2/2015 J AHRGANG 27 / O KTO B E R 2015 Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie Aspirin im 21. Jahrhundert – eine nahezu unendliche Geschichte Einblick in vielfältige Wirkmechanismen, Ausblick in mögliche Anwendungsgebiete Die Flut neuer Erkenntnisse zur Wirkung von Aspirin reißt nicht ab. An der Vielzahl der Publikationen zu Acetylsalicylsäure (ASS) in renommierten Fachzeitschriften lassen sich die Fortschritte der Forschung zu ASS über die Jahrzehnte hinweg ablesen. Immer wieder war ASS für Überraschungen gut und setzte neue Meilensteine. Die neuesten Erkenntnisse zu den vielfältigen Wirkungen von ASS diskutierten Experten auf dem von der „International Aspirin Foundation“ veranstalteten wissenschaftlichen Symposium „Aspirin in the 21st Century – Common mechanisms of disease and their modulation by Aspirin“. von ASS bei Krebs, Diabetes mellitus, Antiphospholipid-Syndrom (APS) und HIV sowie der ersten aller Indikationen, dem Schmerz. Neuen Wirkmechanismen auf der Spur Nach den Worten von Prof. Karsten Schrör, Düsseldorf, sind die überwiegenden – wenn nicht sogar alle – pharmakologischen Wirkungen von ASS auf die Acetylierung der Zielstrukturen zurückzufüh- ren. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Hemmung der Cyclooxygenase 1 (COX-1) bei der Einnahme niedrig dosierter ASS. Dadurch wird eine ganze Kaskade von Thrombozytenfunktionen blockiert, einschließlich der Freisetzung proinflammatorisch wirksamer Substanzen wie Sphingosin-1-Phosphat (SIP). Die in höherer Dosierung erfolgende Acetylierung der Cyclooxygenase 2 (COX-2) führt zur Bildung antiinflammatorischer Mediato- ▲ Die vor 40 Jahren gegründete „International Aspirin Foundation“, beraten von einem hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Beirat, hat es sich zum Ziel gesetzt, das wissenschaftliche Interesse und Wissen zu Aspirin zu erweitern (www.aspirin-foundation.com). Auf der „2015 Scientific Conference of the International Aspirin Foundation“ diskutierten internationale Experten neue Einblicke in die Wirkmechanismen und das Potenzial „Junior Investigator Award 2015“ Prof. Peter Elwood, Cardiff, Chairman des Aspirin Scientific Advisory Boards, und Preisträgerin Dr. Hongmei Nan. Mit dem „Junior Investigator Award 2015“ würdigt die International Aspirin Foundation herausragende Forschungsarbeiten von jungen Wissenschaftlern zur Acetylsalicylsäure, dem Wirkstoff von Aspirin. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an Dr. Hongmei Nan, Professorin für Epidemiologie an der Fairbanks 01-04_ASPIRIN-0215.indd 1 School of Public Health der Indiana University (USA). Ihre Publikationen in JAMA (Journal of the American Medical Society) [1] und JNCI (Journal of the National Cancer Institute) [2] haben neue Einblicke in die komplexen Zusammenhänge der Darmkrebsprävention mit niedrig dosierter ASS eröffnet. Die Forschungsgruppe kombinierte die Daten von zehn Studien mit zusammen mehr als 8.500 Fall-Kontroll-Paaren über einen Zeitraum von 40 Jahren in vier Ländern. Dabei wurde eine kleine Subgruppe von Menschen identifiziert, die trotz ASSAnwendung nicht vor Darmkrebs ge- schützt war. Anhand von genetischen Analysen konnten die zugrundeliegenden spezifischen genetischen Varianten für den fehlenden Schutz aufgeklärt werden. Nan und ihre Arbeitsgruppe konnten damit erstmals eine Erklärung dafür geben, warum der Darmkrebsschutz bei einigen wenigen ASS-Anwendern „nicht greift“, während der Großteil der Patienten, die langfristig regelmäßig niedrig dosierte ASS einnehmen, von der ASS-Schutzwirkung profitiert. 