Methodischer Steckbrief BESTA

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Statistik BFS
Abteilung Unternehmenserhebungen
Februar 2016
Methodischer Steckbrief
Stichprobenrahmen BESTA
Methodischer Steckbrief BESTA
Beschäftigungsstatistik (BESTA)
Methodischer Steckbrief
Stichprobenrahmen 2015
Wichtigste Merkmale
Grundgesamtheit:
516'000* Unternehmen mit
592’000 Betrieben (lokale Einheiten im BUR) und
4'800'000 Beschäftigten bzw. 3'804'000 VZÄ
Stichprobengrösse:
18'000 Unternehmen (3,5%) mit
65'000 Betrieben (11,0%) und
2'171'000 Beschäftigten (45%) bzw. 1'785’000 VZÄ
(47%)
* Alle Zahlen auf Tausend gerundet
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Revision 2015
Die Revision der Beschäftigungsstatistik (BESTA) ist Teil des Programms Gesamtsystem der
Unternehmensstatistik (GUS) des BFS, mit dem unter anderem der Aufwand der Unternehmen reduziert und die Verwendung von Administrativdaten gefördert werden soll. In diesem
Zusammenhang wurden im 2. Quartal 2015 der Stichprobenrahmen und die Stichprobe der
BESTA angepasst. Die Grundgesamtheit wurde an die Statistik der Struktur und Demografie
von Unternehmen (STATENT) angepasst. Die STATENT selbst basiert auf den Daten der
Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) und ersetzt die Betriebszählung (BZ).
Dadurch hat sich der Stichprobenrahmen beträchtlich vergrössert. Er umfasst künftig auch
Unternehmen, in denen weniger als 20 Stunden pro Woche gearbeitet wird, sowie Beschäftigte mit weniger als sechs Wochenarbeitsstunden, die in der BZ nicht geführt wurden. Sämtliche veröffentlichten Datenreihen wurden deshalb revidiert.
Definition der Beschäftigung
Die Definition der Beschäftigung wurde 2011 an den Begriff der Beschäftigung gemäss AHV
angepasst. Seither müssen die Unternehmen alle ihre Beschäftigten, einschliesslich der Beschäftigten mit weniger als sechs Stunden Wochenarbeitszeit (Beschäftigungsquote unter
15%), nach vier verschiedenen Beschäftigungsquoten erfassen und das Total der Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) angeben. Die revidierten Reihen der Gesamtbeschäftigung entsprechen der Summe dieser vier Kategorien von Beschäftigungsquoten.
Stichprobenplan 2015
Der Stichprobenplan wurde gemäss dem Standard BFS50 erstellt. Dieser entspricht den wirtschaftlichen Abteilungen (2-Steller der NOGA) oder Gruppierungen von wirtschaftlichen Abteilungen der Nomenklatur NOGA 2008. Die Ergebnisse der BESTA werden weiterhin auf
Stufe der Betriebe (oder lokalen Einheiten) berechnet und verbreitet. Die Stichprobenziehung
erfolgt nach einem zweistufigen Plan: Zunächst wird aus den Unternehmen eine Stichprobe
gezogen (erste Stufe). Anschliessend werden sämtliche Betriebe der gezogenen Unternehmen in die Stichprobe aufgenommen (zweite Stufe). Dadurch kann die BESTA in das System zur Koordination der Stichproben für Unternehmensstatistiken, das im BFS vor Kurzem
eingeführt wurde, integriert werden. Zur Reduktion der Stichprobengrösse wurden die Kriterien des Stichprobenplans überarbeitet und vereinfacht. Dessen Merkmale werden in einem
weiteren Bericht beschrieben.
Regionale Zusatzstichproben
Seit der Revision 2000 haben die Kantone und die grossen Städte die Möglichkeit, Zusatzstichproben zu finanzieren. Die Zusatzstichproben werden in den Stichprobenplan integriert.
Erhebungsarten
Die Erhebung erfolgt auf Stufe «Unternehmen» über drei Kanäle (Papierfragebogen, OnlineErhebung und elektronische Datenlieferungen für Unternehmen mit mehreren Standorten).
Über 80% der Daten werden elektronisch erfasst. Um den Aufwand der Unternehmen so gering wie möglich zu halten, werden die verschiedenen Beschäftigungserhebungen des BFS
untereinander koordiniert.
Unternehmen und Betriebe des Profilings: Zu dieser Kategorie zählen die Betriebe der
grossen Unternehmen, die ihre Daten für alle Betriebe elektronisch (Dateien) übermitteln.
Unternehmen mit mehreren Standorten ausserhalb des Profilings: Unternehmen, die
über Betriebe an mehreren Standorten verfügen, müssen ihre Daten für alle ihre Standorte in
aggregierter Form liefern. Anschliessend werden die Beschäftigten ihrem jeweiligen Betrieb
zugeordnet. Die Stichprobe besteht jedoch weiterhin aus Betrieben und lediglich die Daten
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der ursprünglich in der Stichprobe enthaltenen Betriebe werden für die Ergebnisschätzung
verwendet.
Vorgehen bei Antwortausfällen: Bei Antwortausfällen gibt es drei Vorgehensweisen:
a) Imputation
b) Korrektur des Antwortausfalls
c) Kalibrierung
Bei der Imputation werden für bestimmte Unternehmen, die für das laufende Quartal keine
Daten geliefert haben, Daten eingesetzt. Eine Imputation erfolgt bei Unternehmen des Profilings sowie bei solchen, die in ihrer Schicht sehr gross sind und für die eine Antwortquote
von 100% erwartet wird. Für diese Fälle werden die Daten des vorangehenden Quartals, korrigiert um die mittlere Entwicklung ihrer Branche, herangezogen.
