Aktueller Kommentar SARS in Asien und die wirtschaftlichen Konsequenzen Auch zwei Monate nachdem sich das SARS- Virus (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) auch auf L n d e r auerhalb Chinas ausgebreitet hat, konnte die Lungenkrankheit bisher nicht - wie erhofft - erfolgreich eingedmmt werden. Je l n g e r es dauert, bis die Ausbreitung von SARS zum Stillstand gebracht werden kann und die negativen psychologischen Nebeneffekte nachlassen, um so gravierender werden die Auswirkungen f r die betroffenen Volkswirtschaften sein. Von den bisher mehr als 5.000 international gemeldeten F l l e n sind 93% der Erkrankungen auf nur drei L n d e r konzentriert: China (58%), Hongkong (31%) und Singapur (4%). Die Auswirkungen von SARS auf diese drei Volkswirtschaften und ihre potenziellen Konsequenzen f r die Weltwirtschaft sind bis dato schwer einzuschtzen; bestimmte Bereiche der Wirtschaft wie Luftverkehr, Tourismus und Einzelhandel, aber auch Industrieproduktion und das Re- Exportgeschft sind nach ersten Einschtzungen jedoch besonders vom SARSProblem betroffen: China: Erst mit Verzgerung kommt das wahre A u s m a der Verbreitung von SARS in China ans Tageslicht. Daraus lassen sich erste, nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftssituation Chinas ableiten. Wie in anderen L n d e r n Asiens f h r t der Ausbruch von SARS z. Zt. auch in China zu einem Rckgang der Tourismuseinnahmen und der Verbraucherausgaben. Fhrende Hotels in Shanghai melden einen R c k g a n g der Hotelauslastung auf 30% (von normalerweise 80%). Die Anzahl der Touristen in China hat sich im M r z um 6,5% gg. Vj. verringert und wies damit zum ersten Mal seit zwei Jahren einen Rckgang auf. Da die Tourismuseinnahmen nur ca. 1,5% der Wirtschaftsleistung Chinas ausmachen, d r f t e n die durch das Wegbleiben auslndischer Touristen verursachten Einnahmeverluste nicht allzu erheblich sein. Verbraucherausgaben haben jedoch einen BIP-Anteil von ca. 50% (Ausgaben der Stadtbevlkerung: 26% des BIP, privater Verbrauch der Landbevlkerung: 22% des BIP). Der private Verbrauch wird u.a. durch die vorbergehende Schlieung von Sport- und Vergngungssttten (z.B. Kino, Theater) sowie durch Verhaltensnderungen wie das Vermeiden g r e r e r Menschenansammlungen beeintrchtigt werden. Ein entscheidender Faktor werden die Dauer der Verbreitung von SARS sowie das A u s m a der Neuinfektionen in den verschiedenen Provinzen und Regionen sein. Die bisher bekannten SARS- Infektionen konzentrieren sich auf die stlichen Provinzen und die Kstenregionen. Deshalb k n n t e das Konsumverhalten der Stadtbevlkerung s t r k e r beeintrchtigt sein als der private Verbrauch der Landbevlkerung. Zur Verringerung des Ausbreitungsrisikos r t die Regierung der Bevlkerung von g r e r e n Reisen innerhalb des Landes ab und k r z t e die Feiertage der "Goldenen Woche" Anfang Mai von sieben auf drei Tage. Die Wachstumsverluste d r f t e n im zweiten Quartal weit ausgeprgter sein als noch im M r z . Es bleibt allerdings offen, ob und in welchem A u s m a das zweite Hj. 2003 betroffen sein wird. Sollte SARS sich bis ins dritte Quartal hinein weiter ausbreiten, k n n t e dies zu einer weiteren Wachstumsbelastung f h r e n , da SARS sich zum Risikofaktor f r Produktionsstandorte und den Zufluss auslndischer Investitionen entwickeln w r d e . Bisher hatte SARS keinen negativen Einfluss auf die chinesische