REPORTAGE Es muss nicht immer Sprengstoff sein Die KlinkCARGO GmbH aus Troisdorf hat sich auf das Handling von Luftfracht am Boden spezialisiert Auf dem Bildschirm sind viele orange Kringel zu sehen. Einige grüne Kringel mischen sich dazwischen. „Das sind Schläuche“, sagt Georgeos Evangelidis, der in der Exporthalle der Speditionsunternehmens KlinkCARGO in Troisdorf am Röntgengerät sitzt. Die Kiste mit den Schläuchen soll als Luftfracht transportiert werden. In Schlangenlinien lässt Evangelidis seinen Blick von oben nach unten über den Bildschirm gleiten. „Das Gummi der Schläuche ist in orange erkennbar, die Aluminiumverstärkung ist grün“, erläutert der zertifizierte Sicherheitsexperte. Die Fracht ist in Ordnung, Evangelidis entdeckt keine Transportrisiken. Das ist nicht immer so. Etwa zwei- bis dreimal pro Woche stoppt Evangelidis eine Fracht. Es muss 22 Die Wirtschaft Februar 2016 nicht immer Sprengstoff sein. Schon eine nicht gekennzeichnete Lithium-Ionen-Batterie verletzt die Sicherheitsbestimmungen. „Oft sind es Privatleute, die verreisen oder auswandern. Sie wissen zum Beispiel nicht, dass Deosprays und Rasierschaum sich in Druckbehältern befinden und daher für den Luftweg besonders gekennzeichnet werden müssen.“ Von Abholung bis Zollvorschrift Die KlinkCARGO GmbH hat sich auf den Transport von Luftfracht am Boden spezialisiert. Mit allem, was dazu gehört: Abholung beim Absender, Lagerung, Sicherheitscheck, Handling von Gefahrgut, Ausfüllen der Luftfrachtpapiere, Einhaltung der REPORTAGE Die KlinkCARGO GmbH hat sich auf den Transport von Luftfracht am Boden spezialisiert und hat für jede Fracht das geeignete Transportfahrzeug. In der Exporthalle wird jede Fracht auf ihre Sicherheit überprüft. Jede Fracht, die per Luftweg transportiert wird, muss zuvor das Röntgengerät passieren. Kartons, Kisten, Fässer: Die Zielflughäfen befinden sich auf der ganzen Welt. So ist z.B. eine Kiste auf dem Weg in die USA, zum John F. Kennedy Flughafen in New York City. Zollvorschriften und schließlich Transport bis zur Schranke am Rollfeld eines Flughafens. Der kann in Köln/Bonn, Düsseldorf, Frankfurt oder Amsterdam sein. Die Dienstleistung gilt genauso in umgekehrter Richtung: Vom Rollfeld zum Empfänger. „Große Speditionskonzerne wie UPS oder Schenker beauftragen uns als Spezialisten. Wir sind deren verlängerte Werkbank“, sagt Geschäftsführer Jörg Zimmermann. Bereits Mitte der 90er Jahre erkannte Zimmermann, Speditionskaufmann in der vierten Generation, diese Nische im Markt der Logistik. Damals war er in Hennef für die Spedition Albert Klink GmbH tätig, gegründet 1951 von seinem Urgroßvater. „Große Speditionen suchten ein Nahverkehrsunternehmen, das sich mit den besonderen Ansprüchen an die Luftfracht auskennt“, erzählt Zimmermann, der am 1. Dezember 1996 die KlinkCARGO GmbH gründete. Geplant war, dass beide Unternehmen Synergien nutzen. Die Albert Klink GmbH jedoch meldete 2014 Insolvenz an. Fracht soll nicht in die Luft gehen KlinkCARGO hingegen hat sich am Markt behauptet. Das Unternehmen transportiert alles, was ins Flugzeug passt. Auf den 5.500 Quadratmeter großen Lager- und Umschlagflächen stapeln sich Fässer, Kartons und Kisten aus Holz, Pappe und Metall in allen Größen. Darin Schmierfette für Georgien, » „Wir wollen, dass die Fracht gut fliegt. Nicht, dass sie in die Luft geht.“ Jörg Zimmermann, Geschäftsführer KlinkCARGO GmbH Alukoffer für China, Autozubehör für die Schweiz oder Kalender für Brasilien. Auch eine 8,50 Meter lange Straßenlaterne lagerte schon in einer der Hallen. Jörg Zimmermann: „Wir transportieren Gemischtwaren.