nACHLESEnACHLESE Oö. Zukunftssymposium 2015 Destination ÜBERMORGEN Trends erkennen – Zukunft gestalten 17. November 2015 Musiktheater am Volksgarten Linz Vortragende: Georges T. Roos, Zukunftsforscher, CH Birgit Gebhardt, Trendexpertin, Hamburg, D Peter Huber, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung WIFO Regina Polak, Universität Wien, KatholischTheologische Fakultät Podiumsgäste: Paul Eiselsberg, IMAS International, Linz Birgit Gerstorfer, Arbeitsmarktservice OÖ Im Begriff „Zukunft“ kommt zum Ausdruck, dass wir in einer Welt der stetigen Veränderungen leben. Das Morgen wird sich vom Heute unterscheiden. Wer die Richtung und die Bedeutung von erkennbaren Veränderungen richtig einschätzt, hat die Möglichkeit, sich rechtzeitig auf neue Chancen und Aufgaben einzustellen und die Zukunft mitzugestalten. Besonderes Interesse kommen dabei – so Zukunftsforscher George T. Roos – den sog. disruptiven Szenarien zu, also jenen Aspekten unseres künftigen Lebens und Wirtschaftens, die sich von den heutigen deutlich unterscheiden. Denn anhand bereits erkennbarer Frühsignale sind schon heute einige dieser Entwicklungen abschätzbar und ein erstes Reagieren möglich. Das Oö. Zukunftssymposium 2015 stellte übergreifende Megatrends und ihre Auswirkungen für Oberösterreich in den Mittelpunkt. Ein Kreis international renommierter Expertinnen und Experten präsentierte Einschätzungen, Impulse und Empfehlungen für die vor uns liegende Zeit. Die Fachreferate und Diskussionen des Symposiums im Musiktheater am Volksgarten ließen folgende thematische Schwerpunkte hervortreten: 1 nACHLESEnACHLESE Smartness Internet und mobile Kommunikation haben schon bis jetzt viel verändert – Gesellschaft und Politik, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft. Smartness als nächste Stufe wird laut Roos nochmals disruptiv wirken: Internet der Dinge, Big Data, Künstliche Intelligenz. Reale und digitale Welt werden verschmelzen – mit dem Menschen als Schnittstelle. Smartness wird in die soziale Welt eingreifen. Emotionale Beziehungen von Menschen zu intelligenten Systemen oder gar humanoiden Robotern werden denkbar. Was ist zum Beispiel zu erwarten? Selbstfahrende Fahrzeuge, selbstoptimierende Fabriken, Gegenstände mit Sensoren, smarter Wohnraum, medizin-diagnostische Computer, kollaborierende Roboter z.B. in der Pflege, etc. Was bedeutet das für eine Region wie Oberösterreich? Digitale Vernetzung kann für Transparenz anstelle von Kontrolle stehen. Die Gewinner von Morgen werden Technologieführer sein. Maschinen werden knapp 50% aller Tätigkeiten erledigen. Smartness ist und wird die Basis für intelligente Städte und Regionen. Welche Skills werden dann gebraucht? Welche Jobs werden jene ersetzen, die durch Smartness verloren gehen? Wo muss Schul-, Aus- und Weiterbildung heute schon reagieren? Gesundheit Die personalisierte Medizin steht vor der Tür – maßgeschneiderte Therapien und Medikamente werden auf genotypische Eigenheiten abgestimmt. Anstelle von Reparatur werden Optimierung und Steigerung treten. Freiwillige Überwachung als Basis für individuellen Service und Vollautomatisierung der persönlichen Versorgung und Selbst-Optimierung halten schon jetzt Einzug in den Alltag. Mensch und Technologie werden zunehmend verschmelzen. Künstliche Ersatzteile für den menschlichen Organismus könnten besser als die Originale werden. Lebenserwartung kann schnell noch deutlicher ansteigen, Gesundheitskosten können ansteigen. Was bedeutet das für eine Region wie Oberösterreich? Hirnforschung, Biotechnologie, Gentechnologie und Informationstechnologie – mit der sogenannten dritten Gesundheitsrevolution wird Gesundheit in 20 Jahren etwas ganz anderes bedeuten als heute. Im Gesundheitswesen werden neue Player auftreten (Apple, IBM, Google u.a.). Viele Fragen, vor allem ethische, werden sich auftun (Stichworte: Datenschutz, Pränataldiagnostik, In-vitro-Fertilisation, künstliche Organe, künstliches Blut etc.): Was ist zulässig, was nicht? Was ist zu regulieren? 2 nACHLESEnACHLESE Wirtschaft und Konsum Smartness erlaubt digitalen Konsum – die ganze Welt wird zum Warenhaus. Online- und Offline-Welt werden verschmelzen. Kundinnen und Kunden und deren individuelle Wünsche werden im Mittelpunkt der Wertschöpfung stehen (B. Gebhardt): individuelle Konfiguration von Angeboten, individuelle Fertigung von Produkten, vollautomatisierte Services, Erforschung von Kundenbedürfnissen über Social Media, Adaption mit Profildaten etc. Digitale Wertschöpfung und technologische Errungenschaften werden sich disruptiv auf Branchenkompetenzen auswirken (sh. Smartness): viele Berufe werden durch Digitalisierung, Automatisierung und Robotisierung ersetzt, neue Fertigkeiten werden gebraucht und neue Berufe werden entstehen. Die regionale Wettbewerbsfähigkeit wird davon abhängen, ob eine Region ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele erreichen kann (P. Huber). Moderne, regionalpolitische Entwicklungsstrategien in hochentwickelten Regionen wie Oberösterreich verlangen daher integrierte Politiken, die diesen Gesichtspunkten gleichermaßen