Dienstag, 29. Dezember 2015 / Nr. 299 Obwalden Nidwalden NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG 19 BOTE DER URSCHWEIZ Der Edelpilz-Produzent baut kräftig aus KERNS Der heimische Pilz ist sehr gefragt. Nun baut die Firma Kernser Edelpilze stark aus: mehr Fläche und Leute. Nicht zuletzt dank der Migros. MATTHIAS PIAZZA [email protected] Die Kernser Edelpilze GmbH expandiert – und zwar gewaltig. Die Produktionshalle an der Kernser Steinistrasse genügt bald nicht mehr. Produziert man zurzeit noch bis zu 4 Tonnen Pilze, dürften es in absehbarer Zeit gegen 10 Tonnen wöchentlich sein. Der Grund: Die Migros-Genossenschaften Luzern, Zürich und Aare gehört sei kurzem zu seinen Kunden – als grosse Abnehmer. Die Ausbaupläne sind beachtlich. Auf dem Grundstück Rossfang erwarb die Kernser Edelpilze GmbH von der Korporation Land im Baurecht. Hier soll ein dreistöckiges Gebäude mit einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern entstehen, was einer Verfünffachung der aktuellen Produktionsfläche entspricht. Mitinhaber Sepp Häcki spricht von Investitionen in einem sechsstelligen Betrag. Die Mitarbeiterzahl dürfte sich auf rund 20 verdoppeln. Im besten Fall ist tionsanlage fürs Pilzsubstrat, die aus Platzgründen bisher in Hochdorf stand, zusätzlich in Kerns gebaut und weiterentwickelt werden. Das Substrat besteht im Wesentlichen aus Sägespänen und -mehl aus Schweizer Holz. Dazu kommen eine Getreidemischung sowie Pilzsporen unterschiedlicher Sorten. In Kerns und in einem Partnerbetrieb in Inwil reift das Pilzsubstrat je nach Sorte bis zu zwölf Wochen. Anschliessend kommen die Kulturen bis zu drei Wochen in die Produktionsräume, wo sie bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und je nach Sorte bei Temperaturen zwischen 14 und 18 Grad bis zur Erntereife stehen. Ende Januar Baubeginn und im Herbst 2016 die Inbetriebnahme. «Das Gebiet mit seinem eher minderwertigen Landwirtschaftsland ist für einen solchen Zweck ideal, zudem achteten wir darauf, dass sich das Gebäude in die Landschaft einfügt. Wir verbauen die neuste Kühlund Heiztechnologie und werden auf dem Dach eine Fotovoltaik installieren. So erhalten wir eine beinahe CO2-neutrale Pilzproduktion», erklärt Sepp Häcki. Pilze werden immer beliebter «In der Edelpilz-Substrat-Produktion gehören wir weltweit zu den Führenden und haben den Agropreis 2014 bestimmt nicht gewonnen, weil wir ein Messer in der Hand halten können», hält der 55-jährige Unternehmer fest, der das Unternehmen seit 2012 mit seinem Sohn Patrick führt. Der Agropreis, die Auszeichnung für Innovationen in der schweizerischen Landwirtschaft, und der Anerkennungspreis der Industrieund Handelskammer Zentralschweiz hätten denn auch für zusätzlichen Schub in der Nachfrage und für neue Kunden gesorgt. Mit dem Ausbau der heimischen Pilzproduktion trage man auch der Forderung nach innovativer Landwirtschaft Rechnung und minimiere so unnötige Transporte bei Produktion vor Ort. «Die Pilze mit ihren Vitaminen, Ballaststoffen und geringem Fettanteil liegen im Trend. Zudem bevorzugen die Konsumenten Schweizer Produkte», be- Weitere Pilzsorten geplant Im Bild Sepp Häcki (links) und sein Sohn Patrick. Bild Corinne Glanzmann gründet Sepp Häcki die gesteigerte Nachfrage der Konsumenten nach Pilzen. Und heimisch ist sein Produkt alleweil. Es wächst sozusagen auf Schweizer Holz. «Wir verwenden kein Milligramm Chemie und schonen damit die Umwelt. Statt Pilze aus Korea zu importieren oder im übernutzten Wald zu sammeln, produzieren wir sie hier.» Modernisierungsschub Die neue Produktionshalle soll mit modernster Technik ausgerüstet werden. So soll die vollautomatische Produk- Mit dem Ausbau und der Modernisierung sollen sich auch weitere Pilzsorten dazugesellen. Produziert werden bis jetzt asiatische Edelpilze der Sorten Shiitake, Kräuterseitling, Shimeji, Nameko und Pom-Pom Frise. Hinzu kommen dereinst Austernseitling, Rillstieliger Seitling und weitere Sorten. Die nötige Umzonung war von der Gemeindeversammlung Ende November diskussionslos gutgeheissen worden. Es wird eine Speziallandwirtschaftszone Rossfang errichtet. Der zuständige Gemeinderat Ruedi Windlin betonte: «Das Ganze bleibt Landwirtschaftszone, aber ausschliesslich für die Speisepilzproduktion. Es sind dort auch keine Wohnungen zulässig.»
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