde verloren hatten. Doch weil sich die Tiere nicht mehr auswildern lassen, wenn sie einmal die Fütterung durch Menschen gewohnt sind, blieben auch die erwachsenen Exemplare im Waisenhaus und vermehrten sich. Mehr als 50 Babys kamen hier schon in Gefangenschaft, nach 22-monatiger Schwangerschaft, zur Welt. Viele Jungtiere werden inzwischen an Zoos in aller Welt verschenkt, einige bleiben aber für den Rest ihres Lebens in Pinnawela. Die größte Attraktion für die stetig wachsende Zahl von Touristen sind die Badezeiten im Fluss Maha Uya von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Am Ufer, das mit Restaurants und Souvenirshops zugebaut ist, stehen und staunen die Beobachter. Im Wasser und auf den Felsen baden die Elefanten und werden von ihren Hütern, den Mahouts, geschrubbt. Zwar verbieten Schilder, eine bestimmte Sicherheitslinie zu überschreiten, doch viele Touristen halten sich nicht daran und lassen sich mutig mit den nassen Dickhäutern fotografieren. Postkarten aus Elefantendung Nach dem Vormittagsbad trottet die Herde durch eine kleine Gasse zum eigentlichen Waisenhaus. Die Ladenbesitzer bringen links und rechts ihre Souvenirs in Sicherheit, Juweliere lassen vorsichtshalber die Rollläden ihrer Schaufenster herunter. Denn wenn sich 90 große Tiere dicht an dicht bewegen, könnte jederzeit einer ausscheren und zum Elefant im Souvenirladen werden. Neben Armbändern aus extrem hartem Elefantenhaar und Dickhäutern als Holzpuzzle bieten die Shops auch Glückwunschkarten, deren Papier aus Elefantenmist hergestellt wurde. Bleibt die Frage, was der Beschenkte dazu sagt ... Die Rückfahrt nach Kandy lässt sich mit einem Besuch des Soldatenfriedhofs verbinden: 203 Gräber erinnern an die im Jahr 1942 gefallenen Soldaten, die zur Hälfte aus Großbritannien stammen, zur anderen Hälfte aus Kanada, Sri Lanka, Ostafrika, Italien und Frankreich. Der Grund für ihren Tod war so seltsam wie überflüssig: Aus Angst, die Japaner könnten den Plan schmieden, Sri Lanka einzunehmen, wurden sieben Brigaden in den Häfen von Colombo und Trincomalee stationiert. Die Japaner, die Der Wahnsinn dieses Krieges wurde 1957 auch für den Hollywood-Klassiker „Die Brücke am Kwai“ bildstark in Szene gesetzt. Das Schicksal meist westlicher Kriegsgefangener, die von den Japanern zum Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Thailand und Burma gezwungen wurden, entstand nicht am thailändischen Originalschauplatz, sondern in Kitulgala, 60 km von Kandy entfernt. Heute erinnern nur noch ein paar Betonpfeiler und ein kleines Privatmuseum an die Dreharbeiten zum Oscar-prämierten Kriegsepos. Weitere Szenen wurden im Botanischen Garten von Redadeniya, einem Vorort von Kandy, gedreht. Die Anlage beeindruckt durch ihre prächtige Orchideensammlung und durch alte Weiden mit gigantischen Ausmaßen. Die verwinkelten Äste eines Rekordexemplars berühren den Boden und wirken wie das Gerüst eines riesigen Zirkuszelts. Besonders findige Menschen haben ausgerechnet, dass unter dieser Baumkrone 1.200 Menschen gleichzeitig Platz finden. Wie viele Elefanten sich dort unterbringen lassen, hat aber noch niemand ermittelt. ::: Im Elefantenwaisenhaus leben nicht nur Jungtiere. Auch die älteren Dickhäuter genießen dort ihr tägliches Bad. 43 44 t rav e l & l i fest y le : Ausgesprochen asiatisch ASIA B RIDGE 7/ 8: 2015 „Konflikte lösen Inder durch Improvisation“ Die spontane Bereitschaft, sich auch komplizierten Situationen zu stellen, bewundert Heinrich Brüllau an den Asiaten. Denn dafür kommen sie gern auf die Erfahrung der Älteren zurück. Eine Begegnung mit dem Dalai Lama steht beim Geschäftsführer von Schmersal India allerdings noch aus. Das erste Mal in Asien war ich, ... 