Erfahrungsbericht Studiengang

Erfahrungsbericht
Studiengang:
Austauschjahr/Semester:
Gastuniversität:
Stadt:
Land:
Mannheimer Master in Management
FSS 2015
University of Exeter Business School
Exeter
England
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die
Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung
geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor.
Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des
Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen
kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts
versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der
Interessentin in Verbindung zu setzen.
1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule)
und Ankunft…
Da es sich bei der University of Exeter um eine Partnerinstitution der Uni Mannheim
handelt verläuft das Bewerbungsverfahren sehr unkompliziert. Einzige Besonderheit
ist das geforderte Empfehlungsschreiben. Bis man eine Rückantwort aus England
erhält kann durchaus einige Zeit vergehen, davon sollte man sich aber nicht
verunsichern lassen. Außerdem ist es empfehlenswert sich frühzeitig um Learning
Agreements zu kümmern. Das Kursangebot der Business School ist recht früh
einsehbar, auch wenn mitunter kurzfristig noch Änderungen vorgenommen werden
können. Nachdem alle Bewerbungsfragen geklärt sind, geht es darum sich um die
Anreise nach Exeter kümmern. Auch wenn die Stadt einen eigenen Flughafen
besitzt, empfiehlt es sich über London zu reisen. Zum einen wird Exeter aus
Deutschland nicht ganzjährig angeflogen (Freunde kamen von Amsterdam per
Direktflug) und zum anderen ist man über London deutlich flexibler. Ich bin
Sonnabend ab Hannover nach London Heathrow geflogen und habe dann die erste
Nacht bei einem Freund in London verbracht, da der Einzug in das Wohnheim nicht
vor Sonntag möglich war. Am nächsten Tag bin ich dann per Fernbus
(Nationalexpress oder Megabus) von London Victoria nach Exeter gefahren. Bei den
Fernbussen empfiehlt sich eine möglichst frühe Buchung, da man auf diese Weise
massiv Geld sparen kann (Preise schwanken zwischen £1 und £30 pro Fahrt). Der
Transfer dauert ungefähr 4 Stunden. Wer schneller nach Exeter kommen möchte und
bereit ist etwas mehr zu bezahlen kann auch den Zug von London Paddington
nehmen. Auf diesem Weg erreicht man Exeter in ungefähr 3 Stunden.
2. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)
Während meines Auslandssemesters habe ich im Studentenwohnheim James Owen
Court in der Sidwell Street gelebt. Diese Unterkunft wurde mir von der Uni
angeboten. Durch diese Wahl wollte ich den Stress und die Ungewissheit vermeiden,
die eine private Wohnungssuche mit sich bringt. Natürlich hat auch diese Variante
Vor- und Nachteile. Positiv zu erwähnen ist die zentrale und innenstadtnahe Lage
des Komplexes. Sämtliche Läden der Haupteinkaufspassage (high street) sind
fußläufig zu erreichen und ein Tesco Express ist 50m neben dem Wohnheim.
Außerdem hat man es leicht neue Kontakte zu knüpfen, weil 95% aller
Austauschstudenten dort leben und der James Owen Court somit das Herzstück des
sozialen Lebens ist. Weiterhin fand ich auch die Kücheneinrichtung zeitgemäß und
ansprechend. Ebenso ist das Personal sehr freundlich und bemüht und auch
Waschmaschinen und Trockner sind vorhanden (wenn auch die Nutzung mit ca. £4
verhältnismäßig teuer). Nachteilig sind die hohen Mietkosten und das generell
schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis. Pro Woche werden £130 für ein ziemlich
kleines, möbliertes Zimmer mit eigenem Duschbad fällig. Natürlich muss man den
Mietpreis ins Verhältnis zum generell höheren britischen Preisniveau setzen. Meiner
Meinung nach sollte man gut und gerne das 1,5 fache seine monatlichen
Mannheimer-Budgets einplanen um einigermaßen gut über die Runden zu kommen.
