mittendrin 2015/4

0415
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch
Du sollst dir kein Bildnis machen.
mittendrin042015
mittendrin
GOTTESBILDER
RUBRIKTITEL
GOTTESBILDER
EDITORIAL
In einer alten Klosterhandschrift fand
sich eine Fabel:
Ich brauche Gott, damit das alles, was
ist, nicht sinnlos ist und damit alles,
was ist, nicht alles ist.
Peter Bichsel
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir alle tragen ein Bild, eine Vorstellung
in uns, wie oder was Gott für uns ist.
Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht, also sind wir wie er und er wie
wir. Ein wundervoller Gedanke. Da sind
wir Du auf Du mit allen Tiefen und Höhen.
Und doch bleibt die Frage offen: Wer und
wie ist Gott? Wir können es nicht so formulieren wie Peter Bichsel, aber sicher befassen
wir uns manchmal mit dieser Frage und bemerken, dass wir in einem Prozess stehen.
Das Bild ändert sich im Laufe unseres Lebens öfters. Der liebe Gott aus der Sonntagsschule, der ferne Gott in der Pubertät,
und dann die Frage, brauche ich einen Gott
und wofür?
Die Kunst gibt uns Bilder, die wir bewusst oder unbewusst in uns aufnehmen,
und Gott sagt von sich: «Ich bin, der ich
bin!» In der Bibel ist Gott im brennenden
Dornbusch bei der Berufung von Moses, in
der Wolke und in der Feuersäule, die das
Volk mit Mose durch die Wüste führt, im
Säuseln des Windes auf dem Berg Horeb,
bei der Übergabe der zehn Gebote. Mystisch oder real: Was können wir für uns als
Kraftquelle, als Lebenshilfe von wem oder
was erbitten?
In unserer Gemeinde gibt es bestimmt
eine grosse Vielfalt an Gottesbildern. Das
ist bereichernd, aber auch schwierig, weil
sich viele nicht mehr angesprochen fühlen.
Lassen sie sich mitnehmen in unser neuestes Thema. Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns schreiben oder uns ansprechen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende und
bewegende Lektüre und eine schöne Weihnachtszeit. •
Die Fische eines Flusses sprachen zueinander:
Es gibt Leute, die sagen,
unser Leben hänge vom Wasser ab.
Aber was ist Wasser?
Wir haben Wasser niemals gesehen.
Da sprachen einige,
die klüger waren als die andern:
Wir haben gehört, im Meer draussen
lebe ein gelehrter Fisch, der alle Dinge weiss.
Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten,
uns das Wasser zu zeigen.
Da machten sich einige auf
und suchten das Meer.
Sie fanden endlich auch den Fisch
und erzählten ihm,
dass sie Wasser suchten.
Der alte Fisch hörte sie an und sprach:
«Wie soll ich euch Wasser zeigen?
Ihr bewegt euch darin.
Ihr lebt darin.
Aus dem Wasser kommt ihr,
im Wasser endet euer Leben.
Ihr lebt im Wasser und wisst es nicht,
alles, was euch umgibt, ist Wasser.»
Wenn wir auf der Suche sind nach Gott,
so hören wir:
Alles ist Gott.
Alles Leid ist Gott und alles Glück.
Alles Schicksal ist Gott,
und alle Mühe, es zu bestehen,
ist auch Gott.
Nichts ist, das nicht Gott wäre.
Was auch könnte bestehen ausser in Gott?
Jörg Zink in: Am Ufer der Stille, 1992
© Kreuz Verlag Stuttgart
Für das Redaktionsteam: Iren Herren-Heer
mittendrin042015
GOTTESBILDER
Von Gottes- und Menschenbildern
Alles in allem, sei Gott, und dann bringt
das «mittendrin» in seiner Nummer
über Gottesbilder eine leere Titelseite.
Ist Gott etwa nichts? Oder anders: Welche Vorstellungen und Bilder machen
wir uns von Gott? Welche sind hilfreich,
welche bedrohlich? Und welche Auswirkungen haben sie auf unser Leben?
Manche Menschen reden gern und viel
von Gott, sie gehören sozusagen zu seinem
Fanclub und sind von ihm begeistert. Andere
wiederum haben eine heilige Scheu davor, über
das, was das Wichtigste in ihrem Leben ist, zu
sprechen. Sie finden keine adäquaten Worte.
