Frässysteme für den Werkzeug- und Formenbau

TITELSTORY
Frässysteme für
den Werkzeug- und Formenbau
Produktiv und hochgenau mit Durchmessern von 0,2 bis 125 mm
Das präzise, termingerechte und wirtschaftliche Umsetzen der Kundenwünsche ist eine
der primären Aufgaben im Werkzeug- und Formenbau. Die dafür benötigte Produktivität
und Prozesssicherheit verlangt unter anderem kurzfristig lieferbare Fräswerkzeuge in
Standard- oder Sonderausführungen.
Die Kompetenz eines Werkzeugund Formenbauers erweist sich
unter­anderem im Umgang mit
unter­schiedlichen Werkstück­
größen, Werkstoffen, Bearbeitungs- und Genauigkeitsanforderungen. Dem damit verbundenen
Zeit- und Kostendruck werden
individuelle Strategien entgegengesetzt, von der Konzeption des
Werkzeugs über die kostenoptimierte Fertigung bis zum Service.
Im Rahmen dieser Leistungs­
beweise kommt den Werkzeug­
kosten, speziell bei der spanenden
Bearbeitung, eine besondere
Bedeutung zu. Deshalb entwickelte
die Paul Horn GmbH verschiedene
Frässysteme die nach Katalog,
oder als Sonderausführung sehr
kurzfristig – meist innerhalb einer
Woche – lieferbar sind.
Standard- und Sonderwerkzeuge
für individuelle Strategien
Neben den Werkzeugträgern und
-haltern entscheiden die Geo­
metrie, das Grundsubstrat und die
Beschichtung des Fräsers über
dessen Leistung und Wirtschaftlichkeit. Entsprechend dieser Wertigkeit konzentriert die Firma Horn
die komplette Produktentstehung
im eigenen Hause, von der Aufbereitung des Hartmetallpulvers bis
zum Beschichten der Werkzeuge
einschließlich Halterfertigung.
Die durch die inhouse-Fertigung
erreichte Flexibilität im gesamten
Entstehungsprozess von Standardund Sonderausführungen bietet
dem Anwender bemerkenswerte
Vorteile, sowohl bei Einzelteilen als
auch in der Serienfertigung.
Schieberbahn, Formeinsätze und
Elektrode wirtschaftlich fräsen
Ein Lieferant von medizinischen
Geräten beauftragte die Firma WF
Fottner GmbH aus Mössingen bei
Tübingen mit der Lieferung einer
Spritzgussform zur Herstellung von
Griffschalen. Der sieben Mitarbeiter
beschäftigende Betrieb konzentriert sich seit der Gründung im
Jahre 1987 auf die Herstellung
von Spritzguss-, Druckguss- und
Folge­verbundwerkzeugen bis
500 mm Seitenlänge und 1.000 kg
Gewicht.
Basierend auf diesen Erfahrungen­
wurde nach den Vorgaben des
Kunden ein Zweiplatten-Spritzgießwerkzeug mit einem Formeinsatz
für 500.000 Schuss konstruiert
und für die Herstellung folgender
Arbeitsablauf definiert: Schruppen
der Schieberbahn in die 196 x
296 x 76 mm große Formplatte­
aus Werkstoff 1.2085, fräsen
Bild 1:
Der Hochvorschubfräser DAH 25,
Ø 20 mm, schruppt die Schieberbahn
in kürzester­Zeit in die Formplatte
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DER STAHLFORMENBAUER 5/2015
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Bild 2:
Schruppen der Griffschalenkontur mit
einem Vollhartmetallfräser aus dem System
DS. Ein Werkzeug des gleichen Systems
fräst danach den Einspritzkanal
einer 120 x 120 x 40 mm großen
Tasche­, fräsen des Formeinsatzes
für die Griffschale in Werkstoff
1.2083 (Stavax ESR). Für diese
Aufgaben wählten die FottnerSpezialisten aus dem Horn-Programm die Hochvorschubfräser
DAH zum Vorschruppen und
die Vollhartmetallfräser DS zum
Hartfräsen­sowie weitere
DS-Werkzeuge zum Fräsen der
Cu-Elektrode.
Vorschruppen und Schlichten
Zum Vorschruppen der Schieber­
bahn und der Tasche für den
Formeinsatz mit einem Wende­
plattenfräser DAH 25, Ø 20 mm,
wählte man folgende Parameter­:
Schnittgeschwindigkeit vc =
250 m/min, Drehzahl n = 4.200 1/
min, Vorschub fz = 1 mm/Z,
Vorschubgeschwindigkeit vf =
8.500 mm/min, Schnitttiefe ap =
0,5 mm. Im zweiten Arbeitsgang schlichtete ein
4-schneidiger Torusfräser aus dem System DS,
Ø 20 mm, Eckenradius
r = 2 mm, die Anlage­
flächen für die Schieber­
bahnführung und die
Innenseiten der Tasche.
