VERDAMMT - Sas-Tec

P R O D U K T T E S T
VERDAMMT
VIEL
Textilkombis im 4000-Kilometer-Test
STOFF
Auf diesem Foto sehen Sie 28,7 Kilo Stoff für insgesamt
7340,80 Euro. Was einem stolzen Kilopreis von 255,78
Euro entspricht. Das ruft doch nach einem ganz speziellen Test im XXL-Format. Also geben diese sechs Herren
mal richtig Stoff und schauen, wie ihre Fahranzüge eine
4000-Kilometer-Runde wegstecken.
Von Jörg Lohse; Fotos: Markus Jahn, Lohse, mps-Fotostudio
10 0
KLIM
HELD
DANE
STADLER
IXS
RUKKA
BADLANDS PRO
MONTERO/SALERNO
OSTED/JYLLAND
BENT GTX/LINE GTX
SARAGOSSA/CHECKER EVO
R-ANDROID
1398 EURO
899,90 EURO
1048 EURO
1588 EURO
758,90 EURO
1648 EURO
PRODUKTTEST
17/2015
w w w. m o to r r a d o n l i n e. d e
PRODUKTTEST
101
Sechs MOTORRAD-Reifentester auf
großer Korsika-Rundfahrt. Perfekte
Bedingungen, um auch der Fahrer­
ausrüstung auf den Zahn zu fühlen
Textilkombis im 4000-km-Test
G
Richtig kaufen: Textilkombis für Tourenfahrer
Guter Stoff für einen
Traumurlaub
Nieselregen bei der Abfahrt, flotte Etappen über die Autobahn, eisiger Wind auf der Passhöhe, brütend heiße Stadtdurchfahrten im Süden. Unsere Tipps für die Kleiderauswahl.
Kragen  Muss einen perfekten Übergang
zum Helm bilden. Ansonsten droht bei Regen
Wassereinbruch. Muss sich leicht verschließen
lassen. Perfekt, wenn er eine flatterfreie Belüftungsfunktion für heiße Sommertage hat.
 Umbaumöglichkeiten  Mit oder ohne Thermofutter, große Lufteinlässe, ggf. lässt sich
auch noch die Klimamembran herausnehmen?
Ohne flink verstellbare Gurte zur Weitenregulierung an Ärmeln, Beinen sowie Hüfte mutiert
der Anzug schnell zum nervigen Flattermann.
 Taschen  Es muss nicht zig Verstaumöglichkeiten geben. Im Regelfall reichen zwei große
(und wasserdichte!) Außentaschen an der Jacke (z. B. für eine Kompaktkamera), dazu zwei
(gepolsterte) Innentaschen für Papiere, Geldbörse und Smartphone. Bequem: wenn die
Hose zwei (schräge!) Einstecktaschen hat.
So testet MOTORRAD
Auf großer
Ausfahrt
S
chon immer hat sich der MOTORRADReifentest (siehe Ausgaben 12, 13 und
14/2015) bewährt, um neben den Reifen
auch das Equipment für die Piloten einem
Hardcore-Praxistest zu unterziehen. Schließlich werden innerhalb kürzester Zeit viele
Tausend Kilometer bei Wind und Wetter
her­untergeritten, was natürlich auch das
Material der Textilanzüge besonders fordert. Dazu werden zigmal Reißverschlüsse
hin- und hergezippt oder Klettverschlüsse
geöffnet und wieder verschlossen. Die An­
züge müssen sich dabei in unterschied­lichs­
ten Fahrsituationen bewähren: bei High­
speed-Etappen über Autobahnen oder auf
schweißtreibenden Singletracks im Hinterland Korsikas. Zurück in Stuttgart geht es
ans Eingemachte: Begutachtung der Verarbeitungsqualität nach dieser Gewaltetappe
von Süddeutschland auf die Mittelmeer­
insel, dazu eine genaue Laboranalyse der
ein­
gesetzten Protektoren (mehr dazu im
Kas­ten auf Seite 108).
 Übergang Jacke/Hose  Gut aufeinander
abgestimmte Kombinationen zeichnen sich
dadurch aus, dass Jacke und Hose am Rücken
weit überlappen und vorne keine nervigen
Falten werfen. Ideale Kopplung: ein langer
Verbindungsreißverschluss.
