Offenes Arbeiten

Offenes Arbeiten
Ausgehend von dem in den 1970er Jahren in Deutschland entstandenen pädagogischen Konzept des „offenen Arbeitens“, wurde seit den 1990er Jahren in den
städtischen Wiener Kindergärten und Horten ein eigener Weg verfolgt und das
„Wiener Modell des offenen Arbeitens“ entwickelt.
Offenes Arbeiten ist ein pädagogisches Konzept, das in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen der MA 10 – Wiener Kindergärten Ausgangsbasis für die tägliche situationsorientierte Bildungsarbeit ist. Im Zentrum steht die Begegnung mit
dem Kind und seinem Umfeld mit einer offenen, empathischen Haltung.
Schutz und Geborgenheit sind für Kinder die Basis, die sie brauchen, um sich die
Welt in kleinen Schritten zu eröffnen. Davon ausgehend wird in einem partizipativen, „ko-konstruktiven“ Prozess die pädagogische Arbeit gestaltet. Durch gezieltes
Beobachten und das Beachten und Einbeziehen der Interessen, Bedürfnisse und
Fähigkeiten der Kinder und der Gruppe wird die Handlungsfähigkeit und Autonomie der Kinder im Sinne einer individuellen Entwicklungsbegleitung gefördert und
erweitert.
Erkennbar ist offenes Arbeiten unter anderem auch daran, dass nur sehr selten alle Kinder in einer Gruppe das Gleiche machen, die Initiativen und Impulse für das
pädagogische Handeln nicht allein von den „Erwachsenen“ kommen. Kinder können mitentscheiden, ob und in welcher Form sie sich an Impulsen der PädagogInnen beteiligen, oder was sie selbst spielen, planen, gestalten, umsetzen möchten.
Kindergarten und Hort bieten eine vorbereitete, unterstützende Umgebung zur
Umsetzung. Zeitstrukturen, die Kindern Flexibilität ermöglichen sind dabei wichtig.
Gemeinsam mit Kindern gemachte Regeln für das Zusammenleben und vereinbarte Grenzen, ermöglichen Selbstbestimmtheit und stärken die Fähigkeit von Kindern, auch selbst im geeigneten Maß Verantwortung zu übernehmen.
Dies hat zur Folge, dass Bildung abhängig von den handelnden Kindern und Erwachsenen an jedem Standort unterschiedlich gestaltet wird. Kindergärten und
Horte können im Sinne des Offenen Arbeitens auch gruppenübergreifend Schwerpunkte setzen.
Offenes Arbeiten
Sichtbar wird Bildung nicht durch einheitliche im Kindergarten oder Hort erzeugte
„Produkte“ wie z.B. einheitliche Werkarbeiten oder „absolvierte Kurse“, erkennbar
sind vielmehr die Autonomie, der Ideenreichtum und entwickelte Kompetenzen der
Kinder.
Kinder können abgestimmt auf die individuelle Situation je nach Interesse Spielbereiche am gesamten Standort wählen. Sind Kinder bereit, den geschützten Raum
zu verlassen und Neues zu erkunden, werden sie durch eine offene Haltung im
pädagogischen Denken und Handeln ermutigt, selbstsicher neue Räume zu entdecken und soziale Kontakte über die Kindergartengruppe hinaus zu erleben.
Diese Ausweitung des Aktionsradius ermöglicht Kindern unterschiedliche Erfahrungen und damit auch Entwicklungsmöglichkeiten.
Das Wesentliche ist die Haltung und innere Bereitschaft des Teams im Kindergarten bzw. Hort („dialogische, soziale Offenheit“) gefolgt von Offenheit für Veränderung. Diese Haltung schafft die Voraussetzungen für situationsorientierte Gestaltung der Bildungsarbeit, räumliche Offenheit (offene Raumkonzepte) und Systemoffenheit (standortübergreifende, hierarchisch durchlässige Kommunikation die
gesamte Organisation betreffend.)
Offenes Arbeiten ist kein starrer Prozess sondern in dauernder Entwicklung und
nie abgeschlossen. Die Wiener Kindergärten (MA 10) befinden sich an den verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Stadien des Prozesses.