Von Super-Rechnern, Weltfußballern und Seehunden

HILDESHEIM
FREITAG, 19. FEBRUAR 2016
Nie mehr zu früh
in der Schule sein
HILDESHEIMER ALLGEMEINE ZEITUNG |
Von Super-Rechnern,
Weltfußballern und Seehunden
19
Mikrowelle misst
Lichtgeschwindigkeit
Beim 20. Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ zeigen Jugendliche ihre
Experimente und Projekte in der Halle 39. Unter ihnen ist sogar einer,
der beim Bundesentscheid im Vorjahr den Sonderpreis gewonnen hat.
Jeden Morgen drängen sich Schüler
vorm Vertretungsplan. Das kennt auch
Steffen Ryll (17) vom Josephinum. „Ich
habe oft zu spät erfahren, dass ich eigentlich länger hätte schlafen können“,
sagt der 17-Jährige. Deswegen hat er
einen Online-Stundenplan entwickelt,
den sich jeder Schüler persönlich erstellen kann. Scomo heißt seine Website, an
der er seit März vergangenen Jahres gearbeitet hat. Über eine App kann man
sich den Plan auch auf dem Smartphone
angucken. Die Seite greift die Infos vom
Schul-Vertretungsplan ab. Über einen
eigenen Account kann sich jeder Schüler einen Überblick verschaffen – inklusive einer Tagesinfo, Ausfällen, Vertretungen und den regulären Stunden. Die
App sendet sogar Mitteilungen, wenn es
eine Veränderung gibt. „Jede Menge
Arbeit“, verrät Steffen. Immerhin musste
er die Stundenpläne für die einzelnen
Klassen in seine Übersicht integrieren.
Bis jetzt läuft Scomo nur am Josephinum. Geht es nach Steffen, sollen bald
noch mehr Schulen folgen.
Die Marienschüler Thore Pohl (15)
und Simon Röde (14) lernten im Physikunterricht klassische Methoden zur Messung von Lichtgeschwindigkeit. Den
Neuntklässlern waren diese aber nicht
kreativ genug. Sie fanden ein neues
„Rezept“ zur Messung: Man nehme ein
Küchentuch, beschmiere es mit etwas
Butter, lege es für etwa 10 Sekunden in
die Mikrowelle und schon kann Lichtgeschwindigkeit gemessen werden. Klingt
seltsam, ist aber pausibel, wenn man
sich die Erklärung der Jungen anhört: In
der Zeit, in der die Mikrowelle läuft,
breiten sich elektromagnetische Wellen
aus, die Energie übertragen und die Butter zum Schmelzen bringen. Wenn man
nun das Papier wieder rausholt, ist die
Butter an einigen Stellen besser geschmolzen als an anderen. An diesen
Stellen war die Energie der elektrischen
Wellen höher und brachte daher die Butter zum Schmelzen. Wenn man nun den
Abstand zwischen den geschmolzenen
Stellen misst, stimmt das Ergebnis mit
dem der klassischen Methode überein.
TexTe: MORITZ MUSCHIK
UND MeLDA ATLAS
FOTOS: CLeMeNS HeIDRICH
Schneller als zwei
Laptops zusammen
Autofahren
ohne Schaltzeit
Julia Kapeluch von der Robert-Bosch-Gesamtschule hat die Qualität von Trinkwasser aus der Region untersucht.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich
einen Computer bauen, der leistungsstärker und günstiger ist als zwei Laptops zusammen. Genau das haben Felix
(17) und Lukas Menze (19) einfach mal
gemacht. Mehrere Monate haben die
ehemaligen Schüler des Josephinums an
ihrem Parallelrechner gebastelt. Der besteht aus acht einzelnen Computer-Platten und einem Hauptrechner, der den
einzelnen Platten Berechnungen zuweist. Das Besondere: Durch die Aufteilung der Prozesse kann der „Super-Pi“
mehrere Aufgaben gleichzeitig durchführen, ist damit schneller. Ein herkömmlicher Laptop arbeitet langsamer.
Felix hat schon im Vorjahr den Bahnverlauf von Himmelskörpern untersucht –
und dafür den Sonderpreis im Bundeswettbewerb bekommen. Bei seiner Forschung dauerte ihm die Berechnung am
Computer aber manchmal zu lange. „Da
sind wir auf die Idee gekommen, dass
die Prozesse auch parallel verarbeitet
werden könnten“, sagt sein Bruder Lukas. Das haben die beiden geschafft.
