Jesus nachfolgen heisst, sich vom Vater beschenken lassen (Mt 6)

Arthur Lampe
Bergpredigt II Jesus nachfolgen heisst: Sich vom Vater beschenken lassen
„Wir erwarten von unserem Glauben, dass er wächst und uns endlich
gross und stark werden lässt. Dabei liegt die Stärke des Glaubens
gerade darin, dass er uns zunehmend mit unserer eigenen
Schwachheit versöhnt und uns die Kraft unseres Gottes und die
Grösse seiner Liebe überwältigend vor Augen stellt.“
damit tun. Und letztes Mal habe ich Euch auch schon eingeladen, mit
mir gemeinsam barfuss durch die Bergpredigt zu gehen. Es ist wichtig
festzustellen, was piekt mich, wenn ich das ernst nehme, was Jesus
hier sagt. Was geht mich an. Wo will ich eigentlich Jesus nicht
wirklich folgen.
Hans Joachim Eckstein
In Kapitel sechs will Jesus uns darauf eine Antwort geben: Wo wir
Gott ausweichen. Und Jesus zeigt uns wie Gott uns da raus holen will.
Die Bergpredigt wie wir wissen, richtet sich an die, die Jesus schon
nachfolgen, aber die damit ihre Schwierigkeiten haben.
Liebe Gemeinde
Letzten Sonntag haben wir darüber gesprochen wie wichtig es ist,
einzusehen wie arm wir vor Gott sind, damit Gott selbst uns füllen
kann. Wirkliche Jesus-Nachfolge hat damit zu tun, dass Gott gerade
in erst in unserem Armsein uns auch anderen dienen kann. Für die
Leute, ja vielleicht eben auch manchmal in unseren Augen sind wir
arm dran, wen wir Jesus konsequent nachfolgen, aber wir werden
dadurch reich gesegnet im hier und Jetzt und vor allem in der
Ewigkeit.
Ein Arm sein, so haben wir letztes Mal gehört kann auch das
Verzichten sein. Ich verzichte auf Dinge auf die ich vielleicht ein Recht
habe. Ich nehme nicht Rache an einem anderen, weil er mir Böses
getan hat. Sondern ich überlasse Gott die Rache und verzichte dem
anderen zu vergelten. Nur so kann der Teufelskreis von Gewalt und
Gegengewalt unterbrochen werden. Ich poche nicht auf mein Recht,
sondern suche nach dem Frieden mit dem Andern. Ich verzichte auf
eigenes Tun, weil ich weiss, dass nur Gott allen Mangel ausfüllen
kann.
Nun haben wir schon letztes Mal festgestellt, dass es gar nicht so
einfach ist Jesus so nachzufolgen. Das wir uns sogar sehr schwer
Wir fliegen heute wieder wie ein Adler über Kapitel sechs und
schauen, was Jesus uns hier sagen will, was hier sein Hauptthema ist.
Wir tun uns schwer mit dem Arm sein. Wenn wir uns arm fühlen,
denken wir, wir sind Versager. Und wir denken, wir müssen dagegen
etwas tun.
Wenn wir uns arm fühlen, dann wollen wir diesen Mangel irgendwie
selber wieder füllen.
Manchmal reden wir uns diesen Mangel auch irgendwie ein. Im
Paradies redete die Schlange auf die Menschen ein, dass sie noch
etwas brauchen: Erst dann wären sie wirklich glücklich und hätten
ein erfülltes Leben. Dabei hatten sie im Paradies alles, was sie zum
Leben brauchten – in Hülle und Fülle. Aber der Gedanke, da könnte
irgendetwas fehlen, brachte sie dazu, alles dafür zu tun, diesen
Mangel zu beheben. Die Schlange hatte gelogen. Aber die Menschen
haben sich darauf eingelassen, weil sie Gott nicht wirklich vertrauten,
dass er sie mit allem versorgt.
