ARTCONTAINER ZÜRICH EPHEMERES MATERIAL: Der Duft in der Schweizer Kunst – 3 Positionen EPHEMERES MATERIAL: DER DUFT IN DER SCHWEIZER KUNST - 3 POSITIONEN ANNA-SABINA ZÜRRER CLAUDIA VOGEL HABIB ASAL ARTCONTAINER ZÜRICH 21.10.2015 – 13.11.2015 MI. – SA. 14.30 – 18.30 UHR Kuratiert von ASHRAF OSMAN Vernissage: Di. 20.10.2015 @ 18.00 Uhr Finissage: Fr. 13.11.2015 @ 18.00 Uhr Das Phänomen Duft in der Kunst geht mit seinen Wurzeln auf die Anfänge des 20.Jh. zurück. Dieses Phänomen ist so breit geschichtet und so vielseitig, dass es den ganzen Richtungswechseln der modernen Kunstbewegung standgehalten hat und in immer wieder neuen Facetten darauf antworten konnte. Mit der Jahrtausendwende gab es schliesslich sogar einen regelrechten Boom, was die Kunstproduktion im Bereich Duftstoff anbelangt. Dazu trugen einerseits die modernen Medien bei, die das Thema auf allen Ebenen breit zu kommunizieren und weiter zu tragen vermochten. Andererseits hatte es aber auch damit zu tun, dass die grosse Lust auf die sinnliche Erfahrung als Gegenbewegung auf die uns in die Gefühlsisolation treibende entkörperlichte virtuelle Welt immer stärker in uns heranwächst. Gerade darin stillen die „Düfte der grossen weiten Welt“ unsere Sehnsucht nach der sinnlichen Erfahrungen am ehesten und direktesten, steht doch der Geruchssinn in der Chronologie der physischen Sinneswahrnehmungs-Palette allen anderen Sinnen als erster in seiner Unmittelbarkeit voran. So hat sich das Phänomen Duft zwischen der dominanten Digitalisierung von Bild und Ton als eine der letzten körperhaften sinnlich erfahrbaren Bastionen der Materialität mit seinem ganz besonderen Stellenwert behaupten können. Und dass wir uns dieser Unmittelbarkeit nicht entziehen können, legitimiert seine Existenz als ein Kunstwerk, das unbedingte physische Präsenz einfordert und dem man sich nicht auf virtuellem Wege entziehen kann. Nicht ganz zufällig hat sich die Schweiz hier als äusserst fruchtbarer Boden für das Experimentieren mit den Duftstoffen auch als künstlerisches Phänomen erwiesen und es überrascht nicht, dass ausgerechnet die Schweiz die Heimat der beiden grössten Duftunternehmen der Welt ist. Sie stellt damit eine interessante Plattform dar, von der aus künstlerisch mit diesem Stoff in allen Facetten gespielt wird. Die Kunstwerke sind ganz unterschiedlich und völlig unabhängig von der Macht und dem die Konventionen bestimmenden Geld. Die Ausstellung zeigt Einblicke in diese faszinierende Kunst-Duft-Welt durch herausragende Werke von Anna-Sabina Zürrer, Claudia Vogel und Habib Asal, die einem verzaubern in einem betörenden Wechselbad von Spannung und Balance zwischen irdischer Körperhaftigkeit und himmlischer Sphäre. • • • • Anna-Sabina Zürrer: www.annasabinazuerrer.ch Claudia Vogel: www.claudia-vogel.ch Habib Asal: habibasal.allyou.net Ashraf Osman: www.ashrafo.com Anna-Sabina Zürrer, Verduften (Air de Paris), 2015. Video, 9:07 min, Loop. Anna-Sabina Zürrer interessiert sich für reduzierende Zustandsänderungen durch chemische oder physikalische Prozesse und wählt als Ausgangslage für Ihre Arbeiten meist Sammlungen von www.artcontainer.ch 12 ARTCONTAINER ZÜRICH EPHEMERES MATERIAL: Der Duft in der Schweizer Kunst – 3 Positionen Kulturgut. Sie bezeichnet die Fähigkeit zu Selektionieren und zu Vergessen als evident, um sich