Leitfaden für die OFFENE KINDERUND JUGENDARBEIT in der Steiermark 4., überarbeitete Fassung Leitfaden für die OFFENE KINDERUND JUGENDARBEIT in der Steiermark 4., überarbeitete Fassung Impressum: Herausgeber und f.d.I.v.: Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit Karmeliterhof Karmeliterplatz 2, 8010 Graz www.dv-jugend.at ZVR-Nr: 531839399 © 2013 Inhalt Einleitung .................................................................................................................................................................6 Arbeitsprozess .........................................................................................................................................................7 Zielsetzung . .............................................................................................................................................................8 Josef Scheipl: Offene Jugendarbeit – zwischen gesellschaftspolitischem Auftrag und Auftrag von Seiten der Jugendlichden . ........................................................................................................10 I. Grundlagen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit .....................................17 Offene Kinder- und Jugendarbeit ...........................................................................................................17 I.1. Themen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ...................................................................................19 I.1.1. I.1.2. I.1.3. I.1.4. I.1.5. Freizeit gestalten . .....................................................................................................................................19 Persönlichkeit und Beziehung entwickeln ..............................................................................................20 Geschlechtsidentität entwickeln ..............................................................................................................20 Partizipation erproben und Lebenswelten gestalten ............................................................................20 Werthaltungen ..........................................................................................................................................21 I.2. Zielgruppen ...............................................................................................................................................21 I.2.1. I.2.2. I.2.3. I.2.4. I.2.5. I.2.6. I.2.7. Kinder . .......................................................................................................................................................21 Jugendliche ................................................................................................................................................22 Mädchen und Burschen ............................................................................................................................23 Cliquen .......................................................................................................................................................24 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund .............................................................................24 Jugendkulturen .........................................................................................................................................24 Randgruppen . ...........................................................................................................................................24 I.3. Arbeitsansätze und Methoden ................................................................................................................25 I.3.1. I.3.2. I.3.3. I.3.4. I.3.5. I.3.6. Geschlechtsbezogene Jugendarbeit ........................................................................................................25 Interkulturelle Kinder- und Jugendarbeit ...............................................................................................26 Sport und Bewegung ................................................................................................................................26 Freizeitaktivitäten .....................................................................................................................................27 Jugendkulturelle Jugendarbeit . ..............................................................................................................27 Themenzentrierte Arbeit und Projektarbeit ..........................................................................................27 Fortsetzung Arbeitsansätze und Methoden I.3.7. I.3.8. I.3.9. I.3.10. I.3.11. I.3.12. I.3.13. I.3.14. I.3.15. I.3.16. I.3.17. I.3.18. I.3.19. Bildungsarbeit ...........................................................................................................................................27 Einzel–, Gruppen- und Gemeinwesenarbeit ...........................................................................................28 Sozialräumliche Jugendarbeit ..................................................................................................................28 Präventionsarbeit ......................................................................................................................................29 Emanzipatorische und subjektorientierte Jugendarbeit .......................................................................29 Jugendsozialarbeit ....................................................................................................................................30 Cliquenorientierter Ansatz . .....................................................................................................................30 Arbeiten mit „Randgruppen“ ..................................................................................................................30 Mobile und aufsuchende Jugendarbeit ..................................................................................................31 Soziokulturelle Animation . ......................................................................................................................31 Partizipation ..............................................................................................................................................32 Spielpädagogik . ........................................................................................................................................33 Erlebnispädagogik ....................................................................................................................................34 II. Strukturen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit .......................................36 II.1. Einrichtungstypen . ...................................................................................................................................36 II.1.1. Einrichtungen der Offenen/Mobilen Kinderarbeit ................................................................................36 II.1.1.1. Spielmobile ................................................................................................................................................37 II.1.1.2. Abenteuerspielplatz .................................................................................................................................37 II.1.2. Einrichtungstypen der Offenen Jugendarbeit .......................................................................................38 II.1.2.1 Jugendzentren . .........................................................................................................................................38 II.1.2.2. Jugendtreffs ..............................................................................................................................................39 II.1.2.3 Jugendraum ...............................................................................................................................................39 II.1.2.4. Jugendhaus . ..............................................................................................................................................39 II.1.2.5. Jugendkulturzentren ................................................................................................................................39 II.1.2.6. Jugendcafés ...............................................................................................................................................40 II.1.2.7. Selbstverwaltete Jugendzentren .............................................................................................................41 II.1.2.8. Mädchenzentren .......................................................................................................................................42 II.1.2.9. Soziokulturelle Zentren ............................................................................................................................42 II.1.2.10.Stadtteiltreffs und Begegnungszentren .................................................................................................43 II.1.2.11.Container, Bauwagen und Hütten . .........................................................................................................44 II.1.2.12. Initiativgruppen ........................................................................................................................................44 II.1.3. Zusammenarbeit im Netzwerk . ...............................................................................................................44 II.1.3.1. Beratungs- und Informationszentren ......................................................................................................44 II.1.3.2. Fachstellen .................................................................................................................................................44 II.1.3.3. Strukturen der Kinder- und Jugendbeteiligung .....................................................................................44 II.1.4. Ausblick ......................................................................................................................................................45 II.2. TrägerInnenschaften . ...............................................................................................................................46 II.2.1 II.2.2 Formen der TrägerInnen . .........................................................................................................................46 Finanzierung der TrägerInnen . ................................................................................................................46 II.3. MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit . ..............................................................46 II.3.1. II.3.2. II.3.3. II.3.4. II.3.5. II.3.6. II.3.7. II.3.8. II.3.9. Gender Mainstreaming . ...........................................................................................................................46 Qualifizierung . ..........................................................................................................................................47 Entlohnung ................................................................................................................................................48 Berufsbild / Anforderungen an die MitarbeiterInnen ...........................................................................48 Arbeitsplatzbeschreibung / Stellenprofil ................................................................................................49 Team ...........................................................................................................................................................50 Supervision ................................................................................................................................................50 Fort- und Weiterbildung . .........................................................................................................................51 Ehrenamtliche MitarbeiterInnen, PraktikantInnen, Zivildiener ............................................................51 II.4. Finanzierung . ............................................................................................................................................52 II.4.1 II.4.2 Finanzierungssicherung ............................................................................................................................52 Finanzierungsmöglichkeiten ....................................................................................................................53 II.5. Qualitätsmanagement . ............................................................................................................................54 II.5.1. II.5.2. II.5.3. Qualitätsentwicklung ...............................................................................................................................54 Evaluation ..................................................................................................................................................55 Qualitätssicherung ....................................................................................................................................56 III. Resümee ...........................................................................................................57 IV. Standards für die Offene Kinder- und Jugendarbeit? Das fehlt gerade noch! Kommentar Dr. Heinz Schoibl, Helix Forschung .....................59 V. Offene Jugendarbeit in Österreich. Eine erste Begriffsklärung als Grundlage für eine bundesweite Vernetzung...........................................64 VI. Literaturverzeichnis .........................................................................................70 Einleitung Bemerkungen zu der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Steiermark Die Zusammenstellung dieses Leitfadens wurde im Rahmen eines intensiven Arbeitsprozesses des Stei- Die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Stei- rischen Dachverbands der Offenen Jugendarbeit in ermark Kooperation mit seinen Mitgliedern im Zuge einer Handlungsfeld. Es ist charakterisiert durch einen „Jugendzentrumstour“ in ist ein sehr komplexes pädagogisches Regionalarbeitskreisen, beständigen Veränderungsprozess, der auf die sich Klausuren, einer Tagung, einer Generalversammlung wandelnden Kinder und Jugendlichen und ihre Fra- und anhand österreichischer und internationaler Lite- gen und Probleme immer neu antwortet und ant- raturrecherche erarbeitet. worten muss. So haben sich im Laufe der Entwicklung Der Leitfaden besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vielfältige befasst sich mit Grundlagen der Offenen Kinder- und Arbeitsweisen, institutionelle Formen, konzeptuelle Jugendarbeit und setzt sich mit den Themen sowie Grundfragen und methodische Handlungsweisen mit den Zielgruppen Arbeitsansätzen und Methoden ausgebildet. Die Differenziertheit und Prozessförmig- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auseinander. keit des Feldes spiegelt sich in den vielfältigen päda- Als Arbeitsgrundlage diente in erster Linie Literatur, gogischen Debatten und Konzepten in der Praxis der die als Maßstab für das Arbeitsfeld im deutschspra- Offenen Kinder- und Jugendarbeit wider (vgl. Deinet/ chigen Raum gilt. Sturzenhecker 2005, S. 11). Der zweite Teil befasst sich mit den Strukturen: Die allgemeine Beschreibung von Einrichtungstypen und Die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendar- insbesondere die Strukturen der TrägerInnenschaf- beit in der Steiermark verfolgen - wie es Heinz Schoibl ten, MitarbeiterInnen, Finanzierung oder das Qua- auch für die Offene Jugendarbeit in Vorarlberg litätsmanagement sind hier beschrieben. Diese sind beschreibt - ausgesprochen unterschiedliche Arbeits- Voraussetzungen, die für eine qualitäts- und ergeb- ansätze und unterscheiden sich voneinander auch nisorientierte Arbeit notwendig sind. hinsichtlich ihrer Arbeitsschwerpunkte. Als gemein- Der Leitfaden teilt sich bewusst in zwei Teile, sodass samen Nenner weisen sie ihren niederschwelligen beide getrennt voneinander zweckmäßig sind. Aber Zugang, die Schaffung, Entwicklung und Sicherung um ein berühmtes Zitat von Aristoteles zu erwähnen: eines Freiraumes für Kinder und Jugendliche auf, an Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile … dem sich alle bestehenden Einrichtungen orientieren. Dieser Freiraum ist Ausgangspunkt zu Förderung, Zuvor noch einige Anmerkungen zur Situation der Stützung und/oder Anleitung von Beteiligungsan- Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Steiermark sätzen bis hin zu Selbstorganisationsprozessen bei und zur Entstehung des Leitfadens: Wir möchten auf Kindern und Jugendlichen. die intensive Beteiligung durch den dieser Leitfaden entstand ist, hinweisen. Nicht zuletzt aufgrund des Zur Klärung seien hier noch die Prinzipien der Offe- Engagements der Mitglieder und der zahlreichen nen Kinder- und Jugendarbeit postuliert: Flexibilität, fachlich kompetenten Beiträge zum Thema konnten stärken- und nicht defizitorientierter Ansatz, Nieder- wir diese an uns gestellte Aufgabe verwirklichen. schwelligkeit, Prävention, Partizipation, Offenheit, geschlechts- und altersspezifischer Ansatz, interkulturelles und sozialräumlich orientiertes Arbeiten, Bedürfnisorientiertheit, Ganzheitlichkeit, Lebenswelt orientiertheit, Authentizität. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) -6- Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass sich grob Arbeitsprozess gesehen zwei Formen der Arbeit in Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit unterscheiden Die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Stei- lassen: ermark ist bunt und vielfältig. Das machte es nicht gerade einfach einen Leitfaden für dieses Arbeitsfeld • • Begleiteter Freiraum für Selbstorganisati- zu entwickeln, in dem sich die Einrichtungen und onsprozesse und die Möglichkeit Lebens deren MitarbeiterInnen wiederfinden und vertreten konzepte ausagieren zu können. fühlen. Sozialisationsorte mit partizipativen Gestal- Der Steirische Dachverband der Offenen Jugendar- tungsmöglichkeiten, Ergänzung familiärer beit wurde in Jahr 2002 vom Landesjugendreferat Erziehung, schulischer Bildung und kulturel- Steiermark damit beauftragt, Rahmenbedingungen ler Ausdrucksformen. (Standards) für eine „qualitätsorientierte“ Offene Jugendarbeit zu erarbeiten, sie im Land Steiermark zu Ganz erhebliche Unterschiede finden sich auch in der verankern und letztendlich in die Praxis umzusetzen. Konstruktion des organisatorischen Rahmens sowie der Infrastrukturausstattung (Personal, Räumlich- Die Zusammenstellung dieses Standardpapiers wurde keiten, Finanzen) der einzelnen Einrichtungen. Der im Rahmen eines intensiven Arbeitsprozesses des Bogen spannt sich hier von ehrenamtlich geführten Steirischen Dachverbandes der Offenen Jugendar- Stätten gemeinsamer Freizeitbetätigung bis hin zu beit in Kooperation mit seinen Mitgliedern im Zuge sozialpädagogisch/sozialarbeiterisch einer „Jugendzentrumstour“, Regionalarbeitskreisen, ausgerichteten Einrichtungen mit guter Infrastruktur. Klausuren, Fragebögen, einer Tagung, einer Generalversammlung und anhand österreichischer und inter- Das hängt von mehreren Faktoren ab. Finanzielle Mit- nationaler Literaturrecherchen erarbeitet. tel, Anzahl und Qualifikation der MitarbeiterInnen und deren Engagement, aber auch die Möglichkeiten Eines stand von Beginn an fest: Es sollte ein breit der Träger und/oder der FördergeberInnen spielen angelegter Beteiligungsprozess in Gang kommen, hier eine Rolle. Gerade was die Unterstützungen untermauert durch internationale Fachliteratur, in seitens der steirischen Gemeinden betrifft, lassen sich den sich alle Mitglieder des Steirischen Dachverban- gravierende Unterschiede beobachten. des der Offenen Jugendarbeit einbringen können. Die große Herausforderung an all jene, denen die Das Papier, das eigentlich im Land Steiermark und in Offene Kinder- und Jugendarbeit am Herzen liegt, den steirischen Gemeinden verankert und letztlich in besteht darin, die Weiterentwicklung und Ausdiffe- die Praxis umgesetzt werden sollte – von dem 2003 renzierung des Arbeitsfeldes zu fördern und zu unter- sogar eine zweite, korrigierte Auflage entstand stützen sowie bei denjenigen Überzeugungsarbeit zu - schaffte es nicht, die in dem Arbeitsfeld tätigen Ein- leisten, die noch nicht erkannt haben, welche unab- richtungen und deren MitarbeiterInnen zufrieden zu dingbare Notwendigkeit die Handlungsansätze der stellen. Die jahrelange Diskussion über „Standards“ Offenen Kinder- und Jugendarbeit darstellt, Kindern und das Problem, wirkliche „Qualitätsstandards“ zu und Jugendlichen ein „Hineinwachsen“ in die Gesell- definieren, in denen sich die breite und bunte Vielfalt schaft zu erleichtern. unserer Mitglieder wiederfindet und vertreten fühlt, konnte damit nicht beendet werden, sondern wurde Einen kleinen aber wichtigen Beitrag für diesen Pro- im Jahr 2006 wieder zu einem wichtigen Thema zess soll der Leitfaden für die Offene Kinder- und innerhalb des Steirischen Dachverbandes der Offenen Jugendarbeit in der Steiermark leisten. Jugendarbeit und seiner Mitglieder. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) -7- Nach langem Überlegen, wie es möglich ist, das Zielsetzung Arbeitsfeld im Ganzen darzustellen und weiterzuentwickeln, ist der Steirische Dachverband der Offenen Mit dem Leitfaden sollen die Resultate der über einen Jugendarbeit zum Entschluss gekommen, sich in einer längeren Zeitraum andauernden Diskussion über Klausur nicht weiter mit „Standards“ – im bekannten Standards verschriftlicht und den aktuellen Gegeben- und engen Sinne – sondern mit den Grundlagen und heiten angepasst werden. Strukturen der Offenen Jugendarbeit in der SteierAn welche AdressatInnen wenden sich der Leitfaden mark auseinander zu setzen. für die Offene Kinder- und Jugendarbeit? Oder, besDas neue Ziel war es, einen „Leitfaden für die Offene ser formuliert: Wer soll am Ende von den schon längst Kinder- und Jugendarbeit in der Steiermark“ zu erar- fälligen Leitlinien profitieren? beiten, der für die Mitglieder und die gesamte steirische Offene Kinder- und Jugendarbeit Grundlage An erster Stelle stehen natürlich die Kinder und ist, sowie für die Öffentlichkeit eine Erklärung und Jugendlichen. Mit dem erarbeiteten Leitfaden für Darstellung des Arbeitsfeldes bieten kann. die Offene Kinder- und Jugendarbeit wollen wir dazu beitragen, dass die bereits bestehenden Angebote Der Leitfaden soll die Grundlagen der Offenen für Kinder und Jugendliche aufgewertet und erhalten Kinder- und Jugendarbeit (Themen der Offenen sowie neue Angebote geschaffen werden. Die Siche- Jugendarbeit, die Zielgruppe, die Arbeitsansätze rung struktureller Ressourcen und Ausdifferenzie- und Methoden) und auch die Strukturen der Offenen rung der Angebote durch eine qualitätsorientierte, Kinder- und Jugendarbeit (Einrichtungstypen, Träge- professionelle Offene Kinder- und Jugendarbeit rInnen, MitarbeiterInnen, Finanzierung, Qualitätsma- stehen hier im Vordergrund. Das Ziel muss sein, in nagement) beinhalten. Die positive Rückmeldung und Zukunft unter wesentlich verbesserten Voraussetzun- die intensive, interessierte und engagierte Mitarbeit gen verschiedene bedarfsorientierte Angebote für der Mitglieder zeigten, dass der nun neu gegangene Kinder und Jugendliche in der Steiermark bereitstel- Weg sich als richtig herausstellt. len zu können. Endlich wird gezeigt, was Offene Kinder- und Jugend- Ganz entscheidend soll der Leitfaden für die Offene arbeit in der Steiermark bedeutet, was sie leistet, aber Kinder- und Jugendarbeit zur Verbesserung der allge- auch was zu deren Qualität und Qualitätssicherung meinen Situation der einzelnen MitarbeiterInnen in unbedingt erforderlich ist! den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugend- In diesem offenen und sich ständig wandelnden arbeit beitragen. Es gilt, wesentliche Verbesserun- Arbeitsfeld wird die laufende Modifikation und Über- gen der Rahmen- und Arbeitsbedingungen für die arbeitung des Leitfadens immer eine wesentliche MitarbeiterInnen zu erreichen, um die Qualität und Rolle spielen. Professionalität im Arbeitsfeld steigern zu können. Dazu gehört auch die politische und gesellschaftliche „Nichts ist in Ruhe, alles bewegt sich, alles ist in Anerkennung des Arbeitsfeldes der Offenen Kinder- Schwingung“ (3. hermetisches Prinzip). und Jugendarbeit, eine entsprechende Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen und die adäquate Förderung von Inhalten, der Infrastruktur und Personalkosten, um die notwendigen Aufgabenbereiche abdecken zu können. