MANAGEMENTPRAXIS Wertschöpfung durch Wertschätzung! Wertvolle Umsatzpotenziale schöpfen und mehr Freude an der Arbeit erfahren „Selbstachtung geht vor Fremdachtung“ schreibt der bekannte Management-Pionier Reinhard K. Sprenger in seinem Buch „Das Prinzip Selbstverantwortung“. Die Grundlage dafür, dass ein Mensch einem anderen Menschen Achtung, Wertschätzung entgegenbringen kann, ist tatsächlich eine gesunde Selbst-Achtung, ein Sich-selbst-Anerkennen und -Schätzen. „Wie werden meine Mitarbeiter kundenorientiert, freundlich im Umgang, feinfühlig mit Kunden, sich bewusst über ihre wichtige Aufgabe als ‚Botschafter‘ des Unternehmens beim Kunden?“ so fragen viele Unternehmer/-innen aus dem Handwerk. Dies kann nur gelingen, wenn bestimmte Grundlagen im Unternehmen gelegt sind. Einige „Tools“ verstärken den Effekt noch. Die Grafik auf Seite 9 beschreibt den Weg dahin. 1. Etappe: Gutes Selbstwert-Gefühl, Achtung vor sich selbst Dies entsteht durch Erfolgs-Erlebnisse, positive Rückkopplungen und die Fähigkeit, mit sich selbst, seinen Schwächen und Stärken gut umzugehen. Für den Maler im Umgang mit Kunden heißt das zum Beispiel – offene und selbstbewusste Körpersprache, freundliche Mimik, – gepflegtes Äußeres, angenehmer Körpergeruch, gepflegte Zähne (für freundliches, offenes Lächeln), – funktionale und saubere Berufskleidung und Schuhe, ordentliches Werkzeug, – sich mit eigener Visitenkarte mit Vor- und Nachname vorstellen, – Kundennamen oft benutzen, – die eigene Leistung mit Freude und Stolz präsentieren, Malerbesuch mit frischen Croissants – so geht der Handwerkertag für Kunde und Maler gut an. (Foto: Ruth Werner) – offensiv beim Kunden nachfragen, aktiv den Kunden informieren, die Kommunikation beim Kunden bewusst führen, – eine Kundenbefragung übergeben, den Wert derselben darlegen, – die (positiven) Gefühle des Kunden über die erbrachte Leistung teilen (Stolz, Freude, ...), – auch in schwierigen Situationen beim Kunden souverän und sicher bleiben, sich als Problemlöser beim Kunden eine wichtige Position erwirken. 2. Etappe: Wertschätzung im Verhalten anderen gegenüber Ein mögliches „Horrorszenario“ im Kopf des Kunden: „Der Arbeiter kommt nicht pünktlich, ist unsauber, ist ungepflegt, kann nicht richtig deutsch sprechen, ist kaum zu verstehen, telefoniert laufend während der Arbeitszeit, deckt nicht genügend den Bodenbelag ab, hat überall seine Materialien liegen und stehen, raucht ohne zu fragen, geht ungefragt in das private Bad, staubt alles voll ohne Rücksicht, lässt abends die Müllberge stehen, geht von der Baustelle ohne Bescheid zu geben, lässt Türen und Fenster offen, ohne anwesend zu sein, lässt seinen privaten Müll liegen, sieht sich nicht vor beim Transport von Gegenständen, hat seinen „Ghettoblaster“ dabei, parkt ungefragt auf dem Eigentümerparkplatz, nimmt keine Rücksicht auf Nachbarn oder Haustiere.“ Ruth Werner, WERNER Die Meistermaler GmbH, Holzminden – Rücksichtslosigkeit, Eingriff in die Privatsphäre, Diese Haltung ist ein Mix aus „guter Kinderstube“, persönlicher Eigenart und Einsichten und der Fähigkeit zum Mitgefühl (Empathie), sowie bewusst gelernten und geübten Verhaltensweisen. – Indiskretion: Privates über Einrichtung, Werte, Wertsachen wird „weitergetratscht, Imageschaden, Für den Maler im Umgang mit Kunden heißt das – Abstimmungsprobleme, Ohnmacht, Ärger wegen Nicht-Erreichbarkeit des Meisters oder Chefs. Sich über die Ängste und Befürchtungen des Kunden bewusst sein Häufige Bedenken von Kunden sind zum Beispiel: – Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit; nicht Einhalten des Zeitplans, versetzt werden, Nachteile deshalb (Ärger, Streitereien, Zeitverlust, höhere Kosten), – Chaos total – der Kunde ist nicht mehr „Herr im eigenen Haus“, Sich über die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden klar sein und entsprechend handeln Zum Beispiel: – den vereinbarten Zeitplan genau einhalten, bei nötigen Änderungen den Kunden frühzeitig informieren, eine gute Lösung mit