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PRESSEINFORMATION
LIQUID IDENTITIES – LYNN HERSHMAN LEESON
Identitäten im 21. Jahrhundert
Laufzeit: 27. Februar bis 5. Juni 2016
LIQUID IDENTITIES – LYNN HERSHMAN LEESON
Identitäten im 21. Jahrhundert
„In Wirklichkeit aber ist kein Ich, auch nicht das naivste, eine Einheit, sondern eine höchst
vielfältige Welt, ein kleiner Sternenhimmel, ein Chaos von Formen, Stufen und Zuständen,
von Erbschaften und Möglichkeiten.“ (Herman Hesse, „Der Steppenwolf“)
Lynn Hershman Leeson ist eine der international einflussreichsten Medienkünstlerinnen. In
der Ausstellung „Liquid Identities“ tritt ihr Werkkosmos erstmals in Wechselbeziehungen zu
Arbeiten von Cindy Sherman, Sophie Calle, Laurie Simmons, Mike Kelley und Paul Thek, die
sich in ihrem Werk mit dem Thema der „flüssigen“, sich in Bewegung befindlichen,
Identitäten beschäftigen. Auch auf die jüngere Künstlergeneration hat das Werk Hershman
Leesons eine nachhaltige Wirkung, wie ausgewählte Arbeiten von Aram Bartholl und Sidsel
Meineche Hansen zeigen. Für Museumsdirektorin Söke Dinkla liegt die kunsthistorische
Bedeutung Lynn Hershman Leesons vor allem darin „dass sie in einer Zeit, in der die noch
neue digitale Technologie die Kunstwelt spaltete, ihre ästhetischen Potentiale nicht nur
erforschte, sondern mit großer Weitsicht eine Kritik ihrer gesellschaftlichen Wirkungen
formulierte.“
Bereits in ihren ersten Skulpturen, Installationen und Performances beschäftigt sich
Hershman Leeson mit Themen der Identitätspolitik. Neue Repräsentationsformen und
Kommunikationswege im Internet geben uns die Möglichkeit, in immer neue Rollen zu
schlüpfen und selbst geschaffene Identitäten anzunehmen, die Alternativen zu unserer
„wirklichen“ Identität sind. Was ist wirklich, was fiktiv und was macht unsere Identität heute
aus? „Dies ist ohne Zweifel ein sehr komplexes Thema, weshalb viele der gezeigten Werke
zur Interaktion einladen […]. Damit sind insbesondere auch junge Menschen angesprochen,
die wir für die Medienkunst begeistern wollen.“, bemerkt Kulturdezernent Thomas
Krützberg.
Die Ausstellung „Liquid Identities“ gibt einen umfassenden Einblick in das Werk der Pionierin
Lynn Hershman Leeson und präsentiert ihre wegweisenden Werke der letzten fünfzig Jahre:
Von Skulpturen, Fotografien und Rauminstallationen bis hin zu interaktiven und
netzbasierten Arbeiten zeigt die Ausstellung, wie sich unsere Vorstellung von Identität auch
unter dem Einfluss der Biotechnologien verändert. „Dabei ersetzen technische Elemente
Körperteile, künstliche Intelligenzen kommunizieren mit den BesucherInnen und die
Auswirkungen von Genanalyse und Genmanipulation auf unsere Identität wird verhandelt“,
erklärt Kuratorin Ronja Friedrichs.
In ihren jüngsten Werken arbeitet Hershman Leeson nicht nur mit aktuellen
Massenkommunikationsmedien wie Smartphones, sondern untersucht auch jüngste
wissenschaftliche Entwicklungen aus der regenerativen Medizin und der Genforschung. Nach
Künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence) wird das Künstliche Leben (Artificial Life) zu
einem wichtigen Thema in ihrem Werk. „Das Problem daran heutzutage Mensch zu sein, ist,
dass die Zukunft unserer Spezies gerade in einem harten Kampf mit der Evolution
ausgefochten wird. Mit unserem Eintritt in das Zeitalter genetischer Mutation stehen das
Wesen und die Identität unserer DNA und unserer Menschlichkeit selbst auf dem Spiel.“,
erläutert die Künstlerin.
Das Lehmbruck Museum präsentierte bereits 1997 Lynn Hershman Leesons frühes
Schlüsselwerk „Lorna“ (1979-84) in der ersten musealen Ausstellung interaktiver, digitaler
Kunst „InterAct!“. Eine der bedeutendsten interaktiven Installationen der Künstlerin „Room
of One’s Own (1993) ist seit dem Jahr 2000 Teil der Sammlung des Lehmbruck Museums.
