Vertrauen hat gelitten - Kantonsspital Graubünden

Südostschweiz | Dienstag, 29. September 2015
REGION
Meine Gemeinde
Stein des Anstosses: Der Abgasskandal mit Dieselmotoren von Volkswagen gibt auch in Graubünden viel zu reden.
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Bild Keystone
Vertrauen hat gelitten
Bündner Garagisten orten bei der Kundschaft wegen des VW-Abgasskandals
Verunsicherung. Und auch einen gehörigen Imageschaden für die Branche.
Pressebild
von Dario Morandi
REICHENAU
Hinterrheinbrücke bei Reichenau
erhält eine kleine Schwester
Das Projekt «Sora giuvna» (romanisch für «Jüngere
Schwester») hat den Wettbewerb für die neue Hinterrheinbrücke gewonnen. Das Konzept der Ingenieurgemeinschaft
Flint & Neill Ltd, London/Walt Galmarini AG Zürich überzeugte die Jury durch die schlichte Eleganz der V-förmigen
Stahlstreben auf Betonpfeilern. Alle bewerteten Projekte
können von heute bis Freitag, 9. Oktober, jeweils von 8 bis
19 Uhr in der HTW Chur besichtigt werden. (so)
CHUR
Raubüberfall in Chur:
Zeugenaufruf
In der Nacht auf Sonntag ist
in Chur ein 28-jähriger
Mann überfallen und ausgeraubt worden, die Täter
sind flüchtig. Der 28-Jährige
wurde in der Laubenstrasse
von zwei Männern von hinten gepackt, auf den Boden
gedrückt und aufgefordert,
sein Geld herauszugeben.
Der Mann folgte der Aufforderung, worauf die beiden
Männer in unbekannte
Richtung verschwanden,
wie die Kantonspolizei
Graubünden mitteilte. Für
den Raubüberfall, der sich
zwischen 0.15 und 0.30 Uhr
ereignete, werden Zeugen
gesucht. Die beiden Männer
sind zwischen 20 bis 25 Jahre alt und 170 Zentimeter
gross. Sie sprechen Schweizerdeutsch mit ausländischem Akzent. Beide trugen
eine schwarze Sturmmaske
mit Sehschlitz. Sie waren
dunkel gekleidet, einer trug
eine Jacke mit auffälligen
grauen Ärmeln. Angaben zu
den Tätern werden von der
Fahndung Chur unter der
Nummer 081 257 73 00
entgegengenommen. (so)
CHUR/GENF
Solarenergie-Bauten
werden ausgezeichnet
Heute werden in der Palexpo Genf zum 25.Mal die
Schweizer Solarpreise und
Norman-Foster-Solar-
Awards vergeben. Ausgezeichnet werden gemäss
einer Mitteilung Persönlichkeiten, Institutionen, Neubauten, Sanierungen und
Solaranlagen. Aus Graubünden werden unter anderem
der Wärmeverbund
St.Moritz Energie und Solarpionier Christian Hassler
aus Donat geehrt. Einer der
beiden Norman-Foster-Solar-Awards geht an die
Cavigelli Ingenieure AG aus
Ilanz für den Verwaltungsneubau Monolith. (so)
CHUR
Solide finanzielle
Situation des Spitals
An der gestrigen Delegiertenversammlung des
Gemeindeverbandes «Spitalregion Churer Rheintal»
ist die Jahresrechnung 2014
einstimmig genehmigt worden. Mit rund 9,4 Millionen
Franken liegt sie 1,2 Prozent
unter dem Voranschlag. Gemäss einer Mitteilung liegt
das Betriebsergebnis des
Kantonsspitals Graubünden
bei 39,8 Millionen Franken,
was 12,5 Prozent des Betriebsertrages entspricht.
Damit liege das Spital im
nationalen Vergleich auf
einem Spitzenplatz. Die solide und stabile finanzielle
Situation des Spitals ermögliche die derzeitige Sanierung, den Umbau und Neubau, welche Investitionen
von insgesamt 430 Millionen Franken erfordern,
heisst es weiter. (so)
G
aragist Hans-Peter Senn
sagt, dass er vom Debakel
rund um die Abgasaffäre
des VW-Konzerns (siehe
auch Seite 13) praktisch
noch keine Auswirkungen gespürt hat.
Er vertritt in Chur und Landquart die
Automarken Seat, VW und Skoda.
Auch seien Rücktritte von Verkaufsverträgen ausgeblieben. Eine gewisse Verunsicherung bei seinen Kundinnen
und Kunden wegen des Betrugsfalls
bei VW ortet Senn aber dennoch. Mehr
Zurückhaltung beim Autokauf will er
nicht ausgemacht haben.
Den Kunden etwas vorgegaukelt
Trotzdem: Die Schummelei rund um
die Abgaswerte von Dieselmotoren des
Typs EA189 wurmen den Unternehmer schon: «Der Imageschaden ist
gross – für uns, den Importeur Amag
und natürlich auch für die Marken des
VW-Konzerns.» Den Kunden sei durch
VW «etwas vorgegaukelt worden, das
nicht ist». Und das sei schlecht, weil
viel Vertrauen verloren gegangen sei.
Die Reaktion des Bundesamtes für
Strassen (Astra) kommt für Senns Geschmack «etwas zu überstürzt». Viel
wichtiger als den betroffenen DieselFahrzeugen die Typenscheingenehmigung abzuerkennen, wäre es seiner
Meinung nach, «jetzt das Problem mit
den falschen Abgaswerten zu lösen
und die Kundschaft sowie das Autogewerbe korrekt und transparent zu informieren», glaubt Senn. Er selber hat
nach eigenen Angaben keine Fahrzeuge auf Lager, die von der Abgasaffäre
betroffen sind.