Und dann gibt es noch die, die sich ganz und
gar nicht sicher sind, ob es Gott denn überhaupt gibt, und wenn ja, wo und wie.
Man stelle sich vor: Statt einer leeren Titelseite wäre vorn auf diesem Heft ein Spiegel
aufgeklebt, der jedem Leser und jeder Leserin in Erinnerung riefe, was in der Schöpfungsgeschichte steht: «Und Gott schuf den
Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf
er ihn.» Wäre das nicht erschreckend? Da
geht es um Gottesbilder, und was sehe ich?
Mich! Wäre das nicht die reine Blasphemie?
Wer bin ich denn schon, dass man mich auch
nur im Entferntesten mit Gott vergleichen
könnte? Und wer ist Gott, wenn ich ihm
gleiche? Ist er etwa so gewöhnlich und unbedeutend wie ich? Oder schlummern in
mir vielleicht sogar noch Qualitäten, die ich
noch gar nicht entdeckt und entfaltet habe?
Und: Kann ich Gottes Glanz auf den Gesichtern meiner Mitmenschen entdecken?
Das Spannende an der Gottebenbildlichkeit der Menschen ist doch, dass sie die
Frage, wer Gott denn sei, umdreht und zur
Frage nach dem Menschen werden lässt: Wer
ist der Mensch? Bestie oder Gotteskind? Zufallsprodukt der Evolution oder Geschöpf
Gottes? Dem Teufel vom Wagen gefallen
oder zum Guten fähig? Ist der Mensch denkbar ohne Gott? Und umgekehrt: Ist Gott
ohne den Menschen denkbar? Offensichtlich sind Gott und der Mensch in einer tiefen Art miteinander verbunden und können
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manchmal nicht miteinander, aber noch viel
weniger ohne einander. Ist Gott das grosse
Geheimnis der Menschheit? Und die Menschen, sind und bleiben sie nicht auch unfassbar, geheimnisvoll?
Verzicht auf Macht und Unterwerfung
In den zehn Geboten heisst es: «Du sollst
dir kein Gottesbild machen, [...] Du sollst
dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen.» Max Frisch hat in seinem
Tagebuch eine berühmte Passage dazu geschrieben, in der er sagt, dass wir gerade von
den Menschen, die wir lieben, am wenigsten
sagen können, wie sie sind. Diejenigen, die
wir genau zu kennen meinen, die lieben wir
nicht. Es geht ihm darum, dass wir einander
nie auf etwas festlegen, sondern uns immer
die Freiheit zur Veränderung zugestehen.
Damit kommt er dem biblischen Gebot sehr
nahe, denn in der Einleitung zu den zehn
Geboten sagt Gott: «Ich bin der HERR, dein
Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der
Knechtschaft, geführt habe.»
Die zehn Gebote sind nicht dazu da, die
Menschen einzuschränken und ihnen Grenzen zu setzen, sie wollen ihnen die Freiheit
erhalten, deren Garant Gott selbst ist. Nie
mehr sollen sie sich irgend etwas oder ir-
gendwem unterwerfen, keinem Gott und
keinem Mitmenschen. Gerade indem sie für
einander und für Gott offen bleiben, bewahren sie ihre Freiheit und erhalten in ihren Beziehungen die Liebe.
Gott erschafft die Menschen sich ähnlich,
nicht nach irgendwelchen Vorstellungen,
wie ideale Menschen sein sollten. Menschen
entstehen seit jeher als Kinder der Liebe. Sie
sind keine Kunstprodukte einer eitlen Gottheit und auch keine Prototypen, sondern
lebendige, geheimnisvolle Gegenüber, die einander brauchen und sich gegenseitig viel zu
geben haben. Wenn der Schöpfer darauf verzichtet, seine Geschöpfe perfekt zu machen
und sich damit begnügt, dass sie ihm da und
dort etwas gleichen, dann nimmt er mit ihnen eine Beziehung auf, die davon lebt, dass
das Gegenüber nie ganz berechenbar, nie
ganz manipulierbar und nie ganz zu verstehen, sondern einzig und allein zu lieben ist.
