Haus Gottes und das Tor des Himmels

S TA D T D E K A N AT L U D W I G S H A F E N
„Haus Gottes und das Tor des Himmels“
Festgottesdienst mit Weihbischof Otto Georgens zum 100-jährigen Bestehen von St. Joseph-Rheingönheim
nur um den äußeren Bau, es geht auch
um die Frage, was Kirche ist und wer
Kirche ist.“ Als Gebäude und als Institution sei die Kirche nur von Jesus
Christus her zu verstehen und in Abhängigkeit von ihm. „Wie Johannes
der Täufer hat auch die Kirche die
Aufgabe, nicht sich selbst, sondern Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, damit die Menschen das Heil sehen, das von Gott kommt.“
Foto: Kunz
Rheingönheim. Ein Festtag, zu dem
auch die Wintersonne kräftig schien –
am Nikolaustag wurde das Weihejubiläum der Rheingönheimer St. JosephsKirche gefeiert und an die Kirchweih
vor genau 100 Jahren erinnert. Zum
Festgottesdienst war Weihbischof Otto
Georgens aus Speyer gekommen. In
seiner Predigt hob er hervor, was ein
Kirchengebäudes besonders kennzeichnet: „Bei einer Kirche geht nie es
Foto: Kunz
Einzug zum Jubiläumsgottesdienst in Rheingönheim – Weihbischof Otto
Georgens leitete die Feier und hielt die Festpredigt.
Am Altar Weihbischof Otto Georgens (Mitte) mit Dr. Hans-Peter Arendt,
Ortspfarrer Gerhard Rottmayer, Diakon Hanspeter Imhoff, Prodekan
Josef Steiger sowie Hermann Volz (von links nach rechts).
Termine
Otto Georgens, der Vertreter der deutschen Bischöfe bei der französischen
Bischofskonferenz ist, nahm das Beispiel verfallender französischer Dorfkirchen zum Anlass für die Frage nach
dem Erhalt der Kirchen hier in der
Pfalz.Wie in Frankreich gehe es darum,
die Gotteshäuser am Leben zu erhalten. Da sei es „das beste Mittel, um zu
verhindern, dass ein Gotteshaus abgerissen oder umgewidmet wird: Menschen, die den Kirchenraum füllen, die
hier zusammenkommen, um Gott zu
loben und ihm zu danken“.
Abschließend wandte sich Weihbischof Georgens in seiner Predigt mit
dem Wunsch an die Gemeinde der Jubiläumskirche, es „mögen Fremde, die
euch besuchen, dabei – wenn schon
nicht laut ausrufen –, so doch wenigstens leise erahnen und erspüren:
Wahrhaftig, Gott ist bei euch. Hier ist
nichts anderes als das Haus Gottes
und das Tor des Himmels.“
Der Messe mit festlicher Gestaltung
durch den „Coro piccolo“ schloss sich
ein Stehempfang an. Eine Kirchenausstellung lud zum Besichtigen ein. pil
Rückgang in der Kirche bedeutet keinesfalls ihr Ende
100 Jahre St. Joseph: Vortragsabend über Gemeindegründung zeigt Hoffnungen im Abwärtstrend auf
Adventskonzert in Ruchheim
Ruchheim. Anlässlich des 40-jährigen
Jubiläums des Ruchheimer Kirchenchors St. Cyriakus wird bei einem Adventskonzert am Sonntag, 13. Dezember, 17 Uhr, in der katholischen Ruchheimer Kirche die Kantate „Lichter
der Hoffnung“ von Klaus Heizmann
und Johannes Jourdan unter der Leitung von Barbara Lichter aufgeführt.
Unterstützt wird der Chor durch den
Kinderchor der Gemeinde und Instrumentalisten. Die moderne Kantate ist
vielseitig – von einigen klassischen
Klängen bis zu modernen Popsounds.
Der Text greift biblische Vorlagen auf.
Weihnachtsmarkt in Oggersheim
Oggersheim. In die zweite Runde geht
an diesem dritten Adventswochenende der Weihnachtsmarkt an der Wallfahrtskirche, ausgerichtet von der Gemeinde Maria Himmelfahrt. Geöffnet
ist an beiden Tagen zwischen 15 und 20
Uhr.Am Samstag, um 16.30 Uhr, stimmen Kinder der Kita „Christ König“
und eine Klasse der Schillerschule auf
Weihnachten ein, ab 17 bis 19 Uhr ist
dann Basteln mit Kindern angesagt.
