Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Flächen für die Fließgewässer- und Auenentwicklung definieren, reklamieren und organisieren Präsentation im Rahmen der NUA-Auenschutztagung vom 11. – 12. Juni 2015 in Mettmann Referent Dipl.-Ing. Bernd Schackers Renaturierte Lippe in der Hellinghauser Mersch (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers) 1 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Inhalte 1. Flächen – wozu? 2. Flächenbedarf definieren 3. Instrumente zur Reklamation / Darstellung des Flächenbedarfs 4. Möglichkeiten zur Flächenorganisation anhand motivierender Beispiele 5. Fazit Lippeaue Hellinghauser Mersch 2 (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers) Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren 1 www.uih.de Flächen – wozu? Bestandteile intakter größerer Gewässer(auen) mit Platzbedarf: Hartholzauwald Altwasser Flusslauf: Flächenverluste durch Ufererosion (Uferabbrüche) Flächengewinne durch Sedimentation (Kies- und Sandbänke) Altarm Flutrinnen Altwasser Weichholzauwald Muldeaue (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro) 3 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de … besonders auch Platz für vermehrtes Überfluten einer reaktivierten Primäraue mit gewässerschonenden, hochwassertoleranten extensiven Nutzungen Pregelaue (Ostpreußen) - Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers 4 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de … aber die Wirklichkeit sieht meist ganz anders aus: Ausgangssituation – das Gezerre um die Flächen - Viele stellen Ansprüche – Viele sind zu beteiligen Grafik: UIH Ingenieur- und Planungsbüro 5 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren 2 www.uih.de Flächenbedarf definieren Fragen, die im Zusammenhang mit der Definition des Flächenbedarfs immer eine Rolle spielen: • An welchen Gewässerstrecken benötigen wir diese Flächen? • Wie breit / wie groß müssen die Flächen (Korridore) im Einzelnen sein? • Welchem Zweck sollen die Flächen dienen / können sie weiter genutzt werden? - vollständige Inanspruchnahme für den Gewässerverlauf mit freier Sukzession und damit ohne weitere Nutzungsmöglichkeit? - Nutzungsmöglichkeit bis zur tatsächlichen Inanspruchnahme? - „Pufferfunktion“ mit dauerhafter, aber eingeschränkter Nutzbarkeit? 6 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Definition Flächenbedarf über Konzeptionelle Planungen In NRW wurde/wird Streckenbedarf mit Hilfe des so genannten Strahlwirkungskonzeptes ermittelt, bei dem vor allem der Bedarf an sehr naturnahen Strecken (Strahlursprüngen) +/- festgelegt wird: Schematische Darstellung der Funktionselemente des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes (aus LANUV 2011) In Abhängigkeit vom notwendigen Maßnahmenbedarf zur Sicherung / Herstellung sehr naturnaher Gewässerstrecken können daraus Rückschlüsse auf den Flächenbedarf gezogen werden. 7 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Definition Flächenbedarf im Rahmen konkreter Einzelprojekte … Konkreter Flächenbedarf ergibt sich aus Herleitung und Festlegung von Entwicklungszielen, die sich am gewässertypspezifischen Leitbild und den vorhandenen Restriktionen orientieren Morphologisches gewässertypspezifisches Leitbild (Quelle: Landesumweltamt NRW 2001) Entwicklungsziel kann z.B. die Gewässerrenaturierung innerhalb eines ermittelten „Entwicklungskorridors“ unter Beachtung vorhandener Restriktionen sein. 8 Quelle: LAWA 2006 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de … Definition des Flächenbedarfs für einen Entwicklungskorridor z.B. im Rahmen einer wasserrechtlichen Genehmigungsplanung Bestand Planung Bachrenaturierung mit Schaffung einer Ersatzaue auf 400m Länge Planung + Umsetzung 2009: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / W. Klein 9 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren 3 www.uih.de Instrumente zur Reklamation / Darstellung des Flächenbedarfs … Darstellung des Flächenbedarfs z.B. - über ein Konzept zur naturnahen Gewässerentwicklung (KNEF) mit Darstellung des angepassten Gewässerentwick-lungskorridors - über