0415 Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch Du sollst dir kein Bildnis machen. mittendrin042015 mittendrin GOTTESBILDER RUBRIKTITEL GOTTESBILDER EDITORIAL In einer alten Klosterhandschrift fand sich eine Fabel: Ich brauche Gott, damit das alles, was ist, nicht sinnlos ist und damit alles, was ist, nicht alles ist. Peter Bichsel Liebe Leserin, lieber Leser Wir alle tragen ein Bild, eine Vorstellung in uns, wie oder was Gott für uns ist. Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht, also sind wir wie er und er wie wir. Ein wundervoller Gedanke. Da sind wir Du auf Du mit allen Tiefen und Höhen. Und doch bleibt die Frage offen: Wer und wie ist Gott? Wir können es nicht so formulieren wie Peter Bichsel, aber sicher befassen wir uns manchmal mit dieser Frage und bemerken, dass wir in einem Prozess stehen. Das Bild ändert sich im Laufe unseres Lebens öfters. Der liebe Gott aus der Sonntagsschule, der ferne Gott in der Pubertät, und dann die Frage, brauche ich einen Gott und wofür? Die Kunst gibt uns Bilder, die wir bewusst oder unbewusst in uns aufnehmen, und Gott sagt von sich: «Ich bin, der ich bin!» In der Bibel ist Gott im brennenden Dornbusch bei der Berufung von Moses, in der Wolke und in der Feuersäule, die das Volk mit Mose durch die Wüste führt, im Säuseln des Windes auf dem Berg Horeb, bei der Übergabe der zehn Gebote. Mystisch oder real: Was können wir für uns als Kraftquelle, als Lebenshilfe von wem oder was erbitten? In unserer Gemeinde gibt es bestimmt eine grosse Vielfalt an Gottesbildern. Das ist bereichernd, aber auch schwierig, weil sich viele nicht mehr angesprochen fühlen. Lassen sie sich mitnehmen in unser neuestes Thema. Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns schreiben oder uns ansprechen. Wir wünschen Ihnen eine spannende und bewegende Lektüre und eine schöne Weihnachtszeit. • Die Fische eines Flusses sprachen zueinander: Es gibt Leute, die sagen, unser Leben hänge vom Wasser ab. Aber was ist Wasser? Wir haben Wasser niemals gesehen. Da sprachen einige, die klüger waren als die andern: Wir haben gehört, im Meer draussen lebe ein gelehrter Fisch, der alle Dinge weiss. Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten, uns das Wasser zu zeigen. Da machten sich einige auf und suchten das Meer. Sie fanden endlich auch den Fisch und erzählten ihm, dass sie Wasser suchten. Der alte Fisch hörte sie an und sprach: «Wie soll ich euch Wasser zeigen? Ihr bewegt euch darin. Ihr lebt darin. Aus dem Wasser kommt ihr, im Wasser endet euer Leben. Ihr lebt im Wasser und wisst es nicht, alles, was euch umgibt, ist Wasser.» Wenn wir auf der Suche sind nach Gott, so hören wir: Alles ist Gott. Alles Leid ist Gott und alles Glück. Alles Schicksal ist Gott, und alle Mühe, es zu bestehen, ist auch Gott. Nichts ist, das nicht Gott wäre. Was auch könnte bestehen ausser in Gott? Jörg Zink in: Am Ufer der Stille, 1992 © Kreuz Verlag Stuttgart Für das Redaktionsteam: Iren Herren-Heer mittendrin042015 GOTTESBILDER Von Gottes- und Menschenbildern Alles in allem, sei Gott, und dann bringt das «mittendrin» in seiner Nummer über Gottesbilder eine leere Titelseite. Ist Gott etwa nichts? Oder anders: Welche Vorstellungen und Bilder machen wir uns von Gott? Welche sind hilfreich, welche bedrohlich? Und welche Auswirkungen haben sie auf unser Leben? Manche Menschen reden gern und viel von Gott, sie gehören sozusagen zu seinem Fanclub und sind von ihm begeistert. Andere