Bei beiden Teilen wurde­
die vorgegebene Rautiefe Rz = 1,8 – 2,2 µm
mühelos erreicht.
Bild 3:
Mit Schneidkreisdurchmessern­
von 6 / 3 / 1,5 und 1 mm
be­arbeiten vier Fräser des
Systems DS, davon zwei
Mikrofräser­, die Elektrode für
die Griffschale
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DER STAHLFORMENBAUER 5/2015
Bei dem Formeinsatz 130 mm x
148 mm x 60 mm für die Griffschale schruppte zuerst ein Fräser
DAH 25, Ø 12 mm, die Freiformflächen mit vc = 200 m/min, n =
5.400 1/min, fz = 0,8 mm/Z, vf =
8.600 mm/min, ap = 0,4 mm. Nach
dem Härten auf HRC 56 +/- 1,
schlichtete ein Torusfräser DST,
Ø 5 mm, Eckenradius r = 1 mm, die
Oberfläche entsprechend der vorgegebenen Rautiefe Rz = 2,4 µm.
Das Abarbeiten der Aufmaße am
Formeinsatz erfolgte mit vc =
240 m/min, n = 15.000 1/min und
fz = 0,8 mm/Z.
Vielseitig einsetzbare
Hochvorschubfräser­ DAH
mit Wendeschneidplatten­
Die DAH-Fräser beweisen sowohl­
beim Schruppen wie auch beim
Aufbohren, Plan-, Taschen-,
Tauch-, Fas-, Stirn- und Zirkularfräsen von Stahl, Gusswerkstoffen
und Aluminium ihre Vielseitigkeit
und Stärke. Als Schaftfräser mit
Weldonaufnahme, Einschraubfräser und als Aufsteck-Messerköpfe sind sie in elf Größen für
Schneidkreisdurchmesser von 12
bis 125 mm lieferbar. Die Geometrie der 6-, 3- und 2-schneidigen
Wendeschneidplatten sichert einen
weichen Schnitt mit gleichmäßiger
Aufteilung der Zerspankräfte und
ein schnelles Eintauchen bei bester
Schneidenstabilität.
Bei einer max. Schnitttiefe von
2 mm können Vorschübe bis 3 mm/
Zahn gefahren werden.
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Bild 4:
Unterteil der Spritzgussform mit
Ausstosser­und Führungssäulen während
der Montage
Die für die kleineren Fräser entwickelten Wendeschneidplatten
mit je zwei Schneiden erlauben
Schnitttiefen­bis 1,0 mm. Empfehlenswert sind Vorschübe/Zahn von
0,5 bis 2,5 mm (bei Stahl 0,5 bis
1,5 mm) und Schnittgeschwindigkeiten von 180 bis 300 m/min.
Filigrane Elektrodenkonturen
zuverlässig fräsen
Bis zu 14 mm tiefe Kavitäten,
Stege ≥ 0,6 mm und zwei ab­
gewinkelte, zylinderförmige Entlüftungen mit 0,6 mm Durchmesser
forderten das Leistungsvermögen
der Fräser aus dem System DS.
Die als Schaft-, Torus-, Vollradius-,
Doppelradius- und Schruppfräser
und mit bis zu sechzehn Schneiden lieferbaren Vollhartmetall­fräser
sind mit Schneidkreisdurch­
messern von 1 bis 16 mm zum
Bearbeiten von Kupfer, Grafit,
Aluminium, Kunststoffen, weichen
und gehärteten Stählen sowie von
Titan einsetzbar. Verschiedene
Hartmetallsorten und Beschichtungen erlauben das „Weich-Hartfräsen“ bis etwa 60 HRC und das
Hartfräsen von 56 bis 70 HRC.
Mikrofräser mit Schneidkreisdurchmessern von 0,2 bis 3 mm
und verlängertem Schaft bieten
bei tiefen Kavitäten und filigranen
Formen wichtige Bearbeitungsvorteile. Die Schäfte in h5-Qualität
überzeugen mit einer Rundlaufgenauigkeit von 0,005 mm und
sind damit bestens geeignet für
die Bearbeitung der Cu-Elek­trode
für den Formeinsatz.