verarbeitende Industrie. Das zeigt der Anstieg der Industrieproduktion von 17,2% gg. Vj. im 1. Quartal. Fabrikschlieungen und Produktionskrzungen k n n t e n jedoch Realitt werden, wenn die Lage sich weiter zuspitzt. Betriebe k n n t e n aufgrund von Quarantnemanahmen vorbergehend geschlossen werden und Messestornierungen sowie Reisebeschrnkungen k n n t e n Auftragsvergaben und Geschftsabschlsse selbst bei nicht direkt von SARS-Erkrankungen betroffenen Unternehmen verzgern oder gar verhindern. Des weiteren k n n t e n Geschftspartner/ Kunden auerhalb Chinas aufgrund der anhaltenden Unsicherheit Auftrge bzw. Produktion (temporr) in andere L n d e r verlagern, um sensible internationale Produktionsprozesse und Logistikketten vor Unterbrechungen durch SARS zu schtzen. Letzteres mag nicht immer m g l i c h sein, gewisse Umleitungseffekte in nicht von SARS betroffene L n d e r sind jedoch denkbar. Obwohl es schwierig ist, bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine solide Prognose abzugeben, k n n t e n die o.g. Faktoren zu einer Wachstumseinbue von 0,5-1,0 Prozentpunkten in diesem Jahr f h r e n . Bei einem hohen Wirtschaftswachstum von 7-8% pro Jahr scheint dies jedoch verkraftbar zu sein. Problematisch w r e die Entwicklung dann, wenn Produktionsausflle in der Industrie im g r e r e n Umfang nicht mehr zu vermeiden w r e n . Dann drohten auch Rckwirkungen auf die Nachbarstaaten. Nennenswerte Produktionsunterbrechungen in China k n n t e n eine Schockwirkung bei Chinas g r o e n Handelspartnern in Asien und den G3- Staaten auslsen. Dies gilt insbesondere f r die L n d e r , die in hohem M a e von China als Produktionsstandort f r ihre Re- Exporte abhngig sind. Hier werden besonders einige L n d e r Asiens betroffen sein, da mindestens zwei F n f t e l der chinesischen Importe aus asiatischen L n d e r n Vorleistungsgter f r die Produktion von Exporten in andere L n d e r sind. Hongkong: Da trotz erster Anzeichen f r eine Verbesserung der Situation noch unklar ist, wann die Ausbreitung von SARS unter Kontrolle gebracht werden kann, scheint die Belastung f r die Wirtschaft Hongkongs ein h h e r e s A u s m a anzunehmen als zunchst erwartet worden war. Hier s c h l g t zu Buche, dass Hongkong in erheblichem M a e vom Dienstleistungssektor abhngig ist, der nicht weniger als 84% zum BIP beitrgt. R c k l u f i g e r Tourismus und eine Einschrnkung der Aktivitt der heimischen Nachfrage f h r e n zu einem Rckgang der Geschfte bei Fluggesellschaften, Hotels, Einzelhandel und dem Unterhaltungssektor. Die Hotelbranche, die Gastronomie und der Einzelhandel haben einen BIP- Anteil von 6%. Auf der Nachfrageseite tragen der private Verbrauch b e r 50% und die Tourismuseinnahmen 6% zum BIP bei. 40% der Touristen im Jahr 2002 kamen aus China, so dass ein Rckgang der Touristenzahlen vom chinesischen Festland um 75-80%, wie seit Mitte M r z eingetreten, zu gravierenden Einbuen f h r t . Hongkongs g r t e Fluggesellschaft, Cathay Pacific Airways, meldete einen Verlust von USD 3 Mio. pro Tag, obwohl das Geschftsvolumen im Gtertransport noch aufrechterhalten werden konnte. Eine entscheidende Frage ist jetzt, ob die Angst vor SARS auch andere Wirtschaftssektoren negativ beeinflussen k n n t e . Messestornierungen und Restriktionen bei Geschftsreisen k n n t e n Verzgerungen bezglich Auftragserteilungen sowie Geschftsabschlssen nach sich ziehen. Sollte dieser