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) -8- Die Ziele des Leitfadens sind mannigfaltig. Auch den EntscheidungsträgerInnen erwachsen durch Der Leitfaden soll: einen Leitfaden für die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Steiermark Vorteile. Regionale- und • eine Grundsatzerklärung zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Steiermark sein sozialräumliche Bedürfnisse können klarer definiert werden, die Arbeitsaufträge bzw. die Leistungen, die das Arbeitsfeld erbringen, können klarer festgemacht • die Ansätze und Methoden der Kinder- und Jugendarbeit beschreiben und formuliert werden. Dadurch entsteht mehr Transparenz im pädagogischen Handlungsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, was wiederum zu • die Offene Kinder- und Jugendarbeit im Allgemeinen skizzieren einer Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung der Erwartungen, Rahmenbedingungen, Methoden und Arbeitsansätze führt. • Begrifflichkeiten und deren Verwendung normieren Die Bereicherung und der Mehrwert durch Offene • den Arbeitsbereich der in der Kinder- und Jugendarbeit Tätigen beschreiben Kinder- und Jugendarbeit im Gemeinwesen liegen klar auf der Hand: Sie übernimmt Aufgaben als Sozialisationsort, vermittelt Werthaltungen und gesell- • Qualitätsstandards festlegen schaftspolitische Bildungsaufgaben, verbessert soziale und kommunikative Kompetenzen, leistet (inter-) • eine Basis für Qualitätsmanagement und Quali- kulturelle Arbeit usw. tätssicherung sein • eine Basis bieten, was für gute Kinder- und Jugendarbeit notwendig ist • offene Fragen klären • wie das Arbeitsfeld ständig erweitert, hinterfragt und angepasst werden • Vorlage für Gemeinden und Ämter sein, wenn ein Jugendzentrum eingerichtet wird • Klärung für das Arbeitsfeld bringen • nicht als Ersatz zu den Konzepten jeder Einrichtung gesehen werden • informieren, einfordern, klären, festschreiben • die Offene Kinder- und Jugendarbeit in ihrer Mannigfaltigkeit erfassen und die gebührende Akzeptanz dieses Arbeitsbereiches sichern • die Grundlagen wie auch die Strukturen des Arbeitsbereichs beschreiben DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) -9- Offene Jugendarbeit – zwischen gesellschaftspolitischem Auftrag und Auftrag von Seiten der Jugendlichen Jugendarbeit greift die Sehnsüchte, Entwicklungsmöglichkeiten auf, ist also ressourcenorientiert anzugehen (vgl. SCHEIPL 2004). Dazu braucht es in der Jugendarbeit eine verstehende Haltung und die Bereitschaft zum Dialog. Dialogische Soziale Arbeit/ Jugendarbeit beobachtet und versteht zunächst. Das ist ihr Ausgangspunkt. Doch führt sie ihr Verstehen stets auf einen Dialog und auf eine Handlung zu; ihr geht es um Verständigung. Eine solche Verstän- Univ. Prof. Dr. Josef Scheipl digung schließt die Anerkennung des Gegenübers als einmalige, gleichwertige Person ebenso ein wie die nur dadurch mögliche eigene Bestätigung (vgl. 1. Jugendarbeit als Eigenwert – nicht nur ein Vehikel zur Prävention KUNSTREICH 2004, S. 34). Jugendkultur und Gesellschaft setzen sich also mit- und gegeneinander auseinander. Im Rahmen der österreichischen Jugendforschung scheint mir einleitend eine Tendenz erörterungs- und diskussionswürdig: Das ist die Forcierung des Präven- 2. Jugendarbeit und doppeltes Mandat tionsgedankens. Dies wird besonders im 4. Jugendbericht (2003) der österreichischen Bundesregierung In dieser Auseinandersetzung befindet sich Offene deutlich (vgl. 4. Bericht zur Lage der Jugend in Öster- Jugendarbeit (OJA) im Schnittpunkt zwischen Ju- reich. Teil 1, Jugendradar 2003. Teil B: Prävention in gendkultur und Gesellschaft. Das heißt: OJA ist mit der ausserschulischen Jugendarbeit, Wien 2003). Dort einem doppelten Mandat konfrontiert, das in sich wird – wie im Titel von Teil B des Berichtes bereits vielfältig ist: angesprochen – Jugendarbeit im Wesentlichen unter dem Aspekt der Prävention untersucht. Damit wird • Sie hat einerseits die Interessen der Jugendlichen Jugendarbeit allerdings zu eng konzipiert. In der zu vertreten und von diesen auszugehen. Aber Jugendarbeit dominieren Bedürfnis-, Objekt- und diese Interessen sind unterschiedlich, vielfältig. Erfahrungsorientierung, Bemündigung, Partizipation Daher wird es für die OJA von Seiten der Jugendli- und aktuell die Alltagsorientierung. Die Präven- chen auch nicht nur einen Auftrag geben! tion kann als Leitkategorie diese Aspekte niemals adäquat umfassen. Jugendarbeit würde unter dem • OJA kann anderseits an der (beauftragenden, Aspekt der Prävention lediglich als Instrument für zahlenden) Gesellschaft (den Behörden) nicht un- eine andere Sache verstanden werden, als Mittel für bekümmert vorbei agieren, sie nicht völlig igno- einen „höheren“, anderen Zweck. Jugendarbeit unter rieren. Doch was ist dabei deren gesellschaftspoli- dem Aspekt der Prävention verliert ihren Eigenwert. tischer Auftrag? In einer demokratisch organisier- Sie wird instrumentalisiert! ten Gesellschaft – wo sonst gibt es eine OJA? – gibt Jugendarbeit um der Bedürfnisse, Interessen etc. der es nicht nur einen Auftrag, wie es in demokratisch Jugendlichen willen, als eigenständige, selbstbezo- organisierten Gesellschaften auch nicht nur eine gen Größe! – Das muss die Botschaft sein – und nicht sogenannte Jugendarbeit, damit vorgebeugt wird, dass Jugend- Vorstellung gibt. Es gibt daher mindestens unter- liche nicht dies tun bzw. jenes lassen oder nicht auf schiedliche, möglicherweise sogar gegensätzliche sogenannte unerwünschte Gedanken kommen. Hier Vorstellungen von dem, was gesellschaftspolitisch würde Jugendarbeit bloß von der Perspektive mög- wünschenswert ist, was gesellschaftspolitisch „für licher Defizite und aus der dominierenden Erwachse- wahr gehalten“ wird. Somit gibt es unterschied- nenperspektive aus gestaltet. liche bis widersprüchliche Aufträge. Ein Auftrag „richtige“ gesellschaftspolitische DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 10 - ist also bereits eine unzulässige Verkürzung im und verkaufbar scheint OJA dann, wenn sie mit der Konzert der gesellschaftspolitischen Interessen. Bewältigung von Problemen bei bzw. mit Jugendlichen befasst wird. Geht es „lediglich“ um Lebensge- • Wenn die Gesellschaft nicht zahlt (nicht beauf- staltung, hängt also kein offensichtliches Problem tragt), wäre man dann in der OJA „autonom“, dran, dann ist das politisch weniger gut zu verkaufen. ungebunden? Meines Erachtens nicht! Denn es – „Wozu Geld investieren, wo es doch ohnedies keine tut sich die Verantwortung auf gegenüber den Probleme gibt?“ Jugendlichen und deren Zukunft. Diese wird nicht Das macht sich aktuell darin bemerkbar, dass OJA völlig unabhängig oder völlig außerhalb der Ge- nicht selten zur Jugendsozialarbeit umorientiert sellschaft zu finden sein. wird. Jugendzentren müssen Lernhilfen, Beratung etc. anbieten, um öffentliche Förderungen zu luk- Die von mir angedeuteten Ambivalenzen und Unein- rieren. Jugendsozialarbeit kann im Rahmen einer deutigkeiten sind prinzipieller Natur. Daraus entste- ganzheitlichen Sicht der Jugendarbeit natürlich an- hen in der Regel Konflikte, die sich nicht selten zu Ge- geboten werden. Aber Jugendarbeit darf nicht auf gensätzen vertiefen. Diese sind in der Jugendarbeit Jugendsozialarbeit reduziert werden! produktiv zu bewältigen, Balancen sind zu finden. Und schließlich ist auf Seiten der Auftraggeber ein Zuweilen werden das auch Widersprüche sein müs- gewisser Aktionismus, man könnte es auch „Projekt- sen, wenn sich die Gesellschaft nicht bewegt. geilheit“ nennen, im Spiel. Eine „bloße“ Beziehungsarbeit reicht nicht mehr. In unserer neokapitalisti- Dieser Grundsachverhalt beeinflusst nicht nur die An- schen Leistungsgesellschaft werden Projekte, Aktio- forderungen an die MitarbeiterInnen in der OJA. Er nen gefordert. Jugendliche und JugendarbeiterInnen scheint konstitutiv für Jugendarbeit insgesamt – auch müssen unterwegs, in Bewegung sein. Aber dahinter der Verbandlichen Jugendarbeit – zu sein. steht natürlich auch die oftmalige Erfahrung, dass Beziehungsarbeit in der Jugendarbeit verwechselt wurde mit bloßem Abhängen im Sinne eines laissez 3. Die Jugendarbeit im Rahmen des doppelten Mandats faire. Es gehört Professionalität von Seiten des Jugendarbeiters dazu, dem Jugendlichen zu signalisieren, dass Die Grundlinie des Gegensatzes zwischen Erwartun- man für ihn da ist, an seinen Problemen bzw. Themen gen der Jugendlichen und beauftragender Gesell- Anteil nimmt, dass man gemeinsam an Perspektiven schaft ist davon beeinflusst, dass Jugendkulturen die arbeitet etc. Dies scheint unspektakulär – ist es wohl Erwachsenenwelt in der Regel beunruhigen. in gewisser Weise auch. Aber das ist das Fatale an sozialpädagogischer Arbeit: – dass hohe Professio- 3.1 Erwartungen der Auftraggeber nalität hinter einem unspektakulären Erfolg steht – dass sich z.B. der Jugendliche verstanden fühlt, dass Die Auftraggeber erwarten – in ihrer Unsicherheit –, er Mut fasst, etc. Und genau diese Professionalität dass Jugendkulturen „normalisiert“ werden, zumin- für das Unspektakuläre bringt es dann mit sich, dass dest, dass nichts aus dem Ruder läuft. Dahinter steht hoch professionelle JA von der Gesellschaft nicht ge- möglicherweise auch die Angst der Gesellschaft vor würdigt wird, die Jugendarbeit politisch als vernach- ihren eigenen Problemen, die sie in ihrem Umgang lässigbare Größe gilt. mit den Jugendlichen bekämpft – beispielhaft seien der Umgang mit Alkohol und Drogen oder mit dem Konsum genannt Von Seiten der Gesellschaft gesehen muss sich OJA überdies lohnen bzw. rechnen. Politisch vertretbar DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 11 - 3.2 Erwartungen der Jugendlichen • Erwartungen an einen „Vollservice“ der Jugend Jugendzeit wurde bisher als Moratorium und Experi- • Allgemein Fun. mentierphase verstanden. Doch in den vergangenen • Manches Mal auch die Delegation von Problembe- zwanzig Jahren haben sich die äußeren strukturellen wältigung an die JugendarbeiterInnen (Unterstüt- Rahmenbedingungen der Lebensphase Jugend ver- zung bei Behördenwegen, Lehrstellensuche etc.). arbeit mit erlebnisintensiven Events. ändert. Es ist ungeklärt, welches Jugendmodell die • Familienersatz (Das Jugendzentrum als zweite neue Arbeitsgesellschaft hervorbringen wird. Familie) – als frei gewählte „Familie“ mit den Gegenwärtig ist es so, dass die Mehrheit der Jugend- Bezugspersonen, die man sich aussucht (Abkoppe- lichen – neben einer gut funktionierenden Familie lung von der Herkunftsfamilie – daher: männliche – nach wie vor einen guten und auskommenssicheren und weibliche JugendarbeiterInnen). sowie interessanten Beruf in den Mittelpunkt ihrer Lebensperspektive stellt. Die konstruktiven und positiven Ziele der Jugendlichen, die einen Raum für sich wollen, die gemeinsam Aber es macht sich eine Entgrenzung breit: Die Le- etwas erleben wollen etc., werden in der Regel nur bensphase Jugend verliert zusehens ihre Abgrenzung dann von der Gesellschaft unterstützt, wenn die sowohl zum Beginn u.v.a. zum Ende hin. Die Über- Jugendlichen selbst mitarbeiten. Das läuft unter gänge ins Erwachsenenalter werden für viele länger, den Titeln „Partizipation“, „Stärkung der Eigenini- unstrukturierter und unsicherer aber auch individuell tiative“ und der „Verantwortlichkeit“. Das finde ich folgenschwerer. Der bisher zeitlich umgrenzte Frei- zunächst durchaus in Ordnung. Problematisch im raum, die Experimentierphase, in der man auspro- Sinne einer OJA wird es dann, wenn diese Aktivitäten bieren, sich eventuell auch austoben konnte, beginnt gesellschaftskonform abgeliefert werden müssen; sich aufzulösen. Darüber hinaus werden „Jugendliche wenn kein Raum bleibt für eine Partizipation, welche früh und zu einer Zeit mit psychosozialen Problemen Auseinandersetzung produziert. Eine Auseinander- konfrontiert, vor denen sie eigentlich – nach dem setzung produzierende Partizipation ist aber häufig Jugendbild des Moratoriums – geschützt, und von unerwünscht. denen sie noch nicht behelligt sein sollten. So schiebt sich die Bewältigungsperspektive für die Jugend zu- Prinzipiell gilt hinsichtlich Partizipation, Eigeninitia- nehmend vor die Bildungsperspektive“ (BÖHNISCH tive und Verantwortlichkeit: „Offene Jugendarbeit 2007, S. 196). kann gar nicht anders, als die Subjektivität und die Autonomie ihrer BesucherInnen zu respektieren und Jugend ist also nicht mehr nur Experimentierphase. ernst zu nehmen. Sonst läuft sie (…) Gefahr, dass sie Jugend ist in unserer komplexen Welt vielmehr zu letztlich ohne Kinder und Jugendliche stattfindet. einer Bewälti- Tatsächlich würde sie damit ihre zentrale Chance ver- gungskonstellation geworden (vgl. BÖHNISCH 2005, tun, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen S. 139ff). einen Freiraum für selbstbestimmte Entwicklung be- biographisch vielfältig variierten reit zu stellen“ (SCHOIBL 2007, S. 7). Dies kann aber Zentrale Erwartungen bzw. Wünsche der Jugendli- für die JugendarbeiterInnen nicht bedeuten, dass chen an die OJA in dieser unsicheren und ambivalen- sie die Kids sich selbst überlassen: Partizipation von ten Situation sind: Kindern/Jugendlichen schließt immer auch eine interpretierende, begleitende und wohl auch anleitend- • Unkontrollierte Räume, in denen gesetzliche Vorschriften nicht unbedingt gelten. transformatorische Mitsprache der MitarbeiterInnen ein. • Durchsetzung der eigenen kulturellen Normen, insbesondere was die Konfliktregelung betrifft. Grundsätzlich sollte eine die Partizipation, Eigeninitiative und Verantwortung fördernde Jugendarbeit DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 12 - immer einkalkulieren, dass Jugendliche Vorbehalte • Von ausländischen Jugendlichen wird erwartet, gegen eine pädagogische Betreuung einbringen. dass die OJA ihnen und ihren Lebensweisen Ak- Eventuell wäre hier ein Weg in der Weise zu finden, zeptanz verschafft. Es wird der Schutz der einen dass solche stark selbstbestimmten Gruppen – z.B. (inländischen) Jugendlichen vor den anderen (aus- in autonomen Jugendzentren – entscheiden, ob sie ländischen) Jugendlichen erwartet usw. pädagogische Fachkräfte als Mediatoren für gewisse Aufgaben heranziehen. Im Fall von Konflikten könn- Diese alltäglichen Widersprüche sind die Wertekon- ten diese eine vermittelnde und zugleich modellhafte flikte, die bei den JugendarbeiterInnen in der tägli- Rolle einnehmen. Auf diese Weise bräuchten sich die chen Arbeit im Vordergrund stehen. Jugendlichen nicht als Objekte pädagogischer oder staatlicher Bevormundung zu fühlen. Sie würden ihre Die Reaktionen der JugendarbeiterInnen darauf zei- Entscheidungssouveränität behalten. gen meist folgende Mischung: Eine solche beratende, an Empowerment ausgerich- • Grundsätzlich vertreten sie eine anwaltschaftliche tete Funktion von Jugendpädagogik in selbstorga- (keine vormundschaftliche) Haltung gegenüber nisierten Jugendzentren würde m. E. akzeptiert, den Jugendlichen – und sie zeigen viel Verständnis wenn über einen längeren Zeitraum hinweg die für deren Verhaltensweisen. Erfahrung gemacht werden könnte, dass die Rolle • Durchaus nicht selten aber ist diese Haltung durch- professioneller MitarbeiterInnen nicht auf Kosten der setzt mit bewussten oder vielfach unbewussten Selbstbestimmung gehen muss. Allerdings müsste der/die Jugendpädagoge/in institutionell so abgesi- eigenen Interessen und Vorstellungen. • Manches Mal dienen die Jugendlichen den Ju- chert sein, damit er/sie nicht durch einzelne Gruppen gendarbeiterInnen erpressbar wird. Prinzipiell müsste in der Jugendzen- eigene Veränderungswünsche und Dissidenz. als Projektionsflächen für trums-Szene erfahrbar werden, dass pädagogisches Empowerment durch pädagogische Fachkräfte bei Der Ungang mit diesen (bewussten und unbewuss- selbstorganisierten Jugendgruppen ohne Direktiv- ten) Spannungen stellt hohe professionelle Anforde- und Kontrollfunktion machbar ist. rungen, an die Berufsrolle. 4. Widersprüche und Wertkonflikte im Arbeitsfeld der OJA 5. Professionalität der Berufsrolle wird gefordert Die Auftraggeber schieben der OJA Ordnungsauf- Der Umgang mit Jugendkulturen ist immer eine an- gaben und Aufgaben der Nacherziehung zu (vgl. forderungsreiche Tätigkeit. Es geht nicht nur um die BUSCHOR u.a. 2007; STEINER 2007). Bearbeitung bekannter Differenzen – wie Schichtunterschiede und Altersunterschiede oder auch Ge- • Es wird erwartet, dass man als JugendarbeiterIn schlechtsunterschiede. Es geht darüber hinaus um die weiß, wie man Konflikte mit/von Jugendlichen im Arbeit mit vielen Aktionsweisen und Widersprüchen. öffentlichen Raum ohne Polizeieingriffe löst. Das verlangt hohe professionelle Kompetenz – und • Es wird erwartet, dass immer mehr Jugendliche aktiv und in (verbindlicher) Kontinuität die Ange- dazu ist die Ausbildung wichtig. Es braucht: Professionelle Distanz bei persönlicher Nähe! bote nutzen (hohe Besucherzahlen). • Es wird erwartet, dass alle Jugendlichen und nicht Mit diesen Anforderungen an die Verbesserung der bloß eine Clique durch OJA angesprochen wer- Qualifikation der einzelnen Jugendarbeiter sollte sich den. die Gesellschaft neben der höheren Entlohnung und der hoffentlich steigenden Anerkennung auch darum DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 13 - bemühen, den einzelnen MitarbeiterInnen Pers- Literatur: pektiven zu eröffnen. Damit meine ich, wenn man sich auf diese zwar hochinteressante, aber durchaus BÖHNISCH, L.: Sozialpädagogik der Lebensalter. auch schwierige, ungesicherte und meist unbedankte Weinheim und München 2005.4 Arbeit einlässt, dann hat man auch ein Anrecht auf Karriereplanung. Das dient wieder durchaus einer BÖHNISCH, L.: Schule und Lebensbewältigung. In: größeren beruflichen Zufriedenheit. Das ist für Ju- G. KNAPP/LAUERMANN, K: (Hg.): Schule und Soziale gendarbeiterInnen etwas selbstverständlich Erstre- Arbeit. Zur Reform der öffentlichen Erziehung und benswertes und hinsichtlich der Zukunft der Jugend Bildung in Österreich. Klagenfurt, Laibach, Wien etwas durchaus Wünschenswertes. 2007, S. 196-203. –––––––– BUSCHOR K./FUCHS, C./SCHENKER, D./STEINER, A./WETTSTEIN, H.: Mitten im Minenfeld. Die offene Jugendarbeit muss zwischen den Ansprüchen der Dr. Josef Scheipl, Univ.-Prof. am Institut für Erzie- Jugendkultur und der Politik balancieren. In: Sozial hungs- und Bildungswissenschaft, Univ. Graz. Leiter Aktuell 7/8, 2007, S. 7-8. des Arbeitsbereiches für Sozialpädagogik. Veröffentlichungen zur Entwicklung und Gegenwartsproble- KUNSTREICH, T. u.a.: Dialog statt Diagnose. In: Hei- matik des österreichischen Bildungswesens sowie zu ner, M. (Hg.): Diagnostik und Diagnosen in der Sozia- historischen, systematischen und aktuellen Themen len Arbeit. Ein Handbuch. Berlin 2004, S. 26-39. der Sozialen Arbeit. Leiter der zwei Universitätslehrgänge für „Sozialpädagogische Arbeit und soziokul- SCHEIPL, J.: Jugendforschung in Österreich. In: Sozial- turelle Animation in offenen Handlungsfeldern“. pädagogische Impulse 1/2004, s. 30-32. SCHOIBL, H.: Standards für die offene Kinder- und Jugendarbeit? Das fehlt gerade noch! In: Jugend Inside. Leitfaden für die offene Kinder- und Jugendarbeit, Nr. 3/2007, S. 6-8. STEINER, O.: Jugendkulturen zwischen Konsum und Widerstand. In: Sozial Aktuell 7/8, 2007, S. 3-5 DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 14 - Aktuelle Infos: Studien zur Jugendkultur: (Der Artikel ist erschienen in: Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit (Hrsg.): Jugend inside, Nr. 1 / März 2008, S. 3 ff.) Aktuelle österreichische Publikationen: KROMER, Ingrid u.a.: Österreichische Jugendwertestudie 2006, Österreichisches Institut für Jugendforschung, Wien 2007 (wurde anlässlich der 4. Konferenz des ÖIJ am 23.11.2007 in Wien präsentiert.) VEREIN WIENER JUGENDZENTREN (Hg.): Positionspapier. Partizipation und gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Wien, Jänner 2007 (hektogr. Manuskript) SCHOIBL, Heinz/GÖDL, Doris: Offene Kinder- und Jugendarbeit in Graz. Endbericht, Salzburg 12/2005. Ausbildungsunterlagen: LANDESJUGENDREFERAT der Steierm. Landes regierung/INSTITUT für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der KFUG/PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE Steiermark/KIRCHLICHE PÄDAGOGISCHE Hochschule der Diözese Graz-Seckau: Hochschullehrgang „Jugend- und Soziokulturarbeit. Graz, Juli 2007. PRIVATE PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE DER DIÖZESE LINZ (Studienkommission): Studienplan des Hochschullehrganges „Freizeitpädagogik“. Linz, 4.6.2007. Publikationen in der Bundesrepublik Deutschland: HURRELMANN Klaus und Deutsche Shell-Aktiengesellschaft: Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. 15. Shell-Jugendstudie. VILLANYI, Dirk/WITTE, Matthias/SANDER, U. (Hg.): Globale Jugend und Jugendkulturen. Weinheim, München 2007. LINDNER, W. (Hg.): Kinder- und Jugendarbeit wirkt. Ein Überblick zu aktuellen und relevanten Evaluationsergebnissen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen der Kinder- und Jugendarbeit. (Arbeitstitel) Wiesbaden 2007. (Noch nicht erschienen) DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 15 - Begleitung und Förderung von jungen Menschen in deren Entwicklung I. Grundlagen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Jugendarbeit als eigenständiges Lern- und Erfahrungsfeld ist keineswegs verzichtbar. Die anhaltenden gesellschaftlichen Krisen und Modernisierungsrisiken setzen Lernprozesse im Umgang mit Pluralität, Komplexität und Ungewissheit auf die Tagesordnung. Angesichts vielfacher Unwägbarkeiten, Ungewissheiten und Risiken der Lebensführung bedarf Offene Kinder- und Jugendarbeit es in besonderem Maße hierfür angemessener Orte und Professionen, in der Kinder und Die Offene Jugendarbeit ist ein sehr komplexes Jugendliche ihre individuellen biographischen pädagogisches Handlungsfeld. Es ist charakterisiert Optionen austesten können. Hierfür steht die durch einen beständigen Veränderungsprozess, der Kinder- und Jugendarbeit als expliziter außer- auf die sich wandelnden Kinder und Jugendlichen schulischer Lern- und Bildungsort. und ihre Fragen und Probleme immer neu antwortet und antworten muss. Kinder- und Jugendarbeit ist Festzustellen ist aber, dass – entgegen aller ein Lernfeld, das Kindern und Jugendlichen die Mög- Bildungs- und Zukunftsrhetorik – gerade für lichkeit gibt, die Chancen demokratischer Gestaltung die Kinder und Jugendlichen ausgewiesenen zu erfahren. Vielfältige Forschungen zeigen, dass Bildungsorte Schule, Hochschule, berufliche Kinder und Jugendliche das Angebot der Jugendar- Bildung und Kinder- und Jugendarbeit zuneh- beit vielfach als ein nicht fremdbestimmtes Lern- und mend auf die Funktion reduziert werden, Handlungsfeld nutzen und es sehr schätzen. Ganz im vermeintliche arbeitsmarktrelevante Kompe- Sinne von Deinet / Sturzenhecker (2005, S. 13 – 15) tenzen zu produzieren. Prozesse der umfassen- lässt sich die Offene Kinder- und Jugendarbeit wie den Persönlichkeitsbildung, die Zeit und Ruhe folgt beschreiben: benötigen, scheinen als überflüssiger Luxus zu gelten. Die (Offene) Kinder- und Jugendarbeit steht derzeit vor Herausforderungen bislang unge- Das für Jugendliche grundlegende Verständnis kannten Ausmaßes, die sich kaum mehr einer von Bildung als Selbstbildung in offenen Pro- Zuordnung zu einer periodisch wiederkehren- zessen ist eine unverzichtbare Antwort auf die den Krise decken lassen (Deinet/ Sturzenhecker derzeitigen gesellschaftlichen Rahmenbedin- 2005, S. 13). Eine sich wechselseitig beschleu- gungen. Jugendliche verstehen Bildung als ein nigende umfassenden Reservoir von Möglichkeiten und Potenzialen gesellschaftspolitischen Umbrüchen, [..] stellt Konstellation aus – und nicht als Kanon ein für allemal festge- auch die bisherige Funktion der Kinder- und legter Fähigkeiten und Fertigkeiten. Denn Jugendarbeit in beispielloser Weise in Frage. eine solche Festlegung bedeutet, dass lediglich Hinzu kommt der Trend, Einrichtungen und auf bekannte Anforderungen mit bekann- Dienste der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ten Lösungen reagiert und damit verhindert den Schulen zu unterstellen und damit den bzw. verunmöglicht würde, dass auf offene, eigenständigen Charakter und die besonde- jetzt noch nicht klar konturierte Themen mit ren pädagogischen Chancen außerschulischer offenen Auseinandersetzungen, probendem, Bildung aufzuheben. Die von der Schule häu- experimentierem und reflektierendem Einlas- fig vorgegebenen Aufgaben von Betreuung, sen reagiert würde. Sozialarbeit, Lernhilfe und sozialer Kontrolle sind nicht mehr Kinder- und Jugendarbeit im Die herkömmlichen Sinne. Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen eine Rahmenbedingungen des Freiraums DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 17 - emanzipatorische Bildung, die weiter geht die gerade mit dieser positiven Unterstellung als die auf Leistungsabschlüsse orientierte, gefördert werden können. funktionalisierende Ausbildung an Schule. In dem Maße, wie nunmehr kurzatmig Struktu- Selbstbestimmung und demokratische Mit- ren der Kinder- und Jugendarbeit zerschlagen verantwortung können nicht didaktisch-curri- werden, wird ein ganzes Arbeitsfeld zukunfts- cular erzeugt oder erzwungen werden. Diese orientierter Lebensbewältigung in großen Fähigkeiten können Kinder und Jugendliche Anteilen zur Disposition gestellt. Zugleich entwickeln, wenn ein sozialer und materieller werden damit in fahrlässiger Weise strukturell Raum zur Verfügung steht, den sie tatsächlich genau die Probleme befördert, die hernach nach eigenen Interessen selbst bestimmen und anhand öffentlichkeitswirksam und medien- gestalten können. Nur wenn Freiheit eröffnet hysterisch aufbereiteter Einzelfälle – die sich wird, kann man lernen mit ihr umzugehen. keineswegs zufällig um die Institution Schule Jugendarbeit hat große Potentiale als päd- zentrieren – zum Anlass für ebenso panikartige agogisch begleiteter, wo nötig schützender Aktionismen genommen werden. und verteidigender Erfahrungsraum zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und der Ent- Vor dieser Sachlage ist den pädagogisch, wis- wicklung des Eigenen zu vermitteln. senschaftlich und politisch für Jugendarbeit Kinder- und Jugendarbeit hat in den vergange- Verantwortlichen zu empfehlen, folgende nen Jahren diese Potentiale nicht zureichend Anforderungen anzuerkennen: ausgeschöpft und die schwierige Aufgabe „in Freiheit zur Freiheit“ zu bilden, zu wenig 1. Eine Grundlage im Handlungsfeld genutzt. Offene Jugendarbeit bildet Gender Wir erkennen aber, dass selbst wenn die - Mainstreaming. Offene Jugendarbeit – auch von uns formulierten – konzeptionellen berücksichtigt Ansprüche an Kinder- und Jugendarbeit nicht Lebenssituationen und Interessen von optimal umgesetzt wurden, die Kinder und Mädchen Jugendlichen selbst die Angebote der Kinder- herein und regelmäßig, da es keine und Jugendarbeit doch sehr positiv bewerten geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. und für sich und ihre Entwicklung nutzen. Sie Geschlechtssensibles schätzen Jugendarbeit als ein Lernfeld, in dem Methode und darauf basierend das Set- ihre Interessen aufgegriffen werden, in dem zen von fachlichen Angeboten soll zur sie in ihrer Eigenständigkeit und mit ihren Geschlechterdemokratie in Österreich Fähigkeiten anerkannt und unterstützt wer- beitragen (ARGE Offene Jugendarbeit den, in dem sie lernen, selbstbestimmt Verant- und Fachgruppe Offene Jugendarbeit, wortung zu übernehmen, in dem sie üben, mit Offene Jugendarbeit in Österreich. Eine Unterschieden konstruktiv umzugehen und erste Begriffsklärung als Grundlage für Konflikte zu bewältigen. eine bundesweite Vernetzung, Präam- die und unterschiedlichen Burschen von Arbeiten vorn- als bel 2007) Besonders für gesellschaftlich marginalisierte Kinder und Jugendliche ist Jugendarbeit eine 2. Jugendliche benötigen verlässliche wichtige Ressource und Förderung. In der und stabile Angebote der Kinder- und Jugendarbeit werden sie nicht als defizitäre Jugendarbeit, die durch Aktionspro- Problemgruppen sozialtechnisch bearbeitet, gramme nicht ersetzt werden können. diszipliniert und befriedet. Stattdessen vermittelt Jugendarbeit ihnen Anerkennung und ent- 3. Wichtig ist eine Kinder- und Jugendar- deckt ihre Mündigkeitspotenziale und Stärken, beit, die sich konsequent als ‚Bildungs DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 18 - praxis’ und ‚Hilfe zur Lebensbewältigung’ versteht. Dies gilt insbesondere in den vielfach sich abzeichnenden I.1. Themen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Kooperationen mit der Schule. Sie machen nur Sinn, wenn Jugendarbeit ihren spezifischen Charakter und ihre I.1.1. Freizeit gestalten institutionelle Eigenständigkeit behält und in Distanz und Differenz, eng an Die Möglichkeiten, die Kindern und Jugendlichen den Interessen der Kinder und Jugend- zur Gestaltung ihrer Freizeit zur Verfügung stehen, lichen für diese jugendarbeiterische sind von den sozial-kulturellen, ökonomischen und Bildung und Lebensbewältigung selbst politischen Strukturen der sich stetig wandelnden an der Schule eröffnen könnte. Gesellschaft beeinflusst (Fromme, In: Deinet / Sturzenhecker 2005, S.132). Demzufolge stehen auch die 4. Kinder- und Jugendarbeit muss selber Ziele und Aufgaben pädagogischer Einrichtungen im besser werden, um solche Bedarfe und engen Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Bildungschancen optimal aufzugreifen. Rahmenbedingungen. Im Unterschied zur Verband- Dazu muss die Infrastruktur der Jugend- lichen Kinder- und Jugendarbeit geht es der Offenen arbeitseinrichtungen und Angebote für Kinder- und Jugendarbeit weniger um eine starr Kinder und Jugendliche im Prinzip erhal- pädagogisch strukturierte Freizeitgestaltung als um ten werden. Jugendarbeit muss sich das zur Verfügung stellen von offenen Angeboten aber selbst auch mit den wandelnden mit geselligem, unterhaltsamem oder bildendem Bedürfnissen Lebenssituationen Charakter sowie um Freiräume für soziale und kultu- ihrer AdressatInnen verändern. Kinder- relle Aktivitäten der Kinder- und Jugendlichen selbst und Jugendarbeit kann nicht so bleiben (ebenda, S. 133). und wie sie ist, aber sie muss bleiben. Diese Angebote haben entweder formellen oder 5. Wünschenswert ist die Überwindung informellen Charakter. Die Einrichtungen der Offe- verbandlicher nen Kinder- und Jugendarbeit können auf der Eigeninteressen zugunsten einer über- einen Seite von den Heranwachsenden informell für greifenden Solidarität, verschiedenste Aktivitäten der Freizeitgestaltung die nicht durch einzelne Finanzanreize genutzt werden, auf der anderen Seite werden auch auseinander zu dividieren sein dürfte. Angebote gesetzt, die einen formalen Charakter institutioneller und strategischen haben, wie beispielsweise Projekte, Workshops und 6. Zu leisten schließlich eine Veranstaltungen. Mit dem zunehmenden Einflussver- „Re-Politisierung“ wäre der lust „traditioneller“ Instanzen wie der Schule, dem Kinder- und Jugendarbeit angesichts Elternhaus und der Kirche gewinnen die Einrichtun- der Tatsache, dass auch noch so gutes gen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit für die fachliches Handeln allein keineswegs Sozialisation und die Gestaltung des Freizeitverhal- davor schützt, allfälligen Sparzwängen tens an Bedeutung. Kinder und Jugendliche suchen jählings „geopfert“ zu werden. Entge- in ihrem Leben nach Sicherheit, Orientierung und gen der Professionsmaxime „Wissen was Strukturen (ebenda, S.139). reflektierte man tut“ käme es nunmehr darauf an auch zu tun, was man weiß. Diese Suche und der Aufbau einer eigenen Identität verlagern sich zunehmend in einen Bereich, in dem es (Deinet / Sturzenhecker 2005, S. 13 – 15) keine eindeutigen und verbindlichen Vorlagen gibt. Hier ist insbesondere der Einfluss der Peer Group zu DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 19 - nennen. Die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben dem Kind/Jugendlichen einen (Wert-)Rahmen ver- sowie der Erwerb von Kompetenzen finden ver- tritt, den dieser als Orientierungshilfe nutzen kann mehrt hier statt. Auf der Basis der Freiwilligkeit und (Schröder, In: Deinet/ Sturzenhecker 2005, S. 144 der Unterschwelligkeit hat die Offene Kinder- und - 149). Jugendarbeit die Möglichkeit und Chance, diesen Entwicklungsprozess pädagogisch zu begleiten sowie positiv zu unterstützen (ebenda 140f.). I.1.3. Geschlechtsidentität entwickeln I.1.2. Persönlichkeit und Beziehungen entwickeln Ausgehend von der Prämisse, dass wir in einer Gesellschaft mit zwei Geschlechtern leben, ist das Ausbilden einer Geschlechtsidentität quasi unumgänglich. Dass die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung Geschlechtsidentität lässt sich nicht auf schwarz und ein zentrales Anliegen der Offenen Kinder- und weiß reduzieren, ihre Facetten decken das gesamte Jugendarbeit ist, sei hier als Faktum postuliert. Spektrum ab. Der Spielraum ist trotzdem nicht unbe- Persönlichkeitsentwicklung umfasst nicht nur indivi- grenzt, sondern für jedes Individuum durch seine duelle Selbstentfaltung sondern auch die Fähigkeit, reale Lebenslage – das vorhandene ökonomische, Verantwortung für andere und die Gemeinschaft zu soziale und kulturelle Kapital – eingegrenzt. Heran- entwickeln und zu übernehmen. Ein zentrales Kenn- wachsende bewegen sich in unzähligen informellen zeichen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ist und formellen Gruppen, die unterschiedlich struk- ihre Offenheit gegenüber Kindern und Jugendlichen turiert sind. Geschlechtergruppen – also Gruppen, und deren Bedürfnissen und Eigenarten (Schröder, In: in denen die gleiche Geschlechtszugehörigkeit das Deinet/ Sturzenhecker 2005, S.144). Zugangs- und Verbundkriterium ist, spielen dabei eine nicht unwichtige Rolle. Die Offenheit teilt sich in drei Prinzipien: freiwillig, Die Geschlechtsidentität kann und muss im sozialen adressatenoffen, ergebnisoffen. Kontext verstanden werden – sie ist ein Wechselspiel zwischen Trennung und Integration der Geschlechter. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit bietet sich Das Zerbröseln der gängigen Normen und Wertvor- hier sozusagen als Experimentierfeld an; sie stellt stellungen macht mit Ausnahme physischer Merk- Möglichkeiten zur Verfügung, in denen Kinder- und male eine Unterscheidung immer schwieriger und Jugendliche sich entfalten, bilden und im sozialen (ver)birgt ständig neue Herausforderungen (vgl. Miteinander erproben können. Die Aktivitäten in der Rose, In: Deinet/ Sturzenhecker 2005, S. 156). Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind auch immer mit der Funktion verknüpft, Halt zu geben. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit übernimmt neben einer Freiraum gewährenden Funktion auch I.1.4. Partizipation erproben und Lebenswelten gestalten eine schützende, (unter)stützende und haltende. Die Funktion der/des in der Offenen Kinder- und Jugend- § 1 Der Erwachsene hat immer Recht. arbeit Tätige/n ist definiert als nicht verwandt, nicht § 2 Der Jugendliche hat nie Recht. fordernd und nicht aufoktroyierend sondern akzep- § 3 Sollte der Jugendliche wider Erwarten doch einmal tierend und anerkennend. Das ermöglicht ihm/ihr, Recht haben, ist auf § 1 und § 2 zu verweisen. eine Rolle in der Persönlichkeits- und Beziehungsentwicklung einzunehmen, die sehr viel zu erreichen in Glücklicherweise hat sich diese Ansicht geändert und der Lage ist – alleine dadurch, dass er/sie gegenüber Kinder und Jugendliche werden nicht mehr als unvoll- DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 20 - ständige Erwachsene gesehen sondern als Personen Damit sind Werthaltungen gesellschaftlich relevant mit eigenen Fähigkeiten, Interessen und Meinungen. und gelten als zentral für die Organisation einer Selbstbestimmung und gesellschaftliche Mitverant- Gesellschaft: Sie bilden Maßstäbe des Handelns wortung junger Menschen stellen übergeordnete für zahlreiche Situationen; der Grad ihrer Verbind- Ziele der Offenen Kinder- und Jugendarbeit dar. Kin- lichkeit für alle Mitglieder lässt auf die Integration der- und Jugendarbeit hat den dezidierten Auftrag einer Gesellschaft schließen. Je widerspruchsfreier zur Partizipation. Die jungen Erwachsenen sollen ihre ein gesellschaftliches Wertsystem ist, desto geringer Interessen erkennen und sich für ihre Anliegen und sind die Konflikte. Wie auch bei der Entwicklung von Bedürfnisse einsetzen – und dies nicht nur in den Geschlechtsidentitäten und der Persönlichkeitsent- Einrichtungen. wicklung liegt die Vermittlung dieser Werthaltungen Die Herausforderung in den Einrichtungen der Offe- in der Vorbildsituation des/der Mitarbeiters/in. nen Kinder- und Jugendarbeit besteht darin, dass sie die Gratwanderung zwischen der Partizipation der regelmäßigen BesucherInnen einerseits und der Offenheit gegenüber neuen BesucherInnen andererseits erfolgreich absolviert. Durch Partizipation und I.2. Zielgruppen das Tragen von Verantwortung entstehen Selbstvertrauen und das Gefühl etwas bewirken zu können, In der westeuropäischen Kultur definiert die Jugend- als auch Respekt und Akzeptanz sowie Toleranz von phase die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein. Seiten der Erwachsenen (vgl. Zinser, In: Deinet/ Stur- Zieht man zur Abgrenzung qualitative Merkmale wie zenhecker 2005, S. 157 – 166). die körperliche Geschlechtsreife als Beginn und das Erreichen finanzieller und emotionaler Autonomie als Ende der Jugendphase heran, spielt sich diese etwa zwischen dem 12. und 21. Lebensjahr ab, wobei I.1.5. Werthaltungen festgehalten werden muss, dass die Grenzen fließend und sowohl nach oben als auch nach unten im Aus- Fragt man Kinder- und Jugendliche danach, was zu dehnen begriffen sind. ihrem ganz persönlichen Lebensglück gehört, werden FreundInnen, die Familie sowie ein/e PartnerIn Durch das Aufweichen der Grenzen, das bewusste am häufigsten genannt. Das überrascht nicht, obwohl Miteinbeziehen der Offenen Kinderarbeit in der in der Öffentlichkeit oft ein anderes Bild von Kindern Offenen Jugendarbeit (die Fachliteratur spricht bei- und Jugendlichen gezeigt wird (Konsum, Besitz, nahe ausschließlich von Kinder- und Jugendarbeit) ist Gewalt, ...). Gute Beziehungen (ein sozialer Kontext) die Kinderarbeit ein fix verankerter Bestandteil der sind ganz zentral für das persönliche Lebensglück, Offenen Kinder- und Jugendarbeit. aber auch Gesundheit, ein guter Job und/oder gute Ausbildung, Erfolg in der Schule und natürlich auch Geld. Weiters werden Liebe, Zufriedenheit, Spaß und Freude genannt. Befasst man sich mit Werten und I.2.1. Kinder Werthaltungen Kinder- und Jugendlicher, so muss zunächst der Versuch unternommen werden, die Kindheitsbegriff: Begrifflichkeit zu klären. Die Kindheit ist der Zeitraum im Leben eines Men- Werte sind bewusste oder unbewusste Vorstellungen schen von der Geburt bis zur geschlechtlichen Ent- des Gewünschten, die sich als Präferenz bei der Wahl wicklung (Pubertät). Kindheit ist dabei mehr ein zwischen niederschlagen kultureller, sozialer Begriff als ein biologischer. In (Fuchs – Heinritz (Hrsg.), Lexikon zur Soziologie, 1994, der Kindheit genießt ein Mensch eine besondere S. 739). rechtliche Stellung, diese ist unter anderem durch so Handlungsalternativen DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 21 - genannte Kinderrechte geregelt. Die Rechtsfähigkeit chen Vorstellungen von Kindheit und kindlicher Ent- des Kindes beginnt in Österreich „mit der Vollendung wicklung in verschiedenen Kulturen. der Geburt“, seine Geschäftsfähigkeit und Strafmün- Dies bedeutet, dass es keine festen Kriterien gibt, digkeit erlangt es stufenweise später. anhand derer „das Kind“ in jeder Gesellschaft und Heute ist es selbstverständlich geworden, Kinder als zu jedem Zeitpunkt beschrieben werden kann. Es sich entwickelnde Menschen zu betrachten. Kindheit existieren auch keine allgemeingültigen Definitions- ist mittlerweile durch Erwerbsfreiheit und Lernen merkmale, vielmehr sind die historisch gewachsenen, gekennzeichnet, wobei die Rechte der Kinder auf individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen Schutz, Erziehung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit ausschlaggebend für die Erwartungen, die an Kin- immer weiter ausgebaut werden. Der Erwachsene ist der gestellt werden (http://de.wikipedia.org/wiki/ zu einem „Anwalt des Kindes“ (Honig, Leu, Nissen Kindheit, 29.08.2007). 1996: 9) geworden (http://de.wikipedia.org/wiki/ Kindheit; 29.08.2007). Die Zielgruppe der Offenen Kinderarbeit beschränkt sich im Allgemeinen auf Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die subjektiven Bedürfnisse, Wünsche und Interessen des Kindes werden hervorgehoben und das Einzel- I.2.2. Jugendliche individuum erfährt eine besondere Bedeutung. Wo Kindern früher kaum Aufmerksamkeit geschenkt Jugendbegriff: wurde, werden sie heute ernst genommen und ihre Unter Jugend versteht man in der westeuropäischen eigenen Standpunkte treten in den Vordergrund. Kultur die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, Kinder werden zunehmend als junge Bürger betrach- also etwa zwischen dem 13. und 21. Lebensjahr. Diese tet, die eigene Vorstellungen von ihrem Leben in der Zeit wird auch als Adoleszenz bezeichnet. Gesellschaft haben und durchaus in der Lage sind, ihre Die Adoleszenz (v. lat.: adolescere = heranwachsen) Bedürfnisse selbständig zu formulieren (ZINNECKER ist das Übergangsstadium in der Entwicklung des 1996). Hinter dem Wandel der Einschätzungen ste- Menschen von der Kindheit (Pubertät) hin zum vol- hen laut Zinnecker (1996: 3) zwei Leitideen: Partizipa- len Erwachsensein und stellt den Zeitabschnitt dar, tion und Glaubwürdigkeit. Da es einem progressiven während dessen eine Person biologisch gesehen ein (Selbst-) Verständnis einer demokratischen Gesell- Erwachsener, aber emotional und sozial noch nicht schaft widerspricht, wenn ganze Bevölkerungsgrup- vollends gereift ist. Das der Adoleszenzphase zuge- pen von der politischen Gestaltung ausgenommen ordnete Alter wird in verschiedenen Kulturen unter- werden, ist es nur natürlich, dass die Bemühungen, schiedlich aufgefasst. In den Vereinigten Staaten wird die Gruppe der Kinder in diese einzubeziehen, stär- die Adoleszenz im Allgemeinen bereits bei Pubertäts- ker werden. Kinder werden außerdem zunehmend als beginn angesiedelt: beginnend im Alter von 13 Jah- „Autoritäten in eigener Sache“ betrachtet. Es werden ren bis zum 24. Lebensjahr. In Österreich versteht man beispielsweise nicht mehr nur erwachsene Experten unter der Adoleszenzphase - je nach Entwicklungssta- des Kinderlebens befragt, sondern Kinder werden dium - meist den Zeitraum zwischen 17 und 24 Jahren. selbst in Untersuchungen einbezogen. Im Gegensatz dazu definiert die Weltgesundheitsor- Glogger-Tippelt & Tippelt (1986) begründen die ganisation (WHO) die Adoleszenz als die Periode des Betrachtung von Kindheit als soziale Konstruktion Lebens zwischen 10 und 20 Jahren. anhand von zwei Argumenten: Die „Adoleszenz“ ist auch ein kulturelles und soziales Eine Erklärung sehen sie darin, dass unterschiedliche Phänomen und seine Definition wird folglich nicht historische Epochen verschiedene Vorstellungen von ausschließlich an körperliche Meilensteine gebun- Kindheit und kindlicher Entwicklung hervorgebracht den. Die Zeit wird mit drastischen Änderungen im haben. Körper, zusammen mit Entwicklungen in der Psyche Ein zweites Argument sehen sie in den unterschiedli- und in der akademischen oder berufsbildenden Kar- DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 22 - riere einer Person gekennzeichnet. Während dieser eigenen Geldes für den Lebensunterhalt, die Tren- Periode des Lebens durchlaufen die meisten Jugend- nung von der Mutter und die Rolle der Großväter lichen die körperlichen Stadien der Pubertät, die dabei, die Trennung aus der Dualunion mit der Mutter häufig im Alter von 9 Jahren bis 13 Jahren beginnt. bzw. dem Elternhaus zu vollziehen (sog. Initiationsri- In der Altersgruppe der 13-18 Jährigen kommen ten sind in alten Kulturen dafür bekannt). Die Suche dann oftmals erste sexuelle Erfahrungen oder Inter- nach der Identität ist eines der Probleme, denen ado- essen hinzu. Die meisten Kulturen sehen jedoch die leszente Jugendliche häufig gegenüberstehen. erwachsenwerdenden Kinder und Jugendlichen erst In diesem Alter sind Vorbilder wie Sportler, Film- mit unterschiedlichen Jahren als Erwachsene bzw. und Fernsehschauspieler sehr populär und Jugend- „Nicht-Mehr-Kinder“ an. So sieht die jüdische Tradi- liche drücken häufig den Wunsch aus, so wie ihr tion beispielsweise Dreizehnjährige als Mitglied der gewähltes Vorbild zu sein. In der Vergangenheit Erwachsenengemeinschaft – und dieser Übergang (und noch heute in einigen Kulturen) gab es die Zere- wird entsprechend gefeiert. monien des Erwachsensein feiern und gewöhnlich Natürlich gibt es auch eine juristische Alterdefinition, findet dieses während der Adoleszenz statt (http: wann ein Jugendlicher sexuell reif und auch als straf- //de.wikipedia.org/wiki/Adoleszenz, 29.08.2007). verantwortlich im Sinne der gerichtlichen Mündigkeit angesehen wird. Dieses alles ist wie gesagt nicht nur kulturell bedingt unterschiedlich, sondern jeder I.2.3. Mädchen und Burschen Mensch ist auch in seiner Entwicklung unterschiedlich vorangeschritten. Während die Pubertät sich vorwie- Arbeit mit Mädchen: Mädchenarbeit hat die Auf- gend auf die körperliche Reife und das Entdecken der gabe, diese in ihrem Erwachsenwerden zu unter- Geschlechtlichkeit bezieht, bezieht die Adoleszenz stützen und beinhaltet sowohl die Einrichtung von auch weiterhin die Entwicklung einer beruflichen und Mädchentreffs, für Mädchen angebotene Veranstal- sozialen Identität mit ein (http://de.wikipedia.org/ tungen sowie die Akzeptanz dieser aus der Perspek- wiki/Adoleszenz, 29.08.2007). tive der Jungen. Mädchen haben genau wie Jungen In diesem Alter gibt es auch eine größere Wahrschein- ein Recht auf Gleichheit und Differenz. Der Bedarf, lichkeit des Drogen- oder Alkoholmissbrauchs oder was Mädchen brauchen, kann und darf nicht quali- Geistesprobleme wie Schizophrenie bzw. Identitäts- tativ bewertet werden. Mädchen, die unter Jungen diffusion, Essstörungen und depressiver Tiefstand. sein wollen, brauchen etwas anderes als Mädchen, Die emotionale Instabilität unter einigen Jugendli- die unter sich sein wollen (vgl. Graf, In: Deinet/ Stur- chen verursacht manchmal auch Jugendverbrechen, zenhecker 2005, S. 60). siehe z.B. Fever (Roman), oder leichtsinniges Gruppenverhalten bis hin zu Selbstmordgedanken. Arbeit mit Burschen: Dem klassischen Rollenbild Die Rebellionsbereitschaft und der Veränderungs- sollen Alternativen geboten werden, damit auch Jun- wunsch von Adoleszenten (Sturm und Drang) werden gen Selbstvertrauen und Selbstrespekt entwickeln auch als ein wichtiger Faktor in vielen sozialen Bewe- können sowie die Wertschätzung anderer Personen, gungen für positive Veränderungen in der Welt gese- Dinge und Ereignisse lernen. Auch die Akzeptanz des hen. Der Weg, letztlich auf eigenen Füßen zu stehen, eigenen Körpers ebenso das Akzeptieren von Gren- sowohl finanziell als auch mit allen Anforderungen zen und die Kontrolle der Aggressivität sind wichtige beruflicher, sozialer und sexueller Art zurechtzukom- Arbeitsbereiche (Sielert, In: Deinet/ Sturzenhecker men, ist daher oftmals wenig gefestigt und krisenan- 2005, S. 65 – 70). fällig (siehe auch Logotherapie und Psychoanalyse). (Offene Kinder- und Jugendarbeit beginnt NICHT In diesem Fall wird von einer Adoleszenzkrise gespro- erst mit der Betreuung mündiger Minderjähriger, chen. auch unmündige Minderjährige haben ein Recht, Thema ist in dieser Zeitspanne oft auch der Auszug Einrichtungen zu besuchen und deren Angebote zu des Kindes aus dem Elternhaus, das Verdienen des nutzen!) DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 23 - I.2.4. Cliquen onsarbeit zu leisten. Die Ansprüche an die Offene Kinder- und Jugend- Cliquen unterscheiden Geschlecht, soziale sich durch Herkunft, Geschlechterzusammensetzung, Alter, arbeit, was Kinder und Jugendliche mit Migrations- Gruppengröße, hintergrund betrifft, unterscheiden sich somit nicht von von den Ansprüchen der Kinder- und Jugendarbeit Cliquennamen, in Bezug auf Arbeit mit Mädchen, Buben, Cliquen, Musik, Kleidung, Sprachjargon, Haarschnitt, politi- rechts-, gewaltorientierter Kinder und Jugendlicher sche Auffassung, … von anderen Gruppierungen. (vgl. Bommes, In: Deinet/ Sturzenhecker 2005, S. 104 Gruppen entstehen durch das Zusammenfinden von – 112). anderen Cliquen, Abgrenzung Treffpunkten, Menschen über eine bestimmte Tätigkeit oder ein gemeinsames Interesse, bei Cliquen hingegen steht die Gemeinsamkeit und Geschlossenheit als homo- I.2.6. Jugendkulturen gene Gruppe im Mittelpunkt. Jugendkulturen definieren sich über Musik, Mode, Gruppen und Cliquen drücken ihre Einheit und Zuge- Sprache, über die Suche nach sozialen Nischen und hörigkeit vor allem über die von ihnen gestalteten ganz real nach „Räumen“. Sie sind Gesinnungs- Räume und ihr Verhalten darin aus (vgl. Deinet/ gemeinschaften, Krisch 2006, S. 106-109). Cliquenorientierte Arbeit Hilfswerke, die sich nicht mehr über Herkunft oder findet dort statt, wo sich Kinder und Jugendliche Lebenslagen bestimmen lassen. aufhalten, nicht unbedingt dort, wo von anderen Jugendkulturen waren immer öffentlichkeitswirksam, Räumlichkeiten für diese angeboten werden. Die gaben stets Anlass zur politischen und pädagogischen Cliquenarbeit fördert die spezifischen kinder- und Besorgnis, wurden zuweilen als kriminalitätsbelastet jugendkulturellen Entfaltungs- und Auseinanderset- verurteilt jedoch auch als innovative Neuerungen zungsprozesse der Kinder und Jugendlichen durch gefeiert. Jugendkulturen sind so vielseitig und zahl- Begleitung, Beratung und Unterstützung; sie ist reich wie der sprichwörtliche Sand am Meer; sie über- immer lebensweltorientiert und versucht nicht, Kin- schneiden sich, eine klare Zuordnung ist kaum mehr der und Jugendliche zu „fangen“, sondern an ihrem für deren Mitglieder möglich (vgl. Ferchhoff, In: Dei- Alltag teilzuhaben (vgl. Krafeld, In: Deinet/ Sturzen- net/ Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S.113 – 123). In den hecker (Hrsg.) 2005, S. 75). im Alltag gelebten Jugendkulturen zeigen sich jeweils thematisch fokussierte soziale von Clique zu Clique große Unterschiede. I.2.5. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund I.2.7. Randgruppen Besonders bei der Arbeit mit Kindern und Jugendli- In diesen Bereich fallen Kinder und Jugendliche, die chen mit Migrationshintergrund ist das Wissen über von Drogen und Kriminalität gefährdet, wegen sozi- ihre Herkunft besonders wichtig. Dieses Klientel ist aler Benachteiligung oder individueller Beeinträch- seit Mitte der 70er Jahre Bestandteil der Offenen tigung besondere Schwierigkeiten beim Übergang Kinder- und Jugendarbeit, insbesondere in den von der Schule in Ausbildung und Beruf haben (z.B. Jugendhäusern bzw. Jugendzentren. Diese sind Jugendliche ohne Hauptschulabschluss, Ausbildungs- Anlaufstellen, da man hier Zeit verbringen und sich abbrecher, längerfristig arbeitslose, leistungsschwa- kostengünstig aufhalten kann. Aufgabe der Offenen che, psychisch belastete oder sonst schwer vermit- Kinder- und Jugendarbeit ist es, gegenseitige Vorur- telbare Jugendliche), Obdachlose, problembelastete teile abzubauen, das Vertrauen und die Akzeptanz Jugendliche wie z.B. junge Straffällige, junge Arbeits- zu stärken, vorgefertigte Rollenbilder zu relativieren lose oder Jugendliche in stationären Einrichtungen und bei Bedarf auch zu demontieren sowie Integrati- sowie Kinder, die wiederholt Straftaten begangen DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 24 - haben, jedoch noch strafunmündig sind. Diese Gruppen waren bis jetzt eher die Zielgruppe der aufsuchenden Jugendarbeit, jedoch sollte sich die Offene I.3. Arbeitsansätze und Methoden Jugendarbeit ihnen nicht verwehren. Rechts-, gewaltorientierte Kinder und Jugendliche I.3.1. Geschlechtsbezogene Jugendarbeit Ausgehend von einem Gewaltbegriff, der jegliche Einschränkung von Lebensmöglichkeiten beinhaltet und Gender Mainstreaming ist eine Grundlage in der der permanenten Suche nicht nur Kinder und Jugend- Offenen Jugendarbeit. Offene Jugendarbeit berück- licher nach Gewissheiten finden nicht nur Sekten, sichtigt die unterschiedlichen Lebenssituationen und Okkultismus, New Age Bewegungen sondern auch Interessen von Mädchen und Burschen von vornher- rechtsradikale Gruppierungen, die versprechen, für ein und regelmäßig, da es keine geschlechtsneutrale ihre Mitglieder eine heile Welt auch unter der Zuhil- Wirklichkeit fenahme von Gewalt zu erschaffen, ständig Zulauf. als Methode und darauf basierend das Setzen von In einer auf Wettbewerb ausgerichteten Gesellschaft, fachlichen Angeboten ist daher grundlegend. (vgl. in der nicht jeder mithalten kann, bietet sich Gewalt ARGE Offene Jugendarbeit und Fachgruppe Offene als vergleichsweise einfacher Lösungsansatz an, um Jugendarbeit, Offene Jugendarbeit in Österreich. Dinge bewirken bzw. verändern zu können. Gewalt Eine erste Begriffsklärung als Grundlage für eine wird angewendet als Mittel der Kompensation, als bundesweite Vernetzung, Präambel 2007). gibt. Geschlechtssensibles Arbeiten Körpererfahrung, als Ventil, als Antwort auf verbale Inkompetenz, als Gemeinsamkeit und Identifikation Gender Mainstreaming auf der Ebene der Projekte mit einer Gruppe oder Clique (May, In: Deinet/ Stur- und Maßnahmen stellt die Frage, in welchen For- zenhecker 2005, S. 97f). men die Geschlechterperspektive in den Projekten und Einrichtungen eingenommen und umgesetzt Für rechtsextreme Kinder- und Jugendliche stellt werden. Wichtig ist die Formulierung gleichstellungs- Gewalt ein Mittel dar, das Charakterbild aufrecht zu relevanter Zielvorstellungen. (Bundesministerium für erhalten, sich bedrohliches vom Leibe zu halten und Gesundheit, Familie und Jugend; Fünfter Bericht zur Klarheit und Gewissheit zu schaffen. Ziel der Arbeit Lage der Jugend in Österreich – 2007, S. 42). mit rechts-, gewaltorientierten Kindern und Jugendlichen ist, dass der/die Betroffene lernt, die Verantwor- Die Entwicklung einer eigenen Geschlechtsidenti- tung für das Tun zu übernehmen sowie dieses kritisch tät stellt ein zentrales Lernthema von Kindern und zu reflektieren, hinterfragen und am Ende dieses Pro- Jugendlichen dar, das als solches einen unmittelbaren zesses sein Verhalten zu ändern (ebenda S. 100f.). Bezug zu jeglicher Arbeit mit Jugendlichen hat (vgl. Schneebauer 2001, S. 50). Zur Sicherstellung der Gleichbehandlung von Mädchen und Burschen muss sich dieser Grundsatz auch in der Parität des Personals der Kinder- und Jugendeinrichtungen widerspiegeln. Entsprechend sind auch die inhaltlichen Angebote und die methodischen Arbeitsansätze so zu gestalten, dass eine geschlechtssensible Kinder- und Jugendarbeit möglich ist. Um die gewünschte Gleichstellung von Mädchen und Burschen erreichen zu können, bedarf es gezielter Maßnahmen zur Förderung von Mädchen und der DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 25 - Entwicklung von mädchenspezifischen Angeboten österreichische (vgl. Schneebauer 2001, S. 78f.). (vgl. Vorarlberger Erklärung zur Jugendarbeit, 2000). Offene Kinder- und Jugendarbeit ist nach diesem Verständnis so auszurichten, dass alle Kinder und Mädchenarbeit: Mädchen sollen unterstützt werden, Jugendlichen ihr Selbstverständnis und Selbstwertgefühl zu stär- eigenständige Entwicklung in dieser Gesellschaft ken, um sich gegen gesellschaftliche Abwertungen als auch für das Kennenlernen der jeweils anderen wehren zu können (vgl. Schneebauer 2001, S. 70 f.). Gesellschaftsformen vorfinden. Durch die gezielte Ziel der Mädchenarbeit ist es, Freiräume der oft bur- Gestaltung von interkulturellen Lernfeldern und schenorientierten Strukturen zu schaffen, die den Begegnungsmöglichkeiten soll darüber hinaus Sorge Mädchen zur freien Gestaltung überlassen werden dafür getragen werden, dass die Unterschiede wahr- und in denen sie nach ihren Bedürfnissen agieren genommen und Differenzen anerkannt werden kön- können. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich mit nen. Dafür müssen spezifische Strukturen aufgebaut ihren Lebensrealitäten, ihren Wünschen und Per- werden, die auch in der Lage sind, Benachteiligungen spektiven auseinander zu setzen und traditionelle und Zugangsbarrieren zu Bildung, Arbeit und Ein- Rollenmuster zu hinterfragen (Verein Wiener Jugend- kommen abzubauen (vgl. Vorarlberger Erklärung zur zentren 2001, S. 10). Jugendarbeit 2000). Burschenarbeit: Burschen sollen ermutigt werden, Im Beziehungsfähigkeit zu sich selbst und anderen her- Hineinwachsen in eine Gemeinschaft, gemeinsame zustellen indem sie lernen, zu ihren Problemen zu Lernerfahrungen und die Zusammenarbeit unter- stehen. Meist lassen sie dies, aus Angst unmännlich schiedlicher ethnischer Gruppen (vgl. Stadtjugend- zu gelten, nicht zu (vgl. Schneebauer 2001, S. 74 f.). ring Kempten 2000, S. 7). Kinder und Jugendliche mit Ziel der Burschenarbeit ist es, Raum, Zeit und Mög- Migrationshintergrund brauchen aber unter Umstän- lichkeiten zu schaffen, sich mit den Lebensrealitäten den ihre eigenen Räumlichkeiten und BetreuerInnen. sowohl Vordergrund die stehen Möglichkeit für interkulturelles eine Lernen, der Burschen auseinander zu setzen, alternative Erlebnis- und Verhaltensebenen bei den Burschen zu fördern und sich mit ihren Wünschen, Perspektiven I.3.3. Sport und Bewegung und Ängsten auseinander zu setzen sowie männlich Rollenbilder zu hinterfragen (Verein Wiener Jugend- Sportliche Betätigung, sehr oft verbunden mit dem zentren, (Hrsg.) 2001, S. 11). Erwerb bestimmter Trendsportgeräte und -bekleidungen, stellen einen wichtigen Ausschnitt von Jugendkultur dar. Gerade in den bewegungsarmen, I.3.2. Interkulturelle Kinderund Jugendarbeit verregelten und verbauten Wohnumwelten kommt der Möglichkeit Sport zu betreiben, eine wesentliche Rolle zu. Sport schafft nicht nur eine Plattform, auf Offene Kinder- und Jugendarbeit kann Kinder und der verschiedene Kinder- und Jugendcliquen gemein- Jugendliche aus verschiedenen Herkunftsländern sam agieren, sondern auch die Möglichkeit, alleine durch besondere Angebote fördern, ihre Handlungs- oder gemeinsam Fähigkeiten zu entwickeln, die möglichkeiten und damit die Integration erweitern. eigene Körperlichkeit zu erfahren und auszuleben Sie berücksichtigt den Umstand, dass unsere Gesell- (Verein Wiener Jugendzentren, (Hrsg.) 2001, S. 18). schaft multikulturell strukturiert ist und kann deshalb auf die Stärkung kultureller Identität abzielen. Wei- Sportliche Aktivitäten werden ohne Leistungszwang ters vermittelt sie auch zwischen verschiedenen Kin- angeboten, fördern die Freude an Bewegung, Stär- dern und Jugendlichen, die aufeinander treffen. kung und Entwicklung sozialer Kompetenzen, das Kinder und Jugendliche anderer Herkunft brauchen Erfahren eigener Körperlichkeit und die Entwicklung Räume und die gleichaltrige Gruppe genauso wie von Teamgeist (vgl. ebenda. 