Schlecht für die ganze Branche
Der Sturm aus dem VW-Konzern hat
auch die Bündner Sektion des Autogewerbeverbandes erreicht. Präsident
Andri Zisler war auf Verbandsebene
bisher noch mit keinen Reaktionen
aus den Reihen der Mitglieder konfrontiert. Der Churer BMW- und Mini-Vertreter will zwar keine Vorverurteilungen vornehmen. Die Abgasaffäre sei
«für die ganze Branche aber denkbar
schlecht», stellt Zisler fest. Im Endeffekt werde es nicht nur das Autogewerbe, sondern auch die Zulieferbetriebe
von Autoteilen in der Schweiz treffen.
«Den Kunden ist
etwas vorgegaukelt
worden, das
nicht ist.»
Hans-Peter Senn
Churer VW-Garagist
Zu beschönigen gibt es nach Zislers
Ansicht nichts. Er erachtet es aber als
falsch, jetzt gleich alle Fahrzeuge mit
Dieselmotoren zu verteufeln. «Diese
Technologie ist nach wie vor umweltfreundlich und wesentlich aufwendiger als jene eines Benzinmotors», stellt
der Garagistenpräsident klar. «Dieselautos sind nicht dreckig, nur weil man
ihre Abgaswerte falsch gemessen hat.»
Den Hersteller-Angaben vertraut
Müssen Fahrzeugbesitzer angesichts
der Manipulationen von VW nun rückwirkend die Steuernachlässe für ihre
angeblich umweltfreundlichen Fahrzeuge zurückbezahlen? «Nein», sagt
Gian-Franco Donati, Chef des Strassenverkehrsamts Graubünden. «Das würde gegen Treu und Glauben verstossen.» Denn diese Automobilisten hätten beim Kauf des Wagens den Angaben des Herstellers vertraut. Und dafür
könne und dürfe man sie nicht im
Nachhinein zur Verantwortung ziehen.
Für das Strassenverkehrsamt sind
die geschummelten Abgaswerte von
VW ohnehin irrelevant. Gemäss Donatis Worten orientieren sich die Schweizer Behörden bei den Schadstoffnormen für Personenwagen am CO2-Ausstoss. Im Fall von VW seien es jedoch
Stickoxid-Werte, die offenbar nicht
richtig ermittelt worden seien, erklärte
Donati weiter.
Saft und Kraft: Die Bündner Energiezukunft
Falsche Versprechungen
Andy Kollegger*
über falsch
verstandene
Begrifflichkeiten
N
ach den tragischen Ereignissen
von Fukushima wurde in der
Schweizer Energiepolitik eine
neue Zeitrechnung eingeläutet.
Der ganz grosse Wurf bestand im Jahr
2011 im Entscheid von Bundesrat und
Parlament, die bestehenden fünf
Kernkraftwerke am Ende ihrer sicherheitstechnischen Betriebsdauer stillzulegen und nicht durch neue Kernkraftwerke zu ersetzen. Ich war
damals auf verschiedenen Stufen
und in unterschiedlichen Funktionen
in diesen Prozess eingebunden. Die
damaligen Papiere sind mir daher
bestens bekannt. Die auf dem politischen Entscheid basierenden Analy-
sen, Berichte, Planungen und Arbeiten
konzentrierten sich einzig auf die
Frage, wie die wegfallende Kernenergie kompensiert werden kann. Es darf
als hinlänglich bekannt vorausgesetzt
werden, dass es sich bei Kernenergie
um Strom handelt (auch wenn bei
den meisten Kernkraftwerken auch
grosse Mengen an Wärme für das
Fernwärmenetz anfällt).
Nun beträgt in der Schweiz der
Anteil Strom am Gesamtenergieverbrauch aber nur gerademal 25 Prozent, die überwiegende Mehrheit der
eingesetzten Energieträger sind
fossiler Natur (Öl, Gas, Benzin und so
weiter). Von diesen 25 Prozent Strom
stammen satte zwei Drittel aus Wasserkraftwerken und nur gerademal
ein Drittel ist Strom aus Kernkraftwerken. Ich erspare Ihnen die Rechnerei,
es sind nicht einmal zehn Prozent des
Gesamtenergieverbrauchs. Das heisst,
wir sprechen im Zusammenhang mit
der Energiewende gerademal von
etwas weniger als zehn Prozent der
Energie und nennen den angestrebten Ersatz dieser Menge Energiewende.
Das ist nicht nur irreführend,
sondern schlicht falsch. Im Geschäftsverkehr wäre das unlauter, in der
Politik aber geht das offenbar und sie
lässt sich das Ganze auch gehörig
etwas kosten. Entweder die Energiestrategie wird als Stromstrategie bezeichnet – wie es übrigens der Kanton
Graubünden mit dem Strombericht in
vorbildlicher Weise gemacht hat –
oder die Energiestrategie muss konsequenterweise die über 90 Prozent übrige Energie mitumfassen. So aber ist
die Energiewende ein reiner Umbau
des heutigen Stromproduktionssystems, nicht mehr und nicht weniger.
* Andy Kollegger lebt in Chur, ist Elektroingenieur, Jurist und Grossrat. Er schreibt in der
Reihe «Saft und Kraft» fünf Kolumnen, das ist
seine zweite. Bereits erschienen sind die Beiträge von Jacqueline von Arx und Jürg Michel.