1995 auf meiner Hochzeitsreise nach Goa in Indien. Anders, als ich erwartet hätte war ... das Alltagsleben noch sehr einfach, Technik und Konsumgüter kaum vorhanden. Die Inder lebten in ihrem eigenen Kosmos aus Riten und Traditionen, gekrönt von einer korrupten Bürokratie. Am meisten verändert hat sich seit damals ... die Urbanisierung mit enormem Tempo, die Explosion von Straßenverkehr und Kommunikation. Heute sitzt der Bauer auf seinem Ochsenkarren mit dem Handy am Ohr und lässt sich die aktuellen Preise durchgeben. Bei „interkulturellen Unterschiede“ denke ich spontan an ... den Respekt vor dem Alter. Wird man in Europa jenseits der 50 schon langsam aussortiert, gilt der Rat der Älteren in Z u r P e rs o n • Bereits seit den 1980er Jahren hat Heinrich Brüllau in verschiedener Form Geschäftskontakte nach Asien, besonders nach Indien. • 2004 hat er sich als Consultant mit der Firma KB TechTransfer GmbH selbstständig gemacht und arbeitet seit 2007 für verschiedene Unternehmen in Indien, darunter für eine Tochterfirma von VW. •Brüllau betreut seit 2012 als COO den Aufbau eines Werkes für die Wuppertaler Firma Schmersal in Pune. Mit mehr als acht Jahren Landeserfahrung gehört er zu den Veteranen der deutschen Wirtschaft in Indien. Indien als hoher Wert, ohne den man kaum etwas unternehmen würde. In das größte Fettnäpfchen getreten bin ich ... bisher noch nicht. Ich respektiere andere Kulturen und habe viel zu diesem Thema studiert. Indien ist ein Land, in das man nicht unvorbereitet kommen sollte. An den Asiaten schätze ich besonders ... ihre Kunst des Überwindens von Schwierigkeiten durch Improvisation. Es gibt in Indien keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. Das ist ein wohltuender Unterschied zur deutschen Art des überplanten Handelns, das kaum Abweichungen zulässt. Wenn ich in Asien bin, bin ich am liebsten ... unterwegs zu den uralten Kultstätten und Tempeln, Zeugen der jahrtausendealten Kulturen. Asien-Reisende sollten ... unbedingt abseits der ausgetretenen Pfade das Land erkunden. In den Dörfern auf dem Lande gehen die Uhren anders. Dort findet man das ursprüngliche, gastfreundliche und unaufdringliche Asien. Kennenlernen würde ich gern einmal ... den Dalai Lama, da er das Wissen der uralten Philosophie mit der modernen Wissenschaft zu verbinden versucht – ein ausgesprochen friedfertiger, weiser und humorvoller Mann. Wenn ich in die Zukunft blicke, denke ich, dass wir noch einmal überrascht sein werden von ... der Dynamik der Entwicklung. Indien steht erst jetzt am Anfang der Entdeckung des eigenen Potenzials. Das Durchschnittsalter der indischen Bevölkerung liegt bei 24 Jahren. Da braut sich viel jugendliche Energie zusammen. UM N NACHRICHTEN ACHRICHTEN FÜR AUSSENHANDEL EINE WLANG OCHEKOSTENLOS FÜR AUSSENHANDEL EINE W OCHE KOSTENLOS UND UNVERBINDLICH ZU TESTEN , UND UNVERBINDLICH ZU TESTEN, KONTAKTIEREN SIE KONTAKTIEREN SIE [email protected] ODER +49 (0) 