Bei Unternehmen aus den anderen Schichten wird eine Korrektur des Antwortausfalls vorgenommen. Dabei werden die Gewichte der teilnehmenden Unternehmen angepasst, um die
Gewichte der im laufenden Quartal nicht teilnehmenden Unternehmen auszugleichen.
Beim Kalibrieren werden die im vorangehenden Schritt ermittelten Gewichte korrigiert, um
die Schätzungen an die Werte des Stichprobenrahmens anzugleichen.
Vorgehen bei Ausreissern: Extremwerte und wenig plausible Werte werden identifiziert und
mittels einer Robustifizierung bearbeitet (Anpassung der Gewichte). Die identifizierten Fälle
werden einzeln untersucht.
Genauigkeit der Resultate und Schätzfehler: Verschiedene Arten von Fehlern können zu
Qualitätseinbussen bei den veröffentlichten Resultaten führen. Hier die wichtigsten:
a) Messfehler: Messfehler treten auf, wenn die während des Berichtsquartals erhobenen
Daten nicht in allen Fällen mit der tatsächlichen Situation in den Unternehmen übereinstimmen. Für diesen Fehlertyp werden keine Schätzungen vorgenommen. Werden
solche Fehler entdeckt, können sie erst zu einem späteren Zeitpunkt, bei der Publikation der korrigierten Resultate und bei der Revision der Zeitreihen, korrigiert werden.
b) Fehler bei den Merkmalen des Stichprobenrahmens: Dieser Fehlertyp hängt mit
den Merkmalen der Unternehmen und Betriebe (Nomenklatur, Beschäftigung, Lokalisierung) sowie mit der Übereinstimmung zwischen Stichprobenrahmen und realem
Zustand des Wirtschaftsgefüges zusammen. Für diesen Fehlertyp werden keine
Schätzungen vorgenommen. Die Korrekturen erfolgen bei der rückwirkenden Revision der Datenreihen.
c) Stichprobenfehler: Bei diesem Fehlertyp ist die Unsicherheit im Zusammenhang mit
der Stichprobenziehung ausschlaggebend. Der Stichprobenfehler wird mittels Varianz
geschätzt und in Form von Variationskoeffizienten ausgedrückt (siehe Kasten). Diese
Koeffizienten werden von den Antwort- und den Imputationsquoten beeinflusst.
Nimmt die Antwortquote ab, bewirkt dies eine Zunahme der Variationskoeffizienten.
Diese Wirkung wird bei den Varianzschätzungen berücksichtigt. Bei den mittels Imputation eingesetzten Werten wird keine Korrektur vorgenommen. Daher wird die Varianz bei diesen Fällen unterschätzt.
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Interpretation von Schätzfehlern:
Die Schätzungen der Genauigkeit werden in Form von Variationskoeffizienten ausgedrückt
und widerspiegeln den Fehler bei der Stichprobenauswahl und bis zu einem gewissen Grad
auch die durch Antwortausfälle verursachten Fehler.
Vertrauensintervalle und Variationskoeffizienten
Die Unsicherheit eines Schätzers (z.B. der Variable Gesamtbeschäftigung) kann in Form
von Vertrauensintervallen oder von Variationskoeffizienten (CV) ausgedrückt werden.
Ein 95%-Vertrauensintervall besagt, dass bei oft wiederholter unabhängiger Durchführung der Erhebung unter gleichen Bedingungen durchschnittlich 95% der Intervalle tatsächlich den zu schätzenden Parameter enthalten würden.
Der Variationskoeffizient (definiert als Verhältnis zwischen Varianz und Wert der geschätzten Variablen) ist ein Mass für die Genauigkeit der Schätzung, das nicht vom absoluten Wert der geschätzten Variablen abhängig ist. Bei der BESTA ist es dank dem
Variationskoeffizienten möglich, die Unsicherheit der geschätzten Werte zwischen den
Wirtschaftsbranchen oder Regionen sehr unterschiedlicher Grösse zu vergleichen. Das
95%-Vertrauensintervall ausgedrückt in Prozenten des geschätzten Wertes kann errechnet werden, indem der Variationskoeffizient mit 1,96 multipliziert wird. Ein Variationskoeffizient von 0,5% bedeutet demnach, dass der Schätzer im Bereich von ±0,98% des geschätzten Werts liegt.
Beispiel: Wird die Variable der Gesamtbeschäftigung auf 4’900'000 geschätzt und liegt
deren Variationskoeffizient bei 0,5%, beträgt das 95%-Vertrauensintervall annähernd:
4’900'000 ± (48'000), d.h. [4'852'000, 4'948’000]
Methodische Publikationen:
Renaud, A. (2008) Statistique de l’emploi. Révision 2007: cadre de sondage et échantillonnage.
Rapport de méthodes, Office fédéral de la statistique, Neuchâtel, 2008, Bestellnummer: 338-0052 (nur
französisch).
Renaud, A., Panchard C., Potterat J. (2008) Statistique de l’emploi. Révision 2007: méthodes d’estimation, Rapport de méthodes, Office fédéral de la statistique, Neuchâtel, 2008, Bestellnummer: 338-0055 (nur
französisch).
Abkürzungen:
AHV: Alters- und Hinterlassenenversicherung
BESTA: Beschäftigungsstatistik
BFS: Bundesamt für Statistik
BUR: Betriebs- und Unternehmensregister
BZ: Eidgenössische Betriebszählung (bis 2008)
CV: Variationskoeffizient
STATENT: Statistik der Struktur und Demografie von Unternehmen (ab 2011)
VZÄ: Vollzeitäquivalente
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