2001 S. 18). DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 26 - I.3.4. Freizeitaktivitäten greifen oder die Kinder – und Spielkultur zu fördern (vgl. ebenda. 2001, S. 16). Die Förderung einer aktiven und selbst bestimmten Freizeitgestaltung ist seit jeher eine Hauptaufgabe der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Diese muss einerseits Freiraum für selbst bestimmte Aktivitäten I.3.6. Themenzentrierte Arbeit und Projektarbeit und andererseits Anregungen für neue Erfahrungen gewähren. Themenzentrierte Arbeit: Die Lebenswelten von Im Gegensatz zu kommerziellen Angeboten bietet Kindern und Jugendlichen werden von vielfältigen Offene Kinder- und Jugendarbeit den Kindern und strukturellen und individuellen Bedingungen und Jugendlichen Möglichkeiten, Freizeitangebote ohne Einflüssen bestimmt, mit denen sie in einer für sie Konsumzwang, auf Basis der Freiwilligkeit und Offen- entsprechenden Form der Bewältigung und Aus- heit, ohne eigene finanzielle Mittel zu nutzen (vgl. einandersetzung treten. Die Offene Jugendarbeit Schneebauer 2001, S. 87f.). versucht zentrale Themen, Partnerschaft, Sexualität, Drogen Berufsorientierung, Politik etc. in einer Kindern und Jugendlichen Abenteuer in der freien alltagsweltlichen und zielgruppenadäquaten Form Natur zu ermöglichen, Raum für Eigenverantwor- aufzugreifen und damit ein Forum der gemeinsa- tung und Verantwortung für die Gruppe zu schaffen, men Auseinadersetzung zu schaffen (Verein Wiener Unterhaltung, neue Erfahrungen durch ungewöhn- Jugendzentren (Hrsg.) 2001, S. 14). liche Bedingungen einzuräumen, sind Ziele vieler erlebnispädagogischen Projektarbeit: In der Offenen Kinder- und Jugendar- Angebote sind ein wesentlicher Beitrag in der Prä- beit ist mit Projektarbeit nicht unbedingt die alltägli- ventionsarbeit. Durch Outdooraktivitäten, Wochen- che Arbeit in den Offenen Kinder- und Jugendeinrich- endausflügen, Freizeitaktivitäten. Diese Angeboten tungen gemeint. Projekte entstehen meist aus dem oder Projektwochen können Beziehungen vertieft Alltag und der Routine Offener Kinder- und Jugend- werden aber auch persönliche Grenzen erfahrbar arbeit, sind jedoch davon abgegrenzt. Ein Projekt ist gemacht und erweitert werden (vgl. Verein Wiener ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch Einmaligkeit Jugendzentren (Hrsg.) 2001, S. 19). der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet erlebnispädagogischen ist wie z. B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen, Abgrenzungen I.3.5. Jugendkulturelle Jugendarbeit gegenüber anderer Vorhaben, projektspezifische Organisation (vgl. Schneebauer 2001, S. 81f.). Jugendkultur ist kein abgehobener Ausschnitt einer bestimmten Lebensphase. Jugendkultur(en), von I.3.7. Bildungsarbeit Medien- und Konsumgüterindustrie überformt, stellen vielmehr das Bündel zentraler Ausdrucksformen, Allgemeine, politische, soziale Bildung, Persönlich- aber auch den Orientierungsrahmen von verschiede- keitsbildung, gesundheitliche, kulturelle, technische nen Jugend(en) dar. Jugendkultur ist – so gesehen Bildung usw. sind Schwerpunkte der Jugendarbeit. – Jugend erleben (Verein Wiener Jugendzentren Offene Kinder- und Jugendarbeit soll daher, neben (Hrsg.) 2001, S. 16). Schule und Elternhaus, in Form von Bildungsangeboten ergänzend wirken. Diese außerschulische Bildung Jugendkulturarbeit bemüht sich daher Möglichkeiten soll in einem für Kinder und Jugendliche geeigneten zur Selbstdarstellung zu bieten, kreative Ausdrucks- Rahmen stattfinden. Kindern und Jugendlichen soll formen zu fördern, Jugendkulturen in der Öffentlich- damit die Weiterbildung in den für sie interessanten keit zu präsentieren, Trends zu erkennen und aufzu- und wichtigen Themen ermöglicht werden. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 27 - I.3.8. Einzel-, Gruppen- und Gemeinwesenarbeit Gemeinwesenarbeit ist neben Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe eine der grundlegenden Arbeitsprinzipien der Sozialen Arbeit. Sie nimmt Sozialräume Einzelarbeit gewinnt an Bedeutung, je mehr das (Nachbarschaften, Stadtteile und Gemeinden) zum Jugendalter den Tendenzen einer Entstrukturierung Gegenstand sozialer Intervention. und die Jugendbiographie einer zunehmenden Individualisierung unterworfen sind. Beratungs- und In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wird der Betreuungsarbeit mit und an einzelnen Kindern und Sozialraum verstärkt fokussiert, und auch methodi- Jugendlichen mit den Grundsätzen der Freiwilligkeit, sche Ansätze der mobilen Kinder- und Jugendarbeit Vertraulichkeit und Parteilichkeit wäre hier ein Bei- und der lebensweltbezogenen Kinder- und Jugendar- spiel. beit kommen verstärkt zum Zuge. Sozialräumlich orientierte Kinder- und Jugendarbeit ist beispielsweise • Kinder- und Jugendberatung als Information gekennzeichnet durch die regelmäßige Präsenz im sozialen Umfeld, Kontaktaufnahme mit den einzel- (z.B. Ausbildung, Arbeit, Sexualität,..) • Kinder- und Jugendberatung als psychosoziale nen Kindern und Jugendlichen, Cliquen, Gruppen, Beratung (gemeinsame Bearbeitung von Schwie- Mobilisierung von Ressourcen, Vernetzung mit ande- rigkeiten) ren sozialen Einrichtungen. Die Voraussetzung dafür • Kinder- und Jugendberatung als Unterstützung (Familie, Schule, Arbeit,..) ist aber eine konzeptionelle Absicherung einer sozialräumlichen Arbeitsperspektive im Rahmen einer kollegialen Verständigung auf den Ebenen der Träger, Erwähnt werden muss dabei aber, dass sich die Bera- Institutionen und Teams (vgl. Schumann; In: Deinet/ tungstätigkeit in der Offenen Kinder- und Jugend- Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S. 301f.). arbeit zur Beratungsarbeit spezieller Beratungseinrichtungen unterscheidet (vgl. Schumann: In Deinet/ Sturzenhecker 2005, S. 287f.)! I.3.9. Sozialräumliche Jugendarbeit Gruppenarbeit ist eine Methode, die am häufigsten in Der sozialräumliche Ansatz beschreibt einen bestimm- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit angewendet ten Weg in der Kinder- und Jugendarbeit. Er geht von wird. Hier herrscht oft das Modell von Gruppenarbeit Orientierungen und Begründungen aus, die sich aus vor, welches sich an der jugendkulturellen Gruppe, einem Zusammenhang zwischen dem Verhalten von der Gleichaltrigengruppe (Peergroup) orientiert (vgl. Kindern und Jugendlichen sowie den konkreten Räu- Schumann: In Deinet/ Sturzenhecker 2005, S. 292f.). men, in denen sie leben, ergeben (Schneebauer 2001, Dennoch ist das Spektrum an Gruppenarbeit in der S. 52). Offenen Kinder- und Jugendarbeit ein weites: Alltagsorientierte Gruppenarbeit (setzt an die spontane Die sozialräumliche Orientierung richtet den Blick auf Orientierung der Jugendlichen in der Einrichtung Orte und Räume, in denen Kinder und Jugendliche an), gruppenbezogene Projektarbeit, sportbezogene leben, auf ihre Qualitäten und auch Defizite, und Gruppenarbeit, erlebnispädagogische Gruppenarbeit lässt die Kinder- und Jugendarbeit als einen „Raum“ sollen hier genannt werden. Ziele der Gruppenarbeit von vielen anderen, wie etwa den kommerziellen sind unter anderem die Auseinandersetzung der oder den kirchlichen Angeboten, erscheinen. Einzelnen mit der Gruppe, Rollendifferenzierung, Innerhalb der zur Verfügung stehenden Räumlichkei- Stärkung des Teamgeistes, direkte Interaktion zwi- ten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ist es nun schen den Kindern und Jugendlichen, die Befähigung entscheidend, die verschiedenen örtlichen Besonder- zur Aktivierung eigener Ressourcen (vgl. Simon; In: heiten zu berücksichtigen, deren Zusammenhänge zu Braun/ Wetzl/ Dobesberger/ Fraundorfer (Hrsg.). erkennen und innerhalb der eigenen Möglichkeiten 2005, S. 199f.). bewusst pädagogisch vielfältige Aneignungsmög- DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 28 - lichkeiten für Kinder und Jugendliche zu schaffen tet sich an Personen, bei denen ein Suchtverhalten (ebenda. 2001, S. 53). bereits latent ist und ist meist nur mehr durch Entzug, Therapie und Rehabilitation zu bewältigen. In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit muss Pri- I.3.10. Präventionsarbeit märprävention ein wichtiger Bestandteil der Arbeit sein – Sekundärprävention kann kaum betrieben Prävention ist ein wesentlicher Aspekt in der Kinder- werden da der/die in der Jugendarbeit Tätige hier mit und Jugendarbeit. Der Begriff Prävention umfasst alle Ausnahme weniger außerhalb der Weitervermittlung Bereiche in der Kinder- und Jugendarbeit. Gewaltprä- an Fachstellen dafür nicht qualifiziert und ausgebil- vention, Drogenprävention, Sexualpädagogik, Ess- det ist. verhalten und vieles mehr fällt darunter. Prävention bedeutet vorbeugen und zielt auf eine Stärkung der I.3.11. Emanzipatorische und subjekt orientierte Jugendarbeit Lebenskompetenz ab. Prävention teilt sich in drei Bereiche, namentlich Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention, wobei für Emanzipatorische Jugendarbeit den Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vornehmlich die Primär- und ansatzweise die Sekun- Emanzipation bedeutet, den Kindern- und Jugend- därprävention zum Tragen kommt. lichen die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und das Leben in einem angstfreien Raum zu ermöglichen. Sie Primärprävention bezeichnet unter anderem Persön- lernen für sich selbst stehen und reden zu können, lichkeits- und Selbstwertstärkung, eine detaillierte alte Rollenmuster zu überdenken und neue Rollen Information über Substanzen, deren Wirkungsweise auszuprobieren (Stadtjugendring Kempten 2000, sowie deren positive und negative Eigenschaften. Sie S. 8). fußt auf einem persönlichkeits-, informations- und Das Kernstück eines emanzipatorischen Ansatzes ist gesundheitsbasierten Ansatz, der dem Kind oder die Hinwendung zu den Individuen, die Stärkung Jugendlichen aufzeigt, ihrer Fähigkeiten und ihres Selbstbewusstseins, und wenn er mit legalen oder illegalen Substanzen jedwe- auch der Wunsch, Machtverhältnisse zu verändern der Art konfrontiert wird. Sie setzt „vor“ dem eigent- (vgl. Giesecke 1971, in: Schneebauer 2001, S. 58f.). lichen Konsum an. Sekundärprävention hingegen Es geht dabei im Kern auch um die Aufgabe, Kinder beginnt mit dem Auftauchen von Problemen beim und Jugendliche zu politisch bewussten Akteuren Konsum substanzgebundener und/oder ungebunde- ihrer alltäglichen gesellschaftlichen Lebenspraxis zu ner Substanzen. erziehen (Schilling 1981; In: Schneebauer 2001, S. 59). Ausgehend von der Suchtspirale ist hier der Terminus Subjektorientierte Jugendarbeit Handlungsmöglichkeiten „Missbräuchliche Verwendung“ zu verwenden. Dies bedeutet, dass der/die Konsument/in entweder sich Ziel einer subjektbezogenen Arbeit ist die Ermögli- oder der Umgebung Schaden zufügt und bereits eine chung von Bildungsprozessen zur Verbesserung einer Toleranzentwicklung eingetreten ist. Bei längerfris- selbstbewussteren und selbstbestimmteren Lebens tigem Konsum besteht hier die Möglichkeit eines praxis. Abgleitens in ein Sucht-/Abhängigkeitsverhältnis der Substanz gegenüber. Sekundärprävention bedeutet Es wird davon ausgegangen, dass Selbstbewusst- Krisenintervention, Beratung und Hilfe sowie die sein und Selbstbestimmung nicht voraussetzungslos Weitervermittlung an Fachstellen und Maßnahmen gegeben sind, sondern von der jeweiligen Lebensge- zur Schadensminimierung. Tertiärprävention rich- schichte und den sozialen Bedingungen, welche die DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 29 - individuellen Möglichkeiten fördern oder behindern, I.3.13. Cliquenorientierter Ansatz abhängen. Für eine subjektorientierte Offene Jugendarbeit ist Die Gruppe, Clique der Gleichaltrigen zwischen Kind- der Ausgangspunkt die Auseinandersetzung mit heit und Erwachsenenalter gewinnt immer mehr an den jeweiligen Lebenslagen und den darin begrün- Bedeutung. deten Interessen und Bedürfnissen konkreter Kinder Der Begriff Clique galt lang als negativ, heute ver- und Jugendlicher in einem Stadtteil oder in einer wendet man meist den Begriff Peer Group. Gemeinde. Ziel ist die Gestaltung eines Ortes für die Das Ziel der cliquenorientierten Arbeit ist es, den Entwicklung dieser Bedürfnisse. Ein multifunktiona- Cliquen Beratung, Begleitung und Unterstützung les Angebot, in denen Bildungsprozesse einschließlich anzubieten und sie in ihrer Alltagsgestaltung zu der Bewältigung von Problemen und Unterstützung unterstützen. Cliquenorientierte Kinder- und Jugend- bei einer Gefährdung der Lebensgestaltung einher- arbeit ist zuerst vor allem einmal sozialräumliche und gehen, sollte geboten werden. Multifunktionalität beziehungsorientierte Kinder- und Jugendarbeit. Das muss nicht in einer Einrichtung konzentriert sein, ist sie deshalb, weil Cliquen sich Orte suchen müssen, sondern die Differenzierung zwischen den einzelnen um unter sich sein zu können. Die Inanspruchnahme Einrichtungen kann und sollte gegeben sein (z.B. in von Räumen in Kinder- und Jugendeinrichtungen Städten) (vgl. ebenda S. 61). durch einzelne Cliquen birgt immer wieder Konfliktpotential unter den verschiedenen konkurrierenden Jugendlichen. I.3.12. Jugendsozialarbeit Hier muss darauf geachtet werden, niemanden auszugrenzen; Beziehungsarbeit ist hier eindeutig Die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugend- der wichtigste Faktor. Aber auch die Vernetzung arbeit werden auch von Jugendlichen mit eher und Kooperation mit ihrem Umfeld (Schule, Ämter niedrigen Chancen auf Bildung, Berufsbildung und usw.) sind bei der Arbeit mit Cliquen von besonderer in weiterer Zukunft auf ein adäquates Einkommen Bedeutung (vgl. Schneebauer 2001, S. 61f.). frequentiert. Sie stellen damit einen niederschwelligen Zugang zu Beratung und psychosozialer Versorgung und gleich- I.3.14. Arbeiten mit „Randgruppen“ wohl einen wesentlichen Träger von Prävention dar. Soziale Belastungen, Krisen und Benachteiligungen Der Begriff Randgruppe findet weitläufig Verwen- können in diesem Rahmen frühzeitig erkannt und dung und wird auf nahezu alle Gruppen bezogen, die es können gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, nicht im Zentrum gesellschaftlichen Fortschritts gese- damit diese bereits in frühen Phasen ihrer krisenhaf- hen werden (Soziale Benachteiligung, abweichendes ten Ausbildung bearbeitet werden können - zielgrup- Verhalten, oder Lebensweise,...). Der Begriff, der eine penspezifisch nach Alter, Geschlecht und Herkunft ambivalente Bedeutung hat, sollte nur als Arbeitster- und in enger Kooperation mit Beratungsstellen der minus verwendet werden. Jugendwohlfahrt und Jugendsozialarbeit (Vorarlberger Erklärung zur Jugendarbeit 2000). Randgruppenarbeit ist in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ein oft verwendeter Begriff. Auch wenn Die Kinder- und Jugendsozialarbeit basiert auf einem das Klientel, das unter diesem Aspekt begleitet und anderen Ansatz als Streetwork und ist von diesem unterstützt wird, ansteigt, kann die Offene Kinder- abzugrenzen! Über die Jahre hinweg hat sich jedoch und Jugendarbeit doch nicht damit gleichsetzt wer- ein produktives Miteinander beider Arbeitsweisen den. Es können nicht alle BesucherInnen von z. B. Kin- ergeben. der- und Jugendzentren zu „Randgruppen“ gezählt werden, auch wenn mancherorts der Anteil von „problembehafteten Kindern und Jugendlichen“ größer DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 30 - ist. Anzumerken ist, dass es aus der Sicht der Offenen I.3.16. Soziokulturelle Animation Kinder- und Jugendarbeit nachteilig ist, Kinder und Jugendliche als defizitär oder problembeladen, sozial Soziokulturelle Animation ist professionelles Handeln schwach usw. zu sehen (Schneebauer 2001, S. 64). (Aktion/Tätigsein), eingebunden in ein bestimmtes soziales, kulturelles, ökonomisches und politisches Eine Zielrichtung wäre eine Begleitung und Unter- Umfeld. Es umfasst alle Vorgehensweisen, welche Ein- stützung von Kindern und Jugendlichen unter Zuhil- zelne, Gruppen und Gemeinschaften für Prozesse der fenahme sozialräumlicher Ressourcen (vgl. Kilb; In: Auseinandersetzung mit ihrem Alltagsleben sensibili- Deinet/ Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S. 252). sieren und ihnen damit ermöglichen, sich ihre Umwelt anzueignen, sie zu gestalten und zu verändern. I.3.15. Mobile und aufsuchende Jugendarbeit Ziele der Soziokulturellen Animation sind das Stärken der Identität und Eigenverantwortung der/des Einzelnen, von Gruppen und Gemeinschaften; das Fördern Die ein tes zung mobile Kinder- lebensweltKonzept, zur das und und sich traditionellen als ist der Kommunikation zwischen Einzelnen und sozialen zielgruppenorientier- Jugendarbeit Gruppen, das Knüpfen sozialer Netze; die Suche nach notwendige Ergän- emanzipatorischen Bestrebungen und Unterstützung versteht. von Handlungsmöglichkeiten; das Sichtbarmachen Mobile Jugendarbeit ist ein anwaltschaftlicher und Jugendarbeit sozialer, gesellschaftlicher und struktureller Gege- parteilicher Arbeitsansatz, der jugendliche Szenen benheiten und Veränderungen; das Aufzeigen der und deren individuelle Lebensziele akzeptiert, aber damit verbundenen Spannungen; das Schaffen von auch flexibel auf die Interessen und Bedürfnisse Raum, damit Einzelne und Gruppen mit ihren spezifi- junger Menschen und der Bürger des Gemeinwesens schen Ausdrucks- und Lebensweisen gleichberechtigt eingeht. an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben können; das Vermitteln zwischen verschiedenen Positionen, Ein Hauptaufgabengebiet der mobilen Tätigkeit liegt unter Umständen Interessenvertretung. beispielsweise in der Stadtteilarbeit im Sinne jugendkultureller Gesichtspunkte: Wo sind Jugendszenen? Es liegt an den AnimatorInnen, Verständnis und Wie ist die sozialräumliche Infrastruktur beschaffen? Akzeptanz zwischen Kindern und Jugendlichen und Wo gibt es u. U. Konfliktherde? Diese Informationen Erwachsenen zu fördern und Verantwortung zu sollen die Arbeit in den Einrichtungen effektiver und übernehmen, um jungen Menschen Orientierungs- zielorientierter unter anderem im Sinne der Bedürf- hilfen zu geben, ihnen bewusst zu machen, dass ihre nisorientiertheit machen (vgl. Schneebauer 2001, S. Entscheidung für ihre Zukunft, für diese Welt wesent- 86). lich ist. Sie sollen lernen, in dieser Welt nicht nur zu bestehen, sondern lustvoll nach ihren individuellen, Die mobile und aufsuchende Kinder- und Jugendar- unterschiedlichsten Lebenswegen zu suchen. beit ist von Streetwork abzugrenzen, da beide eigenständige Ansätze sind. Über die Jahre hinweg hat sich Durch die Förderung von Selbstachtung und Selbst- aber ein produktives Miteinander beider Arbeitswei- wertgefühl will die Soziokulturelle Animation ihre sen ergeben. Selbstverantwortung und ihr Kreativitätsbewusstsein steigern. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, damit Jugendliche frei nach ihren Gestaltungsmöglichkeiten ihre jeweils aktuelle Kultur leben können (vgl. Social-Info, Wörterbuch der Sozialpolitik: Soziokulturelle Animation. http://www.socialinfo.ch/cgibin/dicopossode/show.cfm?id=631; 30.03.2007). DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 31 - I.3.17. Partizipation In den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit finden Kinder und Jugendliche ein optimales Klima vor, Der Begriff Partizipation steht für gesellschaftliche das ihre Partizipationsideen im Rahmen der gesetz- Teilhabe und Teilnahme und wird auch als „Berech- lichen Bestimmungen bzw. finanziellen und perso- tigung zur Einmischung“ verwendet. Das bedeutet nellen Ressourcen ermöglicht und fördert. Die sozi- Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Mitspra- alpädagogischen MitarbeiterInnen setzen Impulse, che, Mitwirkung und Mitbestimmung (vgl. Zinser; In: die Partizipation fördern und stehen begleitend zur Deinet/Sturzenhecker (Hrsg.). 2005, S.158). Seite. Es gilt natürlich das Prinzip der Freiwilligkeit: Für die BesucherInnen ist die Beteiligung an der und Kinder und Jugendliche entscheiden selbst, ob bzw. für die Einrichtung ein wichtiger Bereich. Durch aktive welche Möglichkeiten zur Partizipation sie aufgreifen Mitbestimmung und Mitwirkung, durch Erleben von und welche nicht. Solidarität und in der Durchführung von sozialen Aktionen übernehmen Jugendliche Verantwortung Im Rahmen sozialpolitischen Lobbyings tretet die für gesellschaftliche, politische, soziale und ökologi- Offene Jugendarbeit sowohl gegen Kinder und sche Bereiche und wachsen darin (vgl. Stadtjugend- Jugend diskriminierende Missstände als auch gegen ring Kempten 2000, S. 7). politische Entscheidungen und gesetzliche Bestim- Offene Kinder- und Jugendarbeit geht in Bezug auf mungen auf, die Kinder und Jugendliche ausgrenzen Partizipation aber auch über die Einrichtung hinaus (vgl. Positionspapier des Vereins Wiener Jugendzent- und unterstützt die Kinder und Jugendlichen bei der ren – Stand Jänner 2007, S.5). Einmischung in die eigene Lebenswelt und fördert die aktive Mitgestaltung der kommunalen Partizipation (vgl. Zinser; In: Deinet/ Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, Qualitätskriterien S.158). Wenn Beteiligung/aktive Miteinbindung GrundprinPartizipation von Kindern und Jugendlichen im Hand- zip in der Offenen Jugendarbeit ist, heißt das: lungsfeld der Offenen Jugendarbeit • verschiedenste Möglichkeiten dazu anzubieten. Unter Partizipation in der Offenen Kinder- und • Freiräume dafür zu schaffen. Jugendarbeit wird die aktive Beteiligung von Kindern • Infos darüber zu geben. und Jugendlichen an gesellschaftlichen (Entschei- • bei Entscheidungen die betroffenen Menschen dungs-) Prozessen in Handlungsfeld verstanden. miteinzubinden. Junge Menschen sollen aktiv mitwirken können • hinzuhören, welche Bedürfnisse da sind. bei Angelegenheiten, die sie direkt und indirekt • Formen und Methoden anzubieten. betreffen. Ihre Bedürfnisse und Forderungen müssen • demokratischen Umgang miteinander zu fördern. wahrgenommen werden – nicht nur von der Offe- • partnerschaftlichen Umgang miteinander (z.B. nen Jugendarbeit, sondern auch von der Politik und Jugendliche, BetreuerInnen) zu finden. der Verwaltung. So kann auch die gesellschaftliche Einstellung Jugendlichen gegenüber positiv beeinflusst werden. Jugendliche tatsächlich zu beteiligen Die Beteiligten erfordert Mut und Freude – auch an Experimenten. Erwachsene sollten sich in diesem Zusammenhang Die Begleitung von Beteiligungsprozessen braucht nicht vor vermutetem Kontroll- und Machtverlust eine kompetente Person/en. Diese Person kann die ängstigen. Techniken der Moderation anwenden. Sie ist Partizipationsprozesse sollten von allen Beteiligten AnsprechpartnerIn anerkannt und tritt als Vermittle- ernsthaft und höchst diskursiv, sowie mit offenem rin der einzelnen Zielgruppen auf. als Ausgang betrieben werden. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 32 - Ein Beteiligungsprozess muss auf die Zielgruppe/n Beteiligung braucht Kontinuität. Die Maßnahmen, ausrichtet sein. Vorab muss geklärt sein wer ange- die gesetzt werden, brauchen Regelmäßigkeit bzw. sprochen werden soll, Ebenso das WIE und WO. Ein bei Projekten Fixtermine, Vereinbarungen gewähr- niederschwelliger Zugang ist wichtig. leisten diese. Die Aktivierung ist eine Voraussetzung, um starten Jede Planung muss überschaubar sein. Der zeitliche zu können. Es ist wichtig, den Jugendlichen das Teil- Horizont ist zu beachten, denn dem Alter entspre- nehmen schmackhaft zu machen, sie vorab zu infor- chend haben Jugendliche eine eigene Vorstellung mieren und Anreize zu schaffen. von Kurz- oder Langfristigkeit. Und dennoch muss die Freiwilligkeit gewährleistet Beteiligungsprozesse brauchen Transparenz. Es ist sein. Die Beteiligten sind ohne Zwang dabei, denn wichtig Entwicklungsschritte sichtbar zu machen. Das eine längerfristige Mitarbeit passiert nur durch Frei- verschafft Einblicke für Beteiligte und Unbeteiligte. willigkeit Wenn Entscheidungen getroffen werden, müssen diese auch verständlich begründet sein. Die Beteilig- Der Aspekt von Diversity muss berücksichtigt wer- ten werden auf dem Laufenden gehalten. den. Es ist wichtig auf Sprache zu achten, zu überprüfen, ob sich die verschiedenen Gruppen angesprochen Die Öffentlichkeitsarbeit bewirkt positives Image. fühlen. Respekt vor unterschiedlichen Gruppen, ohne Die Bevölkerung, andere Jugendliche und natürlich Ausgrenzung, gehört zu den Grundprinzipien dafür. auch die FördergeberInnen sehen, was gemeinsam Es macht manchmal Sinn Möglichkeit zur getrennten erreicht wurde. Bearbeitung anzubieten (Stärkung des Einzelnen), Nach dem Motto: „Wir zeigen was wir tun!