Gewicht beimessen. Die Wertschätzung von Lebensqualität ist bereits ein zentraler Faktor und wird es auch zukünftig bleiben. Was bedeutet das für eine Region wie Oberösterreich? Nachhaltig integrierte und ganzheitliche Entwicklungsstrategien müssen Zuständigkeitsgrenzen durchbrechen. Es braucht schon jetzt die Auseinandersetzung damit, welche Skills in Zukunft gefragt sein werden. Welche Jobs werden jene ersetzen, die durch Smartness verloren gehen? Wo muss Schul-, Aus- und Weiterbildung heute schon ansetzen? Positive Erfahrungen anderer Weltregionen mit Zuwanderung müssen genutzt werden. (Bsp. USA: ein Viertel aller Patente, Nobelpreisträger etc. entfallen auf Menschen mit Migrationshintergrund.) Die Entwicklungsunterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen müssen verringert werden. Gesellschaft und Werte Demografie und Gesellschaft Die neue Weltbevölkerung wird beinahe überall älter, gesünder und wohlhabender sein. Sie wird, wenn auch etwas verlangsamt, weiter wachsen – basierend auf einer überall steigenden Lebenserwartung, denn die Fertilitätsrate wird wohl weiter sinken. Wohlstand und Armut in der Gesellschaft werden davon abhängen, ob der Mensch seine Komfortzone verlassen und sich bietende Chancen kreativ und intelligent ergreifen wird (Roos): Denn einerseits kann die weltweite Wohlstandssteigerung Chancen am Arbeitsmarkt bringen. Extreme Armut könnte 2030 ausgerottet sein, wenn man damit verbundene Herausforderungen erkennt, annimmt und entsprechende Anstrengungen unternimmt. 3 nACHLESEnACHLESE Andererseits besteht – vorrangig in westlichen Gesellschaften – die Gefahr von Polarisierung durch soziale Ungleichheiten. Aussagekräftige Stichworte dazu wären beispielsweise: Ausdünnung der sog. Mittelschicht, Bildungsschere, Parallelgesellschaften. Jugend in der Gesellschaft Ausgehend vom derzeitigen weltpolitischen Geschehen kann man sagen, die Gesellschaft und so auch die Jungen stehen momentan zwischen den Polen Terror und zivilgesellschaftliches Engagement, Exklusion und Solidarität. Fragen nach dem Warum, persönliche Erfahrungen, Unsicherheiten bezüglich der eigenen Zukunft, Angst vor Ungewissem – Wertvorstellungen und Zukunftswünsche junger Menschen sind vor diesem Hintergrund zu betrachten. (R. Polak) Junge Menschen spiegeln die Werthaltungen, Chancen und Probleme einer Gesellschaft wider. Daher ist es für eine gesellschaftliche Ausrichtung unabdingbar, junge Menschen in ihrer Vielfalt heute wahrzunehmen und von und mit ihr zu lernen. Was bedeutet das für eine Region wie Oberösterreich? Wohlstand wird, auch weltweit, zunehmen und extreme Armut kann ausgerottet werden. Maßnahmen gegen Ausgrenzung müssen heute schon ergriffen werden, Diversität braucht Anerkennung, um ein friedfertiges Zusammenleben in Zukunft gewährleisten zu können. Die Belastungen für die zukünftigen Erwerbsgenerationen werden sehr hoch. Die Frage, ob das derzeitige Pensions-/Rentensystem noch eine Zukunft hat, muss gestellt werden. Jugend wird ein – weltweit – „knappes Gut“. Jegliche Zukunftsbetrachtung, gesellschaftliche und politische zukunftsorientierte Ausrichtung muss von der Tatsache ausgehen, dass Jugend nicht nur Zukunft, sondern allem voran Gegenwart ist. Jugend muss die Möglichkeit zur Gestaltung haben. Junge Menschen müssen mit ihren Anliegen Vorrang haben. Basis dafür ist der generationenverbindende Dialog. Schule hat eine zentrale Rolle im Bereich politischer, ökonomischer und geistiger Bildung. Resümee Die Menschheit ist kreativ, intelligent und anpassungsfähig. Sie muss ihre Komfortzone verlassen und die sich bietende Chancen ergreifen, um ihre Zukunft lebenswert gestalten zu können. Dabei sind Optimisten und „Possibilisten“ gefragt und werden weiter gefragt sein. Eine Kultur der Anerkennung von Diversität ist Basis für das harmonische Zusammenleben und die gedeihliche soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung einer Gesellschaft. Junge Menschen sind die Gegenwart und müssen in die Gestaltung einer Region für die Zukunft einbezogen werden. 4 nACHLESEnACHLESE Die regionale Wettbewerbsfähigkeit wird davon abhängen, ob eine Region ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele erreichen kann. Moderne, regionalpolitische Entwicklungsstrategien in hochentwickelten Regionen wie Oberösterreich verlangen daher integrierte Politiken, die diesen Gesichtspunkten gleichermaßen Gewicht beimessen. Schon bei seiner Begrüßung hat Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer für Oberösterreich festgestellt: Soziale Sicherheit, Standort- und Arbeitsplatzsicherheit und damit Lebensqualität stehen am Prüfstand. Nicht Schwarz-Weiß-Malerei sondern das Wahrnehmen von Widersprüchen in der Dynamik des Fortschritts ist gefragt. Das Erkennen und Beschreiben von Trends alleine ist zu wenig. Zukunftsarbeit braucht offenes Vorausdenken und einen offenen Diskurs und in der Folge vorausschauende, verantwortungsvolle Entscheidungen und Handlungen. Ausführliche Unterlagen finden Sie unter www.ooe-zukunftsakademie.at/veranstaltungen. 5
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