Positionspapier zur Einführung der

Positionspapier zur
Einführung der Finanztransaktionssteuer
Heimischen Unternehmen kommt in der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes eine zentrale Bedeutung zu: Arbeitsplätze,
Einkommen und Wohlstand einer Volkswirtschaft hängen vom Erfolg und Leistungsvermögen der Unternehmen ab.
Der Kapitalmarkt ist ein wichtiger Standortfaktor:
 Um Wachstum finanzieren und Arbeitsplätze schaffen zu können, benötigen Betriebe vor allem Eigenkapital.
 Nur Eigenkapital kann Innovationen finanzieren, weil dazu langfristige Investitionen erforderlich sind.
 Eigenkapital macht Unternehmen widerstandsfähiger, flexibler und unabhängiger.
Die Wiener Börse sieht die Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTT) für den Aktienhandel an Börsen kritisch.
 In der derzeit geplanten Form schadet die FTT dem heimischen Kapitalmarkt enorm; aufgrund fehlender Skaleneffekte wäre
die Wiener Börse außerdem stärker davon betroffen als andere – größere – Börsen.
 Die Kosten des Handels an der Wiener Börse würden sich schlagartig vervielfachen, so dass Handelsteilnehmer an
alternative Marktplätze – vor allem an weniger regulierte außerbörsliche Handelsplattformen – ausweichen würden…

… eine reale Gefahr, hat sich doch schon in den letzten Jahren der Trend zur Abwanderung der Umsätze von Börsen
auf MTFs und andere weniger stark regulierte Plattform etabliert.
 … mit gravierenden negativen Folgen für die Unternehmensfinanzierung: es ist zu befürchten, dass weiter Liquidität
von der Wiener Börse abfließt, was die Eigenkapitalaufbringung für Unternehmen spürbar erschwert. Selbst Befürworter der FTT räumen ein, dass sich die FTT negativ auf die Wirtschaftsleistung eines Landes auswirken wird.
 Aktiengeschäfte können durch Derivate umgangen werden. Daher ist eine FTT, die nur den Aktienhandel umfasst, nicht aber
den Derivatmarkt, kontraproduktiv, schädigt sie doch primär jene Teile des Finanzmarktes, die der Realwirtschaft dienen.
 Die Ziele und Argumente der FTT-Befürworter sind mehr als fragwürdig:
 Das Argument, die Verursacher der Krise sollen an deren Kosten beteiligt werden, greift zu kurz. Es ist zu erwarten, dass
Finanzinstitute die FTT auf ihre Kunden – und somit auch an Privatanleger und Pensionsfonds – abwälzen.
 Die FTT konterkariert zudem andere politische Ziele, wie etwa die Erleichterung der Finanzierung von KMUs über den
Kapitalmarkt – ein wesentliches Element der von der EU-Kommission geplanten Kapitalmarktunion – sowie die Stärkung
der privaten Altersvorsorge.
 Der oft ins Treffen geführte Beitrag der FTT zur Stabilität der Finanzmärkte wird durch Studien nicht bestätigt. Dazu kommt,
dass die FTT für Transaktionen an geregelten Märkten den Trend zum unregulierten und intransparenten Handel auf
außerbörslichen Plattformen verstärken würde, was der Stabilität des Finanzmarktes eher schadet als nützt.
Um die Funktionsfähigkeit des heimischen Kapitalmarktes und damit die Eigenkapitalfinanzierung für Unternehmen trotz FTT zu
gewährleisten, müsste die FTT wie folgt ausgestaltet sein:
1) Befreiung der Market Maker von der FTT – Sicherstellung der Liquidität und Vermeidung von Volatilitäten
2) Lückenlose Erfassung und höhere Besteuerung aller außerbörslichen Aktientransaktionen, die auch an Börsen stattfinden können – FTT als Lenkungsinstrument
1) Befreiung der Market Maker von der FTT
2) Höhere Besteuerung außerbörslicher Transaktionen
 Market Maker spielen für die Sicherstellung der Liquidität
 Die Wiener Börse fordert, den außerbörslichen Aktien-
und die Vermeidung von zu hoher Volatilität an der Wiener Börse eine zentrale Rolle.
handel, der auch an geregelten Börsen stattfinden könnte
(zB an Darkpools), höher zu besteuern. Dies würde einen
Lenkungseffekt bewirken: die Eindämmung des intransparenten und unregulierten außerbörslichen Handels.
 Market Maker sorgen mit ihrer Bereitschaft jederzeit Anund Verkaufskurse zu stellen für das Funktionieren von
– vor allem kleineren, regionalen – Kapitalmärkten.
 Zudem hätte die höhere Besteuerung des Handels an
Darkpools keine negativen Folgen für die Eigenkapitalfinanzierung und damit die Realwirtschaft, da diese Plattformen keine volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen.
 Das derzeitige Marktmodell der Wiener Börse sieht vor,
dass für alle Aktien im Fließhandel zumindest ein Market
Maker Kurse stellen muss. Demnach stellen Market Maker
eine Grundvoraussetzung für den Fließhandel dar.
 Wesentlich für den Erfolg der FTT – sowohl ökonomisch als
 In der geplanten Form würde die FTT zu einer Verzehnfachung der Handelsgebühren für Market Maker führen. Es
ist zu befürchten, dass Finanzinstitute unter diesen Umständen das Market Making nicht länger aufrechterhalten.
 Legen alle Market Maker in der Folge ihre Mandate zurück,
besteht aus heutiger Sicht keine Möglichkeit für den laufenden Handel von Aktien an der Wiener Börse.
Impressum
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Wallnerstraße 8, 1014 Wien
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Kontakt Public Affairs
Dr. Judith Kast
T +43 1 53165 184
[email protected]
auch fiskalisch – ist somit die lückenlose Erhebung aller
außerbörslichen Transaktionen. Für den intransparenten
außerbörslichen Bereich stellt dies den Gesetzgeber vor eine große Herausforderung, was befürchten lässt, dass er
den einfacheren Weg – die Besteuerung der transparenten
geregelten Märkte – wählt. Dies würde den Trend zum unregulierten und intransparenten Handel auf außerbörslichen Plattformen noch verstärken.
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