rechtsverbindlich als Satzung beschlossenen Landschaftsplan 10 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Nutzung weiterer Instrumente: Querschnittsorientierte Landschaftsplanung- und Raumordnung hilft beim Sortieren der Flächenansprüche Flächenbedarf neben Fachplanungen über Landschaftsplanung und Raumplanung stärker thematisieren - Instrumente stehen seitens der Landschaftsplanung und Raumordnung zur Verfügung Wawi und Naturschutz sollten Flächenbedarf für Gewässer- und Auenentwicklung im Rahmen der Beteiligung an der Aufstellung dieser Programme + Pläne stärker reklamieren ! Quelle: LANUV NRW 2015 11 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren 4 • www.uih.de Möglichkeiten zur Flächenorganisation anhand motivierender Beispiele Flächenbeschaffung wird erleichtert, wenn zunächst die Auenflächen identifiziert und auf ihre Eignung hin geprüft werden, die heute schon im Besitz der öffentlichen Hand wie Kommunen, Kreise, Land (Landesforsten, Naturschutz, Straßenbauverwaltung), oder Naturschutzstiftungen und Umweltverbänden sind • Vielfach sind Schutzgebietskulissen (NSG, FFH- und Vogelschutzgebiete) geeignet, für die Wasserwirtschaft und Naturschutz übereinstimmende Ziele verfolgen • Von größter Bedeutung erscheint ein vorbereitendes, begleitendes, langfristig angelegtes Flächenmanagement durch erfahrene Organisationsstrukturen (v.a. Agrarverwaltungen) zu sein 12 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Erfolgsfaktoren für eine Flächenbereitstellung im Rahmen eines konkreten Projektes: • Anbieten von „Ausgleich“ / „Ersatz“, z.B. Tauschland • „win-win-Situationen / Maßnahmen-Mehrwerte (HW-Schutz, Gewässererleben etc.) • „Vertrauen gegenüber dem Maßnahmenträger und den beteiligten Behörden“ – Einbeziehung landwirtschaftlichen Fachverstandes (Vertrauenspersonen) bei den Flächenverhandlungen • Ungünstige Bewirtschaftungsbedingungen, v.a. auf Grünlandstandorten (Topographie, Zuschnitt, Bodenfeuchtigkeit) • Zeitpunkt der Information und Beteiligung (vorgesetzte Planungsergebnisse z.B. meistens absolut kontraproduktiv, es sei denn, dass Maßnahmenträger erforderliche Flächen bereits besitzt) • Akzeptanz deutlich höher, wenn Flächen gleichzeitig als Ausgleichs- bzw. Ersatzflächen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung angerechnet werden 13 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Flächenbereitstellung für Gewässer- und Auenentwicklung setzt zwingend Akzeptanz bei Betroffenen voraus . . . breit angelegte, zielgruppenorientierte, frühzeitige und zeitaufwändige Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung ist notwendig ! Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers 14 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Beispiel 1: Flurbereinigungsverfahren Neutrassierung eines Bachlaufes zurück ins Taltiefst in einer Sekundäraue Anlass: Neustrukturierung des landwirtschaftlichen Wegenetzes Strahlursprung Strahlweg Strahlursprung Konzeptplanungsstand 11/2014: UIH Ingenieur- und Planungsbüro; Luftbild: © Geobasis NRW 2013 15 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Beispiel 2: Flurbereinigungsverfahren Lippe im Kreis Paderborn Schwerpunktraum 4 „Hedermündung“ (km 191,60 – km 192,80 beidseitig) Quelle: Umsetzungskonzept zur naturnahen Gewässer- und Auenentwicklung der Lippe, Gewässer I. Ordnung im Kreis Paderborn (Bez.-Reg. Detmold 2015) Flächenbesitz des Landes NRW über langjähriges seit 1993 laufendes, zur Lipperenaturierung eingeleitetes, Beschleunigtes Flurbereinigungsverfahren (grüne Flächen), bei dem auch außerhalb des Verfahrensgebietes liegende Flächen zugezogen werden können Karte: UIH Ingenieur- und Planungsbüro Kartengrundlage: © Geobasis NRW 2014 16 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren Ergebnisse Umsetzungskonzept Schwerpunktraum „Heder“ – Variante 1a Karte: UIH Ingenieur- und Planungsbüro Kartengrundlage: © Geobasis NRW 2014 17 www.uih.de www.uih.de Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren Bündnispartner Naturschutz – Gemeinsame Maßnahmenumsetzung vor allem im Rahmen eines von WaWi und Naturschutz gemeinsam geplanten NATURA 2000 - und NSG-Gebietsmanagements (= riesige Gebietskulissen !!!) 