Eine goldene Ernte - Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam

Goldene Ernte
Auf dem Klosterhof lebt
die Weinbautradition
Traum Eigenheim
Was eine gute Planung
ausmacht
Künstlerische Freiheit
Kunst- und Kulturszene
im Oranienwerk
Das Magazin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse
November 2015
Choreografie
fürs Leben
Wie Sven Seeger mit RokkaZ e. V.
junge Menschen fördert.
www.mbs.de
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Ab 6. November
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DIE VILLA Berlin by Ulrich Stein
www.ulrichstein.com
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Douglasstraße 9
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14193 Berlin-Grunewald
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(030) 965 967 69
facebook.com/villa.berlin
WILLKOMMEN BEI SANS SOUCI
HEIMATGEFÜHLE
20
Teamgeist beim
Hip-Hop.
30
24
IDEEN VERWIRKLICHEN
Künstler und Kreative
im Oranienwerk.
Weinanbau auf
dem Klosterhof.
Alles auf Anfang
Etwas Neues wagen: Jeden Tag starten Brandenburgerinnen und
Brandenburger mit ihren ganz persönlichen Projekten. Das Paar,
welches sich für den Bau eines Eigenheims entschließt. Der Geschäftsführer des Filmparks Babelsberg, den sein Erfolg anspornt, neue Ideen
zu entwickeln. Die Familie, die mit Herzblut eine Weinbautradition
wiederbelebt. Oder auch der Unternehmer, der in einem verfallenen
Kaltwalzwerk einen Ort für Kreative erkennt. Folgen Sie uns durch diese
Ausgabe von sans souci und spüren Sie die Energie in unserer Heimat.
Wie immer freuen wir uns auf den Dialog mit Ihnen – ob persönlich, in
unserem Blog (mbs.de/blog) oder auf Facebook (facebook.com/mbs.de).
Cover: Georg Roske Fotos: Georg Roske, Malte Jäger, Anne Schönharting
Ihre Mittelbrandenburgische Sparkasse
05 Kommentar von Andreas Schulz
Über den Zinstellerrand hinaus.
06 Stumme Zeitzeugen
Bemerkenswerte Bäume in Brandenburg.
08 Ganz zu Ihrem Vergnügen
Veranstaltungen in der Region.
Lebenswerte
10Eigenheim statt Miete
Was Sie beim Erwerb einer Immobilie
beachten sollten.
15Heiße Auszeit
Thermal- und Erlebnisbäder für die kalte
Jahreszeit.
16Trends, Fakten und Zahlen
Neuigkeiten rund um Finanzen,
Geldanlagen und die MBS.
18Nachgefragt
Experten beantworten Leserfragen.
Impressum
Herausgeber
Mittelbrandenburgische Sparkasse in
Potsdam
Saarmunder Straße 61, 14478 Potsdam
Vorstand
Andreas Schulz (Vorsitzender), Bernward
Höving, Uwe Borges, Gerhard Zepf
V. i. S. d. P.
Robert Heiduck
[email protected]
Objektleitung MBS
Daniela Toppel
Chefredaktion
Alexander Tarelkin
Projektmanagement
Annika Tietke
Konzept, Redaktion & Gestaltung
C3 Creative Code and Content GmbH
Heiligegeistkirchplatz 1, 10178 Berlin
Tel. 030/44032-0, www.c3.co
Heimatgefühle
04Geht nicht gibt’s nicht
Friedhelm Schatz über den Filmpark
Babelsberg und seine weiteren Ideen.
Gestaltung
Katrin Gruber, Moreen Grützmacher
Bildredaktion
Simone Gutberlet (Ltg.), Anna Bianchi
Anzeigenverkauf
Sebastian Veit
C3 Creative Code and Content GmbH,
[email protected]
Druck
DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH;
gedruckt am Produktionsstandort Wustermark
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur unter Angabe des Herausgebers gestattet. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Informationen
wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt.
Trotzdem kann die Redaktion keine Gewähr für deren Richtigkeit
übernehmen. Insbesondere stellen Aussagen zu Wertpapieren und
Entwicklungen von Kapitalmärkten keine Beratung durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam dar.
20Taktvoller Umgang
Beim Tanzen fürs Leben lernen.
Lebenswelten
24Eine goldene Ernte
Auf dem Klosterhof wird die Weinbau­
tradition fortgeführt.
30Künstlerischer Spielraum
Im Oranienwerk wächst eine lebendige
Kunst- und Kulturszene.
34Weißes Gold im Grünen
Produktdesignerin Cora Gebauer über
Porzellan und ihr Leben in Gottsdorf.
sans souci im Herbst 2015
I 3 HEIMATGEFÜHLE
Friedhelm Schatz und
Redakteurin Samira
Suweidan auf den Spuren
des DEFA-Indianerfilms
GEHT NICHT GIBT’S NICHT
I
n den Filmstudios Babelsberg geben
sich internationale Stars die Klinke
in die Hand. Einer von ihnen: Steven
Spielberg, der in Potsdam jüngst seinen aktuellen Film „Bridge of Spies“
drehte. Wer hier Filmluft schnuppern
möchte, muss aber kein berühmter Regisseur sein. Gleich nebenan, im Filmpark Babelsberg, können Besucher echten Maskenbildnern über die Schulter
blicken oder in einer original Filmkulisse
hautnah eine U-Boot-Notfallsimulation
erleben. Der Vergnügungspark ist Teil
der 46 Hektar großen Medienstadt, in
der heute rund 100 Institutionen und
Unternehmen tätig sind.
Vieles davon war noch Zukunftsmusik,
als Friedhelm Schatz 1993 dazustieß.
Nach der Abwicklung der DEFA mussten
neue Konzepte her – und Köpfe, die sie
4 I
sans souci im Herbst 2015
umsetzten. Der geplante Eventbereich
war eine Herausforderung, die Schatz sofort lockte. „Ich wollte etwas völlig Neues
machen“, erinnert er sich. „Irgendetwas,
bei dem andere sagen: Das ist schwierig,
das geht nicht.“ Aber es ging. Er entwickelte einen Park nach dem Vorbild der
Universal Studios in Hollywood. Austauschbare Attraktionen? Für Schatz
undenkbar. Die Aura der 100-jährigen
Geschichte des Standorts mit Größen wie
Fritz Lang oder Marlene Dietrich sollte
unbedingt spürbar bleiben. Mit diesem
Ziel hat er bis heute liebevoll einzelne
Traumwelten zusammengestellt. Zum
Beispiel die Vulkanarena, in der aufregende Stuntshows gezeigt werden. Entworfen hat Schatz sie selbst, auf einer
Serviette, während eines Rückflugs von
den Universal Studios. Ihre Wirkung ver-
fehlen die Shows auch in Zeiten des 3-DKinos nicht. „Vielleicht gerade weil alles
so digital geworden ist“, vermutet Schatz.
Was er Filmfans allerdings nicht bieten
kann: einen Blick auf die Hollywoodstars
in den Studios nebenan, die lieber ungestört bleiben möchten. Aber Schatz wäre
nicht Schatz, wenn er nicht stattdessen
schon das nächste Highlight planen würde. „Es wird ein Themenhotel geben“,
verrät er. „Mit einem Nosferatu-Zimmer
und einer Miss-Piggy-Suite.“ Etwa Schlafen im Sarg und gebratener Speck zum
Frühstück? Wir sind gespannt. Eines ist
jedenfalls klar: Besucher des Filmparks
Babelsberg dürfen sich wohl auch in Zukunft immer auf abwechslungsreiche
Unterhaltung freuen.
è Mehr unter: filmpark-babelsberg.de
Foto: Nikolai Ziener
Geschäftsführer Friedhelm Schatz hat den Filmpark Babelsberg in Potsdam vor 20 Jahren aufgebaut –
und treibt seither den Standort mit immer neuen Ideen und Projekten voran.
HEIMATGEFÜHLE
Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes
Über den
Zins­teller­rand
hinaus
Illustration: Roland Vorlaufer
D
ie Finanzkrise und ihre Folgen
haben uns eine Reihe von
Absonderlichkeiten beschert.
Eine, die sicher die meisten von
uns umtreibt, wenn wir auf unsere Kontenabrechnungen schauen, sind die
gegenwärtigen Minizinsen. Kreditnehmer jubeln, Sparer sind frustriert. Wenn
Notenbanken auf der ganzen Welt die
Märkte mit Milliarden und Abermilliarden frischen Geldes fluten, dann sorgt
dies nach den Regeln von Angebot und
Nachfrage für einen unglaublich niedrigen Preis. Wir sehen dies an einem nie
gekannten Zinsniveau. Auch wenn alle
Bürgerinnen und Bürger unseres Landes als Steuerzahler davon profitieren,
dass der Fiskus Milliarden an Zinszahlungen spart, lässt sich nicht bestreiten, dass ein Teil dieser Einsparungen
zulasten der Sparerinnen und Sparer
erfolgt. Was aber meiner Ansicht nach
schwerer wiegt, ist die Auswirkung der
niedrigen Zinsen auf die Sparneigung
in der Bevölkerung: Wer derartig zum
Konsum aufgefordert wird, verlernt das
Sparen. Was aber heute unterbleibt,
kann morgen kaum aufgeholt werden.
Eigentlich erfordert diese Phase sogar
den umgekehrten Effekt: Sind die
Zinsen historisch niedrig, müsste die
Sparanstrengung erhöht werden …
Über diese Gemengelage kann man
sich zu Recht empören. Dass das den
eigenen Finanzen wenig bringt, sollte
jedoch klar sein. Ob es uns gefällt oder
nicht: Wir alle müssen unsere persön-
„Wer derartig zum Konsum aufgefordert
wird, verlernt das Sparen.“
lichen Anlagestrategien nüchtern den
Gegebenheiten anpassen. Da wir unterschiedliche Mentalitäten, Bedürfnisse
und Ziele haben, gibt es hier keine
Patentrezepte. Jede Kundin, jeder Kunde erwartet natürlich völlig zu Recht
eine individuelle Anlageempfehlung.
