KULTUR REGIONAL DIE RHEINPFALZ — NR. 267 DIENSTAG, 17. NOVEMBER 2015 Hier sind alle gleich „Was wir schon immer zeigen wollten!“: Das zeigen die Treidler im Frankenthaler Kunsthaus zusammen mit Schülerarbeiten FOTO: BOLTE dabei: Joachim Hanisch, Helmut Ried und Adam Tumele. Von wem stammt welches Bild? Die Suche kann zur unterhaltsamen Schnitzeljagd werden. Jedes hat seine Nummer und ist auf der Ausstellungsliste leicht, wenn auch etwas ungewohnt, zuzuordnen. Das Ungewöhnlichste an dieser Gemeinschaftspräsentation ist eine optische Zuordnung von Schülerarbeiten – was die Zahl der Plastiken betrifft, kann man fast von Überordnung sprechen. Der Kunstverein pflegt eine schon mehrjährige Zusammenarbeit mit der FriedrichSchiller-Realschule plus, da TreidlerMitglied Sylvia Bohrmann dort unterrichtet. Tierbilder ihrer 5. Klasse, „Experimente“ ihrer 5. bis 7. Klasse, realistische Porträts ihrer 10. Klasse hängen mitten unter den Bildern der Treidler. Einige fallen ins Auge; keineswegs, weil sie so ungelenk wären, sondern durch die Art ihrer Präsentation (Vögel) oder fotorealistische Perfektion (Porträts). Die Schülerplastiken, darunter nicht wenige ästhetisch überzeugende, sind, abgesetzt von der Petersburger Hängung, museal edel auf Sockeln präsentiert: aus Draht gewickelte Insekten der Klasse von Bärbel Jurkiewicz und Tiere aus weißem Ton der Klasse von Peter Matheis. meist überraschende Nachbarschaften gebracht. Die Frauen unter den Künstlern sind in der großen Überzahl: Sylvia Bohrmann, Ursula Faber, Susanne Geiger, Adelheid Heinrich, Isolde Hesse, Ingrid Kussmaul, Ulrike von Münchhausen, Gaby Sann, Dimana Wolf und Dietlinde Spiess-von Glencairn. Außerdem sind drei Männer ÖFFNUNGSZEITEN — Treidler-Jahresschau „Was wir schon immer zeigen wollten!“ bis 13. Dezember im Kunsthaus Frankenthal, Hans-Kopp-Straße 22: dienstags bis sonntags 14 bis 18 Uhr, donnerstags 14 bis 20 Uhr. — Am Sonntag, 22. November, 14 bis 16 Uhr, findet eine ausstellungspädagogische Aktion mit Sylvia Bohrmann und Uschi Freymeyer statt. VON HEIKE MARX Der Frankenthaler Kunstverein Die Treidler präsentiert seit Sonntag seine Jahresausstellung im Kunsthaus. Unter dem Motto „Was wir schon immer zeigen wollten!“ sind die Wände – zumindest vier – mit 119 Bildern in sogenannter „Petersburger Hängung“ gepflastert; allerdings nicht alle. Die beiden Seitenräume sind vor allem plastischen Arbeiten von Schülern vorbehalten. Diese Zusammenschau hat einen integrativen Charakter, wie er auch schon bei der Vernissage zum Ausdruck kam. In einer kleineren Stadt wie Frankenthal hat ein Kunstverein noch nicht die Funktion eines weitgehend anonymen Multiplikators im Kunstbetrieb. Er ist gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung in das kulturelle Leben der Stadt eingebunden. Die Ausstellung unterstreicht das in mehrfacher Hinsicht. So haben wieder in großer Zahl Jungen und Mädchen von der Friedrich-Schiller-Realschule plus Arbeiten zur Ausstellung beigesteuert. Und die Eröffnung bot einem jungen Frankenthaler Talent ein Podium: Viktoria Linzer, hervorgegangen aus der Städtischen Musikschule, die inzwischen ihren Master in Klavier an der Musikhochschule Karlsruhe gemacht hat und wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. Von den derzeit knapp 80 TreidlerMitgliedern sind rund ein Drittel Kunstschaffende. Von diesen haben 13 Arbeiten eingereicht, die weit überwiegende Mehrheit sogar die festgelegte Obergrenze von zehn. Die Größte ist ein Meter hoch; fast alle Plastiken der Schiller-Realschule stehen auf Sockeln. sind deutlich kleiner. Man kann bei Mitgliederausstellungen eine Jury bestellen, man kann ein Thema setzen oder völlige Freiheit lassen – in allen Fällen muss man dann für die Präsentation zuordnen und Plätze verteilen, die naturgemäß mehr oder weniger vorteilhaft