Weiterhin ist die fixe Mietdauer problematisch. Stichtag für den Auszug war der 20.
Juni und bis zu diesem Tag bezahlt man auch seine Miete, unabhängig des
tatsächlichen Auszugsdatums. Weiterhin liegt die Business School zu Fuß gut 20
Minuten entfernt vom Wohnheim. Mit dem Rad oder Bus ist die Strecke natürlich
entsprechend schneller zurück gelegt. Wie auch schon eingangs erwähnt ist der
Einzug erst zum Sonntagabend möglich gewesen. Da allerdings Montagmorgen um
9 Uhr bereits die erste Veranstaltung auf dem Programm stand, fand ich die
Eingewöhnungszeit recht knapp. Ansonsten bringt das Wohnheim natürlich die
üblichen Tücken des WG Lebens mit sich: Man kann Glück oder Pech mit seinen
Mitbewohnern haben (Stichwort Sauberkeit) und ein schöneres oder weniger
schönes Zimmer bekommen. Alles in Allem würde ich mich wohl doch wieder für den
James Owen Court als Unterkunft entscheiden, auch wenn speziell die
nahegelegene Unterkunft "Picturehouse" eine interessante Alternative darstellt und
über ein deutlich besseres Preis-Leistungs Verhältnis verfügt.
3. Studium an der Gasthochschule
Der Studienalltag in Exeter unterscheidet sich meiner Meinung nach stark von dem in
Mannheim. Als Austauschstudent belegt man in der Regel mindestens vier Kurse.
Dabei kann der Aufbau der Kurse variieren. Einige Kurse bestehen nur aus
Vorlesungen, andere werden durch Tutorien und Workshops ergänzt. Auch die
Länge der Veranstaltungen schwankt zwischen 50 Minuten und zwei Stunden.
Generell kann man jedoch sagen, dass an der Uni im Master sehr viel Wert auf
eigenständiges Arbeiten gelegt wird. Die Literaturlisten sind sehr lang und es müssen
viele Case studies und Gruppenarbeiten angefertigt werden, welche auch in die
Endnote einfließen. Außerdem ist der Anteil ausländischer Studenten an der
Business School sehr hoch. Speziell im asiatischen Raum ist das Masterprogramm in
Exeter sehr populär, da es die Möglichkeit bietet einen Master innerhalb von 9
Monaten zu erlangen. Eine Nebenerscheinung dieser kürzeren Studienzeit ist dann
allerdings der relative hohe workload von 8-9 Kursen pro Semester. Das kann dazu
führen, dass Gruppenmitglieder etwas dünnhäutig sind oder nicht den eigenen
Ansprüchen genügende Beiträge leisten. Trotz allem liegt das Niveau in Exeter
überwiegend unter dem Niveau in Mannheim. Es ist durchaus möglich universitäre
und außeruniversitäre Interessen zu verbinden. Anders ist in Exeter auch das
Bewertungssystem. Noten werden dort in Prozenten ausgedrückt. Dabei gilt im
Master folgende Einteilung:
Prozent
Bedeutung
> 70%
50% - 69%
< 50%
Passed with Distinction
Passed
Fail
Von besonderem Interesse ist dann natürlich auch die Umrechnung in Mannheimer
Noten:
Im Folgenden werde ich etwas ausführlicher auf die von mir belegten Kurse
eingehen:
1.) Strategy
Dieser Kurs zählt eindeutig zu den arbeitsintensiveren Kursen und umfasst zwei
einstündige Vorlesungen pro Woche sowie unregelmäßige Tutorien und
Workshops. Die Note setzt sich zu 50% aus einer Klausur und zu 50% aus dem
Ergebnis einer Case Study zusammen. Die Gruppenmitglieder für den Case kann
man sich leider nicht selbst auswählen, stattdessen wird man zugeteilt. Zur
Bearbeitung nutzt man eine Internetplattform (Wiki) was durchaus manchmal zu
doppelter Arbeit führen kann. Allerdings bemüht sich Lecturer Alex Janes auch
redlich den Kurs so praxisnah wie möglich zu gestalten und speziell die Minicases
und die Verwendung der Clicker machen das Modul sehr interaktiv. Inhaltlich
handelt es sich um einen typischen Strategykurs der klassische Modelle (SWOT,
5 Forces, etc.) abdeckt, Bezug auf gegenwärtige Themen nimmt (z.B. Cases zu
Spotify oder Zara) und somit einen guten Überblick bietet. Die Klausur setzt
allerdings gute Kenntnis der empfohlenen Literatur voraus und eine unglückliche
Einteilung der Gruppenmitglieder kann den Arbeitsaufwand nochmals drastisch
erhöhen.
