Gutmann Investment Mail – Oktober 2015 Chinas Automarkt – Wer macht in Zukunft das Rennen? Derzeit richtet sich die Aufmerksamkeit im Automobilsektor auf den Abgasskandal bei Volkswagen – aber auch andere Themen sind für die Autohersteller von enormer Bedeutung. Die Marktentwicklung in China ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt, der Interesse verdient. Im Jahr 2014 wurden im Reich der Mitte 19,7 Millionen Autos verkauft. China ist damit mittlerweile zum größten Automobilmarkt der Welt geworden. Dabei stellen sich spannende Fragen für Investoren: Sind deutsche Autohersteller zu sehr von China abhängig? Wer macht in diesem Markt in Zukunft das Rennen? Was bedeutet das alles für Investoren? China als wichtiger Wachstumstreiber Die Wachstumsraten für die deutschen Premiumhersteller Daimler, Audi und BMW in China waren in den letzten Jahren sehr erfreulich. Wohlhabende Kunden hatten es vor allem auf ausländische Autos abgesehen. Dabei waren die Kunden in den vorangegangenen Jahren wenig preissensitiv. Manche Käufer haben sogar für eine schnellere Lieferung mehr bezahlt und Rabatte spielten keine große Rolle. In Shanghai müssen Autokäufer die Nummernschilder für ihre Autos ersteigern, denn die zuständigen Verkehrsbehörden geben monatlich nur eine bestimmte Anzahl frei. Die Preise dafür stiegen dementsprechend in lichte Höhen. Derzeit besitzen in China etwa 70 von 1.000 Einwohnern ein Auto. Im Vergleich dazu haben in Deutschland circa 550 von 1.000 Menschen einen Wagen. Was den Motorisierungsgrad betrifft, gibt es daher noch einen enormen Aufholbedarf. Die Steigerungsraten der Vergangenheit sind somit kein Wunder. Die Marktsituation hat sich zuletzt aber verschlechtert und dafür gibt es mehrere Gründe. Die Wirtschaftsdynamik ist schwächer geworden. Außerdem hat die Regierung ihren Kampf gegen Korruption verstärkt – nun kommt es nicht mehr so gut an, wenn man sich einen Luxuswagen zulegt. Es gibt mehrere Berichte von bezahlten, aber nicht abgeholten Autos. Noch dazu hat der massive Rückgang des Shanghai Composite Index für Verluste bei vielen wohlhabenden Chinesen gesorgt. Im Juni und Juli sank der Autoabsatz sogar im Vergleich zum Vorjahresmonat. So mancher Hersteller hat mit deutlich spürbaren Rabatten reagiert, um weiterhin die Fahrzeuge loszuwerden. Einige Hersteller unterstützen ihre chinesischen Händler schon mit Preisnachlässen. Zudem haben die börsennotierten Autohersteller ihre Prognosen für den Chinaabsatz bereits reduziert. Erhöhte China-Abhängigkeit Die enormen Zuwächse in China haben die Abhängigkeit der deutschen Automobilhersteller von China massiv erhöht. So ist China mittlerweile (mit etwa 36 Prozent der Auslieferungen) der größte Absatzmarkt für Pkw des Volkswagen-Konzerns. Die BMW-Gruppe erzielt im Reich der Mitte circa 20 Prozent des Autoabsatzes und ungefähr 18 Prozent aller Autos von Daimler finden dort Seite 1 ihren Käufer. Somit hat die Entwicklung am chinesischen Markt einen entscheidenden Einfluss auf die Ertragsaussichten für die deutschen Hersteller. Wer macht in Zukunft das Rennen? Die Entwicklung des aktuellen Jahres bis inklusive September zeigt, dass die chinesischen Autohersteller mittlerweile deutlich besser Fuß fassen können als ihre ausländischen Mitbewerber. Während die Wachstumsraten der ausländischen Hersteller deutlich ins Minus gerutscht sind, können die chinesischen Hersteller immer noch Steigerungen verzeichnen. In einem stetig schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld dürfte der Erfolg der chinesischen Autohersteller auch darauf zurückzuführen sein, dass ihre Preise teilweise deutlich unter denen der ausländischen Hersteller liegen. Abb. 1: Jährliche Wachstumsrate der verkauften Pkw 35% 25% 15% 5% -5% -15% Jährliche Wachstumsrate - chinesische Hersteller Jährliche Wachstumsrate - ausländische Hersteller Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen Am chinesischen Automarkt erfreuen sich Sports Utility Vehicles (SUVs) immer größerer Beliebtheit. Waren im Jahr 2010 noch etwa zehn Prozent der abgesetzten Autos diesem Segment zugeordnet, so machen SUVs im Jahr 2015 mittlerweile rund 30 Prozent der verkauften Autos aus. Seite 2 An dieser Entwicklung können die chinesischen Marken auch immer besser partizipieren. Gemäß einem Research von Gavekal Dragonomics waren im ersten Halbjahr 2014 nur drei der zehn am meisten verkauften SUVs von chinesischen Herstellern. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hingegen wurden schon sechs von zehn der am meisten verkauften SUVs von chinesischen Unternehmen hergestellt. Investmentmöglichkeiten in Automobilaktien Die Aktienkurse von deutschen Automobilherstellern reagieren sehr sensibel auf Nachrichten aus China. Wir haben in den von uns gemanagten Aktienfonds in Autohersteller investiert, die weniger stark von China abhängen und auch in anderen Märkten erfolgreich sind. Zusätzlich legen wir darauf Wert, dass nicht nur Absatzziele verfolgt werden – denn die Rentabilität darf dabei nicht auf der Strecke bleiben. Autor Klaus Kumper, MSc Tel.: +43-1-502 20-432 [email protected] Klaus Kumper studierte Betriebswirtschaft und Finanzwirtschaft & Rechnungswesen an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach Absolvierung des Masterstudiums begann er als Assistent in der Investmentfondsprüfung bei Ernst & Young in Wien. Seit März 2014 unterstützt er das Aktienfondsmanagement-Team der Gutmann KAG. Die Anlage in Finanzinstrumenten ist Marktrisiken unterworfen. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert. 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