Die Berliner Moore sind Klimaschützer - Hu

EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG
HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN
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SEITE 32
NUMMER 230 · 2./3./4. OKTOBER 2015
KOLUMNE
Flucht nach
vorn
V ON J AN -H ENDRIK O LBERTZ
S TEFFI REEG
A
Vintage Computing
Festival Berlin 2015
Am 3. und 4. Oktober findet das
zweite Vintage Computing Festival
in Berlin statt. Auf 700 Quadratmetern laden der Hackerspace Abteilung für Redundanz-Abteilung
(AFRA) mit dem Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der HU Computerbegeisterte, deren Familien und Freunde
in das Pergamon-Palais ein. Auf
der Kurztagung „Time After Time“
werden die vielfältigen Beziehungen zwischen Zeit und Computer
diskutiert. Anlass: das 50-jährigen
Jubiläum des ersten kommerziellen Time-Sharing-Betriebssystems
von 1965. Kurztagung: 3. Oktober,
9.30 Uhr, Pergamon-Palais, Georgenstraße 47,10117 Berlin.
http://u.hu-berlin.de/time
Deutscher Kongress für
Geographie
Die Deutsche Gesellschaft für
Geographie und das Geographische Institut der HU laden zum
Deutschen Kongress für Geographie (DKG) nach Berlin ein. In den
Keynote-Lectures und über
1 100 Vorträgen geht es unter anderem um Flüchtlinge & Migration,
Klimawandel, Gentrifizierung,
Nachhaltigkeit. Ein besonderes
Anliegen ist es den Veranstaltern,
die intra- und interdisziplinären
Vernetzungen und die Brückenfunktion der Geografie zu zeigen.
http://u.hu-berlin.de/dkg2015
Humboldt-Uni heißt alle
Neuen willkommen
Pünktlich zum Semesterauftakt
begrüßt die HU alle neu immatrikulierten Studierenden. Die Eröffnung des Akademischen Jahres
2015/16 und die Feierliche Immatrikulation finden am 12. Oktober,
16.30–18.30 Uhr, im Audimax im
Hauptgebäude, Unter den Linden 6,
10117 Berlin, statt. Die Veranstaltung wird auch in den Kinosaal übertragen. Der Semesterauftakt auf
dem Campus Adlershof beginnt am
12. Oktober um 11.30 Uhr im ErwinSchrödinger-Zentrum, Rudower
Straße 26, 12489 Berlin. An beiden
Orten gibt es einen Infomarkt.
Weiteres unter:
www.hu-berlin.de
Medienkritische Malerei
von Alexandra Badt
Die Ausstellung „Momentaufnahme ‚Majdan‘“ setzt sich künstlerisch „mit der aktuellen Bilderpolitik unserer Medien“ auseinander. Sie zeigt medienkritische
Malerei von Alexandra Badt. Die
großformatigen „Schlagbilder“
weisen einen Weg, sich den eigenen Blick auf die Welt wieder neu
anzueignen. Eröffnet wird die Ausstellung am 22. Oktober, 18 Uhr.
Zu sehen ist sie vom 23. Oktober,
14 Uhr, bis 10. Dezember, 18 Uhr,
im Atrium des Pergamon-Palais’,
Georgenstraße 47, 10117 Berlin.
https://u.hu-berlin.de/
momentaufnahme
Mosse-Lectures
mit Moshe Idel
In der Veranstaltungsreihe MosseLectures spricht der israelische
Wissenschaftler Moshe Idel, emeritierter Professor der Hebräischen
Universität Jerusalem, über „Secrets and Mysteries in Kabbalah and
Modern Scholarship“. 29. Oktober,
19.15 Uhr, Senatssaal im HUHauptgebäude, Unter den Linden 6,
10117 Berlin. Informationen:
http://u.hu-berlin.de/
mosse_lectures
Alle HU-Veranstaltungen im Oktober finden sich im Internet unter:
http://u.hu-berlin.de/
veranstaltungen_oktober
HU/CHRISTIAN KLINGENFUSS
Auch das ist Berlin: Das Lange Luch im Grunewald gehört zu den Mooren am Rande der Stadt. Untersucht werden sie im HU-Forschungsprojekt „Berliner Moorböden im Klimawandel“.
