Berlin, 20.07.2015 Pressemitteilung zum Salongespräch "Aufgeklärt, abgeklärt, ungeklärt - sexualpädagogisches Arbeiten im Spannungsfeld Eltern, Jugendliche und Lehrkräfte“ am 15.07.2015 In Kooperation mit der Berliner Regionalgruppe der Gesellschaft für Sexualpädagogik (GSP) fand am 15.7.2015 im Familienplanungszentrum Berlin e.V. - BALANCE im Rahmen der Reihe „Salongespräche“ eine Veranstaltung zu sexualpädagogischem Arbeiten statt. Die Veranstalter_innen legten insbesondere Wert darauf, Jugendliche selbst zu Wort kommen zu lassen und den (Fach-)Diskurs nicht über die Köpfe der direkten Zielgruppe hinweg zu führen. So berichteten drei Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren von ihren Erfahrungen mit Sexualerziehung und debattierten Ort, Zeitpunkt und Form einer in ihren Augen geeigneten Sexualaufklärung im Medienzeitalter. Schließlich sei das Internet der Ort, an dem Jugendliche ihre Informationen suchten, die sie sonst nicht bekämen. Generell sprachen sie sich für eine regelmäßige und wiederkehrende sexualpädagogische Begleitung in unterschiedlichen Klassenstufen aus, insbesondere dann, „wenn es so richtig losgeht mit der Pubertät“. Auch die Thematisierung von sexueller Vielfalt schätzten die Jugendlichen als sehr wichtig ein, insbesondere um Gruppendruck und Mobbing zu begegnen. Und zum Abschluss ihrer Ausführungen drehten sie den Spieß um und stellten den anwesenden Erwachsenen Fragen, wie zum Beispiel: “Wovor habt ihr eigentlich so große Angst im Bezug auf pubertierende Kinder?“ Yan Feuge und Kerstin Florkiw, Referent_innen der Bildungsinitiative QUEERFORMAT ergänzten schließlich in einem Impulsvortrag den Blick auf die Fortbildungsarbeit mit Lehrkräften und berichteten von den Gedanken, die Lehrkräfte in der Arbeit rund um Sexualerziehung und sexuelle Vielfalt bewegten. Thematisiert wurde die Wichtigkeit, nicht-heterosexuelle Liebes- und Lebensformen überhaupt sichtbar zu machen, damit sich LGBTI*-Jugendliche aber auch Lehrer_innen an Schulen nicht verstecken müssten. Insbesondere vor dem Hintergrund einschlägiger Studien, die das Suizidrisiko von LGBTI*-Jungendlichen als ein vielfach Höheres beziffern, als das von heterosexuellen Jugendlichen, ist der Umgang mit diesen Themen längst kein Nischenthema, sondern im Sinne des Kindeswohls unumgänglich. Erfreulicherweise gibt es dazu in Berlin auch auf politischer Landesebene Maßnahmen, wie die Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt” (ISV) und auch die sich derzeit in Überarbeitung befindlichen neuen Berliner Rahmenlehrpläne werden zum Thema ein eigenes Kapitel enthalten. Nach einer Pause, die rund um die vorbereiteten Materialientische für intensiven Austausch und zur Vernetzung genutzt wurde, erweiterte Katrin Putschbach, Sexualpädagogin im Familienplanungszentrum Balance, die Diskussion schließlich noch um die Perspektive der Eltern. Sie berichtete aus den Erfahrungen bei Elternabenden, die sexualpädagogische Veranstaltungen begleiten und stellte heraus, wie wichtig Angebote für Eltern Pubertierender seien, denn allein der Dialog über die Schwierigkeiten und Konflikte in den Elternhäusern führe bei Eltern oft schon zu Entlastung – „bei den anderen fliegen auch mal die Fetzen, wir sind nicht allein“. Hier bestehe ein hoher Bedarf an niedrigschwelligen Angeboten. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Frage des optimalen Zeitpunktes oder auch Ortes einer gelungenen, vielfältigen Sexualaufklärung eine sehr Komplexe ist und heutzutage tätige Sexualpädagog_innen umfassenden Anforderungen gerecht werden müssen. Fragen der Presse beantwortet Diana Craciun, Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragte des Familienplanungszentrum – BALANCE, Fon 030/236 236 841 oder Email [email protected] Das Familienplanungszentrum - BALANCE wurde 1992 gegründet und engagiert sich seitdem in der Prävention und Gesundheitsversorgung für unterschiedliche Zielgruppen in Berlin. Die Arbeitsweise von BALANCE ist interdisziplinär nach dem Motto „Alles unter einem Dach“ angelegt. BALANCE bietet medizinische Versorgung und Beratung zu Themen wie Schwangerschaft, Verhütung, Familienplanung, Partnerschaft und Sexualität an. Darüber hinaus offeriert BALANCE psychologische Beratungen, sexualpädagogische Angebote für Kinder (mit Behinderung), Jugendliche und Erwachsene sowie für Multiplikator_innen verschiedener Berufsgruppen. Schwerpunkte der fachlichen Arbeit sind Themen wie sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung, Jungfräulichkeit, Weibliche Genitalverstümmelung_-beschneidung (FGM_FGC), Frauenrechte und andere. Dazu bietet das Familienplanungszentrum – BALANCE mehrmals im Jahr themenspezifische Salongespräche und Fortbildungsveranstaltungen an. Aktuelle Jahresübersichten finden Sie auf der Internetseite unter Aktuelles - Fortbildungen. www.fpz-berlin.de
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