 Protektoren  Zur Minimalausstattung gehören satt sitzende, CE-geprüfte Aufpralldämpfer für Schultern, Ellbogen und die Knie. Am
besten sind obendrein Hüfte und Rücken
durch anständige Protektoren geschützt. Besonders fortschrittliche Hersteller wappnen
auch die Brust mit normierten Sturzpolstern.
Mare et Monti: Die alpine Mittelmeerinsel stellt die Bekleidung der Piloten
vor besondere Herausforderungen
17/2015
ehören Sie auch zu den Urlaubern, die sich auf alle Eventualitäten vorbereiten? Dann sind
Sie bei diesem Test genau richtig.
Sollten Sie mehr der spontane Typ sein
(„Egal was kommt, wird schon irgendwie
weitergehen“), auch dann laden wir Sie
herzlich ein, uns bei dieser 4000 Kilometer
langen Testrunde zu begleiten.
Denn wenn der MOTORRAD-Reifentest
in seine finale Runde geht, ist zwar klar,
wo es hingeht: welche Strecken abgefahren
werden, welche Etappenziele pünktlich
zu erreichen sind, wie viel Kilometer zum
Schluss auf dem Tacho stehen. Doch was
genau zwischen Kilometer 1 und 3999 passiert, bleibt in jedem Jahr trotz aller Erfahrungswerte aus den Vorjahren ein großes
Fragezeichen. Ein heftiger Wintereinbruch,
selbst wenn man erst spät im Frühling in
den Alpenraum startet? Stundenlange
Autobahnfahrten bei strömendem Regen?
Sengende Sonne und ein steiler Temperaturanstieg auf über 30 Grad? Alles schon
dagewesen – auf einer Tour! Deshalb stellt
sich in jedem Jahr die spannende Frage:
Gibt es die perfekte Ausrüstung, mit der
man sich auf einen Schlag gegen alles
wappnen kann? Sechs Anbieter aus dem
Premiumbereich dürfen auch beim 2015erReifentest wieder zeigen, ob sie für den
Fernfahrer unter den Bikern das Rundumsorglos-Paket im Sortiment haben.
Erste Sichtprobe der Kombinationen vor
der Abfahrt. Gefahren wird ausschließlich
in Textil. Leder bietet in Sachen passiver Sicherheit zwar die besten Werte, aber unter
dem Aspekt aktive Sicherheit ist und bleibt
Textil weiterhin ungeschlagen. Auch wenn
manche Hersteller inzwischen versuchen,
Leder durch Klimamembran-Konstruktionen allwettertauglich zu machen: Der
Spagat, Komfort sowohl an nasskalten wie
sonnig-heißen Tagen zu liefern, gelingt
Kunstfaseranzügen deutlich besser.
Dass Textilkombinationen dabei wie ein
unförmiger Sack am Körper rumschlackern
und sich bei flotter Autobahnfahrt wie ein
Ballon aufblasen müssen, hat sich inzwischen erledigt. Moderne Cordura-Gewebe
(siehe Material-ABC auf S. 104) mit entsprechend hohem Stretchanteil sorgen dafür,
dass Textilanzüge mittlerweile ähnlich präzise wie eine Lederkombi sitzen können –
dabei aber weiterhin deutlich mehr Komfort
bieten. Erfreulicher Nebeneffekt: Auch die
Protektoren sitzen somit spürbar präziser.
Bevor nun alle Reiß- und Klettverschlüsse zugemacht werden, ein paar Worte zum
Untendrunter. Immer wieder genommen:
das Lieblings-T-Shirt oder, wenn es kälter
wird, der Strickpullover aus Baumwolle.