D
er passt! Benedikt Lambrecht (18) hält einen Plastikeimer vor seinen Bauch.
„Hier kann jeder prüfen, ob
er besser trifft als Ronaldo
oder Messi“, sagt der Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule
scherzhaft.
Die Kinder und Jugendlichen vor seinem
Stand sollen einen kleinen Ball aus zwei
Metern Entfernung in den Eimer werfen.
Zehn Würfe, um sich mit den wohl besten Fußballern der Welt zu vergleichen.
Benedikt Lambrecht und sein Mitschüler
Philipp Meinke (19) haben eine Formel
hergeleitet, um die Treffsicherheit von
Cristiano Ronaldo und Lionel Messi zu
vergleichen. „Wir haben Elfmeter ausgewertet und dabei auch Abweichungen
betrachtet“, sagt Philipp. Das Ergebnis:
Die Weltfußballer treffen sehr ausgeglichen, aber Messi verwandelt für die argentinische Nationalmannschaft konstanter vom Punkt. Aus den Formeln ergeben sich Werte, mit denen sich die
Kinder messen können.
Philipp und Benedikt stellen ihre Auswertung beim Regionalwettbewerb von
„Jugend forscht“ in der Halle 39 vor.
Nachwuchsforscher im Alter von 15 bis
21 Jahren haben gestern ihre Projekte
und Experimente einer Jury präsentiert.
Der Gewinner qualifiziert sich für den
Landesentscheid.
Darauf hofft auch Felix Samtleben
(19). Der Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule hat gemeinsam mit seinem
Partner Sören Schnittger, der krank ist
und bei der Ausstellung fehlt, die Ausbreitung von Seehunden vor
der dänischen Insel Aarö
untersucht. „Seit 2007
gab es wegen einer
Krankheit keine Seehunde mehr in der
Ostsee“, erzählt Felix. Den Schülern
ist es gelungen,
mithilfe von Fotos
nachzuweisen,
dass es die Tiere
auf der Insel wieder
gibt. „Das haben
Mitschüler bei einer
Sommerschule auf der
Insel 2010 bemerkt“, erzählt der 19-Jährige.
Marie Sophie Stolte (15) hat sich
mit dem demographischen Wandel beschäftigt. Die Schülerin der Marienschule hat ausgerechnet, wann die Deut-
schen aussterben würden. Mit einem
Modell und vielen Formeln hat sie herausgefunden, dass sich die Bevölkerung in 200 Jahren auf ein Zehntel verringern würde. Vorausgesetzt, die Geburten- und Sterberate verändern sich
nicht.
Moritz Kronenberg (19) und Simon
Kirchhausen Monteiro (17) suchten nach einer Alternative,
um die klassischen Heizkörper zu ersetzen. Ihre
„Heatdoor“, eine Tür
mit Heizung, lohne
sich aber erst in
Kombination mit einer Fußbodenheizung. Das Wasser
läuft durch Schläuche in den Heizkörper, der in einer Tür
eingebaut ist. „Dann
wäre man die lästigen
Heizkörper los“, sagt Simon.
Einmal das Handy mit Sonne aufladen, bitte
Man ist unterwegs, findet gerade keine Steckdose – und der Akku vom Handy ist leer. Da hilft die Idee von Maximilian Böther (17), Felix Veltmaat (17) und
Jonas Nachtigall (17). Das Trio vom Goethegymnasium hat ein System entworfen, mit dem man Solarenergie unterwegs speichern kann. „Das Solarpanel
fängt die Sonnenenergie ein“, sagt Maximilian. Ein Spannungswandler überführt die Energie. Der Strom lässt sich
Thomas Senker (15) hat noch keinen
Führerschein, findet aber die Zeit zum
Gangschalten unnötig lang. Deshalb
entwarf er ein Baumodell, bei dem die
Schaltzeit vermieden und eine Beschleunigung ermöglicht wird. Dazu befestigte
der RBG-Schüler einen Motor an einer
Holzplatte, welcher zwei Getriebe auf
der anderen Seite der Platte antreibt. Die
Getriebe verband Thomas mit einer
Fahrradkette. Diese können unterschiedliche Drehzahlen an zwei befestigte
Knarren weiterleiten. Je höher die Drehzahl ist, desto besser rutschten die Knarren durch. Angewandt an einem Auto
würde das heißen, das Auto beschleunigt, wenn man den Gang schaltet. Thomas hofft, später mal ein Auto zu fahren,
das wie sein Modell schaltet. Bis es soweit ist, bastelt der 15-Jährige an seinem
Modell weiter und hofft zu siegen. Bei
„Schüler experimentieren“ gewann der
RBG-Schüler bereits einmal den ersten
Platz. Ob es dieses Jahr bei „Jugend
forscht“ dafür reicht, zeigt sich heute bei
der Siegerehrung.