wiederum haben eine heilige Scheu davor, über das, was das Wichtigste in ihrem Leben ist, zu sprechen. Sie finden keine adäquaten Worte. Und dann gibt es noch die, die sich ganz und gar nicht sicher sind, ob es Gott denn überhaupt gibt, und wenn ja, wo und wie. Man stelle sich vor: Statt einer leeren Titelseite wäre vorn auf diesem Heft ein Spiegel aufgeklebt, der jedem Leser und jeder Leserin in Erinnerung riefe, was in der Schöpfungsgeschichte steht: «Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn.» Wäre das nicht erschreckend? Da geht es um Gottesbilder, und was sehe ich? Mich! Wäre das nicht die reine Blasphemie? Wer bin ich denn schon, dass man mich auch nur im Entferntesten mit Gott vergleichen könnte? Und wer ist Gott, wenn ich ihm gleiche? Ist er etwa so gewöhnlich und unbedeutend wie ich? Oder schlummern in mir vielleicht sogar noch Qualitäten, die ich noch gar nicht entdeckt und entfaltet habe? Und: Kann ich Gottes Glanz auf den Gesichtern meiner Mitmenschen entdecken? Das Spannende an der Gottebenbildlichkeit der Menschen ist doch, dass sie die Frage, wer Gott denn sei, umdreht und zur Frage nach dem Menschen werden lässt: Wer ist der Mensch? Bestie oder Gotteskind? Zufallsprodukt der Evolution oder Geschöpf Gottes? Dem Teufel vom Wagen gefallen oder zum Guten fähig? Ist der Mensch denkbar ohne Gott? Und umgekehrt: Ist Gott ohne den Menschen denkbar? Offensichtlich sind Gott und der Mensch in einer tiefen Art miteinander verbunden und können mittendrin042015 manchmal nicht miteinander, aber noch viel weniger ohne einander. Ist Gott das grosse Geheimnis der Menschheit? Und die Menschen, sind und bleiben sie nicht auch unfassbar, geheimnisvoll? Verzicht auf Macht und Unterwerfung In den zehn Geboten heisst es: «Du sollst dir kein Gottesbild machen, [...] Du sollst dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen.» Max Frisch hat in seinem Tagebuch eine berühmte Passage dazu geschrieben, in der er sagt, dass wir gerade von den Menschen, die wir lieben, am wenigsten sagen können, wie sie sind. Diejenigen, die wir genau zu kennen meinen, die lieben wir nicht. Es geht ihm darum, dass wir einander nie auf etwas festlegen, sondern uns immer die Freiheit zur Veränderung zugestehen. Damit kommt er dem biblischen Gebot sehr nahe, denn in der Einleitung zu den zehn Geboten sagt Gott: «Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.» Die zehn Gebote sind nicht dazu da, die Menschen einzuschränken und ihnen Grenzen zu setzen, sie wollen ihnen die Freiheit erhalten, deren Garant Gott selbst ist. Nie mehr sollen sie sich irgend etwas oder ir- gendwem unterwerfen, keinem Gott und keinem Mitmenschen. Gerade indem sie für einander und für Gott offen bleiben, bewahren sie ihre Freiheit und erhalten in ihren Beziehungen die Liebe. Gott erschafft die Menschen sich ähnlich, nicht nach irgendwelchen Vorstellungen, wie ideale Menschen sein sollten. Menschen entstehen seit jeher als Kinder der Liebe. Sie sind keine Kunstprodukte einer eitlen Gottheit und auch keine Prototypen, sondern lebendige, geheimnisvolle Gegenüber, die einander brauchen und sich gegenseitig viel zu geben haben. Wenn der Schöpfer darauf verzichtet, seine Geschöpfe perfekt zu machen und sich damit begnügt, dass sie ihm da und dort etwas gleichen, dann nimmt er mit ihnen eine Beziehung auf, die davon lebt, dass das Gegenüber nie ganz berechenbar, nie ganz manipulierbar und nie ganz zu verstehen, sondern