Rechtswissenschaftliches Studium Öffentliches Recht II

Rechtswissenschaftliches Studium
Fachprüfung Verwaltungsrecht
Lösungsschema
Öffentliches Recht II
13.11.2015
I. * Projekt gem § 24 Abs 1 Z 1 oö BauO bewilligungspflichtig (sowohl Neu- als auch
Zubauten); keine bloße Anzeigepflicht, da kein Bebauungsplan rechtswirksam (§ 25 Abs 1 Z 1
oö BauO); kein Nebengebäude (§ 25 Abs 1 Z 2 lit b oö BauO) weil über 3m hoch (§ 2 Z 18 iVm
Z 27 oö BauTG); auch § 25 Abs 1 Z 9 oö BauTG nicht einschlägig, da über 15 m2 ................(2)__
* grds gem § 32 Abs 1 oö BauO über jeden Baubewilligungsantrag Bauverhandlung
durchzuführen; gem § 32 Abs 7 oö BauO entfällt aber Bauverhandlung, wenn Bauvorhaben
nach § 35 leg cit plangemäß zu bewilligen ist und die Nachbarn durch Unterschrift am
Bauplan erklären, keine Einwendungen zu erheben ............................................................(2)__
* Nachbarn haben im Baubewilligungsverfahren ex lege Parteistellung; gem § 31 Abs 1 Z 1 oö
BauO sind Nachbarn (Mit-)Eigentümer der Grundstücke, welche vom zu bebauenden
Grundstück höchstens 10m entfernt sind und durch Bauvorhaben in ihren subjektiven
Rechten beeinträchtigt werden können...............................................................................(2)__
* F Eigentümerin iSd § 31 Abs 1 Z 1 oö BauO mehrerer Grundstücke (einspurige Straße wohl
weniger als 10m breit); A Miteigentümerin eines unmittelbar angrenzenden Grundstücks;
keine Anhaltspunkte im SV, die gegen Möglichkeit der Beeinträchtigung in subjektiven
Rechten sprechen (bei F zumindest in Bezug auf westliches Grundstück unzweifelhaft);
verlieren aufgrund Unterschrift am Bauplan ihre Parteistellung (§ 32 Abs 7 letzter Satz oö
BauO) .................................................................................................................................... (3)__
* C hatte keine Möglichkeit, auf dem Bauplan zu unterschreiben, obwohl er gleichermaßen
wie A Nachbar ist; gem § 33 Abs 6 oö BauO gelten Bestimmungen über übergangene
Parteien (Abs 2 Z 2, Abs 3 und 4 leg cit) auch für ihn, da Bewilligungsbescheid ohne
mündliche Verhandlung erlassen wurde, obwohl C nicht unterschrieben hat ....................(2)__
* Baurecht Angelegenheit des eW der Gmd (§ 54 oö BauO); Behörde I. Instanz gem § 55
Abs 1 oö BauO Bgm; Rechtsmittel daher Berufung an GemR (§ 55 Abs 4 oö BauO); binnen 2
Wochen gem § 63 Abs 5 AVG beim GA als Einbringungsstelle des Bgm einzubringen ........(3)__
* C hat gem § 33 Abs 2 Z 2 oö BauO Recht auf Zustellung der Bescheidausfertigung und kann
gem Abs 3 leg cit Berufung dagegen erheben; kann somit alles vorbringen, was er ansonsten
bis zur/bei der Bauverhandlung gegen das Bauvorhaben einzuwenden berechtigt gewesen
wäre; Recht noch nicht erloschen, da seit Beginn der Bauausführung des rechtskräftig
bewilligten Bauvorhabens weniger als 1 Jahr vergangen ist (§ 33 Abs 4 oö BauO) .............(3)__
* mündliche Bauverhandlung hätte nicht entfallen dürfen, da Voraussetzungen des § 32
Abs 7 oö BauO nicht erfüllt................................................................................................... (1)__
* zu geringer Abstand + Gebäudehöhe zulässige Einwendungen (§ 31 Abs 4 oö BauO); grds
gem § 40 Z 1 oö BauTG bei Neu- und Zubauten Mindestabstand von 3m zur
Grundstücksgrenze; in casu lediglich Abstand von 1,50m; jedoch in § 41 leg cit Ausnahmen
normiert; Frage, ob kumulative Voraussetzungen des § 41 Abs 1 Z 5 oö BauTG erfüllt; gem
lit b leg cit sind Türen in den dem Nachbargrundstück zugewandten Außenwänden bei einem
Abstand von weniger als 2m unzulässig; Bs Garage hat Türe in der zur Grundstücksgrenze von
A parallel errichteten Außenwand; außerdem § 41 Abs 1 Z 5 lit d oö BauTG nicht erfüllt:
Traufenhöhe (§ 2 Z 27 leg cit) darf 3m nicht überschreiten; in casu Z 27 lit b einschlägig; Höhe
inkl Brüstungsmauer zu berechnen, somit 3,5m; Einwendungen somit auch begründet ....(6)__