sind. Im Kunsthaus nun sind alle gleich. In dem geschlossenen Bilderblock auf FOTO: BOLTE vier Wänden tritt keiner der 13 Künstler als Individuum hervor; am ehesten vielleicht Joachim Hanisch, weil er zehnfach seinen Enkel Luca gemalt hat. Er hat auch den Plan für die Hängung rein nach den Abmessungen der Exponate am Computer errechnet. Sujet, Stil, Technik, Farbe, Größe, Schöpfer – das alles spielte keine Rol- In wildester Mischung sind die Treidler-Arbeiten gehängt. le: Realistisches Porträt, impressionistische oder abstrahierte Landschaft, Figuratives und unterschiedlich Abstraktes, fragile Zeichnung und expressive Malerei hängen nun also in wildester Mischung dicht nebeneinander. Sicher absichtsvoll werden die Arbeiten eines Künstlers auseinandergerissen, über alle vier Wände verteilt und in unterschiedliche, Neue Herausforderungen Samt in der Stimme Konzert von Kurpfälzischem Singkreis und Big Band der Musikschule Frankenthal Sängerin Sigrun Schumacher mit der Wüste Welle Big Band in Gleis 4 VON ANNE BISCHOF Mit ihrem Konzert „I Got Rhythm“ überzeugten die Big Band und der Kammerchor der Städtischen Musikschule Frankenthal am Samstag in der Zwölf-Apostel-Kirche ihr Publikum. Die Musikgruppen präsentierten sich in der voll besetzten Kirche als flexibel und gut aufeinander abgestimmt. Unterstützt wurden die beiden Ensembles durch den Jazztrompeter Stephan Zimmermann und eine Jazzcombo. Die Idee für die Kooperation des Kurpfälzischen Singkreises mit der Big Band kam von seinem Gründer und Leiter Michael Teichert. In der Vergangenheit hat es ein solches Projekt noch nicht gegeben, und der Chor will sich durch neue Werke und Genres neuen Herausforderungen stellen. Deshalb kam es zu dieser seltenen Kombination, die aufgrund der vielen Mitwirkenden und des großen Aufwands nur selten möglich ist. Seit Januar probte der Chor die neuen Stücke und einige Wochen vorher begannen die gemeinsamen Proben mit der Combo und der Big Band. Der Titel des Konzerts stammt von George Gersh- wins Stück „I Got Rhythm“. Unterschiedliche Jazzstile und Stimmungen machten das Konzert abwechslungsreich. Den ersten Teil gestaltete der Kurpfälzische Singkreis, der gemischte Kammerchor der Städtischen Musikschule, mit beschwingten und ruhigen Stücken. Die Jazzcombo unter der Leitung von Musikschullehrer und Pianist Jörg Schöllhorn passte sich in den Chorklang ein, präsentierte aber auch in den Soloparts Souveränität. Der renommierte Trompeter Stephan Zimmermann begeisterte das Publikum mit seinen hervorragend gespielten Soli mal mit oder ohne Dämpfer. Der Chor zeigte im gesamten Konzert trotz anspruchsvoller Soloparts und Mehrstimmigkeit eine sichere Intonation und federnde Rhythmik: beim Auftakt mit dem Kanon „It’s Wonderful“ ebenso wie bei „Laura“, „Mack the Knife“ oder „Deep Purple“, bei dem Michael Teichert selbst in die Tasten griff. Die Leidenschaft für den Jazz wurde auch bei „Georgia On My Mind“ mit den Solisten Eva Briechle und Lutz Weber-Carylot spürbar. Obwohl Eva Briechle erst seit diesem Jahr im Chor mitsingt, meisterte sie ihr Solo gekonnt. Im zweiten Teil des Konzerts spielte die Big Band bekannte Jazzmelodien wie „Puttin On the Riz“ oder „Soul Bossa Nova“. Zusätzlich auf dem Programm der Big Band standen Klassiker wie „Fever“ und auch neue Melodien wie „Skyfall“. Die Big Band besteht aus Schülern und Lehrern der Musikschule Frankenthal. Die Solisten an Trompeten, Saxofonen und an der Posaune spielten sicher auch die höchsten Töne und bekamen viel Beifall aus dem Publikum. Bernd Sold überzeugte als Sänger wie auch durch seine Qualitäten als Entertainer: Durch seinen selbstbewussten Auftritt und seine Mimik hatte er das Publikum sofort auf seiner Seite. Der Schluss des Konzerts bestand aus drei Stücken, die gemeinsam von der Big Band und dem Kurpfälzischen Singkreis