einzig und allein zu lieben ist. Wir sind einander und unserem Schöpfer immer ein wenig fremd und gleichzeitig immer ein wenig ähnlich. Das verbindet uns und fordert uns heraus. Daran haben wir immer wieder mal zu beissen und das ist gleichzeitig sehr reizvoll und macht uns glücklich. Und gar nie sind wir miteinander endgültig fertig. • Vreni Mühlemann Mark Wallinger, Ausstellungskatalog Venedig (Biennale, British Pavilion), 2001. GOTTESBILDER Kunstbetrachtungen Nach vielen Jahren einer Beschäftigung mit Kunst, die auch zu den beliebten Kunstbetrachtungen zu den Feiertagen geführt hat, scheinen mir die «Briefe an einen jungen Dichter» von Rainer Maria Rilke grundlegend zu sein. Der Künstler zeichne sich dadurch aus, dass er Vorgegebenes hinter sich lasse und den Ort des Bis-zu-Ende-gegangen-seins, des Bis-wo-keinMensch-mehr-weiter-kann erreicht und aushält in Geduld, bis ihn das für ihn Neue erreicht. Neue eigene Wahrnehmungen dessen, was ist, begegnen einem in der Welt der Kunst. So geht es bei ihr darum, den Dialog mit dem Leben und der Wirklichkeit zu finden. Meine Entscheidung, Kunstbetrachtungen anzubieten, hängt damit zusammen, dass die Verbindung von Bild und Wort für mich eingängiger ist, als Vermittlungen nur über das Wort. Der Bildersturm hat wohl das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Bei Künstlern findet man denn Wege zu eigener Spiritualität, die oft ihren Anfang in einer kirchlichen Sozialisation nahmen, dann aber zur eigenen Wahrnehmung führten. Oft malte Giovanni Segantini im Hintergrund seiner Bilder eine Kirche, aber die Darstellung des Himmels war dann immer viel grösser. Künstler, die zur eigenen Wahrnehmung finden, sind sehr wertvolle Gegenüber, die einem auch Mut machen, zur eigenen Spiritualität zu finden, darin eigentliche Weggenossen. Es sind dies sicher nicht nur Künstler der darstellenden Kunst, sondern auch der Musik, des Tanzes usw. Darin unterscheidet sich auch Kunst vom Kunsthandwerk, welches vorgegebenen Mustern folgt. So soll dazu auch die Gedankenwelt von Matthias Claudius erwähnt sein, welcher respektvoll in anderen Kulturen und Religionen ebenso gültige Wege zu Gott erkennt, ohne dem seinigen nicht treu zu bleiben, und an jenen ein grosses Interesse zeigt. Im Hintergrund steht also die Frage, ob nur der christliche Künstler oder der Künstler im Allgemeinen Wege zum Grösseren aufzuzeigen vermag. Halten wir uns bei der Antwort an das Pfingstereignis, wo es heisst, der Geist Gottes sei auf alles Fleisch gekommen. Somit ist der Weg zu Kunstbetrachtungen wie auch zu eigener Spiritualität eröffnet. Erst diese Überlegung ermöglichte den Kirchenbau von Le Corbusier in Ronchamp, welcher kein Kirchenmitglied war, aber unbestrittenermassen etwas sehr Erhebendes in diesem Kirchenbau ermöglicht. So gibt es keine Rezepte, nur den eigenen Weg. Kunstbetrachtungen zeigen den Reichtum der vielen Wege hin zum Einen. «Es sind der Wege 1000, dadurch Gott einem zu Hilfe kommen kann» (Ludwig von Zinzendorf). Es geht um die Wahrnehmung dessen was ist, ganz unverbaut durch unsere Seh- und Hörgewohnheiten. • Victor Berger Giovanni Segantini: Ave Maria bei der Überfahrt, 1886 mittendrin042015 GOTTESBILDER Zum Autor des nebenstehenden Artikels: 37 Jahre wirkte Viktor Berger als Pfarrer im Dienste der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, bis er im Februar dieses Jahres pensioniert wurde. 