HU-FORSCHUNGSGRUPPE KARTOGRAFIERT MOORBÖDEN UND ZEIGT IHRE BEDEUTUNG FÜR DAS ÖKOSYSTEM
Die Berliner Moore sind Klimaschützer
W
as das Moor einmal schluckt, das
lässt es gemeinhin nicht mehr los.
Dies gilt auch für klimawirksame Gase – allen voran Kohlendioxid. Doch bisher fehlten
aktuelle und einheitliche Daten, wie viel davon in Berliner Moorböden steckt. Forscher
der Humboldt-Universität haben deshalb in
den vergangenen vier Jahren die hiesigen
Moore systematisch untersucht, und nun
veröffentlichen sie die Ergebnisse als
Steckbriefe und interaktive Karten im Internet. „Unser Ziel war es, ein Bewertungssystem für wichtige Ökosystemleistungen der
Berliner Moorböden zu entwickeln und anzuwenden“, sagt Christian Klingenfuß, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt
„Berliner
Moorböden
im
Klimawandel“ des Fachgebiets Bodenkunde und Standortlehre.
Moore speichern nicht nur Kohlenstoff
– „Klimaschutzleistung“ genannt –, sondern dienen auch als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten und filtern
Nähr- und Schadstoffe aus dem Grundwasser. Außerdem bieten intakte Moore Schutz
vor Hochwasser und wirken kühlend auf
das lokale Klima. Momentan gibt es den
Wissenschaftlern zufolge etwa 740 Hektar
Moorböden in Berlin, die in Randbezirken
wie Köpenick, Pankow, Spandau oder im
Grunewald liegen. „Wir haben die Flächen
kartiert und Bodenproben genommen“,
sagt Klingenfuß, „so konnten wir 76 Moorstandorte ausweisen und bewerten.“ Über
Indikatoren wie Wasserstand, Vegetation
und Bodenmerkmale bestimmten die Forscher die Ökosystemleistung der Moore.
Die Ergebnisse wurden jetzt online veröffentlicht. „Die Karten und Steckbriefe mit
Handlungsempfehlungen können als Planungsgrundlage für Behörden oder Ingenieurbüros dienen“, sagt Klingenfuß. Um den
Praxisbezug herzustellen, habe die Forschungsgruppe eng mit Fachabteilungen
der Senatsverwaltung und der Stiftung Naturschutz Berlin zusammengearbeitet.
Auch hat das Land Berlin neben anderen
Förderern das Projekt finanziell unterstützt.
Aber die Ergebnisse sind nicht nur für ein
Fachpublikum interessant: Auch Laien können die hiesigen Moore virtuell erkunden.
Und wie sehen die Berliner Moorgebiete
aus? Zunächst variiert der Umfang. Während die Gosener Wiesen als größte Fläche
mehr als 200 Hektar umfassen, nimmt das
Gebiet Kleines Fenn und Kleines Luch in
Schmöckwitz nur 0,3 Hektar ein. Außerdem
gibt es klare Unterschiede in der Tiefe. So
ist das Moor am Plumpengraben nur
0,7 Meter mächtig, während die Kleine
Pelzlaake bis zu 12,60 Meter erreicht.
In Berlin gibt es hauptsächlich Niedermoore. Diese entstehen durch Grundwassereinfluss oder entlang von Flüssen und
Seen. Die Torfe sind mindestens 30 Zentimeter dick und setzen sich aus abgestorbenen Wurzeln und Moosen zusammen.
Diese Pflanzenteile werden im Moor nicht
vollständig zersetzt, da das Wasser hoch
ansteht, und nur wenig Sauerstoff vorhan-
den ist. So lagern sich die Pflanzenteile ab,
und der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff
bleibt im Boden. Daraus ergibt sich die
große Bedeutung für den Klimaschutz: „Obwohl Moore weltweit nur drei Prozent der
Landfläche bedecken, speichern sie etwa
30 Prozent des gesamten Boden-Kohlenstoffs“, heißt es bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
➤AUCH LAIEN
KÖNNEN DIE
MOORE JETZT
IM INTERNET
ERKUNDEN.