* Projekt entspricht somit nicht den baurechtlichen Vorschriften und wurde entgegen § 35
Abs 1 Z 2 oö BauO rechtswidrigerweise bewilligt.................................................................(1)__
* N als Mieterin nicht Nachbarin iSd § 31 oö BauO, daher keine Parteistellung; selbst bei
Parteistellung wäre ihre Einwendung unzulässig, da Ortsbildschutz kein subjektives Recht
(ausschließlich im öffentlichen Interesse) ............................................................................ (2)__
II. * grds gem § 16 ZustG Möglichkeit der Ersatzzustellung; Ersatzempfänger kann gem Abs 2
leg cit jede erwachsene Person sein, die an derselben Abgabestelle wohnt und zur Annahme
bereit ist; F als Nachbarin keine taugliche Ersatzempfängerin; Zustellung am 8.10. somit
unwirksam; Zustellmängel heilen jedoch gem § 7 ZustG mit dem Zeitpunkt des tatsächlichen
Zukommens; Zustellung somit am 12.10. bewirkt ...............................................................(2)__
* gem § 64a AVG kann die Behörde binnen 2 Monaten nach Einlangen Berufung durch BVE
erledigen; Bescheid des Bgm als BVE zu qualifizieren; Zustellung muss bei sonstiger
Unzuständigkeit innerhalb 2-Monats-Frist erfolgen, in casu gem § 33 Abs 2 AVG Fristablauf
erst am 12.10.; allerdings darf mittels BVE eigene Entscheidung nicht vollständig bestätigt
werden; durch Abweisung aber Bestätigung entgegen Abs 1 leg cit erfolgt; Bescheid
rechtswidrig .......................................................................................................................... (3)__
* RM gegen BVE gem § 64a Abs 2 AVG Vorlageantrag; dieser binnen 2 Wochen bei
bescheiderlassender Behörde einzubringen; C hätte Vorlageantrag korrekterweise beim GA
als Einbringungsstelle des Bgm einbringen müssen .............................................................(2)__
* 2-Wochen-Frist beginnt mit Heilung des Zustellungsmangels, somit am 12.10., zu laufen
und würde am 26.10. enden; grds Absenden des RM am 27.10. außerhalb der Frist für
Vorlageantrag; fällt jedoch das Ende einer Frist auf gesetzlichen Feiertag, ist der nächste Tag
als letzter Tag der Frist anzusehen; 26.10. gesetzlicher Feiertag, somit endet Frist am 27.10;
grds reicht für Rechtzeitigkeit Übergabe an Post (Postlauf nicht mitzurechnen [§ 33 Abs 3
AVG]); allerdings nur bei korrekter Adressierung an zuständige Behörde; RM falsch
adressiert; gem § 17 VwGVG iVm § 6 AVG sind Anbringen, zu deren Behandlung die Behörde
nicht zuständig ist auf Gefahr des Einschreiters an zuständige Stelle weiterzuleiten; RM somit
jedenfalls verspätet ............................................................................................................. (3)__
* RM wäre (vom Bgm) als verspätet zurückzuweisen (§ 64a Abs 3 letzter Satz AVG)..........(1)__
* § 68 AVG sieht Möglichkeit der amtswegigen Beseitigung von Bescheiden vor;
Unanfechtbarkeit iSd Abs 1 leg cit gegeben; GemR als Berufungsbehörde sachlich in Betracht
kommende Oberbehörde (§ 95 oö GemO); in casu aber kein Tatbestand gegeben ............(4)__
III. * zweiwöchige Frist für Vorlageantrag (siehe II.) am 14.09. abgelaufen; gem § 71 AVG
Wiedereinsetzungsantrag gegen die Versäumung einer Frist möglich, wenn Partei glaubhaft
macht, dass sie durch ein unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis verhindert war;
Busunglück und Koma als solches Ereignis zu qualifizieren; gem Abs 2 leg cit Antrag binnen 2
Wochen ab Wegfall des Hindernisses zu stellen; gem Abs 4 leg cit ist jene Behörde zuständig,
bei der die versäumte Handlung vorzunehmen war; in casu wäre WE-Antrag beim GA als
Einbringungsstelle des Bgm einzubringen ............................................................................(3)__
Gesamteindruck.......................................................................................................(5)__
Name ........................................................................................................ Summe (50)__