Gleichwohl stellt sich die Frage nach
der richtigen Strategie in der Niedrigzinsphase jedem von uns. Angesichts
der im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften auffallend niedrigen Aktienquote von um die sieben
Prozent erscheint es in dieser Situation
meiner Ansicht nach geboten, das Risikopapier Aktie stärker ins Blickfeld zu
nehmen. Als Sachwerte bieten Aktien
zudem Vorteile, wie sie ansonsten nur
Immobilien besitzen, die ihrerseits in
letzter Zeit jedoch teils deutlich im Wert
angezogen haben. Gleichzeitig gelten
Aktien als noch moderat bewertet.
Auch wenn aus uns Deutschen vermutlich nie ein Volk von Aktionären wird,
sind es die einer Geldanlage in Aktien
immanenten Chancen trotz unbestreitbarer Risiken, die einigen von uns eine
nähere Betrachtung wert sein sollten,
und sei es als kleine Beimischung.
Vor allem wer über einen längeren
Anlagehorizont verfügt, etwa im Hinblick auf die Altersvorsorge, sollte sich
angesprochen fühlen – für sich selbst
oder aber für die Kinder oder Enkel.
Da auf Fondsbasis auch monatliche
Beträge möglich sind, ist Aktiensparen
keineswegs nur etwas für Reiche, zumal
auf diese Weise die stets möglichen
Kursrückschläge leichter aufgefangen
werden können. Und so macht es sich
dann langfristig bezahlt, über den
Tellerrand hinausgeguckt zu haben.
sans souci im Herbst 2015
I 5 Zeitzeugen
In Brandenburg gibt es zahlreiche bemerkenswerte Bäume. Viele alte Exemplare findet
man beispielsweise im Biosphärenreservat
Spreewald (siehe Foto). Sechs Menschen
braucht es, um den dicksten Baum mit
über zehn Metern Umfang zu umfassen:
Die Stieleiche in Beeskow trägt den Titel
„Brandenburger Baumriese 2015“. Ein wahrer
Methusalem hingegen ist die 1.000-jährige
Stieleiche im Schlosspark Sacrow. Äpfel
ernten kann man an einer der ältesten Obstbaumalleen, die 1804 bei Tempelberg, in der
Nähe von Fürstenwalde, angelegt wurde. In
der Nähe des Zenssees wiederum findet man
ein Riesen: Über 51 Meter hoch ist die dort
stehende Douglasie. Unser Tipp: Besuchen
Sie doch mal beim nächsten Heimatausflug
einen dieser Zeitzeugen und halten Sie einen
Moment inne. Mehr interessante Fakten zu
Brandenburgs Bäumen siehe auch Seite 16.
Foto: Glowimages / ImageBROKER RM
HEIMATGEFÜHLE
GANZ ZU IHREM
VERGNÜGEN
Die Empfehlungen der Redaktion für
erlebnisreiche Stunden in Berlin und Brandenburg
1
Beelitz-Heilstätten Ganzjährig Als Erster seiner Art in
Brandenburg eröffnet der Baumkronenpfad „Baum &
Zeit“ faszinierende Perspektiven. Bis zu 23 Meter hoch,
spannt er sich unter anderem über eine riesige bewalde­
te Ruine. Auf 320 Metern Länge nimmt er Besucher mit
auf eine Reise in die Zeit, als die Beelitzer Heilstätten
eine der bedeutendsten Lungenheilanstal­ten Deutschlands waren. Der circa 36 Meter hohe Aussichtsturm
ermöglicht einen Rundumblick auf den verwunsche­nen
Glanz dieses magischen Ortes. è baumundzeit.de
2
Geschenkesuche
Oranienburg 4. bis 6. Dezember Bereits zum siebten
Mal versetzt der Weihnachtsgans-Auguste-Markt auf dem
Schlossplatz Oranienburg die Besucher in Weihnachtsstimmung. Dafür sorgen unter anderem Musik, Geschenkartikel
und jede Menge Leckereien. Das Wahrzeichen Auguste
ist selbstverständlich auch dabei: sowohl in natura samt
rotem Strickpulli als auch als 3-D-Auguste mit Tausenden
LED-Leuchten, die vom Schlossbalkon aus erstrahlt.
è oranienburg.de
8 I
sans souci im Herbst 2015
Fotos: Ralf Hirscherberger/dpa picture alliance, PR (2), mauritius images/Alamy, Martin Nowak/shutterstock, Georg Knoll/laif
Spaziergang in
Baumwipfeln
HEIMATGEFÜHLE
3
Unter Wölfen
5
Ab in die Kiste
Ferch November bis Dezember An
mehreren Abenden lädt die Fercher
Obstkistenbühne zum vorweihnachtli­
chen Musikprogramm ein. Die Gäste sind
dabei mehr als nur Zuschauer: Holzpanti­
nen dienen ihnen als Musikinstrumente,
mit denen sie die Künstler tatkräftig
unterstützen. Für Gemütlichkeit sorgt
ein Feldsteinkamin.
è fercherobstkistenbuehne.de
Groß Schönebeck 3. Januar Nachts im Wald? Davor muss keiner Angst haben
im Wildpark Schorfheide! Deutschlands größtes zusammenhängendes
Waldgebiet, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, kann Tag und Nacht
erkundet werden. Hirsche, Rehe, seltene Wild- und Haustierarten sind hier
heimisch. An diesem Abend erwartet die Besucher zunächst ein Buffet in der
Kräuterküche, bevor gemeinsam zu den Wölfen gewandert wird. Während der
Wolfsfütterung erfahren die kleinen und großen Nachtwanderer mehr über
die natürlichen Jäger des Waldes.
è wildpark-schorfheide.de
4
Benefizkonzert
Potsdam 28. November Das Jugendsinfonie­
orchester der Städtischen Musikschule Potsdam
„Johann Sebastian Bach“ und die Kinderchöre
von Potsdamer Schulen laden im Nikolaisaal
zu einem Benefizkonzert ein. Die Erlöse der
Veranstaltung kommen der Oberlinstiftung und
dem Kompetenzzentrum für Taubblinde zugute.
Ziel ist es, einen Sinnesgarten für taubblinde und
hörsehbehinderte Menschen zu gestalten.
è nikolaisaal.de
6
Hinauf zur Burg
Rabenstein/Fläming Ganzjährig Hoch über
dem Dorf Raben, umgeben von dichtem
Wald, liegt die Burg Rabenstein. Sie ist
eine der am besten erhaltenen Burgen in
Brandenburg. Galt sie zu früheren Zeiten
als uneinnehmbar, steht sie heute Besu­
chern offen: Vom 30 Meter hohen Berg­
fried aus bietet sich ihnen eine einmalige
Aussicht über den Hohen Fläming. Wer
möchte, kann dort übernachten oder
ritterlich speisen.
è burgrabenstein.de
sans souci im Herbst 2015
I 9 LEBENSWERTE
Abenteuer
Eigenheim
Wer wünscht sich
nicht, nie wieder
Miete zu zahlen?
Ein Traum, den viele
10
I sans souci im Sommer 2015
Brandenburger in
die Tat umsetzen.
LEBENSWERTE
EIGENHEIM
STATT MIETE
Mehr Platz und eine sichere Wertanlage für die Zukunft: Wohneigentum
bietet viele Vorteile. Doch der Traum von den eigenen vier Wänden benötigt
eine gute Planung.
E
in eigenes Haus ist für viele
Menschen ein Lebenstraum: Laut
Marktforschungsinstitut Forsa
würden mehr als 80 Prozent der
Deutschen gern im Eigenheim leben.
Dank niedriger Zinsen ist der Zeitpunkt
derzeit besonders günstig. Ein Baukredit
von 200.000 Euro mit zehnjähriger Zinsbindung wird mit weniger als zwei Prozent Zinsen pro Jahr belastet – ein Grund
mehr, nicht mehr zur Miete zu wohnen.
Dieses günstige Zinsniveau verschafft
Immobilienerwerbern die Möglichkeit,
mit einer um die ersparten Zinsen erhöhten Tilgung das Darlehen schneller
zurückzuführen. Ob Bauen oder Kaufen die bessere Alternative ist, hängt von
den individuellen Wünschen und Lebensumständen ab. Die einen möchten
eine Vorstadtvilla sanieren, die anderen
kaufen ein Haus auf dem Land oder eine
Wohnung in der Innenstadt. Gemein ist
ihnen, dass dem Einzug in das neue Zuhause oft turbulente Zeiten vorausgehen,
in denen starke Nerven gefordert sind.
„Unsere Kunden
stehen vor der
Herausforderung,
für Jahre zu
planen.“
Carsten Scheetz,
MBS-ImmobilienCenter Süd
Denn von der Idee am Küchentisch bis
zum Einzug mit Kind und Kegel ist es
meist ein langer Weg. Das Wichtigste ist
die Vorbereitung – vor allem im Hinblick
auf das Budget. „Überall lauern Kosten,
die man im Auge behalten muss“, sagt
Carsten Scheetz, MBS-ImmobilienCenter
Süd. „Zusatzkosten schrauben den Preis
in die Höhe, manchmal kommt es dann
zu bösen Überraschungen und zur Erkenntnis, dass zu knapp kalkuliert wurde.“ Dazu gehören auch vermeintliche
Nebenaspekte wie die Ausstattung der
Außenanlagen, beispielsweise Stellplätze oder Wegpflasterung. „Egal ob Hausbau oder Bestandsimmobilie, Wohnung
oder frei stehendes Eigenheim: Durch
gute Beratung und vorausschauende
Finanzplanung lassen sich Fehler vermeiden“, weiß Scheetz.
GLÜCK IM GRÜNEN
Wenn aus zwei Menschen eine Familie
wird, ändert sich häufig der Lebensmittelpunkt. Soll die Wohnung im Szenekiez
sans souci im Herbst 2015
I 11 Gute Planung
Der Weg zum Eigen­
heim muss gut
vorbereitet werden.
Expertenrat hilft über
Stolperfallen hinweg.
LEBENSWERTE
gegen das Haus am Stadtrand getauscht
werden? Eine so wichtige Entscheidung
will gut überlegt sein. Mieter bleiben flexibel in der Wahl ihres Wohnortes und
müssen sich über die Instandhaltung
des Hauses kaum Gedanken machen.