vorgetragen wurden. Darunter das populäre Stück „Get Me to the Church On Time“ aus dem Musical „My Fair Lady“. Mit dem Stück „At Last“ verabschiedeten sich die Gruppen vom Publikum. Auch für JazzNeulinge war das Konzert hörenswert, da es mit seinen beschwingten Rhythmen und der Leidenschaft der Musik die Besucher fesselte. VON RÜDIGER SPIEß Bei einem gut besuchten Konzert stand am Sonntagnachmittag die Frankenthaler Sängerin Sigrun Schumacher mit der Wüste Welle Big Band auf der Bühne des Kulturzentrums Gleis 4. Mit ihrem warmen Alt zog Schumacher das Publikum in ihren Bann. Präsentiert wurde das Konzert von der IG Jazz Frankenthal, deren neu gewählter Präsident Christian Schatka die Gäste begrüßte. Die Big Band aus Tübingen wurde 2011 als erstes Orchester eines freien Radiosenders von Lothar Ladenberger gegründet. Das Jazzorchester spielt in der klassischen Besetzung mit vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxofonen, Klavier, Bass und Schlagzeug. Das Konzert in Frankenthal war sein erster Auftritt außerhalb von Baden-Württemberg. Gleich von Beginn an überzeugte die Wüste Welle Big Band mit zwei packenden Instrumentaltiteln. Reihum wechselten die Solisten bei den Stücken „Lisette“ von Sammy Nestico und dem Latin-Stück „Snow Samba“ von Paquito d’Rivera. Im lila Samt- kleid, auf Stöckelschuhen, aber vor allem mit dem Samt ihres dunklen Timbres zog dann Sigrun Schumacher die Aufmerksamkeit auf sich. Das Programm spannte einen weiten Bogen von dem den 40er-JahreMusical-Klassiker „My Romance“ (Rodgers/Hart) bis zu dem bekannten Alicia-Keys-Hit „If I Ain’t Got You“. Dazwischen erklangen Evergreens wie Frank Sinatras „I’m Gonna Live Till I Die“, „When the Sun Comes Out“ (Arlen/Koehler) oder der Burt-Bacherach-Titel „The Look of Love“ , der im 1967 gedrehten James-Bond-Parodie „Casino Royale“ zu hören ist. Meisterhaft bewies Sigrun Schumacher, zu welcher Power sie ihre ausgebildete Stimme steigern kann. Dieses unterstrich die Altistin eindringlich mit der Aretha-FranklinNummer „Dr. Feelgood“. Bemerkenswert war auch, dass die Big Band ohne Dirigent auskam – die beiden Bandleader Günter Flumm (Trompete) und Lothar Landenberger (Saxofon) saßen selbst in den Reihen der Musiker. Dennoch kamen die Einsätze punktgenau. Erstaunlich sicher präsentierte sich die 19-jährige Pianistin Clara Vetter, die in diesem Jahr den badenwürttembergischen Landeswettbe- werb Jugend jazzt gewonnen hat. Im zweiten Teil des Konzerts war Saxofonist Olaf Schönborn zu Gast. Mit zwei Arrangements von Klaus Wagenleiter, dem Leiter der SWRBigband, brachte er das Publikum in Tanzstimmung. Die eindrucksvollen und virtuos vorgetragenen Stücke „Sweet Emma“ und „Chips’n Salsa“ unterstrichen seine spielerische Extraklasse. Mit Randy Crawfords groovigem Song „Streetlife“ sollte eigentlich Schluss sein. Dabei ermunterte Sigrun Schumacher die Zuschauer aber so erfolgreich, sich von den Stühlen zu erheben und mitzuklatschten, dass die Musiker hernach lautstark mit großem Applaus zur Zugabe aufgefordert wurden. So gab es noch „Up to Date“ (bekannt durch „Das aktuelle Sportstudio“) und „Bye, Bye Blackbird“ (Ray Henderson). Das endgültig letzte Lied des Abends war das „Abschiedslied“ von Rainer Tempel mit einem beeindruckenden Posaunensolo, bevor die Künstler mit viel Beifall von der Bühne entlassen wurden. Es war ein mitreißendes Konzert für Alt und Jung mit herausragenden Musikern im satten Bigband-Sound. Blasorchester mit bombastischem Klang Donnernder Applaus für eine große Gemeinschaftsleistung beim Jahreskonzert des GMV-Lambsheim – Soundtrack zu „Avatar“ als Höhepunkt VON WERNER SCHENK Ganz im Zeichen des US-amerikanischen Sternenbanners stand das Jahreskonzert des GMV Volkschor Lambsheim am Sonntagabend in der vereinseigenen Halle. Orchester, Jugendorchester und Jazz-Combo begeisterten mit Originalkomposition, anspruchsvollen Arrangements und Jazzstandards. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet auch ein schier unerschöpfliches Reservoire an Musik. Alexander Petry hatte einen ebenso unterhaltsamen wie künstlerisch hochkarätigen Querschnitt zusammengestellt. Das Jugendorchester eröffnete die Programmfolge mit zwei Originalkompositionen für Blasorchester. In dem zweisätzigen „The Wild West“ von Ivo Kouwenhoven ließen die Musiker eine Lokomotive durch die Weite des Landes donnern. Zuerst erklang die Trillerpfeife, dann nahm der Zug Tempo auf. Im zweiten Satz untermalte das Schlagwerk einen beschwingten Squaredance. Fußstampfen und ausgelassenes Treiben auf dem Tanzboden wurden von den Bläsern beschrieben. In Michael Jacksons „Thriller“ zeigte sich dann, mit wie viel Inbrunst die Musik der eigenen Zeit interpretiert wird. Die knackige Bassfi- Einen abwechlungsreichen Querschnitt amerikanischer Musik boten Jugendorchester, großes Orchester und Jazztrio. gur des Baritonsaxofons gab dem Stück viel Authentizität. Beweglich und ausdrucksstark spielte der GMVNachwuchs den Megahit. Saxofone, tiefes Blech und Trompeten wechselten sich bei Chorus und Refrain ab. Groß sind immer wieder die Erwartungen an das Symphonische Blasorchester des GMV. Mit dem Soundtrack zu „Avatar“, einer apokalyptischen Zukunftsgeschichte, wurden die Musiker wieder einmal allen Wünschen des Publikums gerecht. Unterstützt von Pauken und Röhrenglocken, bot das Orchester ein überwältigendes, dramatisches Klangerlebnis. In einer bombastischen Performance beschrieben die Bläser den finalen Kampf um Pandora. Alexander Petry entlockte dem Orchester einen großartigen Ton, trotz vieler schöner Einzelleistungen ließ sich da nie- mand herausgeben, ohne einen anderen zurückzusetzen. Die Musiker glänzten durch eine große Gemeinschaftsleistung. Der Spiritual „Joshua Fought the Battle of Jericho“ erklang danach in einem grellen 50er-Jahre-BigbandSound. Schöne jazzige Soli wechselten mit schrillen Bläsersätzen und genüsslich inszenierten, von Blue Notes dominierten Melodielinien. FOTO: BOLTE Ein musikalischer Ansatz, den das Jazztrio PEF nach der Pause weiterspann. John Coltranes „Big Nick“, die Ballade „I Remember Clifford“ von Benny Golson und der „Summer Samba“ von Marcos Valle gaben dem Pianisten Paul Zeiss, Schlagzeuger Eric Sauvage und Trompeter Felix Haller den Rahmen, sich als veritable Jazzer zu präsentieren. Haller pflegt einen dezenten modernen Trompeten- sound und fand besonders bei langsamen Stücken zu einem ausdrucksstarken, emotional geprägten Spiel. In der Zugabe „My Favourite Things“ trat Haller mit blonder Lockenmähne nach vorne und mimte mit Kopfstimme eine coole Jazz-Diva. Paul Zeiss am Piano zeigte sich als harmoniefester Allrounder. Zusammen mit dem Schlagzeuger sorgte er für einen pulsierenden Groove, setzte gediegene Akkordfolgen, steuerte aber auch gekonnte Improvisation bei. Der Schlagzeuger diente seinen Kollegen als selbstloser Rhythmiker. Nur bei seiner Einlage mit der Zugflöte trat er kurz in den Vordergrund. Das Orchester setzte danach mit Melodien George Gershwins und einem Medley aus dem Musical Rocky noch mal Maßstäbe. Besonders in Leonard Bernsteins „Mambo“ aus der „Westside Story“ , arrangiert von Michael Sweeney, zeigte das Orchester ein faszinierendes Verständnis für Rhythmik und Stilistik dieses karibisch gefärbten, musikalischen Temperamentausbruchs. Als Zugabe erklang ganz nach dem Motto des Abends Bernsteins „America“. Das Publikum war restlos begeistert und spendete donnernden Applaus. INFO Weiteres Konzert am Samstag 21. November, 19 Uhr, in der GMV-Halle. fra_hp17_lk-kult.01 Diese Zusammenstellung wurde von RHP-0074706552 am 24.11.2015 um 20:17 erzeugt
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