2.) Managing in a Multinational Context
Managing in a Multinational Context umfasst eine wöchentliche Vorlesung und ein
wöchentliches Tutorium. Wie auch in Strategy ist eine Case study zu bearbeiten
und am Ende des Semesters eine Klausur (multiple choice) zu schreiben. Beide
Teile zählen jeweils 50%. Die Gruppen für den case können eigenständig
zusammengestellt werden, allerdings muss auf einen Mix aus Europäern und
Asiaten geachtet werden. Der Kurs orientiert sich sehr stark an einem Lehrbuch.
Dieses zu lesen ist auch die Hauptaufgabe, da fast alle Klausurfragen aus diesem
Buch stammen. Inhaltlich liegt der Fokus des Kurses darauf zukünftige Manager
auf die Herausforderungen einer globalen Welt vorzubereiten. Dominierende
Inhalte sind Themen wie: Cultural diversity, corporate values, employee
motivation, foreign market entry modes und Analyse interner und externer
Faktoren. Lecturer ist durchaus eine interessante Persönlichkeit, allerdings ist der
Bezug zwischen Tutorien und Vorlesung zu den geforderten
Leistungsnachweisen etwas unklar.
3.) Purchasing and Supply Chain Management
Der Kurs besteht aus einer wöchentlichen, zweistündigen Vorlesung und erfordert
einen Essay als Leistungsnachweis. Generell enthält der Kurs einfach zu viele
verschiedene Themen um einen roten Faden erkennen zu lassen. Vorteilhaft ist
allerdings die freie Themenwahl beim Aufsatz: Dabei gilt es sich eine beliebige
Firma zu wählen und sie mit den in der Vorlesung gelernten Tools zu analysieren.
Wie viele und welche Tools man verwendet ist einem selbst freigestellt. Etwas
eigenwillig ist allerdings das Benotungssystem vom Dozent, der nicht die gesamte
Notenskala ausschöpft.
4.) Strategic Innovation Management
In diesem Modul wird wöchentlich eine zweistündige Vorlesung mit wechselnden
Dozenten angeboten. Speziell die Veranstaltungen von John Bessant sind sehr
interessant und man merkt über welchen Erfahrungsschatz er auf dem Gebiet des
Innovations-Management verfügt. Wohl auch begünstigt dadurch, dass ich bisher
relativ wenige Kurse auf dem Gebiet gehört habe, würde ich sagen dies war mein
bester Kurs in England. Auch die zu erbringenden Leistungen sind fair und
zeitlich in einem angemessenen Rahmen. Zunächst ist zu Semesterbeginn ein
Einzelessay (15%) zu schreiben in dem man ein paper analysiert. Zu
Semesterende muss dann eine Gruppenarbeit (85%) erstellt werden in der man
ein beliebiges Unternehmen wählt und dessen Innovationsstrategie untersucht.
4. Alltag und Freizeit
In Exeter wird einem die Möglichkeit gegeben seine Freizeit sehr abwechslungsreich
zu gestalten. Zunächst bietet die Uni zahlreiche Societys, vergleichbar den
Mannheimer Studenteninitiativen, an. Doch neben den traditionellen Societys wie
Amnesty International oder Enactus gibt es auch ausgefallenere Angebote wie z.B.
eine Harry Potter Society die regelmäßig zum pub quiz oder Quidditch Training
einlädt. Generell haben aber alle Societys gemein, dass der gemeinschaftliche
Aspekt nicht zu kurz kommt. Gern hätte ich mich auch persönlich mehr in das
studentische Leben eingebracht, allerdings ist dafür die Zeit in einem Semester fast
etwas zu knapp.