ihm suchen, – dem Kunden rechtzeitig klare Informationen zu Arbeitsablauf, Pausenzeiten, Materiallieferungen etc. geben, – einen reibungslosen, störungsfreien Ablauf gewährleisten, keine negativen Überraschungen; dem Kunden das Gefühl geben, dass er „loslassen“ kann, – die Leistung erbringen in Abwesenheit des Kunden, zum Beispiel während dessen Urlaubs, – bei Umzug: reibungsloses Zusammenarbeiten mit dem Spediteur, alte Wohnung ist übergabefähig leer und frisch gemacht; neue Wohnung ist fertig und wird komplett eingeräumt, – als Maler ein angenehmes, vertrauenswürdiges, diskretes Verhalten an den Tag legen, – Kostenrahmen wird überschritten, Kunde wird mit Nachforderungen konfrontiert, – Schäden am Eigentum durch mangelndes Abdecken, mangelnde Umsicht, Umberta Andrea Simonis In über 500 Seminaren und Workshops mit insgesamt mehr als 15000 Teilnehmern hat Umberta Andrea Simonis, Expertin für Kundengewinnung und Kundenbindung im Handwerk, zusammen mit ihrem Trainerteam Mitarbeitern von Handwerksunternehmen die richtigen Kniffe im Umgang mit dem Kunden nahegebracht. www.simonis-serviceagentur.com Grafik: Umberta Andrea Simonis DER MALER UND LACKIERERMEISTER 3/ 2010 · 9 – sich auf den Kunden einstellen und Schlüsselübergaben, Abnahmen etc. auch an Wochenenden, oder Abenden machen. Die Erwartungen des Kunden kennen und sie übertreffen (wollen) = Service-Erlebnis Zum Beispiel: – die Auftragssituation aus der Sicht des Kunden sehen (für ihn ist es eine Sondersituation, für den Maler ist es Berufsalltag). Begrüßung des Kunden: Der erste Eindruck sitzt. Begegnung mit dem Kunden auf „Augenhöhe“: Meister, Geselle, Azubi – jeder stellt sich persönlich mit Vor- und Nachnamen vor. Der Kunde entscheidet durch seine Körpersprache, ob er eine Begrüßung per Handschlag möchte. Eine eigene Visitenkarte lässt den Kunden den Namen des Malers in guter Erinnerung behalten. (Fotos: Simonis) – Sauberkeit und Umsicht mit Kundeneigentum üben, – bei der Erstbegehung aufmerksam registrieren und auch schriftlich, bildlich aufnehmen, welche empfindlichen Gegenstände es im Kundenhaushalt gibt, mit dem Kunden besprechen, wie der Schutz seines Eigentums optimal gesichert werden kann, – auf Wunsch die Räume komplett aus- und wieder einräumen, Fotos machen vom Stand der Einrichtung; Möbel an genau denselben Ort zurückstellen, Gardinen reinigen lassen, wieder aufhängen; der Kunde muss sich um nichts kümmern, – Reihenfolge der Arbeiten (Zimmer) auf den Kundenwunsch abstimmen, ... täglich frische Brötchen morgens, Zeitung mitbringen, im Urlaub Haustiere versorgen, Blumen gießen, Hausmeisterfunktionen mit übernehmen, andere Handwerker bestellen und beaufsichtigen, Endreinigung durchführen, Post nachsenden und kleine Nettigkeiten und Hilfestellungen, die sich im Laufe der Ausführungszeit ergeben.“ Ruth Werner, WERNER Die Meistermaler GmbH Schlechte Lösung – Begrüßung „zweiter Klasse“: Die Mitarbeiterin stellt sich als Packesel vor, so kann sie die Kundin nicht richtig begrüßen. Dies wertet die Mitarbeiterin unbewusst bei der Kundin ab und sorgt eventuell für Bedenken bezüglich ihrer Qualifikation. 10 · DER MALER UND LACKIERERMEISTER 3/ 2010 3. Etappe: Gute Resonanz „Wenn ich nichts sage, ist es gut gewesen!“ Kennen Sie diesen Abtörner? Ohne Resonanz, Rückmeldung, Feedback, Lob etc. ist jedoch niemand lebensfähig. Deshalb ist die Fähigkeit, sich (aufbauende, konstruktive) Rückmeldungen zu holen, eine wichtige Erfolgsstrategie. Viele Menschen leiden unter der Einseitigkeit von Rückmeldungen, das heißt, wenn sich der Kunde, der Chef oder auch der Partner nur noch meldet, wenn etwas nicht passt. Das Endergebnis ist ein sich Zurückziehen und sogar eine Abneigung gegen den Austausch, da ja sowieso nur Negatives erwartet wird. Dadurch, dass wir in unserer deutschen „Meckerkultur“ aufs Kritisieren und Reklamieren spezialisiert sind, fristen ausgesprochenes Lob und praktizierte Anerkennung ein absolutes Mauerblümchendasein. Unpünktlichkeit, zu wenig Information