Profession und Disziplin – Grundschulpädagogik im Diskurs

DG E
Deutsche Gesellschaft
für Erziehungswissenschaft
Sektion Schulpädagogik
Call for Papers
Profession und Disziplin – Grundschulpädagogik im
Diskurs
25. Jahrestagung der
DGfE Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe
vom 26. - 28. September 2016
an der Universität Bielefeld
Anlässlich ihrer 25. Jahrestagung befasst sich die Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe vom 26. - 28. September 2016 an der Universität Bielefeld mit der
grundlegenden Thematik „Profession und Disziplin – Grundschulpädagogik im Diskurs“.
Die Bielefelder Tagung widmet sich - wie bei Jubiläumsveranstaltungen üblich - einer bilanzierenden Rückschau, aber auch einer Bearbeitung aktueller Problemlagen wie einer Identifikation zukünftiger Entwicklungsbedarfe. Geschehen soll dies in thematischer Fokussierung
auf die Grundschulpädagogik als Disziplin und Profession. Beide vereint ihr Interesse an Bildungsprozessen in der Grundschule, das allerdings unterschiedlichen Ansprüchen unterliegt.
Im Falle der Disziplin geht es um die Gewinnung von Theorie- und Forschungswissen über
grundschulspezifische Bildungsprozesse. Im Falle der Profession geht es um Handlungswissen zur Gestaltung von kollektiven und individuellen Bildungsprozessen unter kontextspezifisch variierenden Bedingungen. Da beide Wissenssysteme nicht deckungsgleich sind, stellt
sich die Frage nach der doppelseitigen Transferierbarkeit und Anschlussfähigkeit von Forschungswissen und Handlungswissen. Welche Forschungs-, Kooperations- und Kommunikationsformate für den gegenseitigen Austausch von Profession und Disziplin geeignet sind, soll
auf der Tagung reflektiert und diskutiert werden.
Jenseits dieser grundsätzlichen Problematik widmet sich die Tagung gesellschaftlichen und
bildungspolitischen Veränderungen sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den
daraus resultierenden Entwicklungen, die sich für die Disziplin wie für die Profession aktuell
abzeichnen und wahrscheinlich zukünftig ausweiten und intensivieren werden. In Abhängigkeit vom jeweiligen Forschungsinteresse gibt es durch diese Veränderungen auf disziplinärer
Ebene der Grundschulpädagogik erhebliche methodische und thematische Überschneidungsbereiche mit angrenzenden wissenschaftlichen Disziplinen wie beispielsweise der Kindheitsforschung, der Elementarpädagogik, der Sonderpädagogik, der Sozialpädagogik, der pädagogischen Psychologie, der Soziologie und den Fachdidaktiken. Auf der Ebene der Profession
wiederholen sich diese Überschneidungen in den bildungspolitisch wie pädagogisch eingeforderten Kooperationen zwischen den Grundschullehrkräften und verschiedenen verwandten
pädagogischen Professionen. Welche Anforderungen und Probleme, welche positiven oder
auch negativen Effekte für die Arbeit der Disziplin wie der Profession aus den Annäherungen
und Überschneidungen nachweisbar oder erwartbar sind, soll auf der Tagung diskutiert und
geklärt werden. Das kann durch theoretisch-systematische, durch empirische, historische, international-vergleichende ebenso wie durch interdisziplinär ausgerichtete Beiträge geschehen.
Konkret kann es dabei beispielsweise um die folgenden Fragen gehen:
Zum Verhältnis von Profession und Disziplin
• Wie sind Forschungs- und Kooperationsformate für einen gelingenden Austausch
zwischen Profession und Disziplin zu gestalten und eventuell zu institutionalisieren?
• Welche Bedingungen und Erwartungen der professionellen und disziplinären Arbeit
erschweren oder begünstigen den gegenseitigen Informationstranfer?
• Wie haben sich Spannungsfelder und Antinomien innerhalb der Institution sowie der
Disziplin und Profession entwickelt? Was ist in bildungspolitischer Hinsicht für die
Institution der Grundschule, für die Profession des Grundschullehrberufs und die Disziplin der Grundschulpädagogik sowie deren Rolle aktuell bedeutsam?
Zum Selbstverständnis der Grundschulpädagogik
• Welche überlieferten Traditionsbestände und -praktiken erweisen sich für die Reflexion über die Grundschularbeit und ihre professionelle Bewältigung unter den aktuellen bildungspolitischen, schulischen und gesellschaftlichen Bedingungen und Herausforderungen als produktiv, revisionsbedürftig oder auch ganz verzichtbar?
• Wie lässt sich der Wesenskern der Grundschulpädagogik angesichts der gesellschaftlichen und bildungspolitischen Erwartungen und der Bedürfnisse der Kinder bestimmen?