1. Nan H et al. JAMA 2015; 313: 1133–42 2. Nan H et al. J Natl Cancer Inst 2013; 105: 1852–61 12.10.15 17:14 2 ren. Als dritte ASS-Wirkung nannte Schrör die Acetylierung der endothelialen Stickstoffmonoxid-Synthase (eNOS), die zu einer Zunahme der Stickstoffmonoxid(NO-)Produktion führt, was dazu beiträgt, die arterielle endotheliale Funktion zu erhalten [1]. Zurzeit untersucht die Arbeitsgruppe um Schrör Acetylierungs-Zielstrukturen, die den Antitumoreffekt von ASS erklären könnten. Nach den Worten von Prof. Joan Claria, Barcelona, Spanien, könnte hier die kürzlich entdeckte Gruppe von Eicosanoiden, sogenannte ASS-getriggerte Lipoxine, eine Rolle spielen. Diese antiinflammatorisch wirksamen Mediatoren entstehen im Rahmen der Acetylierung der COX-2 durch ASS [2]. Darüber hinaus fördert ASS die Entstehung sogenannter Resolvine aus der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA). Diese antientzündlichen und proresolutionären Lipidmediatoren könnten ebenfalls zum Nutzen von ASS bei Krebserkrankungen beitragen [3]. Für die Wirkung von ASS bei Darmkrebs könnten neben den thrombozytenaggregationshemmenden Effekten weitere Mechanismen eine Rolle spielen [4]. Wie Prof. Paola Patrignani, Chieti, Italien, ausführte, spielt die Plättchenhemmung zweifellos eine Schlüsselrolle für die Verhinderung der Metastasierung. Zudem wirkt ASS neuen Erkenntnissen zufolge auch direkt auf kolorektale Mukosazellen. Die Arbeitsgruppe um Patrignani entwickelte einen neuen Essay mit vier molekularen Biomarkern für Stoffwechselwege, die an der Karzinogenese von Schnelle Schmerzlinderung durch MicroAktiv-Technologie Ob Spannungskopfschmerzen oder akute Migräne, Gliederschmerzen bei Erkältungen oder grippalen Infekten, Gelenk-, Rücken- oder Nackenschmerzen – bei akuten Schmerzen setzen viele Patienten seit Jahrzehnten auf Aspirin, erklärte Prof. Ron Eccles, Cardiff. Die analgetische Wirksamkeit wurde in randomisierten klinischen Studien belegt. Nach mehr als 100 Jahren wurde die „klassische“ Aspirin Tablette durch die weiterentwickelte Aspirin® 500 mg überzogene Tablette ersetzt. Hierbei wurden die Wirkstoffpartikel um 90% verkleinert, außerdem ist Natriumcarbonat als aktiver Zerfallsbeschleuniger hinzugefügt. Durch diese sogenannte MicroAktiv-Technologie löst sich die Tablette bis zu sechs mal schneller als bisher im Magen auf und setzt den Wirkstoff Acetylsalicylsäure rasch frei, sodass er schneller resorbiert werden kann (Tmax: 17,5 Minuten). Eine Wirksamkeitsstudie in einem klinischen Schmerzmodell bestätigte, dass die optimierten pharmakokinetischen Eigenschaften der neuen Aspirin Tablette zu einer schnelleren Schmerzlinderung führen: Eine erste Schmerzlinderung trat nach 16,3 Minuten ein und eine deutlich spürbare Schmerzlinderung wurde nach 49,4 Minuten verzeichnet. Damit führte die weiterentwickelte Aspirin Tablette doppelt so schnell zu einer deutlich spürbaren Schmerzlinderung im Vergleich zur bisherigen Tablette – bei gleich guter Verträglichkeit und einfacher Anwendung [7, 8]. Aspirin® 500 mg überzogene Tabletten Wirkstoff: Acetylsalicylsäure (Ph.Eur.) Zusammensetzung: 1 überzogene Tablette enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure (Ph.Eur.), 500 mg; sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Natriumcarbonat, Hochdisperses Siliciumdioxid; Tablettenüberzug: Hypromellose, Zinkstearat (Ph.Eur.), Carnaubawachs. Anwendungsgebiete: Bei Fieber und/oder leichten bis mäßig starken Schmerzen wie z.B. Kopfschmerzen, Schmerzen im Rahmen eines grippalen Infekts, Zahnschmerzen sowie Muskelschmerzen. Bitte beachten Sie die Angaben für Kinder und Jugendliche. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile von Aspirin; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder ähnliche Arzneimittel (insbesondere andere nichtsteroidale Entzündungshemmer) mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde (z.B. mit Urtikaria, Angioödem, schwere Rhinitis, Schock); aktives peptisches Ulkus; hämorrhagische Diathese; schwere Leber- oder Niereninsuffizienz; schwere, nicht eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat von mehr als 20 mg pro Woche; gleichzeitige Behandlung mit 01-04_ASPIRIN-0215.indd 2 kolorektalen Epithelzellen beteiligt sind [5]. Es konnte gezeigt werden, dass ASS den Phänotyp der rektalen Mukosa dahingehend verändert, dass die Entstehung früher kolorektaler Karzinome verhindert bzw. verzögert wird. Zweimal täglich ASS für Diabetiker? Besonders aktive Plättchen liegen bei Diabetikern vor. Verantwortlich hierfür ist eine erhöhte Thromboxan-Synthese. Dadurch reagieren die Plättchen verstärkt auf entsprechende Reize. Die Folge: Das Thromboserisiko steigt [6]. Die übliche, einmal tägliche Einnahme niedrig dosierter ASS kann hier an ihre Grenzen stoßen, erklärte Prof. Carlo Patrono, Rom, Italien. Denn die COX-1-Aktivität erholt sich im üblichen Dosierungsintervall von 24 Stunden, insbesondere zwischen 12 und 24 Stunden, ausreichend, um die plättchenhemmende Wirkung von niedrig dosierter ASS zu überwinden. Dieses Problem der unzureichenden Plättchen-Thromboxan-Inhibierung ließe sich nach den Worten von Patrono durch eine zweimal tägliche Aspirin-Gabe lösen. Er untermauerte diese Aussage mit den Ergebnissen eigener Untersuchungen. Um die klinische Effektivität und Sicherheit der zweimal täglichen Einnahme von niedrig dosierter ASS weiter zu belegen, ist jedoch eine ausreichend große, randomisierte klinische Studie erforderlich. ■ 1. Hennekens CH et al. J Cardiovascular Pharmacol Ther 2010; 15: 344–8 2. Claria J, Serhan CN. Prof Natl Acad Sci USA 1995; 92: 9475–79 3. Servan CN. Nature 2014; 510: 92–101 4. Thun MJ, Jacobs EJ, Patrono C. Nat Rev Clin Oncol 2012; 9: 259–67 5. Patrignani P et al. J Thromb Haemost 2014; 12: 1320–30 6. Davi G et al. N Engl J Med 1990; 322: 1769–74 7. Voelker M, Hammer M. Inflammopharmacology 2012; 20: 225–31 8. Cooper SA, Voelker M. Inflammopharmacology 2012; 20: 233–42 oralen Antikoagulanzien; ab dem 6. Monat der Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. Blutungen und Blutungsneigung (Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Purpura etc.) bei Verlängerung der Blutungszeit. Das Blutungsrisiko kann nach Absetzen noch 4-8 Tage anhalten. Infolgedessen kann das Blutungsrisiko bei Operationen erhöht sein. Auch intrakranielle und gastrointestinale Blutungen können vorkommen. Überempfindlichkeitsreaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Asthma, Angioödem. Kopfschmerzen, Schwindel, Hörverlust, Tinnitus; diese Störungen sind gewöhnlich Zeichen für eine Überdosierung; intrakranielle Blutung. Bauchschmerzen, okkulte oder offenkundige Gastrointestinalblutungen (Hämatemesis, Meläna etc.) mit der Folge einer Eisenmangelanämie; Das Blutungsrisiko ist dosisabhängig. Magenulzera und -perforationen. Anstieg der Leberenzyme,weitgehend reversibel nach Absetzen der Therapie; Leber-schädigung, hauptsächlich hepatozellulär. Urtikaria, Hautreaktionen. Reye-Syndrom. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 07/2014 12.10.15 17:15 3 Nachgefragt bei Dr. Ruth Langley, London Dr. Ruth Langley, University College London, London, Großbritannien Könnte ASS neue Chancen in der Krebsbehandlung eröffnen? Die langfristige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) senkt das Krebsrisiko und hemmt offenbar auch die Metastasenbildung. Zu diesem Schluss sind verschiedene Publikationen gekommen. Nachträgliche Auswertungen großer klinischer Studien deuten zudem darauf hin, dass die Langzeiteinnahme von ASS auch die Sterberate bei Krebspatienten verringern könnte. Dr. Ruth Langley, Studienleiterin der ADD-ASPIRIN-Studie, spricht im Interview über die Hintergründe und die Chancen, die ASS in der adjuvanten Behandlung solider Tumoren eröffnen könnte. „Die ADD-ASPRIN-Studie wird zeigen, inwieweit Aspirin Tumorrezidive verhindern oder verzögern kann.“ Peter Rothwell, die 51 randomisierte klinische Studien mit über 77.000 Patienten aus kardiovaskulären ASS-Studien analysierte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Krebssterberate schon früh, also nach einigen Jahren ASS-Einnahme reduziert war. Die Patienten waren also sehr wahrscheinlich bei Beginn der Studien bereits an Krebs erkrankt. Aspirin® protect 100mg / Aspirin® protect 300mg Aspirin® N 100mg / Aspirin® N 300mg Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Tablette Aspirin protect 100mg/300mg enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke, Lacküberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1-Dispersion 30% (Ph. Eur.), Polysorbat 80, Natriumdodecylsulfat, Talkum, Triethylcitrat. Anwendungsgebiete: Aspirin protect 100mg: instabile Angina pectoris (Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen) – als Teil der Standardtherapie; akuter Herzinfarkt – als Teil der Standardtherapie; zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe); nach Operationen oder anderen Eingriffen an arteriellen Blutgefäßen (nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen, z.B. nach aortokoronarem VenenBypass [ACVB], bei perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie [PTCA]); zur Vorbeugung von vorübergehender Mangeldurchblutung im Gehirn (TIA: transitorisch ischämische Attacken) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien (z.B. vorübergehende Lähmungserscheinungen im Gesicht oder der Armmuskulatur oder vorübergehender Sehverlust) aufgetreten sind. Kawasaki-Syndrom – zur Entzündungshemmung für die Dauer der Fieber-Phase, - zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel bei Wandveränderungen der Herzkranzgefäße (prophylaktische Thrombozyten¬aggregations-hemmung bei koronararteriellen Aneurismen). Aspirin protect 300mg: zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe). Hinweise: Diese Arzneimittel eignen sich nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (hämorraghische Diathese); Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft in einer Dosierung von mehr als 150 mg Acetylsalicylsäure pro Tag. Nebenwirkungen: Verdauungstrakt: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Geringfügige Blutverluste 01-04_ASPIRIN-0215.indd 3 Gibt es Evidenz, die den Einsatz von ASS nach der Krebsdiagnose unterstützt? Langley: Wenn wir die Ergebnisse aus In-vitro-Untersuchungen, tierexperimentellen Studien, epidemiologischen und klinischen Studien zusammen nehmen, dann verdichten sich die Fakten, dass ASS die Entwicklung von Metastasen verhindern kann. Wenn ein Mensch erst einmal an Krebs erkrankt ist, hängt seine Prognose meist stark davon ab, ob ▲ Frau Dr. Langley, die meisten Publikationen zu ASS im onkologischen Bereich konzentrieren