42020 – KE1/ 42021 – KE2 – Bullwhip-Effekt Beschreiben Sie das Phänomen des Bullwhip-Effekts! Der Bullwhip-Effekt, auch Peitschen-Effekt genannt, beschreibt das Problem einer Nachfrageverzerrung und -aufschaukelung, das z.B. infolge dezentraler Absatzplanungen, ungenauer Prognosen, Überbestellungen bei Lieferengpässen oder Kapazitätsrestriktionen in unternehmensübergreifenden Supply Chains auftreten kann. Aufgrund von Unsicherheiten der eigenen Lieferfähigkeit erhöhen Unternehmen ihre Lagerbestände, wenn ihnen relevante Informationen über die Nachfrage der Endkunden fehlen. In den überschüssigen Lagermengen wird für eine unbestimmte Zeit Kapital gebunden und darüber hinaus entstehen unnötige Lagerhaltungskosten. Die Lagerbestände können erst dann wieder reduziert werden, wenn den Unternehmen neue Aufträge vorliegen. Dadurch werden deren Produktionsmengen von der Endkundennachfrage entkoppelt. Ausgehend von den Bestellmengen der Endkunden beim Handel wird die Entkopplung der Produktionsmengen über die Hersteller bis zu den Lieferanten und Vorlieferanten immer stärker. Saisonale Effekte, kumulierte Sammelbestellungen, die kostengünstige Bildung von großen Losgrößen und Schwächen in der Prognose von Nachfrageverläufen verstärken die Nachfrageverzerrungen zusätzlich. Je länger die SC ist und je unzureichender die Zusammenarbeit der SC-Partner koordiniert wird, desto höher fällt der Bullwhip-Effekt aus. Desweiteren entsteht der Bullwhip-Effekt durch hohe Bestllfixkosten und günstigen Preisen für volle LKW-Ladungen und periodisch laufenden MRP-Systemen. Auch kann der Bullwhip-Effekt durch die Verkaufspraktik eines Vertriebsmitarbeiters entstehen, der zu bestimmten Zeitpunkten anhand der Verkaufszahlen bewertet wird und ‚kurz vor Ende‘ des Monats unnötig hohe Bestellungen zur Erfüllung der Quote auslösen. Ó Nicole Schlusen/ Paul Bößhar/ Rolf Baumanns SS 2010 Seite 1 42020 – KE1/ 42021 – KE2 – Bullwhip-Effekt Wie können Nachfrageprognosen in der Supply Chain dazu beitragen, den Bullwhip-Effekt zu reduzieren? Das Grundproblem des Bullwhip-Effekts besteht darin, dass die einzelnen Unternehmen in der Supply Chain aufgrund von Unsicherheiten der eigenen Lieferfähigkeit ihren Sicherheitsbestand erhöhen, wenn ihnen relevante Informationen über die Nachfrage der Endkunden fehlen. Dies hat zur Folge, dass unnötig hohe Investitionskosten und überflüssige Kapitalbindungskosten entstehen. Die zukünftige Nachfrage nach einem Produkt soll durch eine Prognose der Endkundennachfrage möglichst genau vorhergesagt werden, es gilt also, die Differenz zwischen den prognostizierten Nachfragen und den tatsächlich realisierten Verkäufen zu minimieren. Neben der Prognose der Nachfrage des Endabnehmers sollten aber auch für die einzelnen Wertschöpfungsstufen die Nachfragen prognostiziert werden, da auch auf den verschiedenen Wertschöpfungsstufen Unsicherheit über die nachgefragten Mengen des jeweiligen Abnehmers besteht. Auch sollten die Vorhersage-Methoden vereinheitlicht werden, denn selbst bei identischen Grunddaten führen verschiedene Vorhersage-Verfahren zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ó Nicole Schlusen/ Paul Bößhar/ Rolf Baumanns SS 2010 Seite 2
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