• Worin besteht das Spezifikum grundschulpädagogischer Theorie- und Forschungsanstrengungen im Vergleich zu verwandten Disziplinen, etwa zur Sonderpädagogik und
zur Elementarpädagogik oder zur Sozialpädagogik?
• Was macht das Spezifikum der Grundlegenden Bildung unter der Perspektive Inklusion aus?
• Welche grundschulpädagogischen und fachdidaktischen Ansätze zum Umgang und
zur Ausgestaltung des Anspruchs von Inklusion im Unterricht lassen sich identifizieren?
• In welchen thematischen Feldern der Grundschulbildung zeichnen sich gemeinsame,
einander ergänzende theoretische und empirische Bezüge zwischen der Grundschulpädagogik, den soziologischen und psychologischen Referenztheorien und den Fachdidaktiken ab? Und wo ergeben sich auch Differenzen, Widersprüche und offene Fragen?
Zur Grundschulpädagogik als Profession
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Welche aktuellen Aufgaben der Grundschulbildung (z. B. Inklusion) sind auf Professionsebene unter welchen Bedingungen und mit welchen Effekten kooperativ bewältigbar?
Welche Themen, Interaktionsmuster und Kommunikationsstile sind in Kooperationen
mit inner- und außerschulischen Professionen anzutreffen?
Wie werden grundschultypische Spannungsfelder und Antinomien in der Grundschulpädagogik als Disziplin bearbeitet und als Profession im Grundschulalltag ausgehalten
und bewältigt?
Wie ist die Ausbildung in den Bildungswissenschaften und den Fächern von Grundschullehrerinnen und -lehrern auf der Basis aktueller Befunde der Professionsforschung zu gestalten? Und wie ist das aktuelle Aufgaben- und Rollenverständnis von
Grundschullehrerinnen und -lehrern vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen zu beschreiben?
Worin bestehen neue Anforderungen an die Professionsforschung in Verbindung mit
den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen an die Ausbildung der Grundschullehrerinnen und –lehrer?
Wir wünschen uns für die Tagung einen intra- und interdisziplinären Diskurs der der Selbstvergewisserung, aber auch der Irritation dient und Entwicklungslinien für die Zukunft aufweist. Hierzu ist auch im Besonderen eine Aufarbeitung zentraler historischer und aktueller
Grundschulforschung mit entsprechender Theorie und Empirie sowie eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenspiel von Fachdidaktiken, Bezugs- und Nachbardisziplinen durchzuführen. Im Ergebnis wird eine Schärfung des Profils der Disziplin und Profession angestrebt.
Es können Einzelbeiträge, Symposien und Poster eingereicht werden.
Die Einzelbeiträge sollen jeweils 20 Minuten (plus 10 Minuten Diskussion) umfassen.
Insbesondere für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase
wird es in begrenztem Umfang auch einen Strang geben, der unabhängig vom Tagungsthema die Möglichkeit bietet, das eigene Promotionsprojekt mit anderen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie Expertinnen und Experten als Critical
Friends zu diskutieren. Aufgrund dieses Formats werden die Beiträge nicht in den Tagungsband aufgenommen.
Die Symposien sollen 120 Minuten und mindestens drei Vorträge und Kommentierungen
umfassen. Die Symposien greifen dabei zentrale Fragen der Tagungsthematik auf und bearbeiten diese in einem intra- oder interdisziplinären Diskurs. Wünschenswert ist dabei die
Einbeziehung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwissenschaftlern.
Die Poster sind in der Größe A0 gewünscht, sie können direkt zur Tagung mitgebracht
werden.
Bitte reichen Sie Ihre Abstracts für die Einzelbeiträge, Symposien und Poster im Umfang
von maximal 500 Wörtern bis um 26.02.2016 über Conftool (https://www.conftool.net/dgfegrundschulforschung2016/) ein.
Die Abstracts sollten einen thematischen Bezug zum Tagungsthema aufweisen und Auskunft
geben über:
• den Forschungsstand und den theoretischen Hintergrund
• die Fragestellung/Ziele der Untersuchung
• das Design/Methode(n)
• die Ergebnisse oder die angestrebten Ergebnisse/Zwischenstand
Für alle Beitragsanmeldungen möchten wir auf den Beschluss der letzten Mitgliederversammlung unserer Kommission verweisen, in dem wir Kriterien für die Begutachtung der Abstracts
festgelegt haben. Die Kriterienliste befindet sich im Anhang zu dieser Mail.
Wir freuen uns, wenn wir Sie auf der Tagung in Bielefeld begrüßen dürfen. Über die Anmeldemodalitäten zur Tagungsteilnahme werden Sie in einer gesonderten Mail im März informiert.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Tagungsteam aus Bielefeld
Prof. Dr. Susanne Miller
Dr. Birgit Holler-Nowitzki
Dr. Brigitte Kottmann
Birte Letmathe-Henkel
Dr. Svenja Lesemann
Nikolas Meyer
René Schroeder
Katrin Velten