aspoeck-Historischer Rückblick Stechmücken_2015-06

)
aus ASPÖCK (2002
Foto: H. Bellmann
Historischer Rückblick
Horst Aspöck
Institut für Spezifische
Prophylaxe und
Tropenmedizin,
Medizinische Parasitologie,
Medizinische Universität Wien
8. Juni 2015
AGES – Stechmücken: Belästigung oder Bedrohung
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Stechmücken-Forschung in
Österreich aus der Sicht der
Medizin –
ein historischer Rückblick
Stechmücken aus medizinischer Sicht I
• Seit jeher als Ursache von Hautveränderungen nach Stich
bekannt
• Ursächlicher Zusammenhang mit mehreren Erkrankungen
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur manchmal erahnt
• 1880: Louis Alphonse LAVERAN (1845–1922) entdeckt
Malaria-Erreger; Übertragung aber noch unbekannt
• 1881: Carlos FINLAY (1833–1915) vermutet Übertragung
des Gelbfiebers durch Aedes aegypti
• 1884: Patrick MANSON (1844–1922) beweist
experimentell die Übertragung von Wuchereria bancrofti
durch Stechmücken = erster Nachweis der Übertragung
eines Krankheitserregers durch einen blutsaugenden
Arthropoden
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Stechmücken aus medizinischer Sicht II
• 1898–1900: Walter REED (1851–1902) weist Übertragung
von Gelbfieber durch Stechmücken nach, weiters Passage
des Erregers durch bakteriendichte Filter und macht
Havanna durch Bekämpfung der Stechmücken
gelbfieberfrei
• 1900: Nachweis der Übertragung von Malaria-Erregern
durch Stechmücken: Ronald ROSS (1857–1932),
Giovanni Battista GRASSI (1854–1925) u.a.
• 1927: Isolierung des Gelbfieber-Virus = erste Isolierung
eines humanpathogenen Virus
• Von da an fortschreitende Aufdeckung der Rolle von
Stechmücken als Vektoren von Arboviren, Plasmodien
und Nematoden (Filarien)
Stechmücken in Mitteleuropa
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Ca. 50 Spezies (von weltweit ca. 3500 Spezies)
Die meisten davon saugen (auch) am Menschen Blut
Vektoren von humanpathogenen Plasmodien bis über die Mitte des 20. Jhdt
in vielen Teilen Mitteleuropas, so auch in Österreich (Lobau, Grazer Becken)
1958: Erste Isolierung eines Virus aus Stechmücken in Mitteleuropa
(Slowakei) durch V. Bardoš (1914–1982) und V. Danielová (geb. 1934) aus
Ae. vexans und O. caspius
1962: Isolierung eines weiteren Virus – Calovo-Virus – aus Stechmücken
(Anopheles maculipennis s.l.) in der Slowakei durch BARDOŠ und
ČUPKOVA
1962: Beginn der Erforschung der Stechmücken unter medizinischen
Aspekten in Österreich durch H. ASPÖCK (geb. 1939) auf Initiative von
Hans MORITSCH (1922–1965) und Christian KUNZ (geb. 1927)
Ab 1963 extensive Freilandarbeiten, zahlreiche Isolierungen von TahynaVirus und Calovo-Virus in Ost-Österreich (ASPÖCK & KUNZ 1966, 1967,
1968 etc.) und umfangreiche experimentelle Studien
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Determination von Culiciden
• Bis Anfang des 20. Jhdts nur eidonomisch
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aus: CARPENTER & LaCASSE 1955
Aedes cataphylla
DYAR
Aedes dorsalis
(MEIGEN)
Determination von Culiciden
• Bis Anfang des 20. Jhdts nur eidonomisch
• Ab Anfang des 20. Jhdts genitalmorphologisch
nach Mazeration
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Hypopygium von
Aedes cataphylla DYAR
Hypopygium von
Aedes communis (DE GEER)
aus: BECKER et al. 2003
Determination von Culiciden
• Bis Anfang des 20. Jhdts nur eidonomisch
• Ab Anfang des 20. Jhdts genitalmorphologisch
nach Mazeration
• Ab ca. 1990 zunehmend molekularbiologisch
(1983: Erfindung der PCR)
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Identifizierung von durch Stechmücken
übertragenen Erregern
• mikroskopisch
• durch experimentelle Übertragung
• immundiagnostisch mittels Antiseren nach
Isolierung oder in situ
• mittels PCR
Stechmücken in Mitteleuropa:
Neue Herausforderungen seit Ende des 20. Jhdts
und in der Zukunft
• Globalisierung und Klimawandel
• Einschleppung exotischer Stechmücken-Arten,
z.T. mit hoher Vektorkapazität
• Einschleppung/Auftauchen neuer Erreger
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