Wachsende Moore mit hohen Wasserständen binden Kohlenstoff und fungieren
als sogenannte Kohlenstoff-Senke. Doch
durch Entwässerung oder einen klimatisch
bedingten Rückgang der Niederschläge
trocknen Moorböden aus. Da nun mehr
Sauerstoff zur Verfügung steht, können Bodenlebewesen die abgestorbenen Pflanzenteile abbauen, die Torfe werden zersetzt,
der gespeicherte Kohlenstoff entweicht. So
werden Moore zu Kohlenstoff-Quellen.
In der Vergangenheit wurde viel Moorfläche in Berlin bebaut. Inzwischen sind die erhaltenen Flächen geschützt. „Dadurch, und
weil es nur wenig Landwirtschaft gibt, sind
die Moorböden generell in einem guten Zustand“, sagt Klingenfuß. Trotzdem gebe es
Risiken. Das Hauptproblem sei der sinkende Grundwasserspiegel durch die Gewinnung von Trinkwasser. „Dadurch sind
viele Moorböden gesackt und ausgetrocknet.“ So ist der individuelle Zustand der
Moore sehr unterschiedlich. Die Kleine
Pelzlaake südlich der Müggelspree verfügt
etwa über einen sehr hohen KohlenstoffSpeicher, der intakt und aktuell nicht gefährdet ist. Die Ökosystemleistung ist sehr
positiv, wie der Steckbrief aus dem Forschungsprojekt zeigt.
Anders sieht es mit dem Pechsee im
Grunewald aus. Nach starker Grundwasserabsenkung durch die Trinkwasserförderung sind 85 Prozent der Moorfläche entwässert, und der Kohlenstoff-Speicher ist
so stark gefährdet wie in kaum einem anderen Berliner Moor. Die Handlungsempfehlung der Forschungsgruppe lautet, den bestehenden Torf möglichst zu erhalten. Das
Moor zu regenerieren, schließen sie bei anhaltener Grundwasserentnahme aus.
Richtig angewandt, können die Projektergebnisse dazu beitragen, dass die Berliner Moorböden künftig alles, was sie aufnehmen, auch festhalten. Damit sie das
Klima schützen – und nicht schädigen.
Katrin Matthes
Mehr dazu im Internet unter:
www.berlinermoore.hu-berlin.de
DIE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ÖFFNET DIE GASTHÖRERSCHAFT FÜR GEFLÜCHTETE
Willkommen auf Akademisch
B
ino Byansi ist in den holzgetäfelten
Senatssaal der Humboldt-Universität
gekommen. Als langjähriger Aktivist für die
Rechte von Geflüchteten wurde er mehrfach als Redner an die Universität eingeladen. Doch diesmal geht es darum, ob er
und die anderen 300 Geflüchteten auf der
Informationsveranstaltung hier zukünftig
auch studieren können. Viele haben
bereits ein Studium absolviert – Medizin,
Politik oder Informatik in Syrien, dem Iran,
Afghanistan. Gerne würden sie wie andere
Studierende ihre akademische Laufbahn
fortsetzen, sich für Berufe qualifizieren.
Die HU hat nun die Gasthörerschaft für
Geflüchtete geöffnet – als eine Überbrückung zwischen Ankunft und möglichem
Studienbeginn: Für das Wintersemester
2015/2016 können sich Geflüchtete registrieren lassen und kostenfrei Lehrveranstaltungen an der HU besuchen. Einen Studienabschluss erhalten sie dafür leider
nicht. Doch die Initiative ist ein Akt der symbolischen Anerkennung – hin zu einer Willkommenskultur: „Heute trägt schon der
Status als Flüchtling zu ihrer Stigmatisierung bei“, sagt Prof. Manuela Bojadžijev,
Mitglied des HU-eigenen Berliner Instituts
für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). „Jetzt braucht es die
sofortige Öffnung aller gesellschaftlichen
und rechtlichen Bereiche, um sie zu Bürgern dieses Landes werden zu lassen.“
Und da kann schon die Gasthörerschaft
etwas bedeuten: Kontakt zu Studierenden
HU BERLIN
300 Interessierte kamen am 22. September zur Informationsveranstaltung zur Gasthörerschaft in den Senatssaal der Humboldt-Universität.
und Dozierenden, kollektives Lernen, einen
Arbeitsplatz in der Bibliothek.
