Roland Paul erhält die Hermann-Sinsheimer-Plakette 2016 Ein Anlass über die Bedeutung des Freinsheimer Literaturpreises nachzudenken 1983 Hundert Jahre nach der Geburt Hermann Sinsheimers verlieh die Stadt Freinsheim erstmals den Hermann-Sinsheimer-Preis. Wie kam es, dass so berühmte Menschen wie Walter Jens, Gräfin Dönhoff, Christa Wolf und Siegfried Lenz in eine Stadt kamen, deren Namen sie vermutlich nie zuvor auf der Landkarte gelesen haben? Es war die besondere Idee, die mit dem Preis verbunden war. 1933 war das Jahr, als nationalsozialistisch gesinnte Studenten und ihre Professoren mit „missliebigen“ Büchern Scheiterhaufen errichteten, auf denen Toleranz und die Freiheit der Gedanken mitverbrannt wurden. Übrigens war es ein einziger Berliner Professor, der sich öffentlich gegen die Bücherverbrennung stellte: Professor Max Herrmann, ein Jude, der in Theresienstadt starb. Im Jahr darauf wurde dem gebürtigen Freinsheimer Hermann Sinsheimer, wie allen jüdischen Journalisten, seines Glaubens wegen ein Berufsverbot erteilt. Anders als seine Geschwister Karl und Ida, als Professor Herrmann und viele andere musste er seinen Glauben an ein bürgerlich-aufgeklärtes Deutschland nicht mit dem Tod bezahlen. Ihm gelang 1938 die Flucht ins Londoner Exil, wo er mit Wehmut an die schönen Kindheitstage in Freinsheim, das er nie wieder sah, dachte und sie in seiner Schrift „Gelebt im Paradies“ für die Nachwelt festhielt. 2015 Wir Freinsheimer blicken auf 33 Jahre Hermann-Sinsheimer-Preis und 16 Jahre HermannSinsheimer-Plakette zurück. Die Stadt Freinsheim war eine der ersten Städte, die einen Literaturpreis auslobte, um das Andenken an ihren jüdischen Mitbürger Hermann Sinsheimer wach zu halten und dadurch einen Erinnerungsraum für das Leid und Unrecht, das Verfolgten und Verbannten zugefügt wurde, zu schaffen. Der Preis verpflichtet, für Freiheit und Demokratie und die Würde des Menschen einzutreten. Die Liste der Persönlichkeiten, die der Idee gefolgt sind, erfüllt viele von uns mit Ehrfurcht und Stolz. Fast alle Geehrten erlebten, was der Bücherverbrennung folgte. „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ (Heinrich Heine) Alle zogen daraus den Schluss, mit ihren Mitteln, mit scharfen, klaren, unmissverständlichen Worten, Chauvinismus, Rassismus und Antisemitismus für immer eine Absage zu erteilen. Es reicht eben nicht aus, sich über Vergangenes zu entrüsten in dem Bewusstsein, es sei ja schon lange her. Es ist wieder da. Zum Beispiel, wenn die Presse eingeschränkt und Kritiker, Andersdenkende und Oppositionelle mundtot gemacht werden. Es ist auch da, vor Ort, wenn einseitig berichtet, wenn Brände gelegt, Flüchtlinge pauschal abgelehnt und Religionen verdächtigt werden. Deshalb hat der Preis nicht an Aktualität verloren. Im Gegenteil! Wir brauchen nach wie vor ein Mahnmal, eine stete Aufforderung, wachsam zu bleiben und unsere demokratischen Werte zu erhalten. 2016 Im Februar ist es wieder so weit. Die 9. Plakette erhält Roland Paul, der Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Die Jury möchte mit ihrer Wahl darauf aufmerksam machen, dass das Thema Flucht, Verbannung und Migration ein Phänomen ist, das sich immer wieder in neuem Gewand zeigt. Es ist ein fortlaufendes Geschehen, eine allgegenwärtige Herausforderung. Roland Paul forscht vor allem über pfälzische Ein- und Auswanderung, pfälzische Volkskunde und die Geschichte der Juden in der Pfalz. Seine vielen Reisen führten ihn in die Zielländer pfälzischer Auswanderer, insbesondere nach Amerika, wo er auch eine Gastdozentenstelle erhielt. Wir dürfen gespannt sein auf seinen Vortrag „Von jüdischen und anderen Migranten und Verbannten“ am Samstag, den 13. Februar um 19.30 Uhr im Von-Busch-Hof. Am Sonntag. den 14. Februar um 11 Uhr wird er, ebenfalls im Von-Busch-Hof, mit der Plakette ausgezeichnet. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei, es wird jedoch um Reservierung in der Tourist-Info Freinsheim gebeten: Telefon 06353 – 989294.
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