Wir sind einander und unserem Schöpfer immer ein wenig fremd und gleichzeitig
immer ein wenig ähnlich. Das verbindet uns
und fordert uns heraus. Daran haben wir immer wieder mal zu beissen und das ist gleichzeitig sehr reizvoll und macht uns glücklich.
Und gar nie sind wir miteinander endgültig
fertig. •
Vreni Mühlemann
Mark Wallinger, Ausstellungskatalog Venedig (Biennale, British Pavilion), 2001.
GOTTESBILDER
Kunstbetrachtungen
Nach vielen Jahren einer Beschäftigung mit
Kunst, die auch zu den beliebten Kunstbetrachtungen zu den Feiertagen geführt hat, scheinen
mir die «Briefe an einen jungen Dichter» von
Rainer Maria Rilke grundlegend zu sein. Der
Künstler zeichne sich dadurch aus, dass er Vorgegebenes hinter sich lasse und den Ort des
Bis-zu-Ende-gegangen-seins, des Bis-wo-keinMensch-mehr-weiter-kann erreicht und aushält
in Geduld, bis ihn das für ihn Neue erreicht.
Neue eigene Wahrnehmungen dessen, was
ist, begegnen einem in der Welt der Kunst. So
geht es bei ihr darum, den Dialog mit dem Leben und der Wirklichkeit zu finden.
Meine Entscheidung, Kunstbetrachtungen
anzubieten, hängt damit zusammen, dass die
Verbindung von Bild und Wort für mich eingängiger ist, als Vermittlungen nur über das
Wort. Der Bildersturm hat wohl das Kind mit
dem Bade ausgeschüttet.
Bei Künstlern findet man denn Wege zu eigener Spiritualität, die oft ihren Anfang in einer
kirchlichen Sozialisation nahmen, dann aber
zur eigenen Wahrnehmung führten. Oft malte
Giovanni Segantini im Hintergrund seiner Bilder eine Kirche, aber die Darstellung des Himmels war dann immer viel grösser.
Künstler, die zur eigenen Wahrnehmung
finden, sind sehr wertvolle Gegenüber, die einem auch Mut machen, zur eigenen Spiritualität zu finden, darin eigentliche Weggenossen. Es sind dies sicher nicht nur Künstler der
darstellenden Kunst, sondern auch der Musik,
des Tanzes usw. Darin unterscheidet sich auch
Kunst vom Kunsthandwerk, welches vorgegebenen Mustern folgt.
So soll dazu auch die Gedankenwelt von
Matthias Claudius erwähnt sein, welcher respektvoll in anderen Kulturen und Religionen
ebenso gültige Wege zu Gott erkennt, ohne
dem seinigen nicht treu zu bleiben, und an jenen ein grosses Interesse zeigt.
Im Hintergrund steht also die Frage, ob nur
der christliche Künstler oder der Künstler im
Allgemeinen Wege zum Grösseren aufzuzeigen
vermag. Halten wir uns bei der Antwort an das
Pfingstereignis, wo es heisst, der Geist Gottes sei
auf alles Fleisch gekommen. Somit ist der Weg
zu Kunstbetrachtungen wie auch zu eigener
Spiritualität eröffnet.
Erst diese Überlegung ermöglichte den Kirchenbau von Le Corbusier in Ronchamp, welcher kein Kirchenmitglied war, aber unbestrittenermassen etwas sehr Erhebendes in diesem
Kirchenbau ermöglicht.
So gibt es keine Rezepte, nur den eigenen
Weg. Kunstbetrachtungen zeigen den Reichtum der vielen Wege hin zum Einen. «Es sind
der Wege 1000, dadurch Gott einem zu Hilfe
kommen kann» (Ludwig von Zinzendorf). Es
geht um die Wahrnehmung dessen was ist, ganz
unverbaut durch unsere Seh- und Hörgewohnheiten. •
Victor Berger
Giovanni Segantini: Ave Maria bei der Überfahrt, 1886
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GOTTESBILDER
Zum Autor des nebenstehenden Artikels: 37
Jahre wirkte Viktor Berger als Pfarrer im
Dienste der Evangelisch-reformierten Kirche
Basel-Stadt, bis er im Februar dieses Jahres
pensioniert wurde. 25 Jahre stand er dem
Treffpunkt für Stellenlose in Basel vor und
über 15 Jahre führte er Kunstbetrachtungen
zu den Feiertagen durch. Sinn und Zweck der
Anlässe war, das Wesen der Festtage im Kirchenjahr den Menschen anhand von Bildern
und Künstlern näherzubringen.
