Wenn das ständige Geschwätz in Hirn nicht mehr aufhört

Stille im Kopf
George Pennington, geboren
in den USA, aufgewachsen in
Frankreich und Österreich,
­arbeitet seit 30 Jahren in
­Bayern als Soft-Skill-Trainer,
Mental- und Wirtschaftscoach.
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Innehalten. „Ich glaube, ich denke etwas langsamer
als viele Menschen. Und das ist gut so. Denn je
schneller man unterwegs ist, desto schwerer ist das
Innehalten, das Aussteigen aus den Inhalten, die Weitung
des Blicks. Innehalten ist aber essenziell für die Einsicht,
denn sie ist leider nicht in den Inhalten des Denkens zu
­finden.“ – Worte von Georg Pennington, seines Zeichens
Zeitlupentrainer und Soft-Skill-Coach. Und dennoch denken
wir und denken wir und denken wir und suchen und denken und glauben, durch noch mehr Denken eine Antwort
zu ­finden. Zumindest tun das 95 Prozent aller Menschen in
95 Prozent ihrer Zeit. Mit dem Ergebnis, dass wir alle ständig im inneren Monolog sind, ständig plappert es da in uns,
ständig halten wir Gespräche mit uns, diskutieren Pros und
Cons im Stillen, hirnen herum, sind mit uns selbst beschäftigt. „Es herrscht ein ständiges Geschwätz in unserem
Kopf“, wie es Pennington nennt, „im Grunde doch ein
­unglaublicher Lärm, oder?“ Stille? Fehlanzeige. Und doch
suchen wir nach nichts mehr. Eine Volkskrankheit. „Bei uns
ist das Denken kulturell groß geschrieben. Ständig sollen
wir uns mit etwas beschäftigen, der angeordnete Objektbezug. Schon in der Schule heißt es: Baue keine Luftschlösser,
tu was. Starre keine Löcher in die Luft. Der diffuse Bewusstseinszustand hat keine Daseinsberechtigung bei uns“.
Bestseller 11|12 2011
pennington
Wenn das ständige Ge
Hirn nicht mehr aufh
Denken durch Wahrn
meint Mental-Coach
eschwätz in unserem
hört, ist es Zeit, das
nehmung zu ersetzen,
George Pennington.
Text von Doris Raßhofer
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Vor einer Uhr
(Ein Gedicht von
George Penningtons Großvater,
Paul Thun Hohenstein, Wien)
Dabei habe die fernöstliche Kultur durchaus ihren festen
Platz dafür: Das Yang steht für das Denken und das Tun,
das Yin eben für den meditativen Zustand der Ruhe,
das Sein.
Ich mag die Uhren nicht, die einen Zeiger
Auch für Sekunden haben: jedem Blick
Verrät sich Unruh. Wesenheit der Zeit
Ist doch das Schreiten, ohne dass sie schritte,
Das Weitergleiten, das wir nicht verspüren –
Und plötzlich steht sie als Vergangenheit
In ihrer Macht vor uns und fordert Rechte.
Das ist die Zeit. Und nicht das kontrollierte
Vorübergeh’n, Sekunde um Sekunde,
Dass wir, betrachtend wie sie wandern muss,
versäumen, was sie spendet: Ruhe, Ruhe ...
Crashkurs für die Wahrnehmung
Jetzt lässt unsere westliche Welt aber halt kein
„Ommmmm“ in der Mittagspause zu. Was tun, um Stille
. I ch stelle Ihnen jetzt ein Frage: Wie viel ist 214
in den Kopf zu bringen? „Ich bringe es Ihnen in fünf
­Minuten bei“, meint Pennington:
weniger 37?
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etzen Sie sich irgendwohin, wo Sie bequem sitzen, wo
Wie viel?
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14 weniger 37?
Sie sich wohlfühlen. Füße ganz normal auf den Boden.
Hände irgendwohin legen. Ganz entspannt, normal
Äh, keine Ahnung, kann ich nicht, überfordert mich.
­gerade sitzen. Sitzen Sie gut?
­Unmöglich.
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ehen Sie? Sie haben die Ebene des Denkens verlassen,
Ja.
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etzt suchen Sie sich irgendeinen Punkt Ihnen gegenstattdessen erleben Sie etwas ganz anderes: Präsenz.
über aus, irgendetwas, das Sie ohne große Anstrengung Hm, ja, vielleicht.
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ie können in diesem Zustand gar nicht mehr denken,
mit Ihren Augen längere Zeit fixieren können. Haben
Sie etwas?
selbst wenn Sie wollten. Es herrscht Ruhe in Ihrem
Ja.
Kopf. Weil Sie mit der Wahrnehmung beschäftigt sind.
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ehmen Sie Ihre beiden Hände und formen mit den
Stimmt.
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ieser Zustand ist Voraussetzung für Einsichten aus
Zeigefingern und Daumen einen kleinen Rahmen, mit
dem Sie Ihren gewählten Punkt einrahmen. Ok?
dem Unterbewussten, für die wirklich relevanten
Ja.
­Antworten, Gedanken und Ideen.