sich auf die Prävention von Darmkrebs. Was wissen wir über den Effekt von ASS bei Patienten, die bereits an Krebs erkrankt sind? Langley: Erst in den letzten Jahren hat man begonnen, über einen möglichen günstigen Effekt von ASS in der adjuvanten Behandlung solider Tumoren zu diskutieren, nachdem die Ergebnisse der Studien zur Prävention kolorektaler Karzinome gezeigt hatten, dass bei Langzeiteinnahme von ASS auch weniger Krebstodesfälle und Metastasen auftraten. Die meisten Daten hierzu stammen aus der Arbeitsgruppe um Zudem hat man Daten aus epidemiologischen Studien und großen Krebsregistern dahingehend analysiert, ob die Patienten bereits vor der Krebserkrankung ASS-Anwender waren. Vor allem bei Patienten mit Darmkrebs zeigte sich hier relativ konsistent eine günstigere Prognose, wenn die Patienten schon zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose ASS eingenommen hatten. Das führte zu der Überlegung, dass ASS auch einen Nutzen nach der Krebsdiagnose haben könnte. aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen). Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen. Nach längerer Anwendung von Aspirin protect kann eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) durch verborgene Blutverluste aus dem Magen- oder Darmbereich auftreten. Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr selten zum Durchbruch führen können. Magen-Darm-Entzündungen. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem Erbrechen (Zeichen einer schweren Magenblutung) müssen Sie sofort Ihren Arzt benachrichtigen. Haut: Gelegentlich: Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Überempfindlichkeitsreaktionen:. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen oder Ohrensausen (Tinnitus) können Anzeichen einer Überdosierung sein. Blut: Selten bis sehr selten sind auch schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (Antikoagulantien) berichtet worden, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Leber: Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Nieren: Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen. Stoffwechsel: Sehr selten: Verminderung der Blutzuckerwerte (Hypoglykämie). Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei hierfür gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 01/2012 12.10.15 17:15 4 der Tumor Metastasen bildet. Tierversuche zeigen, dass Thrombozyten an der Bildung von Fernmetastasen über den Blutstrom beteiligt sind. Thrombozyten sind wiederum Angriffsziel für ASS. Über welchen Mechanismus ASS die Metastasenbildung hemmt, ist noch unklar. Aber insgesamt haben wir bereits einige Evidenz für den Nutzen von ASS bei Krebspatienten vorliegen. Wird der Nutzen von Aspirin in der Krebsbehandlung in eigens dafür konzipierten klinischen Studien untersucht? Langley: Aktuell läuft die ADD-ASPIRINStudie an. Sie prüft bei Patienten mit soliden Tumoren, die in einem frühen Stadium kurativ behandelt worden sind, den Nutzen einer zusätzlichen Gabe von Aspirin. Die große Multicenterstudie setzt sich aus vier randomisierten, „Insgesamt haben wir bereits einige Evidenz für den Nutzen von ASS bei Patienten nach der Krebsdiagnose vorliegen.“ doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien zusammen. In jeder Studie wird eine andere Tumorentität untersucht: Darmkrebs, Brustkrebs, gastroösophageale Tumoren und Prostatakrebs. Die Patienten werden randomisiert entweder mit Placebo oder täglich 100 mg oder 300 mg Aspirin behandelt. Als Therapiezeitraum sind mindestens fünf Jahre vorgesehen. Danach werden wir mehr darüber wissen, ob Aspirin Tumorrezidive verhindern oder verzögern kann. HIV-Patienten werden älter – und brauchen ASS HIV-Infizierte können heutzutage ein hohes Lebensalter zu erreichen. Dies verdanken sie den hochaktiven antiretroviralen Kombinationstherapien (HAART, Highly Active Anti-Retroviral Therapy). Dennoch sterben HIV-Infizierte häufiger an bestimmten Erkrankungen als gleichaltrige Nichtinfizierte. Als wichtigste Erkrankungen nannte Dr. Andrew Freedman, Cardiff, Großbritannien, Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen [1]. Angenommen wird, dass die HAART zu einem Status erhöhter Immunaktivierung und Inflammation führt, was wahrscheinlich zu der höheren Morbidität und Mortalität beiträgt [2]. Vor diesem Hintergrund erscheint die Therapie mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure sinnvoll. Freedman untermauerte diese Aussage mit den Ergebnissen einer Pilotstudie, in der HIV-infizierte und nicht infizierte Patienten für eine Woche täglich niedrig dosierte ASS einnahmen. Die HIV-Patienten wiesen zu Studienbeginn eine signifikant 01-04_ASPIRIN-0215.indd 4 höhere Plättchenaktivierung auf als die Kontrollen [3]. Mit ASS kam es zu einer deutlichen Verringerung sowohl der Thrombozytenaggregation als auch von Markern der zellulären Aktivierung wie sCD14. Die Reduktion dieses Markers korreliert mit einer verstärkten Protektion der kolorektalen Mukosabarriere gegen den Einfluss Gram-negativer Bakterien. Serumspiegel von sCD14 und anderen Entzündungsmarkern gelten als unabhängige Prädiktoren des nicht-HIV-korrelierten Sterberisikos an Myokardinfarkt, Schlaganfall, Krebserkrankungen und schweren bakteriellen Infektionen sowie der Gesamtmortalität. Wie Freedman ausführte, werden demnächst die Ergebnisse mehrerer Studien vorliegen, in denen der Nutzen von Acetylsalicylsäure bei HIV-Patienten untersucht wird. 1. Triant VA et al. J Clin Endocrinol Metab 2007; 92: 2506–12 2. Lyons H et al. Acquired Immune Defic Syndrome 2011; 57: 371–9 3. Gresele P et al. Thromb Res 2012; 129: 301–8 Darüber hinaus werden weitere Aspekte untersucht, zum Beispiel der kardiovaskuläre Nutzen von ASS in diesen Patientenkollektiven. Wie ist der aktuelle Stand der ADDASPIRIN-Studie? Langley: Die Studie beginnt gerade. Die ersten Patienten sollen im Oktober 2015 eingeschlossen werden. Geplant sind 100 Zentren in Großbritannien. Darüber hinaus laufen die Studien zu gastroösophagealen Tumoren und Brustkrebs auch in Indien. Dort wird im Januar 2016 mit der Rekrutierung begonnen. ■ Frauen mit APS: Schwanger dank ASS Das Antiphospholipid-Syndrom (APS) ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen. Typische klinische Symptome sind Thrombosen (venös und arteriell) sowie eine erhöhte Rate von Frühaborten, Fehl- und Totgeburten. Ursache ist meist eine thrombotisch bedingte Mangeldurchblutung der Plazentagefäße. Laut Prof. Graham Hughes, London, Großbritannien, zeigte die Einnahme niedrig dosierter Acetylsalicylsäure in ersten Studien, dass die Wahrscheinlichkeit einer intakten Schwangerschaft bei Frauen mit APS von unter 20% auf mehr als 90% steigt. Wong LF, Porter TF, de Jesus GR. LUPUS 2014; 23: 1226–8 IMPRESSUM Quellen: Siehe Literaturhinweise im Text. Herausgeber: Bayer Vital GmbH, CC – Scientific Affairs, Leverkusen. Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal Gestaltung: Atelier 59, Eutin Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. © OHV, München Aspirin® ist eingetragenes Warenzeichen der Bayer AG in über 140 Ländern 12.10.15 17:15
© Copyright 2024 ExpyDoc