Arthur Lampe
Bergpredigt II Jesus nachfolgen heisst: Sich vom Vater beschenken lassen
Und dann bekamen sie wirklichen Mangel. Als sie nicht mehr im
Paradies waren. Der Mann sieht, dass er mit seiner Arbeit nie so weit
kommt wie er möchte. Er müht sich ab und will Leistung bringen,
aber am Ende kommt es doch nicht so gut wie er möchte. Die Frau
wünscht sich von ihrem Mann, dass er ihren Mangel stillt, so für sie
da ist, wie sie es braucht. Aber auch das geht nicht auf. Ich denke,
viele Konflikte kommen letztlich von daher.
gesagt werden. Das sollten wir denen auch immer wieder sagen, wie
gut sie das machen und das wertschätzen, dass sie so viel Zeit dafür
investieren. Häufig denken wir: Nüt gsait ist gnueg gelobt. Doch wir
sollten den anderen sagen, was sein gut machen.
Wovon Jesus hier in Kapitel sechs redet ist was anderes: Hier geht es
um das Besondere, dass ich strategisch einsetze.
Und wir sind immer wieder auf unseren Mangel fixiert. Wir hören
sozusagen vieles nur mit dem Mangelohr.
So gibt es Leute, und so beginnt Kapitel 6, die damit angeben, dass
sie andere mit Geld unterstützen. Sie tun Gutes, damit es möglichst
viele sehen.
Darauf bezieht sich auch Kap 6. In Kapitel 5 ging es um die
Bereitschaft zum Verzicht und dass Gott Arme segnet. Hier zeigt uns
Jesus unsere Strategien, die wir suchen, wenn wir Mangelgefühle
haben. Wie wir versuchen das zu kompensieren. Eigentlich ist es
unnötig. Wir haben einen reichen Vater, der uns mit allem versorgt.
Das kann aber auch beim Gebet so sein. Da führt jemand seine
Frömmigkeit vor: Der andere merkt: Wow, der betet aber besonders,
der kann das und dann bewegt der sich noch so hingebungsvoll. Oder
da verrichtet jemand zum Schein lange Gebete.
Und ganz wichtig: Hier in Kapitel 6 beschreibt Jesus glaubende Leute,
was sie tun, wenn sie Mangel empfinden. Wie wir versuchen unseren
Mangel zu kompensieren.
Wir suchen Bestätigung bei anderen. Und wir denken: Siehst du, was
ich mache, findest du das gut. Wir wollen unsere Streicheleinheiten.
Wir wollen, dass die anderen denken: Du bist was Besonderes, tust
etwas Besonderes.
Und das ist ja eigentlich auch nicht schlecht. Schauen wir nur mal
unsere Gottesdienstmitarbeiter an. Die sind etwas Besonderes. Die
Techniker, die schwitzen, dass da vorne alles gut läuft, die
Moderatoren, die uns so durch den Gottesdienst führen, die Musiker,
die uns begleiten. Ja, die sind alle grossartig. Und das muss auch mal
Aber auch das Fasten, Jesus redet davon ab V. 16 kann zu einer
Strategie des Beeindruckens werden. Da führt jemand seine Verzicht
vor.
Das Ziel ist: Ich will den anderen zeigen, dass ich ganz besonders
geistlich bin. Es geht nicht mehr darum, wie eng meine Beziehung zu
Gott ist. Ich tue es für mich selbst, um meinen Mangel nach
Anerkennung zu stillen.
Und wir tun es ja alle. Wir sind Mischwesen. Manchmal tun wir
etwas, um damit Gott zu ehren, manchmal mehr, um von anderen
bemerkt zu werden. Manchmal ist es vielleicht von beidem etwas.
Das ich strategisch etwas einsetze, um von anderen gesehen zu
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werden. Und das kann zum treibenden Motor sein, warum ich im
Reich Gottes dabei bin. Ich will einfach nur dazugehören.
Wenn ich eine Leitungsaufgabe übernehme, wenn ich eine
Bibelschule besuche oder dort unterrichte, das kann alles davon
getrieben sein, dass ich die Anerkennung von anderen damit suche.
Schaut, was ich hier tue.
Auch im Hauskreis: Was ich dort sage, wie ich mich gebe, oder allein
schon wie ich mich bewege, kann strategisch eingesetzt sein.