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nd jetzt zoomen Sie diesen Rahmen langsam an den
Das war der Schnellkurs in Sachen Innehalten. Wer es
äußeren Rand Ihres Blickfeldes. Ihr Blick fixiert weiterhin
nachhaltiger und ausführlicher haben will, für den gibt
den gewählten Punkt, während Sie den immer größer
werdenden Rahmen mit Ihrer Aufmerksamkeit füllen. Sie es das eingangs erwähnte Zeitlupenseminar – „Die Entschleunigung ohne verbalen Input von außen ist eines
haben jetzt ca. 210 Grad in Ihrem erweiterten Blickfeld.
der ‚saubersten‘ Instrumente zur Herbeiführung von EinNehmen Sie alles wahr, was in diesem Gesichtsfeld zu
sicht. Die bloße Verlangsamung erweitert die Wahrnehsehen ist?
mung ungemein“, ist da auf der Website www.penningJa.
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etzt nehmen wir eine zweite Sinnesdimension dazu,
ton-training.com zu lesen. Pennington veranstaltet seine
Zeitlupenseminare regelmäßig seit 1983 – da gab es noch
das Hören. Öffnen Sie Ihre Ohren und versuchen Sie –
gleichzeitig –, alle Geräusche wahrzunehmen, draußen, keinen Zeitmangel, und das Wort Burn-out war noch
nicht geboren. „Damals hatten die Leute auch noch Zeit
drinnen, in Ihnen. Autos, Sirenen, das Computer­
für ein solches Seminar“, schmunzelt der Coach, „heute
brummen, Stimmen am Gang, das Ticken der Uhr.
wird es schon haarig mit den Anmeldungen“: Die, die es
­Hören ­Sie es?
wirklich bräuchten, kommen nicht – sie warten lieber auf
Ja.
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un nehmen wir auch noch die körperliche Wahrnehdie rote Karte vom Arzt. Wieder andere melden sich zwar
an, um sich dann kurz vorher wieder abzumelden, weil
mung dazu, das Spüren. Ihre Füße, wie sie den Boden
berühren, Ihre Beine, wie Sie auf dem Stuhl sitzen, Ihre die Angst, sich selbst dabei zu begegnen, zu groß wird.
„Im Grunde nehmen letztendlich immer nur die teil, die
Hände und Arme, Ihre Haltung, Temperatur, Geruch,
sowieso schon einen bewussteren Umgang mit Zeit und
Geschmck, Atem. Ihr Blick ist immer noch auf dem
Wahrnehmung pflegen.“
­gewählten Punkt.
Ja.
Ein Wort pro Atemzug
So ein Zeitlupenseminar dauert fünf Tage. In der Tat
nicht wenig. Der erste Tag ist zum Eingewöhnen und
langsamen Ausklinken aus dieser Welt. Drei Tage gilt die
Zeitlupe als unbedingte Tempovorgabe, und zwar in
­allem und jedem. Egal ob beim Schnürsenkel-Binden,
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Bestseller 11|12 2011
Aufstehen, Hinsetzen, Essen, Aufs-Klo-Gehen. „Dass das
Essen nach drei solchen Bissen kalt ist, gehört dazu“,
grinst Pennington. Lediglich lachen, gähnen, husten und
pinkeln verwehrt sich erfolgreich der Zeitlupe. Ja, sogar
geredet wird in Zeitlupe: ein – Wort – pro – Atemzug.
Dadurch haben die Sprecher jede Menge Zeit, sich zu
überlegen, was sie überhaupt sagen wollen und wie sie
das mit möglichst wenigen Worten vermitteln können.
„Das führt zu einer unglaublich hohen Besprechungs­
effizienz“. Beschäftigungstherapie gibt es an diesen drei
Tagen nicht – dazu dauert alles einfach zu lange, als
dass für Programm noch Platz wäre. Es gibt lediglich
zwei verbindliche Meetings pro Tag, bei denen alle auftretenden Fragen und Probleme besprochen werden.
Eben in Zeitlupe. Hat irgendwie etwas Quälendes an sich.
„Zeitlupe ist ein Weg, kein Vergnügen“, meint Pennington verschmitzt. Deshalb ist der erste wirkliche Zeitlupentag für die Teilnehmer auch immer der qualvollste, zu
stark noch die Konfrontation mit der eigenen Getriebenheit – hier ist die Abbruchrate erfahrungsgemäß auch die
höchste. Am zweiten Tag werden erste Experimente mit
der neuen Langsamkeit gemacht. Und am dritten Tag
sind die Teilnehmer auf den Geschmack gekommen und
wollen nicht mehr aufhören. „Hier verabschieden sich
die Leute aus dem kollektiven Selbstverständnis. Es geht
eine neue Tür auf für Raum und Zeit, die körperliche
Selbstwahrnehmung wird unglaublich fein.“ Und zwar
nachhaltig. „Die Kompetenz im Umgang mit der Zeit, mit
der neuen Zeitqualität, bleibt langfristig erhalten“, meint
Pennington. Dennoch braucht es nach den drei Kern­
tagen noch einen „Übergangstag“, um langsam wieder in
den normalen Alltag zurückzufinden. „Sich nach 72
Stunden Zeitlupe einfach ins Auto zu setzen, wäre zu
­gefährlich.“ Pennington rät danach zum „Inselhopping –
von Stille zu Stille“: „Machen Sie immer wieder einen
Kurzbesuch bei I­hrem inneren Gewahrsein.“
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