25 Jahre stand er dem Treffpunkt für Stellenlose in Basel vor und über 15 Jahre führte er Kunstbetrachtungen zu den Feiertagen durch. Sinn und Zweck der Anlässe war, das Wesen der Festtage im Kirchenjahr den Menschen anhand von Bildern und Künstlern näherzubringen. Notre-Dame-du-Haut Chapel at Ronchamp France - (c) Mihai-Bogdan Lazar, fotolia.com Anlässe zum Mittendrinthema Gottesbilder Bruce Allmächtig – Ein Filmabend zum Thema Gottesbilder Ein Filmabend zum Thema Gottesbilder ist paradox – und trotzdem werden wir Ihnen an diesem Abend mehr zeigen als nur eine weisse Leinwand. Im Film «Bruce Allmächtig» wird Gott zwar wie so oft in der bildenden Kunst als älterer bärtiger Mann dargestellt, aber immerhin durch einen schwarzen Schauspieler (Morgan Freemann) verkörpert. Bruce Nolan (Jim Carrey), ein Fernsehreporter, der in seinem Leben gerade einige Tiefschläge eingesteckt hat, macht Gott für sein Unglück verantwortlich und beginnt mit ihm zu hadern. Daraufhin macht Gott ihm ein überraschendes Angebot: Er bietet ihm seinen Job für eine Woche an. Bruce kostet das eine Weile aus, bis er sich langsam dem Ausmass seiner Verantwortung bewusst wird. «Bruce Allmächtig» ist eine heitere Komödie, die gespickt ist mit witzigen religiösen mittendrin042015 Details. Gleichzeitig überrascht der Film mit tiefgründigen theologischen Überlegungen zur Beziehung zwischen Gott und Mensch. So kann Bruce zum Beispiel als Gott den freien Willen des Menschen nicht beeinflussen, was gewichtige Konsequenzen für sein persönliches Leben hat. Wir schauen uns den Film gemeinsam an. Danach gibt es die Möglichkeit, die theologischen Themen im Gespräch zu vertiefen, im Plenum oder auch persönlich beim Apéro. Der Eintritt ist frei. Es wird eine Kollekte zur Deckung der Kosten für die Vorführrechte geben. Filmabend: Freitag, 8. Januar 2016, 20 Uhr, Calvinhaus Gottesdienst zum Thema «An welchen Gott glaubte Jesus?» Sonntag, 7. Februar 2016, 10 Uhr, Christuskirche Allschwil und 11.15 Uhr, Dorfkirche Schönenbuch, Predigt: Pfr. Marc Burger GOTTESBILDER Nach Gott befragt Mitarbeitende der Kirchgemeinde geben Antwort Ich habe kein Bild von Gott. Gott ist männlich oder weiblich und kann sich wie ein Vater oder eine Mutter anfühlen. Gott ist mir zugewandt, aber auch abgewandt. Es liegt ganz an mir. Nur in meinen Händen kann ich Gottes Gegenwart erahnen. • Eva Müller, Katechetin Gott ist für mich wie ein Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Liebe. Er ist der beständige, treue Grund, Anfang und Ende. Er geht mit mir, wohin ich auch gehe. Gott ist Nähe und Distanz in einem. Ich kann Gott nur erahnen. • Christa Stark, Katechetin Gott stelle ich mir als eine verändernde und begleitende Kraft vor, die in mir wirken kann, wenn ich das zulasse und mich darauf einlasse. Spirituelle Momente erlebe ich als Geschenke, die mich bescheidener und dankbarer dem Leben gegenüber machen. • Markus Schütz, Sozialdiakon Gott macht, dass die Dinge sich machen! • Elke Hofheinz, Pfarrerin Gott übersteigt meine Vorstellungskraft, entzieht sich meinen Ausdrucksmöglichkeiten. Bei jedem Versuch, mir von Gott ein «Bild» zu machen, verheddere ich mich nullkommaplötzlich in tausend Widersprüchen. In manchen Momenten spüre ich etwas Besonderes, eine Verbundenheit mit etwas Grossem, das mich berührt. • Markus Jäggi, Verwalter Meine längst verstorbene Mutter hat mir zum 16. Geburtstag diese gute Gottesweisheit mitgegeben, und ich sehe täglich, wie ich kläglich daran scheitere: Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdriesslich. Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos. Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart. Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig. Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch. Freundlichkeit ohne Liebe «Und du sollst ihn erkennen in den seltsams- macht heuchlerisch. ten Kleidern und an den seltsamsten Orten.» Ordnung ohne Liebe macht kleinlich. Dieses Zitat des jüdischen Kantors Leon Sachkenntnis ohne Liebe Sternberger aus dem Film «Zug nach Man- macht rechthaberisch. hattan» enthält kein Gottesbild. Es ist aber Macht ohne Liebe macht grausam. ein Hinweis dafür, dass es keinen Ort gibt Ehre ohne Liebe macht hochmütig. an dem Gott nicht zu finden ist und es ist Besitz ohne Liebe macht geizig. eine Einladung über sein Gottesbild nachzu- Glaube ohne Liebe macht fanatisch. • denken. • Werner Marti, Pfarrer Urs Baumann, Sigrist mittendrin042015 GOTTESBILDER Smartfaith Welche Gottesbilder sprechen Sie am meisten an? Im Dschungel des politischen Wahlkampfes haben die sogenannten Smartspiders der Onlineplattform Smartvote einen wichtigen Stellenwert eingenommen. Mit ihrer knappen Darstellung der politischen Profile helfen sie, in kurzer Zeit die Kandidierenden zu finden, welche am meisten meiner politischen Einstellung entsprechen. Eine solche Unterstützung könnte auch bei der Suche nach den persönlichen Got- tesbildern nützlich sein. Allein die Bibel liefert um die 80 verschiedene Namen und Charaktermerkmale Gottes. Da wäre es hilfreich, wenn mir ein Computerprogramm innert Kürze mein persönliches Profil erstellen könnte. Dieses Smartfaith-Programm ist zwar noch Zukunftsmusik. Aber die erste Testversion wird hier exklusiv für Mittendrin veröffentlicht. IMPRESSUM Zeitschrift der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch Erscheint vierteljährlich · Auflage: 4’000 Exemplare · Herausgeberin: Kirchenpflege Redaktion: Marc Burger, Iren Herren, Markus Jäggi, Vreni Mühlemann Bilder: wo nicht anders vermerkt, zur Verfügung gestellt Gestaltungskonzept: typoallee, Michelle Kiener-Buess, Allschwil · Druck: Kurt Fankhauser AG, Basel Zuschriften: «mittendrin», Reformierte Kirchgemeinde, Baslerstrasse 226, 4123 Allschwil · [email protected] mittendrin042015 Wie funktioniert Smartfaith? Wir haben 12 wichtige biblische Gottesbilder ausgewählt und in einen Smartspider eingebettet. Wählen Sie bei jedem Gottesbild auf einer Skala von 0 – 7 aus, wie stark Sie dieses Gottesbild anspricht (0 = gar nicht, in der Mitte; 7 = sehr stark, aussen) und tragen Sie die Werte in die Skala ein. Ihr Smartfaith-Spider interessiert uns Welche biblischen Gottesbilder sind in der Reformierten Kirchgemeinde AllschwilSchönenbuch stark vertreten? Welche sprechen die Menschen heute nicht mehr an? Ihre Smartfaith-Spiders können uns ein Bild davon geben! Deshalb freuen wir uns, wenn Sie Ihren Spider bis am 6. Januar 2016 dem Sekretariat zukommen lassen. Entweder Sie bringen ihn persönlich vorbei, schicken eine Kopie oder füllen unseren Smartfaith-Fragebogen auf www.refallschwil.ch/printmedien aus. Die Resultate lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Mittendrin. • Marc Burger KONTAKT Reformierte Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch Baslerstrasse 226 · 4123 Allschwil Telefon 061 481 30 11 [email protected] [email protected] www.refallschwil.ch PERSÖNLICH AZB 4123 Allschwil 1 Die innere Stimme finden Eine meiner Lieblingslektionen