www.kma-online.de | 15 Euro 20. Jg. | Juli 2015 Jeder wie er will Interessenvielfalt und Selbstblockade lähmen die politische Schlagkraft der Krankenhauslobby. Median-RHM Die Milliarde im Blick KBV-Werbekampagne Schöner Schein UNTERNEHMEN & MÄRKTE MEDIAN-RHM-GRUPPE „Wir wollen die MilliardenMarke knacken“ Median ist seit Jahren Marktführer in der deutschen Reha. Durch die Fusion mit RHM wird das Private-Equity-Unternehmen nun noch mächtiger. Über die Pläne der neuen Median-RHM-Gruppe spricht CEO André Michael Schmidt im Interview mit kma. Sie sind jetzt CEO der fusionierten Unternehmen R HM und Median. Hartmut Hain, der frühere MedianChef, ist ausgeschieden. Hat man Ihnen den Vorzug gegeben, weil Sie Geschäftsführer von RHM waren – desjenigen Unternehmens also, das schon im Besitz des jetzigen Mehrheitseigentümers Waterland war? Am Ende kann es nur einen geben, der das Unternehmen führt. Wir alle sind durch Management Assessments gegangen, anschließend hat unser Hauptgesellschafter die Entscheidung getroffen – sowohl was die Seite des CEO also die des CFO anbelangt. Die Wahl ist am Ende auf Roland Seebauer und mich gefallen. Median gilt bereits als Unternehmen mit hohem Standardisierungsgrad. Sehen Sie weiteres Potenzial? Unser Ziel ist, standardisierte Leistungen anzubieten, die Chefärzte in Medical Boards gemeinsam erarbeiten, so dass wir am Ende einheitliche Leistungen für die verschiedensten Indikationen haben: Hüft- und KnieTEP, leichte Depressionen, schwere Depressionen und so weiter und so 48 fort. Nur so schafft man in einem größer werdenden Unternehmen vergleichbare Qualität. Bei RHM haben wir es umgesetzt. Aber letztlich ist die Standardisierung nur ein Mittel, um die Qualität vorantreiben zu können. Dies ist jetzt nur ein erster Schritt, der nächste ist die Ergebnismessung.Auf dieser Basis können wir dann versorgungsmedizinische Fragen stellen, etwa: Ist eine vier- bis sechswöchige stationäre Reha in der Psychosomatik eigentlich das Richtige? Oder ist eine kürzere Verweildauer mit ambulanter Weiterbehandlung und Boostern sinnvoller? Wir haben durch unsere Größe die Chance, mit den Kostenträgern zusammen zu untersuchen, welche Behandlungsmodelle für welche Indikationen die richtigen sind. Das wäre eine Bewegung Richtung evidenzbasierter Rehabilitationsmedizin, die es bisher noch nicht vollständig gibt. Damit könnten wir die Logik – ein Angebot, eine Klinik – knacken. Es gäbe dann für die Kostenträger ein Angebot der Median-RHM-Gruppe. Wir beginnen also, über komplexe Behandlungspfade nachzudenken, die von der OP Da wächst ein Reha-Riese heran Median ist im Dezember 2014 von einem Private -Equit y- Unternehmen (Advent International) ans andere (Waterland) verkauft worden. Der neue niederländische Mehrheitsanteilseigner ist dabei, das Unternehmen mit seinem eigenen Reha-Betreiber RHM auch rechtlich zu fusionieren. Zusammen kommen beide auf 72 Häuser (12.000 Betten) und einen Umsatz von rund 700 Millionen Euro, zu dem Median eine halbe Milliarde beiträgt. Waterland betreut zurzeit vier Milliarden Kapitalzusagen in Belgien, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. In Deutschland ist Waterland auch Investor der Fertilitätskliniken Vivaneo und des Kreuzfahrtunternehmens A-Rosa. bis zur teilstationären oder ambulanten Reha reichen. Heißt das, Sie belassen