S TA D T D E K A N AT L U D W I G S H A F E N Katholisches Stadtdekanat Ludwigshafen Regionalseiten für die Woche vom 22. bis 28. November 2015 „St. Joseph war auch mal jung“ Rheingönheim. „St. Josef war auch mal jung“ – so ist der Titel eines bunten Nachmittags und Abends am Freitag, 27. November. Er ist Auftakt für einige Jubiläumsveranstaltungen. Ihr Anlass ist das runde Weihejubiläum der Rheingönheimer Kirche. Am 6. Dezember 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, ist das neu errichtete Gotteshaus geweiht worden. Die Kirche ist einer der ersten Bauten des pfälzischen Architekten Albert Boßlet. Sein typischer Baustil tritt, anders als bei den Ludwigshafener Kirchen St. Maria (jetzt griechisch-orthodox) und Herz Jesu, hier noch nicht zu Tage. Die Rheingönheimer Kirche zeigt einen Mix von Jugendstil und Neoromanik. „Sie hat im Laufe ihrer Geschichte schwere Zeiten wie die beiden Weltkriege überstanden und ist nach Zerstörungen liebevoll wieder aufgebaut und gepflegt worden. Heute dürfen wir mit Fug und Recht stolz auf unsere St. Josephs-Kirche sein“, schreibt Pfarrer Gerhard Rottmayer in einem Grußwort des jetzt neu erschienenen Kirchenführers. Die 40-seitige Broschüre zeichnet die bewegte Geschichte von Kirche und Pfarrei nach und lädt zum Rundgang durch das bemerkenswerte Gotteshaus ein. Die Kirche neu zu entdecken und anders zu erleben soll mit dem Programm am 27. November möglich werden, sagt Pastoralreferent Clemens Fiebig. Kinder und Jugendliche dürften das Gotteshaus in ein anderes Licht tauchen. „Es geht dann auch um die Frage, was oder wie viel uns die Kirche bedeutet.“ Erwachsene können sich in meditativer Weise mit Symbolen und Stationen in der Kirche auseinander setzen. Fotos: Conny Konrad Festveranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen der Rheingönheimer Kirche Am 6. Dezember 1915, also vor bald 100 Jahren, geweiht – St. Joseph. Einer dieser besonderen Orte ist die Wilhelm-Caroli-Kapelle. Sie erinnert an den früheren Rheingönheimer Pfarrer der Jahre 1926 bis 1938. Mehrfach ließen die Nationalsozialisten Wilhelm Caroli verhaften, verprügeln und schließlich wegen „Kanzelmissbrauch“ ins Konzentrationslager Dachau bringen – Caroli hatte unter anderem Antisemitismus und Euthansie offen kritisiert. Nach sechs Monaten in Dachau Vom Altar zur Orgel: Ungewöhnliche Perspektive in einem ungewöhnlichen Gotteshaus – ein festliches Orgelkonzert gibt es am 29. November. Jubiläumstermine in St. Joseph Liturgischer Mittag und Abend Freitag, 27. November, ab 15.30 Uhr: Liturgischer (Nachmittag und) Abend „St. Joseph war auch mal jung“ für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Meditative Erschließung von Elementen in der Kirche ab 18.45 Uhr, Orgelspiel (19.15 Uhr), Abschluss mit Taizé-Andacht (21 Uhr). Konzert an der Klais-Orgel Sonntag, 29. November, 17 Uhr: Orgelkonzert mit dem Landauer Dekanatskantor Christian Schmitz. Er spielt „Orgelmusik des galanten Zeitalters“ – starb der Priester dort völlig entkräftet. Die Urne mit seiner Asche ist seit 1996 in der Kapelle beigesetzt, die auch an die Gefallenen der Kriege erinnert. Erinnerungen wach halten, auf Erreichtes zurückblicken, Abschied nehmen – ein Ziel der Jubiläumsveranstaltungen. Bei aller Wehmut, dass Ende des Jahres die 1903 gegründete Rheingönheimer Pfarrei aufgelöst wird, ist der Ausblick in die Zukunft der neuen Pfarrei ein Anliegen. Darum geht es am 4. Dezember bei einem Vortrag des Theologen Dr. Peter Hundertmark über Gemeindebildung. „Übermorgen nur noch Gedächtniskirchen? Gemeinden gründen!