Notre-Dame-du-Haut Chapel at Ronchamp France - (c) Mihai-Bogdan Lazar, fotolia.com
Anlässe zum Mittendrinthema Gottesbilder
Bruce Allmächtig – Ein Filmabend zum
Thema Gottesbilder
Ein Filmabend zum Thema Gottesbilder
ist paradox – und trotzdem werden wir Ihnen an diesem Abend mehr zeigen als nur
eine weisse Leinwand.
Im Film «Bruce Allmächtig» wird Gott
zwar wie so oft in der bildenden Kunst als
älterer bärtiger Mann dargestellt, aber immerhin durch einen schwarzen Schauspieler
(Morgan Freemann) verkörpert. Bruce Nolan (Jim Carrey), ein Fernsehreporter, der in
seinem Leben gerade einige Tiefschläge eingesteckt hat, macht Gott für sein Unglück
verantwortlich und beginnt mit ihm zu hadern. Daraufhin macht Gott ihm ein überraschendes Angebot: Er bietet ihm seinen
Job für eine Woche an. Bruce kostet das eine
Weile aus, bis er sich langsam dem Ausmass
seiner Verantwortung bewusst wird.
«Bruce Allmächtig» ist eine heitere Komödie, die gespickt ist mit witzigen religiösen
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Details. Gleichzeitig überrascht der Film mit
tiefgründigen theologischen Überlegungen
zur Beziehung zwischen Gott und Mensch.
So kann Bruce zum Beispiel als Gott den
freien Willen des Menschen nicht beeinflussen, was gewichtige Konsequenzen für sein
persönliches Leben hat.
Wir schauen uns den Film gemeinsam an.
Danach gibt es die Möglichkeit, die theologischen Themen im Gespräch zu vertiefen,
im Plenum oder auch persönlich beim Apéro. Der Eintritt ist frei. Es wird eine Kollekte
zur Deckung der Kosten für die Vorführrechte geben.
Filmabend: Freitag, 8. Januar 2016, 20
Uhr, Calvinhaus
Gottesdienst zum Thema «An welchen
Gott glaubte Jesus?»
Sonntag, 7. Februar 2016, 10 Uhr, Christuskirche Allschwil und 11.15 Uhr, Dorfkirche Schönenbuch, Predigt: Pfr. Marc Burger
GOTTESBILDER
Nach Gott befragt
Mitarbeitende der Kirchgemeinde geben Antwort
Ich habe kein Bild von Gott. Gott ist männlich oder weiblich und kann sich wie ein Vater
oder eine Mutter anfühlen. Gott ist mir zugewandt, aber auch abgewandt. Es liegt ganz an
mir. Nur in meinen Händen kann ich Gottes
Gegenwart erahnen. •
Eva Müller, Katechetin
Gott ist für mich wie ein Gefühl von Wärme,
Geborgenheit und Liebe. Er ist der beständige, treue Grund, Anfang und Ende. Er geht
mit mir, wohin ich auch gehe. Gott ist Nähe
und Distanz in einem. Ich kann Gott nur erahnen. •
Christa Stark, Katechetin
Gott stelle ich mir als eine verändernde und
begleitende Kraft vor, die in mir wirken
kann, wenn ich das zulasse und mich darauf einlasse. Spirituelle Momente erlebe ich
als Geschenke, die mich bescheidener und
dankbarer dem Leben gegenüber machen. •
Markus Schütz, Sozialdiakon
Gott macht, dass die Dinge sich machen! •
Elke Hofheinz, Pfarrerin
Gott übersteigt meine Vorstellungskraft, entzieht sich meinen Ausdrucksmöglichkeiten.
Bei jedem Versuch, mir von Gott ein «Bild»
zu machen, verheddere ich mich nullkommaplötzlich in tausend Widersprüchen. In
manchen Momenten spüre ich etwas Besonderes, eine Verbundenheit mit etwas Grossem, das mich berührt. • Markus Jäggi, Verwalter Meine längst verstorbene Mutter hat mir
zum 16. Geburtstag diese gute Gottesweisheit mitgegeben, und ich sehe täglich, wie
ich kläglich daran scheitere:
Pflichtbewusstsein ohne Liebe
macht verdriesslich.