“ danach ist eine Zusammenführung der Gruppen wieder notwendig. Es ist wichtig, dass der Aspekt des Jedes Projekt hat eine ausführliche Dokumentation Gendermainstreamings in der täglichen Arbeit mit und Evaluation. In Form von Protokollen, Zusammen- Jugendlichen Beachtung findet. fassungen, Berichten, und Fotos wird dokumentiert. Wichtig ist auch zwischen zu bilanzieren – Wo stehen Alle Beteiligten treten dem Beteiligungsprozess mit wir? Eine selbstkritische Reflexion ermöglicht, sich Verbindlichkeit gegenüber. weiterzuentwickeln. Vereinbarungen werden zu Beginn getroffen. (www.beteiligung.st) Alle Beteiligten werden als gleichwertige PartnerIn- I.3.18. Spielpädagogik nen angesehen. Jugendliche und Erwachsene begegnen einander mit Nicht nur im Schulalter sondern auch im Jugend- und Respekt und Wertschätzung. Erwachsenenalter kommt dem Spiel eine bedeutende Rolle zu. Spielerische Formen des Handelns sind für die gesamte Individualgeschichte von Bedeutung. Der Rahmen „Angeleitetes Spielen“ kann nur der Unterhaltung Die Rahmenbedingungen sind vorab zu klären. Wel- dienen, um Spaß zu machen oder es kann genutzt che Rechte können die Beteiligten in Anspruch neh- werden um die Stimmung in einer Gruppe zu beein- men. Welche Pflichten sollen eingehalten werden. flussen. Mit bestimmten Spielen können Lernerfah- Ebenso klar sein müssen personelle, finanzielle rungen herbeigeführt werden. Spiele können auch strukturelle Ressourcen. und eingesetzt werden, um eine körperliche Betätigung einzuleiten. Mit Hilfe von Spielen können Wirklichkeiten ausprobiert und eröffnet werden (vgl. Pruner, DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 33 - In: Braun/ Wetzl/ Dobesberger/ Fraundorfer (Hrsg.) Handbuch Methoden der Kinder- und Jugendarbeit 2005, S. 107). I.3.19. Erlebnispädagogik Primär sind erlebnispädagogische Aktivitäten natursportliche Aktivitäten, aber auch Indoor-Aktivitäten wie z.B. künstlerische, musische oder technische Bereiche fallen darunter. Erlebnispädagogische Aktivitäten unterstützen u. a. die Persönlichkeitsentwicklung und die Entwicklung sozialer Kompetenz Kinder und Jugendlicher: Handlungsfähigkeit, Überwinden persönlicher Grenzen, Erfahrung innerhalb und außerhalb der Natur machen, soziale Erfahrungen des Miteinanderseins und des Aufeinanderangewiesenseins in der Gruppe lernen (vgl. Schneebauer 2001, S. 83f.). DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 34 - Fle xibilität, Prozessorientierung und Kontinuität sind die Qualitätsmerkmale II. Strukturen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Angebote der jeweiligen Einrichtung gestaltet Je nach Einrichtung und Arbeitsschwerpunkten werden mit zusätzlichen Angeboten weitere jugendliche Zielgruppen angesprochen. So wird im „Gender Mainstreaming” mit geschlechtsspezifischer Mädchenarbeit und in den letzten Jahren auch zunehmend über Jungenarbeit versucht, die Chancengleichheit beider Wie bereits in der allgemeinen Einleitung dieses Geschlechter zu verbessern. Leitfadens beschrieben wurde, ist das Arbeitsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ein sehr breites Kinderangebote und Teenie- Clubs richten sich an und unterschiedliches. jüngere Altersgruppen. In manchen Einrichtungen Dieses Kapitel befasst sich daher mit strukturellen existieren nach oben Altersbeschränkungen, um Bedingungen, die allgemein für eine qualitätsorien- dem Verdrängen der Kinder durch Jugendliche tierte Arbeit gültig sind. entgegenzuwirken. In Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen werden als hauptamtliches, päda- Der folgende, zweite Teil des Leitfadens beschreibt gogisches Personal in der Regel Sozialpädagogen, beispielsweise die verschiedenen Formen von Ein- Sozialarbeiter, oder andere pädagogische Fachkräfte richtungen. Des Weiteren werden die Strukturen von eingesetzt. Häufig wird ein Teil der Arbeit von Zivil- TrägerInnen, MitarbeiterInnen, der Finanzierung und dienstleistenden, ehrenamtlichen Mitarbeitern und des Qualitätsmanagements dargestellt, die für das engagierten Einzelpersonen übernommen. (vgl. http: qualitative Arbeiten unumgänglich sind. //de.wikipedia.org/wiki/Kinder-_und_Jugendfreizeiteinrichtung 29.08.2007). Die Inhalte im folgenden Kapitel sind nach intensiver Auseinandersetzung und Reflexion aus der Praxis der Anmerkung: Die nun folgenden begrifflichen Defini- steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit heraus tionen von Einrichtungen sollen einen Überblick über entstanden und somit ernst zu nehmende Vorausset- die Vielfalt des Arbeitsfeldes der Offenen Kinder- und zungen und Forderungen in diesem Arbeitsfeld. Eine Jugendarbeit bieten. laufende Modifikation und Überarbeitung des Leitfa- Bestehende Einrichtung der Offenen Kinder- und dens wird in diesem offenen Arbeitsfeld aber immer Jugendarbeit müssen ihre Angebote selbst konzep- eine wesentliche Rolle spielen. tionell ausdifferenzieren. Überschneidungen der Einrichtungstypen und der Arbeitsschwerpunkte sind daher eher die Regel als die Ausnahme. II.1. Einrichtungstypen Unter einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung versteht man eine Einrichtung der Außerschulischen / II.1.1. Einrichtungstypen der Offenen / Mobilen Kinderarbeit Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Oft werden derartige Einrichtungen auch als Jugendhaus, Jugendzen- Leitprinzipien der Offenen Kinderarbeit sind die trum, JZ, JUZ, Jugendcafé, Jugendtreff, Jugendklub, Erreichbarkeit und Offenheit. Die Kindheit ist der Jugendfreizeitstätte, Kinderfrei- Zeitraum im Leben eines Menschen von der Geburt zeitheim oder ähnlich bezeichnet. Als Häuser der bis zur geschlechtlichen Entwicklung (Pubertät). offenen Tür bieten sie Kindern und Jugendlichen Kindheit ist dabei mehr ein kultureller, sozialer niederschwellige Angebote und Programme. Oft spe- Begriff als ein biologischer. Die Zielgruppe der Offe- zialisieren sich einzelne Einrichtungen auf bestimmte nen Kinderarbeit beschränkt sich im Allgemeinen auf Alters- und Zielgruppen; entsprechend werden die Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren. Jugendinitiative, DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 36 - Die Kinder nehmen freiwillig, zwanglos und kostenlos anderen Seite eine kulturpädagogische Ausrichtung. an der Offenen Kinderarbeit teil. Ihnen werden Wahl- Die sozialpädagogische Motivation sieht einen kom- , Entscheidungs- und Initiativmöglichkeiten eröffnet. pensatorischen Auftrag, gesellschaftlichen Defiziten Ziele sind die Schaffung von Spiel- und Freiräumen, durch sozialpädagogisches Wirken entgegenzusteu- die Förderung der Kreativität und Motorik, die Ver- ern. Dabei soll gerade in sozialen Brennpunkten das tretung von Kinderinteressen im Stadtteil und die Angebot für Kinder und Jugendliche ergänzt wer- Schaffung einer Lobby für Kinder. Um diese Ziele zu den, um individuelle Defizite (motorische Unterent- erreichen, muss die Offene Kinderarbeit ansprechbar wicklung, geringes Bildungsniveau, geringe Soziale und kontaktfähig sein, neugierig machen und Eigen- Kompetenz, etc.) aufzufangen. Ziel einer kulturpäda- initiative herausfordern, flexibel planen und Alterna- gogischen Arbeit ist es hingegen, Lern- und Bewusst- tiven bereitstellen. seinsprozesse zu initiieren. Dabei ist Kulturpädagogik Die Offene Kinderarbeit arbeitet nach den Instrument, Experimentierfeld, und Freiraum, in Ansätzen der Spiel- und Freizeitpädagogik, der dem sich Kinder und Jugendliche neuen Ideen und interkulturellen Kommunikation und der Emanzi- Entwicklungen stellen können. Dem passiven Kultur- pationspädagogik (vgl. http://www.aka-muenchen.de/ konsum wird bewusst das eigene aktive schöpferische AKA-Jahresbericht2005.doc, 29.08.2007). Tun entgegengesetzt. (vgl. http://de.wikipedia.org/ wiki/Spielmobil, 29.08.2007). II.1.1.1. Spielmobile Durch seine Mobilität ist das Spielmobil prädestiniert, die gelebte Kinder- und Jugendkultur in die Öffent- Reclaim the Street! In einer Zeit motorischer Degene- lichkeit zu tragen. Als Zielgruppe der Spielmobile ration, der Reduktion der Kreativität auf speziell für sind Kinder im Schulalter zu nennen, denen hier Jugendliche geschaffene Ghettos sowie dem Versuch Möglichkeiten zur spielerisch motorischen, künstleri- „das Kind“ als Störfaktor in der Gesellschaft bis zum schen, kreativen, interaktiven sowie experimentellen Erreichen der Adoleszenz zu kasernieren, hat sich das Entfaltung außerhalb ihrer gewohnten Umgebung Spielmobil als äußerst medienwirksamer Gegenpol geboten wird bzw. Lücken in der sozialen Infrastruk- bewährt. tur gestopft werden. Spielmobile sind mit Spielmaterial und -geräten ausgestattete Kraftfahrzeuge, Bauwagen, oder ähnliche mobile Einrichtungen, die zu bestimmten Zeiten II.1.1.2. Abenteuerspielplatz Plätze (z.B. Grünflächen, Spielplätze, Schulen) anfahren, um dort als Ergänzung oder Ersatz für fehlende Als Abenteuerspielplatz wird ein Spielplatz bezeich- Spielmöglichkeiten Verfügung net, der überwiegend älteren Kindern und Heran- zu stellen. Die Aufgabe von Spielmobilen ist es, die wachsenden selbst gestaltbare Erlebnisspielräume Bewegungsentwicklung und Kreativität zu fördern, bietet und pädagogisch betreut wird. Naturnahe Spiel-Räume zu schaffen, die Spielmöglichkeiten zu Erfahrungsbereiche, Materialien und Werkzeuge bie- verbessern, Treffpunkte und Kommunikationsmög- ten starke Anreize für vielseitige und schöpferische lichkeiten für Kinder zu ermöglichen. Aktivitäten, Spiel und Spaß, Bewegung und soziales Die Arbeit der Spielmobile ist unterschiedlich konzep- Lernen. Synonym werden auch die Begriffe “Bauspiel- tionell ausgerichtet und insgesamt sehr heterogen platz”, “Aktivspielplatz” oder “Robinsonspielplatz” organisiert. Dies ist einerseits Ausdruck der unter- (Schweiz) benutzt. schiedlichen Trägerschaften der Spielmobile, erklärt Dieser vereint je nach Konzept Elemente der Spiel- sich aber maßgeblich mit den pädagogischen Kon- und Freizeitpädagogik sowie der Sozial- und Kultur- zepten die hinter der Arbeit stehen. Dabei können arbeit. Ziel ist die spielerische Aneignung sozialer zwei Haupttendenzen unterschieden werden, auf Kompetenz sowie das Lernen eines verantwortungs- der einen Seite eine sozialpädagogische und auf der bewussten Umgangs mit der Natur und die Aneig- Spielangebote zu DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 37 - nung künstlerischer, akrobatischer, tierkundlicher, Jugendarbeit. Gemeinwesenbezogenes Engagement handwerklicher, und eine humanistische Wertehaltung, bilden hohe ökologischer Fertigkeiten und Fähigkeiten. Als Zielgruppe sind auch hier Kinder im Qualitätskriterien unserer Arbeitsfelder. Schulalter zu nennen. Abenteuerspielplätze stehen in der Regel unter der II.1.2.1. Jugendzentren Aufsicht von gemeinnützigen Vereinen oder kommunalen Trägern. Typische Merkmale sind Hüttenbaube- Jugendzentren verfügen über ein großzügiges Raum- reiche, Feuerstellen, abwechslungsreiche Gelände- angebot. Dieses Raumangebot kann auch einen modellierung und außergewöhnliche selbstgebaute Freibereich mit unterschiedlichen Gestaltungsfor- Spielgeräte. Beispiele hierfür sind: Grabenbrücken, men (Skatepark, Sportplatz usw.) beinhalten. Der extra lange Rutschen, besonders hohe Klettergerüste Treffpunkt oder das Jugendcafé ist zentraler Bezugs- und Holzbauten, die mit anderen Spielgeräten z. B. punkt der Einrichtung. Er wird als Freiraum für die über Seilbrücken oder Kletterspinnen verbunden BesucherInnen verstanden, in dem ein zwangloses sind. aber strukturiertes Zusammensein möglich ist. Im Ziel ist die Persönlichkeits- und die soziale Entwick- Rahmen dieses offenen Raums, wird jungen Men- lung der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehören schen eine zeitliche, Infra-, und personelle Struktur Neugier, Mut, Geschicklichkeit, Kreativität, Selbstän- zur Verfügung gestellt. Für die Erhaltung dieser digkeit und Eigeninitiative, kognitive, emotionale und Offenheit sorgen die MitarbeiterInnen und schaffen motorische Kompetenz, lösungsorientiertes Denken, somit eine authentische und lebendige Atmosphäre, Verantwortungsbewusstsein, Partnerschaftlichkeit in der Beziehungsarbeit geschieht. Offener Betrieb und Solidarität, Die Kinder sollen selbst tätig werden heißt u.a., dass den BesucherInnen die Einrichtung und ihre Freizeit sinnvoll gestalten. als Raum ohne Konsumzwang zur Verfügung steht, Da die Plätze in der Regel sozialpädagogisch betreut ohne dass sie an festen Veranstaltungen, Gruppen sind können sie Spielgeräte anbieten, die nicht den und Programmen teilnehmen müssen - Prinzip der Spielgeräte-Normen unterworfen bzw. TÜV geprüft Freiwilligkeit. sind. Die spielerische Herausforderung stärkt die Geschicklichkeit und das Eigensicherungsvermögen Die Arbeit im offenen Betrieb soll so konzipiert sein, der Kinder und verhindert dadurch das Unfallri- dass die oft spontanen und differenzierten Interes- siko sensäußerungen der Jugendlichen von den Mitarbei- weitgehend. (http://de.wikipedia.org/wiki/ terInnen gemeinsam mit den Jugendlichen struktu- Abenteuerspielplatz, 29.08.2007) riert und umgesetzt werden. Dabei ist eine ständige Orientierung an den Bedürfnissen der BesucherInnen II.1.2. Einrichtungstypen der Offenen Jugendarbeit notwendig. Das Raumangebot muss sich auf multifunktionale Strukturen konzentrieren, wie z. B. Bar, Aufenthalts- Die Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit stellen und Projekt- / Arbeitsräume - je nach Arbeitsschwer- ein notwendiges Werkzeug dar, jungen Menschen punkt der Einrichtung. im Kontext der gesellschaftlichen Wandlungen Frei- In Jugendzentren arbeitet festangestelltes Personal. räume Handlungsmöglichkeiten In erster Linie sind dies Personen mit einer sozialpä- aufzuzeigen, die ihnen das Hineinwachsen, sowie dagogischen Ausbildung. Ein Jugendzentrum unter- eine steht einem Träger (Verein) und hat festgelegte und bereitzustellen, verantwortungsvolle Positionierung in der Welt erleichtern und ermöglichen. Die Entwick- ausgedehnte Öffnungszeiten. lung zu einer freien und selbstbestimmten Person und weiterführend zu einer verantwortungsvollen Die pädagogische Arbeit, die in den Jugendzen- Gesellschaft, gehört zu den Aufgaben der Offenen tren geleistet wird ist außerordentlich vielfältig DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 38 - und hängt vom jeweiligen Konzept der Einrichtung Für die Dauerhafte, zweckmäßige Nutzung solcher ab. Kennzeichnend für alle Jugendzentren ist der Jugendräume ist jedoch Voraussetzung, dass fachli- offene Betrieb. Sämtliche Jugendzentren arbeiten che und organisatorische Betreuung (z.B. durch kom- nach dem Prinzip der Freiwilligkeit, Bedürfnisorien- munale Fachkräfte oder durch ehrenamtliche Mitar- tierung, Selbstbestimmung, Niederschwelligkeit und beiterInnen des Trägers) hinreichend gesichert ist. Partnerschaftlichkeit. Die MitarbeiterInnen sind für Jugendräume finden sich meist dort, wo es noch die Offenheit und die Kontinuität in der Einrichtung keine voll entwickelte Infrastruktur der Offenen Kin- zuständig. Sie bieten Hilfestellung bei der Kontakt- der- und Jugendarbeit gibt (vgl. Pletzer, in: Deinet/ aufnahme zwischen den BesucherInnen und leisten Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S. 359f.). wertvolle Beziehungsarbeit. Sie animieren die BesucherInnen, die bestehenden Angebote zu nutzen und selbst aktiv zu werden. Außerdem kontrolliert das II.1.2.4. Jugendhaus Team die Einhaltung der Hausordnung. Zu differenzieren ist zwischen Jugendzentrum und Jugendhaus. II.1.2.2. Jugendtreffs Ein Jugendhaus kann zusätzlich zum Jugendzentrum verschiedene Jugendeinrichtungen oder Bera- Ein Jugendtreff ist ein Ort der Begegnung, der Unter- tungsstellen beherbergen. Der Arbeitsansatz und haltung und der Orientierung. Er steht den Jugend- Charakter des Jugendzentrums muss aber neben lichen zur Verfügung, um sich zu treffen, auszutau- den anderen Einrichtungen der Offenen Jugendar- schen, Musik zu hören, zu spielen und dergleichen beit und/oder sozialpädagogischen Arbeit im Haus mehr. Notwendig ist das Vorhandensein zumindest gewährt sein! eines Raumes. Der Treff ist meist kleiner als ein Ein Jugendhaus ist in Bezug auf Räumlichkeiten sehr Jugendzentrum, die pädagogische Arbeit beruht gut ausgestattet. So umfasst es Proberäume, mehrere hauptsächlich auf der Beziehungsebene und ist oft Aufenthaltsräume (Fernsehraum, Internetraum usw.), weniger breit gefächert bzw. weniger stark ausge- einen großen Garten für Outdooraktivitäten jegli- prägt als in einem Jugendzentrum. Die MitarbeiterIn- cher Art, Seminar-/ Workshopräume und dergleichen nen sind für die Offenheit und die Kontinuität in der mehr. Die Bezeichnungen Jugendhaus und Jugend- Einrichtung zuständig. Sie bieten Hilfestellung bei der zentrum werden jedoch oft synonym verwendet. Kontaktaufnahme zwischen den BesucherInnen und leisten wertvolle Beziehungsarbeit. Sie animieren die BesucherInnen, die bestehenden Angebote zu nutzen II.1.2.5. Jugendkulturzentren und selbst aktiv zu werden. Außerdem kontrolliert das Team die Einhaltung der Hausordnung. Das Jugendkulturzentrum, ähnlich wie das Soziokulturelle Zentrum soll Jugendlichen den Zugang zu Kultur und Kunst schmackhaft machen und erleichtern sowie in deren Lebensbild einbeziehen. Den II.1.2.3. Jugendraum Jugendlichen bieten sich hier viele Möglichkeiten Ein Jugendraum ist meist selbst verwaltet. Er wird der aktiven Gestaltung. Interkulturelle Arbeit und von Jugendlichen für Jugendliche gemacht und ist geschlechtssensible Arbeit sind zwei wichtige Berei- unbetreut. Sie erhalten meist Unterstützung von che sowohl der soziokulturellen Zentren als auch der den Gemeinden – d.h. finanzielle Hilfe von der Jugendkulturzentren. öffentlichen Hand und die Bereitstellung geeigneter Gemeinsam Musik machen, auf der Theaterbühne Räumlichkeiten. Durch die Bereitstellung solcher Ein- eine ganz neue Rolle spielen, mit der Kamera einen richtungen kann z.B. die Arbeit von Jugendinitiativen Videoclip drehen, eine eigene Webseite gestalten, unterstützt werden. mit Graffitis den Schulhof verändern oder mit einem DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 39 - Jugendzirkus eine Vorstellung auf die Beine stellen eigenen Bildungsanliegen, das sich an der Persönlich- – das können beispielsweise Aktionen sein, an denen keitsentwicklung junger Menschen orientiert (http:// Jungen und Mädchen Begeisterung finden. www.gew.de/Jugendkulturarbeit.html, 29.08.2007). Jungen und Mädchen sind in der Regel mit Begeis- Jugendkulturarbeit terung bei der Sache, wenn es um künstlerische und Schwerpunkten bietet Jugendlichen die Möglichkeit, kulturelle Angebote geht. Aktionen wie diese bieten sich spielerisch, kreativ und aktiv mit der eigenen die Möglichkeit zum entdeckenden Lernen, zum Lebenssituation und der anderer auseinanderzu- Ausprobieren und Experimentieren, Fehler – machen setzen. Sie arbeitet erfahrungsorientiert, selbstbe- - Dürfen und – wichtig und nicht zu vergessen – zu wusstseinsstärkend und präventiv und ist deshalb Spaß und Lebensfreude. Aber es ist nicht allein der wirkungsvoll und nachhaltig (http://www.jugendkult Spaß, der Aktivitäten wie diese so wertvoll macht. urarbeit.com/pageID_3334038.html, 29.08.2007). Neben den kreativen Fähigkeiten erwerben die Her- Ziel einer kulturpädagogischen Arbeit (Kulturpäda- anwachsenden wichtige Schlüsselkompetenzen wie gogik) ist es hingegen Lern- und Bewusstseinspro- Selbstvertrauen, Verlässlichkeit, Teamfähigkeit und zesse zu initiieren. Dabei ist Kulturpädagogik Instru- Durchhaltevermögen. Und genau diese Schlüsselkom- ment, Experimentierfeld, anregungsreicher Raum, in petenzen sind es, die junge Menschen neben einer dem sich Menschen neuen Ideen und Entwicklungen soliden Schul- und Berufsausbildung brauchen, um stellen können. Dem passiven Kulturkonsum wird ihr Leben jetzt und in Zukunft verantwortungsvoll bewusst das eigene aktive schöpferische Tun entge- meistern zu können. Ganztagsschulen bieten Raum gengesetzt. mit ihren unterschiedlichen und Zeit für die kulturpädagogische Arbeit. Dabei hat es sich als sinnvoll und Gewinn bringend für alle Beteiligten erwiesen, dass sich die Schulen dafür II.1.2.6. Jugendcafés Partner suchen. Außerhalb des schulischen Lebens und Lernens hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren Das Jugendcafé ist ein öffentlicher Treffpunkt ohne eine ausdifferenzierte Fachstruktur entwickelt, die Konsumzwang, in dem Getränke und Snacks zu im Arbeitsfeld der kulturellen Kinder- und Jugend- jugendfreundlichen Preisen ausgegeben, antialko- bildung (die Begriffe „Kinder- und Jugendkulturar- holische Getränke wesentlich billiger sind als alko- beit“ sowie „Kulturpädagogik“ werden in der Regel holische, Spirituosen nicht ausgeschenkt werden synonym gebraucht) tätig ist. Vor Ort sind das z.B. und beim Ausschank spezielles Augenmerk auf das Jugendkunst- und Musikschulen, Medienwerkstätten Alter der Konsumierenden gelegt wird. Im Rahmen und Bibliotheken, Kindermuseen und Spielmobile, dieses offenen Raums, wird jungen Menschen eine Musikvereine und Kindertheater. Aber auch die zeitliche, Infra-, und personelle Struktur zur Verfü- „Hochkultureinrichtungen“ wie Opern und Museen, gung gestellt. Für die Erhaltung dieser Offenheit Theater und Orchester gehören zu diesem Netzwerk sorgen die SozialpädagogInnen und schaffen somit und leisten eine qualifizierte kulturelle Kinder- und eine authentische und lebendige Atmosphäre, in der Jugendarbeit. Beziehungsarbeit geschieht. Die meisten Vereine und Einrichtungen in den Städ- Das Jugendcafé kann Ausgangspunkt von weiter- ten und Gemeinden sind geeignete Partner mit lan- führenden Angebote und Aktivitäten sein. Der/die ger Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen. BetreiberInnen des Cafés müssen sowohl Jugend- Sie verfügen über qualifiziertes Personal (Kulturpä- arbeiterInnen als auch KellnerInnen sein. Das Café dagogen, Musikschullehrer, Theaterpädagogen u.a.) sollte sich über den Thekenbetrieb zu einem gewis- mit neuen Ideen, Methoden und Arbeitsweisen, die sen Teil selbst finanzieren. Außerdem sollten neben sich bereichernd auf das gesamte Schulleben aus- dem Cafébetrieb auch jugendrelevante Angebote wirken können. Diese Einrichtungen verstehen sich, (Spiele, Internet, Zeitungen, Infoecke, …) angeboten wie Schulen auch, als Bildungsanbieter mit einem werden. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 40 - II.1.2.7. Selbstverwaltete / autonome Jugendzentren dern und Jugendlichen aus der Umgebung genutzt. Die Frage der Haftung ist ein ständiger Begleiter der Unter dem Begriff selbstverwaltet / autonom wird selbstverwalteten Jugendzentren. In der Steiermark verstanden, dass in dem Jugendzentrum keine werden professionell begleitete Formen der Offenen Sozialpädagogen die Entscheidungsgewalt haben. Jugendarbeit forciert. Stattdessen entscheidet meistens der Thekendienst beziehungsweise der Vorstand oder eine Vollver- Es soll ein Freiraum geschaffen und den Jugendli- sammlung der Jugendlichen über die Verwendung chen die Möglichkeit geboten werden, ihre freie Zeit der Finanzen, basisdemokratisch. In diesem Rahmen selbst zu gestalten und nach ihren Vorstellungen mit können Jugendliche sich selbst und ihre Fähigkeiten Leben zu füllen. Nur wenn sich genügend Jugendli- entdecken. Auch lernen sie die Funktionsweise von che beteiligen und regelmäßig engagieren, können Demokratie kennen, Interessen durchzusetzen, die solche Projekte überleben, da nur Veranstaltungen der anderen zu akzeptieren, und dass nicht allen alles stattfinden, wenn sie von den Jugendlichen selbst gerecht werden kann. Oft fehlen finanzielle Mittel, organisiert worden sind. Dies soll schon früh das Ver- denn die Städte unterstützen solche Einrichtungen antwortungsgefühl der Beteiligten fördern und sie zu nur bedingt (bzw. gar nicht). demokratischem Denken erziehen, da alle Entscheidungen gemeinsam von allen sich am Jugendzentrum In den 1970er Jahren war die Frage der Selbstverwal- beteiligenden Jugendlichen gefällt werden müssen. tung bzw. der Mitbestimmung oft eine der wesentli- Angestrebt werden sollen dabei Entscheidungen im chen Konfliktlinien zwischen den eher auf friedliche Konsens. Kooperation bzw. Koexistenz mit den kommunalen Solche Konzepte zielen darauf ab, dass Jugendliche Autoritäten setzenden und den auf Konfrontation eine „Konsummentalität“ ablegen müssen, da in den setzenden linken Gruppen bzw. einzelnen Jugendli- Zentren nichts geboten wird, was die Benutzer nicht chen. Träger sind in der Regel lokale Initiativen oder selbst initiiert haben. Der Gewinn ist ein maximales eingetragene Vereine. (http://de.wikipedia.org/wiki/ Maß an Gestaltungsfreiheit für die Jugendlichen. Kinder_und_Jugendfreizeiteinrichtung#Selbstverwal Durch den Wegfall an Personal entfallen auch dessen tete_Jugendh.C3.A4user 29.08.2007). Kosten - die gesparten Mittel werden in den Zentren Aus Sicht der Träger und Nutzer von autonomen möglichst direkt in die Freizeitangebote investiert Jugendzentren sind herkömmliche Jugendfreizeit- und zur Subventionierung der Preise, beispielsweise einrichtungen abzulehnen, wenn dort die Freizeit- für Getränke, verwendet. gestaltung von professionellen Kräften organisiert wird, statt sie den Jugendlichen selbst zu überlassen. Befürworter solcher Zentren beklagen mangelnde Gerade dies aber ist Ziel des autonomen Jugendzen- Unterstützung derselben durch viele Kommunen. trums. Diese würden den Jugendlichen die Selbstverwaltung (http://de.wikipedia.org/wiki/Autonomes_Jugend- nicht zutrauen. Selbständiges Denken und Handeln zentrum 29.08.2007). sowie die Erziehung zu basisdemokratischem und hierarchiefreiem Denken werden von staatlichen „Was wir wollen – Freizeit ohne Kontrollen“ war der Stellen abgelehnt. So mussten viele der in den letzten revolutionäre Gedanke, der zur Etablierung selbst- drei Jahrzehnten entstandenen autonomen Jugend- verwalteter Jugendzentren führte. So unterschiedlich zentren von den Jugendlichen regelrecht erkämpft die Einrichtungen, so verschieden auch deren Ziele werden. Teilweise kann ihre Einrichtung als eine und Zielpersonen. So finden sich gut ausgestattete, Befriedungsmaßnahme seitens der lokalen Politik von Gemeinden finanzierte selbstverwaltete Jugend- verstanden werden; sich radikalisierende Jugendliche zentren gleichwohl wie ein Raum mit Sitzgelegenheit. sollten von der Straße in einen, wenigstens teilweise Die Zentren dienen entweder einer bestimmten Cli- kontrollierbaren Bereich konzentriert werden. Sieht que als Zufluchtsort oder sie werden von vielen Kin- die Politik diese Notwendigkeit nicht mehr, werden DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 41 - die Zentren häufig und gegen den Protest der Nutze- professionelle Antwort darauf zu verstehen (http: rInnen wieder geschlossen. Besucher und Unterstüt- //www.amazone.or.at/html/ama00.htm. 29.08.2007). zer der Zentren empfinden dies als staatliche Repression und fühlen sich Verleumdungskampagnen der örtlichen, meist konservativen, Politik und Medien II.1.2.9. Soziokulturelle Zentren ausgesetzt. Soziokulturelle Zentren verfügen oft über ein breites Kritiker solcher Projekte bemängeln, dass die Erzie- Angebot an kultureller Kinder- und Jugendbildung, hung zu frei denkenden und handelnden Menschen verfolgen einen altersübergreifenden Ansatz und in den Zentren real kaum stattfände, da ohnehin nur sind förderthematisch überwiegend bei der Kultur- bereits vorgeprägte, politisch stark bis radikal links förderung angesiedelt. Diese vermitteln kulturelle engagierte Jugendliche die autonomen Jugendzent- und soziale Kompetenzen und erschließen individu- ren besuchten. Weniger oder anders politisierte Men- elle Zugänge zu Kunst und Kultur sowie künstlerisch- schen würden informell ausgegrenzt. Auch gingen handwerkliche Kenntnisse und Ausdrucksmöglichkei- von den Zentren, nach Meinung vieler Kritiker, Straf- ten (Kamp, In: Deinet/ Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, taten wie beispielsweise Sachbeschädigung durch S. 374). Graffiti aus. Der Jugendschutz werde nicht beachtet, was den Gebrauch von Drogen oder Alkohol beträfe. Anfang der 70er entstanden die ersten Soziokulturel- Nebenher entzünden sich Konflikte mit der Kom- len Zentren im Zusammenhang mit den neuen sozi- mune nicht selten an baulichen Mängeln oder an pro- alen Bewegungen. Sie wurden gegründet als selbst- fitablen Plänen mit den entsprechenden Gebäuden verwaltete bzw. oder Bürgerhäuser, vielfach gegen den politischen Grundstücken. (http://de.wikipedia.org/wiki/ Autonomes_Jugendzentrum, 29.08.2007) Kommunikationszentren, Kulturläden Widerstand von Parteien und Kommunalverwaltungen. In ihrer Entstehungsphase wollten Soziokulturelle Zentren Modell sein für andere gesellschaftliche II.1.2.8. Mädchenzentren Arbeits- und Lebensformen. Ihr Selbstverständnis fand Ausdruck in Begriffen wie „Alternativkultur“, Sie sind als öffentlicher, positiv besetzter Raum für „Gegenkultur“ mädchenbezogene Geselligkeit zu verstehen, der zuletzt wurden sie auch durch die ganz persönlichen von den Besucherinnen nach deren Bedürfnissen und Lebensentwürfe und politische Herangehensweisen Wünschen gestaltet wird. Als geschlechtshomogene ihrer Akteure geprägt. Diese wollten „gemeinsam Einrichtungen haben sie Modellfunktion für die Mäd- leben und arbeiten“ und forderten die „Aufhebung chenarbeit. der Trennung von Kopf- und Handarbeit“. Sie streb- und „Gegenöffentlichkeit“. Nicht ten nach Demokratisierung von Kultur und kultureller Warum ein Jugendzentrum „only for girls“: Die Demokratie und forderten Akzeptanz und Gleichbe- räumliche Organisation und Struktur in der Offenen handlung der unterschiedlichsten kulturellen Aus- Jugendarbeit ist erfahrungsgemäß vorwiegend an drucks- und Organisationsformen durch politische den Bedürfnissen von Buben orientiert - ebenso wie Gremien und die Öffentlichkeit. Soziokultur war dem- die inhaltlichen Angebote, die meist ohne Berück- nach Antwort, Reaktion und gelebter Gegenentwurf sichtigung der Geschlechterperspektive geplant und auf bzw. zu einem konsum- und unterhaltungsorien- durchgeführt werden. Die Erfahrung zeigt oftmals, tierten Verständnis von Kultur. dass Versuche zur Installierung mädcheneigener und (http://de.wikipedia.org/wiki/Soziokulturelles_Zen- mädchengerechter Räume in geschlechtergemisch- trum 29.08.2007). ten Jugendzentren scheitern oder deren Sicherstellung immer von neuem mühsam verteidigt werden Heute kann unabhängig von veränderten gesell- muss. Jugendeinrichtungen „for girls only“ sind als schaftlichen Ansprüchen, individuellen Standort- DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 42 - wechseln und plakativen Begrifflichkeiten festgestellt Tanzveranstaltungen, Buchausleihe) und in der Bil- werden, dass sich Soziokulturelle Zentren als Kultur- dungsarbeit und politischen Arbeit (Seminare, Work- träger gesellschaftlich etabliert haben. Sie bieten shops, Bildungsurlaube, Diskussionsveranstaltungen, ihrem Publikum ein genreübergreifendes und lebens- Sprachkurse). Darüber hinaus sind soziokulturelle raumnahes „365-Tage“-Veranstaltungsprogramm, Zentren auch „Dienstleister“ in einem Stadtteil, einer leisten einen Beitrag zur Förderung des künstleri- Stadt oder Region. Sie überlassen kulturell, sozial oder schen Nachwuchses in den Sparten Theater, Musik, politisch tätigen Vereinen, Gruppen und Initiativen Literatur, Film und Bildender Kunst