Manche schaffen es sogar, die Textilhose
über eine Jeans zu streifen. Wer so fährt, hat
w w w. m o to r r a d o n l i n e. d e
DANE
HELD
OSTED/JYLLAND
MONTERO/SALERNO
ANBIETER: Motoport, Telefon 0 44 56/
89 95 71 00, www.motoport.de; PREIS: Jacke
649 Euro, Hose 399 Euro, komplett 1048 Euro;
GRÖSSEN: Jacke Herren 48 bis 62 und Damen
34 bis 46, Hose Herren 48 bis 60 und 98 bis 114;
FARBEN: Jacke in Silbergrau/Schwarz/Rot und
Schwarz, Hose in Schwarz; GEWICHT: 3,7 kg
(Größe 50); MATERIALIEN: Außengewebe
aus Polyamid, Futterstoff und herausnehmbares
Thermofutter aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND:
Indonesien
ANBIETER: Held, Telefon 0 83 21/6 64 60,
www.held.de; PREIS: Jacke 499,95 Euro, Hose
399,95 Euro, komplett 899,90 Euro; GRÖSSEN:
Jacke Herren S bis 3XL, in Schwarz bis 5XL, Damen DS bis D3XL, in Pink bis DXL, Hose Herren
S bis 5XL sowie Kurz- und Langgrößen, Damen
DS bis D3XL; FARBEN: Jacke in Schwarz,
Schwarz/Rot, Schwarz/Weiß, Schwarz/Blau und
Schwarz/Pink, Hose in Schwarz und Schwarz/
Weiß; GEWICHT: 3,8 kg (Größe L); MATE­RIA­
LIEN: Außengewebe aus Polyamid, Futterstoff
und herausnehmbares Thermofutter aus
Poly­ester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex;
HER­STEL­LUNGSLAND: Vietnam
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Sitzt geschmeidig und komfortabel. Der knacki­
ge Sitz bleibt auch bei hohem Autobahntempo
erhalten. Kleines Minus: stets präsente Druckstellen am Knie
WETTERSCHUTZ
Störende Zugluft an den Ärmeln (Reißverschlüsse drücken sich auf) und am Hals (schwach
haftender Magnetverschluss), ansonsten solider
Schutz gegen schlechte Wetterlagen und bei
niedrigen Temperaturen
SICHERHEIT
Dürftiges Protektorenpaket. Rücken und Hüfte
werden nur gegen Aufpreis geschützt
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Sehr gut verarbeitet, patzt aber bei Details wie
z. B. der Taschenanordnung an der Hose
XFAZIT
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Punktet durch sein geringes Gewicht und einen
knackig-sportlichen Sitz, der auch bei hoher
Reisegeschwindigkeit nicht außer Form gerät
WETTERSCHUTZ
Durch vielfältige Belüftungsmöglichkeiten und
kühlendes Coolmax-Futter vor allem an heißen
Tagen erste Wahl – besonders klasse der breite
Fronteinlass der Jacke. Sehr guter Regenschutz
SICHERHEIT
Zwar nur die übliche Standardausrüstung ohne
Rücken und Hüfte, dafür aber sitzen die Protektoren einwandfrei und decken hervorragend ab
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Top gemacht, viele durchdachte Details
XFAZIT
Autsch, Dane reißt mit der Kombi knapp
die 1000-Euro-Schallmauer, bietet aber
dafür nur eine dürftige Protektorenausstattung. In der Praxis zeigt der Anzug
­keine echten Ausfallerscheinungen, aber
kleine Detailschwächen können nerven.
Tolle All-Season-Kombination zum attraktiven Preis. Held zeigt, dass auch deutlich
unter 1000 Euro anständige Anzüge für
fernreisende Motorradler angeboten werden. Noch knapp 100 Euro in Extra-Protektoren investiert – mehr braucht man nicht!
Urteil: gut
Urteil: gut
PRODUKTTEST
103
Der Touratech
Partner für Reifen
Textilkombis im 4000-km-Test
natürlich arge Probleme mit der Passform.
Viel wesentlicher ist aber, dass die sogenannte Atmungsaktivität damit komplett
flachfällt. Und der Träger des HightechWunderanzugs wundert sich, warum er sich
bei der herrlich sonnigen Kaffeepause aus
einer innen klatschnassen Kombi schält.
Deshalb kurz noch einmal das Funk­
tionsprinzip einer Klimamembran in Erin­ne­
rung gerufen: Sie besteht in erster Linie aus
einer dampfdurchlässigen Folie, durch die
der anzug
für die echten
Abenteurer.