zu Beginn der Arbeiten, zu wenig Umsicht? Irgendetwas hat den Kunden verunsichert. Denn er meint, alles nachkontrollieren zu müssen. Andere zu loben, gilt unter Führungskräften oft als Schwäche. Viele Chefs haben sogar Angst, dass zuviel gelobte Mitarbeiter „größenwahnsinnig“ werden und dem armen Chef dann auf der „Nase herumtanzen“. Diese Ängste sind absolut unbegründet. Aus zahlreichen Umfragen geht hervor, dass weit vor der Entlohnung die erlebbare Anerkennung für Mitarbeiter der wirksamste Motor für ihr Engagement im Unternehmen darstellt. Für den Maler im Umgang mit Kunden heißt das als Maler/Mitarbeiter – sich aktiv mündlich Rückmeldung vom Kunden holen zur eigenen Arbeit, zur Art der Leistungserbringung, zum eigenen Auftritt (am Ende des Arbeitstages, am Ende des Auftrages bei der Abnahme), – Tipps und Anregungen vom Kunden holen: „Was hätten wir noch besser machen können?“ – Zufriedenheit des Kunden aktiv abfragen: „Wie haben Sie mich/uns heute als Ihre(n) Dienstleister erlebt? Wie zufrieden sind Sie mit mir/ uns? Würden Sie uns weiterempfehlen?“ – als Unterstützung auch eine schriftliche Kundenbefragung übergeben. Als Unternehmer/Führungskraft – mündliches Lob und Anregungen, die vom Kunden kommen, sofort an den jeweiligen Mitarbeiter weitergeben, Kundenbriefe und schriftliche Kunden-Feedbacks gleich kopieren und ins Fach des betreffenden Mitarbeiters legen, – regelmäßig Rückmeldung an Mitarbeiter geben; darauf achten, dass die Art der Rückmeldungen in Balance sind (mehr positive als negative Rückmeldungen), – Kritik des Kunden an Mitarbeitern auf den Grund gehen, zeitnah zur Reklamation unter vier Augen mit dem Mitarbeiter darüber sprechen, – eine kontinuierliche schriftliche Kundenbefragung mit dem Team erarbeiten und durch den Mitarbeiter übergeben lassen. 4. Etappe: Persönliche Wertschöpfung Für den Maler ist die Auftragssituation Routine und Alltag. Für den Kunden sind Umbau- und Renovierungsarbeiten in den eigenen vier Wänden immer Ausnahmezustände und ein klarer Eingriff in die Privatsphäre. Umso wichtiger ist das Sich-Einstellen auf die Kunden-Bedürfnisse nach Überblick, Information, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Gute Leistungen werden sofort auf dem Bauvorhaben angesprochen und belobigt. Auch oder gerade während die Kunden anwesend sind, werden die Sauberkeit und Ordnung auf der Baustelle und die ausgeführte Arbeit gelobt. In das Gespräch mit dem Mitarbeiter (nachfragen, ob dieses oder jenes gemacht wurde und auf Ausführung und Sauberkeit geachtet wurde) klinkt sich der Kunde oft ein und spricht Lob und Anerkennung aus.“ Ruth Werner, WERNER Die Meistermaler GmbH position erwirken, ihm Sicherheit vermitteln und durch meine Anteilnahme seine Motive wie Stolz, Freude am schönen Wohnen, Steigerung seines Wohlbefindens, Wunsch nach Neuem, Ansehen, Prestige und Wertsteigerung stärken. Ich bin kein austauschbarer No-Name-Handwerker, sondern ein geschätzter Dienstleister und Vertrauter des Kunden. 5. Etappe: Nachhaltiger Erfolg Begeisterte und loyale Stammkunden, hohe Empfehlerquoten, lukrative Aufträge zu unternehmerisch attraktiven Konditionen und natürlich mehr Freude an der täglichen Arbeit sind der Lohn für wertschätzendes Arbeiten, Denken und Fühlen. 䡺 „Immer gute Auftragslage für Kunden-Versteher ...“ Unter diesem Motto präsentiert Umberta Andrea Simonis ihren Bestseller „Mehr Erfolg im Umgang mit Kunden – der erste Knigge für Handwerker“ nun in der 9. Auflage, komplett überarbeitet und auf 264 Seiten erweitert. Holzmann Buchverlag, 2010, teilw. farbig, 24,80 Euro inkl. Mwst., 17 x 24 cm, Hardcover, ISBN 3-7783-0735-9. Mit 81 alphabetisch sortierten Stichworten, Musterdialogen, Tipps für Mitarbeiter und Chefs, über 200 Abbildungen, Praxisbeispielen, Gewerkspecials und dem Erfolgs-Thema Körpersprache und Mimik. Als Maler kann ich mir bei meinen Kunden eine wertvolle VertrauensDER MALER UND LACKIERERMEISTER 3/ 2010 · 11
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