und ermöglichen Räumlichkeiten und technische Infrastruktur in eige- breiten Bevölkerungsschichten die aktive Teilhabe ner Verantwortung, stellen Proben- und Produktions- am kulturellen und politischen Leben. Zu ihrer Arbeit möglichkeiten für Musik- und Theatergruppen sowie gehört die Integration verschiedener Altersgruppen, Ateliers für KünstlerInnen zur Verfügung u.v.m. sozialer Schichten und Nationalitäten, die Unterstüt- Außerdem gehört zu fast allen Einrichtungen ein zung und Förderung von sozialer und politischer offener Kommunikationsbereich mit Gastronomie, Arbeit sowie die Verwirklichung von demokratischen als Teestube, Café, Lokal oder Restaurant. Entscheidungsstrukturen, die Voraussetzung sind (vgl. für die aktive und eigenverantwortliche Beteiligung Zentrum 29.08.2007). http://de.wikipedia.org/wiki/Soziokulturelles_ möglichst vieler Menschen in den Häusern. Offen, flexibel und mit Lust am Experiment versuchen sie auf sich wandelnde gesellschaftliche Anforderungen II.1.2.10. Stadtteiltreffs und Begegnungszentren und Gegebenheiten sowie auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse ihrer BesucherInnen zu reagieren. Diese zeichnen sich durch ziel- und zielgruppenorien- Dies ist ein Grund, warum es „das“ Soziokulturelle tierte Angebote aus und sind oftmals eine Mischform Zentrum nicht gibt. Aus der Vielfalt der individuellen aus Fähigkeiten, der regionalen Traditionen, der jewei- gemeinwesenorientierten Aktivitäten und Einzel- ligen Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch aus fallhilfe. Durch ihre oft problemorientierten Ansätze der unterschiedlichen MitarbeiterInnenstruktur und ist eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit der sozialen und altersmäßigen Zusammensetzung anderen Institutionen, Beratungsstellen sowie die der NutzerInnen hat sich eine heterogene Zentren- pädagogische Ausbildung und Schulung des Perso- Landschaft entwickelt, die sich einer abschließenden nals besonders wichtig. aufsuchender Jugendarbeit, Gruppenarbeit, Verallgemeinerung entzieht. Der Stadtteiltreff ist ein sozialer Ort – er ist gemütlich Mit unterschiedlicher Akzentuierung betätigen sich gestaltet, so dass Menschen sich dort treffen können, soziokulturelle Zentren heute vor allem in der Kin- um sich auszutauschen, um zu spielen aus Spaß an der der- und Jugendarbeit (Kinderläden, offener Bereich, Freude und um Pläne für die Zukunft zu schmieden. Hausaufgabenhilfe, Kreativkurse, Ferienfreizeiten, Das Berufsvorbereitung Beratung, Arbeitsgruppen im Stadtteil. Der Stadtteilladen ist Beschäftigungsprojekte, offene Werkstätten), in der eine Anlaufstelle für unterschiedliche Probleme und Stadtteilarbeit Stadtteilfeste, Bedürfnisse: Von Aufenthalt über Arbeitslosigkeit stadtentwicklungspolitische Initiativen, Zusammen oder Probleme bei der Arbeit, aber auch der Unter- arbeit mit BürgerInnen-Initiativen, Vereinen und kunft oder Kinderbetreuung. Allgemein geht es um Schulen), in der Programm- und Veranstaltungsarbeit alle Bedürfnisse des täglichen Lebens, die durch nach- (Theater, Kabarett, Musik, Ausstellungen, Lesun- barschaftliche Hilfe besser befriedigt und bewältigt gen, Kino, Disco- und Tanzveranstaltungen) - auch werden können (vgl. http://www.kritischebildung.de/ jeweils für bestimmte Zielgruppen, mit Angeboten site/index.php?id=182, 29.08.2007). und -ausbildung, (Stadt(teil)-Zeitung, Stadtteilprojekt informiert auch über die für SeniorInnen (Kreativ- und Gesundheitsvorsorgekurse, soziale Versorgung, Geschichtswerkstätten, DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 43 - II.1.2.11. Container, Bauwagen und Hütten • Kinder- und Jugendberatung als psychosoziale Die Suche nach gemeinsamen Treffpunkten ist für • Kinder- und Jugendarbeit als Unterstützungs Beratung Kinder und Jugendliche Normalität. Für kleinere Gruppen und Cliquen bietet der Container oder arbeit (Support) • Ansätze der mobilen Tätigkeiten (v.a. Begleitung) ähnliche bautechnische Gebilde hierzu die passende Lösung. Die Begleitung der Jugendlichen kann opti- Die Beratungstätigkeit in Einrichtungen der Offenen mal über Mobile oder Aufsuchende Jugendarbeit Kinder- und Jugendarbeit unterscheidet sich aber mit erfolgen. Ihrem Ziel von speziellen Beratungseinrichtungen. Professionelle, lösungsorientierte Beratung erfordert spezielle Qualifikationen von den MitarbeiterInnen. II.1.2.12. Initiativgruppen Die Niederschwelligkeit ist ein Vorteil in der OffeInitiativgruppen formieren sich als Gruppen von Kin- nen Kinder- und Jugendarbeit und ermöglicht einen dern und Jugendlichen, die sich regelmäßig treffen unmittelbaren Zugang zu Kindern und Jugendlichen und Aktivitäten eher spontan planen. Sie stehen in ihrem Alltagsgeschehen. Wichtig ist jedoch, die meist unter der Leitung eines/r Jugendarbeiters/in eigenen beraterischen Möglichkeiten in der Offenen oder einer im Kinder- und Jugendbereich engagierten Kinder- und Jugendarbeit richtig einzuschätzen. Die bzw. dafür qualifizierten Person. Die Treffen können Weitervermittlung und Begleitung zu anderen, not- inhaltlicher, gesellschaftlicher oder handlungsorien- wendigerweise professionellen Einrichtungen und tierter Natur sein – entsprechend den Vorstellungen die Zusammenarbeit mit ihnen gehört daher zu einer und Wünschen der Gruppe. Das Vorhandensein eines der Aufgaben der Offenen Kinder- und Jugendarbeit fixen Raumes ist nicht unbedingt von Nöten. (vgl. Schneebauer 2001, S. 89f.). II.1.3.2. Fachstellen II.1.3. Zusammenarbeit im Netzwerk Fachstellen sind Informations-, Kontakt- und Vermittlungsstellen, die Beratung, Fortbildung sowie II.1.3.1. Beratungs- und Informationszentren Projekte in ihrem Kompetenzbereich anbieten. Sie sind grundsätzlich für alle zugänglich. Des Weiteren Basierend auf der Beziehungsstruktur sind die Mitar- betreiben Fachstellen Vernetzung und Qualitätssiche- beiterInnen offener Einrichtungen oder Infostellen rung. Sie sind größtenteils als Vereine oder GmbHs Ansprechpersonen für verschiedene Anliegen der organisiert und werden meist von der Öffentlichen jugendlichen BesucherInnen. Information und Bera- Hand subventioniert. Ihre Angebote und Serviceleis- tung kann neben der täglichen Kommunikation ver- tungen können durchaus kostenpflichtig ausfallen. schiedene Auskünfte beinhalten und auch psychosoziale Arbeit bei spezifischen Problemlagen bedeuten. Informations- und Beratungstätigkeiten sind nicht II.1.3.3. Strukturen der Kinder- und nur problemorientiert, sondern beziehen auch das Jugendbeteiligung soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen und ihre Ressourcen mit ein. Für viele Städte und Gemeinden ist die Beteiligung Die verschiedenen Dimensionen von Beratung: von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Diskussion um eine bürgerorientierte Kommunalent- • Beratung Kinder und Jugendlicher als Informa- wicklung ein wichtiges Thema geworden. tion, Auskunft, Ratgebung DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 44 - Wenn Kinder- und Jugendliche aktiv an der Gestal- Die Jugendlichen können entweder gewählt werden, tung ihrer Umgebung teilhaben, wenn sie bei Ent- von den anderen Jugendlichen entsandt werden oder scheidungen, die sie und ihr Umfeld betreffen, mit- der Zugang zum Kinder- und Jugendgemeinderat ist reden, mitgestalten und mitbestimmen, dann tragen generell offen für alle Interessierten. Zum anderen sie zur Stärkung von demokratischen Strukturen bei. zählen auch die gesetzlichen Maßnahmen zur Einbin- Für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen dung der Jugendlichen in die kommunalpolitischen gibt es zahlreiche rechtliche Grundlagen, beispiels- Entscheidungsprozesse zu dieser Gruppe, wie die weise die Kinderrechtskonvention der Vereinten Wahlaltersenkung auf 16 Jahre oder die Bestellung Nationen, die Agenda 21, das Weißbuch Jugend der eines/r Kinder- und Jugendbeauftragten. Europäischen Union, die EU-Equal-Programm-Leitlinien und die Europäische Charta des Europarates zur (vgl. www.invo.at) Beteiligung junger Menschen auf kommunaler und regionaler Ebene. (www.partizipation.at) Für jede Gemeinde bzw. jedes Projekt bieten sich andere Beteiligungsformen an. Grundsätzlich kann man zwischen 3 Grundformen unterscheiden: II.1.4. Ausblick Projektbezogene Formen: Es bleibt festzuhalten, dass klassische Einrichtungen Dabei handelt es sich im Allgemeinen um Aktivitäten, der Offenen Kinder- und Jugendarbeit früher oder die sich um relativ zeitnahe Lösungen für überschau- später zu einem Auslaufmodell werden. Der inter- bare und abgrenzbare Probleme bzw. konkrete Pla- nationale Trend zielt auf eine Überschneidung der nungsvorhaben bemühen. Einrichtungen und deren Angebote ab. Die klar abge- Beispiele: die Planung eines Jugendzentrums, das grenzten Einrichtungen erscheinen in der sich ständig Erstellen eines Verkehrskonzepts mit Kindern und verändernden Gesellschaft und deren Bedürfnissen Jugendlichen oder die Gestaltung eines Spiel- und als zu starr. Die Arbeitsfelder (Sozialpädagogik, Sportplatzes. Sozialarbeit, Offene Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Kulturarbeit) überschneiden und ergänzen sich Offene Formen: (konvergieren). Die Konvergenzthese besagt jedoch Offene Formen sind Modelle, die jungen Menschen nicht die Aufgabe, Auflösung bzw. Verschmelzung die Möglichkeit geben, ihre Meinung gegenüber der Bereiche, sondern eine Zusammenentwicklung Politik, Verwaltung oder Medien zu artikulieren. von Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Richtung Diese Meinungsäußerung kann über ein persönliches zunehmender Übereinstimmung unter Berücksichti- Gespräch, aber auch über Umfragen oder Studien gung ihrer Eigenständigkeit und Eigenart. Die Teil- erfolgen. Ein wichtiges Merkmal von offenen Beteili- bereiche kann man in dem Begriff „Soziale Arbeit“ gungsformen besteht darin, dass keine Verpflichtung zusammenfassen (vgl. Johannes Schilling 1997, Soziale zu Regelmäßigkeit für die Kinder und Jugendlichen Arbeit, S. 176f.). besteht. Beispiele: Jugendforen, BürgermeisterInnensprechstunden, Jugendstudien, Internetabstimmung durch Jugendliche oder Jugendstammtische. Parlamentarische und ähnliche Beteiligung: Hier findet man zum einen Modelle direkter Beteiligung, die durch Kontinuität und formale Strukturen ähnlich denen von Erwachsenen gekennzeichnet sind, zum Beispiel Kinder- und Jugendgemeinderäte. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 45 - II.2. TrägerInnenschaften der Förderbeträge sowie die Zuständigkeiten der Förderstellen sind je nach Einrichtungstypen sehr unterschiedlich gestaltet. Eine Klärung der Förderungenstrukturen würde die II.2.1. Formen der TrägerInnen Kontinuität, Professionalität und die Rahmenbedingungen des Arbeitsfeldes ungemein stärken. Oft Die Offene Kinder- und Jugendarbeit wird in der Stei- wird von den einzelnen Einrichtungen zusätzlich ermark meist von kleinen privaten (Vereinen) oder durch Projektarbeiten und kommerzielles Sponsoring öffentlichen TrägerInnen (Gemeinden) organisiert. In versucht, das Budget aufzubessern. den letzten Jahren steigt die Tendenz zu landesweit tätigen privaten TrägerInnenorganisationen (Vereine, GmbHs). Die Hauptaufgabe der TrägerInnen beruht auf der II.3. MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Schaffung von räumlichen und organisatorischen Strukturen, finanziellen Ressourcen und der Aus- Die Professionalisierung in der Offenen Kinder- und wahl und der Anstellung von MitarbeiterInnen (vgl. Jugendarbeit hat sich großteils in den 70er und 80er Schneebauer 2001, S. 42). Jahren vollzogen. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit geworden, dass überwiegend hauptamtliche Die TrägerInnenorganisationen in der Steiermark MitarbeiterInnen im Arbeitsfeld beschäftigt sind. sind folgendermaßen organisiert: Meist wird für diese berufliche Tätigkeit nicht mehr nur eine entsprechende Gesinnung oder Identifikation mit den Zielen des/der jeweiligen TrägerIn son- • Private TrägerInnen: Initiativ- dern eine einschlägige Ausbildung erwartet. Trotz gruppen gründen selbst einen TrägerInnenver- dieser offensichtlichen Professionalisierung und einer ein. Auch landesweit tätige Vereine oder GmbHs dadurch einhergehenden Qualitätssteigerung im übernehmen vermehrt TrägerInnenschaften. Diese Bereich Offener Kinder- und Jugendarbeit sind viel- übernehmen, von Gemeinden, Interessensgemein- fach immer noch geringschätzige Meinungen über schaften oder Initiativgruppen beauftragt, die dieses Handlungsfeld anzutreffen. Die Interessensgemeinschaften oder TrägerInnenschaften für die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit oder bieten sie Die MitarbeiterInnen der Offenen Kinder- und diesen an. Jugendarbeit sind in einem diffus strukturierten und hochkomplex angelegten pädagogischen Handlungsfeld tätig (vgl. Schneebauer 2001, S. 45). • Öffentliche TrägerInnen: Die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden von Ortsgemeinden, Marktoder Stadtgemeinden getragen. II.3.1. Gender Mainstreaming Gender Mainstreaming zielt auf das Bemühen um II.2.2. Finanzierung der TrägerInnen Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit als Querschnittsaufgabe, also auf die Veränderung des Die Finanzierung der TrägerInnenvereine im Bereich Geschlechterverhältnisses ab. Sowohl den Definiti- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wird groß- onen des Europarates (1998) als auch des ESF (EPPD teils von der öffentlichen Hand getätigt. Diese sind Ziel 3 2000-2006) zufolge ist Gender Mainstreaming das Land Steiermark, die steirischen Gemeinden, einerseits Strategie und Methode und andererseits Abteilungen des Bundesministeriums sowie EU- Grundlage für Zieldefinitionen. Gender Mainstrea- Förderprogramme. Die anteilsmäßige Aufteilung ming steht für ein gesellschaftspolitisches Vorhaben, DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 46 - das auf strukturelle Veränderungen abzielt. Für die sehen von der Sensibilisierung und Schulung ist auch Organisationen der Jugendarbeit hat die Anwen- die Einbindung der MitarbeiterInnen in die Entwick- dung von Gender Mainstreaming demnach sowohl lung und Anwendung der Verfahren und Methoden Auswirkungen auf die pädagogischen Konzepte und zur Umsetzung von Gender Mainstreaming zentral. Methoden als auch auf die Organisationsentwicklung (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, Familie und und Personalplanung. Jugend; Fünfter Bericht zur Lage der Jugend in Österreich – 2007, S. 42). Gender Mainstreaming auf der Organisationsebene: Grundprinzip von Gender Mainstreaming ist, dass alle II.3.2. Qualifizierung AkteurInnen in ihrem jeweiligen Verantwortungsund Tätigkeitsbereich für die Umsetzung zuständig Eine multiprofessionelle Qualifizierung der Mitarbei- sind. Von der Konzeption her soll Gender Mainstrea- terInnen stellt einen wichtigen Punkt im sozialpäda- ming als „Top-down“-Ansatz von der Führungsebene gogischen Handlungsfeld der Offenen Kinder- und ausgehend alle Organisationsebenen durchdringen Jugendarbeit dar, um professionell und zielgrup- und dazu führen, dass alle MitarbeiterInnen diese penorientiert arbeiten zu können. Das komplexe Strategie anwenden. Dazu sind allerdings sowohl die Arbeitsfeld erfordert von den MitarbeiterInnen entsprechenden Kompetenzen als auch Ressourcen umfangreiche notwendig, da es sonst beim formalen Bekenntnis Unterschiedlichste Ausbildungen und Zusatzquali- bleibt. Zur tatsächlichen Umsetzung von Gender fikationen aus der sozialen Arbeit sind in der Praxis Mainstreaming braucht es eine verbindliche Ver- anzutreffen. fachliche Handlungskompetenzen. pflichtung und Aufträge. Dazu zählen Zielvorgaben sowohl für die Gesamtorganisation als auch für die Verschiedene Ausbildungen im Arbeitsfeld: verschiedenen Arbeitsbereiche und eine Integration des Prinzips in die jeweiligen Tätigkeitsprofile und • Universitätsstudium im pädagogischen oder Arbeitsaufgaben aller MitarbeiterInnen. Angebote können z.B. extern zugekauft werden oder durch • Fachspezifische Universitätslehrgänge interne Gender - ExpertInnen vermittelt werden • Fachhochschulen für soziale Arbeit (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, Familie und • Pädagogische Akademien und deren Jugend; Fünfter Bericht zur Lage der Jugend in Öster- reich – 2007, S. 41f.). • Fachspezifische Akademielehrgänge und Die Ebene der MitarbeiterInnen: psychologischen Bereich Nachfolgeformen deren Nachfolgeformen • Kolleg für Sozialpädagogik • Hochschullehrgang Jugend- und Soziokultur Die MitarbeiterInnen in der Jugendarbeit spielen eine arbeit zentrale Rolle in der Umsetzung von Gender Mainstreaming. Voraussetzung für die Umsetzung von Ein entscheidender Punkt im Bereich des Ausbil- Gender Mainstreaming ist, dass die MitarbeiterInnen dungsgrades der MitarbeiterInnen in der Offenen über Genderkompetenz verfügen, d.h. über das not- Kinder- und Jugendarbeit stellen sicherlich die Mög- wendige Wissen zu Fragen der Gleichstellung, aber lichkeiten der angebotenen Aus- und Weiterbildung auch ein Bewusstsein über das eigene Rollenverhal- dar. Die Möglichkeiten sind vor allem auch deshalb ten, da diesbezügliche Fragen sehr stark mit persön- wichtig, da auch viele QuereinsteigerInnen in diesem lichen Werthaltungen verbunden sind. Ansatzpunkte Arbeitsfeld anzutreffen sind. Durch spezielle Aus- und sind daher die laufenden Fort- und Weiterbildungen Weiterbildungsmöglichkeiten kann die Qualität der wie auch die Ausbildungspläne der zukünftigen Arbeit erhöht werden, um so den speziellen Anfor- MitarbeiterInnen (vgl. Meyer/Ginsheim 2002). Abge- derungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 47 - besser gerecht werden zu können (vgl. Schneebauer Zulagen: 2001, S. 46). o Nachtarbeit Notwendig sind auch psychologisch/sozialpädagogisch o Überstunden und Mehrstunden ausgebildete MitarbeiterInnen, die in der Lage sind, o Sonn- und Feiertagszuschläge die MitarbeiterInnen ohne einschlägige Ausbildung o Leitungs- und Funktionszuschläge (QuereinsteigerInnen, ehrenamtliche MitarbeiterInnen, PraktikantInnen und Zivildiener) anzuleiten und die Teambildung und -entwicklung zu begleiten (vgl. • Öffentliche Träger: Schoibl 1997, S. 72). Die Entlohnung der MitarbeiterInnen erfolgt über MitarbeiterInnen ohne fachspezifische Ausbildung, das Gemeindelohnschema. Die Einstufung in das die in diesem Arbeitsfeld verweilen möchten, müs- Gemeindelohnschema erfolgt über die Arbeits- sen sich in einen einschlägigen Ausbildungsprozess platzbeschreibung, das Stellenprofil und die Qua- begeben. lifikation der MitarbeiterInnen. Bei Neuanstellung sind die Vordienstzeiten zu berücksichtigen. Die Entlohnung setzt sich aus dem Ist - Lohn sowie den II.3.3. Entlohnung anfallenden Zulagen, die über das Stellenprofil zu definieren sind, zusammen. Je nach TrägerInnenschaften sind die Entlohnungsschemen über unterschiedliche Kollektivverträge Zulagen: für die MitarbeiterInnen geregelt. Die Entlohnung setzt sich aus dem Ist - Lohn sowie den anfallenden o Nachtarbeit Zulagen, die über das Stellenprofil zu definieren sind, o Überstunden und Mehrstunden zusammen. o Sonn- und Feiertagszuschläge o Leitungs- und Funktionszuschläge • TrägerInnen: Über die Satzung am 1. Mai 2006 hat für MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und Jugend- II.3.4. Berufsbild / Anforderungen an die MitarbeiterInnen arbeit der BAGS – Kollektivvertrag bundesweit Gültigkeit. Ausgenommen sind MitarbeiterInnen die in einer anderen Kollektivvertragsregelung Berufsbild beschäftigt sind. Die Einteilung in die Verwendungsgruppen erfolgt über die Arbeitsplatzbe- Das komplexe Arbeitsfeld erfordert von den Mit- schreibung, das Stellenprofil und die Qualifikation arbeiterInnen umfangreiche fachliche Handlungs- der MitarbeiterInnen. Bei Neuanstellung sind kompetenzen. Unterschiedlichste Ausbildungen und die Vordienstzeiten zu berücksichtigen. Die Ent- Zusatzqualifikationen aus der sozialen Arbeit sind in lohnung setzt sich aus dem Ist - Lohn sowie den der Praxis anzutreffen. Aus diesem Grund ist es nicht anfallenden Zulagen, die über das Stellenprofil zu leicht aber notwendig, ein passendes Berufsbild für definieren sind, zusammen (vgl. BAGS – Kollektiv- die Offene Kinder- und Jugendarbeit zu entwickeln. vertrag 2006, S. 17). Ein Berufsbild muss einerseits eine klare Strukturierung des Arbeitsfeldes beinhalten, ohne anderseits die Offenheit auszuschließen. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 48 - Das in der Steiermark bestehende Berufsbild des/der gebraucht als OrganisatorInnen, Projektmananager Jugend- und Freizeitpädagogen/-pädagogin wird Innen, BeraterInnen, KoordinatorInnen zwischen den diesem Bedürfnis nur unzureichend gerecht. verschiedenen Instanzen wie beispielsweise Vereinen, Die Koppelung des Berufsbildes an eine bundesweit Schulen und Gemeinden, EinrichtungsplanerInnen, gültige Grundausbildung für das Arbeitsfeld, die wei- VerwalterInnen von Fördermitteln und bei Bedarf als terführend in artverwandte Handlungsfelder anre- EinzelfallberaterInnen und StreetworkerInnen (vgl. chenbar ist, erscheint aus diesem Grund sinnvoll und Müller; in: Deinet/ Sturzenhecker(Hrsg.) 2005, S. 50). notwendig. Diverse bundesweite Arbeitskreise entwickeln dahingehend Konzepte, die diesen Bedürfnissen des Arbeitsfeldes gerecht werden. Anforderungen an die MitarbeiterInnen II.3.5. Arbeitsplatzbeschreibung/ Stellenprofil Die MitarbeiterIn steht hinter der Bar einer Kinder- Das komplexe Arbeitsfeld erfordert von den Mitar- und Jugendeinrichtung, gibt Speisen und Getränke beiterInnen umfangreiche fachliche Handlungskom- aus, bedient gegebenen Falls die jugendlichen Gäste, petenzen. Darum ist es so wichtig, eine ausdifferen- unterhält sich mit ihnen, spielt Billard, hört Musik, zierte Arbeitsplatzbeschreibung zu erstellen, um organisiert Veranstaltungen mit den Kindern und daraus ein klares Stellenprofil zu entwickeln. Eine Jugendlichen etc. Es mag der Endruck entstehen, dass unklare Auftragsformulierung ist nicht nur für eine/ das Arbeiten in Einrichtungen der Offenen Kinder- n TrägerIn problematisch sondern setzt sich in den und Jugendarbeit ein toller Beruf ist, weil man fürs Organisationsstrukturen fort. „Nichtstun“ bezahlt wird und diese Tätigkeit wohl Darunter leiden nicht nur die Qualität der Arbeit jeder machen könnte. Tatsächlich ist es aufgrund der sondern vor allem die einzelnen MitarbeiterInnen in verschiedenen Ansätze und des breiten Spektrums an ihrem Handlungsfeld. Unklarheit und Unsicherheit Aufgaben sehr schwierig, ein genaues Anforderungs- bei den Strukturen und Methoden sind unweigerlich profil für in der Kinder- und Jugendarbeit Tätige zu die Folge. erstellen (vgl. Schneebauer, 2001, S. 46). Da das Arbeitsfeld eine enorme Weite hat, sind die Allgemein erscheinen jedoch unter vielen anderen Grenzen dessen, was möglich bzw. was notwendig die Punkte Konfliktfähigkeit, erhöhte Kontakt- und ist, genau zu beschreiben. Es muss daher zwischen Kommunikationsfähigkeit Teamfä- AuftraggeberIn und der Einrichtung eine klare Zielde- higkeit eine besondere Bedeutung in diesem Hand- finition geben, um den MitarbeiterInnen eine präzise lungsfeld zu haben - wie noch darzustellen sein Arbeitsplatzbeschreibung und ein klares Stellenprofil wird. Die auch in den „Grundlagen der Offenen vorlegen zu können. und spezielle Kinder- und Jugendarbeit“ angeführten Aufgaben und Methoden innerhalb dieses sozialpädagogischen In der Arbeitsplatzbeschreibung soll die Verpflich- Arbeitsfeldes zeigen, welche spezifischen Kenntnisse tung zur Fort-, Weiterbildung und Supervision fest- man mitbringen bzw. sich aneignen muss, um den geschrieben sein, da das Arbeiten in dem komplexen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden zu Arbeitsfeld eine ständige Weiterentwicklung benö- können (vgl. Schneebauer, S. 46). tigt. Des Weiteren hat eine Ausdifferenzierung der Arbeit in direkte und indirekte Arbeit zu erfolgen, Ihr Bezugfeld sind aber nicht nur die Kinder und die im Verhältnis von 2/3 zu 1/3 zu stehen hat. Die Jugendlichen, sondern auch die handelnden Perso- indirekte Arbeitsleistung sind Vorbereitungen, Proto- nen im Umfeld, in den Gemeinden, des Stadtteils kollierungen, Fortbildungen, usw. und in der Region. Die MitarbeiterInnen sind deshalb mehr als sozialpädagogisch Tätige. Sie werden auch DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 49 - II.3.6. Team begrenzt und thematisch genau beschrieben (vgl. Eichner, In: Deinet, Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S. 39). Team und Teamarbeit sind für das Arbeitsfeld der Gerade für themenzentrierte Angebote, Projektarbei- Offenen Kinder- und Jugendarbeit ein wesentlicher ten und Workshops sind Fachhonorarkräfte unerläss- Bestandteil. Ein gutes Team ist ein multiprofessionel- lich und effizient einzusetzen. les Team. Es zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es aufgaben-, situations- und problembezogen (was die pädagogischen Aufgaben betrifft!) orien- II.3.7. Supervision tiert ist – und nicht primär seine eigenen Probleme und Interessen im Sinn hat, also aufgabenbezogen Die Arbeit in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und nicht selbstbezogen agiert (Eichner; In: Deinet, benötigt hohes persönliches Engagement und große Sturzenhecker (Hrsg.) 2005, S. 46). Belastbarkeit. Supervision bietet in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit: • Die Teambildung aus verschiedenen, einschlägig qualifizierten MitarbeiterInnen ist ein wesentli- • das eigene berufliche Handeln zu reflektieren, cher Gesichtspunkt, um die Struktur und Qualität in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu ver- • neue Sichtweisen zu integrieren, bessern (vgl. Schoibl 1997, S. 72). • Handlungsalternativen zu finden. • Die Möglichkeit, das eigene Handeln mit den KollegInnen zu reflektieren, stellt einen wichtigen Supervision trägt dazu bei, dass persönliche und Qualitätsaspekt in der Teamarbeit dar. berufliche Flexibilität sowie Freude an der Arbeit erhalten bleiben noch bevor ein Handlungsbedarf • Notwendig sind auch psychologisch / sozialpäda wegen akuter Probleme oder Konflikte entsteht. gogisch geschulte MitarbeiterInnen, die in der Damit ist sie eine notwendige Ergänzung zu rein Lage sind, die MitarbeiterInnen ohne einschlägige inhaltlich-methodischen Ausbildung anzuleiten und die Teambildung und Supervision ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der Entwicklung zu begleiten (vgl. Schoibl 1997, S. 72). Effizienz- und Qualitätsdiskussion des Arbeitsfeldes • Mindestens zwei MitarbeiterInnen in den Einrich- Fortbildungsangeboten. der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. tungen: Es ist für die sozialpädagogische Arbeit Da es beim Thema Effizienz und Qualität beruflichen notwendig, dass gleichzeitig mindestens zwei Handelns in erster Linie um funktionierende Koope- MitarbeiterInnen anwesend sind. Dieses ist für ration und Kommunikation von Menschen in Orga- eine realistische Zielumsetzung unerlässlich und nisationen geht, wird Supervision als professionelle für den Aufbau von tragbaren Beziehungen unbe- berufliche Beratungsform zunehmend eingesetzt. dingt notwendig (vgl. Stadtjugendring Kempten In der Supervision können Entwicklungswünsche, 2000, S. 13). Fragen und Probleme beruflichen Handelns thematisiert und reflektiert sowie Lösungswege erschlossen • Zur Sicherstellung der notwendigen geschlechts- werden, die die Handlungskompetenz im Praxisfeld sensiblen Arbeit ist die Zweigeschlechtlichkeit des erweitern. Teams auf jeden Fall erforderlich! Laut BAGS – Kollektivvertrag (2006, S. 20) haben MitarbeiterInnen in pädagogischen Arbeitsbereichen Honorarkräfte: Anspruch auf Supervision. Auf Honorarbasis mitarbeitende Fachkräfte sind häu- • Den MitarbeiterInnen sollte je nach Bedarf ausrei- fig in Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugend- chend Supervision vom Träger / von der Trägerin arbeit anzutreffen. Ihre Aufgaben sind meist zeitlich zur Verfügung gestellt werden. Die Supervision ist DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 50 - als Arbeitszeit zu rechnen, auch allfällige Anreise- Offenen Kinder- und Jugendarbeit besser gerecht wer- kosten sind zu vergüten. den zu können (vgl. Schneebauer, 2001, S. 46). • Bei schwierigen Arbeitsverhältnissen und auf Auch die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in der Wunsch der MitarbeiterInnen ist Supervision in Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie Funktionär größerem Ausmaß zu stellen. Innen in TrägerInneneinrichtungen und/oder örtlicher Kinder- und Jugendpolitik sollen Zugang zu allgemei- • Auch für ehrenamtliche MitarbeiterInnen muss es die Möglichkeit geben, Supervision in Anspruch nen bzw. spezifischen Fort- und Weiterbildungsangeboten haben. nehmen zu können. II.3.8. Fort- und Weiterbildung II.3.9. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen, PraktikantInnen, Zivildiener Unabhängig davon, wie die multiprofessionellen Ehrenamtliche Teams zusammengestellt sind, sind die berufliche und Zivildiener können als zusätzliche Unterstützer Weiterbildung und die Förderung von Qualifikati- Innen mitgerechnet werden, wenn ihre Mitarbeit onsschwerpunkten unbedingt notwendig. Das ist auf kontinuierlich erfolgt. Sie dürfen nicht als Ersatz für der einen Seite im Interesse der TrägerInnen und der die angestellten MitarbeiterInnen eingesetzt wer- MitarbeiterInnen und auf der anderen Seite im Sinne den, da ihnen nicht die volle Verantwortung und einer gezielten Weiterentwicklung der Angebotsviel- Haftung übertragen werden kann. Ehrenamtliche falt (vgl. Schoibl 1997, S. 73). MitarbeiterInnen können nicht alle Aufgaben durch- MitarbeiterInnen, PraktikantInnen führen. Es ist eine hauptamtliche Leitung, Betreuung Laut BAGS - Kollektivvertrag wird unter Fort- und und Koordination notwendig. Weiterbildung die Verbesserung oder Vertiefung der Qualifikation in der bereits ausgeübten beruflichen Ehrenamtliche MitarbeiterInnen können als zusätz- Tätigkeit verstanden (BAGS – Kollektivvertrag, S. 19). liche UnterstützerInnen mitgerechnet werden, wenn ihre Mitarbeit kontinuierlich erfolgt. Sie dürfen nicht Bei angeordneten Fortbildungsmaßnahmen sind alle als Ersatz für die angestellten MitarbeiterInnen einge- anfallenden Kosten von der Arbeitgeberin / vom Arbeit- setzt werden, da ihnen nicht die volle Verantwortung geber zur bezahlen. Bei Fortbildungsmaßnahmen, die und Haftung übertragen werden kann. Ehrenamtliche zwischen ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn (Einstu- MitarbeiterInnen können nicht alle Aufgaben durch- fung im BAGS – Kollektivvertrag) vereinbart werden, führen. Es ist eine hauptamtliche Leitung, Begleitung ist vor Antritt der Bildungsmaßnahme Einvernehmen und Koordination notwendig. hinsichtlich der Kostentragung und der Zeitabgeltung herzustellen (BAGS – Kollektivvertrag, S. 19). Fachliche Anerkennung: Qualifizierte ehrenamtliche Tätigkeiten sind als Dienstzeiten anzurechnen und als Ein entscheidender Punkt im Bereich der Qualifizie- Berufserfahrung zu sehen. Dienstzeugnisse sind auch rung von MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und im ehrenamtlichen Bereich auszustellen. Jugendarbeit stellen sicherlich die Möglichkeiten der angebotenen Aus- und Weiterbildung dar. Die Mög- Begleitung von Ehrenamtlichen: Notwendig sind auch lichkeiten sind vor allem auch deshalb wichtig, da auch psychologisch/sozialpädagogisch geschulte Mitarbei- viele QuereinsteigerInnen in diesem Arbeitsfeld anzu- terInnen, die in der Lage sind, die ehrenamtlichen treffen sind. Durch spezielle Aus- und Weiterbildungs- MitarbeiterInnen möglichkeiten kann die Qualität der Arbeit erhöht anzuleiten und die Teambildung und -entwicklung zu werden, um so den speziellen Anforderungen in der begleiten (vgl. Schoibl 1997, S. 72). ohne einschlägige Ausbildung DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 51 - Fort- und Weiterbildung: Auch die ehrenamtlichen II.4. Finanzierung MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie Funktionäre/innen in Trägereinrichtungen und/oder örtlicher Kinder- und Jugendpolitik II.4.1. Finanzierungssicherung müssen Zugang zu allgemeinen bzw. spezifischen Fort- und Weiterbildungsangeboten haben. Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind Non Profit – Organisationen, das heißt, die Ein- Supervision: Auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen richtungen erwirtschaften nur einen geringen Anteil müssen die Möglichkeit haben, eine Supervision in des jährlich benötigten Budgets. Die TrägerInnen der Anspruch nehmen können. Einrichtungen müssen daher fast die gesamten benö- PraktikantInnen und Zivildiener sind als Unterstüt- tigten finanziellen Mittel in das Jahresförderungs- zung und nicht als volle Arbeitskräfte zu sehen! Sie budget kalkulieren. dürfen nicht als Ersatz für die angestellten Mitarbei- Folgende Kosten müssen gedeckt sein: terInnen eingesetzt werden, da ihnen nicht die volle Verantwortung und Haftung übertragen werden • Personalkosten für die MitarbeiterInnen, eventu- kann! Es ist eine hauptamtliche Leitung, Begleitung elle Honorarkräfte, FachreferentInnen; Kosten für und Koordination notwendig. Supervision, Fort- und Weiterbildung, Fahrtgeld, Bildungsreisen, Fachtagungen Fachliche Anerkennung: Qualifizierte ehrenamtliche Tätigkeiten sind als Dienstzeiten anzurechnen und als • Miete und Betriebskosten: Miete, Heizung, Berufserfahrung zu sehen. Dienstzeugnisse sind auch Betriebskosten, Strom, Telefonkosten, Reinigung, im ehrenamtlichen Bereich auszustellen. Reparaturen, Neuanschaffung von Möbeln, Geräte, Renovierungsarbeiten Begleitung von Ehrenamtlichen: Notwendig sind auch psychologisch/sozialpädagogisch geschulte MitarbeiterInnen, die in der Lage sind, die ehrenamtli- • Sachmittel für die Ausstattung und Verbrauchs material der Einrichtung chen MitarbeiterInnen ohne einschlägige Ausbildung anzuleiten und die Teambildung und -entwicklung zu begleiten (vgl. Schoibl 1997, S. 72). • Mittel für Aktionen und Programme: Veranstaltungen, die aus dem Betrieb der Einrichtungen entstehen Fort- und Weiterbildung: Auch die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in der Offenen Kinder- und Jugend- Weiters benötigt die Offene Kinder- und Jugendar- arbeit sowie FunktionärInnen in Trägereinrichtungen beit finanzielle Ressourcen, die auch eine Umsetzung und/oder örtlicher Kinder- und Jugendpolitik müssen der mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam ini- Zugang zu allgemeinen bzw. spezifischen Fort- und tiierten Projekte und Maßnahmen garantieren kann. Weiterbildungsangeboten haben. In den steirischen Gemeinden soll es verbindlich ein auszuweisendes Jugendbudget geben. Die Vergabe Supervision: Auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen dieser Mittel hat nach Kriterien der Ausgewogenheit müssen die Möglichkeit haben, eine Supervision in (nach Formen der Jugendarbeit, nach Zielgruppen Anspruch nehmen können. etc.) sowie nach den Erfordernissen von Kontinuität und Finanzierungssicherheit zu erfolgen, die von der steirischen Landesregierung per Verordnung bekannt gemacht werden sollen. Kleineren Gemeinden ist – in Anbetracht ihrer finanziellen Möglichkeiten – eine verbindliche Vorsorge DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 52 - für präventive Kinder- und Jugendarbeit nur ein- In der Steiermark erhalten alle MitgliederInnen des geschränkt zumutbar. Aber auch die dort lebenden Dachverbands der Offenen Kinder- und Jugendar- Kinder und Jugendlichen benötigen entsprechende beit Förderungen der Öffentlichen Hand – durch die Angebote, ihre Bedürfnisse können nicht zur Gänze Gemeinden und/oder durch das Land Steiermark. auf Einrichtungen in größeren Gemeinden angewiesen sein. Das ist zudem insbesonders für jüngere Um sowohl einen finanziellen Anreiz zu schaffen als Jugendliche im Alter zwischen 12 - 14 Jahren aufgrund auch die erforderliche Qualität zu sichern, sollte ein ihres in der Regel sehr eingeschränkten Budgets sowie Finanzierungsschlüssel ihrer (noch) eingeschränkten Mobilität vielfach nicht onen und dem Land Steiermark festgelegt werden. zwischen Gemeinden/Regi- oder nur sehr beschränkt möglich. Eigenmittel: Gemeinden mit weniger als 3000 EinwohnerInnen sol- Zu den Eigenmitteln zählen z.B. eigenes Geldkapital, len mit ihren Nachbargemeinden einen Regionalver- schon vorhandene Fahrzeuge oder die Eigenleistung, bund zur Sicherstellung von jugendadäquater Infra- z.B. in Form von persönlichen Arbeitsleistungen usw. struktur und Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Jugendtreffs, Jugendzentren) bilden Einnahmen: (Vorarlberger Erklärung zur Jugendarbeit, 2000). Die Eigenerwirtschaftung der Einrichtungen beträgt Qualität kostet Geld. Qualitätssteigerung bedeutet nur einen sehr geringen Teil des benötigten Jahres- höhere Kosten und bedarf zur Absicherung Finanzie- budgets. Da es sich um gemeinnützige Vereine oder rungsmodelle auf Landes-, Bundes- und EU - Ebene. Non – Profit – Organisationen handelt, dienen die Einnahmen zur Finanzierung der Vereins- oder Organisa- Ausblick: tionsziele und werden nicht als Gewinn behandelt. Es muss eine gesetzliche Gemeindeförderpflicht für Sponsoring: die Offene Kinder- und Jugendarbeit festgeschrieben werden. Auch eine Offenlegung der Finanzvergabe Auch im Bereich der Offenen Kinder- und Jugend- von Seiten des Landes ist anzustreben. Besonders zu arbeit wird durch Sponsoring versucht, das Budget berücksichtigen ist ein Grundbudget, das längerfri- aufzubessern. Es gilt hier Firmen, Banken etc. auf- stige Planungen ermöglicht (mehrjährige Verträge). zuzeigen, welche Werbemöglichkeiten für ihre Pro- In Bezug auf Förderungen ist eine viel stärkere Ver- dukte innerhalb der Offenen Kinder- und Jugend- netzung und Transparenz unter den Institutionen der arbeit möglich sind. Hier ist es aber wichtig, sich auf Offenen Kinder- und Jugendarbeit wünschenswert. bestimmte Bereiche oder Projekte zu begrenzen, um nicht in die kommerzielle Richtung abzugleiten oder mit den Werthaltungen in Konflikt zu geraten. Außerdem sind in vielen Fällen die finanziellen Ressourcen II.4.2. Finanzierungsmöglichkeiten möglicher Sponsoren durch bereits bestehende Verpflichtungen ortsansässigen Vereinen gegenüber Der Großteil der Kosten für Einrichtungen der Offe- sehr begrenzt. Aus diesem Grund kann Sponsoring nen Kinder- und Jugendarbeit muss von der öffentli- lediglich einen bescheidenen Beitrag leisten, nie- chen Hand getragen werden. Das Jugendförderungs- mals jedoch die nötige finanzielle Basis sichern oder gesetz 2004, §3, des Landes Steiermark empfiehlt wesentlich verbreitern. der Öffentlichen Hand die Förderung von Offener Jugendarbeit. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 53 - II.5. Qualitätsmanagement können Konzepte zu einer Profilierung einer fachlich getragenen Kinder- und Jugendarbeit beitragen und Qualitätsmanagement soll sicherstellen, dass Quali- somit inhaltlich Strukturen, die theoretisch fundiert tätsbelange in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind, geschaffen werden (Schneebauer 2001, S. 93). ihren gebührenden Platz einnehmen. Qualität bezieht sich dabei sowohl auf die Strukturen und Angebote Vernetzung als auch auf die internen Prozesse der Einrichtungen und ist definiert als das Maß, in dem der betrach- Um die Qualität Offener Kinder- und Jugendarbeit tete Arbeitsansatz oder der betrachtete Prozess sichern bzw. erhöhen zu können, sind Vernetzungs- den Anforderungen genügt. Diese Anforderungen bestrebungen und Kommunikation mit anderen können explizit definiert sein, sie können aber auch kinder- / jugendrelevanten Einrichtungen unumgäng- implizit vorausgesetzt werden (Erwartungen). Quali- lich. Beratung und Betreuung, die von der Einrichtung tät ist das Ausmaß an Übereinstimmung von Anforde- nicht abgedeckt werden können, sollen so schnell rungen (explizit formuliert) und Erwartungen (nicht und unbürokratisch wie möglich von einer anderen explizit formuliert). Im Laufe der Zeit werden dann übernommen werden können. Networking ist ein die Anforderungen zu Erwartungen. (Wikipedia: kontinuierlicher Prozess; mit sporadischen Anrufen Qualitätsmanagement; http://de.wikipedia.org/wiki/ allein ist es nicht getan (Schneebauer, 2001, S. 92). Qualit%C3%A4tsmanagement, 30.03.2007). Öffentlichkeitsarbeit II.5.1. Qualitätsentwicklung Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Durch Konzepte gezielte Aktionen und die Bereitstellung von Informationsmaterial kann über diese Multiplikatoren Wozu benötigt die Offene Kinder- und Jugendarbeit ein großer Kreis an Kindern und Jugendlichen über Konzepte? Einerseits soll durch Konzepte ein theore- das bestehende Angebot informiert werden als auch tisches Reflektieren angeregt werden, um Anstöße die öffentliche Präsenz gesteigert und Vorurteilen für die alltägliche pädagogische Arbeit mit bestimm- und Ablehnungen gezielt begegnet sowie über die ten Zielgruppen zu bekommen, Bewältigungsstrate- Inhalte aufgeklärt werden. Hier seien beispielsweise gien für konkrete Konfliktfelder zu entwickeln oder Folder, Zeitschriften, Plakate, Flyer genannt. Um dies um inhaltliche Arbeitsschwerpunkte der jeweiligen zu bewerkstelligen, ist die dafür notwendige Finan- Einrichtungen herauszuarbeiten (=nach innen gerich- zierung sicherzustellen (Schneebauer, 2001, S. 91). tet). Andererseits soll damit dem von den finanzierenden Stellen ausgehenden Legitimationsdruck Dokumentation Rechenschaft gezollt werden sowie der Einsatz unterschiedlichster Ressourcen erklärt werden, um deren Die Dokumentation des Geleisteten ist ein weiterer, Unterstützung zu gewährleisten bzw. zu erhöhen unverzichtbarer Bestandteil der Qualitätsentwick- (nach außen gerichtet). Die nach außen gerichteten lung. Sie bietet nicht nur das Fundament bei Ver- Konzepte – Leitziele und Aufgaben der Kinder- und handlungen sondern ist ausschlaggebend für deren Jugendeinrichtung – dienen der Geldbeschaffung positiven oder negativen Abschluss und ist zugleich sowie der damit verbundenen Legitimation vor den Stütze der internen Evaluation. Entscheidungsträgern als auch der Bevölkerung. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit ist gefangen im Spannungsfeld zwischen hochgesteckten Zielen verschiedenster theoretischer Ansätze und einer gelegentlich turbulenten praktischen Arbeit. Hier DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 54 - II.5.2. Evaluation Kinder- und Jugendarbeit bewegt sich ebenso wie Selbstevaluation: Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit in öffentlich finanzierten Bereichen, ist mit Aufträgen hinsichtlich der • Was ist Gegenstand der Evaluation, was wollen durch gesellschaftlich definierte Werte bestimmten Qualität reichlich versehen und hat es schwer, die wir wissen, wozu wollen wir es wissen? • Zielkatalog erstellen: Welche Qualitätsmerkmale Wirkung der eigenen Arbeit nachzuweisen. Einen sollen erreicht werden? gewissen Konsens gibt es darüber, dass die Qualität • Klärung der Voraussetzungen: Was muss ich wis- von Kinder- und Jugendarbeit nicht überwiegend sen, damit ich die Zielerreichung bez. Evaluations- quantitativ (z.B. reichweitenbezogen) nachzuwei- gegenstands tatsächlich erreichen kann? sen ist und reine ex-post Beurteilungen (summative • Entwicklung von Erhebungs- und Auswertungsin- Evaluationen) kaum zu Qualitätsentwicklungen bei- strumenten: Wie können zusätzliche Informatio- tragen. nen zur Qualitätskontrolle erhoben werden? Als wesentlich zielführender erweisen sich hier • Planung von Umsetzung oder Konsequenzen: Methoden, die überwiegend den Grundsätzen von Wie kann sichergestellt werden, dass mögliche formativer Evaluation folgen, die im Sinne einer Steu- neue Erkenntnisse in die künftige Praxis umge- erungs- und Optimierungsfunktion alle Beteiligten- setzt werden können (vgl. Trübswasser/ Schoibl gruppen in den Arbeitsprozess mit einbezieht. 1998, S. 10ff.)? Sie haben prozessbegleitenden Charakter und stre- Folgende Ausdifferenzierungen können sich aus den ben Systemverbesserungen aufgrund von Ergebnissen ableiten lassen: • mehr Wissen – über die Situation • Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln • mehr Kommunikation – zwischen den • Die Arbeit mit den angestrebten Zielen zu Beteiligtengruppen • mehr Verständnis – für Wünsche und Probleme aller Beteiligten an. (Trübswasser/Schoibl 1998, S. 5) vergleichen • Qualität zu sichern, Qualitätsentwicklung zu gewährleisten • Reflektieren zu können • Ein Fundament für Verhandlungen zu schaffen Ergebnisse von Evaluierungen sind letztlich das • Einen Informationsgewinn zu erzielen Resultat von Vergleichen. Um zu vergleichen, muss • Zu dokumentieren man beobachten, um zu beobachten, über Vorwissen • Bedürfnisse der Zielgruppe zu evaluieren verfügen, das den Blick schärft. Evaluation ist die • Die persönlichen Vorstellungen mit dem Verwissenschaftlichung von Beobachten, Wissen und Arbeitsfeld anzugleichen Vergleichen (Beschreibung, Analyse), um die Ergebnisse (Produkte) dann zu dokumentieren und unter Zuhilfenahme von Kriterien auszuwerten (Bewertung). DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 55 - II.5.3. Qualitätssicherung gebührt wesentlich den TrägerInneneinrichtungen. Es geht nicht an, die Verantwortung dafür und das Qualitätssicherung bedeutet im engeren, eigenen Risiko den MitarbeiterInnen zu überlassen. In diesem Bereich der Einrichtung bzw. Initiative aktive und Sinne ist es Pflicht der Einrichtungen, den Gemein- kontinuierliche Teamarbeit; Entwicklung und Pflege den und Regionen ganz klar auch die Bedingungen eines Arbeitsklimas, das an Qualität, dem Gespräch zu formulieren, unter denen Offene Kinder- und über Qualität und der aufbauenden Reflexion über Jugendarbeit möglich ist: Für wenig Geld also darf es Ziele, Erfolge sowie Maßnahmen zur Qualitätsent- nur wenig Angebot geben – für „kein“ Geld keines, wicklung orientiert ist. und schon gar keine Offene Kinder- und Jugendarbeit (Schoibl 2000)! Weiters bedeutet Qualitätssicherung: Zur umfassenden Qualitätssicherung in der Offenen • Vernetzung und Zusammenarbeit mit den diver- Kinder- und Jugendarbeit ist notwendig: sen KooperationspartnerInnen vor Ort; Ziel sollte es sein, kontinuierliche und stabile Strukturen • Entwicklungspläne für die Qualitätskontrolle zu der bereichsübergreifenden Kommunikation und erarbeiten Kooperation zu entwickeln, um auf weite Sicht • Wiederholungen der Qualitätskontrolle auch externe Ressourcen für die eigene Arbeit frei • Regelmäßige Selbstevaluation als Bestandteil von zu machen. einmaligen und wiederkehrenden Angeboten, • Erarbeitung und Umsetzung von Instrumenten Projekten der Qualitätssicherung in der konkreten prakti- • Erarbeitung eine spezifischen Methodensets schen Arbeit – der Schwerpunkt sollte dabei auf • Berichtspflicht – auch zur Legitimation der Mittel- Methoden der Selbstevaluation gelegt werden. verwendung gegenüber der Öffentlichkeit Auch hier empfiehlt sich ein offensiver Umgang • Teamsitzung, wöchentlich d.h. die weitgehende (wiewohl anonymisierte • Vorstandssitzungen, Besprechungen mit etc.) Offenlegung von Ergebnissen. Mit Feigen- blattaktionen, die die Bedingungen der eigenen • Klausur Arbeit und/oder deren Ergebnisse beschönigen, • Teambesprechungen mit Fachstellen ist niemandem gedient! Der vordergründige • Reflexion (im Team / Großteam) Schutz des „guten Rufes“ der Einrichtung fällt nur • Vernetzung; Umfeldarbeit zu leicht derselben auf den Kopf, weil offensicht- • Hausversammlungen mit Jugendlichen lich auch ungenügende Ressourcen und Standards • Projektreflexion (Fragebögen an Jugendliche) für qualitativ ‚hochwertige‘ Arbeit ausreichen. • Projektplanung mit Jugendlichen (Matrix) und • Organisationsentwicklung von unten: d.h. sys- TrägerInnen Evaluation tematisch im eigenen Bereich beginnen, Struk- • Quartalsplanung; Ziel - Jahresplanung turen klar definieren, Rollen und Funktionen so • Supervision/Intervision formulieren und besetzen, dass sich eher keine • Krisenmanagement Überschneidungen, zumindest aber keine Grauzo- • Dokumentation (Tagesberichte, Jahresberichte, nen und/oder Widersprüche ergeben; die eigene BesucherInnenstatistiken, Einzelfalldokumentation) Aufgabe als Arbeitgeber ernst nehmen heißt auch dafür zu sorgen, dass die MitarbeiterInnen in den Die angestrebten Entwicklungspunkte dürfen jedoch Einrichtungen arbeits- und sozialrechtlich adä- nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede Einrich- quate Arbeitsbedingungen vorfinden. tung Zielvorgaben und Arbeitsschwerpunkte in ihrem jeweiligen Konzept zu beschreiben hat und Die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für eine qua- die Rahmenbedingungen ausschlaggebend für einen litative Offene Kinder- und Jugendarbeit zu sichern, Qualitätssicherungsprozess sind. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 56 - Weiters ist für die Qualitätssicherung erforderlich: III. Resümee • Multiprofessionelles Team mit qualifizierter Aus- Nun liegt die vorläufige Endfassung des Leitfadens für Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Steier- bildung • Zweigeschlechtliches Team mark vor. Vorläufig deshalb, weil sich das Arbeitsfeld • Regelmäßige Weiterbildung – 10 Arbeitstage ste- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit entsprechend hen pro Jahr zur Verfügung den gesellschaftlichen Verhältnissen ständig verän- • Regelmäßige Supervision und Intervision dert und damit auch die Rahmenbedingungen und • Entlohnung - Einstufung nach BAGS – Kollektiv- Qualitätsansprüche einem Wandel unterliegen. vertrag (wenn nicht nach einem anderen Kollek- So behält sich der Steirische Dachverband der Offe- tivvertrag entlohnt wird) nen Jugendarbeit vor, diese bei Bedarf zu modifizie- • Gewährung und Sicherstellung von finanzieller ren und zu ergänzen. Förderung seitens der öffentlichen Hand • Verbindliches Kinder- und Jugendbudget in den Der Leitfaden für Offene Kinder- und Jugendarbeit beschreibt Rahmenbedingungen, die eine qualitätso- Gemeinden • Transparenz in der Fördervergabe seitens der rientierte, professionelle Offene Kinder- und Jugendarbeit benötigt, um handlungsfähig zu bleiben. Denn öffentlichen Hand • Langfristige Sicherstellung der gesamten Kosten letztendlich bürgen gute Rahmenbedingungen auch für gute und professionelle Arbeit. Das Umlegen die- einer Einrichtung • Gewährleistung und Sicherstellung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten seitens der öffentli- ser Rahmenbedingungen auf alle Einrichtungen und Institutionen ist uns ein großes Anliegen. chen Hand So bleibt noch, allen zu danken, die den Arbeitsprozess begleitet und gefördert haben. Unseren Mitgliedern für die Zeit und ihre Erfahrung, die sie eingebracht haben, dem Landesjugendreferat Steiermark für die (nicht nur) finanzielle Unterstützung und all jenen Personen, die uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 57 - Unabhängig von sozialem S tatus , Geschlecht, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit IV. Standards für die Offene Kinder- und Jugendarbeit? Das fehlt gerade noch! nahme von der theoretischen Ebene auf das Niveau der konkreten praktischen Umsetzung vor Ort tendenziell ausgeblendet • auf der Grundlage der vorliegenden Empfehlungen und Standardvorschläge ist es somit nur vermittelt möglich, einen konkreten Handlungsbedarf zu formulieren und • die vorgelegten Zielformulierungen auf einen Heinz Schoibl sozialräumlich bezogenen Zielrahmen umzulegen Helix – Forschung und Beratung, Salzburg und / oder zu übersetzen Juli / August 2007 • der theoretisch begründete differenzierte Zielrahmen bleibt damit eher sperrig bzw. • eine gezielte Operationalisierung für den Alltag Mit dem „Leitfaden für die Offene Kinder- und der konkret praktischen Qualitätssicherung und Jugendarbeit in der Steiermark“ hat der Steirische –entwicklung ist durchgängig (noch) ausgeblen- Dachverband einen det; z.B. hinsichtlich der spezifischen Rollen im Katalog theoretisch begründeter und ausgefeilter Rahmen der kinder- und jugendspezifischen Infra- Standards vorgelegt und eine Standortbestimmung struktur: der Offenen Jugendarbeit bezüglich Haltungen und Schwerpunkten eingeleitet. Damit ist eine gute Arbeitsgrundlage für die Prak- • regionale JugendkoordinatorInnen tikerInnen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit • ehrenamtliche Vorstände in den Trägerver- bereitgestellt, um so die Angebots- und Qualitätsentwicklung auf der Handlungsebene der kinder- und einen • JugendreferentInnen sowie politisch jugendspezifischen Angebote vor Ort / in der Region zuständige JugendstadträtInnen vor Ort realisieren und fördern zu können. Bevor ich im Fol- • JugendarbeiterInnen in den Einrichtungen genden detailliert auf ausgewählte Fragestellungen – in Relation zu den spezifischen Träger- eingehe, möchte ich in einem kurzen Überblick eine strukturen gesamthafte Bewertung des vorliegenden Leitfadens vornehmen: • last but not least die Kinder und Jugendlichen selbst, denen in den vorliegenden Leitlinien letztlich keine klar ausformulierte • der theoretische Bezugsrahmen ist ausgesprochen Position / Funktion beigemessen wird. ausdifferenziert • die Vielfalt der Aufgabenstellungen, Anforde- Für die konkrete weitere Bearbeitung der methodi- rungen sowie der praktischen Ansätze in der schen und Kernfragen der strategischen Zielsetzun- Steiermark und der im deutschsprachigen Raum gen, wie sie im Leitfaden aufbereitet sind, und für die realisierten Modelle der Offenen Kinder- und Umsetzung der daraus abzuleitenden Standardemp- Jugendarbeit werden im großen Bogen anschau- fehlungen stehen aus meiner Sicht zentrale Arbeits- lich abgebildet schritte zur Hinführung auf die Handlungsebene der • Leitlinien und Leitsätze werden theoretisch belegt, bleiben aber im Wesentlichen etwas abs- örtlichen / regionalen Kinder- und Jugendarbeit an. Das betrifft insbesondere die Gesichtspunkte: trakt und • in Hinblick auf empirisch nachvollziehbare Grund- • Positionierung der Offenen Kinder- und Jugendar- züge, die eine (Selbst-)Bewertung der je eigenen beit im Kontext der örtlichen / regionalen kinder- und realisierten Standards ermöglichen würden, eher zurückhaltend und jugendspezifischen Infrastruktur • Stellenwert der Offenen Kinder- und Jugendar- • dementsprechend wird auch eine direkte Bezug- beit im regionalen / örtlichen Jugenddiskurs DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 59 - • Anbindung an die angrenzenden Einrichtungen der Institutionen / Organisationen in ihrem näheren der kinder- und jugendspezifischen soziokulturel- Umfeld (z.B. Schulen, Vereine und Organisationen) len Infrastruktur (Jugendsozialarbeit, schulische die Möglichkeit, sich an Entwicklungsprozessen und und berufliche (Aus-)Bildung, Arbeitsmarkt, Kul- / oder Entscheidungen zu beteiligen. In der Regel tur etc.) bleibt es dabei, die spezifischen Bedürfnisse und • Verortung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit die Meinungen / Wünsche der beteiligten Kinder als AkteurIn der subjektiven Kinder- und Jugend- und Jugendlichen mehr / minder systematisch zu politik (Partizipation im politischen Geschehen in sammeln; eine aktive Mitwirkung und / oder Mitge- der Gemeinde, in der Region und darüber hinaus) staltung durch Kinder und Jugendliche ist eher nur in wenigen Ausnahmen gewährleistet. Der Einfluss von Zur Positionierung der Offenen Kindern und Jugendlichen auf ihr gesellschaftliches Kinder- und Jugendarbeit Umfeld ist Enden wollend. Die Betrachtung der vielfältigen Phänomene rund Das gesellschaftliche Umfeld von Kindern und um Kindheit und Jugend macht deutlich, dass von Jugendlichen wird von Erwachsenen / der Genera- einem ausgesprochen raschen Wechsel und tem- tion von Eltern geprägt porären Zyklen auszugehen ist. Die Zielgruppe von Offener Kinder- und Jugendarbeit besteht aus jeweils Der institutionelle Rahmen der Entwicklung von Kin- unterschiedlichen Teilgruppen, die sich in vielerlei dern und Jugendlichen / ihr soziales Umfeld, in dem Hinblick