Streikt die Heizung oder muss das Dach
erneuert werden, ist der Vermieter verantwortlich. Für Menschen, die beruflich
oft umziehen und unabhängig bleiben
wollen, kann eine Mietwohnung eine
gute Lösung sein. Doch wer langfristig
am selben Ort bleiben will und einen
sicheren Arbeitsplatz hat, für den ist das
Eigenheim oft die bessere Wahl.
So wie für Anna-Sophia und Thomas
Nocke, die jetzt ihr zweites Kind erwarten. Sie entschieden sich für einen Hausbau, weil ihnen viel Platz zum Spielen
und Nähe zur Natur wichtig sind.
„Eine junge Familie mit einem Hauptverdiener muss sich klarmachen, dass
eine Immobilienfinanzierung teils deutlich teurer sein kann als die Miete für
ein vergleichbares Objekt“, sagt Carsten
Scheetz. Dazu kommen Grunderwerbsteuer, Notargebühren und weitere Kosten, die etwa 15,6 Prozent des Hauspreises ausmachen. „Dieses Geld geht bei
einem Wiederverkauf verloren“, so der
12 I
sans souci im Herbst 2015
Finanzexperte. Grundsätzlich gilt für
jeden, der ein Haus kaufen oder bauen
will: Seien Sie mit sich selbst ehrlich.
Schätzen Sie alle Kosten besser großzügig und realistisch ein. Ob sich für die
Finanzierung ein Hausbankkredit, ein
Förderdarlehen oder ein Bausparvertrag
empfiehlt, lässt sich am besten bei einer
persönlichen Beratung herausfinden.
Wer die Kosten durch Eigenleistungen
senken will, sollte vorher genau überlegen, wie viel „Muskelhypothek“ er wirklich leisten kann.
Doch was ist, wenn sich die Lebenssituation ändert? Auch für solche Fälle
gibt es Lösungen. So kann beispielsweise bei der MBS im Krankheitsfall oder
bei Familienzuwachs die Tilgung der
Raten für bis zu zwei Jahre ausgesetzt
werden. Bei Jobwechsel, Schwangerschaft oder Sabbatical kann somit die
Finanzierung sorgenfrei weiter bedient
werden. Ebenfalls bietet die MBS mit
ihren Verbundpartnern ein Komplett­
paket zur Absicherung des Immobilien­
erwerbs. Mindestens der Hauptverdiener
sollte beispielsweise seine Angehörigen für den Todesfall absichern. Auch
Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit sollten berücksichtigt werden.
„Bei der Planung
für die neue Immo­
bilie lohnt es sich,
den genauen Kos­
ten­rahmen frühzeitig zu definieren.“
Roland Woelk,
MBS-ImmobilienCenter Nord
43 m2
LEBENSWERTE
Wohnfläche
beträgt die durchschnittliche Wohnfläche
pro Kopf in Deutschland. In der selbst ge­
nutzten Immobilie sind es 47 Quadratmeter,
in Mietwohnungen nur 38 Quadratmeter.
Quelle: Statistisches Bundesamt
20 –30
Prozent
€
der Gesamtkosten sollte die
Höhe der finanziellen Eigen­
leistung bei der Verwirklichung
des eigenen Immobilientraums
betragen. Je höher der Eigen­
kapital-Anteil, desto geringer
die monatliche Belastung bzw.
schneller die Rückzahlung.
„My home is my castle, heißt es
doch immer. Wir bauen jetzt im
Stil eines Landschlösschens um.“
Marie und Lars Petzold,
verheiratet, zwei erwachsene Kinder
3.190
Eigentumswohnungen
wurden 2014 in
Brandenburg verkauft.
Davon 772 in Potsdam.
Quelle: Grundstücksmarktbericht 2014
In einem von
Haushalten leben drei
Generationen – also
Kinder, Eltern und
Großeltern – unter
einem Dach. Und nur
sechs Prozent der
70- bis 85-Jährigen
leben mit ihren Kindern
in einem Haushalt.
200
Quelle: Statistisches Bundesamt
Können Sie sich vorstellen, in den
eigenen vier Wänden zu wohnen?
Quelle: Süddeutsche Zeitung 2015
85 %
15 %
Auf gar keinen Fall
Auf jeden Fall
Viele Arbeitgeber zahlen den Angestellten vermögenswirksame Leistungen.
Legt man diese in einem Bausparvertrag
an, kann man einen Teil der Restschuld
nach Zinsbindungsende gegen steigende Zinsen absichern.
Mit einer Wohngebäudeversicherung
wiederum erweitern Sie die Bauherrenhaftpflicht-, Bauleistungs- und Feuerrohbauversicherung. Unkalkulierbare
Risiken durch Baumängel können durch
eine Rechtsschutzversicherung abgesichert werden.
TRAUMSCHLOSS IN DER LEBENSMITTE
Marie und Lars Petzold, beide Mitte 40
und berufstätig, haben zwei Kinder, die
auswärts studieren. „Jetzt erfüllen wir
uns unseren Traum vom Landschlösschen“, sagt Marie Petzold stolz. Das Ehepaar kaufte sich ein Haus, das es nach
eigenen Vorstellungen umbaut. Wie bei
jedem Hauskauf oder -bau gilt: 20 bis
30 Prozent Eigenkapital sollte man mitbringen. „Gerade bei der Sanierung eines
Objektes können die Kosten schnell aus
dem Ruder laufen“, sagt Roland Woelk,
MBS-ImmobilienCenter Nord. „Um böse
Überraschungen zu vermeiden, sollte
man die Kosten rund 20 Prozent höher
ansetzen, denn Außenanlagen, Bäder
Rundum sicher
Wer Eigentum plant,
sollte sich für Themen
wie Finanzierung und
Absicherung Zeit nehmen.
Nicht nur der Versiche­
rungsschutz für Ihre vier
Wände ist wichtig, sondern
auch die Absicherung Ihrer
Familie und der Menschen,
die auf Ihrer Baustelle ar­
beiten. Welche Lösungen zu
Ihnen passen, finden Sie am
besten in einem Gespräch
mit einem Versicherungs­
experten heraus.
è Mehr Informationen
und attraktive Immobilienangebote in der Region:
mbs.de/Immobilien
sans souci im Herbst 2015
I 13 Der große
Traum
LEBENSWERTE
Ob Etagenwohnung
oder Vorstadtvilla: mit
passender Finanzierung zum Eigenheim
„Für mich ist eine
altersgerechte Eigentumswohnung
die ideale Lösung.“
und die Küche können oft viel teurer
werden als zunächst gedacht.“
Insgesamt sollten Zins, Tilgung, Objekt­
unterhalt und Nebenkosten nicht mehr
als 40 Prozent des Nettoeinkommens
betragen. „Es lohnt sich, detailliert zu
planen und den genauen Kostenrahmen
frühzeitig zu definieren“, erklärt Woelk.
Auch wer eine Immobilie als Geldanlage erwirbt, hat jetzt im Zinstief attraktive Möglichkeiten, da klassische
Anlageformen wie Sparbücher oder
Tagesgeldkonten kaum Renditen bieten. Eine Eigentumswohnung schützt
vor Inflation und hilft, zunächst durch
die Mieteinkünfte und später durch
mögliche Eigennutzung, Vermögen
aufzubauen und zu erhalten. Wer eine
Wohnung kaufen und vermieten will,
sollte sich Lage, Zustand und Ausstattung genau ansehen. Da immer mehr
Menschen in Deutschland allein leben,
2010 waren es bereits 40 Prozent,
ist es für viele sinnvoll, in Wohnraum mit
60 bis 70 Quadratmetern zu investieren,
am besten in einer wirtschaftlich starken
Region mit guter Infrastruktur in ruhiger
und zentraler Lage.
DAMIT DAS HAUS KEINE LAST WIRD
Martin Knupp lebte viele Jahre mit seiner Frau in einem großen Haus mit einem 1.500 Quadratmeter großen Garten.
„Da haben wir uns einen Traum erfüllt“,
erinnert er sich gern. „Doch mit dem Al-
14 I
sans souci im Herbst 2015
ter wurde es immer beschwerlicher, alles
zu bewirtschaften. Vor einem Jahr ist
meine Frau gestorben. Da habe ich mich
entschlossen, das Haus zu verkaufen
und in die Stadt zu ziehen.“ Der 77-jährige Rentner hat eine ruhige Eigentumswohnung im Zentrum gefunden und
barrierefrei umbauen lassen. „Noch
schaffe ich ja alles, aber ich möchte so
lange wie möglich in meinen eigenen
vier Wänden wohnen, ohne dass sich
meine Kinder und Enkel Sorgen machen
müssen“, sagt Martin Knupp. Er hat darauf geachtet, neben seiner Familie auch
viele Einkaufsmöglichkeiten und seinen Arzt in der Nähe zu haben. Wichtig ist ihm, dass er gut von seiner Rente
leben und Reisen unternehmen kann.
„Das geht, weil ich keine Miete zahlen
muss. Die Wohnung habe ich durch den
Verkauf des Hauses finanziert.“ So wie
Martin Knupp sorgen mehr und mehr
Eigenheimbesitzer für ein altersgerechtes Wohnen vor. „Viele Menschen sehen
die eigene Wohnung oder das Haus ja
nicht nur als Geldanlage, sondern als
den Ort, an dem sie ihr ganzes Leben verbringen möchten“, sagt Roland Woelk.
„Deshalb ist es wichtig, früh genug an
einen barrierefreien Umbau zu denken.“
Denn im Alter können Treppen und Türschwellen ein echtes Problem werden.
Die gute Nachricht: Umbauten, bei denen
Schwellen entfernt, Wände versetzt, Türen verbreitert, Küche und Bad barrierefrei gestaltet werden, werden vom Staat
finanziell gefördert. Kredite dafür haben
besonders günstige Zinssätze und es gibt
Zuschüsse – derzeit bis zu 5.000 Euro –,
die nicht zurückgezahlt werden müssen.
Egal, wie der Traum vom Eigenheim
aussieht: Damit er Wirklichkeit wird, ist
es wichtig, realistisch einzuschätzen,
was man leisten und sich leisten kann.