Zustand andauern, k n n t e dies zu betrchtlichen Geschftseinbuen f h r e n , da Kunden sich nach alternativen Geschftsmglichkeiten umsehen drften. Dienstleistungen im Export-/ Importhandel sowie in den Bereichen Transport und Lagerung haben einen BIP- Anteil von knapp 30%. Wenn sogar das chinesische ReExportgeschft durch die Ausbreitung von SARS betroffen w r e , k n n t e dies zu einem noch deutlicheren Wachstumseinbruch f h r e n . Angesichts dieser Situation haben sich die Cash Flow- Probleme vieler Unternehmen und Einzelpersonen verstrkt. Dies k n n t e auch negative Auswirkungen auf den Finanzsektor haben. In einem Szenario, in dem die Angst vor SARS bis zur Jahresmitte nachlsst und die normalen Geschftsaktivitten im zweiten Hj. wieder aufgenommen werden, k n n t e noch immer ein - wenn auch geringes Wirtschaftswachstum in diesem Jahr erzielt werden. Unter pessimistischeren Annahmen k n n t e SARS Hongkong die dritte Rezession innerhalb von f n f Jahren bringen. Singapur: Wenn bzw. weil SARS anscheinend nicht schnell eingedmmt werden kann, hat das Risikoszenario, wonach in Singapur gravierende Konsequenzen mit einer deutlichen Wachstumsbeeintrchtigung um 1-2 Prozentpunkte in diesem Jahr zu erwarten sind, an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Touristen in Singapur ist in den ersten drei Aprilwochen um b e r 60% gg. Vj. zurckgegangen. In vielen Fllen berichteten Hotels, Restaurants, Luftfahrtunternehmen, Reisebros und Einzelhandelsgeschfte seit dem Ausbruch von SARS b e r Geschftseinbuen von b e r 50%. Neben der relativ enttuschenden vorlufigen Einschtzung f r das BIP- Wachstum von 1,9% gg. Vj. im ersten Quartal veranlasste dies die Regierung zu einer deutlichen Senkung ihrer Wachstumsprognose f r 2003 auf 0,5-2,5% gg. Vj. (von 2-5%). Die negativen wirtschaftlichen Folgen von SARS k n n t e n dadurch verstrkt werden, dass einige - besonders kleinere - Unternehmen mglicherweise nicht in der Lage sind, den Geschftseinbuen zu begegnen, und sich zu Betriebsschlieungen veranlasst sehen. Einige Unternehmen haben bereits durch Lohnkrzungen und Personalabbau ihr Ausgabevolumen reduziert. Diese Faktoren tragen zustzlich dazu bei, dass sich der private Verbrauch merklich abschwcht. Obwohl die Regierung ein Finanzhilfepaket in H h e von SGD 230 Mrd. (USD 130 Mio.) in Aussicht gestellt hat, wird sie den Konkurs einiger Unternehmen voraussichtlich nicht verhindern k n n e n . Dies d r f t e auch negative Auswirkungen auf den Finanzsektor haben. Obwohl die wissenschaftliche Forschung b e r SARS noch in ihren Anfngen steckt, deuten Erfahrungen der jngsten Grippeinfektionen im 20. Jahrhundert darauf hin, dass die SARS-Probleme noch einige Monate andauern knnten. Im Vergleich zu frheren Epidemien k n n t e n die Auswirkungen von SARS angesichts der heute global operierenden Unternehmen und der engeren Verknpfung der Handels- und Investitionsaktivitten der verschiedenen L n d e r jedoch umfassender und gravierender sein, sofern es nicht gelingt, das Virus einzudmmen. Zustzliche Brisanz e r h l t das SARS- Virus durch die Tatsache, dass sich sein "Epizentrum" in China befindet, einem Land, welches in den letzten Jahren f r zahlreiche multinationale Unternehmen ein wichtiger Produktionsstandort geworden ist. Autoren: Syetarn Hansakul , Tel. +65 6423-8057, Tamara Trinh , +49 69 910-31706
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