Material-ABC
Etiketten-
Kunde
KLIM
SARAGOSSA/CHECKER EVO
BADLANDS PRO
ANBIETER: Hostettler, Telefon 0 76 31/1 80 40,
www.ixs.de; PREIS: Jacke 459 Euro, Hose
299,90 Euro, komplett 758,90 Euro; GRÖSSEN:
Jacke Herren S bis 5XL, Damen DS bis D5XL,
Hose Herren S bis 6XL, Damen DXS bis D5XL sowie Kurz- und Langgrößen; FARBEN: Jacke in
Schwarz, Schwarz/Rot, Schwarz/Fluo-Gelb und
Grau/Schwarz, Hose in Schwarz; GEWICHT:
4,2 kg (Größe L); MATERIALIEN: Außenge­
webe aus Polyamid, Futterstoff aus Polyester/
Polyamid, herausnehmbares Thermofutter
aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex;
HERSTELLUNGSLAND: Vietnam
ANBIETER: Klim Europe, Telefon 00 41/
2 13 21 87 42 (Schweiz), www.klim.com;
PREIS: Jacke 799 Euro, Hose 599 Euro, komplett 1398 Euro; GRÖSSEN: Jacke Herren S
bis 3XL, Hose Herren 30 bis 42 sowie Tall-32 bis
Tall-40; FARBEN: Jacke in Schwarz, Schwarz/
Grau und Schwarz/Fluo-Gelb, Hose in Schwarz
und Schwarz/Grau; GEWICHT: 5,6 kg (Größe
XL); MATERIALIEN: Außengewebe aus
Poly­amid (Nylon), Futterstoff aus Polyester;
KLIMA­- MEMBRAN: Gore-Tex;
HERSTELLUNGSLAND: China
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Sitzt im Vergleich zum Testfeld nicht so knackig.
Jacke bauscht sich bei höherem Tempo schnell
auf und bietet bei aktiver Fahrt im Gebirge nicht
die Geschmeidigkeit anderer Anzüge
WETTERSCHUTZ
Klassisches Ausstattungspaket für den ganzjährigen Einsatz. Angenehme Belüftungsfunktion,
akzeptable Isolation. Der eigentlich gute Regenschutz wird durch den tief sitzenden Kragen
allerdings stark geschmälert
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Trägt sich trotz des vergleichsweise hohen Gewichts (auf dem Niveau einer Fullsize-Lederkombi) noch angenehm. Lässt sich durch pfiffige Details wie einen integrierten Nierengurt
aber sehr gut „auf Figur“ trimmen
WETTERSCHUTZ
Bis zum hochgezogenen und eng anliegenden
Kragen sehr guter Nässeschutz. Für heiße
Sommertage einwandfrei belüftet. Für kühle
Tage aber zu dürftig ausgestattet
SICHERHEIT
Besser als der Standard: Gelenk- plus Rückenprotektoren, Größen aber knapp bemessen
SICHERHEIT
Bietet neben Gelenk-, Hüft- und Rückenprotektoren auch ein Schutzpolster für die Brust. Aber
nicht auf dem Niveau eines „echten“ Protektors
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Wertige Machart, aber sehr verspielter Aufbau
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Top verarbeitet, sinnvoll durchdachte Details
XFAZIT
XFAZIT
Textilkombi im Old-School-Look. Im Vergleich zum übrigen Testfeld bleibt auf der
4000-Kilometer-Runde ein echter Aha-Effekt aus. Neuralgischer Punkt bei Schlechtwetter: der tief ausgeschnittene Kragen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt aber.
Urteil: gut
Die hierzulande noch unbekannte USMarke Klim weiß durchaus zu überzeugen.
Vor allem kann der Badlands Pro durch
sein ausgefeiltes Sicherheitspaket einen
neuen Maßstab definieren. Trotz des hohen
Preises aber kein All-Season-Allrounder.
Was ist was bei Textilkombis?
Ein Blick auf und unter die Haut
 Das Außenmaterial  besteht im
Regelfall aus Polyamid (PA), auch unter dem Namen Nylon bekannt. PA
ist elastisch und besitzt bei geringem Gewicht eine hohe Reiß- und
Scheuerfestigkeit – allerdings immer
noch weit von Leder entfernt. Selbst
die PA-Edelversion Cordura (Markenname von DuPont) mit einer etwas
besseren Abriebfestigkeit! Wichtig:
Verstärkungen an Sturzzonen.
 Die Klimamembran  soll Regen
aussperren, Schweiß durch ihre
Dampfdurchlässigkeit („Atmungsaktivität“) nach außen transportieren.