Verantwortung ohne Liebe
macht rücksichtslos.
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart.
Wahrhaftigkeit ohne Liebe
macht kritiksüchtig.
Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch.
Freundlichkeit ohne Liebe
«Und du sollst ihn erkennen in den seltsams- macht heuchlerisch.
ten Kleidern und an den seltsamsten Orten.» Ordnung ohne Liebe macht kleinlich.
Dieses Zitat des jüdischen Kantors Leon Sachkenntnis ohne Liebe
Sternberger aus dem Film «Zug nach Man- macht rechthaberisch.
hattan» enthält kein Gottesbild. Es ist aber Macht ohne Liebe macht grausam.
ein Hinweis dafür, dass es keinen Ort gibt Ehre ohne Liebe macht hochmütig.
an dem Gott nicht zu finden ist und es ist Besitz ohne Liebe macht geizig.
eine Einladung über sein Gottesbild nachzu- Glaube ohne Liebe macht fanatisch. •
denken. •
Werner Marti, Pfarrer
Urs Baumann, Sigrist
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GOTTESBILDER
Smartfaith
Welche Gottesbilder sprechen Sie am meisten an?
Im Dschungel des politischen Wahlkampfes haben die sogenannten Smartspiders der Onlineplattform Smartvote einen
wichtigen Stellenwert eingenommen. Mit
ihrer knappen Darstellung der politischen
Profile helfen sie, in kurzer Zeit die Kandidierenden zu finden, welche am meisten
meiner politischen Einstellung entsprechen.
Eine solche Unterstützung könnte auch
bei der Suche nach den persönlichen Got-
tesbildern nützlich sein. Allein die Bibel
liefert um die 80 verschiedene Namen und
Charaktermerkmale Gottes. Da wäre es hilfreich, wenn mir ein Computerprogramm innert Kürze mein persönliches Profil erstellen
könnte.
Dieses Smartfaith-Programm ist zwar
noch Zukunftsmusik. Aber die erste Testversion wird hier exklusiv für Mittendrin veröffentlicht.
IMPRESSUM
Zeitschrift der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch
Erscheint vierteljährlich · Auflage: 4’000 Exemplare · Herausgeberin: Kirchenpflege
Redaktion: Marc Burger, Iren Herren, Markus Jäggi, Vreni Mühlemann
Bilder: wo nicht anders vermerkt, zur Verfügung gestellt
Gestaltungskonzept: typoallee, Michelle Kiener-Buess, Allschwil · Druck: Kurt Fankhauser AG, Basel
Zuschriften: «mittendrin», Reformierte Kirchgemeinde, Baslerstrasse 226, 4123 Allschwil · [email protected]
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Wie funktioniert Smartfaith?
Wir haben 12 wichtige biblische Gottesbilder ausgewählt und in einen Smartspider
eingebettet. Wählen Sie bei jedem Gottesbild auf einer Skala von 0 – 7 aus, wie stark
Sie dieses Gottesbild anspricht (0 = gar nicht,
in der Mitte; 7 = sehr stark, aussen) und tragen Sie die Werte in die Skala ein.
Ihr Smartfaith-Spider interessiert uns
Welche biblischen Gottesbilder sind in
der Reformierten Kirchgemeinde AllschwilSchönenbuch stark vertreten? Welche sprechen die Menschen heute nicht mehr an?
Ihre Smartfaith-Spiders können uns ein Bild
davon geben! Deshalb freuen wir uns, wenn
Sie Ihren Spider bis am 6. Januar 2016 dem
Sekretariat zukommen lassen. Entweder Sie
bringen ihn persönlich vorbei, schicken eine
Kopie oder füllen unseren Smartfaith-Fragebogen auf www.refallschwil.ch/printmedien
aus. Die Resultate lesen Sie in der nächsten
Ausgabe von Mittendrin. • Marc Burger
KONTAKT
Reformierte Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch
Baslerstrasse 226 · 4123 Allschwil
Telefon 061 481 30 11
[email protected]
[email protected]
www.refallschwil.ch
PERSÖNLICH
AZB
4123 Allschwil 1
Die innere Stimme finden
Eine meiner Lieblingslektionen im Konfjahr ist
die Stunde «Interview mit einem Gläubigen». Die
Konfirmanden dürfen mir all ihre Fragen zum
Thema Gott stellen, und ich versuche jeweils, so
gut wie möglich darauf zu antworten. Diese Antworten sind immer unvollkommen, aber sie sind
persönlich und authentisch. Das wird von den Jugendlichen geschätzt und in den meisten Fällen
entstehen tiefgründige Diskussionen.