Eine gute Beratung hilft dabei, denn, so
Roland Woelk: „Eine Immobilie darf kein
Stressfaktor sein. Sie muss Spaß machen
und ein Mehrwert im Leben sein.“
Fotos: Getty Images (3), PR (4) , Beate Wätzel, Grafiken: shutterstock (4), C3 Visual Lab (6)
Martin Knupp,
Witwer
LEBENSWERTE
Heiße
Auszeit
Schwitzen in der Sauna, Schweben im warmen Solebad
oder Badespaß pur: Wellness und außergewöhnliches
Freizeitvergnügen liegen weiterhin im Trend. Infolgedessen
bieten Brandenburg und Berlin eine große Auswahl an
Thermal- und Erlebnisbädern. Wir stellen fünf davon vor,
die Sie an trüben Tagen den Winter vergessen lassen.
1
Kristall Saunatherme
Ludwigsfelde
Ambiente: mediterran, mit echten
Palmen und azurblauem Wasser
Baden: vier Innenbecken, ein
Außenbecken, separates Sportschwimmbad
Schwitzen: acht Innen-, fünf
Außensaunen sowie zwei Dampfbäder
Ausprobieren: Poolbar und Sinnespfad
Dresscode: textilfrei im Wellness- und
Badebereich, Mittwoch und Sonntag mit
oder ohne
2
SteinTherme
Bad Belzig
è kristall-saunathermeludwigsfelde.de
Ambiente: modern
Baden: sechs Thermalsole- und
Warmwasserbecken
Schwitzen: fünf Saunen, ein
Dampfbad, ein Heißluftraum
Ausprobieren: Schweben im
LichtKlangRaum zu Klängen
sowie Licht- und Farbenspiel
Dresscode: mit Bekleidung, textilfrei zu bestimmten Zeiten
3
Spreewald Therme
Brandenburg
Ambiente: moderne Architektur, Ausstattung wie ein ursprüngliches Spreewalddorf
Baden: acht Badebecken, ein Warmwasseraußenbecken
Schwitzen: Sanarium, zwei Dampfbäder,
vier Saunen
Ausprobieren: Sole-Inhalation in großen
Gurkenfässern
Dresscode: mit und ohne Bekleidung
è steintherme.de
è spreewald-therme.de
5
Tropical Islands
Brandenburg
4
Vabali Therme
Berlin
Ambiente: tropische Insel
Baden: Südsee-Pool, Bali-Lagune,
Kinderbecken
Schwitzen: drei Saunen, Heilerdebad,
Salzgrotte, zwei Dampfbäder
Ausprobieren: Südsee-Sandstrand,
Regenwald, Island-Ballooning
Dresscode: Badelandschaften mit
Bekleidung, Saunawelten ohne
è tropical-islands.de
Ambiente: fernöstlich, einem balinesischen Dorf nachempfunden
Baden: Außen- und Innenpool
Schwitzen: elf verschiedene
Saunen und Dampfbäder
Ausprobieren: die Atmosphäre
bei Dunkelheit und kaltem Wetter
im Außenpool
Dresscode: textilfrei
è vabali.de
Ihr Weg zu Spaß und Entspannung
Kristall Saunatherme
SteinTherme
Spreewald Therme
Vabali Therme
Tropical Islands
Fichtestraße
14974 Ludwigsfelde
Am Kurpark 15
14806 Bad Belzig
Ringchaussee 152
03096 Burg (Spreewald)
Seydlitzstraße 6
10557 Berlin
Tropical-Islands-Allee 1
15910 Krausnick
LEBENSWERTE
Banking-Apps der Sparkasse
glänzen bei Stiftung Warentest
Heute überweist man von überall, das Smartphone macht es
möglich. Die Stiftung Warentest testete 38 Banking-Apps: Nur
sieben erhielten ein „Gut“. Darunter auch die vier Finanz-Apps der
Sparkasse: Platz eins bei Android belegten die App „Sparkasse“
sowie das kostenpflichtige Gegenstück „Sparkasse+“. Bei iOSGeräten erzielten beide Apps einen hervorragenden zweiten Platz.
Getestet wurden Funktionsumfang, Passwort- und Datenschutz­
bestimmungen sowie Nutzerfreundlichkeit. Vor allem mit einfacher
Handhabung und ansprechendem Design punkteten die Apps.
è Die Downloads finden Sie unter: mbs.de/App
Bäume zählen
Der brandenburgische Durchschnittsbaum ist 70 Jahre alt,
22 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 21 Zentimetern: Die erste Bauminventur des Landes Brandenburg
ist abgeschlossen. Jeder achte deutsche Baum wächst
hier, rund 1,1 Millionen Hektar sind bewaldet. Damit gehört
Brandenburg zu den waldreichsten Bundesländern. Die
größte Herausforderung für die Zukunft ergibt sich durch
den hohen Anteil von Kiefern: Diese Monokulturen sind
besonders anfällig gegenüber extremen Witterungsbedingungen und Schädlingen. Außerdem bilden sie weniger
neues Grundwasser als Mischwälder. Deswegen wird
umgebaut: Von 1990 bis 2014 wurden in Brandenburg
bereits 75.000 Hektar in gemischte Wälder umgewandelt,
in den kommenden 40 Jahren sollen rund 500.000 Hektar
dazukommen. Eine echte Generationenaufgabe.
Brandenburg
ist ein waldreiches
Bundesland
70 %
Kiefer
7 %
Eiche
808
Millionen
Bäume insgesamt
3 %
Buche
Fotos: shutterstock (4); Illustrationen: shutterstock (4)
è Mehr Infos unter: mlul.brandenburg.de
LEBENSWERTE
Scharfe
Energievorschriften
Ab 1. Januar 2016 werden die Regeln der
Energieeinsparverordnung (EnEv) für Neubauten verschärft. Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf von neu errichteten
Häusern wird um 25 Prozent gesenkt.
Die Dämmung muss um durchschnittlich
20 Prozent verbessert werden. Werden
die Vorschriften nicht erfüllt, gibt es keine
Baugenehmigung. Tipp: Noch vor Inkrafttreten der Verordnung den Bauantrag
oder die Bauanzeige einreichen, dann gilt
für die Zukunft noch die alte EnEV.
è Details unter: enev-online.com
Woran denken
Sie bei Potsdam?
Das fragte die Stadtverwaltung die Einwohner Potsdams und wollte
außerdem herausfinden, welchen Stellenwert Potsdam als Wissenschaftsstadt hat. Was die Umfrage zeigt: Die meisten verbinden mit der Landeshauptstadt eher historische Bauten, Kunst und Kultur als Wissenschaft.
Andererseits sehen 95 Prozent der Befragten die Wissenschaftler und
Studenten als Bereicherung für die Landeshauptstadt an.
è Mehr Infos unter: potsdam.de
Diese Merkmale verbinden die
Befragten mit Potsdam
Sportliches
Brandenburg
Quelle: Landeshauptstadt Potsdam
97,4
Schlösser, Parks, Gärten
Der Landessportbund Brandenburg e. V.­
feierte im September 25-jähriges
Jubiläum und kann auf eine erfolgreiche
Entwicklung des Sportlandes Brandenburg zurückblicken. Im Jahr 2014 gab es
laut Deutschem Olympischen Sportbund
2.967 Sportvereine in Brandenburg. Dort
trainierten insgesamt 323.781 Sportler.
Seit Jahren wachsen die Mitgliederzahlen,
und Brandenburg ist sowohl im Breitenals auch im Spitzensport gut aufgestellt.
Die MBS unterstützt den Sport in der
Region in allen Bereichen und ist größter
nicht staatlicher Sportförderer.
86,2
Stadt am Wasser
79,5
Film- und Medienwirtschaft
46,9
Kunst und Kultur
Familienfreundlichkeit
40,9
Stadt der Wissenschaft
40,8
35,7
Sportstadt
Einkaufen 18,6
0
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
èM
ehr unter: lsb-brandenburg.de
sans souci im Herbst 2015
I 17 LEBENSWERTE
UNSERE EXPERTEN
ANTWORTEN
Die Experten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse stellen sich
täglich vielen Fragen. Drei davon hat die Redaktion von sans souci
zusammengetragen, um sie für alle Leser beantworten zu lassen.
1
Es antwortet Mathias Kathke, Leiter
Produktmanagement Wertpapiere
„Es gibt Geldanlagen, die auch heute
noch gute Rendite
erwirtschaften,
wie beispielsweise
Renten-, Aktienoder Mischfonds.“
Mathias Kathke, Leiter Produktmanagement Wertpapiere
18 I
sans souci im Herbst 2015
D
as kann niemand genau vorhersagen. Stellen Sie sich aber
darauf ein, dass das Zinstief
noch einige Zeit dauern wird.
Erst wenn die europäische Wirtschaft
deutlich an Schwung gewinnt, wird
auch die Europäische Notenbank die
Zinsen wieder anheben. Hierbei achtet sie neben dem Wachstum jedoch
insbesondere auf die Preisniveaustabilität (Inflation) in der Eurozone.
Überprüfen Sie, ob Ihre bisherige Strategie zur Geldanlage auch im Zinstief
noch zu Ihnen passt. Dafür können
Sie einiges tun. Zunächst sollten Sie
herausfinden, welcher Anlagetyp Sie
sind: Gehen Sie lieber auf Nummer
sicher oder gehen Sie auch mal überschaubare Risiken ein? Wäre vielleicht eine Mischung aus beidem das
Richtige für Sie? Auch Anlageziel und
Anlagedauer spielen eine wichtige
Rolle. Planen Sie für Anschaffungen
oder für die Altersvorsorge oder für
beides? Für die Geldanlage im Zinstief
gilt: Lassen Sie das Geld einfach auf
Ihrem Konto, zum Beispiel einem
Girokonto, liegen, verliert es auch bei
geringer Inflation von Jahr zu Jahr
an Kaufkraft. Bleiben Sie möglichst
flexibel. Es gibt Geldanlagen, die auch
heute noch gute Renditen erwirtschaften, wie beispielsweise Immobilien-,
Renten-, Aktien- oder Mischfonds.