Grundvoraussetzung dafür: das Tragen von Funktionswäsche – Baumwolle (z. B. in Form von T-Shirts) ist
tabu. Im Highend-Bereich hat sich
Gore-Tex (chemische Basis: Polytetra­
fluorethylen) etabliert.
18/2012
Der Futterstoff  wird meist aus Polyester (PES) gefertigt. Doch es gibt
Riesenunterschiede. Zum Beispiel
PES als 3-D-Meshgewebe, das für eine angenehme Luftzirkulation sorgt.
18/2012
Anzug mit Klimamembran
Außengewebe aus
z. B. Polyamid
Atmungsaktive, wasser- und
winddichte Klimamembran
Futterstoff aus z. B. Polyester
Das Poren-Prinzip von Gore-Tex:
Wasser in Form von Dampf geht
durch, als Tropfen dafür nicht
Urteil: gut
Grafik: W. L. Gore & Associates
IXS
Der Touratech
Partner für Öle & Pflegemittel
11/2012
EMPFEHLUNG
10/2014
WORLDWIDE
10 4
PRODUKTTEST
17/2015
11/2013
Ob Testsieger, Kaufempfehlung oder Härtetest in Afrika –
der Compañero von Touratech
überzeugt auf ganzer Linie.
Sportlicher Sommeranzug plus
separate, wetterfeste Membrankombi (All Weather Add) für
kühle und nasse Tage.
COMPANERO.TOUR ATECH.DE
Schweiß verdunsten kann, die im Gegenzug aber Wassertropfen nicht passieren
lässt. „Atmungsaktiv“ ist natürlich insofern
irreführend, weil das Gewebe alles andere
als aktiv ist. Und dass der Mensch auch in
Gore-Tex & Co weiterhin schwitzt, ist einfach ein biologisches Grundprinzip des
­Körpers. Weshalb direkt auf der Haut ausschließlich spezielle Funktionsstoffe getragen werden sollen, wie sie auch im Sport,
z. B. beim Radfahren oder Wandern verwendet werden. So wird vermieden, dass der
Schweiß zwischen Haut und Anzug stecken
bleibt. Mittlerweile hat nahezu jeder Anbieter diverse Sets für verschiedene Wetter­
lagen im Programm – für ein gut sitzendes,
funktionales und zudem noch bequem sitzendes Set müssen allerdings noch einmal
rund 100 Euro angelegt werden.
RUKKA
STADLER
R-ANDROID
BENT GTX/LINE GTX
ANBIETER: Rukka, Telefon 0 40/5 51 10 55,
www.rukka.de; PREIS: Jacke 949 Euro, Hose
699 Euro, komplett 1648 Euro; GRÖSSEN:
­Jacke und Hose Herren 46 bis 62; FARBE:
Schwarz; GEWICHT: 5,9 kg (Größe 52);
MATERIALIEN: Außengewebe aus Polyamid,
Futterstoff und herausnehmbares Thermofutter
aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex;
HERSTELLUNGSLAND: China
ANBIETER: Stadler, Telefon 0 85 43/9 62 00,
www.stadler-bekleidung.de; PREIS: Jacke ab
999 Euro, Hose ab 589 Euro, komplett 1588 Euro
(zehn Prozent Aufpreis für Größen in Sonderanfertigung); GRÖSSEN: Jacke und Hose Herren
48 bis 62, Damen 36 bis 46, sowie Kurz- und
Langgrößen; FARBEN: Jacke in Schwarz/Grau/
Rot, und Schwarz/Grau/Platin, Hose in Schwarz/
Silber und Grau/Silber; GEWICHT: 5,5 kg (Größe 52); MATERIALIEN: Außengewebe und
Futterstoff aus Polyamid, herausnehmbare Thermojacke aus Polyester; KLIMAMEMBRAN:
Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: Kroatien
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Rukka-typisch erstklassiger Sitz, weshalb die
Kombi sportliches Turnen auf kleinen Pass­
straßen genauso mitmacht wie flotte Turns über
die Autobahn. Auf Dauer spürt man aber das