Abgesehen von den Initiativen hat die Uni auch ein erstklassiges Sportangebot.
Neben der kostenpflichtigen Nutzung eines topmodernen Fitnesscenters besteht
auch die Möglichkeit sich in den diversen Sportvereinigungen als Wettkampfspieler
oder Laie zu betätigen. Das Angebot erstreckt sich von Fussball über Tennis und
Feldhockey bis Rugby und sollte so für jeden etwas bieten.
Auch außerhalb der Uni kann man in Exeter Einiges erleben. Das Highlight der Stadt
ist sicher die Kathedrale, doch auch das Royal Albert Memorial Museum ist für
Besucher spannend. Wer es ruhiger mag kann entlang des Flusses Axe laufen oder
spazieren gehen und sich am Cathedral green entspannen. Wer gern shoppt wird
sicher in den Läden entlang der High Street fündig. Natürlich hat Exeter auch
genügend Möglichkeiten um abends auszugehen. Eine Vielzahl von Pubs und einige
Clubs laden dazu ein die Nacht zum Tag zu machen. Wie auch bereits in den
anderen Erfahrungsberichten erwähnt, ist das "Old Firehouse" sicher ein Ort den
man sich während seines Aufenthalts nicht entgehen lassen sollte. Eine urige
Atmosphäre und riesige Pizzen und Livemusik am Wochenende zeichnen diese
Lokalität aus.
Auch als Ausgangspunkt für Ausflüge ist Exeter hervorragend geeignet, auch wenn
keine echte Metropole in direkter Umgebung ist. In ungefähr drei Stunden erreicht
man Cornwall und wie bereits eingangs erwähnt sind es ca. vier Stunden bis London
(z.B. als Startpunkt für Reisen in Richtung Schottland). Deutlich schneller erreicht
man allerdings die sehenswerten Küstenorte Torquay und Exemouth. Speziell
Exmouth lädt mit seinen tollen Sandstränden und der Jurassic Coast als Unesco
Weltkulturerbe zu langen Spaziergängen ein. Für die Freunde von Outdoor
Aktivitäten ist sicher auch der Dartmoor National Park interessant, den man am
besten über das per Bus 45 Minuten entfernte Okehampton erkundet.
5. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger)
Eine wirklich negative Erfahrung kann ich nicht benennen. Sicherlich hätte eine
Einführungswoche für einen etwas entspannteren Start gesorgt und etwas größere
Zimmer im Wohnheim wären auch nicht schlecht gewesen, aber alles in allem sind
das keine wirklich schlechten Erfahrungen gewesen. Deutlich einprägsamer sind da
die positiven Erinnerungen wie die Tatsache, dass man Freunde aus der ganzen
Welt kennengelernt hat, die britische Gastfreundschaft genießen konnte und sechs
Monate unterschiedlichste Erfahrungen sammeln konnte, die einen haben wachsen
lassen und die man sicher sein gesamtes Leben nicht mehr vergisst.
An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse:
Kursbezeichnung
BEMM 118
Kurs
Strategic Innovation Management
SWS/
Credits
7,5
Anerkennung an der
Universität Mannheim
LA unterzeichnet /
Bemerkungen
MAN 629 Organization for Innovation
Anrechnung ausstehend
BEMM 119
Strategy
7,5
LA unterzeichnet /
MAN 550 Int. Course Management
Anrechnung ausstehend
BEMM 126
Purchasing and Supply Chain Management
7,5
LA unterzeichnet /
OPM 550 Int. Course Operations Management
Anrechnung ausstehend
BEMM 160
Managing in a Multinational Context
7,5
LA unterzeichnet /
Anrechnung ausstehend
SWS = Semesterwochenstunde
MAN 550 Int. Course Management