Die Frage, ob es Gott wirklich gibt, wird jedes Jahr
gestellt. Das überrascht nicht, zumal man ja Gott nicht
mit eigenen Augen sehen kann. Ich antworte darauf
meist mit der Gegenfrage: Gibt es die Liebe wirklich?
Denn Gott und die Liebe haben unter anderem gemeinsam, dass beide nur in unserem Innenleben erfahrbar
sind. Wir können ihre Existenz nicht beweisen. Wir
können nur mitteilen, was wir erlebt haben. Wenn andere dasselbe oder ähnliches erleben, finden sie sich darin
wieder. Dass es die Liebe tatsächlich gibt, darüber sind
sich die Konfirmanden jeweils einig. Bei der Existenz
Gottes sind sie kritischer, da die wenigsten von ihnen
schon eine Gottesbegegnung erlebt haben.
Ich selber gehöre zu den Menschen, die etwas erleben müssen, um es zu glauben. Das Annehmen einer
abstrakten Idee reicht mir nicht. So habe ich mich als
Jugendlicher immer wieder mit der Gottesfrage auseinandergesetzt bis ich eines schönen Frühlingstages auf
dem Weg in die Schule von der Schönheit des Waldes
ergriffen wurde. Es war, als strahlte mich jeder einzelne
Baum an und dieses Strahlen berührte mich tief im Herzen. Ich sagte mir: «Wenn es einen Gott gibt, dann muss
es diese Kraft sein, die in allem steckt und die alles am
Leben erhält.»
Aber nicht nur diese pantheistische Vorstellung prägte sich mir ein. Etwa zur selben Zeit meldete sich bei
mir wieder einmal meine innere Stimme. Sie hatte mir
schon wertvolle Dienste geleistet. Aber dieses Mal schlug
sie mir ein Theologiestudium vor, was nicht gerade zu
meinem Selbstbild und zu meinem äusseren Leben passte. Nach einer längeren Auseinandersetzung mit mir selber beschloss ich aber, dieser Stimme zu vertrauen und
schrieb mich an der Theologischen Fakultät ein. Ein
Schritt, den ich bis heute nie bereut habe.
Der Weg ging weiter, die Stimme blieb. Immer wieder hilft sie mir, in schwierigen Situationen eine neue
Perspektive oder gar einen Ausweg zu finden. Die vorgeschlagenen Wege sind nie die einfachsten und so lernte
ich Gott als ein Gegenüber kennen. Er tut nicht das, was
ich gerne hätte, sondern schlägt mir vor, was aus seiner
Sicht, aus der Sicht des grösseren Ganzen, gut sein könnte. In diesem Sinne ist für mich Gott personal, denn im
Gebet erlebe ich ihn als ein Gegenüber, das mir etwas
entgegenhält.
Die Konfirmanden fragen jeweils auch, wie diese
Stimme gefunden und im inneren Stimmengewirr von
anderen unterschieden werden kann. Für mich hat sich
diese Stimme zum einen darin ausgezeichnet, dass ihren Vorschlägen äussere Fügungen folgen. Zum anderen
habe ich in der Bibel einen hilfreichen Leitfaden gefunden. Seien es die Berufungsgeschichten und Gottesbegegnungen im Alten Testament oder die Geschichten
Jesu und seine Predigt vom Reich Gottes – wenn ich sie
lese, reagiert die Stimme in meinem Herzen, denn sie
fühlt sich angesprochen und verstanden. Und sie will
mehr. So ist aus dieser Stimme eine Sehnsucht geworden,
die mich weitertreibt auf dem Weg zu Gott, der gleichzeitig ein Weg in die Welt ist. •
Marc Burger
mittendrin042015