“ Die Wirtschaft Februar 2016 23 REPORTAGE Die Ausfuhrpapiere müssen stimmen, die Zollformalitäten eingehalten werden - erst dann wird die Fracht, besonders gesichert, auf den Weg gebracht. Knapp 40 Mitarbeiter sind rund um die Uhr tätig, von Sonntagnacht bis Samstag früh. Sie sind nach den Sicherheitsvorschriften des Luftfahrtbundesamtes und der International Air Transport Association (IATA) geschult. Ein Team kümmert sich allein um die Zollformalitäten, die unendliche Variationen bieten – je nachdem, wo die Fracht hin soll, wo sie produziert wurde oder wo sie die EU verlässt. Partnerunternehmen ergänzen den festen Mitarbeiterstamm. Sie bilden den Fuhrpark und fahren je nach Notwendigkeit Kleinbus, Hebebühnenfahrzeug oder Sattelzug. Alle Fahrer sind Jörg Zimmermann (Mitte, rote Krawatte) mit Teilen seines KlinkCARGO -Teams KlinkCARGO GmbH – Zahlen und Fakten Gründungsjahr: 1. Dezember 1996 Sitz: 53842 Troisdorf Gründer und Geschäftsführender Jörg Zimmermann Gesllschafter: Mitarbeiter: ca. 40 Branche:Logistik Kerngeschäft: Handling und Trucking von Luftfracht am Boden www.klinkcargo.de 24 Die Wirtschaft Februar 2016 Kunden: Konzernspediteure, regionale Maschinenbauunternehmen Besondere Unternehmen aus der Region In unregelmäßigen Abständen stellen wir in „Die Wirtschaft“ besondere Unternehmen mit dem „etwas anderen Produktportfolio“ oder außergewöhnliche Standorte vor. REPORTAGE sicherheitsgeschult, Sorgfalt muss sein. Je nach Gefahrgut reicht bereits ein winziger Schaden an der Verpackung, um den Transport im Flugzeug abzulehnen. „Bei einem Kratzer im Lack eines Behälters mit selbstentzündlichen oder ätzenden Stoffen bleibt die Fracht am Boden“, sagt Thomas Fritz, verantwortlich für Marketing und Sales. „Es könnte zu Korrosionen kommen, das Risiko ist einfach zu hoch.“ Jörg Zimmermann formuliert es anders: „Wir wollen, dass die Fracht gut fliegt. Nicht, dass sie in die Luft geht.“ Rückwärts zur Antonow Es kommen auch Kundenwünsche, die Jörg Zimmermann selbst nach 30jähriger Erfahrung überraschen. Wie die Bitte eines Kunden, am Flughafen Köln/Bonn die Verladung einer Reinigungsanlage auf dem Weg nach Südkorea zu überwachen und zu dokumentieren. Die Anlage war in den Niederlanden gebaut worden, um Sand und Wasser von Öl zu trennen. Ihr Warenwert: Knapp 900.000 Euro. Flugkosten: Etwa ebenso hoch. Zimmermann besprach sich mit Lagermeister Michael Ages, wer die Aufgabe übernehmen könne. Ages trocken: „Das ist Chefsache.“ Also fuhren beide zusammen zum Flughafen Köln/Bonn. Dort rollte die fünf Tonnen schwere Reinigungsanlage auf einem überbreiten Spezialtransporter an. Ausgestattet mit Rundumbeleuchtung und Warnkennzeichen brachte der Transporter die kostbare Fracht in einer Kiste bis aufs Rollfeld. Ziel: Ein russisches Flugzeug der Marke Antonow. Rückwärts tastete der Lkw mit Sattelauflieger sich an die Ladeluke heran. Die Flugzeugcrew hob die Kiste mit Hilfe eines bordeigenen Krans in den Frachtraum. „Das alles ging bemerkenswert schnell“, sagt Jörg Zimmermann, der sich auch an Bord vergewisserte, dass die Ladung gut gesichert sei. „Der Flieger kam pünktlich um 11:30 Uhr, um 14:15 Uhr waren wir fertig.“ Ursula Katthöfer, freie Journalistin, Bonn Anhänger-, LKW-, Scheren- und selbstfahrende Arbeitsbühnen von 7,8 m bis 31 m Arbeitshöhe Fahrzeughalle: Am Kreuzeck 2c 53757 Sankt Augustin Tel.: 0 22 41 / 92 49 40 Fax: 0 22 41 / 92 49 42 www.hublift-wasser.de Die Wirtschaft Februar 2016 25
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