18 Fotos: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren Flussspaltung mit Weserinsel Abgrabungskomplex Windheim www.uih.de Maßnahmenbereich aus der „Machbarkeitsstudie Weserschleifen“ zur Umsetzung der EG-WRRL an der Weser (Bezirksregierung Detmold 2014) Planungsansatz entspricht Naturschutzzielen, hier der Managementplanung für das EU-Vogelschutzgebiet „Weseraue“ Mehr „Gewicht“ bei der Akzeptanzwerbung, da 2 Ansprüche auf einer Fläche befriedigt werden !!! Zeichnung: UIH Ingenieur- und Planungsbüro 19 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Beispiel 3: Anbindung der Schwartau an den Talraum und Einleitung einer eigendynamischen Entwicklung von Stat. 4+900 bis Stat. 8+200“ im FFH-Gebiet „Schwartautal und Curauer Moor“ ARGE überwiegend im Besitz des Wasserund Bodenverbandes und der Landesforsten !!! Karte + Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro 20 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Beispiel 4: Fulda-Flussaufspaltung Mecklar (Hessen) im Rahmen der Eingriffs-Ausgleichsplanung für eine Straßenquerung Im Rahmen der LBP-Erarbeitung (Vermeidung/ Ausgleich/Ersatz) wurde anstelle einer ursprünglich geplanten einseitigen Profilaufweitung zur Erhaltung eines dort stockenden wertvollen Auwaldes eine leitbildkonforme, strukturverbessernde Flussaufspaltung mit angrenzenden Auwaldentwicklungsflächen realisiert! Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers 21 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Beispiel 4: Fulda - Flussaufspaltung Mecklar (LK Hersfeld-Rotenburg, Hessen) als Vermeidungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen einer Straßenplanung (K 1) – Flächenbereitstellung über das Planfeststellungsverfahren zum Straßenbau Fotos: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Christ 2014 22 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren www.uih.de Nutzung der Ausgleichs- und Ersatzerfordernisse (auch der Ersatzgelder) für neue oder „repowerte“ Windparks ! Gewässerrenaturierungen als erforderliche Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen bedienen sowohl die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung, als auch die Zielerreichung gem. EG-WRRL – nur einmaliger (kein doppelter!!!) Flächenverbrauch !!! (sehr große Akzeptanz in der Landwirtschaft) Vor allem attraktiv, wenn Windparks von Landwirten selbst (mit) betrieben werden: Interesse an zur Verfügung zu stellenden Flächen dann besonders groß! Windpark Paderborner Hochfläche (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers) 23 Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … … definieren, reklamieren und organisieren 5 www.uih.de Fazit • Flächenbereitstellung zentrale Voraussetzung für Gewässerentwicklung • Flächenansprüche müssen definiert werden, z.B. über Ermittlung von Entwicklungskorridoren! • Flächenansprüche sollten in wasserwirtschaftlichen Planungen (z.B. KNEF), sowie der Landschafts- und Raumordnungsplanung (Regionalplan, FNP) dargestellt und somit gegenüber Dritten reklamiert werden • Zur Flächenbeschaffung stehen zahlreiche Instrumentarien zur Verfügung – es gibt leider kein Patentrezept – Aber: Nicht ausschließlich auf Kauf oder Flurbereinigung setzen – vertragliche Vereinbarung wie Entwicklungsdividende / kapitalisierte Ausfallentschädigungen voran bringen • Langfristiges Bodenmanagement, vor allem mehr Flurbereinigungsverfahren (mit mehr Personal !!!), erscheinen notwendig! • Im Vorfeld konkreter Planungen lohnt die Suche nach Bündnispartnern bzw. „win-win-Situationen“, die in aller Regel für mehr Akzeptanz auch bei betroffenen Nutzergruppen sorgen! 24 … definieren, Die „richtigenreklamieren Bilder“ im und Kopforganisieren zeigen den Flächenbedarf wirklich naturnaher www.uih.de Flächen für die Gewässer- und Auenentwicklung … Bach- und Flussauen, geben Orientierung und motivieren !!! Vielen Dank für´s Zuhören ! Thune in der Senne (Foto: UIH Ingenieur- und Planungsbüro / Schackers) 25
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