Allerdings müssen Sie bereit sein, ein
höheres Risiko einzugehen. Was am
besten zu Ihnen passt, können Sie in
Ruhe mit Ihrem Sparkassen-Berater
besprechen. Er oder sie erklärt Ihnen
detailliert, wie lange Sie Ihr Geld wo
anlegen sollten und welches Risiko zu
Ihnen passt. Die richtige Mischung bei
der Geldanlage kann Ihnen dabei doppelt helfen: einerseits, gute Renditen
zu bekommen, und andererseits, auch
gut schlafen zu können.
Illustrationen: C3 Visual Lab (3)
Wie lange wird die Phase des Zinstiefs
noch andauern und was heißt das für
meine Geldanlage?
LEBENSWERTE
2
Ich weiß nicht, ob ich wirklich alle
meine alten Versicherungsverträge
brauche. Wie schaffe ich Ordnung?
Es antwortet Ulrike Beilmann,
VermögensCenter Königs Wusterhausen
I
m Laufe der Jahre wird der Versicherungsordner immer dicker. Da kann
man schon mal leicht den Überblick
verlieren. Zudem beschäftigen sich
die wenigsten gern mit Versicherungsthemen, denn die sollen uns ja gegen
unliebsame und gefürchtete Dinge im
Leben absichern wie Krankheit, Tod,
Unfall oder Verlust des Einkommens.
Diese Risiken und Gefahren möchten
viele nur zu gern im Alltag ausblenden.
Aber auch hier steht Ihr MBS-Berater
Ihnen gern zur Seite und bringt Licht
ins Dunkel Ihres Versicherungsordners.
Gemeinsam mit Ihnen prüft er anhand
Ihrer Unterlagen, ob der bestehende
Versicherungsschutz noch zur aktuellen
3
Lohnt sich
Bausparen
angesichts der
niedrigen Zinsen
überhaupt noch?
Lebenssituation passt oder optimiert
werden kann. Bei Versicherungen
wie Hausrat, Haftpflicht, Unfall und
Rechtschutz lohnt sich zudem immer
ein Vergleich. Denn hier können Sie viel
Geld sparen, und ein Anbieterwechsel
ist meist kurzfristig möglich. Je nach
persönlicher Lebenssituation sind unterschiedliche Versicherungen empfehlenswert, da gibt es kein Patentrezept.
Für Autofahrer geht es nicht ohne KfzHaftpflicht und auch an einer Krankenversicherung, ob nun gesetzlich oder
privat, kommt man nicht vorbei. Aber
auch eine private Haftpflichtversicherung, eine Hausratversicherung gegen
Einbruch, Brand und Wasserschäden
sowie eine Unfallversicherung sind für
die meisten Menschen ein wichtiger
Es antwortet Peggy Kleinert,
VermögensCenter Teltow-Fläming
U
nbedingt. Laut dem Trend­
indikator 2014 von TNS Infra­
test finden rund 67 Pro­zent
der Menschen in Deutschland, dass Haus- und Grund­besitz
immer noch die beste Geldanlage ist.
Und für 63 Prozent ist Bausparen der
erste Schritt, um später Wohneigentum
erwerben zu können.
Bausparen ist das klassische Instrument, um sich das aktuelle Zinsniveau
langfristig zu sichern. Diese Zinssicherung bis zur letzten Rate ist angesichts
historisch niedriger Zinsen so wertvoll wie nie zuvor. Zudem bietet ein
Bauspardarlehen sehr flexible Rückzahlungsmöglichkeiten, da Sondertilgungen jederzeit möglich sind. Auch
Stiftung Finanztest bestätigt das in
ihrer Ausgabe vom November 2014:
„Nie war Bausparen so attraktiv wie heute. Die niedrigen Zinsen für das Bauspardarlehen sind garantiert – auch wenn
der Bausparer sein Darlehen erst in zehn
Jahren abruft und die Zinsen am Kapi­
existenzieller Schutz und müssen nicht
viel kosten. Eine Rechtschutzversicherung sorgt darüber hinaus dafür, dass
der Anwalt im Falle von Streitigkeiten,
beispielsweise im Verkehr oder in
Mietsachen, nicht zu teuer wird. Bei
der Altersvorsorge gilt das Prinzip: Je
früher man damit startet, desto mehr
kommt im Alter auch bei kleineren
monatlichen Sparbeiträgen heraus.
tal­markt bis dahin dreimal so hoch sein
sollten wie heute. Diese Sicherheit bietet
kein anderes Finanzprodukt.“
Auch wer erst in einigen Jahren eine Immobilienfinanzierung plant, kann sich mit
einem Bausparvertrag jetzt schon niedrige
Zinsen für die Zukunft sichern. Zusätzlich
können Bausparer von attraktiver staat­
licher Förderung profitieren. Dazu zählen
die Wohnungsbauprämie, vermögenswirksame Leistungen mit Arbeitnehmersparzulage und die Wohn-Riester-Förderung oder der Wohn-Riester-Vertrag.
Wenn ein Riester-Bausparvertrag in eine
Immobilienfinanzierung eingebunden
wird, helfen die Zulagen und Steuervorteile dabei, Zinsen zu sparen und früher
schuldenfrei zu werden. Der Vorteil liegt
oft bei mehreren Zehntausend Euro.
Damit hilft Wohn-Riester nicht nur beim
Vermögensaufbau, sondern auch bei der
Altersvorsorge. Denn im Alter erweitert die selbst genutzte, schuldenfreie
Immobilie durch die ersparte Miete den
finanziellen Spielraum. Dies ist angesichts eines sinkenden Rentenniveaus
immer wichtiger.
sans souci im Herbst 2015
I 19 LEBENSWERTE
Auf ihn können sich „The
RokkaZ“ in allen Lebens­
20lagen
I sans
souci im
Herbst 2015
verlassen:
Trainer
Sven Seeger (vorne).
LEBENSWERTE
TAKTVOLLER
UMGANG
Beim RokkaZ e. V. lernen die Kids nicht nur, Teamgeist zu entwickeln, sich fit zu
halten und langfristige Ziele zu verfolgen. Sie erobern auch schon mal Amerika
und erfahren, wie es ist, mit einem Hollywoodstar zu arbeiten.
Fotos: Georg Roske (7)
V
or der Glastür zum Tanzsaal
verfolgt ein etwa siebenjähriges Mädchen im rosa T-Shirt
sehnsüchtig und mit großen
Augen das Geschehen im Innenraum.
Dort probt gerade die Hip-Hop-Tanzgruppe „The RokkaZ“ – etwa 25 Mädchen
und Jungen zwischen 16 und 20 Jahren. Der kleine Zaungast ahmt eifrig
die Bewegungen nach. Die Großen bekommen davon nichts mit. Sie folgen
konzentriert ihrem Trainer Sven Seeger,
der gerade eine neue Choreografie mit
ihnen einstudiert. „Kick ball change!“,
kündigt er die nächste Figur an. Und legt
gleich noch eins drauf, indem er seine
nächsten Moves lautmalerisch unterlegt: „Woap, woap, woap, woooap!“ Im
Hintergrund spielt Hip-Hop-Musik. Es
sind dieser Sound und der dazugehörige Lebensstil, die den Tanz ausmachen
und ihn beispielsweise vom Jazzdance
abgrenzen. Mehrmals die Woche treffen sich die Tänzer zum Training in der
sans souci im Herbst 2015
I 21 LEBENSWERTE
Tanzschule „Das Tanzhaus“, schräg gegenüber vom Filmpark Babelsberg in
Potsdam. „The RokkaZ“ sind die Hauptgruppe des Vereins „RokkaZ e. V.“, der
seit 2009 besteht. Sein Anspruch ist es,
junge Menschen zu fördern und ihnen
die Teilnahme an Wettbewerben und
Tanzshows zu ermöglichen. Letzteres
ist mit finanziellem Aufwand verbunden. „Ein Bühnenkostüm kostet mindestens 100 Euro. Das summiert sich bei
120 Personen“, so Seeger. „Vor allem die
Reisekosten schlagen zu Buche.“ Denn
einen großen Ansporn für seine Schüler
bedeuten die namhaften internationalen Wettkämpfe, die schon mal in Orlando (USA) oder Nanjing (China) stattfinden. „Ohne Unterstützung könnte eine
Gruppe nicht geschlossen mitfahren“,
erklärt Seeger, „aber wir sind ein Team
und möchten uns auch so präsentieren –
gemeinsam.“ Daher ist er sehr dankbar,
dass sein Verein gefördert wird, unter
anderem von der MBS. Vom positiven
Einfluss auf seine Schützlinge ist Seeger
überzeugt: „Junge Menschen brauchen
einfach Gelegenheiten zum Auspowern.
Das klingt nach einem Klischee, ist aber
wirklich so.“ Auch Zusammenhalt und
Teamgeist sind wichtig: „Viele haben hier
ihr zweites Zuhause gefunden“, so Seeger. Besonders freut ihn, wenn er erfährt,
dass schon die Jüngsten im Hort den
anderen die Schritte beibringen. „Das ist
toll, oder?“ Neben Spaß und Bewegung
22 I
sans souci im Herbst 2015
RokkaZ e. V.
beim Bür­
ger­fest des
Bundesprä­
sidenten am
11. Septem­
ber 2015
kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen:
Die Kids lernen dranzubleiben. Hier ist
Seeger vielleicht das beste Vorbild: Mit
Ausdauer und Beharrlichkeit hat er sich
den Traum vom Tanzen erfüllt.
MIT SPASS ZUM ERFOLG
Entdeckt hat Seeger seine Leidenschaft
als Teenager in der Disco. Die Initialzündung war schließlich ein Konzert von
MC Hammer mit seiner Bühnenshow.