69 665632 15 [email protected] ODER 0049 (69) 665632-15 Alle Informationen zu Nachrichten für Außenhandel und weiteren Fachpublikationen der MBM Medien GmbH: www.maerkte-weltweit.de Qi Das CH IN RE CH IN D IE TH AI LA iedung Verabsch ttensektor ha vom Sc ER Kontra Pro und en htsform der Rec N strie mieindu Der Che ährboden rN fehlt de ND EU T & ST für Ihr Asiengeschäft! A stet die lstand te an M5itEte<7 Yu : ng 8 in Bezahlu %- %# $% 4 F< 4 AXhX C_TggY E G D I R ASIA B se n | A n a ly Tre n d s te | S tr a r Ih r g ie n fü 5 H F< be`Y óeFgT <agXea Tg\baT _X@X \a<aW ffXTa baXf\X U\XgXe a!@\g eXTZ\X \`ET gX=h_\ [`Xa eXaTh ^ía WXe Y 7Xhgf <a TfT 0a1 4 aXa4hffgX__X W\XXe[í[gXF V[Xa@ :2 _{T 0 1 gT[_aT eThf U\XgXa XffX4 WX`4 V[YeTZ ! : 7 ft beZTa Xe5eT IB A ch ä hf_TaW X es >4G; g a \f V[Xage \X en 4E \[eXC eg! A si Glaubt m <A4 F6;AHE X YY ebWh^ j an de C9 \eWib geht gX n Pr 8<? ::: it Indone a WXe ognoseigt m si golden in n, re en Z ens Stahve lindust eite wic nesien 31 \XgXe ASIA aktuell n en htigen rie stehen Abneh tgegen. In merbr die Z an tum. ei Beisp chen auf W chen ielswei Exper ac hs te se er AN-N n, dass die warte n at gr zwei Ja ion in den ößte ASE hren Thaila kommende den A n nd als ut führen Produk omarkt üb er tion und Ve holen wir auf jä d. hrlich 1,2 M rkauf solle und illione n 8, n Aut anwac 1 Millionen os hsen. 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Die A luminium un un -, w N ntion usstel re ne G ir für d Konsum d Netzwerkm lungsf ipfelk C E AS EA Haupt ien Staate en KT te enten onfere lä- au r befin unsere n geba umschl öglichk U M ÄR zu nz BA de f ut K la de ag ei sc n, de EN un nd w te platz m haffen. r Bew IN orden das den zu n für . für St Pr Gruch wichtigen egung „Dam war. sätzlic M AS CH ahlwar asiatis ow, de it ersc oduDas der he G en au Nun dient ch s dem ze Prod Angebot de es als Auslandsges r im Vorsta en Markt“, eschäftspers hließen rA In- un uktket nd de pe chäft berich Von R d Aus verant te der usstellungsp r Deu tet Dr. ktiven - 8e ohmat w ts Alumin la or A ch tt nd tli en fo jX\gX ch zeic reas erialie zum E rm um Messe ium-, ehaZW n hnet. nd fasst di E AG fü Xf@Xf den. Ü vertrieb w über Verarb isen- und e gan- Mit der „I rs St erden fX berd ei nasal“ in den Besuch tungstechn ahlindustri erweite cbegYb_\bf Bereic Organ ies bieten e. 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D ie Wei X4: X@Xff XhgfV[ 5\_W-7 64-3752 - Indo [_TaU nik ist rt h c e T he tie Deutsc terrepräsen n noch u ISSN: 18 A 8F F ASIA BRIDGE ::: ASIA BRIDGE IM TESTABO Jetzt Sonderkonditionen sichern! 14,90 € statt 19,90 € monatlich als Drei-Monate-Kurzabo Messen & Kongresse Recht & Steuern Transport & Logistik Business Travel & Lifestyle zusätzlich zu Business und Politik mit spannenden Rubriken wie Weitere Informationen unter: [email protected], +49 (0)69-665632-15 ::: Jeden Monat topaktuelle Nachrichten und Analysen! Das Kurz-Abonnement beginnt mit der ersten Lieferung und läuft drei darauffolgende Monate. Es kann mit einer Frist von einem Monat zum Ende des dritten Monats gekündigt werden. Wenn Sie weiter beziehen wollen, müssen Sie nichts tun, dann geht Ihr Abo in ein reguläres Abo über mit 3-monatiger Kündigungsfrist zum Jahresende. Die Abonnementgebühr ist im Voraus fällig. 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