Damit übernimmt das Duisburger Museum eine Pionierrolle in der Ausstellung und
Bewahrung digitaler Kunst.
Die Ausstellung „Liquid Identities. Lynn Hershman Leeson“ entsteht im Rahmen einer Kooperation, basierend auf der
Ausstellung „Lynn Hershman Leeson. Civic Radar“ – eine Produktion des ZKM |Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Karlsruhe.
Gefördert durch die Kunststiftung NRW, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NordrheinWestfalen und die Sparkasse Duisburg
KURZBIOGRAFIE LYNN HERSHMAN LEESON (*1941)
Lynn Hershman Leeson studierte zunächst an der Case Western Reserve University in
Cleveland und anschließend an der San Francisco State University. Von 1993 bis 2004 war sie
Professorin für Elektronische Künste an der University of California in Davis, wo sie noch
immer Emeritus ist, bevor sie einen Lehrstuhl am San Francisco Art Institute annahm. Sie
hatte außerdem die A.D. White Professur an der Cornell University inne und ist
Gastkünstlerin an der New School for Social Engagement. Im Laufe der Jahre hat Hershman
Leeson zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, so wurde ihr unter anderem 1995
der Siemens Medienkunstpreis durch das ZKM verliehen und 2010/11 der DAM Digital Art
Award (DDAA). Ihre Arbeiten wurden weltweit in mehr als 200 großen Ausstellungen gezeigt
und befinden sich in den Sammlungen namhafter Museen u.a. dem Museum of Modern Art
in New York, der Tate Modern in London oder dem San Francisco Museum of Modern Art.
Sie lebt und arbeitet in San Francisco, USA.
ABBILDUNGEN ZUR AUSSTELLUNG „LIQUID IDENTITIES“
(Alle Abbildungen zum Download auf www.lehmbruckmuseum.de unter „Presse“ und auf unserer
pr.co Seite unter: http://lehmbruckmuseum.pr.co/)
Lynn Hershman Leeson, Reach, 1986,
Foto/©: Lynn Hershman Leeson
Lynn Hershman Leeson, Roberta Breitmore
Construction Chart#1, 1975, C-Print, ©Lynn
Hershman Leeson, Slg. Lehmbruck Museum
Cindy Sherman, Untitled Film Still #2, 1977,
Silbergelatine, ©Cindy Sherman, Metro Pictures,
Slg. Kunstmuseum Wolfsburg
Lynn Hershman Leeson, The Infinity Engine,
2015, Modern Art Oxford, Foto: Andy Stagg,
© Lynn Hershman Leeson
Lynn Hershman Leeson, CyberRoberta, 19951998, Fotograf: Henning Rogge, Deichtorhallen
Hamburg, © Lynn Hershman Leeson,
Slg. Falckenberg
Lynn Hershman Leeson, TV Legs, 1985, ©/Foto:
Lynn Hershman Leeson
Alle Fotos sind urheberrechtlich geschützt und nur zur Berichterstattung über die Ausstellung
freigegeben. Wir bitten um vollständige Nennung des Bildnachweises.
BEGLEITPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
Ab dem 27. Februar 2016
Fotowettbewerb: Ich. Oder wer? Auf der Suche nach mir.
Parallel zur Ausstellung „Liquid Identities – Lynn Hershman Leeson. Identitäten im 21. Jahrhundert“
laden wir junge Menschen ein, uns ihr Bild von sich zu schicken. Keine einfachen Selfies! Zeigt uns
Euch mit Euren Vorlieben, Wünschen, Sehnsüchten, Ideen. Zeigt uns Euch. Oder „wen“ auch immer
in Euch.
Teilnahmealter: 12 – 18 Jahre
Infos zum Wettbewerb ab 27. Februar unter http://www.lehmbruckmuseum.de
28. Februar 2016, 15 Uhr
Lynn Hershman Leeson im Künstlergespräch
Mit Dr. Söke Dinkla und Ronja Friedrichs
8. März 2016, 17 Uhr
Sonderführung zum Weltfrauentag
Mit Thomas Buchardt
Der Eintritt beträgt 5€ pro Person
19. März 2016, 15 Uhr
Kuratorinnenführung. Speziell für Frauen und zum Weltfrauentag.
Männer sind willkommen!
