Ergotherapie ist mehr als nur basteln

BENBURG
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Ergotherapie ist mehr als nur basteln
work.
Heiminterne Tagesstruktur in der Privat-Nerven-Klinik Fontheim: Mitarbeiter leiten Bewohner umfassend an
nsames Konzert mit
hor Laudate aus
ev. Kirche St.-Trini-
Von Angela Potthast
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ab 10 Uhr, mit Kaffee
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Uhr, Döhrenhausen,
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31) 84-1 30 und per [email protected] zu erreichen.
Liebenburg. „Hatten Sie sich das so
vorgestellt“, fragt Katja Stützer am
Ende meines Arbeitseinsatzes. Sie
ist die Zuständige für Unternehmenskommunikation in der PrivatNerven-Klinik Dr. med. Kurt Fontheim und meine erste Ansprechpartnerin. Den Ergotherapeuten in
der Heiminternen Tagesstruktur
(HiT), bin ich zugewiesen. Ergotherapie – ja, da habe ich dann doch
eine Vorstellung: Patienten sollen
basteln und werken. Egal, ob ihnen
das liegt oder nicht – was ich immer
schon unverständlich fand. In der
HiT ist das anders: Die Kompetenzen der psychisch erkrankten Personen sind zu aktivieren. Der Einzelne
wird gefragt, was er machen möchte. Das erzählt mir Ergotherapeut
Thomas Steinbach gleich nach meiner Ankunft im Büro, als wüsste er
von meinem Ergotherapie-Bild.
Das HiT-Konzept, das bei Fontheim umgesetzt wird, klingt gut für
mich. Es richtet sich an diejenigen,
die in der Eingliederungshilfe
(EGH) sind. An Bewohner, die mit
Dingen in ihrem Wohnbereich bereits zurechtkommen. Sie sollen fit
werden für ein Leben außerhalb der
Klinik. Eines mit ambulanter Betreuung oder bestenfalls eines mit
kompletter Selbstständigkeit. Ihre
Erkrankungen: Überwiegend „Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“. Was für eine Beschreibung. Die bleibt erst einmal im
Raum stehen. Denn heute ist Werkcafé- und Waffeltag. Und der soll
vorbereitet werden: Tische dekorieren mit Servietten, Teig anrühren,
Waffeleisen aufstellen unter anderem.
Gespräche einklinken
Außerdem ist das HiT-Büro Anlaufstelle für die Bewohner der
EGH. In unregelmäßigen Abständen
geht die Tür auf, kommt jemand,
hat ein Anliegen: Eine ist gerade
von der stationären Betreuung in
die ambulante gewechselt und
möchte nun den Essensplan für die
nächste Woche mit Thomas Steinbach durchgehen. „Wie ist’s“, fragt
er und schaltet ein Kurzgespräch
über Umzugs-Erfahrungen dazwischen. Einer will für seine Mitbewohner einkaufen und bekommt
vom Ergotherapeuten noch einen
Einkaufszettel für das Werkcafé. Einer gibt nur etwas ab. „Heute
Skat“, fragt Thomas Steinbach und
ist schon wieder zugewandt. Auch
als einer der Waffelbäcker vorbei
schaut. Er nimmt sich Zeit für den
Mann mit der leisen Stimme, der so
sehr zurückhaltend wirkt.
Sport am Morgen
Eine Kette für das
Fest: Welcher
Wimpel in welcher
Farbe als nächster
an der Schnur befestigt werden
soll, entscheidet
die Bewohnerin
(von ihr sind nur
die Hände zu sehen) selbst. Ich
(links) bestätigte
sie in ihrem Tun.
Sage ihr auch, wie
sorgfältig sie doch
arbeite und unterhalte mich mit ihr
über dies und jenes.
Foto: Stützer
Muskulatur und Seele. Wie gut das
tut. Genau, das sollen auch die Bewohner erleben, womöglich regelmäßig.
Viele Erkrankte haben Antriebsstörungen. Viele leiden unter Symptomen, die sie von der Realität ablenken: Die Betroffenen hören dialogisierende Stimmen. Eher selten
sind die imperativ, also befehlend –
was ja oft mit Schizophrenie verbunden wird –, manche sind sogar
gut. Die Betroffenen haben visuelle Störungen. Ein Beispiel: Morgens
steht immer ein
Hund vor dem
Bett und sagt „Ich rieche Deine
Angst.“ Für die Erkrankten ist das
dann eine Form der Realität, wie
Thomas Steinbach sagt. Jede Schizophrenie habe ihre Einzigartigkeit.
Deswegen die Beschreibung „Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“. Dieses Stimmen hören
lässt sich annähernd vergleichen mit
einem Geräusch im Ohr – und zwar
einem ständigen, einem wie Tinnitus. Das muss unendlich anstrengend sein, verwirrend, aus der Bahn
werfend.