es nicht bei den vier Akutkliniken, die Median mit in die Ehe eingebracht hat? Uns interessieren nur die Orthopädie, Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie. Wir werden darüber nicht Juli 2015 | 20. Jg. UNTERNEHMEN & MÄRKTE André Michael Schmidt mit Roland Seebauer Wie viele somatische Kliniken planen Sie zu kaufen? Ich habe keine Wachstumsbeschränkung im Kopf. Und in der Psychiatrie? Da gibt es seit Jahren keine Angebot. Wir haben sechs psychiatrische Akutkliniken, zusätzlich zwei teilstationäre psychiatrische Akutzentren, fünf davon sind auch im Bettenbedarfsplan. Das ist ein starkes Gebiet für uns. Wir würden alles nehmen, was kommt. Wie wollen Sie künftig wachsen? Unser Ziel ist, in einigen Jahren die Milliarden-Marke zu knacken. Dafür 20. Jg. | Juli 2015 müssten wir von 72 auf rund 100 Einrichtungen zu wachsen. Das sollte in jedem Fall ein Flächenwachstum sein, weil wir, wie gesagt, den Kassen und Rentenversicherern standardisierte Angebote und einrichtungsübergreifende Behandlungsketten anbieten möchten. Doch anders als bei Krankenhäusern gibt es in der Reha selten Verkäufe aus finanzieller Not – und wenn, dann interessieren sie uns nicht: Meistens sind die Häuser dann so klein, dass auch wir sie nicht wirtschaftlich betreiben können. Das Klinikgeschäft ist nun mal vor Ort, ich kann die Therapeuten nicht zentralisieren. Die Häuser, die uns inte- ressieren, sind gut geführte, etablierte Kliniken, deren Eigentümer einen Nachfolger suchen. Glücklicherweise gibt es noch viele solcher Anbieter am Markt, das ist ein riesengroßes Feld. Da es für die Reha keinen Landesbettenplan gibt, könnten Sie doch neue Standorte bauen. Wir haben aber immer noch 20 Prozent Überkapazität in der stationären Reha. Da funktioniert ein Neubau nur kooperativ. Und ich werde nichts gegen den Wunsch der Kostenträger machen, das sind meine wichtigsten Partner im Markt. Ich kann mir allerdings vorstellen, neu zu bauen. Das wäre mein Traum, ja. An welchen Standorten? Darüber kann ich noch nicht reden, das wird dann zum Tragen kommen, wenn wir die Vereinbarung getroffen haben. Was dagegen kein Geheimnis ist: Wir werden rund 100 Millionen Euro in den nächsten fünf bis sechs Jahren in die Immobilien von Median investieren, um sie auf ein überdurchschnittlich gutes Niveau zu bringen. Interview: Kirsten Gaede 49 Foto: Schünemann hinausgehen. Es hängt natürlich auch von den Opportunitäten auf dem Markt ab. Und: Man muss immer schauen, woher die Patienten kommen könnten. Ein kleines orthopädisches, neurochirurgisches Zentrum kann schon mehrere Rehakliniken versorgen. Das bedeutet: Sie brauchen darum herum schon eine größere Zahl Rehakliniken. Ein gutes Zentrum kann ein großes Einzugsgebiet gewinnen. Der Biochemiker Schmidt (l.) ist seit Ende 2014 CEO der Median-RHMGruppe. Vorher leitete der 46-Jährige bereits drei Jahre die Geschäfte von RHM. Weitere berufliche Stationen: McKinsey, der Altenheimbetreiber Casa Reha, Schön Kliniken und der amerikanische IT-Hersteller HewlettPackard. Roland Seebauer ist in der neuen Gruppe zuständig für Finanzen und war es vorher schon bei RHM. Bis April 2013 war der 56-jährige CFO bei Medical Park, wo er neben Hartmut Hain im Vorstand saß. Hain verließ 2012 Medical Park, um CEO von Median zu werden.
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