Das kann uns alle erwischen. Wir tun etwas einfach nur, dass man
uns gern hat.
Man kann das vergleichen mit einem imaginären Kollektenbecher: Du
hast es gut gefunden, was ich gemacht habe, oder? Ich möchte, dass
möglichst viele, viel hineinwerfen. War Ich gut? Wir suchen
Anerkennung und Zuwendung durch andere Menschen. Wir sind
fixiert darauf.
Das kann zur Not werden. Wir gehen mit Mangelgefühlen durch die
Gegend. Und wir müssen es uns immer wieder selber holen, dass uns
andere gut finden.
Jesus war ja nur ein einfacher Schreiner. Aber man sieht immer
wieder, wie er die Menschen durchschaut. Das war ein
Menschenversteher. Jesus sagt, dass es Menschen gibt, die sich sehr
um das Materielle drehen. Er spricht auch von einem Mammon. Das
Geld, der Besitz wird das Wichtigste in meinem Leben. Ich bete es
förmlich an. Und so gibt es Leute, die stillen ihren Mangel durch das
Materielle. Es geht um Sein durch Haben. Durch den Besitz erkaufe
ich mir Sicherheit. Das ist ja eher weniger fromm, sondern mehr
weltlich. Diejenigen, die so ihren Mangel stillen, wissen das auch und
schämen sich nicht dafür.
Aber ob frommer Hintergrund oder mehr weltlich: Beides sind
Kompensations- versuche. Ich will nicht arm sein oder unsicher.
Das Bedürfnis nach Annahme ist ja auch nicht verkehrt. Es ist ja so
menschlich. Es ist noch nie gut gewesen, wenn Leute versucht haben,
ihre Bedürfnisse zu unterdrücken. Die Sehnsucht anerkannt zu
werden, die ist normal, die hat Gott in uns hineingelegt.
Aber wo gehen wir hin damit, mit diesem Wunsch nach Bestätigung
und Anerkennung.
Beim Propheten Jeremia (Jer 2,13) im Alten Testament lesen wir:
Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige
Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind
und kein Wasser geben.
Sie graben sich Brunnen am falschen Ort.
Auch die Leute vom Volk Israel suchen ihr Glück, ihr Wohlbefinden, in
irgendwelchen Dingen, nur nicht in Gott.
Diese Dinge werden als rissige Brunnen bezeichnet. Die Leute füllen
sich selbst mit irgendwas, aber es versickert ganz schnell wieder, es
hält nicht lange vor. Und damit das Gefühl der inneren Leere,
verschwindet, sucht man wieder was, was einem für einen gewissen
Moment stark und sicher wirken lässt.
Arthur Lampe
Bergpredigt II Jesus nachfolgen heisst: Sich vom Vater beschenken lassen
Das ist ein endloser Kreislauf. Denn ständig muss wieder nachgefüllt
werden.
Jesus sagt zu denen, die so leben, die die Geld spenden, um gesehen
zu werden, die scheinheilig beten, die fasten, um als ganz besonders
fromm angesehen zu werden. Jesus sagt: Sie haben ihren Lohn dahin.
Sie haben sich ihre Anerkennung schon geholt. Dabei bleibts dann
auch. Ich habe ihnen nichts mehr zu geben. Du hast den Brunnen am
falschen Ort gegraben und dieser Brunnen ist sogar noch rissig.
Illustration Ballon aufblasen: Ich will, dass jemand meine Seele
streichelt: Ich bin der Beste, der Schönste, der Stärkste.
Ich hole es mir irgendwo ab. Ich brauche viel Lob, aber es hält nicht
lange. Was passiert. Ganz schnell ist wie es verflogen.
Jesus sagt: Dieser Lohn ist schnell dahin. Man hat etwas erreicht im
Beruf, man fühlt sich gut, hat soziale Anerkennung … Und am Ende
bin ich doch noch unruhig.
Der Lohn ist schnell dahin.
Jesus spricht im 6. Kapitel ganz viel vom Vater. 12 Mal erwähnt er
den Vater.
Wenn wir Mangel empfinden, brauchen wir den Vater.