extrem hohe Gewicht – insbesondere durch die
schwer auftragenden Protektoren
WETTERSCHUTZ
Von Kopf bis Fuß nicht nur auf Schlechtwetter
eingestellt: wasserdichte Reißverschlüsse,
abnehmbarer Extrakragen, ein hervorragend
wärmendes Daunenfutter für die Kälteperiode,
angenehme Lufteinlässe für heiße Tage
SICHERHEIT
Bis auf die Brust eine komplette sowie sauber
positionierte Protektorenausstattung an den
Gelenken, der Hüfte und dem Rücken
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Top durchdacht. Außengewebe zeigt aber nach
dem Trip unansehnliche Verschleißspuren
XFAZIT
PASSFORM/TRAGEKOMFORT
Wiegt viel, trägt sich dafür aber vergleichsweise
leicht und geschmeidig. Nahezu perfekte
Größen und Proportionen, die sich auf Wunsch
auch weiter individualisieren lassen
WETTERSCHUTZ
Pfiffiger Regenschutz durch ein separates GoreTex-Inlay in Jacke und Hose, das sich wahlweise
drunter oder drüber tragen lässt. Im Sommer
hervorragend durchlüftet, für kalte Tage gibt es
eine warme Softshelljacke
SICHERHEIT
Die Brust fehlt, aber ansonsten punktet Stadler
durch ein optimal sitzendes Protektorenpaket
AUSSTATTUNG/VERARBEITUNG
Klasse und absolut wertig gemacht
XFAZIT
Der teuerste Anzug im Test hinterlässt
nach der Korsika-Rundfahrt in Sachen
Oberflächengüte den unansehnlichsten
Eindruck. Schade, denn ansonsten kann
die Finnen-Marke vom Tragekomfort bis
zum Wetterschutz hervorragend punkten.
Eine Anschaffung fürs Leben? Die 4000Kilo­meter-Tour steckt der Stadler-Anzug
jedenfalls ohne nennenswerte Gebrauchsspuren weg. Besonders gefallen die praxisnahen Features wie das im Stil eines
­Regenanzugs konzipierte Gore-Tex-Inlay.
Urteil: gut
Urteil: sehr gut
10 6
PRODUKTTEST
Und wo wir gerade beim Thema Geldausgeben sind: Obwohl wir uns in der textilen
Oberklasse bewegen, werden bei manchen
Herstellern noch einmal Extrabeträge fällig,
wenn es um das Thema passive Sicherheit
geht. In Sachen Protektorenausstattung
(sie­he Tabelle auf Seite 108) hat sich eine
Vollausstattung inklusive Hüft- und Rückenprotektoren noch lange nicht etabliert,
selbst wenn der Preis die 1000-Euro-Schallmauer knackt (z. B. Dane). Dieser Prüfpunkt
wird 2016 noch einmal an Schärfe gewinnen, wenn die lang erwartete Brustprotektoren-Norm EN 1621-3 endlich verabschiedet wird. Bislang zeigt sich in diesem Testfeld nur ein Anbieter gewappnet, die Front
mit einer gepolsterten Ein­lage zu schützen
No Animals were harmed…Was bei
Hollywood-Schinken im Abspann
steht, gilt auch für den Test. Garantiert vegan aufbereitete Kunstfasern
erfreuen das korsische Wildschwein
Aufgefallen im 4000-Kilometer-Test
Wenn Kleinigkeiten
richtig nerven
In der Premiumklasse erwartet man auch im Detail eine perfekte
Handschrift. Doch das klappt nicht immer. Auf 4000 Kilometern
können manche Zipperlein jedenfalls mächtig den Spaß vermiesen.
Dane Im Prinzip bestechend
einfach gemacht
– der Kragen­
verschluss per
Magnet. Hat sich
auch bei anderen Herstellern
(z. B. Held) etabliert. Stimmt aber wie bei Dane die
Haftstärke nicht, flattert’s gewaltig
IXS Druckknopf, Klett
oder Schlaufe?