„Das war mein erstes Konzert. Ich dachte:
Wow, das möchte ich auch können.“ Also
hängte Seeger sich rein. Mit Erfolg: Heute blickt er auf zahlreiche Auszeichnun-
„Wertschätzung
wünscht sich
doch jeder. Und
die bekommen
wir hier. Sven ist
bei allen Problemen für uns da.“
Michele Rudnick,
The RokkaZ
„Einige von meinen Schülern
haben hier bei den RokkaZ so
etwas wie ihr zweites Zuhause
gefunden.“
Sven Seeger,
Tanzlehrer und Choreograf
Trainiert
wird in den
Räumen von
Seegers Tanzschule „Das
Tanzhaus“.
gen, den Aufbau eines Netzwerks in der
Tanzszene und die Gründung mehrerer
Vereine zurück. Als studierter Sportlehrer hat er mit dem Tanzunterricht seine Berufung gefunden. Er hilft seinen
Schülern, ebenfalls Erfolgserlebnisse
zu sammeln: „Tanzen kann jeder, davon bin ich überzeugt!“ Die zahlreichen
Welt- und Europameistertitel seiner Formationen geben ihm recht. Ebenso die
Auftritte bei besonderen Anlässen wie
dem Bürgerfest beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue in Berlin. Auch
bei der TV-Castingshow „Got to dance“
war RokkaZ e. V. mit dabei. Jurymitglied
Nikeata Thompson rief kurz darauf noch
einmal bei Seeger an. Ziemlich über­
raschend – auch wenn er die Kollegin
seit Jahren persönlich kennt. „Sie sagte,
du hast ’ne coole Crew, ich hab da einen
Job für euch“, erinnert sich Seeger. Am
Anfang war er skeptisch, erschien aber
dann mit seiner Truppe doch beim Termin. Die Überraschung war groß, als er
plötzlich neben Tom Hanks stand. Der
Hollywoodstar brauchte die Tänzer für
seinen Film „Ein Hologramm für den
König“, der bald in die Kinos kommt.
Beim RokkaZ e. V. ist eben immer was los.
Das kann auch Michele (19) nur bestätigen. Seit sieben Jahren ist sie dabei und
möchte auf Hip-Hop-Tanz nicht mehr
verzichten: „Es macht so viel Spaß!“ Und
es geht nicht nur um das Tanzen, auch
die Freundschaften sind ihr ans Herz
gewachsen. „Wir kennen uns alle in- und
auswendig“, erzählt Michele, „wie eine
große Familie.“ Und das schließt Trainer
Sven mit ein. Er wird von den Schülern
als Mentor geachtet, hat für alle ein offenes Ohr. „Er hat einen Blick für unsere
Probleme“, so Michele, „das rechnen wir
ihm hoch an.“ Sie fügt hinzu: „Wertschätzung wünscht sich doch jeder. Und die
erhalten wir hier.“ Natürlich sind auch
für Michele die internationalen Wettkämpfe der Höhepunkt. In Orlando war
sie zwei Mal mit dabei. „Kulturell hat das
einen unheimlichen Einblick gegeben!“,
schwärmt sie. „Ich hab da ganz viel gelernt, ganz viel mitgenommen. Es war
einfach ein großes Abenteuer!“ Wertvolle
Erfahrungen für die jungen Menschen.
Und auf die darf sich auch sicher bald
das kleine Mädchen freuen, das immer
noch andächtig das Training beobachtet.
è Mehr unter: rokkaz.de
sans souci im Herbst 2015
I 23 LEBENSWELTEN
EINE
GOLDENE
ERNTE
Auf dem Klosterhof in Töplitz lässt Winzerfamilie
Wolenski Weinbautraditionen neu aufleben.
D
ie Sonne steht über dem Südhang des Weinberges, und ein
leichter Wind streicht über die
Rebstöcke. Statt von Pinien und
Zypressen ist der Hügel aber von Eichen,
Pappeln und Weiden umgeben. Man ist
nämlich nicht in der Toskana, wie zu
vermuten wäre, sondern im brandenburgischen Töplitz. Dieser Ortsteil der
Stadt Werder liegt auf einer Halbinsel
in der Havel. „Als Winzer sind wir hier
zwar noch Exoten, aber Brandenburg ist
ein aufstrebendes Weinland“, sagt Klaus
Wolenski. „Hier gibt es mehr Sonnenstunden als in Rheinland-Pfalz.“ Er pflückt
eine Traube und träufelt einen Tropfen
Saft auf die Linse des Refraktometers. Mit
24 I
sans souci im Herbst 2015
diesem Werkzeug, das aussieht wie ein
Mini-Fernrohr, misst er den Reifegrad der
Beeren. „Gut 100 Oechsle. Der Bacchus ist
so weit“, stellt der 66-Jährige fest. Die helle Traube mit leichter Muskatnote ist die
erste von sechs Sorten, die auf seinem
drei Hektar großen Weinberg reif für die
Ernte ist. „Der 2015er-Jahrgang wird fantastisch“, freut sich Wolenski auf den
Ertrag: „Es gab eine relativ späte Traubenblüte, dann einige Wochen feuchtes
Wetter und schließlich einen herrlichen
Sommer – optimal für den Wein!“
Das vergleichsweise trockene und
milde Töplitzer Mikroklima bereitet seit
Jahrhunderten den Boden für den Weinanbau. Das Wasser ringsherum dient
Renate, Lara und Klaus
Wolenski (v. l.) haben
sechs verschiedene
LEBENSWELTEN
Rebsorten gepflanzt.
sans souci im Herbst 2015
I 25 LEBENSWELTEN
Alles hausgemacht: Am
Wochenende hat der
Gastbetrieb am Fuße
des Weinbergs geöffnet;
oben erntet Klaus
Wolenski per Hand die
reifen Trauben der Reb­
sorte Bacchus für den
gleichnamigen Wein.
als zusätzlicher Wärmespeicher. Zisterziensermönche pflanzten bereits im Mittelalter Rebstöcke auf dem Klosterberg,
wie der rund 50 Meter hohe Moränen­
hügel heute noch heißt.
Der Berliner Klaus Wolenski und seine
Familie leben seit 1997 im Ort. Sie kauften ein verlassenes Gehöft samt Stallungen, um Tochter Lara ihren Traum vom
eigenen Pferd zu verwirklichen. Aus dem
Wochenend- und Ferienprojekt wurde
mehr. Der Name der Straße „Am Alten
Weinberg“ war dabei in mehr als einer
Hinsicht wegweisend. Wolenski, der
20 Jahre als Verwaltungsbeamter beim
Berliner Senat gearbeitet hatte, besann
sich auf seine Winzer-Wurzeln. „Mein
Großvater bewirtschaftete ein Weingut
an der Mosel. Als Junge habe ich dort viel
Zeit verbracht und einiges über dieses
Handwerk gelernt“, erzählt er und lacht.
„Wein wächst wie Unkraut, aber man
kann sehr viel mehr daraus machen.“
Das Areal bestand aus verwilderten
Obstwiesen, als die Wolenskis 2005 Rebrechte erwarben und mit dem Wiederaufreben des Klosterbergs begannen. In
den 62 Zeilen, die sich über den sanft ansteigenden Hang ziehen, wachsen heute
sechs verschiedene Rebsorten: die weißen Klassiker Weißburgunder, Riesling,
Grauburgunder und Bacchus sowie der
traditionelle rote Saint Laurent. Dazu
pflanzte Wolenski die noch junge rote
Rebsorte Regent, die als besonders widerstandsfähig gegen Pilze, die Geißel
der Weinbauer, gilt.
Das für seine Arbeit notwendige Fachwissen bezieht der Autodidakt aus unterschiedlichen Quellen. „Noch vor 60 Jahren hüteten die Winzer ihre Geheimnisse
streng, die Keller waren wie versiegelt“,
sagt er. „Dieses Wissen ist heute leichter
zugänglich. Die Hälfte meiner Kenntnisse stammen aus der entsprechenden
26 I
sans souci im Herbst 2015
Weinbau in Werder
„Die Besenwirtschaften
bereichern
Werders gas­
tronomisches
Angebot.“
Zunft mit Tradition: Im Mittelalter
begannen Zisterziensermönche mit
dem Weinbau in Werder. Ende des
18. Jahrhunderts war Werder mit
398 Morgen Weinland Brandenburgs
drittgrößter Winzerort. In den 1950erJahren wichen die Reben Obstbäumen. Im Rahmen der Traditionspflege
wurden 1985 rund 4,8 Hektar mit
der ältesten hier üblichen Rebsorte,
Müller-Thurgau, bepflanzt. Drei
Winzereien, darunter der Klosterhof
Töplitz, bewirtschaften in Werder
heute insgesamt elf Hektar Land.
Zusammen stellen sie pro Jahr circa
80.000 Flaschen Wein her.
è Mehr Informationen:
weinverein-werder.de
Manfred Lindicke,
Weinverein Werder
Literatur und dem Internet, 30 Prozent
vom Großvater – und die restlichen
20 Prozent habe ich mir angetrunken.“
LANDWEIN IN BIOQUALITÄT
Seinen ersten eigenen Wein brachte
Wolenski 2008 heraus. Brandenburger
Landwein mit Biosiegel. „Ich bin kein
ausgewiesener Biofan, aber bei Wein
halte ich diesen Standard für sinnvoll.
Denn Rückstände der Schädlingsbekämpfungsmittel gelangen schließlich auch
in die Beere“, sagt Wolenski. „Qualität
entsteht im Weinberg und nicht erst im
Weinkeller.“ Das Biolabel bedeutet aber
auch zusätzliche Arbeit: Begrünungen
LEBENSWELTEN
„Das Weingut
eines Tages zu
übernehmen,
ist für mich eine
große Aufgabe.“
Lara Wolenski, Juniorchefin
Nachwuchswinzerin Lara Wolenski trainiert
auf dem Hof der Familie Dressurpferde –
und ist selbst erfolgreiche Profireiterin.
und Kräuterpflanzen, die das gesunde Wachstum der Reben unterstützen,
müssen gehegt und gepflegt werden.
Vor zwei Jahren wurde dem Neu-Winzer
das Ganze zu viel und er verpachtete das
Weingut vorübergehend. Seit Frühjahr
sind die Wolenskis wieder da, tatkräftig
unterstützt von Tochter Lara. Die 32-Jährige ist als Dressurausbilderin und ProfiDressurreiterin erfolgreich – und zudem
die Juniorchefin des Weinguts.