Eine Veranstaltung mit dem Frauenbüro der Stadt Duisburg
28. März 2016, 11.30 Uhr
Filmvorführung Strange Culture (USA 2007), ein Film von Lynn Hershman Leeson
Strange Culture behandelt den Fall des Künstlers und Professors Steve Kurtz. Aufgrund seiner
Forschungen mit genmanipulierten Lebensmitteln wurde Kurtz nach dem Tod seiner Frau 2004 des
Bioterrorismus‘ verdächtigt. Obwohl er öffentlich nicht über diesen Fall sprechen durfte, schafft
Hershman Leeson mit Tilda Swinton und Thomas Jay Ryan in den Hauptrollen eine eindrucksvolle
Interpretation seiner wahren Geschichte.
28. März – 1. April 2016, jeweils 10 – 14 Uhr
Museumsspaß: Fotoworkshop „ICH – DU – ICH“
Mit Katharina Nitz
Portraits – Collagen – Übermalungen – Bemalungen – Leuchtobjekt → bring deinen digitalen
Fotoapparat oder dein Handy mit Kamera mit. Schau, wer du bist oder wie du sein möchtest, und
verwandele dein ICH.
Teilnahmealter: 10 – 14 Jahre
Anmeldung erforderlich, Unkostenbeitrag 50 Euro
7. April 2016, 19 Uhr
plastikBAR: Die biomediale Schwelle
Vortrag Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Professorin für Medientheorie am Institut für Künste und
Medien der Universität Potsdam
Mit dem Begriff der "biomedialen Schwelle" soll auf den Umstand aufmerksam gemacht werden,
dass Medien längst ihre instrumentell-technische Dimension überschritten und, wie es etwas
pathetisch formuliert werden kann, begonnen haben, sich in das Leben selbst einzuschreiben.
(Medien-)technologien sind nicht nur überall und elementar; sie bilden vor dem Hintergrund dieser
Sehweise eine neue – intensive – Verschränkung von Information und biologischer Materialität, die
die Bewegung der Körper je spezifisch choreographiert.
17. April 2016, 11.30 Uhr
Kuratorinnenführung
30. April 2016, 15 Uhr
Heldinnen – Ein Videonachmittag
Kuratiert von Dr. Renate Buschmann, Stiftung imai, Düsseldorf
Das Image des Helden ist seit der Antike bekannt und wird bis heute in Film, Fernsehen und Comic
kultiviert. Doch wie tritt das weibliche Pendant, die Heldin, auf? Videokünstlerinnen haben sich seit
den 1970er Jahren mit der medialen Darstellung des Weiblichen beschäftigt und in ihren Werken
ebenso stereotype Geschlechterrollen hinterfragt wie die Stärke des Weiblichen neu bestimmt.
Mit Werken u.a. von Dara Birnbaum, Lydia Schouten, Ulrike Rosenbach und Johanna Reich.
12. Mai 2016, 19 Uhr
plastikBAR: Lynn Hershman Leeson -Abend: Filmvorführung HER (USA 2013),
ein Film von Spike Jonze
Das Schaffen von künstlichen Intelligenzen steht im Mittelpunkt von Hershman Leesons Werk. Doch
was wäre, wenn man sich in eine künstliche Intelligenz verlieben würde? Das wunderbare
romantische Drama Her stellt sich genau diese Frage. Dietmar Roth zum Film: „Das Herz ist ein
einsamer Rechner. Hollywood schreibt unsere Gefühlsgeschichte weiter: Der oscarprämierte Film
Her von Spike Jonze erzählt die nächste Zivilisationsstufe als unheimliche Liebe zwischen Mensch und
Computerprogramm.“ (FAZ, 2014)
29. Mai 2016 11.30 Uhr
Kuratorenführung und Künstlerinnengespräch
Mit Ulrike Rosenbach
Die Künstlerin Ulrike Rosenbach (*1943) gehört zu den wichtigsten deutschen Medienkünstlerinnen.
Seit den 1970er Jahren laden ihre teilweise rebellischen Werken zur Auseinandersetzung mit der
Rolle der Frau in der Gesellschaft ein. Im Lehmbruck Museum berichtet Ulrike Rosenbach über ihre
künstlerische Praxis, die parallel zu dem Schaffen der amerikanischen Künstlerin Lynn Hershman
Leeson (*1941) die Medienkunst geprägt hat.
Die Teilnahme an der plastikBAR kostet pro Person 9 Euro inklusive Begrüßungsgetränk (erm. Eintritt
für Schüler, Studenten, Azubis 5 Euro). Falls nicht anders erwähnt, wird für die Teilnahme an
Sonderführungen zusätzlich zum regulären Eintrittspreis ein Betrag von 2 Euro pro Person erhoben.
Für weitere Informationen und Anmeldung wenden Sie sich bitte an die Kunstvermittlung unter
[email protected], Tel: +49 (0)203 283 – 2195