Die Ixs-Designer
wollten sich
nicht festlegen
und bieten
gleich alle drei
Möglichkeiten
auf einmal an. In der Praxis nervt dieser komplizierte Aufbau aber schnell
Rukka Die 4000
Kilometer machten der FinnenKombi mächtig
zu schaffen. Keine funktionellen
Ausfälle, aber
die Oberflächengüte ließ durch
Fäden und Knötchenbildung bereits
zur Halbzeit kräftig nach
Held Pfiffige
Lösung für wirklich heiße Tage –
der Frontverschluss mit Belüftungsstellung. Erzielt
nahezu den gleichen Effekt, wie
wenn man mit offener Jacke fährt. So
ist es aber eindeutig sicherer
Klim Ideal,
wenn sich Zipper schnell und
sicher fassen
­lassen, um z. B.
beim Ampelstopp die Luftzufuhr schnell
öffnen oder
schließen zu können. Praktisch: die gegenläufigen Reißverschlüsse bei Klim
Stadler Wird
gerne vermieden:
Reißverschlüsse
per Klett abzudecken. Weil sonst
eine drückende
Wulst entsteht.
Auf der anderen
Seite wird so der
Zipper während der Fahrt immer wieder
aufgedrückt. Und das nervt
Fotos: mps-Fotostudio
Textilkombis im 4000-km-Test
Die Protektoren auf dem Prüfstand
Textilkombis im 4000-km-Test
Mal richtig Schläge
(Klim). Allerdings noch weit von dem entfernt, was ein echter Brustprotektor leisten
sollte (siehe links).
Erfreuliche Bilanz nach dieser Tour:
Auf die Erprobung der passiven Sicherheitsmerkmale konnte in der Praxis gottlob verzichtet werden. Auf dem Prüfstand blieben
alle (und zum Teil deutlich) unter den erlaubten Grenzwerten. Und welche Kombi ist
nun die Beste für alle Tage? Schön, dass es
hier zwei Lösungen je nach Geldbeutel gibt:
Mehr oder minder die Anschaffung fürs
­Leben kommt in Form des Stadler-Anzugs.
Für etwas mehr als die Hälfte bietet aber
auch die Held-Kombi einen klasse Gegenwert. In diesem Sinne: gute Reise!
kassieren
Protektoren gelten als Knautschzonen für Motorradfahrer. Doch wie effektiv können sie einen harten Aufprall wirklich wegfiltern? Auf dem Fallprüfstand müssen
die Knochenschützer unserer Testkombis Farbe bekennen.
Protektorenausstattung
Gelenke
Ellbogen
Knie












Schulter






Dane
Held
Ixs
Klim
Rukka
Stadler
Rücken






35
30
25
Grenzwert Level 2
20
Ixs
15
Stadler
5
Kraft in kN
Kraft in kN
10
0
-5
0 1 2
Zeit in ms
3
4
5
6
7
8
9
10
Seit Neuestem gibt es auch einen
­härteren Level 2 für die Gelenke. Der
wird von Stadler locker unterboten
10 8
PRODUKTTEST
*
20
Grenzwert Level 1
18
16
14
12
10
Grenzwert Level 2
8
Rukka
6
Stadler
4
2
0
-2
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Zeit in ms
ng
be
Eu
ro
*
Pr
ei
si
rt
ei
n
l*
e
U
30
30
20
20
100
Stadler Bent GTX/Line GTX
24
26
17
18
85
sehr gut
1588,00
Klim Badlands Pro
24
24
18
17
83
gut
1398,00
Held Montero/Salerno
22
28
12
18
80
gut
899,90
Rukka R-Android
22
28
16
14
80
gut
1648,00
Dane Osted/Jylland
22
24
10
15
71
gut
1048,00
Ixs Saragossa/Checker Evo
20
20
15
16
71
gut
758,90
* 100 bis 85 Punkte = sehr gut; 84 bis 70 Punkte = gut; 69 bis 55 Punkte = befriedigend; 54 bis 40 Punkte = ausreichend; 39 bis 0 Punkte =
mangelhaft; ** Preis für eine komplette Kombination (Jacke/Hose) in Standard-Herrengröße ohne Extras (z. B. Zusatzprotektoren)
Brustschutz: steckt noch in den Kinderschuhen. Das Brustgitter von Klim
scheitert bei halber Normbelastung
Unterm Strich ein gutes
E­ rgebnis, das nach der 4000
Kilometer langen Testrunde von
Stuttgart nach Korsika und zurück in
unserer Bilanz zusammengefasst wird.
Aber: Es gibt noch reichlich Luft nach
oben. Vor allem in Sachen Si­cherheit.