Die Geflüchteten selbst sollen dabei
auch die akademische Welt gestalten. Diesen Weg geht das BIM, das zu Migration,
Flucht und Diversität arbeitet. Für seine
stellvertretende Direktorin, Prof. Naika
Foroutan, umfasst die Internationalisierung der Hochschule mehr, als Englisch zu
sprechen: „Um die Universität tatsächlich
international zu machen, müssen auch
nicht-koloniale Wissens- und Sprachformen einbezogen werden.“ Das BIM bietet
drei bilinguale Kurse für Geflüchtete und
Interessierte an – auf Englisch und Arabisch oder Farsi. Ziel sei es, in partizipativen Seminaren,„die Erfahrung vonGeflüchteten aufzunehmen und darüber auch der
Theoriediskussion eine frische Wende zu
geben“, sagt die Doktorandin Firoozeh
Farvardin. „Niemand weiß mehr über ihre
Situation als die Geflüchteten selbst.“ Sie
wird mit ihrem Kommilitonen Nader Talebi
ein Seminar zu den Räumen der Migration
unterrichten. Auch für Nader ist das Seminar eine „Brücke zwischen der akademischen Welt und den Geflüchteten“. Er
selbst musste als Kind im Iran der 1980er-
Jahre „den Krieg kosten“. Ein Teil seiner
Familie floh, um dem Blutvergießen zu entkommen. Jetzt engagiert sich Nader selbst
für Geflüchtete und Menschenrechte.
Die Seminare sollen die starren Setzungen von „Wir“ und „Ihr“ aufbrechen, wie sie
die öffentliche Debatte prägen: „Die Herausforderung liegt heute darin, zwei Gruppen zusammenzubringen, die sich bisher
nicht kannten: die Neuankommenden und
die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt die Dozentin Nassim Mehran. Ihr
Seminar „Gendered Public Spaces“ fördere auch die Deutschen, die Neuankommenden mit ihren Bedürfnissen und
Lebenserfahrungen kennenzulernen.
Die Bewegung in der HU durch das Engagement vieler macht Mut, dass eine Willkommenskultur tatsächlich gelebt werden
könnte. „Die Universität sollte mit uns
reden“, schlussfolgert Bino beim Verlassen des Senatssaals. „Wir Geflüchteten
wissen, wie ein Studienangebot für uns am
besten aussehen sollte.“ Für die tatsächliche Öffnung des Studiums für Geflüchtete
braucht es einen langen Atem des Willkommens – und dazu gehört die Zusammenarbeit mit den Geflüchteten selbst. Laura
Lambert und Damian Ghamlouche
Mehr zum Angebot des Berliner Instituts für empirische Integrationsund Migrationsforschung (BIM) unter:
www.bim.hu-berlin.de
us der Historischen Kommission der
Humboldt-Universität kam kürzlich die
Anregung, das Thema Flucht einmal aus
der institutionellen „Eigengeschichte“ der
Universität zu betrachten. Hier wäre zuerst
an den Exodus jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Zeiten des
„Dritten Reiches“ zu erinnern, ebenso wie
an die aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen, die gegen Ende des Krieges in kilometerlangen Flüchtlingstrecks Richtung
Westen flohen. Wie viele Akademikerinnen oder Akademiker unter ihnen fanden
zum Beispiel Aufnahme an der 1949 nach
Wilhelm und Alexander von Humboldt benannten Berliner Universität? Wie wurden
sie in den Folgejahren in den Wissenschaftsbetrieb integriert, welche Karrieren machten sie, mit welchen neuen
Bedrängnissen wurden sie konfrontiert?