voneinander unterscheiden und durch aus- sie aufwachsen, wird wesentlich von Erwachsenen / gesprochen unterschiedliche Bedürfnisse auszeich- von der Generation ihrer Eltern gestaltet und domi- nen. Das betrifft nicht nur die Altersstreuung in der niert. Das kindliche und jugendliche Lebensumfeld ist Spanne von etwa 12 Jahren bis hinauf zum Alter von weitgehend durch Werthaltungen und Normalitäts- 30 Jahren, die eine zielgruppenspezifische Differen- vorstellungen von Erwachsenen geprägt. Kindheit zierung der Angebote erforderlich macht. Weitere und Jugend sind fremdbestimmt. wichtige Unterscheidungen betreffen Geschlecht, Migrationshintergrund sowie die Zugehörigkeit zu Kinder- und Jugendpolitik findet ohne Kinder und jugendkulturellen Strömungen und Szenen (Skater, Jugendliche statt Hip-Hop, Punk und Heavy Metal, Skins etc.). Jugendkulturen lassen sich ja nicht nur auf unterschiedliche Im Rahmen der repräsentativen Demokratie (nicht Moden und musikalische Vorlieben etc. reduzieren, nur) in Österreich sind (noch) keine Vorsorgen dafür sondern setzen sich darüber hinaus auch in ihren getroffen, dass Kinder und Jugendliche sich am gesellschaftspolitischen Gehalten wesentlich vonein- politischen Geschehen beteiligt können. Tatsächlich ander und erst recht von der Mainstreamgesellschaft findet Kinder- und Jugendpolitik nach wie vor unter ab bzw. verstehen sich diese teilweise überhaupt als weit gehendem Ausschluss von Kindern und Jugend- Gegenpol und –modell zum Establishment. lichen statt. Kinder- und Jugendpolitik ist stattdessen Gemeinsam ist dieser heterogenen Zielgruppe ledig- vor allem eine Angelegenheit von Erwachsenen (in lich, dass sie in der Gesellschaft der Erwachsenen tat- Stellvertretung), ohne dass es Vorsorgen für Legiti- sächlich (noch) keine Stimme hat. mierung, Repräsentation, Beauftragung und / oder Kontrolle durch Kinder und Jugendliche gibt. Kinder Kindheit und Jugend haben keinen direkten und und Jugendliche haben in der Kinder- und Jugendpo- eigenständigen Zugang zu sozialer / kultureller litik keinen Subjektstatus. demokratischer Teilhabe Das soziale Umfeld von Kindern und Jugendlichen bietet diesen (bestenfalls) kleine Nischen innerhalb DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 60 - Im schulischen Kontext wird die Subjektförderung schaftlichen Umgebung, die sich dadurch auszeichnet, von Kindern und Jugendlichen durch das Primat der dass Kinder und Jugendliche in ihr vorwiegend in der Lehrstoffvermittlung überlagert Form der Stellvertretung beteiligt sind. Naheliegend, wenn auch ausgesprochen unbefriedigend, ist mithin Die Schulen stehen wesentlich im Zeichen traditio- zu beobachten und festzustellen, dass sich die Offene neller pädagogischer Modelle, die wesentlich auf Kinder- und Jugendarbeit mit der Anforderung aus- die Erfüllung des Lehrplans abgestellt sind. Fragen gesprochen schwer tut, Kindern und Jugendlichen der Persönlichkeitsentwicklung und insbesondere Zugang zur sozialen und kulturellen demokratischen der Förderung von persönlicher Autonomie werden Öffentlichkeit zu verschaffen. demgegenüber als nachrangig behandelt. Ich denke, dass es mit dieser spezifischen Verortung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu tun hat, Jugendwohlfahrt ist auf die Durchsetzung der dass sich diese tendenziell schwer tut, einen systema- Normalitätsvorstellungen von Erwachsenen ausge- tischen, kontinuierlichen und effektiven Außenauf- richtet tritt zu realisieren und Öffentlichkeit für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Nur zu oft kann beob- Jugendwohlfahrt orientiert sich wesentlich an den achtet werden, dass Offene Kinder- und Jugendarbeit klassischen Familienbildern und ist weitgehend als sich in die (selbstgewählten) Nischen der Kinder- und normalisierende Intervention (sei es zur Unterstüt- Jugendhäuser zurückzieht. Stattdessen wäre zu zung der Familien bei der Erziehung ihrer Kinder empfehlen, dass die Offene Kinder- und Jugendar- / Jugendlichen bzw. als Ersatz dieser familiären beit sich vermehrt darauf besinnt und konzentriert, Erziehung im Rahmen einer Familien ersetzenden offensiv den Kontakt mit den angrenzenden Feldern Fremderziehung) gestaltet. Lediglich sekundär und der kinder- und jugendspezifischen Infrastruktur zu bestenfalls in kleineren Nischen (z.B. im Rahmen pflegen, mit ihren Angeboten und gemeinsam mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft) ist Jugend- ihren BesucherInnen / NutzerInnen einen systemati- wohlfahrt auf die unmittelbare Unterstützung von schen Außenauftritt realisiert. Kindheit und Jugend Kindern und Jugendlichen zur Realisierung ihrer je sichtbar zu machen, die Schnittstellen zu Schulen, persönlichen Entwicklung ausgerichtet. Wo Jugend- Jugendsozialarbeit, Kultur und Arbeitswelt gezielt wohlfahrt draufsteht, so kann mit großer Plausibilität aufzugreifen, erscheinen – insbesondere in Zeiten pauschaliert werden, ist (noch) kein Platz für Auto- eines umfassenden demografischen Wandels unserer nomie. Gesellschaft und der weit reichenden Erosion der traditionellen Familie als zentrales Gebot der Stunde. Zum Selbstverständnis der Offenen Kinder- und Der vorliegende Leitfaden der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Jugendarbeit greift die Aspekte der Vernetzung und der sozialräumlichen Orientierung zentral auf und In ihren wesentlichen Eckpfeilern der freiwilligen, eröffnet damit Perspektiven für eine überfällige Wei- niederschwelligen und nicht konditionalen Angebote terentwicklung, sowohl in methodischer Hinsicht als kann die Offene Kinder- und Jugendarbeit gar nicht auch in Bezug auf das Selbstverständnis vieler Akteu- anders, als die Subjektivität und die Autonomie ihrer rInnen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. BesucherInnen zu respektieren und ernst zu nehmen. In diesem Zusammenhang erscheint es mir von großer Sonst läuft sie nicht nur Gefahr, dass sie letztlich Bedeutung, sich auf den Gründungszusammenhang ohne Kinder und Jugendliche stattfindet. Tatsäch- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu besinnen. lich würde sie damit ihre zentrale Chance vertun, Insbesondere ist dabei die große Rolle zu beachten, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen einen die der Dynamik der ‚bottom up‘ Traditionen in der Freiraum für selbstbestimmte Entwicklung bereit zu Entwicklung vieler Einrichtungen der Kinder- und stellen. Offene Kinder- und Jugendarbeit steht damit Jugendarbeit zukommt. Demgegenüber verdankt ein gewissermaßen aber auch im Schatten einer gesell- großer Teil der jüngeren Einrichtungen der Offenen DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 61 - Kinder- und Jugendarbeit ihre Existenz einer Top- für Kinder und Jugend besteht kein Rechtsanspruch Down-Entscheidung z.B. einer Gemeinde, die für sich besteht, muss für die Einrichtung von Kinder- und den Bedarf nach jugendspezifischer Förderung durch Jugendzentren und entsprechender offener Ange- die Bereitstellung von Ressourcen abzudecken sucht bote häufig appellativ argumentiert werden. Zumeist und diese an mehr / minder explizit formulierte Vor- kommen dabei Argumente zum Einsatz, die aus dem gaben und Funktionen knüpft. Kontext der objektiven Kinder- und Jugendpolitik Die Realität der Offenen Kinder- und Jugendarbeit stammen, d.h. also den Erwartungen und Bedürfnis- ist somit durch unterschiedlichste Anforderungen sen der Erwachsenen / der Generation der Eltern am und Erwartungen / Aufträgen und Auflagen gekenn- ehesten entsprechen und auf Funktionen aus ande- zeichnet, die zum Teil nahezu unversöhnlich einander ren Arbeitszusammenhängen (Prävention, Bildung gegenüber stehen. Das betrifft eben einerseits die etc.) abzielen. Wesentlich erscheint dabei, dass den Anforderungen und Erwartungen aus der Welt und Kinder- und JugendarbeiterInnen in diesem Zusam- der Sicht der Erwachsenen / der Elterngeneration, menhang wesentlich die Aufgabe der Übersetzung die nur indirekt den Erwartungen der Zielgruppe und die Funktion des Brückenschlags zukommt, in und deren Lebenswelt entsprechen. Dem stehen auf ihrer Argumentation nicht nur in Stellvertretung der der anderen Seite die Erwartungen und Bedürfnisse Kinder und Jugendlichen zu sprechen sondern diese der Kinder und Jugendlichen gegenüber, denen die in die Auseinandersetzung mit Standards, mit Qua- Offene Kinder- und Jugendarbeit, wie oben ausge- lität, mit Auftrags- und Finanzsicherheit wesentlich führt, in einer ganz besonderen Ausprägung ver- mit einzubeziehen. pflichtet ist. Unterm Strich ergibt sich aus dieser ten- Um so wichtiger ist es deshalb, dass auf Initiative denziell widersprüchlichen Anforderungssituation, des steirischen Dachverbandes nun ein fundierter dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit tendenziell Standardkatalog vorliegt, der dezidiert auf die Rea- in den Öffentlichkeitsstatus ihrer Zielgruppe rutscht; lisierung von Standards, auf die Positionierung der d.h. aus dem Spektrum der Beteiligung an Kinder- Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Rahmen des und Jugendpolitik ebenso ausgeschlossen wird, wie regionalen / örtlichen Jugenddiskurses und auf die es für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gezielte Pflege und Bearbeitung der Schnittstellen evident ist. zu den angrenzenden kinder- und jugendspezifischen Bereichen der soziokulturellen Infrastruktur (Jugend- Pragmatismus und Standardentwicklung – (k)ein wohlfahrt, Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur etc.) abzielt. Widerspruch Damit die Offene Kinder- und Jugendarbeit tatsächlich eine gewichtige AkteurIn der subjektiven Kin- Es ist dieser besonderen Ausgangssituation zu danken, der- und Jugendpolitik (Partizipation im politischen dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit letztlich auf Geschehen in der Gemeinde, in der Region und dar- keinerlei gesetzliche Grundlagen zurückgreifen kann, über hinaus) werden kann, bedarf es nun der weiter- die gleichermaßen in der Lage wären, Finanz- und gehenden Bearbeitung und des gezielten Lobbyings Auftragssicherheit zu gewährleisten. Das Gegenteil für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen und ist der Fall: Es ist den Gemeinden und der Landespo- gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen. litik weitgehend freigestellt, ob und in welchem Aus- Für diese hochgesteckte Aufgabe wünsche ich den maß Fördermittel bereitgestellt werden. Diese sind in AkteurInnen der steirischen Kinder- und Jugendar- diesem Sinne auch nicht an explizit formulierte Stan- beit Kraft, Freude und hartnäckige Zuversicht. dardvorgaben (z.B. hinsichtlich der Anzahl der Kinder und Jugendlichen im engeren Einzugsbereich, der Raumgröße und der nötigen Ausstattung, der Qua- (Der Artikel ist erschienen in: Steirischer Dachverband lifikation und der Anzahl der hauptamtlichen Mitar- der Offenen Jugendarbeit (Hrsg): beiterInnen etc.) gebunden. Zumal in diesem Sinne Jugend inside Nr. 3 / September 2007, S. 6ff.) auf die Förderung einer professionellen Infrastruktur DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 62 - Offene Jugendarbeit versteht sich als lebensweltorientierte Jugendarbeit V. Offene Jugendarbeit in Österreich profitieren. Obwohl Angebote der Offenen Jugendarbeit auch von Kindern genutzt werden (können) und bei Bedarf auch spezifische Angebote gesetzt werden, geht es bei dieser ersten Begriffsklärung im Sinne einer bundesweiten Vernetzung noch nicht um Eine erste Begriffsklärung als Grundlage für eine bundesweite Vernetzung die Beschreibung von Arbeitsfeldern in der konkreten Arbeit mit Kindern. Es wird daher der Begriff „Offene Kinderarbeit“ noch nicht mit dem Begriff „Offene Jugendarbeit“ verbunden, wenngleich sich die Offene Jugendarbeit als der (sozial)pädagogische Ort versteht, wo die Arbeit mit Kindern entwickelt und weiter ausgebaut werden kann und soll. Bestehende Präambel fachliche Angebote im Kontext der „Offenen Arbeit mit Kindern“ werden in dieser ersten Begriffsklärung Die Offene Jugendarbeit in Österreich beinhaltet mitberücksichtigt. Diese bilden die Grundlage - unter eine Vielfalt an Angeboten und Methoden, die die Berücksichtigung von europaweiten Trends - für eine Qualität der Offenen Jugendarbeit in den einzelnen weitere Bearbeitung der Fragestellung nach Voraus- Bundesländern prägt. Eine bundesweite Begriffs- setzungen, Methoden und Rahmenbedingungen für klärung heißt, eine Grundlage zu schaffen für die dezidierte Angebote für Kinder im Handlungsfeld Vernetzung der Offenen Jugendarbeit in Österreich „Offene Jugendarbeit“. Diese begriffliche und inhalt- – sowohl strukturell als auch inhaltlich -, mit dem Ziel liche Weiterentwicklung von Offener Jugendarbeit das „größte gemeinsame Vielfache“ zu definieren. Es zu Offener Kinder- und Jugendarbeit soll in der wei- kann bei Offener Jugendarbeit bundesweit betrach- teren konkreten Arbeit im Zuge einer bundesweiten tet nicht um Bestimmung von organisatorischen, Vernetzung von Offener Jugendarbeit in Österreich strukturellen behandelt werden. und finanztechnischen Grundlagen gehen. Diese können in der gemeinsamen Begriffsklärung nicht berücksichtigt werden, da sich die jugendpolitischen Voraussetzungen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gestalten. Grundlage einer gemeinsamen Annäherung müssen Nutzen und Wirkungen von Offener Jugendarbeit fachlich definierte Handlungsprinzipien bilden. Nutzen und Wirkungen für die jungen Menschen Offene Jugendarbeit begleitet und fördert junge Rahmenbedingungen dieser Begriffsklärung Menschen in deren Entwicklung. Die Angebote von Offener Jugendarbeit tragen zur Eigenständigkeit und Eigenverantwortung junger Menschen bei. Die OJA findet in Jugendzentren, Jugendtreffs, Jugend- Förderung von Bildungsprozessen und die Vermitt- cafes und anderen räumlichen Gegebenheiten, aber lung von Lebenskompetenzen im Rahmen eines auch im öffentlichen Raum statt und bietet jungen Erlebnis- und Erfahrungsraumes unterstützt ein kon- Menschen die Möglichkeit fachlich begleitete Ange- struktives Hineinwachsen in die Gesellschaft. bote in Anspruch zu nehmen. Zielgruppe der Offenen Jugendarbeit sind junge Menschen unabhängig von sozialem Status, Geschlecht, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Grundsätzlich können auch Kinder von Angeboten der Offenen Jugendarbeit DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 64 - Nutzen und Wirkungen für die Öffentlichkeit/ Bildung in der Offenen Jugendarbeit 1) Gesellschaft Formale, non - formale und informelle Bildung Mündige junge Menschen: Die Angebote und Metho- ergänzen einander und verstärken wechselseitig den den der Offenen Jugendarbeit bewirken für junge lebenslangen Lernprozess. Menschen eine Verbesserung ihrer Möglichkeiten Non- formale Bildung und informelles Lernen finden der gesellschaftlichen Teilhabe im Sinne einer akti- in der Offenen Jugendarbeit ihren Niederschlag: ven Mitgestaltung. Als Experimentierfeld für dieses Informelle Bildung bezieht sich auf lebenslange Lern- Teilhaben begleitet Offene Jugendarbeit junge Men- prozesse, in denen der (junge) Mensch Haltungen, schen darin, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden Werte, Fähigkeiten und Wissen durch Einflüsse und und wahrzunehmen. Quellen der eigenen Umgebung erwirbt und aus der täglichen Erfahrung übernimmt - beispielsweise: Familie, Nachbarn, Bibliothek, Massenmedien, Arbeit, Offene Jugendarbeit und ihr politisches Mandat Spiel, Peer - Group und eben auch OFFENE JUGENDARBEIT. Offene Jugendarbeit hat ein politisches Mandat (ver- Non - formale Bildung bezieht sich als Begriff auf gleiche Handlungsprinzipien) zur Veränderung von jedes außerhalb des formalen Curriculums geplante gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, um jungen Programm zur persönlichen und sozialen Bildung für Menschen im Sinne von Vereinbarkeit von Differenz junge Menschen, das der Verbesserung bestimmter und Vielfalt (z.B. sozialräumliche Aneignung) bessere Fähigkeiten und Kompetenzen dient. Non - formale Zugänge zu gesellschaftlicher Teilnahme und Mitbe- Bildung beinhaltet sowohl individuelles Lernen als stimmung zu ermöglichen. auch das Lernen in Gruppen. Das „In-Gang-Setzen“ von wesentlichen, nachhaltigen persönlichen und Weitere Nutzen und Wirkungen sozialen Bildungsprozessen ist eine besondere Wirkung der Offenen Jugendarbeit. Präventive Wirkung von Offener Jugendarbeit Basierend auf der Anwendung der Handlungsprinzipien besteht eine allgemein präventive Wirkung von Offener Jugendarbeit mit ihren Methoden und Fachliche Grundlagen von Offener Jugendarbeit Angeboten darin Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung zu fördern, Handlungsalternativen zu Subjektorientierter Ansatz: Der junge Mensch steht erweitern, neue Perspektiven zu entwickeln und im Mittelpunkt der Offenen Jugendarbeit. Selbst- Beteiligung und öffentliche Einflussnahme zu for- achtung, Selbstverwirklichung und Möglichkeiten cieren. Der Selbstwert wird gesteigert - das Selbstbe- der gesellschaftlichen Teilhabe der Jugendlichen sind wusstsein wird gestärkt. Offene Jugendarbeit trägt dabei wesentliche Elemente. Die daraus resultierende zur Gesundheitsförderung in einem ganzheitlichen Zielgruppenorientierung als Handlungsansatz findet Sinne (körperlich – geistig – seelisch – emotional) bei. in allen Handlungsprinzipien ihren Niederschlag. Offene Jugendarbeit setzt konkrete Angebote mit Gender-Mainstreaming: Eine Grundlage im Hand- zahlreichen positiven, nachhaltigen Wirkungen im lungsfeld Offene Jugendarbeit bildet Gender-Main- Kontext folgender Fachbereiche: Gewaltprävention, streaming. Offene Jugendarbeit berücksichtigt die Suchtprävention, Medienpädagogik, Sexualpädagogik, Ernährung und vieles mehr. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1) Vergleiche auch Textquelle: http://www. kompass.humanrights.ch/cms/front_content.php?idcat=1539 DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 65 - unterschiedlichen Lebenssituationen und Interes- in der Offenen Jugendarbeit und die Qualität ihrer sen von Mädchen und Burschen von vornherein Angebote zu gewährleisten braucht diese Form der und regelmäßig, da es keine geschlechtsneutrale Jugendarbeit entsprechende Rahmenbedingungen: Wirklichkeit gibt. Geschlechtssensibles Arbeiten als finanzielle und personelle Ressourcen, fachlich aus- Methode und darauf basierend das Setzen von fach- gebildete MitarbeiterInnen, und eine allgemeine lichen Angeboten soll zur Geschlechterdemokratie in gesellschaftspolitische Akzeptanz und Anerkennung Österreich beitragen. als wichtiges fachliches Bildungs- und Sozialisationssystem für junge Menschen. Sozialräumliche Orientierung: Offene Jugendarbeit und ihre Angebote stehen in Interaktion und Wechselwirkung mit Einflüssen und Effekten von anderen Sozialisationsprozessen, welchen der junge Mensch Handlungsprinzipien der Offenen Jugendarbeit in vielen anderen Institutionen und Sozialisationsorten ausgesetzt ist bzw. auf welche er sich aktiv Die fachlichen Grundlagen bilden die Basis für die einlässt (z.B. Elternhaus, Schule, Peers…). Aus der nachfolgend Schnittmenge der Bedürfnisse von jungen Menschen Diese Grundlagen sind Bestandteil aller Handlungs- und den Ressourcen bzw. dem Bedarf des sozialen prinzipien. Diese wiederum sind die Säulen für die Raums bzw. der regionalen Gegebenheiten und Entwicklung und das Setzen von konkreten Angebo- Voraussetzungen ergibt sich auf Basis der Fachlich- ten und kommen in der Anwendung von Methoden keit der Jugendarbeiterin/des Jugendarbeiters die qualitativ zum Tragen. beschriebenen Handlungsprinzipien. sozialräumliche Orientierung der Offenen Jugendarbeit als Rahmenbedingung für ihre Angebote und Wichtig: Flexibilität, Prozessorientierung und Konti- Methoden. nuität sind die Qualitätsmerkmale der Angebote und Methoden der Offenen Jugendarbeit – sind diese Professionelle Beziehungsarbeit als eine Methode: Merkmale nicht gegeben, handelt es sich nicht um Der Jugendarbeiter/die Jugendarbeiterin tritt mit Angebote der Offenen Jugendarbeit. dem jungen Mensch in Kontakt und umgekehrt. Das Setzen von Angeboten auf Basis der beschriebenen • Offenheit (Niederschwelligkeit): Offene Jugend- Handlungsprinzipien ist ein Resultat, welches aus arbeit stellt jungen Menschen (Frei)Raum an der Interaktion der professionellen Wahrnehmung sich kostenlos, ohne Konsumzwang und ohne der Bedürfnisse, Ressourcen und Lebenswelten der Verpflichtung zu einer Mitgliedschaft zur Verfü- jungen Menschen resultiert. Der Beitrag der jungen gung. Die innerhalb dieses (Frei)Raums möglichen Menschen zu der wechselseitigen Beziehung besteht Angebote basieren auf dem Prinzip der Nieder- unter anderem darin zuzulassen, dass erwachsene schwelligkeit. Offene Jugendarbeit ist offen für Personen diesen Einblick bekommen. Die Rolle verschiedene Zielgruppen. Diese Offenheit drückt des Jugendarbeiters/der Jugendarbeiterin besteht sich aus in der Vermittlung des Gefühls von Will- darin, als Fachperson Orientierung, Begleitung, kommen seins, des sich Empfangen Fühlens, des Halt, Lösungsansätze und Handlungsoptionen anzu- einfach so sein können wie er/sie ist. Dies erfolgt bieten. Er/sie ist als authentischer Erwachsener ein durch eine atmosphärische einladende Gestaltung role - model. Junge Menschen und deren Verhalten aber auch durch entsprechenden Angebote und und deren Bedürfnisse stehen in ständiger Wechsel- Gestaltungsmöglichkeiten. Junge Menschen müs- wirkung mit den Bedürfnissen, Notwendigkeiten, sen keine spezifischen Voraussetzungen erfüllen, Rechtmäßigkeiten und Rahmenbedingungen einer müssen keine expliziten Verbindlichkeiten einhal- Gesellschaft. ten und keine Kontinuität gewährleisten. Offene Jugendarbeit nimmt diese Wechselwirkungen bewusst wahr und macht diese sichtbar und nachvollziehbar. Um die Fachlichkeit • Freiwilligkeit: Der junge Mensch entscheidet DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 66 - innerhalb des Settings „Offene Jugendarbeit“ diese auch selber als ihre Bedürfnisse, Wünsche, eigenständig, was er/sie wann, wo und auch mit Notwendigkeiten usw. wahrnehmen. Diesen in welcher Motivation in Anspruch nehmen, aktiv welcher Art auch immer artikulierten Bedürf- selber gestalten oder fordern und in Folge auch nissen wird in entsprechenden Angeboten und umsetzen möchte. Offene Jugendarbeit findet Methoden Rechnung getragen. Offene Jugend- in der Freizeit bzw. in der freien Zeit der jungen arbeit stellt hier auch eine Art Experimentierfeld Menschen ihren Niederschlag. Damit der junge für diese Bedürfnisse dar. Andererseits gibt es Mensch die Angebote der Offenen Jugendarbeit Bedürfnisse, die jungen Menschen zugeschrieben freiwillig in Anspruch nimmt, muss er Lust haben werden bzw. Ansprüche, welchen sie als Mitglied bzw. Spaß daran haben sich auf diese Angebote der Gesellschaft Rechnung tragen müssen. Offene einzulassen und diese Angebote müssen für ihn Jugendarbeit versucht diesen unter anderem mit- seiner Wahrnehmung entsprechend Nutzen stif- tels geschlechtsbezogener Zugänge und Anerken- ten. nung von Diversität zu entsprechen. • Überparteilichkeit und Überkonfessionalität: Die • Ressourcenorientierung: Jeder (junge) Mensch Grundhaltung in der Offenen Jugendarbeit ist hat Ressourcen und Potentiale. Offene Jugend- politisch gesehen überparteilich und in Bezug auf arbeit stellt diese in Mittelpunkt der Betrachtung Religionen überkonfessionell. Die Möglichkeit zur ihrer Zielgruppe. Junge Menschen erfahren durch Nutzung der Angebote der Offenen Jugendarbeit Offene Jugendarbeit einen Zugang zu ihren Stär- besteht für junge Menschen unabhängig von ken und Fähigkeiten und durch entsprechende einer möglichen Parteizugehörigkeit und/oder Angebote eine Förderung derselben. Als Stärken Religionszugehörigkeit. bzw. Ressourcen werden ALLE Potentiale von jungen Menschen akzeptiert.2) Dabei kann und darf Jugendarbeit es nicht darum gehen Schwächen, Mängel bzw. versteht sich als lebensweltorientierte Jugend- Defizite auszugleichen. Dies kann vielleicht ein arbeit. Lebens- und alltagsweltliche Deutungen, möglicher Effekt der Ressourcenorientierung sein. Interpretationen, Handlungen und Interessen Von den Prinzipien Lebenswelt-, Bedürfnis- und der jungen Menschen sind Ausgangspunkte der Ressourcenorientierung ausgehend leitet sich ein Angebote der Offenen Jugendarbeit. Ein ganz- jugendpolitisches Mandat der Offenen Jugendar- heitliches Verständnis für die Lebenswelten von beit in Form von Parteilichkeit ab. Ziel ist das Sicht- jungen Menschen zu entwickeln, bedeutet diese bar Machen von Interessen, von Bedürfnissen und in engem Bezug zu ihrer Lebenslage, ihren kon- Lebenswelten, von Potentialen und insbesondere kreten Bedingungen in ihrer sozialräumlichen von Rechten von jungen Menschen in der Interak- Lebenswelt, ihren Treffpunkten, den Cliquen und tion mit der Gesellschaft und den Möglichkeiten Institutionen zu sehen. Aus dieser Lebenswelto- die sich den jungen Menschen darin bieten und rientierung heraus versteht sich Offene Jugend- bieten sollten. • Lebensweltorientierung: Offene arbeit mit ihren Angeboten als Teil der sozialen Infrastruktur einer Gemeinde bzw. einer Region. • Partizipation: Die Beteiligung junger Menschen an sozialräumliche Gestaltungsprozessen, die Förderung ihrer Selbst- Bedürfnisse (z.B. Freiräume für Jugendliche) der organisationsfähigkeit und die Unterstützung Darüber hinaus fordert sie jungen Menschen auch in der Öffentlichkeit ein. Bedürfnisorientierung ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– als Handlungsprinzip in der Offenen Jugendar- 2) Sofern diese Potentiale nicht gültigen Gesetzen und/oder all- • Bedürfnisorientierung: beit orientiert sich einerseits an den unmittelbaren Bedürfnissen der jungen Menschen, die gemeinen Menschenrechten widersprechen und/oder schädliche (Aus)Wirkungen für den jungen Menschen oder sein Umfeld haben. DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 67 - der Artikulation ihrer Interessen in unterschiedlichen Zusammenhängen (persönliche Interessen, lebensweltspezifische Interessen, gesellschaftliche und politische Interessen) stellt als Förderung ihrer Partizipation ein wichtiges Handlungsprinzip der Offenen Jugendarbeit dar. • Kultur der 2./3./4. Chance: Junge Menschen machen Fehler, gehen (immer wieder) über Grenzen, fordern Sanktionen heraus, indem Grenzen übertreten werden. Durch das Handlungsprinzip der „Kultur der 2./3./4. Chance“ in der Offenen Jugendarbeit erlebt der junge Mensch Konsequenzen seines Handelns nicht als endgültige Reaktion, sondern auch als Angebot sich fachlich begleitet (persönlich) weiterentwickeln zu können. Offene Jugendarbeit ist auch für junge Menschen da, wenn sie Grenzen übertreten haben. Sie sanktioniert zwar und zieht Konsequenzen, bleibt aber nach wie vor in Beziehung mit dem jungen Menschen und ermöglicht so Wege alternativer Meinungsbildungen und Handlungsoptionen. Ausblick Durch diese erste bundesweite Begriffsklärung wird gemeinsame Qualitätsweiterentwicklung der Offenen Jugendarbeit in Österreich ermöglicht. Sie bildet im Sinne eines dynamischen Begriffsverständnisses die Grundlage für den Aufbau einer Vernetzung von Offener Jugendarbeit, fördert Fachlichkeit, wechselseitiges Verständnis und die Vielfalt. (ARGE Offene Jugendarbeit und Fachgruppe Offenen Jugendarbeit, 2008) DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in der Steiermark, Vers. 4 (2013) - 68 - Offene Jugendarbeit befindet sich im Schnittpunkt zwischen Jugendkultur und Gesellschaft VI. Literaturverzeichnis Ferchhoff, Wilfried: Jugendkulturen; In: Deinet, Ulrich/ Sturzenhecker, Benedikt (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit; 3., völlig überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Wiesbaden 2005, Sekundärliteratur: S. 113 – 123. ARGE Offene Jugendarbeit und Fachgruppe Offene Fromme, Johannes: Freizeit gestalten; In: Deinet, Jugendarbeit: Offene Jugendarbeit in Österreich. 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