Das Kapitel steckt voller Vater: als der grosszügig gebende. Es gibt
einen anderen Lohn als das, was uns die Welt verspricht, nicht diese
Anerkennung.
Es ist nämlich der Vater, der mich sieht (V.4.6). Wenn ich
Mangelgefühle habe. Der Vater, er sieht.
Der Vater, der weiss, was ich brauche. (V.8)
Der mir vergebende Vater (V.14).
Wieder der Vater, der mich sieht (V.18).
Der Vater, der mich versorgt. (V.26). Der mich ernährt.
Der mich kleidet (V.27), also auch der mich schön macht.
Der weiss, was er braucht. Der Vater kümmert sich um uns mit all
unseren Sorgen. Das war wohl das mission statement: den Menschen
den Vater zeigen, den Vater vor Augen malen. Im Vater Versorgung
erfahren und Annahme, Anerkennung zu bekommen.
Wir alle sehnen uns nach einem solchen Vater.
Wenn es Menschen in der Gemeinde gibt, die sich gerne beklagen, so
sagte mal ein Pastor, dann sind es oft Menschen, die einen grossen
Mangel in ihrem Leben erfahren haben, denen Annahme fehlt. Diese
Menschen brauchen Barmherzigkeit und dass wir sie zum Vater
hinweisen, bringen.
Ballon: das, was wir von Vater bekommen, das verpufft nicht, das
hält. Das ist kein rissiger Brunnen. Wir müssen zwar auch immer
wieder zum Vater, um uns füllen zu lassen. Aber der Vater versorgt
uns doch anders.
Schauen wir in Kapitel sechs und in die Mitte der Bergpredigt. Im
Judentum ist das so, dass das was in der Mitte ist, der Schlüssel zum
Ganzen ist. Die Mitte ist hier das Unser Vater und das Gebet.
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Bergpredigt II Jesus nachfolgen heisst: Sich vom Vater beschenken lassen
Wovon ist hier die Rede? Wenn wir beten, sollen wir in eine Kammer
gehen, wo wir die Tür abschliessen können. Im Alten Orient und auch
heute noch in Afrika ist der einzige Raum, der abschliessbar ist, die
Vorratskammer. In alle anderen Räume kann man so eintreten, da
gibt es keinen Schlüssel.
Und ich stelle mir vor, wenn man da so betet, da siehst du die vollen
Regale. Das ist dann wie ein Bild, wie der Vater deine Seele versorgt.
Wenn die Regale leer sind. Dann kann das ein Bild für unsere Leere,
unser Ausgebranntsein sein. Wohin gehen wir dann mit unserem
Mangel? Was kann die leeren Regale wieder füllen? Glaubst Du, dass
Gott den Mangel stillen kann?
Geh zum Vater, halte ihm deine trockene Seele hin, deinen
Lebensfrustdeine Wünsche nach Partnerschaft, Sexualität,
Verstandenwerden …
Geh zum Vater. Es gibt nur einen, der dir etwas zu geben hat.
Der Segen des Herrn macht reich (Sprüche), der Herr ist reich an
Vergebung (Jes), der Herr, der alle reich macht, die ihn anrufen (Röm
10), er ist reich an Barmherzigkeit (Eph 2,14).
Wir sind arm, aber Gott macht uns reich.
Geh den Jesusweg. Er ging den Weg der Armut, hatte aber nie
Mangel. Oder habt ihr gehört, dass Jesus Mangel hatte? Er suchte
den Vater.
Das Gebet steht in der Mitte von Kapitel sechs. Das Gebet ist das
Entscheidende. Das Gebet ist der Reichtum der Armen.
Jesus nachfolgen bedeutet arm sein und mit dieser Armut ins Gebet
gehen. Diese Armut führt uns zum Vater. Er beschenkt und befähigt
uns.
Wir dürfen JA sagen zum Verzicht, wir können arm sein, ohne je
Mangel zu empfinden.
Wen der Vater beschenkt, der braucht sich nicht darauf fixieren, dass
er Annahme, Anerkennung bei anderen findet. Er braucht keine
Fixierung nach falschen Sicherheiten mehr. Amen.