Lara Wolenski arbeitet jeden Tag etliche Stunden im Betrieb: „Ich möchte
möglichst viel in der Praxis dazulernen.“
Als Frühaufsteherin ist sie oft die Erste
im Weinberg. „Dann wecke ich manch-
mal die beschwipsten Waschbären, die
sich nachts den Bauch mit vergorenen
Trauben vollgeschlagen haben und
eingeschlafen sind.“ Die Jungwinzerin
lacht. „Heute Morgen waren sie wohl
schon weg.“ Sie zückt ihre Schere. Erntemaschinen sind auf dem Klosterberg
verpönt, alles wird von Hand geerntet.
„Wir nehmen nur die vollreifen Früchte, die anderen bekommen noch etwas
mehr Zeit“, sagt Lara Wolenski. Angefaulte oder von Staren angefressene Beeren landen gleich in der Kompostkiste.
Rebstock für Rebstock arbeitet sie sich
durch die Bacchus-Reihen. „Das Weingut eines Tages zu übernehmen, ist für
mich eine große Aufgabe.“ Ihre Blicke
schweifen über die Wiesen und Weiden.
„Aber wenn ich mich umschaue, stelle ich immer wieder fest, dass ich mein
Leben hier verbringen möchte.“ Sie legt
ein weiteres Bündel Trauben in die Kiste.
„Weintrinker sind außerdem nette, offene Menschen. Es macht Spaß, sie hier bei
uns zu bewirten.“
Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt
Renate Wolenski. Sie bereitet alle Gerichte selbst zu, die am Wochenende in der
rustikal eingerichteten Besenwirtschaft
am Fuße des Weinbergs serviert werden. Je nach Jahreszeit gibt es Zwiebel­
kuchen, Tartes und Kohlgerichte, dazu
Suppen und Käseteller. Legendär sind
auch die Kuchen aus ihrer Backstube:
„Die Schuhsohlen mit Buttercreme
backe ich nach einem alten Familienrezept“, verrät sie. Und in und auf die
Obst­kuchen wandert alles, was der weitläufige Garten hergibt. Viel Zeit und Geld
hat das Ehepaar in das Weingut samt
Gastwirtschaft investiert. „Wir hoffen,
dass sich das Ganze in einigen Jahren
rentiert“, sagt Renate Wolenski.
Die Wolenskis sind nicht die Einzigen,
die sich in Werder seit den 1990er-Jahren
sans souci im Herbst 2015
I 27 LEBENSWELTEN
Lese im
Weinberg:
Oldtimerfan
Wolenski
mit seinem
„Porsche“;
Restbestän­
de der roten
Sorte Regent
28 I
sans souci im Herbst 2015
gastronomische Angebot. Für Touristen
sind unsere Weine eine Attraktion. Wir
haben auf unserem Weingut sogar schon
Gäste aus Australien begrüßt.“
JUNGWEIN IM JANUAR
Auf dem Klosterberg sind derweil die
ersten Kisten randvoll mit Trauben. „Hol
mal den Porsche“, sagt Klaus Wolenski
zu Mitarbeiter Martin Komar, der bei der
Ernte hilft. „Der Porsche“ ist aber nur der
Spitzname für einen Traktor. „Meine Frau
und ich lieben Oldtimer. Wir hatten für
einen alten Porsche gespart, aber als es
dann mit dem Weingut losging, brauchten wir das Geld für den Hoflader. Das ist
jetzt unser Porsche“, erklärt Wolenski.
Fahrzeuge und Maschinen kauft er gebraucht, um Kosten zu sparen. Meist reist
er dafür zu seinen Kollegen in der Pfalz
oder an der Mosel. Die mechanische Beerenpresse, die vor dem Weinkeller aufgebaut ist, hat der Brandenburger sogar
persönlich in Italien abgeholt. Martin
Komar schüttet die Ausbeute des Vormittags in den Trichter der Presse.
Die 23 riesigen Stahlfässer im Weinkeller sind dagegen noch leer. 15.000 bis
„Qualität
entsteht im
Weinberg,
nicht erst im
Weinkeller.“
Klaus Wolenski,
Winzer
16.000 Liter Wein verspricht sich Klaus
Wolenski von der ersten Lese seines Neuanfangs. „Der Weißwein kann voraus­
sichtlich im Januar als Jungwein getrunken werden, der Rotwein zwei bis
drei Monate später“, schätzt er. Nur
Federweißer von der Bacchus-Traube ist
schon fertig und kann probiert werden.
Er schmeckt hervorragend zum ofenwarmen Zwiebelkuchen. Lebensart à la
Töplitz – anders als in der Toskana, aber
nicht minder schön.
è Mehr Infos: weingut-toeplitz.de
Fotos: Anne Schönharting (11), Shutterstock
mit enorm viel Eigenleistung eine Existenz als Winzer aufbauen. Es gibt noch
zwei weitere Weingüter, die in der Stadt
an alte Traditionen anknüpfen. „Werder
ist der bedeutendste Weinort der Mark
Brandenburg“, sagt Manfred Lindicke,
promovierter Obstbauwissenschaftler,
Zweiter Vorsitzender des Weinvereins
Werder und selbst Winzer. „Der sandige,
mineralienhaltige Boden eignet sich für
nahezu alle Rebsorten.“
Das Ergebnis sind „überwiegend trockene, schlanke und besonders fruchtige
Weine“, erklärt der Fachmann, der diese
in der Region bekannt machen möchte.
„Viele Berliner und Brandenburger kaufen im Weinladen oder im Supermarkt
einen Pinot Grigio aus Italien. Wir möchten ihnen klarmachen, dass es die gleiche Rebsorte bei uns als GrauburgunderQualitätswein ab Hof gibt.“
Der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. „In Werder gedeihen derzeit 50 verschiedene Weißwein- und ebenso viele
Rotweinsorten, alte und neue. Die Winzer
von Werder sind experimentierfreudig“,
weiß Lindicke. „Außerdem bereichern
die Besenwirtschaften der Weingüter das
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im Herbst 2015
I 29 LEBENSWELTEN
„Gemeinsam
mit den Mietern
entwickle ich
Ideen, wie wir
den Standort
voranbringen
können.“
Marco Bartsch,
Oranienwerk Management
30 I
sans souci im Herbst 2015
M
arco Bartsch steht in einem
Saal mit Fischgrätparkett und
zeigt auf eine kleine Bühne
zu seiner Linken. „Dies ist
die Aula des ehemaligen VEB Kaltwalzwerks“, erläutert er. „Damals fanden hier
Werkssitzungen und Chorveranstaltungen statt.“ Und heute? „Wir bieten diesen
und andere Räume als Veranstaltungsorte an, zum Beispiel für Konzerte oder
Aerobic-Kurse.“ Mit „wir“ meint Bartsch
das Oranienwerk, das 2011 in ein fast
100 Jahre altes Industriebau-Ensemble
mitten in Oranienburg eingezogen ist.
Hier hat es sich längst als Kultur- und
Kreativstandort etabliert. Das Konzept:
Künstlern, Handwerkern und Kreativen
Raum für ihre Ideen zu bieten. „Veranstaltungsorte sind in Oranienburg rar.
Daher sehen wir unsere Säle als Gemeingut“, so Bartsch, der sich um das Management kümmert. „Die Veranstaltungen
sollten aber zu uns passen, wir müssen
uns damit wohlfühlen.“ Geld machen
möchte Besitzer Christoph Miethke mit
dem Oranienwerk nicht. Es soll sich
selbst tragen. Eventuelle Gewinne werden in den Standort reinvestiert. Das Oranienwerk vermietet auch günstige und
flexible Ateliers und Arbeitsbereiche.
Solche „Workspaces“ sollen den Kreativen den Einstieg in die Selbstständigkeit
erleichtern. Gestalter treffen auf Journalisten, Musiker auf Fotografen. Selbst
eine psychotherapeutische Praxis hat
ihren Weg hierher gefunden. Auch ein
Hostel ist bereits in Planung. „Gemeinsam mit den Mietern entwickle ich Ideen,
wie wir den Standort voranbringen können“, so Bartsch.
Zu der Gemeinschaft gehört zum Beispiel Modedesignerin Eva Waldherr. Ihre
Produkte entwirft und fertigt sie selbst.
Am liebsten bunte Boxershorts mit fröh-
Fotos: Malte Jäger (6)
Marco Bartsch
ist fast täglich vor Ort
und kümmert
sich um die
Belange des
Oranienwerks.
LEBENSWELTEN
R
E
H
C
S
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L
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KÜ
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Veranst
sans souci im Herbst 2015
I 31 LEBENSWELTEN
„Meine Kleidungs­
stücke sind keine
Wegwerfprodukte.“
Eva Waldherr,
Modedesignerin
lichen Mustern. Mit ihrer Marke „Erna &
Gustav“ engagiert sich Waldherr für
Nachhaltigkeit in der Kleidungsindus­
trie. Daher verarbeitet sie ausschließlich
Biobaumwolle. „Es geht nicht mehr anders“, ist sie überzeugt. „Pestizide sind
sowohl für die Bauern als auch für die
Konsumenten gefährlich.“ Sie fügt nachdrücklich hinzu: „Wenn wir auf diesem
Planeten weiter leben möchten, müssen
wir etwas anders machen.“ Zum Beispiel
mit langlebiger Kleidung. „Meine Stücke
sind keine Wegwerfprodukte“, so Waldherr. „Mir ist wichtig, dass meine Kunden
sich auf die Qualität verlassen können.“
Ein Anspruch, der in ihrem Atelier spürbar wird: Schnittmuster, Stoffreste, bunte
Garne, Nähmaschinen und eine Schneiderpuppe zeugen vom liebevollen Umgang mit hochwertigen Materialien. Und
von noch etwas – Freude an der Arbeit.
Waldherr lächelt. „Wunderschön, was
man alles herstellen kann, um die Leute
zu begeistern!“
TRADITIONELLES HANDWERK
Eine Erfahrung, die Birgit Zehlike nur
bestätigen kann. Im ersten Stock des ehemaligen Werkzeugbautrakts geht sie ihrer Leidenschaft nach: der Handweberei.
Webstühle, Garne und Spulen versetzen
Gäste in eine andere Zeit. 2013 hat Zehlike ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt, gestaltet seitdem Textilien selbst.
Im Oranienwerk bietet sie Kurse für alle
an, die das alte Handwerk fasziniert.