Fotos von allen Ständen und
einen Videoclip von „Schüler
experimentieren“ gibt es im
Internet unter www.hildesheimerallgemeine.de/jufo.
Gefährliche Keime auf dem Smartphone
für eine portable Ladestation nutzen.
Über USB können nicht nur Handys,
sondern auch andere Elektrogeräte aufladen werden. Die einzige Voraussetzung: Die Sonne muss scheinen. Dann
kann man die Solarenergie speichern.
„Die Ladestationen könnten aber noch
effizienter arbeiten“, meinen die drei. In
Tests haben sie herausgefunden, dass
die Stationen nicht die gleiche Energie
abgeben, die man zuführen muss.
Der Umgang mit Smartphones lässt
sich heutzutage kaum vermeiden: Wir
halten sie ständig in der Hand und zum
Telefonieren sogar ans Gesicht. Doch
wie hygienisch ist das eigentlich? Mit
dieser Frage beschäftigte sich RBGSchülerin Ariane Märzke (20) und entschied sich, die Displays von Smartphones auf Keime zu untersuchen. Für die
Analyse nahm sie Abklatschproben der
Smartphones ihrer Mitschüler. Dabei
wurden Plastikbehälter mit sterilen Fertignähböden für 24 Stunden auf den Displays befestigt. Falls sich Keime auf dem
Display befinden, übertragen sich diese
auf den Plastikbehälter. Im Labor stellte
Ariane dann fest, dass es besonders viele Hautkeime und Darmbakterien gab.
Die Lösung der Abiturientin: „Das Display sollte man mit dem Brillenputztuch
säubern. Dann ist das Smartphone 100
Prozent keimfrei und steril.“
Feuchte Mauern? Feuchter Keller? Nasse Fußböden?
Weltneuheit! Wir trocknen das gesamte Haus! Inklusive der Fußböden!
Feuchte Mauern sind eine Gefahr für die Gesundheit, mindern den Wert des Hauses und
die Isolierwirkung des Mauerwerks. Feuchte Mauern sind kein „Schicksal“– jetzt ist
eine bewährte Trocknungs-Technologie auch bei uns verfügbar: Die elektrophysikalische
Mauertrocknung! „Gesund leben wir nur in trockenen Mauern“, teilt der „Arbeitskreis
Umwelt‘‘ mit, nachdem die Ursachen und Auswirkungen von aufsteigender Mauerfeuchte
erforscht wurden. Anerkannte lngenieure entwickelten ein elektrophysikalisches Verfahren, das ohne Zerstörung des Mauerwerks, ohne Baulärm und Schmutz und ohne
Chemie arbeitet und in wenigen Stunden montiert ist.
Die Wirkung der Technik wird durch eine Anfangs-Messung und spätere Kontroll-Messung dokumentiert und auch garantiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sanierungsmethoden wird hier die Ursache der aufsteigenden Mauerfeuchte beseitigt: das durch
den Einfluss von Wasser und gelösten Salzen entstandene elektrostatische Feld wird
so beeinflusst, dass die Feuchte im Mauerwerk wieder zur Kellersohle drängt – und dort
bleibt sie dann auch! Es macht überhaupt keinen Sinn, das Wasser im Mauerwerk zu
„verstecken“ – es steigt dadurch nur noch schneller, wo soll es sonst hin?
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damit den Treibhauseffekt
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Uhr
14.00
– 15.30
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Donnerstag, 25. Februar 2016, von 10 – 17 Uhr