Bild 5:
Fräser des Systems DG mit Innenkühlung
(Werkbilder: Paul Horn GmbH, Tübingen)
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DER STAHLFORMENBAUER 5/2015
Dank dieser Eigenschaften ließ
sich der Arbeitsablauf mit nur vier
DS-Fräsern bewältigen: Schruppen
der Elektrode mit einem 4-schneidigen Torusfräser, Ø 6 mm, danach Fertigbearbeitung mit einem
weiteren Torus­fräser Ø 3 mm und
Eckenradius r = 0,5 mm. Für die
abschließende filigrane Detailarbeit
in den Kavitäten kamen nachein­
ander zwei DS-Mikrofräser zum
Einsatz. Ein Zweischneider mit
Ø 1,5 mm und ein Vollradiusfräser
mit Ø 1,0 mm. Alle vier Werkzeuge
erfüllten die Erwartungen so dass
die Elektrode in 3,5 Stunden gefräst werden konnte, trotz reduzier­
ter Schnittparameter wegen der
dünn­wandigen Konturen.
Standard- und Sonderwerkzeuge für den Werkzeug- und
Formenbau­
Für das breite Bearbeitungsfeld im
Werkzeug- und Formenbau und zur
Lösung individueller Aufgaben entwickelte die Firma Horn verschiedene Frässysteme. Dazu zählt das
modulare Wechselkopfsystem DG.
Mit seiner patentierten Schnellwechsel-Schnittstelle kommt es
beim Eck- und Nutfräsen, Fasen
und Anbohren, Kopier- und Hochvorschubfräsen von Stählen zum
Einsatz. Dank des modularen Aufbaus aus Hartmetall-Schneidenteil
mit segmentiertem Stahlgewinde
und Hartmetallschaft mit Stahl-Anschluss ist es höchst flexibel und
in vielen Anwendungen wirtschaftlicher als Vollhartmetallfräser.
Die HM-Wechselköpfe sind mit
10 / 12 / 16 und 20 mm Durch­
messer mit Eckenfase,
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Eckenradius oder mit
scharfer Schneidecke
lieferbar. Für alle Kopfformen eines Durchmessers wird nur ein Schaft
benötigt. Das modulare
Konzept erlaubt das Zusammenstellen von Fräsern in nahezu beliebiger
Form, insbesondere von
Nutfräsern mit großem­
Durchmesser und
kleinem Halsquerschnitt.
Für Nuten von 1 bis 3
mm Breite sind Nutfräser
bis 30 mm Schneidkreisdurchmesser lieferbar.
Des Weiteren lassen
sich Viertelkreisfräser
für Schäfte mit 10 mm
Durchmesser und
Eckenradien von 0,2 bis
3 mm mit einem einzigen
Halter kombinieren.
Vollhartmetallfräser
DP zum Bohrnuten-,
Kopierfräsen und
Entgraten­
Das System DP ist
besonders wirtschaftlich
beim Fräsen von all­
gemeinen Stählen, Grauguss, Titan sowie Niund Co-Legierungen. Die
Schrupp-, Schlicht-, Entgrat-, Kordelschrupp-,
Torus-, Mehrschneiderund Kugel­fräser sind
mit Nenndurchmessern
von 1 bis 20 mm lieferbar. Ihre gemeinsamen
Merkmale sind ein die
Schnittkraft reduzieren­
der Span­winkel, tiefe
Spanräume, sowie
Freiwinkel mit Facettenschliff. Alle DP-Fräser
mit Schaftdurchmessern­
≥ 6 mm verfügen über
eine Weldon-Spann­
fläche. Dank der
Schafttoleranz h5,
der h9-Durchmesser­
toleranz und der
Rundlaufgenauig­keit von
0,01 mm sind sie auch
für Präzisions­arbeiten
bestens geeignet­.
Die Sorte TF2K, eine
PVD-TiAlN-Schicht,
erhöht die Stabilität der
Schneidkanten. Dank der
aus­gezeichneten thermischen und chemischen
Beständigkeit sind HPCBearbeitungen, nass
oder trocken, möglich.
System DC zum
Zirkular­fräsen von
Gewinden ab M1, zum
Nuten und Fasen
Diese Vollhartmetallfräser vereinfachen das
prozesssichere Herstellen von Gewinden, von
Nuten mit runden oder
rechteckigen Querschnitten sowie von Fasen.
Mit einem Zahn, sowie
2-, 3- oder 4 Schneiden
er­zeugen sie Gewinde
mit Voll- oder Teilprofil­,
konische Gewinde sowie
Rechts- und Linksgewinde auch mit variabler
Steigung. Ihre Wirtschaftlichkeit beweisen
die Fräser speziell beim
Bearbeiten von Werkstoffen für die Medizin­
technik wie KobaltChrom-Stähle, Titan­,
rostfreie Stähle und
Kunststoff. Besonders­
vorteilhaft ist die exakte
Definitionsmöglichkeit
des Gewinde­ein- und
-auslaufs sowie der Gewindetiefe beim Fräsen
oder Wirbeln von Innengewinden. Da die Gewindeherstellung oft einer
der letzten Bearbeitungsschritte ist, kommt der
hohen Prozess­sicherheit
des Zirkularfräsens eine
besondere Bedeutung
zu.
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