„Wir waren vierzehn Tage in Langenburg …, also in Hohenlohe-Franken. Das Städtchen hat fast nur alte Häuser mit braunen Dächern und liegt auf einem Höhenrücken, der sich in eine Schleife der Jagst vorschiebt. Von dort schaut ein Renaissance-Schloss mit bauchigen Türmen ins Weite.“ Handke/Lenz. Briefwechsel, S. 195 * Fotos: Bernd Kunz, Langenburg; Roland Bauer, Braunsbach Langenburg Kreisstadt des Hohenlohekreises Hermann Lenz (1913-1998) ist ein bedeutender Schriftsteller der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und Träger renommierter Literaturpreise: Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1978), Würth-Preis für Europäische Literatur (1997) u.a. Kindheit in Künzelsau Hermann Lenz wuchs bis zu seinem 11. Lebensjahr in Künzelsau auf, wo sein Vater Zeichenlehrer am Lehrerseminar war. Die weiteren Jugend- und Schuljahre verbrachte er in Stuttgart. Schriftstellerisches Wirken Nach Studium (ab 1933) in Tübingen, Heidelberg und München schrieb er seine ersten Werke (Gedichte; „Das Stille Haus“). Neben der Studienzeit formten Kriegsdienst und Gefangenschaft den Menschen Hermann Lenz und seine schriftstellerischen Arbeiten. Nach dem Krieg lebte der unbeachtete Schriftsteller in Stuttgart, bis er 1973 von seinem jüngeren Kollegen Peter Handke entdeckt wurde. Im Zentrum des literarischen Schaffens von Hermann Lenz steht ein mehrbändiger autobiografischer Romanzyklus um die Figur Eugen Rapp. Im ersten Band „Verlassene Zimmer“ (1966) schildert er seine ihn prägende Kindheit in Künzelsau. Nahezu bei- Langenburg wurde 1226 erstmals urkundlich genannt: castrum et oppidum – Schloss und Stadt. Die kleinste Stadt Württembergs (ca. 1800 Einwohner) mit ihren neun Teilorten liegt zum einen hoch über der Jagst (Hauptort Langenburg: 475 m), zum andern im Jagsttal (280 m). Die im 13. Jahrhundert auf dem Bergsporn erbaute Burg der Herren von Hohenlohe wurde im 17. Jahrhundert zum Residenzschloss umgebaut. Die Entwicklung der Stadt war mit den Grafen, ab 1764 den Fürsten zu HohenloheLangenburg eng verbunden. 1806 kam das bis dahin selbstständige Fürstentum zum Königreich Württemberg. spiellos in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 gibt diese Romanfolge persönliche Erlebnisse wieder und beschreibt gleichzeitig die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Hermann Lenz in Langenburg Im Zeitraum zwischen 1970 und 1990 verbrachten Hermann und Hanne Lenz regelmäßig Urlaubswochen in Langenburg. Sie wohnten im Gartenhaus von Familie Ziegler (Gasthof Post). Von dort unternahmen sie täglich Wanderungen mit dem Rucksack. Im Roman „Zwei Frauen“ (1994) werden diese Urlaubserlebnisse aufgenommen. Postwirt Eugen Ziegler ist in der Gestalt des Herrn Stellwag liebevoll beschrieben. Auch im Gedichtband „Vielleicht lebst du weiter im Stein“ (2004) gibt es Erinnerungen an Langenburg. Die Gedichte „Orchidee und Natter“, „Pirol“ und „Goldammern“ sind in Langenburg oder in der Erinnerung an Langenburg entstanden. 1999 fand die Verleihung des Hermann-Lenz-Preises, gestiftet von dem Verleger Hubert Burda, in Langenburg statt. Hier erhalten Sie weitere Informationen über Hermann Lenz „Als ›Alter‹ fühle ich mich zwar noch nicht, aber immerhin als ›Kindskopf‹, der jeden braunen Dachziegel begrüsst und zu den Wegwarten Grüss Gott sagt.“ Handke/Lenz. Briefwechsel, S. 237 * Zitate aus den Werken von Hermann Lenz mit freundlicher Genehmigung des Insel-Verlags * Die Wanderstrecke Sie folgt größtenteils dem Hauptwanderweg 8 des Schwäbischen Albvereins zwischen Künzelsau und Langenburg oder entgegengesetzt. Informationen zu Busverbindungen zwischen den vorgenannten Orten sind beim Nahverkehr Hohenlohekreis (Telefon 07940/9144-0; www.nvh.de) erhältlich. Das Schloss Langenburg, seit dem 16. Jahrhundert stets von der Familie zu Hohenlohe-Langenburg bewohnt, kann in den Sommermonaten besichtigt werden. Im ehemaligen Marstall wurde ein Automuseum eingerichtet, der Waldkletterpark bietet Gelegenheit zu sportlicher Betätigung. Zahlreiche gastronomische Betriebe laden die Besucher zum Verweilen ein. Weit über die Region hinaus bekannt sind die jährlich stattfindenden „Fürstlichen Gartentage“, der Ostermontagsmarkt, die Langenburger Historics und die Langenburger Herbsttage. Bemerkenswerte Persönlichkeiten waren Graf Philipp Ernst zu Hohenlohe-Langenburg (1584-1624), Carl Julius Weber (1777-1844), Agnes Günther (1863-1911). Die Grünen-Politiker Joschka Fischer und Rezzo Schlauch verbrachten ihre Kindheit hier. Hermann Lenz (1913-1998) fand in diesem Städtchen sein geliebtes Urlaubsdomizil. Weitere Infos über Langenburg auf www.langenburg.de. Höhenprofil Langenburg Künzelsau Schloß Stetten „Der Wirt des Gasthofs zur ›Post‹ hat eine Chronik im Kopf und kennt alles Langenburgische. Der kennt auch die Herrschaften vom Schloß recht genau … Er ist immer korrekt gekleidet …, trägt vier Teller auf einem Arm und hat drei schöne Töchter.“ Handke/Lenz. Briefwechsel, S. 196 *
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