in der gegenwärtigen Informationsflut zu orientieren. Auch eine permanente Beduftung kann zu einer Überreizung führen oder uns einen Duft plötzlich nicht mehr bewusst wahrnehmen lassen. In „Verduften (Air de Paris)“ wird der Fokus auf die Visualisierung des Vergehens gesetzt und das Bedürfnis vergängliches Material zu konservieren ad absurdum geführt: Ein Diapositiv von Marcel Duchamps „Air de Paris“ wird mit einer chemischen Flüssigkeit aufgelöst und als Video in Endlosschlaufe gezeigt. Die bei diesem Prozess entstandenen Düfte können sich einzig in der Vorstellung der Betrachtenden ausbreiten. Claudia Vogel, H2O-Seife, 2015 Seifen (150 Stück) auf Euro Palette Wasser-düfte (zusammengestellt mit Andreas Wilhelm, Parfümeur, Zürich) 120 x 80 cm Seife als ephemeres Material: Wir benutzen sie, brauchen, verwaschen sie. Irgendwann löst sich das Stück ganz auf. Die Installation der Seifen im Container erinnert an den handelsüblichen Warentransport. Dicht aneinander gereiht werden nicht nur die einzelnen Güter transportiert, auch die Schiffscontainer selbst werden in Reihen und Stapeln gelagert. Der ART- Container hat unzählige Kilometer auf dem Wasser verbracht. Umgeben vom Meer oder vom Wasser der Kanäle. Wasser als sinnliches Element bietet mannigfaltige Anreize für künstlerische Reflexionen. Wasser fasziniert nicht nur wegen der immer wieder anderen Farbe und Oberfläche, sondern vor allem auch wegen des Duftes. Wasser per se ist zwar geruchlos, aber Meer, Aare, Reuss oder See riechen ja nach Wärme und Wetter stark und unterschiedlich. Der Duft dieser ehemaligen, täglichen Umgebung des Containers wird über die Wasserdüfte in das Innere des Containers gebracht. Habib Asal, Clear the Air - An Experiment, 2015 Installation: 12 Vorratsgläser, Klarglas mundgeblasen Masse: 20x20x28cm, 4.7L und D=18cm H=20cm, 1L Granulate (Mineral Contexts: Silicon Oxid, Aluminium Oxid, Potassium, Magnesium, Kalzium, Sodium, Wasser) In einer früheren Arbeit Habib Asal's mit dem Titel L'aria di Genova, präsentierte der Künstler allerlei verschiedene Gerüche und Düfte, die er während eines Atelieraufenthalts in Genua wahrgenommen hatte. Im Unterschied zu Genua konnte er In Zürich und anderen Städten der Schweiz kaum Düfte oder Gerüche wahrnehmen. Dies führte zum Gedanken, dass also die Schweiz, nicht nur in historischer und politischer Hinsicht so genannt neutral ist, sondern ebenso im Sinne einer olfaktorischen Perzeption. Daher entschied er, eine künstlerische Arbeit zu schaffen, die den Geruch von Neutralität behandelt. Die Idee beruht auf der Tatsache, dass Schiffscontainer und andere Transportmittel, wie beispielsweise Lastwagenladungen, oft den Geruch von Fisch, Lebensmittel, Tieren und vieler vorher verfrachteter Güter annehmen. Jeder in einem Container entstandene Geruch kann beseitigt und neutralisiert werden mit Hilfe eines Geruchentferners. Um herauszufinden, ob mögliche, in Transportmitteln entstandene, Gerüche, tatsächlich beseitigt und damit als neutral empfunden werden können, unternimmt diese Arbeit den Versuch, zwölf ausgewählte und in Glasbehälter aufbewahrte Gerüche zu neutralisieren, indem diesen jeweils eine bestimmte Menge Granulate des Geruchvertilgers, Earth Care's Clear the Air Odor Elimination, beigefügt wird. www.artcontainer.ch 22
© Copyright 2024 ExpyDoc