Reize, egal welche, werden von
den Erkrankten verstärkt aufgenommen. Deswegen ist die Werkstatt auch so ordentlich. Jedes
Utensil hat seinen Platz, ist sofort
auffind- und greifbar. „Chaos im
Kopf haben sie schon, sie brauchen
kein Chaos um sich herum“, so
Thomas Steinbach. Eine Struktur
zu haben, vor allem eine Tagesstruktur, ist so wichtig für sie. Die
BEI DER
ARBEIT
sollen sich die Bewohner bei HiT
wieder aufbauen. Erledigungen,
und wenn nur ein Zettel eingereicht
wird, sind Teil davon. Arbeitsschritte sollten kleinteilig gehalten
werden. Wieder ein Beispiel: Das
Duschen. „Bei Gesunden läuft das
automatisch.“ Für die an Schizophrenie Erkrankten sei das ein
Komplex aus etlichen Einzelschritten. Ist es dann nicht hilfreich, sich
die aufzuschreiben, ist so mein Gedanke.
Verschriftlichung ist
tatsächlich eine
Möglichkeit,
wird mir bestätigt. Was jeder
einzelne Bewohner schafft, was er sich als nächsten
Schritt vornehmen kann, wird mit
ihm gemeinsam bestimmt. Dafür
gibt es die Entwicklungsgespräche.
„Da sieht man, wo Schwierigkeiten
sind, was Leute können. Ressourcen
sind immer ein Ansatzpunkt.“
Fest mit vorbereiten
Der Mangel an Mimik ist ein äußeres Merkmal der Erkrankung.
Der Bewohner, mit dem Ergothe„Das wirkt, als hätten die Erkrankrapeut Stephan Friedrich-Bartels
ten kein Gefühlsleben, das ist aber
zum Nordic Walking los marschiert,
nicht so.“ Die Starrheit der Geist fast schon das Gegenteil. Er
sichtszüge nehme ich sehr wohl
lacht und lacht und lacht, plaudert
wahr bei den Werkcafé-Besuchern.
gleich drauf los – mit dem TheraBeim Nordic Walker und beim Wafpeuten, mit mir. Ach, auch ich bin
felbäcker sehe ich aber ebenso Rein die Sportklamotten gestiegen,
gungen, wenn sie nämlich lächeln
kriege Stöcke. Aufwärmübungen auf
und lachen. Und auch bei der Wimdem parkähnlichen Gelände, dann
pelmacherin.
raus in den Ort, an den SchreberSie ist am Nachmittag damit begärten vorbei und zurück. Gut eine
traut, eine Kette aus farbigen Dreiehalbe Stunde was für Kreislauf,
cken zu fertigen. Die soll zum bevorstehenden
Fest aufgehängt
werden. Stephan
Friedrich-Bartels ist zunächst
bei ihr, dann bin
ich es.
Die Sätze der
HiT-Mitarbeiter
habe ich im Ohr:
„Wir
arbeiten
viel mit Lob.“
Und:
„Ehrlich
sein; AufgesetzOrdnung, eine klare Struktur ist so wichtig für die Menschen, die an Schizophrenie leiden. Daher muss in der tes wird schnell
Foto: Potthast durchschaut.“
Werkstatt von HiT jedes Utensil nach Gebrauch an seinen Platz zurück.
Die Dame arbeitet mit viel Sorgfalt,
überlegt jedes Mal, welche Farbe
der nächste Wimpel haben soll. Ich
bestärke sie in ihrer Wahl. Sage ihr,
wie akkurat sie doch arbeite.
Wir haben unseren Platz direkt
neben der Waffelstation, sind also
umgeben von süßem Duft. Und ich
kann beobachten, wie schnell das
Gebäck verkauft wird. Frage daher
die Dame, ob sie denn nicht auch
eine Waffel essen möchte. Sie
möchte, steht auf, zückt ihr Portemonnaie – und will mir ein Eis ausgeben.
Bonussystem für Arbeit
Das muss ich dankend ablehnen,
hatte ich doch während der Mittagspause eine Portion FontheimMilchreis. Mehr Süßes geht nicht.
Wir nehmen Platz an einem Werkcafé-Tisch und werden ganz nach
unserem Getränkewunsch bedient
von einem anderen Bewohner der
EGH, der an diesem Nachmittag
Servicekraft ist und nach einem Bonussystem dafür entlohnt wird.
Jeder hat so seine Aufgabe – und
wenn er nur etwas für sich erledigt
als reine Freizeitbeschäftigung. So
wie die Näherin. An anderer Stelle
bekommt ein alter Stuhl ein neues
Korbgeflecht, wird ein Plakat für
das Fest gestaltet, sind mehrere Bewohner in der Holzwerkstatt aktiv.
Während in der Küche das Kaffeegeschirr gespült wird und die Wimpelmacherin ihr letztes Dreieck an
der Schnur festmacht. Sie bedankt
sich für meine Mithilfe… Wir verabschieden uns. Und eine Stunde später verabschiede ich mich von den
Tageskollegen, haben sie und ich
Feierabend. Ich verlasse das parkähnliche Gelände, auf dem es ja
auch eine Klinik und ein Psychiatrisches Pflegeheim gibt. Und ich gehe
mit einer anderen Vorstellung von
Ergotherapie.
Und am Dienstag lesen Sie
GZ-Redakteurin Sabine Kempfer
hat als Mädchen für fast alles auf
den Goslarschen Höfen gearbeitet.
Sie hat Möbel ausgesucht, war Servicekraft, hat Obst und Gemüse für
die „Krumme Gurke“ besorgt.