im Konfjahr ist die Stunde «Interview mit einem Gläubigen». Die Konfirmanden dürfen mir all ihre Fragen zum Thema Gott stellen, und ich versuche jeweils, so gut wie möglich darauf zu antworten. Diese Antworten sind immer unvollkommen, aber sie sind persönlich und authentisch. Das wird von den Jugendlichen geschätzt und in den meisten Fällen entstehen tiefgründige Diskussionen. Die Frage, ob es Gott wirklich gibt, wird jedes Jahr gestellt. Das überrascht nicht, zumal man ja Gott nicht mit eigenen Augen sehen kann. Ich antworte darauf meist mit der Gegenfrage: Gibt es die Liebe wirklich? Denn Gott und die Liebe haben unter anderem gemeinsam, dass beide nur in unserem Innenleben erfahrbar sind. Wir können ihre Existenz nicht beweisen. Wir können nur mitteilen, was wir erlebt haben. Wenn andere dasselbe oder ähnliches erleben, finden sie sich darin wieder. Dass es die Liebe tatsächlich gibt, darüber sind sich die Konfirmanden jeweils einig. Bei der Existenz Gottes sind sie kritischer, da die wenigsten von ihnen schon eine Gottesbegegnung erlebt haben. Ich selber gehöre zu den Menschen, die etwas erleben müssen, um es zu glauben. Das Annehmen einer abstrakten Idee reicht mir nicht. So habe ich mich als Jugendlicher immer wieder mit der Gottesfrage auseinandergesetzt bis ich eines schönen Frühlingstages auf dem Weg in die Schule von der Schönheit des Waldes ergriffen wurde. Es war, als strahlte mich jeder einzelne Baum an und dieses Strahlen berührte mich tief im Herzen. Ich sagte mir: «Wenn es einen Gott gibt, dann muss es diese Kraft sein, die in allem steckt und die alles am Leben erhält.» Aber nicht nur diese pantheistische Vorstellung prägte sich mir ein. Etwa zur selben Zeit meldete sich bei mir wieder einmal meine innere Stimme. Sie hatte mir schon wertvolle Dienste geleistet. Aber dieses Mal schlug sie mir ein Theologiestudium vor, was nicht gerade zu meinem Selbstbild und zu meinem äusseren Leben passte. Nach einer längeren Auseinandersetzung mit mir selber beschloss ich aber, dieser Stimme zu vertrauen und schrieb mich an der Theologischen Fakultät ein. Ein Schritt, den ich bis heute nie bereut habe. Der Weg ging weiter, die Stimme blieb. Immer wieder hilft sie mir, in schwierigen Situationen eine neue Perspektive oder gar einen Ausweg zu finden. Die vorgeschlagenen Wege sind nie die einfachsten und so lernte ich Gott als ein Gegenüber kennen. Er tut nicht das, was ich gerne hätte, sondern schlägt mir vor, was aus seiner Sicht, aus der Sicht des grösseren Ganzen, gut sein könnte. In diesem Sinne ist für mich Gott personal, denn im Gebet erlebe ich ihn als ein Gegenüber, das mir etwas entgegenhält. Die Konfirmanden fragen jeweils auch, wie diese Stimme gefunden und im inneren Stimmengewirr von anderen unterschieden werden kann. Für mich hat sich diese Stimme zum einen darin ausgezeichnet, dass ihren Vorschlägen äussere Fügungen folgen. Zum anderen habe ich in der Bibel einen hilfreichen Leitfaden gefunden. Seien es die Berufungsgeschichten und Gottesbegegnungen im Alten Testament oder die Geschichten Jesu und seine Predigt vom Reich Gottes – wenn ich sie lese, reagiert die Stimme in meinem Herzen, denn sie fühlt sich angesprochen und verstanden. Und sie will mehr. So ist aus dieser Stimme eine Sehnsucht geworden, die mich weitertreibt auf dem Weg zu Gott, der gleichzeitig ein Weg in die Welt ist. • Marc Burger mittendrin042015
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