“, so ist der Abend überschrieben. Hundertmark setzt damit einen Impuls zur häufig zu hörenden Klage, das Christentum sei in Europa auf dem Rückzug. „Der Rückgang in der Kirche ist nicht deren Ende“, zeigt er sich optimistisch und beschreibt das Leben kleiner christli- Werke u.a. von Purcell, Mozart, Haydn, Wesley, Battishill und Cabanilles. Kirchenführung und Vortragabend Freitag, 4. Dezember, um 18 Uhr: Kirchenführung, ab 19 Uhr Abend mit Dr. Peter Hundertmark zu seinem Buch „Gemeinden gründen!“ Festgottesdienst zum Jubiläum Sonntag, 6. Dezember, 10 Uhr: Festgottesdienst mit Weihbischof Otto Georgens zum Weihetag der Kirche. Mit dem „Coro piccolo“ und Dekanatskantor Georg Treuheit (Orgel). cher Gemeinden.Vor dem Vortrag gibt es zunächst eine Kirchenführung. Fred Kirschner, ein Kenner der Geschichte und der Architektur von St. Joseph und Mitverfasser des neuen Kirchenführers, zeigt das Gotteshaus ab 18 Uhr. 100 Jahre mögen für eine Kirche nicht viel sein. Je nach geschichtlichen Umständen ist es das aber doch, wie bei St. Joseph. Ihre Steine scheinen in besonderer Weise von der jüngeren deutschen Geschichte geprägt zu sein: Bauplan und Grundsteinlegung stammen aus der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in dessen Notzeit der Kirchenbau fällt. Die fast völlige Zerstörung brachte der Zweite Weltkrieg mit den Luftangriffen von 1943 und 1944. hm „WIR IN LU“ „Kirche ist für mich wie die Feuerwehr! Sie muss da sein und einsatzbereit sein!“ So sagte mir einmal ein Kommandeur bei der Bundeswehr. Er meinte, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Es wunderte ihn, dass ich ihm nicht uneingeschränkt zustimmen konnte. Es ist richtig, dass Kirche bei Krisen und Schicksalsschlägen da sein muss.Aber als Feuerwehrmann fühle ich mich als Seelsorger nicht. Die Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten, ist mehr als nur Krisenbekämpfung. „Der Weg entsteht beim Gehen!“ Das Sprichwort gilt auch für den Glaubensweg. Dies ist manchmal ein schmaler und steiniger Weg, in unseren Tagen sicher keine Autobahn. An diesem Sonntag wird in der Pfarreiengemeinschaft St. Ludwig das Große Gebet gefeiert. In den vier Pfarreien ist jeweils um 15 Uhr eine Gebetszeit. Um 17 Uhr ist dann feierliche Schlussandacht in der Kirche St. Ludwig, mitgestaltet von den Kirchenchören. Zum ersten Advent wird die neue Pfarrei Heilige Petrus und Paulus errichtet werden. Dorthin machen sich die Christen der neuen Pfarrei auf den Weg. Aufbruch und Neuanfang wurden in den letzten Jahren und Monaten schon praktiziert. Nach den Wahlen der neuen Gremien wird nun allen klar, dass die Zukunft begonnen hat. So manches Gemeindemitglied tut sich noch schwer. Es gibt Ängste und düstere Prognosen. Das ist nicht nur in unserer Pfarreiengemeinschaft St. Ludwig so. Kirche ist eine Weggemeinschaft. Es geht gemeinsam voran. Der Blick auf alte Strukturen und Befindlichkeiten kann mutlos machen. Von Chancen und Möglichkeiten sollten wir sprechen, dem Heiligen Geist ruhig etwas zutrauen. In diesen Tagen werden wir aufgeschreckt, mit Hass und Gewalt konfrontiert. Da muss unser Blick weitergehen, und beim Großen Gebet beten wir auch für eine Welt, die tief erschüttert ist. Da hilft das Bild von der Kirche als Feuerwehr nicht. Ein Wort aus den Psalmen kommt mir dieser Tage immer wieder in den Sinn: Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut (Psalm 127,1). Diakon Hubert Münchmeyer, Pfarreiengemeinschaft Ludwigshafen-St. Ludwig 47/2015 der pilger – 13 LU
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