Prager Jesulein - St. Johannes der Täufer

Januar
Das Prager Jesulein
In der Weihnachtszeit
steht auf dem Hochaltar der Lager Kirche eine kleine Statue des „Prager Jesulein“. In
vielen Ländern wird es von den Gläubigen verehrt: Die Tschechen nennen es „Prazské
Jezulátko“, im englischsprachigen Raum spricht man vom „Infant Jesus of Prague“,
die Spanier sagen „El Nino Jesús de Praga“, die Italiener nennen es „Gesù Bambino di
Praga“.
Eine Wachsfigur in Prag
Das Urbild steht in der Prager Kirche „St. Maria vom Siege“, die den Patres des
Karmeliterordens anvertraut ist. Die Statue in Prag ist eine etwa 45 cm große
Wachsfigur und immer in lange Hemdchen eingehüllt. Es stellt das Jesuskind im Alter
von drei Jahren dar. Zu verschiedenen Anlässen hat das Jesuskind andere Kleider an.
Das Jesuskind hat eine Garderobe von etwa 70 verschiedenen Kleidern aus alten,
kostbaren Stoffen, die zum Teil mit Perlen oder Granaten verziert
sind. Das älteste Kleid, ein Geschenk des Königs Ferdinand III.,
stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Aus dem Umkreis der Theresia von Avila
Die Geschichte dieser Statue beginnt im 16. Jahrhundert in
Spanien. Dort erfreute sich die Verehrung der Menschwerdung
Gottes großer Beliebtheit. Die hl. Theresia von Avila hatte bei der
Gründung neuer Klöster immer eine Statue des Jesukindes mit
sich. In diesem Zusammenhang ist das Prager Jesulein als Werk
eines unbekannten spanischen Künstlers entstanden. Es befand
sich im Besitz der Familie Manrique de Lara. Im Jahre 1556
heiratete Maria Manrique de Lara den böhmischen Adeligen
Wratislaw von Pernstein. Als Hochzeitsgeschenk erhielt sie das
wertvolle Familienerbstück mit.
Von Spanien nach Böhmen
So kam das Jesulein nach Prag. Die verwitwete Tochter Polyxena schenkte 1628 die
Statue dem Kloster der unbeschuhten Karmeliter. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das
Kloster durch die Sachsen geplündert und dem Jesusknaben die Händchen
abgeschlagen. Es war anschließend jahrelang unbeachtet im Gerümpel.
Am Pfingstfest 1637 kam aus München der Karmeliten-Pater
Cyrill nach Prag. Er fand nach langem Suchen die beschädigte
Statue und ließ sie reparieren. So begann die Wallfahrt von neuem.
In den kommenden Jahren gab es viele Votivgaben für das Kind.
Im Jahre 1655 setzte der Prager Weihbischof dem Jesulein eine
wertvolle Krone auf. Unter Kaiser Josef II. wurde 1784 das Kloster
aufgehoben und die Kirche den Malteserrittern anvertraut.
EDITH STEIN UND DAS PRAGER JESUSKIND
Die hl. Märtyrin Edith Stein (als Karmeliterin: Sr. Theresia
Benedicta vom Kreuz) war eine große Verehrerin dieses Prager
Jesuskindes. Sie betonte noch in ihren letzten Aufzeichnungen
kurz vor ihrem Tode in Auschwitz, dass diese Statue nach Prag
gekommen sei, als es mit der weltlichen Kaiserherrlichkeit zu
Ende ging. Gott ist Mensch geworden und hat Kindesgestalt
angenommen. Dies ist für Edith ein unerschöpfliches Geheimnis
ihres Glaubens. „Es kam mir vor dem Bild des Prager Jesulein
auf einmal der Gedanke, dass es ja den kaiserlichen Königsstaat
trägt und sicherlich nicht zufällig gerade in Prag mit seiner
Wirksamkeit zum Vorschein gekommen ist. Prag ist ja doch Jahrhunderte hindurch der
Sitz der alten deutschen bzw. der römischen Kaiser gewesen und macht einen so
majestätischen Eindruck, dass sich keine andere Stadt damit, die ich kenne, damit
messen kann, auch Paris und Wien nicht. Das Jesulein kam gerade, als es mit der
politischen Kaiserherrlichkeit zu Ende ging. Ist es nicht der heimliche Kaiser, der
einmal aller Not ein Ende machen soll? Es hat ja doch die Zügel in der Hand, wenn
auch die Mensch zu regieren meinen.“ So schrieb Edith Stein am 2. Februar 1942.