Am Sonntag um 17.30 Uhr findet die
Tombola-Nieten-Verlosung statt, ab
18.30 Uhr spielt zum Abschluss die
Kolpingmusikkapelle auf. Angeboten
werden Leckereien und Dekoratives.
14 LU – 50/2015 der pilger
Rheingönheim/Speyer. „Übermorgen
nur noch Gedächtnis-Kirchen? Gemeinden gründen!“ lautete der Titel
des Vortrags von Dr. Peter Hundertmark, zu dem die Gemeinde St. Joseph in Rheingönheim anlässlich des
100-jährigen Bestehens der St. Josephs-Kirche für 4. Dezember eingeladen hatte. Der Referent skizzierte
Möglichkeiten, wie Gemeinde zukünftig aussehen kann – selbstorganisiert und selbstverantwortet.
Haben es Jubiläen wie jetzt der 100.
Jahrestag der Weihe der Rheingönheimer St. Josephs-Kirche gemeinhin so an
sich, dass dabei zurückgeblickt und an
die Geschichte erinnert wird, so hat die
St. Josephs-Gemeinde bewusst einen
anderen Weg gewählt: Mit dem Vortrag
von Peter Hundertmark wollte sie einen Beitrag zum Weiter-Denken, zum
Blick in die Zukunft leisten. Denn klar
ist: Die zum 1. Januar in Kraft tretende
neue Pfarreienstruktur im Bistum
Speyer, mit der auch die 1903 gegründete Rheingönheimer Pfarrei aufgelöst
wird, ist nicht das Ende der Zusammenlegungen und des Schrumpfungsprozesses. „Der langsam absteigende
Weg der Kirche in Deutschland wird
sich massiv beschleunigen“, ist sich Peter Hundertmark sicher.
Der Pastoralreferent, der das Referat
Spirituelle Bildung der Diözese in
Speyer leitet, sieht die Kirche in der
Krise. Wann die Krise genau komme
und wie viele Menschen danach noch
zur Kirche gehören, sei nicht zu sagen.
In Frankreich seien heute nur noch ein
Prozent der Bevölkerung Mitglied einer Kirche, nennt er ein Beispiel. Diese geringe Mitgliederzahl führe dann
auch zu finanziellen Problemen.
„Was wird aus den Kirchen, aus der
Kirche St. Joseph? Wird sie zukünftig
noch gebraucht? Wo geht die ganze
Entwicklung hin?“, blickt er in die Zukunft. Der Aufruf „Gemeinden gründen!“ im Titel seines Vortrags, so der
Referent, mute mit Blick auf diese Situation, in der ja gerade aufgelöst und
zusammengeführt werde, seltsam an.
„Der Rückgang in der Kirche ist nicht
deren Ende“, zeigt er sich jedoch optimistisch. Vieles wie Erfahrungen, Kontakte und Vernetzungen könne man
über die Krise hinweg retten und für
den Aufbau einer neuen Form von Kirche nutzen. „Wir haben die Gesprächsund Streitkultur als großen Schatz aus
den drei großen Gesprächsprozessen
zur Zukunft des Bistums mitgenommen“, nennt er ein Beispiel.
Unter Gemeindegründungen versteht
Hundertmark Gemeinschaften, die sich
selbst organisieren können, die keine
Hilfe von außen brauchen und sich selber überlegen, was sie machen möch-
ten. „Kirche wird dann sehr anders
sein“, betont er.Vieles würden wir heute noch gar nicht als Kirche erkennen.
Wie zum Beispiel ein Café in England,
das Kirche ist. Dort sind die Seelsorger
immer anwesend, die Menschen kommen zu ihnen und regelmäßig wird
dort auch Gottesdienst gefeiert.
„Wir werden uns selber vor Ort organisieren müssen, denn die organisierte Kirche ist durch Personalmangel
und Mangel an Beteiligung zum Rückzug gezwungen “, lautet seine Prognose für die Zukunft. Diese Freiwilligenkirche, so ist sich Peter Hundertmark
sicher, ist die einzige Chance. „Wir
können nicht warten, bis es jemand für
uns macht“. Außerdem, so ergänzt er
noch, haben die Christen seit dem
Zweiten Vatikanischen Konzil die „Erlaubnis“, sich selbst zu organisieren
ako
und selbst aktiv zu werden.
Buchinfos: Dr. Peter Hundertmark: „Gemeinden gründen!
Skizzen für eine
Selbstorganisation der Christgläubigen.“ Plöger Medien, 2014,
266 Seiten, ISBN
9783898572965.