Kursteilnehmern stehen mehrere Webstühle zur Auswahl, die in Größe und
Bauart variieren. Mitreißend erklärt sie
Neugierigen den Unterschied zwischen
Maulbeer- und Tussahseide, zwischen
Kette und Schuss und was es mit einem
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Nachhaltigkeit und Fairness in der
Bekleidungsindustrie sind
Eva Waldherr
wichtig.
Zur Geschichte
Als Stahlfederfabrik der Firma
Heintze & Blanckertz wurde das Gebäu­
de-Ensemble schon im Jahr 1916
angelegt. Zu DDR-Zeiten zog ein Kaltwalz­werk in den Industriebau ein.
Nach der Wende wurden große Teile
abgerissen. Die verbleibenden Gebäudeteile kaufte 2011 der Potsdamer
Forscher und Unternehmer Christoph
Miethke mit dem Ziel, die Bausubstanz
zu erhalten und hier einen Kultur- und
Kreativ­standort aufzubauen. Seit 2014
haben hier Künstler ihre Ateliers, regelmäßig finden Veranstaltungen statt.
è Mehr zum Standort und den
Kreativen unter: oranienwerk.de
Doppelkammerschiff auf sich hat. Sie
selbst experimentiert gerne mit verschiedenen Materialien, zeigt, wie sich dadurch die Struktur des Stoffes verändert.
Birgit Zehlike interessiert sich aber auch
für kirchliche Textilien, die Paramentik.
LEBENSWELTEN
Im Oranienwerk trifft traditionelles
Handwerk auf modernes Design.
Birgit Zehlike
(l.) ist Handweberin,
Veiko Minge
(r.) Keramiker.
„Das geht nicht mit
dem 3-D-Drucker oder
durch Fräsen – das
ist reine Handarbeit!“
Veiko Minge,
Keramiker und Modelleur
„Das finde ich spannend, weil es einen
Teil unserer Kulturgeschichte darstellt“,
erklärt sie ihre Motivation. Auch Veiko
Minge setzt sich in seiner Werkstatt mit
kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten auseinander.
Als Keramiker und Modelleur übt er
einen seltenen Beruf aus: Wer ihm etwa
eine Scherbe eines historischen Kachelofens vorlegt, kann bei ihm eine originalgetreue Kopie der Kachel in Auftrag
geben. Dazu empfindet Minge den Stil
nach und ergänzt fehlende Elemente.
Behutsam arbeitet er die Ornamentik detailgenau aus. „Das geht nicht so einfach
mit dem 3-D-Drucker oder durch Fräsen –
das ist reine Handarbeit“, betont Minge.
Aber warum lässt sich moderne Technik
nicht so einfach anwenden? „Zum einen
schrumpft der Ton beim Brennen, daher
muss das Modell größer geformt werden“, erklärt er. „Zum anderen ist Baukeramik glasiert. Wenn man das digital
scannt, verschwimmen die Konturen.“
Also muss alles in aufwendiger Handarbeit nachgearbeitet werden – eine Kachel
dauert oft Wochen. Doch nur so können
viele alte Bauten restauriert werden.
Kein Wunder also, dass Minge während
seiner 35-jährigen Berufslaufbahn in
historischen Berliner U-Bahnhöfen und
auf der Museumsinsel ein und aus gegangen ist. Heute würde er auch gern
wieder Töpferkurse anbieten. Für ein
Atelier in passender Größe fehlen derzeit
aber die Mittel.
KREATIVE SEELE
Ganz in der Gegenwart arbeitet die Werbeagentur „Zimt und Zucker“, die Räume
hinter dem kleinen Garten im Innenhof
bezogen hat. Die Geschäftsführer Juliane
Roß und Gideon Reymann arbeiten
in einem zehnköpfigen Team. „Die Re­
gion wächst stark“, so Reymann. „Damit
verändern sich natürlich für viele hier
die Anforderungen ans Marketing.“ Die
Agentur begleitet Unternehmen bei dem
Sprung zum professionellen Markenauftritt. Und wie empfinden die Kunden
den Standort Oranienwerk? Reymann
lächelt. „Sie sind begeistert, wenn sie
hierherkommen. Alles atmet hier diese
kreative Seele.“
sans souci im Herbst 2015
I 33 Modernes Design im
rustikalen Ambiente:
Cora Gebauer richtete
ihre Werkstatt in der
Scheune ein.
LEBENSWELTEN
WEISSES GOLD IM GRÜNEN
Die Porzellankünstlerin Cora Gebauer (44) hat für Marken wie Rosenthal und den Sternekoch Johann
Lafer Geschirr entworfen. In Gottsdorf entdeckte die Berlinerin einen alten Bauernhof – und zog dorthin.
Sie entwerfen vertikale Eierbecher und
Gedecke, bei denen der Löffel unter
der Tasse liegt. Woher kommen diese
subversiven Ideen?
Unser Label „Mokkatanten“ haben die
Designerin Insa Doan und ich zur Spielwiese erkoren. Wir hinterfragen Dinge
und denken sie neu: Ein Ei liegt im Nest
ja auch waagerecht. Und unter der Tasse kann der Löffel nicht verrutschen.
Unser letzter Entwurf, ein USB-Stick aus
Porzellan, wurde in die Sammlung des
Museum of Arts and Design in New York
aufgenommen. Darauf sind wir stolz.
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Was hat Sie dazu bewogen, von Ihrer
Heimatstadt Berlin in ein 139-SeelenDorf nahe Luckenwalde zu ziehen?
Ich bin dieser Gegend schon seit zwölf
Jahren durch Freunde verbunden, die
hier leben. Ich habe eigentlich gar kein
Haus gesucht, sondern es hat mich gefunden und die dazugehörige Scheune
ist wie gemacht für eine Werkstatt. Ich
dachte: wenn nicht jetzt, wann dann?
Also habe ich dieses Haus 2012 gekauft
und bin hier sehr glücklich.
Was macht das Lebensgefühl und die
Arbeitsatmosphäre in Gottsdorf aus?
Es herrscht absolute Ruhe und man ist
von Wald umgeben. Im Ort leben noch
ein Künstler und ein Architekt, mit denen ich mich austauschen kann. Wir
machen auch gemeinsame Aktionen
wie den Tag des offenen Ateliers. Und
zu wissen, dass ich in einer Stunde in
der Großstadt sein kann, ist wichtig. Um
am Puls der Zeit zu sein und Impulse
und Strömungen aufzunehmen, die ich
dann hier verarbeite.
Haben Sie mal daran gedacht, ein
„Gottsdorfer Porzellan“ zu kreieren, das
von diesem Ort inspiriert ist?
Ja, auch wenn das vielleicht nicht
direkt zu erkennen wäre. Design und
Dekor könnten sich zum Beispiel auf die
Tier- und Pflanzenwelt beziehen – oder
auf die besonderen Lichtstimmungen,
die man hier erlebt.
Und haben Sie eine brandenburgische
Porzellantradition entdeckt?
Es gibt eine große Keramikerszene, die
durch die Kunsthochschulen BerlinWeißensee und Burg Giebichenstein geprägt ist. Deshalb findet man überall in
der Umgebung Manufakturen wie etwa
Adam & Ziege in Güterfelde oder Hedwig
Bollhagen in Oberkrämer.
Was würden Sie gern noch entwerfen?
Etwas völlig anderes, nämlich Schuhe.
Nicht aus Porzellan natürlich – höchstens mit Applikationen aus Keramik.
è Mehr unter: mokkatanten.com
Fotos: Anne Schönharting
Was ist das Besondere an Ihrem Werkstoff Porzellan?
Darin vereinen sich alle vier Elemente. Das erste ist Erde in Form von Ton.
Wasser mengt man bei, um die richtige
Konsistenz zu erhalten. Mit Feuer wird
gebrannt – und schließlich Luft: Man
reduziert den Sauerstoff im Brand, um
die entsprechende Farbe in der Glasur
zu erreichen. Alles zusammen macht
die Faszination dieses Materials aus.
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WER ERINNERT SICH …
… AN EINEN DER GROSSEN NAMEN DER BERLINER WIRTSCHAFTSGESCHICHTE
B
erlin ist die Geburtsstätte vieler
bekannter deutscher Unternehmen wie Siemens; Borsig, AEG,
Edeka, Deutsche Bank, Allianz –
um nur einige zu nennen.
In diese Reihe gehört aber unbedingt
auch der Name – ASKANIA. Doch wer
erinnert sich noch an ihn? Wer kann
den Namen richtig einordnen? Die
ASKANIA AG war einst mit bis zu
17.000 Beschäftigten eines der größten
und bekanntesten deutschen Industrieunternehmen. Der Name stand für Qualität und Innovation bei technischen
Armaturen für Schifffahrt und Luftverkehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerfiel das Unternehmen und damit wäre
fast auch der Name ASKANIA von der
Bildfläche verschwunden. Dass dies
nicht geschah verdankt Berlin Leonhard
R. Müller. Er kaufte die Namensrechte
und gründete 2005 die neue ASKANIA
AG als Manufaktur für Premiumuhren.
Leonhard R. Müller,
Vorstandsvorsitzender ASKANIA AG
ASKANIA SUCHT
ASKANIA-GESCHICHTEN
Anlässlich des 10-jährigen Firmenjubiläums suchen wir, das ASKANIA-Team,
Menschen, die Geschichten zu ASKANIA
erzählen können oder noch historische
„Schätze“ wie Kataloge, Zeitschriften,
Uhren, Geräte und Bordinstrumente besitzen. Auch Familienfotos oder andere
Andenken aus der ASKANIA-Zeit werden gern entgegengenommen. Einfach
alles rund um die Historie von ASKANIA.
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5
JA
GA HRE
RAN
TIE
TAIFUN Automatik,
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Wer bei dieser Aktion mitmacht und besonders interessante Informationen liefert,
erhält als Dankeschön ein dekoratives
Blechschild aus der Berliner Blechschildmanufaktur gegr. 1904, mit einem historischen ASKANIA-Motiv (siehe Abb.).
Bitte schreiben Sie uns Ihre ganz persönliche ASKANIA-Geschichte.
Wir freuen uns über alle Informationen:
ASKANIA AG · Lützowplatz 5 · 10785 Berlin
www.askania-berlin.de
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