Straßenbahnstation „Beim Prager Jesulein“
„Er hat ja doch die Zügel in der Hand, wenn auch die Menschen zu regieren meinen.“
Die Entwicklung in Prag und im ganzen Osten Europas nach 1988/89 hat Edith Stein
mittlerweile Recht gegeben.
1993 übertrug der Prager Kardinal Miloslav Vlk wiederum den Karmelitern die Kirche
St. Maria de Victoria. Seitdem ist die Karmeliterkirche wieder Ziel der Wallfahrten.
Der Stadtrat von Prag hat 2005 entschieden, dass das berühmte Pilgerziel auf der
Prager Kleinseite eine eigene Straßenbahnstation erhält "U Prazského Jezulátka" /
"Beim Prager Jesulein".
Weitere Informationen unter
http://www.karmel.at/prag-jesu/deutsch/firstd.htm
Gebet zum Prager Jesulein von Pater Cyrill
O Jesulein, zu Dir fliehe ich,
durch Deine Mutter bitt’ ich Dich.
Aus dieser Not wollst retten mich;
denn wahrhaft glaube ich an Dich,
dass Du, o Gott, kannst schützen mich.
Vertrauend hoffe ich auf Dich,
dass Deine Gnad’ werd’ finden ich.
Aus ganzem Herzen lieb’ ich Dich,
drum meine Sünden reuen mich,
von denen, flehend bitt’ ich Dich,
Jesus, wollst befreien mich.
Mein Vorsatz ist, zu bessern mich,
und nicht mehr zu betrüben Dich,
darum Dir ganz ergeb’ ich mich,
zu leiden mit Geduld für Dich
und Dir zu dienen ewiglich.
Den Nächsten aber gleich wie mich
will wegen Deiner lieben ich.
Jesulein, ich bitte Dich,
aus dieser Not wollst retten mich;
dass einstens kann genießen ich
mit Joseph und Maria Dich
und allen Engeln ewiglich. Amen.
Gebet zum gnadenreichen Prager Jesuskind
O gnadenreiches Jesulein,
Zu Prag so lang schon thronend,
Lass froh mich Dir ein Loblied weih'n,
Für alle Huld Dich lohnend,
Die Du an Leib und Seel' mir ja
Erwiesen schon seit Jahren;
Gern möcht' d'rum alle - fern und nah Um deinen Thron ich scharen!
O gnadenreiches Jesulein,
Wie groß ist dein Erbarmen;
Stets willst Du Freund und Tröster sein
Den Kranken und den Armen.
In Leibesnot und Seelenleid,
In Angst und Trübsalstunden
Hat Hilf' bei Dir noch jederzeit
Das ärmste Herz gefunden!
O gnadenreiches Jesulein,
Wie hold sind deine Mienen,
Wie ladest Du so lieb uns ein,
Mit Freuden Dir zu dienen!
Die Rechte - uns zu segnen all',
Scheint freundlich uns zu winken,
Als Herrscher trägst den Erdenball
Du lächelnd in der Linken!
O gnadenreiches Jesulein,
Du König aller Herzen,
Ganz wollen wir dein eigen sein
In Freuden wie in Schmerzen!
O steh' uns bei in jeder Not,
Und enden Leid und Leben, Dann, süßes Kind, Du großer Gott,
Woll'st Du dein Reich uns geben!
Cordula Peregrina / Cordula Wöhler (1845-1916)
Dichterin des Liedes „Segne du, Maria“