Von Premiummarken darf man erwarten, dass sie eine gewisse Vor­reiter­funk­
tion einnehmen. Umso erstaunlicher ist
es, dass bislang nur Klim das Thema
Brustprotektor einigermaßen auf dem
Schirm hat – obwohl immer noch weit
von den Anforderungen der künftigen
Norm entfernt. Stadler schafft knapp ­das
„sehr gut“, Held ist ein Tipp für preis­
bewußte Käufer.
*
/V
er
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m
m
-
Su
Au
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st
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he
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ch
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FAZIT
itu
t
fo
r
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om
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ra
g
rm
W
et
sfo
Maximale Punktzahl
Brust
Rückenprotektoren
Grenzwert Level 1
Rückenprotektoren: Rukka (l.) bietet
bei gleicher Herrengröße (52) deutlich
weniger Schutzfläche als Stadler
Brustschutz
40
Grenzwert Level 1
35
30
Travel Zip + Street
Klim
25
Nur das Beste ...
Grenzwert Level 2
20
15
10
Kraft in kN
40
ENDWERTUNG
Torso
Hüfte






 = Serie;  = optional erhältlich; * Brustschutz entspricht nicht der geplanten Norm EN 1621-3
Gelenkprotektoren
www.motorradonline.de/produkttest
Pa
s
D
ie Daumenprobe im Laden – ein netter
Versuch, um die Schutzausrüstung von
Jacke und Hose zu untersuchen. Aber mehr
auch nicht. Wie gut die in der Kombi ein­
gesetzten Protektoren tatsächlich funktionieren, zeigt sich erst, wenn sie aus den
Taschen herausgenommen werden und auf
­einem echten Fallprüfstand landen. Die erste A
­ nalyse findet aber zunächst durch eine Sichtprüfung statt. Motorrad-Protektoren
müssen nach den entsprechenden Normen
gekennzeichnet sein – erst dann dürfen sie
Gelenkprotektoren: Standardform bei
Dane (l.), Oversize-Stil bei Rukka (M.),
anatomisch optimiert bei Held (r.)
10
Die Kurve spricht für Stadler: sehr gute
Rücken-Knautschzone durch sanften
Kraftanstieg und niedrigen Peak
Referenz Sas-Tec CP1
5
0
-5
0 1 2
Zeit in ms
3
4
5
6
7
8
9
10
Regulär sollen Brustprotektoren aus
einem Meter Höhe geprüft werden.
Klim ist bereits bei 40 cm überfordert
17/2015
Fotos: mps-Fotostudio, Lohse (1)
Härtetest: Fünf Kilo Stahl fallen aus einem Meter Höhe auf den Protektor
auch so genannt werden. Welche Norm der
Protektor erfüllt, muss durch einen Aufdruck
erkennbar sein. Grundlage ist eine Europanorm (EN), die es inzwischen in drei Aus­
führungen gibt: EN 1621-1 für Gelenkprotektoren, -2 für Rückenprotektoren und -4
für Motorradfahrer-Airbags. Was fehlt in
der Reihe? Natürlich Strich drei. Diese gibt‘s
noch nicht, sie ist aber bereits in der finalen
Abstimmungsphase. Aller Voraussicht nach
wird die EN 1621-3 ab 2016 die Anforderungen für Brustprotektoren beschreiben.
Das Testverfahren ist aber für alle Protektorenarten ziemlich identisch. Auf dem Fallprüfstand schlägt ein fünf Kilo schwerer
Stahlkörper aus einem Meter Höhe ungebremst auf dem Protektor auf. Darunter
­befindet sich ein Stahlamboss, in dem eine
Messdose die Restkraft ermittelt. Je nach
Protektorenart unterscheiden sich Fallkörper und Ambosskontur, aber auch die zulässigen Grenzwerte.
Wer sicher sein will, dass die Protektoren in
seiner Kombi dem neuesten Standard
entsprechen, sollte darauf achten, dass bei
den Gelenkschützern das Jahr 2012 und bei
Rückenprotektoren 2014 angegeben ist.
Klimaextreme auf Korsika: Raus aus
den kalten Bergen, rauf auf die brütend
heiße Küstenstraße. Gut, wer jetzt auf
kühlende Lufteinlässe setzen kann
EMPFEHLUNG
Ausgabe 7/15
Tankrucksack Street Tourer M
Ausgabe 11/2015
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