Eine weitere große Flüchtlingswelle erreichte gegen Ende der 80er-Jahre ihren
Höhepunkt, als Hunderttausende aus der
DDR ihr Recht auf Selbstbestimmung im
Westen des geteilten Deutschlands suchten, darunter viele aus der Humboldt-Universität. Gewiss drohten ihnen daheim
nicht Krieg und Vertreibung, aber neben
Frieden, genug zu essen und einem Dach
über dem Kopf ist eben auch Freiheit ein
Wert, für den sich Menschen auf den Weg
machen. Das gilt erst recht, wenn ihr Beruf
Wissenschaft heißt.
So wiederholt
sich unter wechselnden Vorzeichen die
Geschichte
des
Flüchtens.
Jedes
Mal gab es eine
Welle der Hilfsbereitschaft, auch wenn
eine Vielzahl von
MATTHIAS HEYDE
Problemen zu lösen
Jan-Hendrik
war. Gewiss wird die
Olbertz,
HU-Präsident
Integration der Geflüchteten, die derzeit nach Deutschland kommen, komplizierter werden. Die kulturelle und religiöse
Vielfalt sowohl unter den Geflüchteten
selbst wie mit Bezug auf die deutsche Bevölkerung ist ungleich größer als z. B. in der
Nachkriegszeit oder zum Ende der DDR.
Bildung ist der beste Weg, die Geflüchteten in unsere Gesellschaft zu integrieren. Jungen Menschen gegenüber, die zu
Hause ihr Studium abbrechen mussten
oder – trotz Hochschulreife – nicht mehr
beginnen konnten, haben wir die Verpflichtung, ihnen ohne allzu lange Wartezeiten
oder bürokratische Hürden die Möglichkeit zur Fortsetzung ihrer Ausbildung zu eröffnen. Natürlich sind sie gehalten, sich
auch beim Hochschulzugang dem Wettbewerb mit Gleichaltrigen zu stellen, denn
bei der Verteilung knapper Studienplätze
muss es bei aller Hilfsbereitschaft weiterhin gerecht zugehen. Hier ist die Politik gefragt; sie muss die Hochschulkapazitäten
bedarfsgerecht ausbauen. Es liegt darin
die große Chance nicht nur der Befriedigung des Fachkräftebedarfs der Zukunft,
sondern auch der Inspiration der Wissenschaft. Wissenschaft ist ohnehin international. Der Humboldt-Universität ist das
nicht neu. Sie hat schon heute deutschlandweit einen der höchsten Anteile an
internationalen Forschenden und Studierenden. Diese Vielfalt ist nicht ihr Problem,
sondern ihr Reichtum.
Das Gleiche gilt für die Gesellschaft im
Ganzen – vorausgesetzt, die Integration
gelingt. Hier könnte Deutschland aus den
Erfahrungen der Nachkriegszeit lernen;
erst bei der dritten Generation der Nachkommen aus den Gastarbeiterfamilien der
60er-Jahre kann man beobachten, wie
Integration spürbar gelingt. So viel Zeit
können wir uns diesmal nicht nehmen.
Doch es gibt hoffnungsvolle Zeichen:
Die Berliner Politik hat schnell reagiert, indem der Senat den Hochschulen die Gasthörerbeiträge für Geflüchtete erstatten
wird, das Bundesministerium für Bildung
und Forschung unterstützt die Studienkollegs und trifft neue Regelungen zum Bafög.
Damit werden die Hochschulen wirksam
unterstützt, die mit vielfältigen Initiativen
Geflüchteten mit akademischem Hintergrund Angebote unterbreiten: Gasthörerstatus, Sprachkurse, Beratung, freie Nutzung von Bibliotheken und weiteren
Serviceeinrichtungen. Trotzdem dienen alle
diese Angebote derzeit nur zur Überbrückung von Wartezeiten. Die eigentlichen –
rechtlichen – Weichenstellungen, Geflüchteten, die über die notwendigen Voraussetzungen verfügen, einen regulären Hochschulzugang zu eröffnen, stehen noch aus.